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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 36. Leipzig (Sachsen), 9. September 1843.

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[Beginn Spaltensatz] über Solche, die von der Repräsentantenkammer angeklagt
worden sind, Absetzung und Unfähigkeit zu jedem öffent-
lichen Amte verfügen; Repräsentanten und Senatoren
erhalten Entschädigung für ihre Dienste, dürfen außerhalb
des Congresses für keine Rede oder Abstimmung inner-
halb desselben zur Rechenschaft gezogen und während ih-
rer Anwesenheit bei den Sitzungen, sowie bei ihrer Hin-
und Rückreise nicht verhaftet werden, es wäre denn, daß
ihnen Verrath, Eid= oder Friedensbruch zur Last fiele;
kein Beamter kann Mitglied einer Kammer, kein Kam-
mermitglied kann Beamter werden; jede Abgabenbill geht
von den Repräsentanten aus und unterliegt blos Ver-
besserungsvorschlägen des Senats; ist eine Bill von bei-
den Kammern angenommen und der Präsident will
sie nicht genehmigen, so schickt er sie mit seinen Ent-
würfen an die Kammer zurück, wo sie vorgeschlagen
wurde; erhält sie dann in beiden Kammern zwei Drittel
Stimmen, so hat sie Gesetzeskraft, ebenso jede andere
Bill, die der Präsident nicht zehn Tage nach dem Em-
pfange an den Congreß zurückgeschickt hat. Der Präsi-
dent wird folgendergestalt auf vier Jahre gewählt: jeder
Staat ernennt so viele Wähler als er Repräsentanten und
Senatoren in den Congreß schickt und jeder schreibt an
einem vorausbestimmten Tage zwei Candidaten auf einen
Zettel; die so zu Stande gebrachten Wahllisten werden
an den Staatspräsidenten geschickt, der sie in Gegenwart
beider Kammern entsiegelt; haben Mehre gleich viel Stim-
men, so wählt die Repräsentantenkammer einen von ih-
nen, sonst aus den fünfen, welche die meisten Stimmen
haben; Vicepräsident wird, wer nach dem Präsidenten
die meisten Stimmen hat; wenn Mehre gleich viel Stim-
men haben, so entscheidet der Senat durch Kugelung.

Diesen Entwurf theilte der Congreß den einzelnen
Staaten mit. Da blos Nordcarolina und Rhodeisland
ihre Zustimmung verweigerten und die Zustimmung von
neun Staaten hinreichen sollte, dem Entwurfe Gesetzes-
kraft zu geben, wurde er zum Gesetz und am 4. März
1789 Washington darnach erster gesetzmäßiger Präsident,
sowie John Adams erster Vicepräsident, da er nach Wa-
shington die meisten Stimmen hatte. Als sich Washing-
ton 1797 ins Privatleben zurückzog, wurde John Adams
Präsident. Er legte während seiner Verwaltung den
Grund zu der jetzt so bedeutenden Seemacht der Vereinig-
ten Staaten. Er wurde zwar 1801 nicht wieder gewählt,
sondern mußte seinem Vicepräsidenten Jefferson weichen,
welcher eine Stimme mehr bekommen hatte, aber deshalb
ging er dem öffentlichen Leben nicht verloren. Das Ver-
trauen seiner Landsleute sicherte ihm den ihm gebühren-
den Antheil an der Leitung der öffentlichen Angelegenhei-
ten. Noch 1820 arbeitete er in einem Alter von 85
Jahren als Mitglied des Ausschusses, welcher in Massa-
chusetts zur Verbesserung der Verfassung des Staats ge-
wählt worden war, mit Kraft in einem Wirkungskreise,
für den er wie geboren war.

Der funfzigste Jahrestag der Geburt der amerikani-
schen Freiheit wurde sein Todestag. "O der herrliche
4. Julius!" rief er, als ihn das feierliche Glockenge-
läut und der Donner des Geschützes an diesem Tage
weckte, "Gott segne ihn!" Die Freude, die ihm dieser
Tag brachte, war zu groß für den alterschwachen Leib;
er brach noch denselben Abend zusammen. Kurz vorher
rief er noch einmal: "Es ist ein großer, herrlicher Tag
-- Jefferson überlebt ihn." Aber Jefferson war an dem-
selben Tage heimgegangen.



[Spaltenumbruch]
Erfindungen.

