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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 10. Leipzig (Sachsen), 11. März 1843.

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[Beginn Spaltensatz] auch Salme, Meerbarben und die wunderschönen Schlan-
genfische; zuweilen werden auch Delphine, Seekühe,
Schwert= oder Sägefische getödtet. Ehedem hatte die
Jnsel einen Überfluß an Austern, von denen manche
Perlen von ziemlicher Größe und schönem Wasser ent-
hielten; allein die Habsucht der Eingeborenen hat die
Bänke erschöpft und verschiedene Umstände haben deren
neue Besetzung bis jetzt verhindert.

Die vorzüglichsten Ortschaften von Elba sind: 1 ) Porto
Ferrajo an der Nordküste, die Hauptstadt der Jnsel, mit
4000 Einwohnern; 2 ) Porto Longone an der Ostküste,
mit 1500 Einwohnern und einem auf einem steilen
Berge erbauten und regelmäßig befestigten Schlosse;
3 ) Rio Ferrajo, ebenfalls an der Ostküste, mit 2000
Einwohnern; 4 ) Marciana, Campo, Capo Siveri.

Rio ist durch seine ungeheuern Eisenminen merkwür-
dig, welche ein ganzes Gebirge von drei Meilen Um-
fang und 500 Fuß Höhe umfassen und so ergiebig sind,
daß sie ganz Corsica, Genua, Toscana, Romagna und
Neapel mit ihrem Bedarfe versorgen. Das ganze Ge-
birge ist eine einzige Erzmasse und wird schon seit Jahr-
tausenden ausgebeutet, ohne ärmer zu werden. Das
Erz gibt 50--75 Procent reines Metall, wird aber aus
Mangel an Feuerungsstoff nicht auf der Jnsel geschmol-
zen, sondern wie es ist auf das Festland gebracht. Hun-
dert Esel sind täglich beschäftigt, das Erz aus den Mi-
nen an die Küsten zu bringen, wo es auf Boote von
5--30 Tonnen geladen wird; jährlich werden an 1600
Ladungen, jede zu83,333 1 / 3 sienesischen Pfunden, ver-
kauft. Der Preis richtet sich nach der Qualität und
beträgt zwischen 50 und 52 Scudi für den Centner.
Die Corsen haben das Recht der Auswahl. Die beste
Art sieht wie Eisen aus und heißt davon Ferrata, die
zweite hat ein glimmerartiges Ansehen und heißt von den
glänzenden Schuppen Lucciola.

Jn den Umgebungen von Porto Longone, das mit
seinem Schlosse auf der umstehenden Abbildung den Vor-
dergrund bildet, gibt es eine Menge von Salztümpeln,
aus denen jährlich 60,000 Säcke Salz gewonnen wer-
den, was, da jeder Sack1 1 / 2 Centner enthält, 90,000
Centner macht.

Jn alten Zeiten scheint Elba bevölkerter gewesen zu
sein als heutzutage, wo es etwa 14,000 Einwohner hat,
denn Virgil erzählt in seiner Äneide, daß die Jnsel dem
Äneas in seinen Kriegen mit Turnus ein Contingent
von 300 ausgewählten Kriegern stellte, und Silius Jta-
licus berichtet, daß sie den Römern nach der unglückli-
chen Schlacht an der Trebbia 3000 ausgezeichnete Bo-
genschützen in voller Rüstung nebst einer ungeheuern
Menge Waffen zu Hülfe geschickt habe. Jm J. 1778
belief sich die Anzahl der Einwohner kaum auf 8000,
im J. 1808 dagegen hatte die Jnsel bereits 12,000.

Die Elbesen lieben ihren vaterländischen Boden und
führen theils aus Neigung, theils nothgedrungen ein
sehr arbeitsames Leben. Wie die alten Römer, gehen
sie mit gleichem Vergnügen und Eifer von der Be-
bauung ihres Ackers zu den Arbeiten des Lagers und
von diesen wieder zu den Geschäften des Feldbaus. Je-
der ist ein geborener Seemann und die Unfähigkeit, zu
rudern und ein Schiff zu lenken, wird für eine Schande
gehalten. Sie sind leidenschaftliche Jäger und lieben
jede Mannskraft erfodernde Berufsart. Jhr Haar ist
gewöhnlich schwarz, ihre Gesichtsfarbe braun, ihre Phy-
siognomie lebendig, ihr Auge durchdringend. Ein schwar-
zer Strohhut, ein weißes Leibchen, ein roth= oder blau-
farbiges kurzes Röckchen bilden den ganzen Anzug der
Frauen, welcher an Festtagen durch eine Blume, ein
Band, einen ungeheuern Fingerring, große Ohrringe und
[Spaltenumbruch] eine goldene Kette, in welcher jedoch der Zusatz derma-
ßen vorherrscht, daß das Gold ganz verschwindet, eine
Auszeichnung bekommt.

