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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 31. Leipzig (Sachsen). 5. August 1843.

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[Beginn Spaltensatz] bewachte. Jm J. 1808 wurde sie aufs neue verhaftet,
da sie verkündete, daß der Kaiser sich zum Herrn der
römischen Staaten machen wollte und daß der Krieg in
Spanien traurig enden würde. Diese letzte Einsperrung
hatte ein Buch zur Folge, das sie unter dem Titel:
"Die prophetischen Erinnerungen einer Sibylle über die
geheimen Ursachen ihrer Verhaftung", herausgab. Ver-
spottet von den pariser Blättern, ließ sie mehre Werke
und Kritiken kurz nacheinander folgen, deren Styl durch-
gängig ebenso emphatisch als verwirrt ist. Sie spricht
von ihren Beziehungen zu Ariel, einem überhimmlischen,
allmächtigen Geiste; von Cagliostro, dem Besitzer der
zehn Sephiroths; von Phaldarus, dem Erfinder verbor-
gener Dinge, der ihr in Gestalt eines Greises, bekleidet
mit einer langen, grünen Tunica, erschien.

Als sie einmal in Brüssel war, um ihre Kunst zu
verwerthen, verurtheilte sie der Magistrat zu einem Jahre
Gefängniß. Sie ging darauf nach Paris zurück, wo sie
mehr Glück hatte.

Sie beobachtete bei dem Empfange ihrer leichtgläubi-
gen hohen und niedern Kunden ein gleiches Ceremoniel.
Ein alter Bedienter in schwarzem Kleide führte den Fra-
genden in das Vorzimmer, indem er ihm sagte: " Ma-
demoiselle ist beschäftigt, warten Sie." Nach Verlauf
von zehn Minuten brachte der Bediente den Kunden in
ein ovales Cabinet, an dessen Ende die Wahrsagerin saß,
die Stirn mit einem Turban beschattet. Längs der
Mauer, zur Linken der Thür, stand eine Bibliothek mit
den Werken des Johann de la Taille, Jean Belot, No-
stradamus, Albert von Schwaben, Loyer, Gaspard Peu-
cer, Apomazar, Leonard Vair u. s. w. Hierauf stellte
die Wahrsagerin acht Fragen: Welches ist der Monat
und der Tag, an dem Sie geboren sind? Wie alt sind
Sie? Welches sind die ersten Buchstaben Jhres Vorna-
mens und Jhrer Geburtsstadt? Welche Farbe ziehen
Sie vor? Welches Thier lieben Sie am meisten? Wel-
ches Thier stößt Sie am meisten zurück? Welche Blume
ziehen Sie vor? Wollen Sie das große oder das kleine
Spiel?" Dann begann sie ihre Künste, für die man,
je nach Belieben, 10 -- 200 und noch mehr Francs
bezahlte; unter 10 Francs durfte jedoch Niemand geben.
Fouche, Barras, David, Denon, Moreau, Madame de
Stael, Talma, Talleyrand und die meisten ausgezeich-
neten Personen des Consulats und der Kaiserzeit waren
ihre Kunden.

Demoiselle Lenormand hinterläßt außer den 300,000
Francs, die sie einer ihrer Nichten zur Mitgift gegeben,
noch ein Vermögen von einer halben Million Francs.



Die Flucht.

Während des in Folge der Abtretung Spaniens an
Napoleon ausgebrochenen pyrenäischen Krieges eröffnete
sich begabten Jndividualitäten ein weiter Spielraum zu
glänzenden Thaten originellen Gepräges. Kein Krieg
der Neuzeit bietet daher in seiner Geschichte so viel in-
teressante Züge als der spanische Unabhängigkeitskrieg ge-
gen Napoleon.

Wir geben hier unsern Lesern einen solchen Zug aus
dem Leben des Parteiführers Marquinez, der lange Zeit
der Schrecken der Franzosen war. Bei einem Zusam-
mentreffen mit 300 westfälischen Reitern in französi-
schen Diensten, welche bei einer Recognoscirung verschie-
dene Gefangene gemacht hatten, nahm er ihnen alle Ge-
fangenen wieder ab. Unter diesen Gefangenen befand
sich eine junge Dame von guter Familie, welche in ei-
[Spaltenumbruch] nem Fräuleinstifte zu Valladolid erzogen worden war
und für ihren tapfern Befreier eine zärtliche Neigung
faßte. Von Natur kühnen Temperaments und mir ei-
ner bei Frauen seltenen Körperkraft ausgerüstet, beschloß
sie, Husar zu werden und an der Seite des feurigen
Guerrillero für ihr Vaterland zu kämpfen. Was die
Liebe beschließt, bleibt selten unausgeführt. Bald sprach
alle Welt von dem Stiftsfräulein in Husarenuniform
und ihrer kühnen Unerschrockenheit.

