Reichspost. Nr. 6, Wien, 08.01.1895.Wien, Sonntag Reichspost. 8 Jänner 1895 [Spaltenumbruch] fertigung verursachten Manipulationskosten bilden soll, wird Localbahnwesen. Für die das Localbahnwesen be- Fünfte internationale Zucht- und Nutzviehschau für Rinder und Schweine. Die k. k. Landwirthschafts- Waruung. "Die Wiener Fleischerztg." warnt vor Insolvenz-Nachrichten. Der Creditorenverein meldet Insolvenz. Die Firma Max Singer jun. in Wien, Thenter, Musik und Kunst. -- Im Deutschen Volkstheater wird am 12. d. -- Im Burgtheater wird am 19. d. das Lustspiel -- Im Hofoperntheater wird das Ballet "Amor -- Zur Feier des 25jährigen Bestehens des Musik- [Spaltenumbruch] -- Hofballmusikdirector Eduard Strauß gab gestern -- "Romeo und Inlie" von Hektor Berlioz, -- Aus Vnkarest wird geschrieben: Am 31. December Gerichtssaal. Wien, 7. Jänner. Freigesprochener Lehrer. Oscar Staudinger, Die erhitzte Phantasic. Vor einiger Zeit brachte Socialisten vor Gericht. Nach einer am 13. Nov. [Tagesbericht]. Wien, den 7 Jänner. * Kalender für Dienstag, den [8]. Jänner. Katholiken: Severinus. Griechen (27. December): * Hof- und Personalnachrichten. Kronprinzessin- * Auszeichnungen und Erneunungen. Der Finanz- * Eine Nordpolexpedition Payer's. Der berühmte * Cigarren-Freude. In der Nacht zum 21. v. M. * Vergiftung durch Kohlenoxydgas. In der Wien, Sonntag Reichspoſt. 8 Jänner 1895 [Spaltenumbruch] fertigung verurſachten Manipulationskoſten bilden ſoll, wird Localbahnweſen. Für die das Localbahnweſen be- Fünfte internationale Zucht- und Nutzviehſchau für Rinder und Schweine. Die k. k. Landwirthſchafts- Waruung. „Die Wiener Fleiſcherztg.“ warnt vor Inſolvenz-Nachrichten. Der Creditorenverein meldet Inſolvenz. Die Firma Max Singer jun. in Wien, Thenter, Muſik und Kunſt. — Im Deutſchen Volkstheater wird am 12. d. — Im Burgtheater wird am 19. d. das Luſtſpiel — Im Hofoperntheater wird das Ballet „Amor — Zur Feier des 25jährigen Beſtehens des Muſik- [Spaltenumbruch] — Hofballmuſikdirector Eduard Strauß gab geſtern — „Romeo und Inlie“ von Hektor Berlioz, — Aus Vnkareſt wird geſchrieben: Am 31. December Gerichtsſaal. Wien, 7. Jänner. Freigeſprochener Lehrer. Oscar Staudinger, Die erhitzte Phantaſic. Vor einiger Zeit brachte Socialiſten vor Gericht. Nach einer am 13. Nov. [Tagesbericht]. Wien, den 7 Jänner. * Kalender für Dienſtag, den [8]. Jänner. Katholiken: Severinus. Griechen (27. December): * Hof- und Perſonalnachrichten. Kronprinzeſſin- * Auszeichnungen und Erneunungen. Der Finanz- * Eine Nordpolexpedition Payer’s. Der berühmte * Cigarren-Freude. In der Nacht zum 21. v. M. * Vergiftung durch Kohlenoxydgas. In der <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien, Sonntag Reichspoſt. 8 Jänner 1895</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div xml:id="fahrbegünstigungen2" prev="#fahrbegünstigungen1" type="jArticle" n="2"> <p>fertigung verurſachten Manipulationskoſten bilden ſoll, wird<lb/> dieſelbe für ſämmtliche Fahrbegünſtigungs-Legitimationen<lb/> aller Claſſen ohne Unterſchied, ob es ſich um Frei- oder<lb/> ermäßigte Karten, um Jahreskarten, temporäre oder Karten<lb/> für einzelne Fahrten handelt, mit einem einzigen Satze,<lb/> und zwar mit 50 kr. beſtimmt. Von der Entrichtung dieſer<lb/> Gebühr ſind ausgenommen die eigenen Bedienſteten und<lb/> die Bedienſteten fremder Bahnverwaltungen, die activen<lb/> Staats- und Hofbedienſteten, die Militärperſonen des Ruhe-<lb/> ſtandes und gänzlich mittelloſe Perſonen. Die Entrichtung<lb/> der Gebühr erfolgt durch Erlag des Betrages von 50 kr.<lb/> für die hiezu beſtimmte Werthmarke, welche auf den<lb/> Legitimationen aufgeklebt wird. Die Einhebung der Ge-<lb/> bühr erfolgt durch jene Stelle, welcher die meritoriſche Ent-<lb/> ſcheidung über das betreffende Fahrbegünſtigungs-Anſuchen<lb/> obliegt. Sollte dieſem Anſuchen die Gebühr <hi rendition="#g">nicht ſchon<lb/> beigeſchloſſen worden ſein,</hi> ſo wird der Erlag<lb/> derſelben, <hi rendition="#g">ſoferne das Anſuchen eine aufrechte<lb/> Erledigung zu gewärtigen haben ſollte,</hi><lb/> mittelſt einer zu dieſem Zwecke eigens vorgedruckten <hi rendition="#g">Cor-<lb/> reſpondenzkarte</hi> urgirt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Localbahnweſen.</hi> </head> <p>Für die das Localbahnweſen be-<lb/> treffenden Agenden wird bei der k. k. Generaldirection der<lb/> öſterreichiſchen Staatsbahnen demnächſt eine eigene Ab-<lb/> theilung errichtet werden. Zur Leitung derſelben iſt der<lb/> Hofrath, Verkehrsdirector-Stellvertreter Dr. Max Ritter<lb/> von <hi rendition="#g">Pichler</hi> auserſehen,</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fünfte internationale Zucht- und Nutzviehſchau<lb/> für Rinder und Schweine.</hi> </head> <p>Die k. k. Landwirthſchafts-<lb/> geſellſchaft in Wien veranſtaltet zwiſchen 5. und 8. Sep-<lb/> tember in Wien im Prater die fünfte internationale Zucht<lb/> und Nutzviehſchau, verbunden mit einem Zugochſenmarkt<lb/> und Zugkraftproben, ferners Special-Ausſtellungen von<lb/> Sämereien, Kraftfuttermitteln und Kunſtdünger. Auskunft<lb/> ertheilt das Secretariat der k. k. Landwirthſchaftsgeſellſchaft<lb/> in Wien, <supplied>1</supplied>. Bez, Herrengaſſe 13.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Waruung.</hi> </head> <p>„Die Wiener Fleiſcherztg.