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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 174. Leipzig (Sachsen), 30. Juli 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] größe und hager, mit einer braunen Gesichtsfarbe und
starkem schwarzen Haupthaar. Selten findet man hoch-
gewachsene Leute unter ihnen, noch seltener wohlbeleibte.
Sie haben, besonders an den Beinen, stark hervortre-
tende Muskeln, die zuweilen mit den übrigen Theilen
des Körpers nicht in Verhältniß stehen. Jhre Körper-
stärke ist bedeutend, noch größer aber ihre Regsamkeit
und Gewandtheit, und in Enthaltsamkeit und Ausdauer
bei Beschwerden werden sie kaum von ihren Kameelen
übertroffen. Sie können vier bis fünf Tage reisen,
ohne Wasser zu trinken, unter Umständen, wo eine
zweitägige Enthaltsamkeit einen Europäer tödten würde.
Jhr tiefes schwarzes Auge hat eine Glut, wie man sie
nie in nördlichen Erdgegenden findet, und macht einen
solchen Eindruck auf den Fremden, daß er leicht die
wunderbaren Geschichten glaubt, die man von ihrer
außerordentlichen Sehkraft und der Schärfe ihrer Sinne
überhaupt erzählt. Gewöhnlich scheren sie das Haupt-
haar ab und lassen nur den Büschel auf dem Schädel
stehen, an welchem Mohammed, nach dem Glauben des
gemeinen Volkes, seine Anhänger in das Paradies hin-
aufziehen soll. Sie haben einen kurzen und sehr dün-
nen Bart, und nicht wenig beneiden sie die üppige Fülle
dieser Männerzier, die ihren Nachbarn, den Persern,
mit ungerechter Parteilichkeit, wie sie sagen, zugetheilt
sei. Sie pflegen indeß mit großer Sorgfalt den dürf-
tigen Wuchs, salben und kämmen ihn fleißig, und jedes
einzelne Haar ist ihnen theuer wie "ein rother Tropfen"
ihres Herzblutes, und die Drohung, ihn seines Bartes
zu berauben, bewegt den Beduinen, entweder zu fliehen
oder jede Erpressung und Ungerechtigkeit zu erdulden.

Die Tracht der Beduinen ist malerisch und eigen-
thümlich und besteht hauptsächlich aus dem Hemde,
dem Mantel und der Kopfbedeckung. Das Hemd ist
von grobem Baumwollenzeuche mit weiten Ärmeln. Es
wird bei den Meisten selten, ja fast nie gewechselt oder
gewaschen, und sie sind daher sehr mit Ungeziefer ge-
plagt, mit dessen Fange sie sich in ihren häufigen Muße-
stunden die Zeit vertreiben. Wohlhabendere tragen zu-
weilen das gewöhnliche türkische Untergewand von Baum-
wollenzeuch oder Baumwolle und Seide; die meisten
aber begnügen sich mit einem kurzen Mantel, der über
dem Hemde getragen wird. Dieser Mantel, Abba ge-
nannt, der meist in Bagdad verfertigt wird, fällt von
den Schultern bis auf die Wade und ist fast ebenso
weit als lang, einem Sacke ähnlich, vorn offen und
mit Öffnungen auf beiden Seiten für die Arme. Er
ist von stark gedrehtem Wollengarn oder von gesponne-
nem Kameelhaar und verschieden in Beschaffenheit und
Mustern. Eine leichte weiße Art dieser Mäntel wird
zuweilen unter dem andern und selbst von Türken und
Persern als ein bequemer Sommeranzug getragen. Ei-
nige sind ganz schwarz, die feinern Arten aber mit Gold
durchwirkt oder mit Seide gestickt. Die gewöhnlichen
sind braun oder mit senkrechten weißen und braunen
oder weißen und blauen Streifen. Häufig findet man
bei den verschiedenen Stämmen verschiedene Muster die-