Jn Amerika ist eine Dampfmaschine zum Ausgraben
und Wegräumen von Erdmassen erfunden worden, welche
die befriedigendsten Resultate geliefert hat. Nachdem die
Engländer über diese Erfindung, ohne sie zu kennen,
starke Zweifel ausgesprochen, stellten die amerikanischen
Erbauer der Maschine, zur Beseitigung der Zweifel, eine
solche in England auf, wo sie nach vorgenommener Prü-
fung die allgemeinste Anerkennung fand.

Auf der Eastern=Counties=Eisenbahn arbeitete diese
Maschine zwei Monate lang. Die größte Leistung be-
stand innerhalb 12 Stunden in dem Ausgraben von
870 Ladungen Erde, durchschnittlich jedoch in derselben
Zeit in 838 Ladungen, die Totalzahl in 31,010 La-
dungen Erde; es sind somit täglich circa 29,000 Cu-
bikfuß Erde ausgegraben und weggeräumt worden. Da
bei dieser Arbeit nur zwei Mann beschäftigt waren, so
ersetzten diese die Leistungen von 180 Arbeitern mit
Hacken und Schaufeln.

Die Ausführung der Arbeiten geht auf folgende Art
vor sich. Die wegzuschaffende Erdmasse befindet sich vor
der Maschine; nachdem diese in Bewegung gesetzt ist,
stößt sie eine 4 Fuß breite, 5 Fuß lange und3 1 / 2 Fuß
tiefe Schaufel durch die Erdmasse, hebt diese weg und
räumt, vorwärts rückend, die Massen fort. Jn je 40
Secunden füllt sich die Schaufel und leert sie sich, in-
dem sie sich zur Seite wendet und ihren Jnhalt in einen
Wagen schüttet, worauf sie sich von selbst umdreht und
ihr Geschäft von neuem beginnt. Die Maschine arbei-
tet nicht nur in gerader Richtung, sondern auch rechts
und links, indem sie einen Halbcirkel beschreibt, dessen
Ausdehnung ungefähr 30 Fuß beträgt. Die Anschaf-
fungskosten einer solchen Maschine betragen 1000 Pf. St.;
die Unterhaltungskosten stellen sich für 12 Stunden Ar-
beit täglich auf 2 Pf. St. 1 Schilling 6 Pence, und
zwar Gehalt für zwei Maschinisten 10 Schilling, für
einen Wasserträger 4 Schilling, für Feuerung ( 8--10
Centner Cokes für 12 Stunden ) 10 Schilling, für Öl
2 Schilling, Abnutzung der Maschine 10 Schilling, 10
Procent Zinsen von 1000 Pf. St. 5 Schill. 6 Pence.

Die durch diese Maschine entstehenden Vortheile be-
stehen sowol in einer bedeutenden Ersparniß an Geld,
als, und dies noch viel mehr, in einem Zeitgewinne von
mehr als 90 Procent, was bei Anlage von Eisenbah-
nen, Festungsbauten, Kanälen u. s. w. von der höchsten
Wichtigkeit ist, und verdoppelt werden kann, wenn man
die Maschine bei Nacht arbeiten lassen will, in welchem
Falle an dem obern Krahn ein Licht befestigt ist, welches
sich dann immer mit demselben umdreht und alle Stel-
len, an denen es erfoderlich ist, gehörig beleuchtet.



Die Pullahfischer in Scind.