“ warnt vor<lb/> der Firma C. H. <hi rendition="#g">Boor in Budapeſt,</hi> welche an<lb/> Wiener Fleiſchſelcherfirmen die Aufforderung richtet, Of-<lb/> ſerte in Schinken, Selchwaaren und Würſten zu ſtellen,<lb/> da ſie angeblich großen Bedarf in dieſen Waaren habe.<lb/> Wird der Firma thatſächlich ein Offert gemacht, dann wird<lb/> dasſelbe acceptirt und um Einſendung beſtellter Waare<lb/> mittelſt Nachnahme erſucht. Wenn die Waare angelangt<lb/> iſt, dann verſteht es die Firma C. H. Boor unter Vor-<lb/> ſpiegelung plauſibler Gründe, die Auflaſſung der Nach-<lb/> nahme zu erwirken und dann — hat der Fleiſchſelcher das<lb/> Nachſehen, denn er bekommt keinen Kreuzer Geld mehr für<lb/> die herausgelockte Waare. Da dieſe ehrenwerthe Firma<lb/> gegenwärtig abermals Anfragen herumſendet, und eine<lb/> ſolche uns eben vorliegt, ſo ſeien die Geſchäftlseute noch<lb/> mals dringend gewarnt, ſich mit C. H. Boor in ein Ge-<lb/> ſchäft einzulaſſen. Es ſteht zu erwarten, daß dieſe Firma<lb/> die Erweiterung ihrer Geſchäftsbeziehungen auch in anderen<lb/> als Wiener Kreiſen ſucht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Inſolvenz-Nachrichten.</hi> </head> <p>Der Creditorenverein meldet<lb/> folgende Zahlungseinſtellungen: Franz Brunner <hi rendition="#aq">jun.,</hi> Kauf-<lb/> mann in Gran: Philipp Klein, Kaufmann in Kalocsa;<lb/> Witwe Auguſte Klein, Handelsfrau in Szolnok; Joſef Löbl,<lb/> Kaufmann in Neunkirchen; Aron Briger, Kaufmann in<lb/> Kimpolung; Teller Mikſane, Handelsfrau in Budapeſt;<lb/> Joſef Kubana, Baumwollwaarenhändler in Wien, 1. Bez.,<lb/> Renngaſſe Nr. 6; Johann Höbardtner (Verl), nichtproto-<lb/> kollirter Lederhändler in Sitzendorf; E. Kurtſag u. Comp,<lb/> Handelsfirma in Cſorvas.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Inſolvenz.</hi> </head> <p>Die Firma <hi rendition="#g">Max Singer</hi> <hi rendition="#aq">jun.</hi> in Wien,<lb/> die einen größeren Victualienhandel betreibt, iſt inſolvent.<lb/> Die Paſſiven betragen über 100.000 fl.; es ſind zumeiſt<lb/> Mühlen und Hülſenfrüchtenhändler betheiligt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Thenter, Muſik und Kunſt.</hi> </head><lb/> <div type="jAn" n="2"> <p>— Im <hi rendition="#b">Deutſchen Volkstheater</hi> wird am 12. d.<lb/> das Luſtſpiel „Der Jourfix“ zum erſten Male aufgeführt.<lb/> Das Repertoire der kommenden Woche bringt mehrere in-<lb/> tereſſante Beſetzungsneuheiten. In „Der Talisman“ wer-<lb/> den Fräulein Retty die Rita, Herr Retty den Habakuk und<lb/> Herr Wallner den Omar darſtellen. Dr. Tyrolt wird zu-<lb/> nächſt in „Lola’s Vater“ auftreten. — Die nächſte Novität<lb/> des Deutſchen Volkstheaters iſt das Luſtſpiel „Die Kame-<lb/> raden“; die Hauptrollen des Stückes wurden mit den Damen<lb/> Sandrock, Odilon, Zampa und Trenk und den Herren Nhil<lb/> und Giampietro beſetzt. — Im nächſten Monate gelangt<lb/> „Käthchen von Heilbronn“ im Deutſchen Volkstheater zur<lb/> erſten Aufführung, inſcenirt von dem neuen Regiſſeur<lb/> Herrn Retty.</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <p>— Im <hi rendition="#b">Burgtheater</hi> wird am 19. d. das Luſtſpiel<lb/> „Der Kriegsplan“ zum erſten Male aufgeführt. Die nächſte<lb/> Novität iſt dann „Die erſte Lüge“ von Caſtelnuovo, deren<lb/> Premiere Ende Jänner ſtattfinden dürfte. Director Burck-<lb/> hard hat nunmehr das neueſte Stück Ibſen’s „Klein Eyolf“<lb/> deſinitiv für das Burgtheater angenommen. — Montag,<lb/> den 14. d. wird der Gedenktag <hi rendition="#g">Bauernfeld</hi>’s mit einer<lb/> Aufführung von „Bürgerlich und Romantiſch“ gefeiert, da<lb/> die Repertoireverhältniſſe dies an dem eigentlichen Er-<lb/> innerungstage am 13. d. nicht zulaſſen. — Dienſtag. den<lb/> 15. d. (<hi rendition="#g">Grillparzer-</hi>Gedenktag) geht „König Ottokar’s<lb/> Glück und Ende“ in Scene. — Am 19. d. kommt<lb/><hi rendition="#g">Werther’s</hi> Luſtſpiel „Der Kriegsplan“ zur Aufführung.</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <p>— Im <hi rendition="#b">Hofoperntheater</hi> wird das Ballet „Amor<lb/> auf Reiſen“ Anfangs Februar zur erſten Aufführung ge-<lb/> langen. Die nächſte Opernnovität iſt <hi rendition="#g">Smetana</hi>’s „Das<lb/> Geheimniß“, deren Erſtaufführung im Monat Februar<lb/> ſtattfindet. Demnächſt wird wieder die Oper „Der Vampyr“<lb/> aufgeführt, die ſeit Reichmann’s Abgang im Jahre 1889<lb/> im Hofoperntheater nicht gegeben worden iſt. — Am 9. und<lb/> 24. Februar werden die beiden Opernredouten ſtattfinden.</p> </div><lb/> <div type="jAn" n="2"> <p>— Zur Feier des 25jährigen Beſtehens des Muſik-<lb/> vereinsgebäudes bringt die <hi rendition="#b">Geſellſchaft der Muſik-<lb/> freunde</hi> in ihrem erſten außerordentlichen Concerte am<lb/> 9. d. Haydn’s „Jahreszeiten“ zur Aufführung. Die Solo-<lb/> partien haben Frau Lillian Hentſchel aus London, Herr<lb/> Guſtav Walter, k. u. k. Kammerſänger, und Herr Anton<lb/> Siſtermans aus Frankfurt a. M. übernommen. Das Con-<lb/> cert wird durch Beethoven’s Ouverture zu „Prometheus“<lb/> und einen von Alfred Freiherrn v. Berger verfaßten und<lb/> vom Hofſchauſpieler Herrn Lewinsky geſprochenen Prolog<lb/> eingeleitet. Das Concert beginnt ausnahmsweiſe um 7 Uhr<lb/> Abends.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Hofballmuſikdirector Eduard <hi rendition="#b">Strauß</hi> gab geſtern<lb/> im dicht gefüllten großen Muſikvereinsſaale ſein glänzendes<lb/><hi rendition="#g">Benefice-Concert.