ser gestreiften Zeuche. Das Hemd unter dem Mantel
wird mit einem Stricke oder einem breiten Gürtel von
Leder oder Wolle zusammengehalten. Der Beduine geht
fast immer barfuß und nur zuweilen sieht man ihn in
den rothen Pantoffeln oder den gelben Stiefeln der
Türken. Seine Kopfbedeckung ist ein starkes viereckiges
Tuch von Seide oder Baumwolle und Seide, gewöhn-
lich roth und hochgelb oder gelb und grün gestreift. Es
ist mit langen knotigen Franzen eingefaßt und wird drei-
eckig zusammengesteckt und so über den Kopf gelegt, daß
ein Zipfel auf den Rücken herabhängt und die beiden
[Spaltenumbruch] andern vorn über die Schultern fallen, um sie zugleich
zum Schutze gegen Sonne, Wind und Regen oder zur
Verhüllung des Gesichts gebrauchen zu können. Es
wird um den Kopf mit einer langen und dicken Schnur
von Kameelhaar oder Wollengarn gebunden. Dies ist
die Sommertracht, die aber auch oft im Winter nicht
abgelegt wird, außer daß man dann den sonst offenen
Mantel mittels des Hemdgürtels befestigt. Jn man-
chen Gegenden ist es aber auch gewöhnlich, im Winter
über das Hemd einen Pelz zu tragen, der aus mehren
zusammengehefteten Schaffellen besteht.

Die Beduinen wählen ihr Lager gewöhnlich in der
Nähe eines Baches oder eines Brunnens. Findet sich
aber eine gute Weide in einer Gegend, wo es keine
Quellen gibt, so entbehren sie das Wasser auch wol
mehre Wochen lang. Sie trinken dann nur Milch,
und auch ihr Vieh, die Pferde ausgenommen, kann
das Wasser entbehren, so lange es grüne und saftige
Kräuter findet. Die Zahl der Zelte in den Lagern ist
verschieden, und sie werden nach den Umständen oder
nach den Jahreszeiten auf verschiedene Art aufgeschla-
gen. Sind nur wenige Zelte in einem Lager, so bil-
den sie gewöhnlich einen Kreis, wenn sie aber zahlreich
sind, stehen sie in Reihen, besonders wenn das Lager
an einem Bache liegt. Jm Winter, wo es bei dem
Überflusse an Wasser und Kräutern nicht nöthig ist,
sich zusammenzudrängen, ist das Lager in Gruppen von
drei bis vier Zelten über die Ebene zerstreut. Jst das
Lager in der Nähe des einzigen Wassers der Umgegend,
so wird das Vieh unter der Obhut von Hirten und
Sklaven ausgetrieben und jeden Abend heimgeführt.
Wenn aber der Stamm länger als einige Tage in der
Gegend verweilt, werden die Heerden weiter getrieben
und kehren nur alle zwei oder drei Tage zu den Zel-
ten zurück, um getränkt zu werden. Das Lager wird
abgebrochen, wenn alle Kräuter abgeweidet sind oder nur
in zu großer Entfernung noch Weidegrund ist.

Bei der Wanderung eines Stammes ziehen ge-
wöhnlich sechs Reiter auf eine Entfernung von zwei
Stunden voran, um die Gegend auszukundschaften.
Der Hauptzug bildet eine lange Linie. Zuerst kommen
mehre bewaffnete Reiter auf Pferden und Kameelen,
jeder über 100 Schritte von dem andern entfernt.
Dann ziehen die Kameelstuten mit ihren Jungen lang-
sam daher, das dürftige Gras abweidend; hinter ihnen
die mit den Zelten und den Lebensbedürfnissen belade-
nen Kameele, dann Weiber und Kinder auf Kameelen
und in Sätteln sitzend, die Wiegen ähnlich und mit
grünen Vorhängen zum Schutze gegen die Sonne ver-
wahrt sind. Die Männer reiten ohne Unterschied hier
und da in dem Zuge, meist aber an der Spitze der
Linie.

