Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 21. Leipzig (Sachsen), 27. Mai 1843.[Beginn Spaltensatz]
breiten Weideplätze der Gegenden, wo es sich aufhielt, Tirol. [Abbildung]
Das Posthaus auf dem Brenner. [Beginn Spaltensatz]
Tirol, das seinen Namen von dem am linken Ufer der Auch an Seen fehlt es nicht im Jnnern Tirols, Für Brustkranke ist hier der herrlichste Aufenthalt. Einen romantischen Reiz mehr bekommt Tirol durch [Beginn Spaltensatz]
breiten Weideplätze der Gegenden, wo es sich aufhielt, Tirol. [Abbildung]
Das Posthaus auf dem Brenner. [Beginn Spaltensatz]
Tirol, das seinen Namen von dem am linken Ufer der Auch an Seen fehlt es nicht im Jnnern Tirols, Für Brustkranke ist hier der herrlichste Aufenthalt. Einen romantischen Reiz mehr bekommt Tirol durch <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0004" n="164"/><fw type="pageNum" place="top">164</fw><cb type="start"/> breiten Weideplätze der Gegenden, wo es sich aufhielt,<lb/> theilte, will man daraus entnehmen, das mehre Feuer-<lb/> steinpfeilspitzen, welche fast in jeder Gegend der Erde das<lb/><cb n="2"/> Dasein von wilden, uncultivirten Menschen anzeigen, in<lb/> derselben angeschwemmten Lage und direct unter dem<lb/> Gerippe gefunden worden sind.</p> </div><lb/> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Tirol</hi>.</hi> </head><lb/> <figure> <head> Das Posthaus auf dem Brenner. </head> </figure><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">T</hi>irol, das seinen Namen von dem am linken Ufer der<lb/> Etsch gelegenen Bergschlosse Tirol bekommen hat, bildet<lb/> einen der wichtigsten Bestandtheile des deutsch=östreichi-<lb/> schen Landes und umfaßt gegen 518 □M. mit etwa<lb/> 820,000 Einwohnern, worunter sich 170,000 Jtaliener<lb/> befinden. Es ist ein wildromantisches Land, das hier<lb/> einem irdischen Paradiese, dort einem Orte der ewigen<lb/> Verdammniß gleicht, denn Felsenmassen mit furchtbaren<lb/> Abgründen wechseln mit blühenden Thälern, sodaß die<lb/> Schweiz nicht reizendere Contraste, gewaltigere Ansichten<lb/> bietet. Wie die Schweiz wird es von riesigen Alpen-<lb/> ketten durchzogen. Zwischen ewig mit Schnee bedeckten<lb/> Bergen, von denen wilde Gießbäche herabstürzen, lachen<lb/> die lieblichen Thäler um so lieblicher, je rauher die Ge-<lb/> birge sind.</p><lb/> <p>Auch an Seen fehlt es nicht im Jnnern Tirols,<lb/> doch sind sie viel kleiner als die schweizerischen. Über-<lb/> haupt erscheint die Natur mit ihren großartigen Gebilden<lb/> in Tirol zusammengedrängter als in der Schweiz. Die<lb/> tiroler Gebirge bedecken neun Zehntel der ganzen Boden-<lb/> fläche und gehören zu den rhätischen und norischen Al-<lb/> pen. Der mächtigste Gebirgszug beginnt über der 14,000<lb/> Fuß hohen Ortelsspitze an der schweizerischen und lom-<lb/> bardischen Grenze und durchzieht das Land in nordöstli-<lb/> cher Richtung, es in eine südliche und nördliche Hälfte<lb/> theilend. Jn dem südlichen Theile, besonders um Me-<lb/> ran und Botzen, eine Gegend, welche der Tiroler das<lb/> Paradies nennt, wächst der Weinstock bis zu der Höhe<lb/> der Mittelberge und gibt einen leichten, gesunden Wein.<lb/><cb n="2"/> Der Feigen= und Pfirsichbaum gedeihen ohne Pflege,<lb/> selbst Granaten sind nicht selten und die Citronen und<lb/> Orangen geben reichliche Ausbeute. Kastanien und Nüsse<lb/> bilden Wälder aus ungeheuren Stämmen und alle edlern<lb/> Obstarten, namentlich die weitverschickten Rosmarinäpfel,<lb/> kommen in vorzüglicher Güte vor. Die Traube ist saft-<lb/> reich und von so zarter Hülle umgeben, daß sie den be-<lb/> nachbarten italienischen und selbst den wohlschmeckenden<lb/><hi rendition="#aq">Raisins de Fontainebleau</hi> vorzuziehen ist.</p><lb/> <p>Für Brustkranke ist hier der herrlichste Aufenthalt.<lb/> Sie müssen genesen, wenn ihr Übel erst im Entstehen,<lb/> und wenigstens länger leben, wo an keine vollkommene<lb/> Heilung mehr zu denken ist; denn milde, warme Luft<lb/> weht hier vom ersten Beginne des Frühlings bis zum<lb/> spätesten Herbst, und wird sie im Sommer zu heiß, so<lb/> wandert man die Berge hinauf und wählt eine Woh-<lb/> nung, wie sie die Lunge bedarf. Wenn man zur Zeit<lb/> der Weinblüte durch die herrlichen Felder spazieren geht,<lb/> bleibt man oft unwillkürlich stehen, gefesselt von dem rei-<lb/> zenden Panorama, entzückt von dem herrlichen Wohl-<lb/> geruche, und fühlt ein unendliches Wohlbehagen den Kör-<lb/> per durchströmen.</p><lb/> <p>Einen romantischen Reiz mehr bekommt Tirol durch<lb/> die große Anzahl von Schlössern, die, obgleich im Mit-<lb/> telalter gegründet, meist noch wohlerhalten und im wohn-<lb/> lichen Zustande sind. Auf jedem neuen Berge steigen<lb/> neue Burgen empor, eine Kette bildend bis zur Grenze<lb/> der Lombardei, eine Kette, welche von den in der Tiefe<lb/> gelegenen Dörfern reizend durchflochten wird.</p><lb/> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [164/0004]
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breiten Weideplätze der Gegenden, wo es sich aufhielt,
theilte, will man daraus entnehmen, das mehre Feuer-
steinpfeilspitzen, welche fast in jeder Gegend der Erde das
Dasein von wilden, uncultivirten Menschen anzeigen, in
derselben angeschwemmten Lage und direct unter dem
Gerippe gefunden worden sind.