</hi> Als derſelbe am Dirigentenvulte<lb/> erſchien, begrüßte ihn das Publikum mit rauſchenden Ova-<lb/> tionen. Unter den Nummern des reichhaltigen Programmes<lb/> verdienen beſonders hervorgehoben zu werden: „Ouvertüre<lb/> zu Simplicius“, das Vorſpiel zur neuen Oper „Hä<supplied>n</supplied>ſel und<lb/> Gretel“, die reizende Bluette „Im bypnotiſchen Schlummer“,<lb/> ſowie eine neue melodiöſe und äußerſt beifällig aufgenom-<lb/> mene Polka „Innig und ſinnig“ von Eduard Strauß, eine<lb/> bravouröſe Violinpiece, vorgetragen vom Concertmeiſter<lb/> Swedowski und das grandioſe Arioſo von Händel für<lb/> Streichquartett, Harfen und Orgel. — Wie alle Jahre,<lb/> verherrlichte auch diesmal <hi rendition="#g">Johann Strauß</hi> das Bene-<lb/> fice ſeines gefeierten Bruders durch ſeine perſönliche Mit-<lb/> wirkung. Er brachte einen neuen Walzer. <hi rendition="#g">„Garten-<lb/> laube-Walzer“</hi> zur erſten Aufführung, welcher als<lb/> ein echter unverfälſchter „Strauß“ durch melodiöſe Themen<lb/> und friſche Rhythmen ſich auszeichnet und glänzend orche-<lb/> ſtrirt iſt. Daß beide Brüder Gegenſtand der lebhafteſten<lb/> Auszeichnung waren, braucht bein der allgemeinen Beliebt-<lb/> heit der Strauß-Concerte nicht erſt bemerkt zu werden.</p><lb/> <byline> <hi rendition="#aq">G. v. B.</hi> </byline> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— <hi rendition="#b">„Romeo und Inlie“ von Hektor Berlioz,</hi><lb/> dramatiſche Symphonie mit Chören, Solos und einem<lb/> Prolog als Chor-Recitativ, wurde geſtern zu Gunſten des<lb/> Penſions-Inſtitutes der k. k. Hofoper unter Leitung des<lb/> Herrn Hofcapellmeiſters Hans Richter vom Hofopernorcheſter<lb/> und dem Singoerein der Geſellſchaft der Mufilfreunde im<lb/> großen Muſikvereinsſaale vollſtändig zur Aufführung ge-<lb/> bracht. Wir nennen die Aufführung des unendlich ſchweren<lb/> Werkes einen wirklichen Triumph des Orcheſters und ſeines<lb/> Leiters. Nur die allererſten Kräfte können ſich an dies<lb/> Werk wagen, und nur ein Dirigent wie Richter kann es<lb/> zum Erfolg führen. Aber es bedarf auch eines muſikaliſch<lb/> geſchulten und gebildeten Auditoriums, wenn es ver-<lb/> ſtanden und mitgefühlt werden ſoll. Das Ganze iſt eine<lb/> Symphonie, ſich anlehnend an die Ha<supplied>u</supplied>ptzüge des Shake-<lb/> ſpeare’ſchen Dramas. Wie ſehen den Kampf der Capulet’s<lb/> und Montague’s, das Feſt bei Capulet, die Gartenſcene<lb/> bei Capulet, Julie’s Tod und Leichenbegängniß, Romeo in<lb/> der Gruft der Capulet’s, das Erwachen Julie’s, Beider Tod,<lb/> die Verſöhnung der ſtreitenden Parteten angeſichts der<lb/> Leichen auf d<supplied>i</supplied>e Mahnung <hi rendition="#aq">P.</hi> Lorenzo’s hin. Wir ſehen es<lb/> — denn Berlioz’s Muſik wendet ſich an die Einbildungs-<lb/> kraft, weniger an das Empfinden. Sie iſt Tonmalerei —<lb/> Stimmungsmalerei. Sie iſt aber auch dramatiſch, mehr<lb/> Sprechweiſe als Singweiſe, nach Wagner Art. Wir möchten<lb/> ſagen, das Werk ſei ein glänzender Verſuch des<lb/> Componiſten, Muſik zu ſchreiben <supplied>m</supplied>it möglichſter Ver-<lb/> minderung von Melodie, außer dann, wenn<lb/> der Text oder der Inhalt des Stoffes ſelbſt die <hi rendition="#g">Lied</hi> form<lb/> gebietet. Dabei ſind alle Effecte der raffinirteſten Inſtru-<lb/> mentation und der ſeltſamſten Accord- und Tonverbindungen,<lb/> die gewagteſten und freieſten Rhythmen aufgeboten. Dem<lb/> Chore iſt eine untergeordnete Stellung angewieſen, er tritt<lb/> oft nur recitirend, pſallirend auf; e<supplied>i</supplied>nzelne Solo’s ſind<lb/> effectvoll und or<supplied>i</supplied>ginell, ſo das Liebeslied (Frau Hofopern-<lb/> ſängerin Kaulich) im Prolog, das Tenor-Scherzetto,<lb/> (Kammerſänger van Dyk): „Mab, Botin der Träume“ eben-<lb/> daſelbſt und die großen Baß-Recitative des <hi rendition="#aq">P.</hi> Lorenzo (Hof-<lb/> opernſänger Grengg). Der Einzelſchönheiten des Werkes ſind<lb/> viele. Das Meiſterſtück bot die Capelle mit der glänzenden<lb/> Ausführung der Gruft-Scene, die ſelbſt Berlioz ſo ſchwer<lb/> erklärt, daß er ſagt, ſie werde unter hundert Fällen neunzig-<lb/> mal fortbleiben müſſen. Die Capelle überwand die<lb/> Schwierigkeit unter Hans Richter faſt ſpielend. Einen<lb/> glänzenden Abſchluß fand das Werk in dem mächtigen<lb/> Schlußchore der wie Meeresbrauſen den Saal erfüllte und<lb/> gewaltig wirkte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Aus <hi rendition="#b">Vnkareſt</hi> wird geſchrieben: Am 31. December<lb/> fand in dem dicht gefüllten Saale des Athenäums das<lb/> Concert der Claviervirtuoſin Madame <hi rendition="#g">Cobalcescu</hi><lb/> ſtatt, dem auch die Königin in der Hofloge beiwohnte. Die<lb/> Pianiſtin erntete für ihre virtuoſen von Geiſt und Em-<lb/> pfindung erfüllten Vorträge reichlichen und wohlverdienten<lb/> Beifall. Das Hauptintereſſe des Abends richtete ſich auf die<lb/> Recitation des „Jehova“ von Carmen Syloa durch den<lb/> Wiener Schriftſteller Rudolf <hi rendition="#g">Eigl.</hi> Mit edlem Schwunge<lb/> ſprach Eigl die wohllautenden Verſe des prächtigen, tief-<lb/> ſinnigen Poems, und als die Schlußworte erklangen, erſcholl<lb/> brauſender Beifall, der in gleicher Weiſe die königliche<lb/> Dichtorin, wie ihren verſtändnißvollen Interpreten ehrte.