Die Zelte sind gewöhnlich 20--30 Fuß lang und
ungefähr halb so breit. Jedes hat zwei Abtheilungen,
die durch einen weißen wollenen Vorhang getrennt sind,
eine für die Männer, die andere für die Weiber. Die
Männerabtheilung ist mit Teppichen bedeckt; Kornsäcke
und Schläuche liegen hier aufgehäuft, und die Packsät-
tel sind so aufgeschichtet, daß die Männer, wenn sie
auf der Erde sitzen, sich bequem daran lehnen können.
Die Abtheilung für die Weiber ist nicht so sauber und
bequem und mit Vorräthen und Hausrath aller Art
angefüllt. Die Zeltdecke besteht gewöhnlich aus schwar-
zem Ziegenhaartuch und gibt guten Schutz gegen die
Sonne wie gegen Regengüsse. Zu dem Gepäcke und
Hausgeräthe gehören Sättel für Kameele und Pferde,
Säcke von Haaren und Leder, ein hölzerner Mörser
zum Zerstoßen der Kaffeebohnen, eine Handmühle, ein
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] größe und hager, mit einer braunen Gesichtsfarbe und
starkem schwarzen Haupthaar. Selten findet man hoch-
gewachsene Leute unter ihnen, noch seltener wohlbeleibte.
Sie haben, besonders an den Beinen, stark hervortre-
tende Muskeln, die zuweilen mit den übrigen Theilen
des Körpers nicht in Verhältniß stehen. Jhre Körper-
stärke ist bedeutend, noch größer aber ihre Regsamkeit
und Gewandtheit, und in Enthaltsamkeit und Ausdauer
bei Beschwerden werden sie kaum von ihren Kameelen
übertroffen. Sie können vier bis fünf Tage reisen,
ohne Wasser zu trinken, unter Umständen, wo eine
zweitägige Enthaltsamkeit einen Europäer tödten würde.
Jhr tiefes schwarzes Auge hat eine Glut, wie man sie
nie in nördlichen Erdgegenden findet, und macht einen
solchen Eindruck auf den Fremden, daß er leicht die
wunderbaren Geschichten glaubt, die man von ihrer
außerordentlichen Sehkraft und der Schärfe ihrer Sinne
überhaupt erzählt. Gewöhnlich scheren sie das Haupt-
haar ab und lassen nur den Büschel auf dem Schädel
stehen, an welchem Mohammed, nach dem Glauben des
gemeinen Volkes, seine Anhänger in das Paradies hin-
aufziehen soll. Sie haben einen kurzen und sehr dün-
nen Bart, und nicht wenig beneiden sie die üppige Fülle
dieser Männerzier, die ihren Nachbarn, den Persern,
mit ungerechter Parteilichkeit, wie sie sagen, zugetheilt
sei. Sie pflegen indeß mit großer Sorgfalt den dürf-
tigen Wuchs, salben und kämmen ihn fleißig, und jedes
einzelne Haar ist ihnen theuer wie „ein rother Tropfen“
ihres Herzblutes, und die Drohung, ihn seines Bartes
zu berauben, bewegt den Beduinen, entweder zu fliehen
oder jede Erpressung und Ungerechtigkeit zu erdulden.