Es war im Monat Mai 1809; beständiger Regen
hatte in den Ebenen von Valladolid jede militairische
Operation unterbrochen; die Husaren des Marquinez
cantonnirten in einigen kleinen Dörfern auf der rechten
Seite der königlichen Straße von Burgos nach Vallado-
lid und erwarteten mit Sehnsucht die Rückkehr des schö-
nen Wetters, um die Feindseligkeiten wieder vorzunehmen.
Die Thätigkeit und Unerschrockenheit ihres Anführers hatte
die volle Aufmerksamkeit der Franzosen erregt und die
feindlichen Generale wünschten nichts so sehr, als ihn
auf irgend eine Weise los zu werden; denn er war der
Einzige, der es mit seiner leichten Reiterei wagte, den
Franzosen im offenen Felde Stand zu halten. Sie hat-
ten daher einen Plan entworfen, dessen Ausführung seine
Person in ihre Gewalt bringen mußte. Die Dörfer, in
welchen die Husaren standen, waren auf einem ziem-
lich ausgedehnten Terrain zerstreut; an einem einzigen
Orte würde es ihren Pferden an Futter gefehlt haben.
Da die Wege durch den langen Regen grundlos und
das ganze Land von Bergströmen zerrissen war, fürchtete
man keine Unternehmung von Seiten der Franzosen,
welche ihre Vorposten in der Nähe von Valladolid hat-
ten. Zwei von den durch die Guerrillas besetzten Dör-
fern lagen ungefähr eine Stunde voneinander an dem
Saume eines ungeheuren Eichenwaldes. Der Weg, der
sie miteinander verband, krümmte sich um einen Theil
des Waldes und wurde in gleicher Entfernung von bei-
den Orten von einem Fußsteige durchschnitten, welcher
aus der Mitte des Waldes auf die Straße von Valla-
dolid führte. An dieser Stelle legte man die Schlinge,
in der sich Marquinez fangen sollte.

Mit Einbruch der Nacht begab sich eines Tags
Marquinez, begleitet von seinem Adjutanten, unter Sturm
und Regen in sein Standquartier, nachdem er mehre
von seinen Truppen besetzte Posten untersucht hatte. An
dem Kreuzwege angekommen, fand er den Weg durch
einen entwurzelten Baum, dessen mit Epheu durch-
zogene Zweige eine Art Hecke bildeten, dermaßen verbaut,
daß er für Pferde ungangbar war. Die beiden Reiter
stiegen daher von ihren Pferden und begannen mit Sä-
belhieben einen Durchgang zu erzwingen. Da fühlten
sie sich auf einmal von hinten mit Armen umfaßt und,
als sie sich umsahen, von einem Dutzend Dragoner um-
geben. Sie wurden niedergeworfen und mußten sich kne-
beln lassen, denn jeder Widerstand war vergeblich. Eine
Abtheilung französischer Reiterei zeigte sich in diesem Au-
genblicke vor dem Walde; die Soldaten, welche den glück-
lichen Fang gemacht hatten, schwangen sich auf ihre
Pferde und stellten Marquinez und seinen Adjutanten,
jeden an den Sattel seines Pferdes gebunden, zwischen
vier Dragoner mit gespannten Karabinern. Hierauf
nahm der ganze Zug im schnellsten Trabe seinen Weg
nach der Hauptstraße. Die Ausführung dieses Hand-
streichs hatte außer einem Bauer aus dem Dorfe, wo
Marquinez sein Standquartier hatte, keinen Zeugen ge-
habt. Der Bauer hatte sich, so bald er die Franzosen
erblickt, auf den Bauch niedergeworfen und hinter
einem Strauche Alles mit angesehen, ohne selbst bemerkt
zu werden. Er war es, der nun den Guerrillas die trau-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] bewachte. Jm J. 1808 wurde sie aufs neue verhaftet,
da sie verkündete, daß der Kaiser sich zum Herrn der
römischen Staaten machen wollte und daß der Krieg in
Spanien traurig enden würde. Diese letzte Einsperrung
hatte ein Buch zur Folge, das sie unter dem Titel:
„Die prophetischen Erinnerungen einer Sibylle über die
geheimen Ursachen ihrer Verhaftung“, herausgab. Ver-
spottet von den pariser Blättern, ließ sie mehre Werke
und Kritiken kurz nacheinander folgen, deren Styl durch-
gängig ebenso emphatisch als verwirrt ist. Sie spricht
von ihren Beziehungen zu Ariel, einem überhimmlischen,
allmächtigen Geiste; von Cagliostro, dem Besitzer der
zehn Sephiroths; von Phaldarus, dem Erfinder verbor-
gener Dinge, der ihr in Gestalt eines Greises, bekleidet
mit einer langen, grünen Tunica, erschien.