Die Nahrung der Elbesen stimmt mit der Einfach-
heit ihrer Kleidung überein. Jhr aus Schafmilch ge-
machter Käse ist von schlechtem Geruch und Geschmack,
aber der Quark ist desto besser und bildet einen Haupt-
theil ihrer Nahrung. Sie haben auch Speck, eingesal-
zenes und geräuchertes Fleisch, schwarzes Brot, frischen
Fisch, vorzüglich Thunfisch, aber sehr wenig grüne Ge-
müse, um deren Anbau sich kein Mensch kümmert. Sie
verzehren eine große Menge Kastanien, welche gegen Ende
October eingeerntet werden. Man trocknet sie am Feuer,
bis die doppelte Schale abgeht, und mahlt sie dann auf
einer Kornmühle. Das davon gewonnene Mehl ist fein,
zuckerhaltig und gelblichgrau. Um es aufzubewahren,
wird es so stark als möglich zusammengedrückt und an
einem trockenen Orte 2--3 Zoll hoch mit Sand oder
Asche bedeckt. Die Elbesen machen daraus eine Polenta,
welcher die aus Mais beiweitem nicht gleichkommt. Fri-
sches Fleisch genießen sie nur an Festtagen, wo auch ihr
sorgfältig bereiteter und ausgezeichnet guter weißer Wein
aufgetragen wird.

Jhre Häuser sind niedrig, aber das Jnnere ist nett
und mit soliden einfachen Meubeln versehen; ihre Bet-
ten zeichnen sich durch eine Größe aus, welche einer
ganzen Familie von 8--12 Personen Platz zur Ruhe
gewährt.

Tanzen ist ein Lieblingsvergnügen der Elbesen, doch
zeigt sich in ihren Tänzen nicht der Ausdruck, die Le-
bendigkeit und die Mannichfaltigkeit, durch welche sich
die Tänze auf dem Festlande, besonders um Rom, Nea-
pel, Tarent u. s. w. auszeichnen. Überhaupt ist der El-
bese stillerer Natur und kein Freund rauschender Freu-
den. Die Ernte vergeht bei ihm, ohne daß die Abende
eine Violine oder Mandoline gehört wird, was gegen
die Sitten des benachbarten Toscana sehr absticht. Nur
zur Zeit der Weinlese tritt man aus der gewöhnlichen
Ruhe heraus; Jubeln und Jauchzen läßt sich dann
überall hören und das Echo wiederholt die lauten Töne
musikalischer Jnstrumente.

Die Sprache auf Elba ist ein Patois, dessen Stamm-
worte aus dem toscanischen Dialekte entlehnt sind und
das sehr angenehm klingt. Bei keiner Festlichkeit darf
ein Jmprovisator fehlen. Jmprovisationen über ein ge-
gebenes Thema sind hier, wie in ganz Jtalien, sehr be-
liebt und enthalten immer ganze Stellen aus Tasso,
Ariosto, Metastasio, die der Jmprovisator im Kopfe hat
und auf die geschickteste Weise von der Welt für seinen
Gegenstand zu benutzen weiß.



Der Schmuggelhandel in Spanien.

Der Schmuggelhandel wird in Spanien, trotz der
200,000 Küstenwächter, mit solcher Vorliebe betrieben,
daß nicht allein alle Grenzbewohner, mit äußerst weni-
gen Ausnahmen, Contrabandistas sind, sondern daß Letz-
tere mit ihren Waaren in jedem Hause willige Aufnahme
finden, wenn sie von den Behörden verfolgt werden.
Ein Contrabandista ist der Held der meisten Volkslieder
und der Gegenstand der Bewunderung für alle Land-
mädchen.

Gibraltar ist als Freihafen der Hauptstapelplatz für
den spanischen Schmuggelhandel, und der Verbindungs-
kanal, durch welchen vorzüglich englische Waaren einge-
führt werden. Die englischen gedruckten Kattune stachen
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] auch Salme, Meerbarben und die wunderschönen Schlan-
genfische; zuweilen werden auch Delphine, Seekühe,
Schwert= oder Sägefische getödtet. Ehedem hatte die
Jnsel einen Überfluß an Austern, von denen manche
Perlen von ziemlicher Größe und schönem Wasser ent-
hielten; allein die Habsucht der Eingeborenen hat die
Bänke erschöpft und verschiedene Umstände haben deren
neue Besetzung bis jetzt verhindert.

