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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 153. Leipzig (Sachsen), 5. März 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] men, war ihr Gesicht fast immer stark von Blutandrang
gefärbt und oft hatten sie Nasenbluten. Jn einigen
Fällen sah Lefevre Blut aus Augen und Ohren drin-
gen. Sobald sie aus dem Wasser waren, hüllten sie
sich in einen weiten, wollenen Mantel und warteten, bis
die Reihe wieder an sie kam. Sie konnten das Untertau-
[Spaltenumbruch] chen ohne Nachtheil viermal in einer Stunde wiederholen.
Aus diesen Beobachtungen zieht Lefevre den Schluß, daß
ein Aufenthalt von zwei Minuten unter dem Wasser,
die kürzeste Zeitangabe, die wir in den verschiedenen Reise-
berichten finden, schon sehr lang ist, und daß nur we-
nige geschickte Taucher so viel zu wagen im Stande sind.

[Ende Spaltensatz]

Der Palast der Thermen in Paris.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Die Sitte der Griechen, öffentliche Bäder anzulegen,
ahmten die Römer schon frühzeitig nach und verwende-
ten auf dieselben, besonders während der üppigen Kaiser-
zeit, eine Pracht, die alle Begriffe übersteigt. Solche
Bäder hatten gewöhnlich zwei Abtheilungen, eine für
Frauen, die andere für Männer. Jn jeder konnte man
kalt und warm baden. Jn der Mitte des Gebäudes,
gewöhnlich im Kellergeschoß, befand sich das Heizzim-
mer und über diesem ein Gemach, wo in der Regel
drei große Kessel übereinander eingemauert waren, sodaß
der untere unmittelbar über dem Feuer, der zweite über
diesem und der dritte über dem zweiten stand. Auf diese
Weise hatte man zugleich heißes, laues und kaltes Was-
ser. Durch besondere, mit Hähnen versehene Röhren
wurde das Wasser in die Badezimmer geführt, und
aus einem großen Wasserbehälter die Kessel sogleich wie-
der gefüllt. Neben dem Heizzimmer lagen gewöhnlich
drei besondere Zimmer, für das heiße, laue und kalte
[Spaltenumbruch] Bad. Die Badestuben hatten im Fußboden ein ge-
mauertes Becken, um welches eine Galerie und Sitze
liefen, wo sich die Badenden, ehe sie ins Bad stiegen,
und die Bedienung aufhielten. Außerdem gab es noch
ein eignes Zimmer zum Schwitzbade, welches durch
Röhren geheizt wurde. Mittels Klappen an der Decke,
die man öffnete und wieder schloß, konnte man die
Hitze beliebig vermindern. Zum Auskleiden und Aufbe-
wahren der Kleider und zum Salben nach dem Bade
gab es ebenfalls eigne Zimmer. Auch durften bei ei-
nem Bade bedeckte Spaziergänge, Säle zu Ballspielen
und Gärten nicht fehlen, damit man sich nach dem
Bade die gehörige Bewegung machen konnte. Dabei
waren die Zimmer prachtvoll mit Allem, was nur
irgend zur Annehmlichkeit gehörte, ausgestattet, und
ein solches Bad glich mit allen seinen Nebengebäuden
einem weitläufigen Palaste. Ja der Luxus der Rö-
mer ging so weit, daß sie eigne Wasserleitungen oft
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] men, war ihr Gesicht fast immer stark von Blutandrang
gefärbt und oft hatten sie Nasenbluten. Jn einigen
Fällen sah Lefèvre Blut aus Augen und Ohren drin-
gen. Sobald sie aus dem Wasser waren, hüllten sie
sich in einen weiten, wollenen Mantel und warteten, bis
die Reihe wieder an sie kam. Sie konnten das Untertau-
[Spaltenumbruch] chen ohne Nachtheil viermal in einer Stunde wiederholen.
Aus diesen Beobachtungen zieht Lefèvre den Schluß, daß
ein Aufenthalt von zwei Minuten unter dem Wasser,
die kürzeste Zeitangabe, die wir in den verschiedenen Reise-
berichten finden, schon sehr lang ist, und daß nur we-
nige geschickte Taucher so viel zu wagen im Stande sind.

[Ende Spaltensatz]

