Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 174. Leipzig (Sachsen), 30. Juli 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Die Ricinusölpflanze.
[Beginn Spaltensatz] beißenden Geruch. Die Blüten einiger Arten kann man ab-
kochen, indem sie sehr stärkend sind, während die Blätter
anderer als schweißtreibend und die Wurzeln als Brech-
mittel gebraucht werden. Die Pflanze bietet neben mil-
den Heilmitteln das stärkste Gift dar. Sie wird auch
wegen der ausgezeichneten arzneilichen Kräfte des Öls,
das man aus ihrem Samen gewinnt, sehr geschätzt. Ost-
indien, die westlichen Jnseln und die Vereinigten Staaten
beschäftigen sich besonders mit der Zubereitung dieses Öls.

[Spaltenumbruch]

Jn Amerika kocht man den Samen, nachdem
man die Hülsen davon abgemacht hat, ungefähr sechs
Stunden in Wasser und nimmt dann das Öl, welches
sich weiß und schaumig auf der Oberfläche sammelt, be-
hutsam ab. Dann seihet man es durch ein leinenes Tuch,
um ihm die nöthige Reinheit zu geben. Das Öl hat
dann eine Strohfarbe, und je klarer es ist, desto wirk-
samer sind seine Eigenschaften.

[Ende Spaltensatz]

Die Beduinen.
[Beginn Spaltensatz]

Der Name Beduine ist aus einem arabischen Worte
entstanden, das Wüstenbewohner bedeutet, und bezeichnet
diejenigen Araberstämme, die in den Wüsten Arabiens
und Nordafrikas wandern und in Gegenden, wo sie
Wasser und Weide für ihr Vieh finden, stets in Zelten
wohnen. Jeder Stamm wird als der ausschließende
Eigenthümer eines Bezirks betrachtet, dessen Umfang
und Werth mit der Wichtigkeit des Stammes in Ver-
hältniß stehen, der aber gewöhnlich sehr groß ist, um
einem Wandervolke, das seinen Unterhalt hauptsächlich
aus den freiwilligen Erzeugnissen seines Wohnplatzes
zieht, hinlänglichen Raum zu geben. Man findet da-
her denselben Stamm immer in demselben Weidegebiete,
[Spaltenumbruch] wenn anders nicht ein mächtigerer ihn verdrängt, oder
wenn ein Stamm durch Zwiespalt mit seinem Häupt-
linge, dem Scheikh, oder durch die Hoffnung, ein gün-
stigeres Gebiet zu finden, seine Selbständigkeit aufgibt
und mit einem Nachbarstamme sich vereinigt. Die Be-
duinen unterscheiden sich durch ihre Sitten nicht nur
von den in Städten wohnenden Arabern, sondern auch
von denjenigen, die an den Grenzen angebauter Gegen-
den angesiedelt, Verkehr mit Städtebewohnern haben
und wenigstens während einiger Monate mit dem Acker-
baue sich beschäftigen. Die Beduinen der einzelnen, be-
sonders der weit voneinander entfernten Stämme, sind
sehr verschieden. Jm Allgemeinen sind sie unter Mittel-
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Abbildung] Die Ricinusölpflanze.
[Beginn Spaltensatz] beißenden Geruch. Die Blüten einiger Arten kann man ab-
kochen, indem sie sehr stärkend sind, während die Blätter
anderer als schweißtreibend und die Wurzeln als Brech-
mittel gebraucht werden. Die Pflanze bietet neben mil-
den Heilmitteln das stärkste Gift dar. Sie wird auch
wegen der ausgezeichneten arzneilichen Kräfte des Öls,
das man aus ihrem Samen gewinnt, sehr geschätzt. Ost-
indien, die westlichen Jnseln und die Vereinigten Staaten
beschäftigen sich besonders mit der Zubereitung dieses Öls.

[Spaltenumbruch]

Jn Amerika kocht man den Samen, nachdem
man die Hülsen davon abgemacht hat, ungefähr sechs
Stunden in Wasser und nimmt dann das Öl, welches
sich weiß und schaumig auf der Oberfläche sammelt, be-
hutsam ab. Dann seihet man es durch ein leinenes Tuch,
um ihm die nöthige Reinheit zu geben. Das Öl hat
dann eine Strohfarbe, und je klarer es ist, desto wirk-
samer sind seine Eigenschaften.