Die Tracht der Beduinen ist malerisch und eigen-
thümlich und besteht hauptsächlich aus dem Hemde,
dem Mantel und der Kopfbedeckung. Das Hemd ist
von grobem Baumwollenzeuche mit weiten Ärmeln. Es
wird bei den Meisten selten, ja fast nie gewechselt oder
gewaschen, und sie sind daher sehr mit Ungeziefer ge-
plagt, mit dessen Fange sie sich in ihren häufigen Muße-
stunden die Zeit vertreiben. Wohlhabendere tragen zu-
weilen das gewöhnliche türkische Untergewand von Baum-
wollenzeuch oder Baumwolle und Seide; die meisten
aber begnügen sich mit einem kurzen Mantel, der über
dem Hemde getragen wird. Dieser Mantel, Abba ge-
nannt, der meist in Bagdad verfertigt wird, fällt von
den Schultern bis auf die Wade und ist fast ebenso
weit als lang, einem Sacke ähnlich, vorn offen und
mit Öffnungen auf beiden Seiten für die Arme. Er
ist von stark gedrehtem Wollengarn oder von gesponne-
nem Kameelhaar und verschieden in Beschaffenheit und
Mustern. Eine leichte weiße Art dieser Mäntel wird
zuweilen unter dem andern und selbst von Türken und
Persern als ein bequemer Sommeranzug getragen. Ei-
nige sind ganz schwarz, die feinern Arten aber mit Gold
durchwirkt oder mit Seide gestickt. Die gewöhnlichen
sind braun oder mit senkrechten weißen und braunen
oder weißen und blauen Streifen. Häufig findet man
bei den verschiedenen Stämmen verschiedene Muster die-
ser gestreiften Zeuche. Das Hemd unter dem Mantel
wird mit einem Stricke oder einem breiten Gürtel von
Leder oder Wolle zusammengehalten. Der Beduine geht
fast immer barfuß und nur zuweilen sieht man ihn in
den rothen Pantoffeln oder den gelben Stiefeln der
Türken. Seine Kopfbedeckung ist ein starkes viereckiges
Tuch von Seide oder Baumwolle und Seide, gewöhn-
lich roth und hochgelb oder gelb und grün gestreift. Es
ist mit langen knotigen Franzen eingefaßt und wird drei-
eckig zusammengesteckt und so über den Kopf gelegt, daß
ein Zipfel auf den Rücken herabhängt und die beiden
[Spaltenumbruch] andern vorn über die Schultern fallen, um sie zugleich
zum Schutze gegen Sonne, Wind und Regen oder zur
Verhüllung des Gesichts gebrauchen zu können. Es
wird um den Kopf mit einer langen und dicken Schnur
von Kameelhaar oder Wollengarn gebunden. Dies ist
die Sommertracht, die aber auch oft im Winter nicht
abgelegt wird, außer daß man dann den sonst offenen
Mantel mittels des Hemdgürtels befestigt. Jn man-
chen Gegenden ist es aber auch gewöhnlich, im Winter
über das Hemd einen Pelz zu tragen, der aus mehren
zusammengehefteten Schaffellen besteht.

Die Beduinen wählen ihr Lager gewöhnlich in der
Nähe eines Baches oder eines Brunnens. Findet sich
aber eine gute Weide in einer Gegend, wo es keine
Quellen gibt, so entbehren sie das Wasser auch wol
mehre Wochen lang. Sie trinken dann nur Milch,
und auch ihr Vieh, die Pferde ausgenommen, kann
das Wasser entbehren, so lange es grüne und saftige
Kräuter findet. Die Zahl der Zelte in den Lagern ist
verschieden, und sie werden nach den Umständen oder
nach den Jahreszeiten auf verschiedene Art aufgeschla-
gen. Sind nur wenige Zelte in einem Lager, so bil-
den sie gewöhnlich einen Kreis, wenn sie aber zahlreich
sind, stehen sie in Reihen, besonders wenn das Lager
an einem Bache liegt. Jm Winter, wo es bei dem
Überflusse an Wasser und Kräutern nicht nöthig ist,
sich zusammenzudrängen, ist das Lager in Gruppen von
drei bis vier Zelten über die Ebene zerstreut. Jst das
Lager in der Nähe des einzigen Wassers der Umgegend,
so wird das Vieh unter der Obhut von Hirten und
Sklaven ausgetrieben und jeden Abend heimgeführt.
Wenn aber der Stamm länger als einige Tage in der
Gegend verweilt, werden die Heerden weiter getrieben
und kehren nur alle zwei oder drei Tage zu den Zel-
ten zurück, um getränkt zu werden. Das Lager wird
abgebrochen, wenn alle Kräuter abgeweidet sind oder nur
in zu großer Entfernung noch Weidegrund ist.

Bei der Wanderung eines Stammes ziehen ge-
wöhnlich sechs Reiter auf eine Entfernung von zwei
Stunden voran, um die Gegend auszukundschaften.
Der Hauptzug bildet eine lange Linie. Zuerst kommen
mehre bewaffnete Reiter auf Pferden und Kameelen,
jeder über 100 Schritte von dem andern entfernt.