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gerichtsſaal.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Wien,</hi> 7. Jänner.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Freigeſprochener Lehrer.</hi> </head> <p>Oscar <hi rendition="#g">Staudinger,</hi><lb/> ſtädtiſcher Volksſchullehrer in Margarethen, ſollte den acht<lb/> Jahre alten Schüler der zweiten Claſſe Reumann angeb-<lb/> lich ſo zu Boden geſtoßen haben, daß der Knabe am Kopfe<lb/> eine nußgroße Beule bekam. Der Lehrer ſtellte jede körper-<lb/> liche Berührung des Knaben beſtimmt in Abrede, der<lb/> Schüler ſei, als er vom Waſchtiſche den Schwamm zur<lb/> Tafel bringen ſollte, geſtolpert und habe ſich dabei die<lb/> Beule zugezogen. Das Schulkind wurde dem Lehrer gegen-<lb/> übergeſtellt und blieb bei ſeiner urſprünglichen Beſchuldigung,<lb/> der Lehrer hätte ihn geſtoßen. Trotzdem ſchenkte der Richter<lb/> Dr. Czech dem Lehrer mehr Glauben als dem Kinde und<lb/> ſprach ihn frei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die erhitzte Phantaſic.</hi> </head> <p>Vor einiger Zeit brachte<lb/> ſpät Nachts der Wagnermeiſter Ferd. <hi rendition="#g">Wondratſchek</hi><lb/> auf dem Commiſſariat Leopoldſtadt zur Anzeige, datz ihm<lb/> in der Brigittenau auf offener Straße zwei Männer über-<lb/> fallen, ihn zu Boden geworfen, geſtochen und ſeiner Baar-<lb/> ſchaft beraubt hätten. Da man derlei Attentatsanzeigen mit<lb/> Vorſicht aufnimmt, unterzog man ihn ſelbſt einer Unter-<lb/> ſuchung und fand ſeine Geldbörſe mit einigen Gulden In-<lb/> halt, ſowie ſeine Uhr ſammt Kette in den Stiefelröhren<lb/> verſteckt. Nach Aufnahme eines Protokolles wurde er ent-<lb/> laſſen. Nach einigen Stunden erſchien er wieder und er-<lb/> klärte, er ſei bei Erſtattung ſeiner Anzeige betrunken ge-<lb/> weſen, er ſei nun zur Ueberzeugung gelangt, er dürfte das<lb/> Geld vertrunken oder in ſeinem Rauſche verloren haben,<lb/> die <hi rendition="#g">„erhitzte Phantaſie“</hi> habe ihm ein Raubattentat<lb/> vorgeſpiegelt. Samſtag hatte er ſich vor dem Bezirksgerichte<lb/> Leopoldſtadt unter der Anklage der Irreführung der Be-<lb/> hörden zu verantworten. Der Richter, Rathsſecretär Dr.<lb/><cb/> Sedlaczek, nahm an, daß der Angeklagte die Anzeige im<lb/> Zuſtand der Unzurechnungsfähigkeit erſtattet habe und ſprach<lb/> ihn frei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Socialiſten vor Gericht.</hi> </head> <p>Nach einer am 13. Nov.<lb/> v. J ſtattgefundenen Arbeiterverſammlung beim Schwender<lb/> gab es auf der Straße, wie gewöhnlich nach derartigen<lb/> Verſammlungen, arge Krawalle. Die Leute ſchrieen: „Heraus<lb/> mit dem Wahlrecht!“, marſchirten in langen Reihen und<lb/> waren weder durch gütliche noch energiſche Mahnungen der<lb/> Wache zur Ruhe und zum Auseinandergehen zu bewegen.<lb/> Einer der ärgſten Schreier, der Webergehilfe Joſef Espanner,<lb/> wurde nun von einem Wachmann arretirt. Er nahm dies<lb/> jedoch nicht gutwillig hin, beſchimpfte das behördliche Organ<lb/> und vergriff ſich ſchließlich an demſelben. Der Veſchäftigungs-<lb/> loſe Johann Klimeſch nahm ſich des Arretirten an, haran-<lb/> guirte den Wachmann, ſo daß dieſer ihn gleichfalls ver-<lb/> haftete. Das rief nun einige Aufregung in den Maſſen<lb/> hervor, es entſtanden bedrohliche Keilereien, und im Ver-<lb/> laufe derſelben wurden noch wegen Renitenz Franz Giebl,<lb/> Leop Wundſam, Johann Keiſa, Carl Mildner und Franz<lb/> Ruzirſchka arretirt. Sie ſtanden vorgeſtern wegen Aufla<supplied>uf</supplied><lb/> und Wachebeleidigung vor einem Erkenntnißſenat, dem<lb/> Landesgerichtsrath Granichſtädten präſidirte. Nachdem zwei<lb/> Zeugen nicht erſchienen, wurde die Verhandlung gegen<lb/> Espanner vertagt. Von den übrigen Angeklagten wurde<lb/> Johann Kriſa freigeſprochen, dagegen Wundſam, Mildner,<lb/> Giebl, Wolf und Ruzitſchka zu je einer Woche und Klimeſ<supplied>c</supplied>h<lb/> zu 14 Tagen Arreſts veurtheilt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b"><supplied>Tagesbericht</supplied>.</hi> </head><lb/> <dateline>Wien, den 7 Jänner.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Kalender für Dienſtag, den <supplied>8</supplied>. Jänner.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Katholiken:</hi> Severinus. <hi rendition="#g">Griechen</hi> (27. December):<lb/> Stephan M. Sonnenaufgana 7 Uhr 51 Minuten Morgen<supplied>ſ</supplied>.<lb/> Sonnenuntergang 4 Uhr 22 Minuten Abends. Mondes-<lb/> aufgang 1 Uhr 3 Minuten Abends. Mondesuntergang<lb/> 5 Uhr 6 Minuten Morgens. Tageslänge 8 Stunden<lb/> 31 Minuten. Nachtlänge 15 Stunden 29 Minuten. 8—358.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Hof- und Perſonalnachrichten.</hi> </head> <p>Kronprinzeſſin-<lb/> Witwe Erzherzogin <hi rendition="#g">Stefanie</hi> iſt Samſtag mit der Erz-<lb/> herzogin <hi rendition="#g">Eliſabeth</hi> in Abbazia eingetroffen. Die Kron-<lb/> prinzeſſin richtete zuerſt ihr Töchterchen in der Villa Amalia<lb/> ein und begab ſich dann in die Villa Angiolina. — Erz-<lb/> herzog <hi rendition="#g">Carl Ludwig</hi> und Erzherzogin <hi rendition="#g">Marie<lb/> Thereſe</hi> ſind am 3 d. Abends zum Beſuche ihres Sohnes<lb/> Erzherzog <hi rendition="#g">Franz Ferdinand von Oeſterreich-<lb/> Eſte</hi> in Meran eingetroffen und werden einige Tage v<supplied>e</supplied>r-<lb/> weilen, um ſodann nach Wien zurückzukehren. — Der<lb/> Landespräſident von Krain Victor Freiherr v. <hi rendition="#g">Hein</hi> iſt<lb/> Freitag Abends aus Laibach hier eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Auszeichnungen und Erneunungen.