Tirol.
[Abbildung Das Posthaus auf dem Brenner. ]
Tirol, das seinen Namen von dem am linken Ufer der
Etsch gelegenen Bergschlosse Tirol bekommen hat, bildet
einen der wichtigsten Bestandtheile des deutsch=östreichi-
schen Landes und umfaßt gegen 518 □M. mit etwa
820,000 Einwohnern, worunter sich 170,000 Jtaliener
befinden. Es ist ein wildromantisches Land, das hier
einem irdischen Paradiese, dort einem Orte der ewigen
Verdammniß gleicht, denn Felsenmassen mit furchtbaren
Abgründen wechseln mit blühenden Thälern, sodaß die
Schweiz nicht reizendere Contraste, gewaltigere Ansichten
bietet. Wie die Schweiz wird es von riesigen Alpen-
ketten durchzogen. Zwischen ewig mit Schnee bedeckten
Bergen, von denen wilde Gießbäche herabstürzen, lachen
die lieblichen Thäler um so lieblicher, je rauher die Ge-
birge sind.
Auch an Seen fehlt es nicht im Jnnern Tirols,
doch sind sie viel kleiner als die schweizerischen. Über-
haupt erscheint die Natur mit ihren großartigen Gebilden
in Tirol zusammengedrängter als in der Schweiz. Die
tiroler Gebirge bedecken neun Zehntel der ganzen Boden-
fläche und gehören zu den rhätischen und norischen Al-
pen. Der mächtigste Gebirgszug beginnt über der 14,000
Fuß hohen Ortelsspitze an der schweizerischen und lom-
bardischen Grenze und durchzieht das Land in nordöstli-
cher Richtung, es in eine südliche und nördliche Hälfte
theilend. Jn dem südlichen Theile, besonders um Me-
ran und Botzen, eine Gegend, welche der Tiroler das
Paradies nennt, wächst der Weinstock bis zu der Höhe
der Mittelberge und gibt einen leichten, gesunden Wein.
Der Feigen= und Pfirsichbaum gedeihen ohne Pflege,
selbst Granaten sind nicht selten und die Citronen und
Orangen geben reichliche Ausbeute. Kastanien und Nüsse
bilden Wälder aus ungeheuren Stämmen und alle edlern
Obstarten, namentlich die weitverschickten Rosmarinäpfel,
kommen in vorzüglicher Güte vor. Die Traube ist saft-
reich und von so zarter Hülle umgeben, daß sie den be-
nachbarten italienischen und selbst den wohlschmeckenden
Raisins de Fontainebleau vorzuziehen ist.
Für Brustkranke ist hier der herrlichste Aufenthalt.
Sie müssen genesen, wenn ihr Übel erst im Entstehen,
und wenigstens länger leben, wo an keine vollkommene
Heilung mehr zu denken ist; denn milde, warme Luft
weht hier vom ersten Beginne des Frühlings bis zum
spätesten Herbst, und wird sie im Sommer zu heiß, so
wandert man die Berge hinauf und wählt eine Woh-
nung, wie sie die Lunge bedarf. Wenn man zur Zeit
der Weinblüte durch die herrlichen Felder spazieren geht,
bleibt man oft unwillkürlich stehen, gefesselt von dem rei-
zenden Panorama, entzückt von dem herrlichen Wohl-
geruche, und fühlt ein unendliches Wohlbehagen den Kör-
per durchströmen.
Einen romantischen Reiz mehr bekommt Tirol durch
die große Anzahl von Schlössern, die, obgleich im Mit-
telalter gegründet, meist noch wohlerhalten und im wohn-
lichen Zustande sind. Auf jedem neuen Berge steigen
neue Burgen empor, eine Kette bildend bis zur Grenze
der Lombardei, eine Kette, welche von den in der Tiefe
gelegenen Dörfern reizend durchflochten wird.
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