Dann ziehen die Kameelstuten mit ihren Jungen lang-
sam daher, das dürftige Gras abweidend; hinter ihnen
die mit den Zelten und den Lebensbedürfnissen belade-
nen Kameele, dann Weiber und Kinder auf Kameelen
und in Sätteln sitzend, die Wiegen ähnlich und mit
grünen Vorhängen zum Schutze gegen die Sonne ver-
wahrt sind. Die Männer reiten ohne Unterschied hier
und da in dem Zuge, meist aber an der Spitze der
Linie.

Die Zelte sind gewöhnlich 20--30 Fuß lang und
ungefähr halb so breit. Jedes hat zwei Abtheilungen,
die durch einen weißen wollenen Vorhang getrennt sind,
eine für die Männer, die andere für die Weiber. Die
Männerabtheilung ist mit Teppichen bedeckt; Kornsäcke
und Schläuche liegen hier aufgehäuft, und die Packsät-
tel sind so aufgeschichtet, daß die Männer, wenn sie
auf der Erde sitzen, sich bequem daran lehnen können.
Die Abtheilung für die Weiber ist nicht so sauber und
bequem und mit Vorräthen und Hausrath aller Art
angefüllt. Die Zeltdecke besteht gewöhnlich aus schwar-
zem Ziegenhaartuch und gibt guten Schutz gegen die
Sonne wie gegen Regengüsse. Zu dem Gepäcke und
Hausgeräthe gehören Sättel für Kameele und Pferde,
Säcke von Haaren und Leder, ein hölzerner Mörser
zum Zerstoßen der Kaffeebohnen, eine Handmühle, ein
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[246/0006] Das Pfennig=Magazin. größe und hager, mit einer braunen Gesichtsfarbe und starkem schwarzen Haupthaar. Selten findet man hoch- gewachsene Leute unter ihnen, noch seltener wohlbeleibte. Sie haben, besonders an den Beinen, stark hervortre- tende Muskeln, die zuweilen mit den übrigen Theilen des Körpers nicht in Verhältniß stehen. Jhre Körper- stärke ist bedeutend, noch größer aber ihre Regsamkeit und Gewandtheit, und in Enthaltsamkeit und Ausdauer bei Beschwerden werden sie kaum von ihren Kameelen übertroffen. Sie können vier bis fünf Tage reisen, ohne Wasser zu trinken, unter Umständen, wo eine zweitägige Enthaltsamkeit einen Europäer tödten würde. Jhr tiefes schwarzes Auge hat eine Glut, wie man sie nie in nördlichen Erdgegenden findet, und macht einen solchen Eindruck auf den Fremden, daß er leicht die wunderbaren Geschichten glaubt, die man von ihrer außerordentlichen Sehkraft und der Schärfe ihrer Sinne überhaupt erzählt. Gewöhnlich scheren sie das Haupt- haar ab und lassen nur den Büschel auf dem Schädel stehen, an welchem Mohammed, nach dem Glauben des gemeinen Volkes, seine Anhänger in das Paradies hin- aufziehen soll. Sie haben einen kurzen und sehr dün- nen Bart, und nicht wenig beneiden sie die üppige Fülle dieser Männerzier, die ihren Nachbarn, den Persern, mit ungerechter Parteilichkeit, wie sie sagen, zugetheilt sei. Sie pflegen indeß mit großer Sorgfalt den dürf- tigen Wuchs, salben und kämmen ihn fleißig, und jedes einzelne Haar ist ihnen theuer wie „ein rother Tropfen“ ihres Herzblutes, und die Drohung, ihn seines Bartes zu berauben, bewegt den Beduinen, entweder zu fliehen oder jede Erpressung und Ungerechtigkeit zu erdulden. Die Tracht der Beduinen ist malerisch und eigen- thümlich und besteht hauptsächlich aus dem Hemde, dem Mantel und der Kopfbedeckung. Das Hemd ist von grobem Baumwollenzeuche mit weiten Ärmeln. 