</hi> </head> <p>Der Finanz-<lb/> miniſter hat den Finanz-Obercommiſſär Richard <hi rendition="#g">Tacconi</hi><lb/> zum Finanz-Secretär und den Finanz-Obercommiſſär Franz<lb/> v. <hi rendition="#g">Ivanisevic</hi> zum Finanz-Obercommiſſär für den<lb/> Dienſtbereich der Finanz-Landesdirection in Zara ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Eine Nordpolexpedition Payer’s.</hi> </head> <p>Der berühmte<lb/> öſterreichiſche Nordpolfahrer Julius Payer beabſichtigt, im<lb/> Juni des Jahres 1896 eine neue Expedition in die Polar-<lb/> gegenden ausſchließlich zu künſtleriſchen Zwecken zu un<supplied>t</supplied>er-<lb/> nehmen. Das für dieſen Zweck zu bauende öſterreichiſche<lb/> Schiff wird von Bremerhafen abgehen. Es ſoll unter dem<lb/> Commando Payer’s ſtehen, an deſſen Seite drei tüchtige<lb/> Seeofficiere berufen werden. Payer beabſichtigt, ſeinen<lb/> Stab aus Technikern, Maſcheniſten, Präparatoren, Jägern,<lb/> einigen Landſchaftern, Thiermalern und Photografen zu<lb/> bilden, denn der Zweck dieſer Expedition wäre in erſter<lb/> Linie die künſtleriſche Aufnahme der landſchaftlichen<lb/> Phiſignomie der Polargegenden. Die Dauer der Expedition<lb/> iſt auf 2 Jahre veranſchlagt. Payer hat ſeit 20 Jahren<lb/> keine Nordpolfahrt mehr unternommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Cigarren-Freude.</hi> </head> <p>In der Nacht zum 21. v. M.<lb/> wurde wie wir gemeldet die Tabak-Traſik in der W<supplied>ein</supplied>-<lb/> hauſerſtraße Nr. 37 erbrochen, und daraus Cigarren im<lb/> Werthe von 70 fl. geſtohlen. Die Polizei eruirte, daß dieſen<lb/> Einbruchsdiebſtahl der Hatmachergehilfe Franz Eisner,<lb/> ein wiederholt abgeſtraftes Individuum, und der Fleiſch-<lb/> hauergehilfe Ludwig Fraisl ausgeführt haben. Am 3. d.<lb/> M. wurde Eisner in einer Cafeſchenke in Neulerchenfeld<lb/> verhaftet. Man fand bei ihm 20 fl. Baargeld und einen<lb/> Pfandſchein über ſechs Paar Stiefletten. Da in der Nacht<lb/> vom 2. auf den 3. d. M. beim Trödler Schönfeld, März-<lb/> ſtraße ein Einbruch verübt worden war, bei dem 30 Paar<lb/> Schuhe geſtohlen worden ſind, erſchien es zweifellos, daß<lb/> Eisner auch dieſen Einbruch verübt habe. Trotz ſeines<lb/> Läugnens wurde er der Thäterſchaft überwieſen. Samſtag<lb/> iſt auch Fraisl verhaftet worden. Die weiteren Erhebungen<lb/> haben ergeben, daß die Beiden mit zwei anderen Einbrechern,<lb/> den Brüdern Johann und Heinrich Fellner, die am 27 v.<lb/> M. verhaftet wurden, in Verbindung ſtanden und mit<lb/> dieſen mehrere Diebſtähle ausgeführt haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Vergiftung durch Kohlenoxydgas.</hi> </head> <p>In der<lb/> Donauſtraße Nr. 39 in Donaufeld bewohnte der Taglöhner<lb/> Georg Gleichtheil mit ſeiner Frau und ſeinem zwölfjährigen<lb/> Sohn ein kleines Zimmer. Gleichtheil brachte ſich kümmerlich<lb/> als Taglöhner durch und war zuletzt bei den Eiswerken be-<lb/> ſchäftigt. Die Frau war ſchon ſeit längerer Zeit kränklich<lb/> und konnte keinem Erwerbe nachgehen: der zwölfjährige<lb/> Julius beſuchte die Schule. Gleichtheil war ein ruhiger,<lb/> und beſcheidener Menſch, der mit dem Wenigen auszukommen<lb/> verſtand und den kargen Verdienſt mit ſeiner Familie<lb/> redlich theilte. Vorgeſtern Abends kam Gleichtheil, von der<lb/> Arbeit wie gewöhnlich nach Hauſe und nahm mit den<lb/> Seinen das Nachtmahl ein. Dann legten ſie ſich zur Ruhe,<lb/> in voller Kleidung, da es ihnen an dem nöthigen Bettge-<lb/> wande fehlte. In dem Ofen, der in einer Ecke des Zimmers<lb/> ſtand, brannte noch das Feuer weiter. Da er nun Samſtag<lb/> um ſechs Uhr Morgens im Hauſe noch nicht geſehen wurde<lb/> öffnete die Hausfrau die Zimmerthür, um die Schlafenden<lb/> zu wecken. Beim Eintritte ins Zimmer verſpürte ſie einen<lb/> intenſiven Kohlengeruch, der ſie umkehren zwang. Nach<lb/> einigen Minuten kam ſie jedoch zurück und trat in das<lb/> Zimmer ein. Auf dem Fußboden neben dem Bette lag die<lb/> Frau ausgeſtreckt, während Vater und Sohn todt auf ihren<lb/> Schlafſtellen lagen. Es erſchien bald eine Polizeicommiſſion,<lb/> jedoch blieb jeder Wiederbelebungsverſuch erſolglos. Die<lb/> ganze Familie war durch Einathmung des aus dem Herde<lb/> entſtrömten Kohlenoxydgaſes erſtickt. Ein Selbſtmord iſt<lb/> ausgeſchloſſen, denn das Ehepaar war trotz ſeiner Armuth<lb/> immer zufrieden und lebensfroh.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Wien, Sonntag Reichspoſt. 8 Jänner 1895
fertigung verurſachten Manipulationskoſten bilden ſoll, wird
dieſelbe für ſämmtliche Fahrbegünſtigungs-Legitimationen
aller Claſſen ohne Unterſchied, ob es ſich um Frei- oder
ermäßigte Karten, um Jahreskarten, temporäre oder Karten
für einzelne Fahrten handelt, mit einem einzigen Satze,
und zwar mit 50 kr. beſtimmt. Von der Entrichtung dieſer
Gebühr ſind ausgenommen die eigenen Bedienſteten und
die Bedienſteten fremder Bahnverwaltungen, die activen
Staats- und Hofbedienſteten, die Militärperſonen des Ruhe-
ſtandes und gänzlich mittelloſe Perſonen. Die Entrichtung
der Gebühr erfolgt durch Erlag des Betrages von 50 kr.
