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[N. N.]: Vom Beruff Und Enturlaubung der Prediger/ Christlicher Fürtrefflicher Lehrer Bedencken. Giessen, 1608.

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sie jhrer Tath möchten einen schein machen. Aber dieser frecher Jurist vnd Feindt Gottes / setzet auch newe Lehre vnd Artickel deß Glaubens / Nemlich / die Weltliche Oberkeit sey das fürnembste Glied der Kirchen Christi / die Weltliche Oberkeit habe / vermöge jhrer Weltlichen Herrschafft / Frey vnd Gerechtigkeit / Kirchendiener zu wehlen / zu beruffen vnd auffzustellen. Das solt wol ein stück sein vom Bäpstlichen Keyserthumb / von dem der liebe Lutherus lengst zuvor geweissaget.

Man sihet aber fein / wie die Juristen daß heilige Evangelium gestudiert haben / vnd was sie dabey suchen / Nemlich / wie vor zeiten der Antichrist zu Rom gebrüllet / er were das Hanpt der Ehristenheit / vnd auff solchen Grundt bawen wolt / er hette macht zu statuiren vnnd zu setzen in Glaubens Sachen / was jhn gelüstete. Also wöllen sie die Oberherrn / denen sie die Brillen machen / dadurch sie sehen müssen / zum fürnembsten Gliedt vnd Haupt der Kirchen machen / auff daß sie das Spiel jmmer in Henden haben / vnnd die Pfaffen nach jhren Pseiffen tantzen müssen. Sihe / bist du da zubrochen / so lappe dich jener. Wann aber der Lügen Geyst die Brillen von der Nasen lassen wird / vnd die Schrifft mit gesunden Augen recht ansehen / würde er balt finden / daß nicht die Oberkeit / sondern der eingeborne Sohn Gottes Jesus Christus / das Haupt / fürnemmbstes Glied / vnd einiger Eckstein were / seiner lieben Christlichen Kirchen. Eph. 1. Gott hatt Jesum Christum gesetzt zum Haupt der Gemeyne. Ephes. 4. Lasset vns wachsen in allen stücken / an den der das Haupt ist Christus / auß welchem der gantze Leib zusammen gefüget / vnd ein Glied am andern hanget. Diesen hohen Artickel / an dem gantz viel gelegen / vnd auff welchen vnser Seeligkeit stehet / leugnet N. als ein newer Bapst-Esel / vnd schreibet / daß die Weltliche Oberkeit sey das fürnembste Glied der Kirchen / welches doch jhm nicht were einzureumen / wann er gleich den Sohn GOttes Jesum Christum außgenommen / welches er nicht gethan / Sintemal die Schrifft zeuget / daß nach Christo die fürnemesten Glieder der Kirchen sind die Aposteln / die Propheten / die Lehrer / Pfarrherrn vnd Prediger. Ephes. 4. 1. Corinth. 12. an welchem orth der Apostel die Regierer fast zu letzt erzehlet. Aber was ists wunder daß N. wenig an solchen Spruch Pauli gedacht hat / weil er fürgenommen / trewe Lehrer mit Füssen zutreten / vnd Christum selbst / wann er könnte / vom Himmel zu stürtzen. Wann mich nun gelüstet nach N. weise Argument zu führen / wolt ich also schliessen / weil die Pastores vnnd Lehrer / nach dem Spruch Pauli im höhern Standt sein / vnnd etwas herrlichere Glieder / dann die Regierer vnd

sie jhrer Tath möchten einen schein machen. Aber dieser frecher Jurist vnd Feindt Gottes / setzet auch newe Lehre vnd Artickel deß Glaubens / Nemlich / die Weltliche Oberkeit sey das fürnembste Glied der Kirchen Christi / die Weltliche Oberkeit habe / vermöge jhrer Weltlichen Herrschafft / Frey vnd Gerechtigkeit / Kirchendiener zu wehlen / zu beruffen vnd auffzustellen. Das solt wol ein stück sein vom Bäpstlichen Keyserthumb / von dem der liebe Lutherus lengst zuvor geweissaget.