[Ende Spaltensatz]

Die Beduinen.
[Beginn Spaltensatz]

Der Name Beduine ist aus einem arabischen Worte
entstanden, das Wüstenbewohner bedeutet, und bezeichnet
diejenigen Araberstämme, die in den Wüsten Arabiens
und Nordafrikas wandern und in Gegenden, wo sie
Wasser und Weide für ihr Vieh finden, stets in Zelten
wohnen. Jeder Stamm wird als der ausschließende
Eigenthümer eines Bezirks betrachtet, dessen Umfang
und Werth mit der Wichtigkeit des Stammes in Ver-
hältniß stehen, der aber gewöhnlich sehr groß ist, um
einem Wandervolke, das seinen Unterhalt hauptsächlich
aus den freiwilligen Erzeugnissen seines Wohnplatzes
zieht, hinlänglichen Raum zu geben. Man findet da-
her denselben Stamm immer in demselben Weidegebiete,
[Spaltenumbruch] wenn anders nicht ein mächtigerer ihn verdrängt, oder
wenn ein Stamm durch Zwiespalt mit seinem Häupt-
linge, dem Scheikh, oder durch die Hoffnung, ein gün-
stigeres Gebiet zu finden, seine Selbständigkeit aufgibt
und mit einem Nachbarstamme sich vereinigt. Die Be-
duinen unterscheiden sich durch ihre Sitten nicht nur
von den in Städten wohnenden Arabern, sondern auch
von denjenigen, die an den Grenzen angebauter Gegen-
den angesiedelt, Verkehr mit Städtebewohnern haben
und wenigstens während einiger Monate mit dem Acker-
baue sich beschäftigen. Die Beduinen der einzelnen, be-
sonders der weit voneinander entfernten Stämme, sind
sehr verschieden. Jm Allgemeinen sind sie unter Mittel-
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0005" n="245"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Pfennig=Magazin.</hi></fw><figure><head>  Die Ricinusölpflanze.  </head></figure><lb/><cb type="start"/>
beißenden Geruch. Die Blüten einiger Arten kann man ab-<lb/>
kochen, indem sie sehr stärkend sind, während die Blätter<lb/>
anderer als schweißtreibend und die Wurzeln als Brech-<lb/>
mittel gebraucht werden. Die Pflanze bietet neben mil-<lb/>
den Heilmitteln das stärkste Gift dar. Sie wird auch<lb/>
wegen der ausgezeichneten arzneilichen Kräfte des Öls,<lb/>
das man aus ihrem Samen gewinnt, sehr geschätzt. Ost-<lb/>
indien, die westlichen Jnseln und die Vereinigten Staaten<lb/>
beschäftigen sich besonders mit der Zubereitung dieses Öls.</p><lb/>
        <cb n="2"/>
        <p>Jn Amerika kocht man den Samen, nachdem<lb/>
man die Hülsen davon abgemacht hat, ungefähr sechs<lb/>
Stunden in Wasser und nimmt dann das Öl, welches<lb/>
sich weiß und schaumig auf der Oberfläche sammelt, be-<lb/>
hutsam ab. Dann seihet man es durch ein leinenes Tuch,<lb/>
um ihm die nöthige Reinheit zu geben. Das Öl hat<lb/>
dann eine Strohfarbe, und je klarer es ist, desto wirk-<lb/>
samer sind seine Eigenschaften.</p>
      </div><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Die Beduinen</hi>.</hi> </head><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>er Name Beduine ist aus einem arabischen Worte<lb/>
entstanden, das Wüstenbewohner bedeutet, und bezeichnet<lb/>
diejenigen Araberstämme, die in den Wüsten Arabiens<lb/>
und Nordafrikas wandern und in Gegenden, wo sie<lb/>
Wasser und Weide für ihr Vieh finden, stets in Zelten<lb/>
wohnen. Jeder Stamm wird als der ausschließende<lb/>
Eigenthümer eines Bezirks betrachtet, dessen Umfang<lb/>
und Werth mit der Wichtigkeit des Stammes in Ver-<lb/>
hältniß stehen, der aber gewöhnlich sehr groß ist, um<lb/>
einem Wandervolke, das seinen Unterhalt hauptsächlich<lb/>
aus den freiwilligen Erzeugnissen seines Wohnplatzes<lb/>
zieht, hinlänglichen Raum zu geben. Man findet da-<lb/>