für die hiezu beſtimmte Werthmarke, welche auf den
Legitimationen aufgeklebt wird. Die Einhebung der Ge-
bühr erfolgt durch jene Stelle, welcher die meritoriſche Ent-
ſcheidung über das betreffende Fahrbegünſtigungs-Anſuchen
obliegt. Sollte dieſem Anſuchen die Gebühr nicht ſchon
beigeſchloſſen worden ſein, ſo wird der Erlag
derſelben, ſoferne das Anſuchen eine aufrechte
Erledigung zu gewärtigen haben ſollte,
mittelſt einer zu dieſem Zwecke eigens vorgedruckten Cor-
reſpondenzkarte urgirt.
Localbahnweſen. Für die das Localbahnweſen be-
treffenden Agenden wird bei der k. k. Generaldirection der
öſterreichiſchen Staatsbahnen demnächſt eine eigene Ab-
theilung errichtet werden. Zur Leitung derſelben iſt der
Hofrath, Verkehrsdirector-Stellvertreter Dr. Max Ritter
von Pichler auserſehen,
Fünfte internationale Zucht- und Nutzviehſchau
für Rinder und Schweine. Die k. k. Landwirthſchafts-
geſellſchaft in Wien veranſtaltet zwiſchen 5. und 8. Sep-
tember in Wien im Prater die fünfte internationale Zucht
und Nutzviehſchau, verbunden mit einem Zugochſenmarkt
und Zugkraftproben, ferners Special-Ausſtellungen von
Sämereien, Kraftfuttermitteln und Kunſtdünger. Auskunft
ertheilt das Secretariat der k. k. Landwirthſchaftsgeſellſchaft
in Wien, 1. Bez, Herrengaſſe 13.
Waruung. „Die Wiener Fleiſcherztg.“ warnt vor
der Firma C. H. Boor in Budapeſt, welche an
Wiener Fleiſchſelcherfirmen die Aufforderung richtet, Of-
ſerte in Schinken, Selchwaaren und Würſten zu ſtellen,
da ſie angeblich großen Bedarf in dieſen Waaren habe.
Wird der Firma thatſächlich ein Offert gemacht, dann wird
dasſelbe acceptirt und um Einſendung beſtellter Waare
mittelſt Nachnahme erſucht. Wenn die Waare angelangt
iſt, dann verſteht es die Firma C. H. Boor unter Vor-
ſpiegelung plauſibler Gründe, die Auflaſſung der Nach-
nahme zu erwirken und dann — hat der Fleiſchſelcher das
Nachſehen, denn er bekommt keinen Kreuzer Geld mehr für
die herausgelockte Waare. Da dieſe ehrenwerthe Firma
gegenwärtig abermals Anfragen herumſendet, und eine
ſolche uns eben vorliegt, ſo ſeien die Geſchäftlseute noch
mals dringend gewarnt, ſich mit C. H. Boor in ein Ge-
ſchäft einzulaſſen. Es ſteht zu erwarten, daß dieſe Firma
die Erweiterung ihrer Geſchäftsbeziehungen auch in anderen
als Wiener Kreiſen ſucht.
Inſolvenz-Nachrichten. Der Creditorenverein meldet
folgende Zahlungseinſtellungen: Franz Brunner jun., Kauf-
mann in Gran: Philipp Klein, Kaufmann in Kalocsa;
Witwe Auguſte Klein, Handelsfrau in Szolnok; Joſef Löbl,
Kaufmann in Neunkirchen; Aron Briger, Kaufmann in
Kimpolung; Teller Mikſane, Handelsfrau in Budapeſt;
Joſef Kubana, Baumwollwaarenhändler in Wien, 1. Bez.,
Renngaſſe Nr. 6; Johann Höbardtner (Verl), nichtproto-
kollirter Lederhändler in Sitzendorf; E. Kurtſag u. Comp,
Handelsfirma in Cſorvas.
Inſolvenz. Die Firma Max Singer jun. in Wien,
die einen größeren Victualienhandel betreibt, iſt inſolvent.
Die Paſſiven betragen über 100.000 fl.; es ſind zumeiſt
Mühlen und Hülſenfrüchtenhändler betheiligt.
Thenter, Muſik und Kunſt.
— Im Deutſchen Volkstheater wird am 12. d.
das Luſtſpiel „Der Jourfix“ zum erſten Male aufgeführt.
Das Repertoire der kommenden Woche bringt mehrere in-
tereſſante Beſetzungsneuheiten. In „Der Talisman“ wer-
den Fräulein Retty die Rita, Herr Retty den Habakuk und
Herr Wallner den Omar darſtellen. Dr. Tyrolt wird zu-
nächſt in „Lola’s Vater“ auftreten. — Die nächſte Novität
des Deutſchen Volkstheaters iſt das Luſtſpiel „Die Kame-
raden“; die Hauptrollen des Stückes wurden mit den Damen
Sandrock, Odilon, Zampa und Trenk und den Herren Nhil
und Giampietro beſetzt. — Im nächſten Monate gelangt
„Käthchen von Heilbronn“ im Deutſchen Volkstheater zur
erſten Aufführung, inſcenirt von dem neuen Regiſſeur
Herrn Retty.
— Im Burgtheater wird am 19. d. das Luſtſpiel
„Der Kriegsplan“ zum erſten Male aufgeführt. Die nächſte
Novität iſt dann „Die erſte Lüge“ von Caſtelnuovo, deren
Premiere Ende Jänner ſtattfinden dürfte. Director Burck-
hard hat nunmehr das neueſte Stück Ibſen’s „Klein Eyolf“
deſinitiv für das Burgtheater angenommen. — Montag,
den 14. d. wird der Gedenktag Bauernfeld’s mit einer
Aufführung von „Bürgerlich und Romantiſch“ gefeiert, da
die Repertoireverhältniſſe dies an dem eigentlichen Er-
innerungstage am 13. d. nicht zulaſſen. — Dienſtag. den
15. d. (Grillparzer-Gedenktag) geht „König Ottokar’s
Glück und Ende“ in Scene. — Am 19. d. kommt
Werther’s Luſtſpiel „Der Kriegsplan“ zur Aufführung.