Die vorzüglichsten Ortschaften von Elba sind: 1 ) Porto
Ferrajo an der Nordküste, die Hauptstadt der Jnsel, mit
4000 Einwohnern; 2 ) Porto Longone an der Ostküste,
mit 1500 Einwohnern und einem auf einem steilen
Berge erbauten und regelmäßig befestigten Schlosse;
3 ) Rio Ferrajo, ebenfalls an der Ostküste, mit 2000
Einwohnern; 4 ) Marciana, Campo, Capo Siveri.

Rio ist durch seine ungeheuern Eisenminen merkwür-
dig, welche ein ganzes Gebirge von drei Meilen Um-
fang und 500 Fuß Höhe umfassen und so ergiebig sind,
daß sie ganz Corsica, Genua, Toscana, Romagna und
Neapel mit ihrem Bedarfe versorgen. Das ganze Ge-
birge ist eine einzige Erzmasse und wird schon seit Jahr-
tausenden ausgebeutet, ohne ärmer zu werden. Das
Erz gibt 50—75 Procent reines Metall, wird aber aus
Mangel an Feuerungsstoff nicht auf der Jnsel geschmol-
zen, sondern wie es ist auf das Festland gebracht. Hun-
dert Esel sind täglich beschäftigt, das Erz aus den Mi-
nen an die Küsten zu bringen, wo es auf Boote von
5—30 Tonnen geladen wird; jährlich werden an 1600
Ladungen, jede zu83,333 1 / 3 sienesischen Pfunden, ver-
kauft. Der Preis richtet sich nach der Qualität und
beträgt zwischen 50 und 52 Scudi für den Centner.
Die Corsen haben das Recht der Auswahl. Die beste
Art sieht wie Eisen aus und heißt davon Ferrata, die
zweite hat ein glimmerartiges Ansehen und heißt von den
glänzenden Schuppen Lucciola.

Jn den Umgebungen von Porto Longone, das mit
seinem Schlosse auf der umstehenden Abbildung den Vor-
dergrund bildet, gibt es eine Menge von Salztümpeln,
aus denen jährlich 60,000 Säcke Salz gewonnen wer-
den, was, da jeder Sack1 1 / 2 Centner enthält, 90,000
Centner macht.

Jn alten Zeiten scheint Elba bevölkerter gewesen zu
sein als heutzutage, wo es etwa 14,000 Einwohner hat,
denn Virgil erzählt in seiner Äneide, daß die Jnsel dem
Äneas in seinen Kriegen mit Turnus ein Contingent
von 300 ausgewählten Kriegern stellte, und Silius Jta-
licus berichtet, daß sie den Römern nach der unglückli-
chen Schlacht an der Trebbia 3000 ausgezeichnete Bo-
genschützen in voller Rüstung nebst einer ungeheuern
Menge Waffen zu Hülfe geschickt habe. Jm J. 1778
belief sich die Anzahl der Einwohner kaum auf 8000,
im J. 1808 dagegen hatte die Jnsel bereits 12,000.

Die Elbesen lieben ihren vaterländischen Boden und
führen theils aus Neigung, theils nothgedrungen ein
sehr arbeitsames Leben. Wie die alten Römer, gehen
sie mit gleichem Vergnügen und Eifer von der Be-
bauung ihres Ackers zu den Arbeiten des Lagers und
von diesen wieder zu den Geschäften des Feldbaus. Je-
der ist ein geborener Seemann und die Unfähigkeit, zu
rudern und ein Schiff zu lenken, wird für eine Schande
gehalten. Sie sind leidenschaftliche Jäger und lieben
jede Mannskraft erfodernde Berufsart. Jhr Haar ist
gewöhnlich schwarz, ihre Gesichtsfarbe braun, ihre Phy-
siognomie lebendig, ihr Auge durchdringend. Ein schwar-
zer Strohhut, ein weißes Leibchen, ein roth= oder blau-
farbiges kurzes Röckchen bilden den ganzen Anzug der
Frauen, welcher an Festtagen durch eine Blume, ein
Band, einen ungeheuern Fingerring, große Ohrringe und
[Spaltenumbruch] eine goldene Kette, in welcher jedoch der Zusatz derma-
ßen vorherrscht, daß das Gold ganz verschwindet, eine
Auszeichnung bekommt.