her denselben Stamm immer in demselben Weidegebiete,<lb/><cb n="2"/>
wenn anders nicht ein mächtigerer ihn verdrängt, oder<lb/>
wenn ein Stamm durch Zwiespalt mit seinem Häupt-<lb/>
linge, dem Scheikh, oder durch die Hoffnung, ein gün-<lb/>
stigeres Gebiet zu finden, seine Selbständigkeit aufgibt<lb/>
und mit einem Nachbarstamme sich vereinigt. Die Be-<lb/>
duinen unterscheiden sich durch ihre Sitten nicht nur<lb/>
von den in Städten wohnenden Arabern, sondern auch<lb/>
von denjenigen, die an den Grenzen angebauter Gegen-<lb/>
den angesiedelt, Verkehr mit Städtebewohnern haben<lb/>
und wenigstens während einiger Monate mit dem Acker-<lb/>
baue sich beschäftigen. Die Beduinen der einzelnen, be-<lb/>
sonders der weit voneinander entfernten Stämme, sind<lb/>
sehr verschieden. Jm Allgemeinen sind sie unter Mittel-<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0005] Das Pfennig=Magazin. [Abbildung Die Ricinusölpflanze. ] beißenden Geruch. Die Blüten einiger Arten kann man ab- kochen, indem sie sehr stärkend sind, während die Blätter anderer als schweißtreibend und die Wurzeln als Brech- mittel gebraucht werden. Die Pflanze bietet neben mil- den Heilmitteln das stärkste Gift dar. Sie wird auch wegen der ausgezeichneten arzneilichen Kräfte des Öls, das man aus ihrem Samen gewinnt, sehr geschätzt. Ost- indien, die westlichen Jnseln und die Vereinigten Staaten beschäftigen sich besonders mit der Zubereitung dieses Öls. Jn Amerika kocht man den Samen, nachdem man die Hülsen davon abgemacht hat, ungefähr sechs Stunden in Wasser und nimmt dann das Öl, welches sich weiß und schaumig auf der Oberfläche sammelt, be- hutsam ab. Dann seihet man es durch ein leinenes Tuch, um ihm die nöthige Reinheit zu geben. Das Öl hat dann eine Strohfarbe, und je klarer es ist, desto wirk- samer sind seine Eigenschaften. Die Beduinen. Der Name Beduine ist aus einem arabischen Worte entstanden, das Wüstenbewohner bedeutet, und bezeichnet diejenigen Araberstämme, die in den Wüsten Arabiens und Nordafrikas wandern und in Gegenden, wo sie Wasser und Weide für ihr Vieh finden, stets in Zelten wohnen. Jeder Stamm wird als der ausschließende Eigenthümer eines Bezirks betrachtet, dessen Umfang und Werth mit der Wichtigkeit des Stammes in Ver- hältniß stehen, der aber gewöhnlich sehr groß ist, um einem Wandervolke, das seinen Unterhalt hauptsächlich aus den freiwilligen Erzeugnissen seines Wohnplatzes zieht, hinlänglichen Raum zu geben. Man findet da- her denselben Stamm immer in demselben Weidegebiete, wenn anders nicht ein mächtigerer ihn verdrängt, oder wenn ein Stamm durch Zwiespalt mit seinem Häupt- linge, dem Scheikh, oder durch die Hoffnung, ein gün- stigeres Gebiet zu finden, seine Selbständigkeit aufgibt und mit einem Nachbarstamme sich vereinigt. Die Be- duinen unterscheiden sich durch ihre Sitten nicht nur von den in Städten wohnenden Arabern, sondern auch von denjenigen, die an den Grenzen angebauter Gegen- den angesiedelt, Verkehr mit Städtebewohnern haben und wenigstens während einiger Monate mit dem Acker- baue sich beschäftigen. Die Beduinen der einzelnen, be- sonders der weit voneinander entfernten Stämme, sind sehr verschieden. Jm Allgemeinen sind sie unter Mittel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig174_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig174_1836/5
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 174. Leipzig (Sachsen), 30. Juli 1836, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig174_1836/5>, abgerufen am 03.12.2024.