— Im Hofoperntheater wird das Ballet „Amor
auf Reiſen“ Anfangs Februar zur erſten Aufführung ge-
langen. Die nächſte Opernnovität iſt Smetana’s „Das
Geheimniß“, deren Erſtaufführung im Monat Februar
ſtattfindet. Demnächſt wird wieder die Oper „Der Vampyr“
aufgeführt, die ſeit Reichmann’s Abgang im Jahre 1889
im Hofoperntheater nicht gegeben worden iſt. — Am 9. und
24. Februar werden die beiden Opernredouten ſtattfinden.
— Zur Feier des 25jährigen Beſtehens des Muſik-
vereinsgebäudes bringt die Geſellſchaft der Muſik-
freunde in ihrem erſten außerordentlichen Concerte am
9. d. Haydn’s „Jahreszeiten“ zur Aufführung. Die Solo-
partien haben Frau Lillian Hentſchel aus London, Herr
Guſtav Walter, k. u. k. Kammerſänger, und Herr Anton
Siſtermans aus Frankfurt a. M. übernommen. Das Con-
cert wird durch Beethoven’s Ouverture zu „Prometheus“
und einen von Alfred Freiherrn v. Berger verfaßten und
vom Hofſchauſpieler Herrn Lewinsky geſprochenen Prolog
eingeleitet. Das Concert beginnt ausnahmsweiſe um 7 Uhr
Abends.
— Hofballmuſikdirector Eduard Strauß gab geſtern
im dicht gefüllten großen Muſikvereinsſaale ſein glänzendes
Benefice-Concert. Als derſelbe am Dirigentenvulte
erſchien, begrüßte ihn das Publikum mit rauſchenden Ova-
tionen. Unter den Nummern des reichhaltigen Programmes
verdienen beſonders hervorgehoben zu werden: „Ouvertüre
zu Simplicius“, das Vorſpiel zur neuen Oper „Hänſel und
Gretel“, die reizende Bluette „Im bypnotiſchen Schlummer“,
ſowie eine neue melodiöſe und äußerſt beifällig aufgenom-
mene Polka „Innig und ſinnig“ von Eduard Strauß, eine
bravouröſe Violinpiece, vorgetragen vom Concertmeiſter
Swedowski und das grandioſe Arioſo von Händel für
Streichquartett, Harfen und Orgel. — Wie alle Jahre,
verherrlichte auch diesmal Johann Strauß das Bene-
fice ſeines gefeierten Bruders durch ſeine perſönliche Mit-
wirkung. Er brachte einen neuen Walzer. „Garten-
laube-Walzer“ zur erſten Aufführung, welcher als
ein echter unverfälſchter „Strauß“ durch melodiöſe Themen
und friſche Rhythmen ſich auszeichnet und glänzend orche-
ſtrirt iſt. Daß beide Brüder Gegenſtand der lebhafteſten
Auszeichnung waren, braucht bein der allgemeinen Beliebt-
heit der Strauß-Concerte nicht erſt bemerkt zu werden.
G. v. B.
— „Romeo und Inlie“ von Hektor Berlioz,
dramatiſche Symphonie mit Chören, Solos und einem
Prolog als Chor-Recitativ, wurde geſtern zu Gunſten des
Penſions-Inſtitutes der k. k. Hofoper unter Leitung des
Herrn Hofcapellmeiſters Hans Richter vom Hofopernorcheſter
und dem Singoerein der Geſellſchaft der Mufilfreunde im
großen Muſikvereinsſaale vollſtändig zur Aufführung ge-
bracht. Wir nennen die Aufführung des unendlich ſchweren
Werkes einen wirklichen Triumph des Orcheſters und ſeines
Leiters. Nur die allererſten Kräfte können ſich an dies
Werk wagen, und nur ein Dirigent wie Richter kann es
zum Erfolg führen. Aber es bedarf auch eines muſikaliſch
geſchulten und gebildeten Auditoriums, wenn es ver-
ſtanden und mitgefühlt werden ſoll. Das Ganze iſt eine
Symphonie, ſich anlehnend an die Hauptzüge des Shake-
ſpeare’ſchen Dramas. Wie ſehen den Kampf der Capulet’s
und Montague’s, das Feſt bei Capulet, die Gartenſcene
bei Capulet, Julie’s Tod und Leichenbegängniß, Romeo in
der Gruft der Capulet’s, das Erwachen Julie’s, Beider Tod,
die Verſöhnung der ſtreitenden Parteten angeſichts der
Leichen auf die Mahnung P. Lorenzo’s hin. Wir ſehen es
— denn Berlioz’s Muſik wendet ſich an die Einbildungs-
kraft, weniger an das Empfinden. Sie iſt Tonmalerei —
Stimmungsmalerei. Sie iſt aber auch dramatiſch, mehr
Sprechweiſe als Singweiſe, nach Wagner Art. Wir möchten
ſagen, das Werk ſei ein glänzender Verſuch des
Componiſten, Muſik zu ſchreiben mit möglichſter Ver-
minderung von Melodie, außer dann, wenn
der Text oder der Inhalt des Stoffes ſelbſt die Lied form
gebietet. Dabei ſind alle Effecte der raffinirteſten Inſtru-
mentation und der ſeltſamſten Accord- und Tonverbindungen,
die gewagteſten und freieſten Rhythmen aufgeboten. Dem
Chore iſt eine untergeordnete Stellung angewieſen, er tritt
oft nur recitirend, pſallirend auf; einzelne Solo’s ſind
effectvoll und originell, ſo das Liebeslied (Frau Hofopern-
ſängerin Kaulich) im Prolog, das Tenor-Scherzetto,
(Kammerſänger van Dyk): „Mab, Botin der Träume“ eben-
daſelbſt und die großen Baß-Recitative des P. Lorenzo (Hof-
opernſänger Grengg). Der Einzelſchönheiten des Werkes ſind
viele. Das Meiſterſtück bot die Capelle mit der glänzenden
Ausführung der Gruft-Scene, die ſelbſt Berlioz ſo ſchwer
erklärt, daß er ſagt, ſie werde unter hundert Fällen neunzig-
mal fortbleiben müſſen. Die Capelle überwand die
Schwierigkeit unter Hans Richter faſt ſpielend. Einen
glänzenden Abſchluß fand das Werk in dem mächtigen
Schlußchore der wie Meeresbrauſen den Saal erfüllte und
gewaltig wirkte.
— Aus Vnkareſt wird geſchrieben: Am 31. December
fand in dem dicht gefüllten Saale des Athenäums das
Concert der Claviervirtuoſin Madame Cobalcescu
ſtatt, dem auch die Königin in der Hofloge beiwohnte. Die
Pianiſtin erntete für ihre virtuoſen von Geiſt und Em-
pfindung erfüllten Vorträge reichlichen und wohlverdienten
Beifall. Das Hauptintereſſe des Abends richtete ſich auf die
Recitation des „Jehova“ von Carmen Syloa durch den
Wiener Schriftſteller Rudolf Eigl. Mit edlem Schwunge
ſprach Eigl die wohllautenden Verſe des prächtigen, tief-
ſinnigen Poems, und als die Schlußworte erklangen, erſcholl
brauſender Beifall, der in gleicher Weiſe die königliche
Dichtorin, wie ihren verſtändnißvollen Interpreten ehrte.