Als sie einmal in Brüssel war, um ihre Kunst zu
verwerthen, verurtheilte sie der Magistrat zu einem Jahre
Gefängniß. Sie ging darauf nach Paris zurück, wo sie
mehr Glück hatte.

Sie beobachtete bei dem Empfange ihrer leichtgläubi-
gen hohen und niedern Kunden ein gleiches Ceremoniel.
Ein alter Bedienter in schwarzem Kleide führte den Fra-
genden in das Vorzimmer, indem er ihm sagte: „ Ma-
demoiselle ist beschäftigt, warten Sie.“ Nach Verlauf
von zehn Minuten brachte der Bediente den Kunden in
ein ovales Cabinet, an dessen Ende die Wahrsagerin saß,
die Stirn mit einem Turban beschattet. Längs der
Mauer, zur Linken der Thür, stand eine Bibliothek mit
den Werken des Johann de la Taille, Jean Belot, No-
stradamus, Albert von Schwaben, Loyer, Gaspard Peu-
cer, Apomazar, Leonard Vair u. s. w. Hierauf stellte
die Wahrsagerin acht Fragen: Welches ist der Monat
und der Tag, an dem Sie geboren sind? Wie alt sind
Sie? Welches sind die ersten Buchstaben Jhres Vorna-
mens und Jhrer Geburtsstadt? Welche Farbe ziehen
Sie vor? Welches Thier lieben Sie am meisten? Wel-
ches Thier stößt Sie am meisten zurück? Welche Blume
ziehen Sie vor? Wollen Sie das große oder das kleine
Spiel?“ Dann begann sie ihre Künste, für die man,
je nach Belieben, 10 — 200 und noch mehr Francs
bezahlte; unter 10 Francs durfte jedoch Niemand geben.
Fouché, Barras, David, Denon, Moreau, Madame de
Staël, Talma, Talleyrand und die meisten ausgezeich-
neten Personen des Consulats und der Kaiserzeit waren
ihre Kunden.

Demoiselle Lenormand hinterläßt außer den 300,000
Francs, die sie einer ihrer Nichten zur Mitgift gegeben,
noch ein Vermögen von einer halben Million Francs.



Die Flucht.

Während des in Folge der Abtretung Spaniens an
Napoleon ausgebrochenen pyrenäischen Krieges eröffnete
sich begabten Jndividualitäten ein weiter Spielraum zu
glänzenden Thaten originellen Gepräges. Kein Krieg
der Neuzeit bietet daher in seiner Geschichte so viel in-
teressante Züge als der spanische Unabhängigkeitskrieg ge-
gen Napoleon.

Wir geben hier unsern Lesern einen solchen Zug aus
dem Leben des Parteiführers Marquinez, der lange Zeit
der Schrecken der Franzosen war. Bei einem Zusam-
mentreffen mit 300 westfälischen Reitern in französi-
schen Diensten, welche bei einer Recognoscirung verschie-
dene Gefangene gemacht hatten, nahm er ihnen alle Ge-
fangenen wieder ab. Unter diesen Gefangenen befand
sich eine junge Dame von guter Familie, welche in ei-
[Spaltenumbruch] nem Fräuleinstifte zu Valladolid erzogen worden war
und für ihren tapfern Befreier eine zärtliche Neigung
faßte. Von Natur kühnen Temperaments und mir ei-
ner bei Frauen seltenen Körperkraft ausgerüstet, beschloß
sie, Husar zu werden und an der Seite des feurigen
Guerrillero für ihr Vaterland zu kämpfen. Was die
Liebe beschließt, bleibt selten unausgeführt. Bald sprach
alle Welt von dem Stiftsfräulein in Husarenuniform
und ihrer kühnen Unerschrockenheit.