Scind, Scinde, eine weite Provinz Hindostans, ist von
vielen Bewässerungsgräben durchschnitten, welche zur Zeit
des Hochwassers sich füllen, obgleich sie nicht hinreichen,
die Wege in der Nähe des Jndus vor der Überschwem-
mung zu schützen. Hat nun ein ärmerer Eingeborener
in jener Zeit ein Geschäft zu besorgen, das ihn flußab-
wärts nöthigt, so bindet er sich einen zugestopften gro-
ßen irdenen Krug an den Leib und schwimmt auf diese
Weise thalabwärts. Auf dieselbe Weise gerüstet, ziehen
sie auf den Fang des Pullah, eines sehr geschätzten Fi-
sches. Einen kleinen Spieß im Gürtel, einen ungeheuern
irdenen Krug in der Linken, eine 15 Fuß lange Gabel-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] über Solche, die von der Repräsentantenkammer angeklagt
worden sind, Absetzung und Unfähigkeit zu jedem öffent-
lichen Amte verfügen; Repräsentanten und Senatoren
erhalten Entschädigung für ihre Dienste, dürfen außerhalb
des Congresses für keine Rede oder Abstimmung inner-
halb desselben zur Rechenschaft gezogen und während ih-
rer Anwesenheit bei den Sitzungen, sowie bei ihrer Hin-
und Rückreise nicht verhaftet werden, es wäre denn, daß
ihnen Verrath, Eid= oder Friedensbruch zur Last fiele;
kein Beamter kann Mitglied einer Kammer, kein Kam-
mermitglied kann Beamter werden; jede Abgabenbill geht
von den Repräsentanten aus und unterliegt blos Ver-
besserungsvorschlägen des Senats; ist eine Bill von bei-
den Kammern angenommen und der Präsident will
sie nicht genehmigen, so schickt er sie mit seinen Ent-
würfen an die Kammer zurück, wo sie vorgeschlagen
wurde; erhält sie dann in beiden Kammern zwei Drittel
Stimmen, so hat sie Gesetzeskraft, ebenso jede andere
Bill, die der Präsident nicht zehn Tage nach dem Em-
pfange an den Congreß zurückgeschickt hat. Der Präsi-
dent wird folgendergestalt auf vier Jahre gewählt: jeder
Staat ernennt so viele Wähler als er Repräsentanten und
Senatoren in den Congreß schickt und jeder schreibt an
einem vorausbestimmten Tage zwei Candidaten auf einen
Zettel; die so zu Stande gebrachten Wahllisten werden
an den Staatspräsidenten geschickt, der sie in Gegenwart
beider Kammern entsiegelt; haben Mehre gleich viel Stim-
men, so wählt die Repräsentantenkammer einen von ih-
nen, sonst aus den fünfen, welche die meisten Stimmen
haben; Vicepräsident wird, wer nach dem Präsidenten
die meisten Stimmen hat; wenn Mehre gleich viel Stim-
men haben, so entscheidet der Senat durch Kugelung.

Diesen Entwurf theilte der Congreß den einzelnen
Staaten mit. Da blos Nordcarolina und Rhodeisland
ihre Zustimmung verweigerten und die Zustimmung von
neun Staaten hinreichen sollte, dem Entwurfe Gesetzes-
kraft zu geben, wurde er zum Gesetz und am 4. März
1789 Washington darnach erster gesetzmäßiger Präsident,
sowie John Adams erster Vicepräsident, da er nach Wa-
shington die meisten Stimmen hatte. Als sich Washing-
ton 1797 ins Privatleben zurückzog, wurde John Adams
Präsident. Er legte während seiner Verwaltung den
Grund zu der jetzt so bedeutenden Seemacht der Vereinig-
ten Staaten. Er wurde zwar 1801 nicht wieder gewählt,
sondern mußte seinem Vicepräsidenten Jefferson weichen,
welcher eine Stimme mehr bekommen hatte, aber deshalb
ging er dem öffentlichen Leben nicht verloren. Das Ver-
trauen seiner Landsleute sicherte ihm den ihm gebühren-
den Antheil an der Leitung der öffentlichen Angelegenhei-
ten. Noch 1820 arbeitete er in einem Alter von 85
Jahren als Mitglied des Ausschusses, welcher in Massa-
chusetts zur Verbesserung der Verfassung des Staats ge-
wählt worden war, mit Kraft in einem Wirkungskreise,
für den er wie geboren war.

Der funfzigste Jahrestag der Geburt der amerikani-
schen Freiheit wurde sein Todestag. „O der herrliche
4. Julius!“ rief er, als ihn das feierliche Glockenge-
läut und der Donner des Geschützes an diesem Tage
weckte, „Gott segne ihn!“ Die Freude, die ihm dieser
Tag brachte, war zu groß für den alterschwachen Leib;
er brach noch denselben Abend zusammen. Kurz vorher
rief er noch einmal: „Es ist ein großer, herrlicher Tag
— Jefferson überlebt ihn.“ Aber Jefferson war an dem-
selben Tage heimgegangen.



[Spaltenumbruch]
Erfindungen.

Jn Amerika ist eine Dampfmaschine zum Ausgraben
und Wegräumen von Erdmassen erfunden worden, welche
die befriedigendsten Resultate geliefert hat. Nachdem die
Engländer über diese Erfindung, ohne sie zu kennen,
starke Zweifel ausgesprochen, stellten die amerikanischen
Erbauer der Maschine, zur Beseitigung der Zweifel, eine
solche in England auf, wo sie nach vorgenommener Prü-
fung die allgemeinste Anerkennung fand.