Die Nahrung der Elbesen stimmt mit der Einfach-
heit ihrer Kleidung überein. Jhr aus Schafmilch ge-
machter Käse ist von schlechtem Geruch und Geschmack,
aber der Quark ist desto besser und bildet einen Haupt-
theil ihrer Nahrung. Sie haben auch Speck, eingesal-
zenes und geräuchertes Fleisch, schwarzes Brot, frischen
Fisch, vorzüglich Thunfisch, aber sehr wenig grüne Ge-
müse, um deren Anbau sich kein Mensch kümmert. Sie
verzehren eine große Menge Kastanien, welche gegen Ende
October eingeerntet werden. Man trocknet sie am Feuer,
bis die doppelte Schale abgeht, und mahlt sie dann auf
einer Kornmühle. Das davon gewonnene Mehl ist fein,
zuckerhaltig und gelblichgrau. Um es aufzubewahren,
wird es so stark als möglich zusammengedrückt und an
einem trockenen Orte 2—3 Zoll hoch mit Sand oder
Asche bedeckt. Die Elbesen machen daraus eine Polenta,
welcher die aus Mais beiweitem nicht gleichkommt. Fri-
sches Fleisch genießen sie nur an Festtagen, wo auch ihr
sorgfältig bereiteter und ausgezeichnet guter weißer Wein
aufgetragen wird.

Jhre Häuser sind niedrig, aber das Jnnere ist nett
und mit soliden einfachen Meubeln versehen; ihre Bet-
ten zeichnen sich durch eine Größe aus, welche einer
ganzen Familie von 8—12 Personen Platz zur Ruhe
gewährt.

Tanzen ist ein Lieblingsvergnügen der Elbesen, doch
zeigt sich in ihren Tänzen nicht der Ausdruck, die Le-
bendigkeit und die Mannichfaltigkeit, durch welche sich
die Tänze auf dem Festlande, besonders um Rom, Nea-
pel, Tarent u. s. w. auszeichnen. Überhaupt ist der El-
bese stillerer Natur und kein Freund rauschender Freu-
den. Die Ernte vergeht bei ihm, ohne daß die Abende
eine Violine oder Mandoline gehört wird, was gegen
die Sitten des benachbarten Toscana sehr absticht. Nur
zur Zeit der Weinlese tritt man aus der gewöhnlichen
Ruhe heraus; Jubeln und Jauchzen läßt sich dann
überall hören und das Echo wiederholt die lauten Töne
musikalischer Jnstrumente.

Die Sprache auf Elba ist ein Patois, dessen Stamm-
worte aus dem toscanischen Dialekte entlehnt sind und
das sehr angenehm klingt. Bei keiner Festlichkeit darf
ein Jmprovisator fehlen. Jmprovisationen über ein ge-
gebenes Thema sind hier, wie in ganz Jtalien, sehr be-
liebt und enthalten immer ganze Stellen aus Tasso,
Ariosto, Metastasio, die der Jmprovisator im Kopfe hat
und auf die geschickteste Weise von der Welt für seinen
Gegenstand zu benutzen weiß.



Der Schmuggelhandel in Spanien.

Der Schmuggelhandel wird in Spanien, trotz der
200,000 Küstenwächter, mit solcher Vorliebe betrieben,
daß nicht allein alle Grenzbewohner, mit äußerst weni-
gen Ausnahmen, Contrabandistas sind, sondern daß Letz-
tere mit ihren Waaren in jedem Hause willige Aufnahme
finden, wenn sie von den Behörden verfolgt werden.
Ein Contrabandista ist der Held der meisten Volkslieder
und der Gegenstand der Bewunderung für alle Land-
mädchen.