Es war im Monat Mai 1809; beständiger Regen
hatte in den Ebenen von Valladolid jede militairische
Operation unterbrochen; die Husaren des Marquinez
cantonnirten in einigen kleinen Dörfern auf der rechten
Seite der königlichen Straße von Burgos nach Vallado-
lid und erwarteten mit Sehnsucht die Rückkehr des schö-
nen Wetters, um die Feindseligkeiten wieder vorzunehmen.
Die Thätigkeit und Unerschrockenheit ihres Anführers hatte
die volle Aufmerksamkeit der Franzosen erregt und die
feindlichen Generale wünschten nichts so sehr, als ihn
auf irgend eine Weise los zu werden; denn er war der
Einzige, der es mit seiner leichten Reiterei wagte, den
Franzosen im offenen Felde Stand zu halten. Sie hat-
ten daher einen Plan entworfen, dessen Ausführung seine
Person in ihre Gewalt bringen mußte. Die Dörfer, in
welchen die Husaren standen, waren auf einem ziem-
lich ausgedehnten Terrain zerstreut; an einem einzigen
Orte würde es ihren Pferden an Futter gefehlt haben.
Da die Wege durch den langen Regen grundlos und
das ganze Land von Bergströmen zerrissen war, fürchtete
man keine Unternehmung von Seiten der Franzosen,
welche ihre Vorposten in der Nähe von Valladolid hat-
ten. Zwei von den durch die Guerrillas besetzten Dör-
fern lagen ungefähr eine Stunde voneinander an dem
Saume eines ungeheuren Eichenwaldes. Der Weg, der
sie miteinander verband, krümmte sich um einen Theil
des Waldes und wurde in gleicher Entfernung von bei-
den Orten von einem Fußsteige durchschnitten, welcher
aus der Mitte des Waldes auf die Straße von Valla-
dolid führte. An dieser Stelle legte man die Schlinge,
in der sich Marquinez fangen sollte.