Auf der Eastern=Counties=Eisenbahn arbeitete diese
Maschine zwei Monate lang. Die größte Leistung be-
stand innerhalb 12 Stunden in dem Ausgraben von
870 Ladungen Erde, durchschnittlich jedoch in derselben
Zeit in 838 Ladungen, die Totalzahl in 31,010 La-
dungen Erde; es sind somit täglich circa 29,000 Cu-
bikfuß Erde ausgegraben und weggeräumt worden. Da
bei dieser Arbeit nur zwei Mann beschäftigt waren, so
ersetzten diese die Leistungen von 180 Arbeitern mit
Hacken und Schaufeln.

Die Ausführung der Arbeiten geht auf folgende Art
vor sich. Die wegzuschaffende Erdmasse befindet sich vor
der Maschine; nachdem diese in Bewegung gesetzt ist,
stößt sie eine 4 Fuß breite, 5 Fuß lange und3 1 / 2 Fuß
tiefe Schaufel durch die Erdmasse, hebt diese weg und
räumt, vorwärts rückend, die Massen fort. Jn je 40
Secunden füllt sich die Schaufel und leert sie sich, in-
dem sie sich zur Seite wendet und ihren Jnhalt in einen
Wagen schüttet, worauf sie sich von selbst umdreht und
ihr Geschäft von neuem beginnt. Die Maschine arbei-
tet nicht nur in gerader Richtung, sondern auch rechts
und links, indem sie einen Halbcirkel beschreibt, dessen
Ausdehnung ungefähr 30 Fuß beträgt. Die Anschaf-
fungskosten einer solchen Maschine betragen 1000 Pf. St.;
die Unterhaltungskosten stellen sich für 12 Stunden Ar-
beit täglich auf 2 Pf. St. 1 Schilling 6 Pence, und
zwar Gehalt für zwei Maschinisten 10 Schilling, für
einen Wasserträger 4 Schilling, für Feuerung ( 8—10
Centner Cokes für 12 Stunden ) 10 Schilling, für Öl
2 Schilling, Abnutzung der Maschine 10 Schilling, 10
Procent Zinsen von 1000 Pf. St. 5 Schill. 6 Pence.

Die durch diese Maschine entstehenden Vortheile be-
stehen sowol in einer bedeutenden Ersparniß an Geld,
als, und dies noch viel mehr, in einem Zeitgewinne von
mehr als 90 Procent, was bei Anlage von Eisenbah-
nen, Festungsbauten, Kanälen u. s. w. von der höchsten
Wichtigkeit ist, und verdoppelt werden kann, wenn man
die Maschine bei Nacht arbeiten lassen will, in welchem
Falle an dem obern Krahn ein Licht befestigt ist, welches
sich dann immer mit demselben umdreht und alle Stel-
len, an denen es erfoderlich ist, gehörig beleuchtet.



Die Pullahfischer in Scind.

Scind, Scinde, eine weite Provinz Hindostans, ist von
vielen Bewässerungsgräben durchschnitten, welche zur Zeit
des Hochwassers sich füllen, obgleich sie nicht hinreichen,
die Wege in der Nähe des Jndus vor der Überschwem-
mung zu schützen. Hat nun ein ärmerer Eingeborener
in jener Zeit ein Geschäft zu besorgen, das ihn flußab-
wärts nöthigt, so bindet er sich einen zugestopften gro-
ßen irdenen Krug an den Leib und schwimmt auf diese
Weise thalabwärts. Auf dieselbe Weise gerüstet, ziehen
sie auf den Fang des Pullah, eines sehr geschätzten Fi-
sches. Einen kleinen Spieß im Gürtel, einen ungeheuern
irdenen Krug in der Linken, eine 15 Fuß lange Gabel-
[Ende Spaltensatz]

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Hat nun ein ärmerer Eingeborener in jener Zeit ein Geschäft zu besorgen, das ihn flußab- wärts nöthigt, so bindet er sich einen zugestopften gro- ßen irdenen Krug an den Leib und schwimmt auf diese Weise thalabwärts. Auf dieselbe Weise gerüstet, ziehen sie auf den Fang des Pullah, eines sehr geschätzten Fi- sches. Einen kleinen Spieß im Gürtel, einen ungeheuern irdenen Krug in der Linken, eine 15 Fuß lange Gabel-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 36. Leipzig (Sachsen), 9. September 1843, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig036_1843/3>, abgerufen am 24.11.2024.