Gibraltar ist als Freihafen der Hauptstapelplatz für
den spanischen Schmuggelhandel, und der Verbindungs-
kanal, durch welchen vorzüglich englische Waaren einge-
führt werden. Die englischen gedruckten Kattune stachen
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Rio ist durch seine ungeheuern Eisenminen merkwür- dig, welche ein ganzes Gebirge von drei Meilen Um- fang und 500 Fuß Höhe umfassen und so ergiebig sind, daß sie ganz Corsica, Genua, Toscana, Romagna und Neapel mit ihrem Bedarfe versorgen. Das ganze Ge- birge ist eine einzige Erzmasse und wird schon seit Jahr- tausenden ausgebeutet, ohne ärmer zu werden. Das Erz gibt 50—75 Procent reines Metall, wird aber aus Mangel an Feuerungsstoff nicht auf der Jnsel geschmol- zen, sondern wie es ist auf das Festland gebracht. Hun- dert Esel sind täglich beschäftigt, das Erz aus den Mi- nen an die Küsten zu bringen, wo es auf Boote von 5—30 Tonnen geladen wird; jährlich werden an 1600 Ladungen, jede zu83,333 1 / 3 sienesischen Pfunden, ver- kauft. Der Preis richtet sich nach der Qualität und beträgt zwischen 50 und 52 Scudi für den Centner. Die Corsen haben das Recht der Auswahl. 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Ein schwar- zer Strohhut, ein weißes Leibchen, ein roth= oder blau- farbiges kurzes Röckchen bilden den ganzen Anzug der Frauen, welcher an Festtagen durch eine Blume, ein Band, einen ungeheuern Fingerring, große Ohrringe und eine goldene Kette, in welcher jedoch der Zusatz derma- ßen vorherrscht, daß das Gold ganz verschwindet, eine Auszeichnung bekommt. Die Nahrung der Elbesen stimmt mit der Einfach- heit ihrer Kleidung überein. Jhr aus Schafmilch ge- machter Käse ist von schlechtem Geruch und Geschmack, aber der Quark ist desto besser und bildet einen Haupt- theil ihrer Nahrung. Sie haben auch Speck, eingesal- zenes und geräuchertes Fleisch, schwarzes Brot, frischen Fisch, vorzüglich Thunfisch, aber sehr wenig grüne Ge- müse, um deren Anbau sich kein Mensch kümmert. Sie verzehren eine große Menge Kastanien, welche gegen Ende October eingeerntet werden. Man trocknet sie am Feuer, bis die doppelte Schale abgeht, und mahlt sie dann auf einer Kornmühle. Das davon gewonnene Mehl ist fein, zuckerhaltig und gelblichgrau. Um es aufzubewahren, wird es so stark als möglich zusammengedrückt und an einem trockenen Orte 2—3 Zoll hoch mit Sand oder Asche bedeckt. Die Elbesen machen daraus eine Polenta, welcher die aus Mais beiweitem nicht gleichkommt. Fri- sches Fleisch genießen sie nur an Festtagen, wo auch ihr sorgfältig bereiteter und ausgezeichnet guter weißer Wein aufgetragen wird. Jhre Häuser sind niedrig, aber das Jnnere ist nett und mit soliden einfachen Meubeln versehen; ihre Bet- ten zeichnen sich durch eine Größe aus, welche einer ganzen Familie von 8—12 Personen Platz zur Ruhe gewährt. Tanzen ist ein Lieblingsvergnügen der Elbesen, doch zeigt sich in ihren Tänzen nicht der Ausdruck, die Le- bendigkeit und die Mannichfaltigkeit, durch welche sich die Tänze auf dem Festlande, besonders um Rom, Nea- pel, Tarent u. s. w. auszeichnen. Überhaupt ist der El- bese stillerer Natur und kein Freund rauschender Freu- den. Die Ernte vergeht bei ihm, ohne daß die Abende eine Violine oder Mandoline gehört wird, was gegen die Sitten des benachbarten Toscana sehr absticht. Nur zur Zeit der Weinlese tritt man aus der gewöhnlichen Ruhe heraus; Jubeln und Jauchzen läßt sich dann überall hören und das Echo wiederholt die lauten Töne musikalischer Jnstrumente. Die Sprache auf Elba ist ein Patois, dessen Stamm- worte aus dem toscanischen Dialekte entlehnt sind und das sehr angenehm klingt. Bei keiner Festlichkeit darf ein Jmprovisator fehlen. Jmprovisationen über ein ge- gebenes Thema sind hier, wie in ganz Jtalien, sehr be- liebt und enthalten immer ganze Stellen aus Tasso, Ariosto, Metastasio, die der Jmprovisator im Kopfe hat und auf die geschickteste Weise von der Welt für seinen Gegenstand zu benutzen weiß. Der Schmuggelhandel in Spanien. Der Schmuggelhandel wird in Spanien, trotz der 200,000 Küstenwächter, mit solcher Vorliebe betrieben, daß nicht allein alle Grenzbewohner, mit äußerst weni- gen Ausnahmen, Contrabandistas sind, sondern daß Letz- tere mit ihren Waaren in jedem Hause willige Aufnahme finden, wenn sie von den Behörden verfolgt werden. Ein Contrabandista ist der Held der meisten Volkslieder und der Gegenstand der Bewunderung für alle Land- mädchen. Gibraltar ist als Freihafen der Hauptstapelplatz für den spanischen Schmuggelhandel, und der Verbindungs- kanal, durch welchen vorzüglich englische Waaren einge- führt werden. Die englischen gedruckten Kattune stachen

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 10. Leipzig (Sachsen), 11. März 1843, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig010_1843/5>, abgerufen am 03.12.2024.