Man sihet aber fein / wie die Juristen daß heilige Evangelium gestudiert haben / vnd was sie dabey suchen / Nemlich / wie vor zeiten der Antichrist zu Rom gebrüllet / er were das Hanpt der Ehristenheit / vnd auff solchen Grundt bawen wolt / er hette macht zu statuiren vnnd zu setzen in Glaubens Sachen / was jhn gelüstete. Also wöllen sie die Oberherrn / denen sie die Brillen machen / dadurch sie sehen müssen / zum fürnembsten Gliedt vnd Haupt der Kirchen machen / auff daß sie das Spiel jmmer in Henden haben / vnnd die Pfaffen nach jhren Pseiffen tantzen müssen. Sihe / bist du da zubrochen / so lappe dich jener. Wann aber der Lügen Geyst die Brillen von der Nasen lassen wird / vnd die Schrifft mit gesunden Augen recht ansehen / würde er balt finden / daß nicht die Oberkeit / sondern der eingeborne Sohn Gottes Jesus Christus / das Haupt / fürnem̃bstes Glied / vnd einiger Eckstein were / seiner lieben Christlichen Kirchen. Eph. 1. Gott hatt Jesum Christum gesetzt zum Haupt der Gemeyne. Ephes. 4. Lasset vns wachsen in allen stücken / an den der das Haupt ist Christus / auß welchem der gantze Leib zusammen gefüget / vnd ein Glied am andern hanget. Diesen hohen Artickel / an dem gantz viel gelegen / vnd auff welchen vnser Seeligkeit stehet / leugnet N. als ein newer Bapst-Esel / vnd schreibet / daß die Weltliche Oberkeit sey das fürnembste Glied der Kirchen / welches doch jhm nicht were einzureumen / wañ er gleich den Sohn GOttes Jesum Christum außgenommen / welches er nicht gethan / Sintemal die Schrifft zeuget / daß nach Christo die fürnemesten Glieder der Kirchen sind die Aposteln / die Propheten / die Lehrer / Pfarrherrn vnd Prediger. Ephes. 4. 1. Corinth. 12. an welchem orth der Apostel die Regierer fast zu letzt erzehlet. Aber was ists wunder daß N. wenig an solchen Spruch Pauli gedacht hat / weil er fürgenommen / trewe Lehrer mit Füssen zutreten / vnd Christum selbst / wann er könnte / vom Himmel zu stürtzen. Wann mich nun gelüstet nach N. weise Argument zu führen / wolt ich also schliessen / weil die Pastores vnnd Lehrer / nach dem Spruch Pauli im höhern Standt sein / vnnd etwas herrlichere Glieder / dann die Regierer vnd

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[49/0049] sie jhrer Tath möchten einen schein machen. Aber dieser frecher Jurist vnd Feindt Gottes / setzet auch newe Lehre vnd Artickel deß Glaubens / Nemlich / die Weltliche Oberkeit sey das fürnembste Glied der Kirchen Christi / die Weltliche Oberkeit habe / vermöge jhrer Weltlichen Herrschafft / Frey vnd Gerechtigkeit / Kirchendiener zu wehlen / zu beruffen vnd auffzustellen. Das solt wol ein stück sein vom Bäpstlichen Keyserthumb / von dem der liebe Lutherus lengst zuvor geweissaget. Man sihet aber fein / wie die Juristen daß heilige Evangelium gestudiert haben / vnd was sie dabey suchen / Nemlich / wie vor zeiten der Antichrist zu Rom gebrüllet / er were das Hanpt der Ehristenheit / vnd auff solchen Grundt bawen wolt / er hette macht zu statuiren vnnd zu setzen in Glaubens Sachen / was jhn gelüstete. Also wöllen sie die Oberherrn / denen sie die Brillen machen / dadurch sie sehen müssen / zum fürnembsten Gliedt vnd Haupt der Kirchen machen / auff daß sie das Spiel jmmer in Henden haben / vnnd die Pfaffen nach jhren Pseiffen tantzen müssen. Sihe / bist du da zubrochen / so lappe dich jener. Wann aber der Lügen Geyst die Brillen von der Nasen lassen wird / vnd die Schrifft mit gesunden Augen recht ansehen / würde er balt finden / daß nicht die Oberkeit / sondern der eingeborne Sohn Gottes Jesus Christus / das Haupt / fürnem̃bstes Glied / vnd einiger Eckstein were / seiner lieben Christlichen Kirchen. Eph. 1. Gott hatt Jesum Christum gesetzt zum Haupt der Gemeyne. Ephes. 4. Lasset vns wachsen in allen stücken / an den der das Haupt ist Christus / auß welchem der gantze Leib zusammen gefüget / vnd ein Glied am andern hanget. Diesen hohen Artickel / an dem gantz viel gelegen / vnd auff welchen vnser Seeligkeit stehet / leugnet N. als ein newer Bapst-Esel / vnd schreibet / daß die Weltliche Oberkeit sey das fürnembste Glied der Kirchen / welches doch jhm nicht were einzureumen / wañ er gleich den Sohn GOttes Jesum Christum außgenommen / welches er nicht gethan / Sintemal die Schrifft zeuget / daß nach Christo die fürnemesten Glieder der Kirchen sind die Aposteln / die Propheten / die Lehrer / Pfarrherrn vnd Prediger. Ephes. 4. 1. Corinth. 12. an welchem orth der Apostel die Regierer fast zu letzt erzehlet. Aber was ists wunder daß N. wenig an solchen Spruch Pauli gedacht hat / weil er fürgenommen / trewe Lehrer mit Füssen zutreten / vnd Christum selbst / wann er könnte / vom Himmel zu stürtzen. Wann mich nun gelüstet nach N. weise Argument zu führen / wolt ich also schliessen / weil die Pastores vnnd Lehrer / nach dem Spruch Pauli im höhern Standt sein / vnnd etwas herrlichere Glieder / dann die Regierer vnd

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Zitationshilfe: [N. N.]: Vom Beruff Und Enturlaubung der Prediger/ Christlicher Fürtrefflicher Lehrer Bedencken. Giessen, 1608, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_prediger_1608/49>, abgerufen am 29.04.2024.