Der Palast der Thermen in Paris.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Die Sitte der Griechen, öffentliche Bäder anzulegen,
ahmten die Römer schon frühzeitig nach und verwende-
ten auf dieselben, besonders während der üppigen Kaiser-
zeit, eine Pracht, die alle Begriffe übersteigt. Solche
Bäder hatten gewöhnlich zwei Abtheilungen, eine für
Frauen, die andere für Männer. Jn jeder konnte man
kalt und warm baden. Jn der Mitte des Gebäudes,
gewöhnlich im Kellergeschoß, befand sich das Heizzim-
mer und über diesem ein Gemach, wo in der Regel
drei große Kessel übereinander eingemauert waren, sodaß
der untere unmittelbar über dem Feuer, der zweite über
diesem und der dritte über dem zweiten stand. Auf diese
Weise hatte man zugleich heißes, laues und kaltes Was-
ser. Durch besondere, mit Hähnen versehene Röhren
wurde das Wasser in die Badezimmer geführt, und
aus einem großen Wasserbehälter die Kessel sogleich wie-
der gefüllt. Neben dem Heizzimmer lagen gewöhnlich
drei besondere Zimmer, für das heiße, laue und kalte
[Spaltenumbruch] Bad. Die Badestuben hatten im Fußboden ein ge-
mauertes Becken, um welches eine Galerie und Sitze
liefen, wo sich die Badenden, ehe sie ins Bad stiegen,
und die Bedienung aufhielten. Außerdem gab es noch
ein eignes Zimmer zum Schwitzbade, welches durch
Röhren geheizt wurde. Mittels Klappen an der Decke,
die man öffnete und wieder schloß, konnte man die
Hitze beliebig vermindern. Zum Auskleiden und Aufbe-
wahren der Kleider und zum Salben nach dem Bade
gab es ebenfalls eigne Zimmer. Auch durften bei ei-
nem Bade bedeckte Spaziergänge, Säle zu Ballspielen
und Gärten nicht fehlen, damit man sich nach dem
Bade die gehörige Bewegung machen konnte. Dabei
waren die Zimmer prachtvoll mit Allem, was nur
irgend zur Annehmlichkeit gehörte, ausgestattet, und
ein solches Bad glich mit allen seinen Nebengebäuden
einem weitläufigen Palaste. Ja der Luxus der Rö-
mer ging so weit, daß sie eigne Wasserleitungen oft
[Ende Spaltensatz]

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[76/0004] Das Pfennig=Magazin. men, war ihr Gesicht fast immer stark von Blutandrang gefärbt und oft hatten sie Nasenbluten. Jn einigen Fällen sah Lefèvre Blut aus Augen und Ohren drin- gen. Sobald sie aus dem Wasser waren, hüllten sie sich in einen weiten, wollenen Mantel und warteten, bis die Reihe wieder an sie kam. Sie konnten das Untertau- chen ohne Nachtheil viermal in einer Stunde wiederholen. Aus diesen Beobachtungen zieht Lefèvre den Schluß, daß ein Aufenthalt von zwei Minuten unter dem Wasser, die kürzeste Zeitangabe, die wir in den verschiedenen Reise- berichten finden, schon sehr lang ist, und daß nur we- nige geschickte Taucher so viel zu wagen im Stande sind. Der Palast der Thermen in Paris. [Abbildung] Die Sitte der Griechen, öffentliche Bäder anzulegen, ahmten die Römer schon frühzeitig nach und verwende- ten auf dieselben, besonders während der üppigen Kaiser- zeit, eine Pracht, die alle Begriffe übersteigt. Solche Bäder hatten gewöhnlich zwei Abtheilungen, eine für Frauen, die andere für Männer. Jn jeder konnte man kalt und warm baden. Jn der Mitte des Gebäudes, gewöhnlich im Kellergeschoß, befand sich das Heizzim- mer und über diesem ein Gemach, wo in der Regel drei große Kessel übereinander eingemauert waren, sodaß der untere unmittelbar über dem Feuer, der zweite über diesem und der dritte über dem zweiten stand. Auf diese Weise hatte man zugleich heißes, laues und kaltes Was- ser. Durch besondere, mit Hähnen versehene Röhren wurde das Wasser in die Badezimmer geführt, und aus einem großen Wasserbehälter die Kessel sogleich wie- der gefüllt. Neben dem Heizzimmer lagen gewöhnlich drei besondere Zimmer, für das heiße, laue und kalte Bad. Die Badestuben hatten im Fußboden ein ge- mauertes Becken, um welches eine Galerie und Sitze liefen, wo sich die Badenden, ehe sie ins Bad stiegen, und die Bedienung aufhielten. Außerdem gab es noch ein eignes Zimmer zum Schwitzbade, welches durch Röhren geheizt wurde. Mittels Klappen an der Decke, die man öffnete und wieder schloß, konnte man die Hitze beliebig vermindern. Zum Auskleiden und Aufbe- wahren der Kleider und zum Salben nach dem Bade gab es ebenfalls eigne Zimmer. Auch durften bei ei- nem Bade bedeckte Spaziergänge, Säle zu Ballspielen und Gärten nicht fehlen, damit man sich nach dem Bade die gehörige Bewegung machen konnte. Dabei waren die Zimmer prachtvoll mit Allem, was nur irgend zur Annehmlichkeit gehörte, ausgestattet, und ein solches Bad glich mit allen seinen Nebengebäuden einem weitläufigen Palaste. Ja der Luxus der Rö- mer ging so weit, daß sie eigne Wasserleitungen oft

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 153. Leipzig (Sachsen), 5. März 1836, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig153_1836/4>, abgerufen am 15.06.2024.