Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Dritter Jahrgang, Nr. 111. Leipzig (Sachsen), 16. Februar 1855.[Beginn Spaltensatz]
Samorodne ( natürlicher ) , Maschlasch und Ausbruch ge- Englische Verhandlung. Eine preußische Dampfschiffahrtsgesellschaft hatte sich Das russische Einerlei. Jn Groß=Rußland gibt es nur eine Sprache ohne Das Seepferd. [Abbildung]
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Das Seepferd, ein höchstens einen Fuß langer und [Beginn Spaltensatz]
Samorodne ( natürlicher ) , Máschlásch und Ausbruch ge- Englische Verhandlung. Eine preußische Dampfschiffahrtsgesellschaft hatte sich Das russische Einerlei. Jn Groß=Rußland gibt es nur eine Sprache ohne Das Seepferd. [Abbildung]
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Das Seepferd, ein höchstens einen Fuß langer und <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0007" n="55"/><fw type="pageNum" place="top">55</fw><cb type="start"/> Samorodne ( natürlicher ) , Máschlásch und Ausbruch ge-<lb/> nannt werden. Letzterm wird am meisten von der<lb/> Trockenbeermasse zugegeben und schon wenige Stunden<lb/> nach dieser Procedur beginnt sich die Masse zu heben;<lb/> sämmtliche Körner und Hülsen steigen empor und bil-<lb/> den eine 6—12 Zoll starke Rinde, über welcher ein<lb/> darüber gehaltenes Licht sofort erlischt. Je wärmer<lb/> die Atmosphäre ist, desto früher erfolgt dieses sogenannte<lb/> Aufwerfen, und je mehr Trockenbeermasse dem Weine<lb/> zugesetzt wird, desto mehr Zeit braucht er, um sie zu<lb/> verarbeiten. Jst diese erste brausende stürmische Gäh-<lb/> rung des Weins vorüber, so wird die ganze Masse<lb/> noch einmal mit Stangen untereinandergerührt und<lb/> durch Säcke gedrückt, und der in den Tretsäcken zu-<lb/> rückbleibende Rest wird mit der Presse ausgepreßt.<lb/> Nun wird der durch dieses Verfahren gewonnene Wein<lb/> in Fässer gefüllt, und zwar in Kufen, welche zwei<lb/> Eimer enthalten, oder in Antheile, welche einen Eimer<lb/> enthalten; gewöhnlich aber werden nur die feinsten To-<lb/> kayer=Weine auf Antheile gefüllt, während alle übri-<lb/> gen Tokayer= oder oberungarischen Hegyalja=Weine in<lb/> zweieimerigen Kufen auch ins Ausland verfahren werden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Englische Verhandlung.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>ine preußische Dampfschiffahrtsgesellschaft hatte sich<lb/> bei Vernon in Liverpool ein Postdampfschiff, „Der<lb/> preußische Adler“ ( <hi rendition="#aq">Prussian eagle</hi> ) , bauen lassen. 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Jhr entspringt<lb/> auch das starke Einheitsgefühl der Nation und die pa-<lb/> triarchalische Gliederung innerhalb der Familien und<lb/> Gemeinden und zuletzt innerhalb des unumschränkt be-<lb/> herrschten Staats; darin liegt auch das Geheimniß der<lb/> großen politischen Macht Rußlands, um derenwillen<lb/> es besonders zu fürchten ist.</p> </div><lb/> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Das Seepferd.</hi> </head><lb/> <figure/><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>as Seepferd, ein höchstens einen Fuß langer und<lb/> einen Zoll dicker Fisch, der sehr zahlreich in den mei-<lb/> sten Meeren vorkommt, hat seinen Namen von der<lb/> Aehnlichkeit erhalten, welchen die Vorderhälfte seines<lb/> Körpers, nachdem das Thier getödtet worden, im Klei-<lb/> nen mit einem Pferdekopfe hat. Unsere Abbildung ist<lb/> darum auch die eines todten Seepferdes, denn leben-<lb/> dig ist diese Aehnlichkeit nicht vorhanden, indem der<lb/> auf dem Bilde herabgebogene, schnabelförmig verlän-<lb/><cb n="2"/> gerte Kopf dann geradeaus steht. Der Körper des<lb/> Seepferdes ist siebenseitig und anstatt in Schuppen, in<lb/> harte Ringe gekleidet, die an den Kanten mit hervor-<lb/> stehenden Spitzen und fleischigen Fädchen versehen sind.<lb/> Seine Farbe ist sehr verschieden, bald blaugrau, bald<lb/> braun und grünlich, manchmal zieren es auch silber-<lb/> glänzende Punkte; allerlei kleine Wasserthiere dienen<lb/> ihm zur Nahrung.</p> </div><lb/> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [55/0007]
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Samorodne ( natürlicher ) , Máschlásch und Ausbruch ge-
nannt werden. Letzterm wird am meisten von der
Trockenbeermasse zugegeben und schon wenige Stunden
nach dieser Procedur beginnt sich die Masse zu heben;
sämmtliche Körner und Hülsen steigen empor und bil-
den eine 6—12 Zoll starke Rinde, über welcher ein
darüber gehaltenes Licht sofort erlischt. Je wärmer
die Atmosphäre ist, desto früher erfolgt dieses sogenannte
Aufwerfen, und je mehr Trockenbeermasse dem Weine
zugesetzt wird, desto mehr Zeit braucht er, um sie zu
verarbeiten. Jst diese erste brausende stürmische Gäh-
rung des Weins vorüber, so wird die ganze Masse
noch einmal mit Stangen untereinandergerührt und
durch Säcke gedrückt, und der in den Tretsäcken zu-
rückbleibende Rest wird mit der Presse ausgepreßt.