Mit Einbruch der Nacht begab sich eines Tags
Marquinez, begleitet von seinem Adjutanten, unter Sturm
und Regen in sein Standquartier, nachdem er mehre
von seinen Truppen besetzte Posten untersucht hatte. An
dem Kreuzwege angekommen, fand er den Weg durch
einen entwurzelten Baum, dessen mit Epheu durch-
zogene Zweige eine Art Hecke bildeten, dermaßen verbaut,
daß er für Pferde ungangbar war. Die beiden Reiter
stiegen daher von ihren Pferden und begannen mit Sä-
belhieben einen Durchgang zu erzwingen. Da fühlten
sie sich auf einmal von hinten mit Armen umfaßt und,
als sie sich umsahen, von einem Dutzend Dragoner um-
geben. Sie wurden niedergeworfen und mußten sich kne-
beln lassen, denn jeder Widerstand war vergeblich. Eine
Abtheilung französischer Reiterei zeigte sich in diesem Au-
genblicke vor dem Walde; die Soldaten, welche den glück-
lichen Fang gemacht hatten, schwangen sich auf ihre
Pferde und stellten Marquinez und seinen Adjutanten,
jeden an den Sattel seines Pferdes gebunden, zwischen
vier Dragoner mit gespannten Karabinern. Hierauf
nahm der ganze Zug im schnellsten Trabe seinen Weg
nach der Hauptstraße. Die Ausführung dieses Hand-
streichs hatte außer einem Bauer aus dem Dorfe, wo
Marquinez sein Standquartier hatte, keinen Zeugen ge-
habt. Der Bauer hatte sich, so bald er die Franzosen
erblickt, auf den Bauch niedergeworfen und hinter
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Sie beobachtete bei dem Empfange ihrer leichtgläubi- gen hohen und niedern Kunden ein gleiches Ceremoniel. Ein alter Bedienter in schwarzem Kleide führte den Fra- genden in das Vorzimmer, indem er ihm sagte: „ Ma- demoiselle ist beschäftigt, warten Sie.“ Nach Verlauf von zehn Minuten brachte der Bediente den Kunden in ein ovales Cabinet, an dessen Ende die Wahrsagerin saß, die Stirn mit einem Turban beschattet. Längs der Mauer, zur Linken der Thür, stand eine Bibliothek mit den Werken des Johann de la Taille, Jean Belot, No- stradamus, Albert von Schwaben, Loyer, Gaspard Peu- cer, Apomazar, Leonard Vair u. s. w. Hierauf stellte die Wahrsagerin acht Fragen: Welches ist der Monat und der Tag, an dem Sie geboren sind? Wie alt sind Sie? Welches sind die ersten Buchstaben Jhres Vorna- mens und Jhrer Geburtsstadt? Welche Farbe ziehen Sie vor? Welches Thier lieben Sie am meisten? Wel- ches Thier stößt Sie am meisten zurück? Welche Blume ziehen Sie vor? 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Es war im Monat Mai 1809; beständiger Regen hatte in den Ebenen von Valladolid jede militairische Operation unterbrochen; die Husaren des Marquinez cantonnirten in einigen kleinen Dörfern auf der rechten Seite der königlichen Straße von Burgos nach Vallado- lid und erwarteten mit Sehnsucht die Rückkehr des schö- nen Wetters, um die Feindseligkeiten wieder vorzunehmen. Die Thätigkeit und Unerschrockenheit ihres Anführers hatte die volle Aufmerksamkeit der Franzosen erregt und die feindlichen Generale wünschten nichts so sehr, als ihn auf irgend eine Weise los zu werden; denn er war der Einzige, der es mit seiner leichten Reiterei wagte, den Franzosen im offenen Felde Stand zu halten. Sie hat- ten daher einen Plan entworfen, dessen Ausführung seine Person in ihre Gewalt bringen mußte. Die Dörfer, in welchen die Husaren standen, waren auf einem ziem- lich ausgedehnten Terrain zerstreut; an einem einzigen Orte würde es ihren Pferden an Futter gefehlt haben. Da die Wege durch den langen Regen grundlos und das ganze Land von Bergströmen zerrissen war, fürchtete man keine Unternehmung von Seiten der Franzosen, welche ihre Vorposten in der Nähe von Valladolid hat- ten. Zwei von den durch die Guerrillas besetzten Dör- fern lagen ungefähr eine Stunde voneinander an dem Saume eines ungeheuren Eichenwaldes. Der Weg, der sie miteinander verband, krümmte sich um einen Theil des Waldes und wurde in gleicher Entfernung von bei- den Orten von einem Fußsteige durchschnitten, welcher aus der Mitte des Waldes auf die Straße von Valla- dolid führte. An dieser Stelle legte man die Schlinge, in der sich Marquinez fangen sollte. Mit Einbruch der Nacht begab sich eines Tags Marquinez, begleitet von seinem Adjutanten, unter Sturm und Regen in sein Standquartier, nachdem er mehre von seinen Truppen besetzte Posten untersucht hatte. An dem Kreuzwege angekommen, fand er den Weg durch einen entwurzelten Baum, dessen mit Epheu durch- zogene Zweige eine Art Hecke bildeten, dermaßen verbaut, daß er für Pferde ungangbar war. Die beiden Reiter stiegen daher von ihren Pferden und begannen mit Sä- belhieben einen Durchgang zu erzwingen. Da fühlten sie sich auf einmal von hinten mit Armen umfaßt und, als sie sich umsahen, von einem Dutzend Dragoner um- geben. Sie wurden niedergeworfen und mußten sich kne- beln lassen, denn jeder Widerstand war vergeblich. Eine Abtheilung französischer Reiterei zeigte sich in diesem Au- genblicke vor dem Walde; die Soldaten, welche den glück- lichen Fang gemacht hatten, schwangen sich auf ihre Pferde und stellten Marquinez und seinen Adjutanten, jeden an den Sattel seines Pferdes gebunden, zwischen vier Dragoner mit gespannten Karabinern. Hierauf nahm der ganze Zug im schnellsten Trabe seinen Weg nach der Hauptstraße. 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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




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URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig031_1843
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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 31. Leipzig (Sachsen). 5. August 1843, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig031_1843/6>, abgerufen am 03.12.2024.