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Es wird um den Kopf mit einer langen und dicken Schnur von Kameelhaar oder Wollengarn gebunden. Dies ist die Sommertracht, die aber auch oft im Winter nicht abgelegt wird, außer daß man dann den sonst offenen Mantel mittels des Hemdgürtels befestigt. Jn man- chen Gegenden ist es aber auch gewöhnlich, im Winter über das Hemd einen Pelz zu tragen, der aus mehren zusammengehefteten Schaffellen besteht. Die Beduinen wählen ihr Lager gewöhnlich in der Nähe eines Baches oder eines Brunnens. Findet sich aber eine gute Weide in einer Gegend, wo es keine Quellen gibt, so entbehren sie das Wasser auch wol mehre Wochen lang. Sie trinken dann nur Milch, und auch ihr Vieh, die Pferde ausgenommen, kann das Wasser entbehren, so lange es grüne und saftige Kräuter findet. Die Zahl der Zelte in den Lagern ist verschieden, und sie werden nach den Umständen oder nach den Jahreszeiten auf verschiedene Art aufgeschla- gen. Sind nur wenige Zelte in einem Lager, so bil- den sie gewöhnlich einen Kreis, wenn sie aber zahlreich sind, stehen sie in Reihen, besonders wenn das Lager an einem Bache liegt. Jm Winter, wo es bei dem Überflusse an Wasser und Kräutern nicht nöthig ist, sich zusammenzudrängen, ist das Lager in Gruppen von drei bis vier Zelten über die Ebene zerstreut. Jst das Lager in der Nähe des einzigen Wassers der Umgegend, so wird das Vieh unter der Obhut von Hirten und Sklaven ausgetrieben und jeden Abend heimgeführt. Wenn aber der Stamm länger als einige Tage in der Gegend verweilt, werden die Heerden weiter getrieben und kehren nur alle zwei oder drei Tage zu den Zel- ten zurück, um getränkt zu werden. Das Lager wird abgebrochen, wenn alle Kräuter abgeweidet sind oder nur in zu großer Entfernung noch Weidegrund ist. Bei der Wanderung eines Stammes ziehen ge- wöhnlich sechs Reiter auf eine Entfernung von zwei Stunden voran, um die Gegend auszukundschaften. Der Hauptzug bildet eine lange Linie. Zuerst kommen mehre bewaffnete Reiter auf Pferden und Kameelen, jeder über 100 Schritte von dem andern entfernt. Dann ziehen die Kameelstuten mit ihren Jungen lang- sam daher, das dürftige Gras abweidend; hinter ihnen die mit den Zelten und den Lebensbedürfnissen belade- nen Kameele, dann Weiber und Kinder auf Kameelen und in Sätteln sitzend, die Wiegen ähnlich und mit grünen Vorhängen zum Schutze gegen die Sonne ver- wahrt sind. Die Männer reiten ohne Unterschied hier und da in dem Zuge, meist aber an der Spitze der Linie. Die Zelte sind gewöhnlich 20--30 Fuß lang und ungefähr halb so breit. Jedes hat zwei Abtheilungen, die durch einen weißen wollenen Vorhang getrennt sind, eine für die Männer, die andere für die Weiber. Die Männerabtheilung ist mit Teppichen bedeckt; Kornsäcke und Schläuche liegen hier aufgehäuft, und die Packsät- tel sind so aufgeschichtet, daß die Männer, wenn sie auf der Erde sitzen, sich bequem daran lehnen können. Die Abtheilung für die Weiber ist nicht so sauber und bequem und mit Vorräthen und Hausrath aller Art angefüllt. Die Zeltdecke besteht gewöhnlich aus schwar- zem Ziegenhaartuch und gibt guten Schutz gegen die Sonne wie gegen Regengüsse. Zu dem Gepäcke und Hausgeräthe gehören Sättel für Kameele und Pferde, Säcke von Haaren und Leder, ein hölzerner Mörser zum Zerstoßen der Kaffeebohnen, eine Handmühle, ein

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 174. Leipzig (Sachsen), 30. Juli 1836, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig174_1836/6>, abgerufen am 13.11.2024.