Nun wird der durch dieses Verfahren gewonnene Wein
in Fässer gefüllt, und zwar in Kufen, welche zwei
Eimer enthalten, oder in Antheile, welche einen Eimer
enthalten; gewöhnlich aber werden nur die feinsten To-
kayer=Weine auf Antheile gefüllt, während alle übri-
gen Tokayer= oder oberungarischen Hegyalja=Weine in
zweieimerigen Kufen auch ins Ausland verfahren werden.
Englische Verhandlung.
Eine preußische Dampfschiffahrtsgesellschaft hatte sich
bei Vernon in Liverpool ein Postdampfschiff, „Der
preußische Adler“ ( Prussian eagle ) , bauen lassen. Man
machte mit ihm von Stettin nach Kopenhagen eine
Probefahrt, nahm ihn aber nach dem Ausfall dersel-
ben nicht an, weil er nicht contractmäßig gebaut sei.
Man machte die Ausstellungen, das Schiff gehe zu tief,
Räder und Radkasten seien zu tief angebracht, die
Schlafstellen am Bord seien zu beschränkt und zu klein
und dergleichen mehr. Der Erbauer des Schiffs solle,
verlangte man, den erhaltenen Vorschuß von 142,000
Thalern zurückzahlen und man machte sich auf lange
verdrießliche Verhandlungen gefaßt. Ein Termin ward
festgesetzt mit dem Verhandlungsorte Berlin; eine Com-
mission daselbst war beauftragt, die Gründe für die
Nichtannahme dem dazu abgesandten Engländer auch
noch mündlich darzulegen. Er erscheint, grüßt die ver-
sammelten Herren, übergibt ohne weiteres Wechsel im
Betrage jener Summe und empfiehlt sich mit einem
trockenen: „ Good morning, Gentlemen!“
Das russische Einerlei.
Jn Groß=Rußland gibt es nur eine Sprache ohne
örtliche Varietät, ohne Unterschied zwischen Reichen und
Armen, keine oder wenig Abwechselung in der Cultur
des Bodens, in dem Bau der Häuser, zwischen Dorf
und Stadt, selbst eine merkwürdige Aehnlichkeit der
Trachten und ein beinahe völliges Einerlei der Schä-
delbildungen. Diese physische und intellectuelle Einför-
migkeit ist vielleicht die Ursache des bei den Russen so
stark ausgeprägten Associationstriebs. Jhr entspringt
auch das starke Einheitsgefühl der Nation und die pa-
triarchalische Gliederung innerhalb der Familien und
Gemeinden und zuletzt innerhalb des unumschränkt be-
herrschten Staats; darin liegt auch das Geheimniß der
großen politischen Macht Rußlands, um derenwillen
es besonders zu fürchten ist.
Das Seepferd.
[Abbildung]
Das Seepferd, ein höchstens einen Fuß langer und
einen Zoll dicker Fisch, der sehr zahlreich in den mei-
sten Meeren vorkommt, hat seinen Namen von der
Aehnlichkeit erhalten, welchen die Vorderhälfte seines
Körpers, nachdem das Thier getödtet worden, im Klei-
nen mit einem Pferdekopfe hat. Unsere Abbildung ist
darum auch die eines todten Seepferdes, denn leben-
dig ist diese Aehnlichkeit nicht vorhanden, indem der
auf dem Bilde herabgebogene, schnabelförmig verlän-
gerte Kopf dann geradeaus steht. Der Körper des
Seepferdes ist siebenseitig und anstatt in Schuppen, in
harte Ringe gekleidet, die an den Kanten mit hervor-
stehenden Spitzen und fleischigen Fädchen versehen sind.
Seine Farbe ist sehr verschieden, bald blaugrau, bald
braun und grünlich, manchmal zieren es auch silber-
glänzende Punkte; allerlei kleine Wasserthiere dienen
ihm zur Nahrung.
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Transkription
Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
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