Gerichtsſaal.
Wien, 7. Jänner.
Freigeſprochener Lehrer. Oscar Staudinger,
ſtädtiſcher Volksſchullehrer in Margarethen, ſollte den acht
Jahre alten Schüler der zweiten Claſſe Reumann angeb-
lich ſo zu Boden geſtoßen haben, daß der Knabe am Kopfe
eine nußgroße Beule bekam. Der Lehrer ſtellte jede körper-
liche Berührung des Knaben beſtimmt in Abrede, der
Schüler ſei, als er vom Waſchtiſche den Schwamm zur
Tafel bringen ſollte, geſtolpert und habe ſich dabei die
Beule zugezogen. Das Schulkind wurde dem Lehrer gegen-
übergeſtellt und blieb bei ſeiner urſprünglichen Beſchuldigung,
der Lehrer hätte ihn geſtoßen. Trotzdem ſchenkte der Richter
Dr. Czech dem Lehrer mehr Glauben als dem Kinde und
ſprach ihn frei.
Die erhitzte Phantaſic. Vor einiger Zeit brachte
ſpät Nachts der Wagnermeiſter Ferd. Wondratſchek
auf dem Commiſſariat Leopoldſtadt zur Anzeige, datz ihm
in der Brigittenau auf offener Straße zwei Männer über-
fallen, ihn zu Boden geworfen, geſtochen und ſeiner Baar-
ſchaft beraubt hätten. Da man derlei Attentatsanzeigen mit
Vorſicht aufnimmt, unterzog man ihn ſelbſt einer Unter-
ſuchung und fand ſeine Geldbörſe mit einigen Gulden In-
halt, ſowie ſeine Uhr ſammt Kette in den Stiefelröhren
verſteckt. Nach Aufnahme eines Protokolles wurde er ent-
laſſen. Nach einigen Stunden erſchien er wieder und er-
klärte, er ſei bei Erſtattung ſeiner Anzeige betrunken ge-
weſen, er ſei nun zur Ueberzeugung gelangt, er dürfte das
Geld vertrunken oder in ſeinem Rauſche verloren haben,
die „erhitzte Phantaſie“ habe ihm ein Raubattentat
vorgeſpiegelt. Samſtag hatte er ſich vor dem Bezirksgerichte
Leopoldſtadt unter der Anklage der Irreführung der Be-
hörden zu verantworten. Der Richter, Rathsſecretär Dr.
Sedlaczek, nahm an, daß der Angeklagte die Anzeige im
Zuſtand der Unzurechnungsfähigkeit erſtattet habe und ſprach
ihn frei.
Socialiſten vor Gericht. Nach einer am 13. Nov.
v. J ſtattgefundenen Arbeiterverſammlung beim Schwender
gab es auf der Straße, wie gewöhnlich nach derartigen
Verſammlungen, arge Krawalle. Die Leute ſchrieen: „Heraus
mit dem Wahlrecht!“, marſchirten in langen Reihen und
waren weder durch gütliche noch energiſche Mahnungen der
Wache zur Ruhe und zum Auseinandergehen zu bewegen.
Einer der ärgſten Schreier, der Webergehilfe Joſef Espanner,
wurde nun von einem Wachmann arretirt. Er nahm dies
jedoch nicht gutwillig hin, beſchimpfte das behördliche Organ
und vergriff ſich ſchließlich an demſelben. Der Veſchäftigungs-
loſe Johann Klimeſch nahm ſich des Arretirten an, haran-
guirte den Wachmann, ſo daß dieſer ihn gleichfalls ver-
haftete. Das rief nun einige Aufregung in den Maſſen
hervor, es entſtanden bedrohliche Keilereien, und im Ver-
laufe derſelben wurden noch wegen Renitenz Franz Giebl,
Leop Wundſam, Johann Keiſa, Carl Mildner und Franz
Ruzirſchka arretirt. Sie ſtanden vorgeſtern wegen Auflauf
und Wachebeleidigung vor einem Erkenntnißſenat, dem
Landesgerichtsrath Granichſtädten präſidirte. Nachdem zwei
Zeugen nicht erſchienen, wurde die Verhandlung gegen
Espanner vertagt. Von den übrigen Angeklagten wurde
Johann Kriſa freigeſprochen, dagegen Wundſam, Mildner,
Giebl, Wolf und Ruzitſchka zu je einer Woche und Klimeſch
zu 14 Tagen Arreſts veurtheilt.
Tagesbericht.
Wien, den 7 Jänner.
* Kalender für Dienſtag, den 8. Jänner.
Katholiken: Severinus. Griechen (27. December):
Stephan M. Sonnenaufgana 7 Uhr 51 Minuten Morgenſ.
Sonnenuntergang 4 Uhr 22 Minuten Abends. Mondes-
aufgang 1 Uhr 3 Minuten Abends. Mondesuntergang
5 Uhr 6 Minuten Morgens. Tageslänge 8 Stunden
31 Minuten. Nachtlänge 15 Stunden 29 Minuten. 8—358.
* Hof- und Perſonalnachrichten. Kronprinzeſſin-
Witwe Erzherzogin Stefanie iſt Samſtag mit der Erz-
herzogin Eliſabeth in Abbazia eingetroffen. Die Kron-
prinzeſſin richtete zuerſt ihr Töchterchen in der Villa Amalia
ein und begab ſich dann in die Villa Angiolina. — Erz-
herzog Carl Ludwig und Erzherzogin Marie
Thereſe ſind am 3 d. Abends zum Beſuche ihres Sohnes
Erzherzog Franz Ferdinand von Oeſterreich-
Eſte in Meran eingetroffen und werden einige Tage ver-
weilen, um ſodann nach Wien zurückzukehren. — Der
Landespräſident von Krain Victor Freiherr v. Hein iſt
Freitag Abends aus Laibach hier eingetroffen.
* Auszeichnungen und Erneunungen. Der Finanz-
miniſter hat den Finanz-Obercommiſſär Richard Tacconi
zum Finanz-Secretär und den Finanz-Obercommiſſär Franz
v. Ivanisevic zum Finanz-Obercommiſſär für den
Dienſtbereich der Finanz-Landesdirection in Zara ernannt.
* Eine Nordpolexpedition Payer’s. Der berühmte
öſterreichiſche Nordpolfahrer Julius Payer beabſichtigt, im
Juni des Jahres 1896 eine neue Expedition in die Polar-
gegenden ausſchließlich zu künſtleriſchen Zwecken zu unter-
nehmen. Das für dieſen Zweck zu bauende öſterreichiſche
Schiff wird von Bremerhafen abgehen. Es ſoll unter dem
Commando Payer’s ſtehen, an deſſen Seite drei tüchtige
Seeofficiere berufen werden. Payer beabſichtigt, ſeinen
Stab aus Technikern, Maſcheniſten, Präparatoren, Jägern,
einigen Landſchaftern, Thiermalern und Photografen zu
bilden, denn der Zweck dieſer Expedition wäre in erſter
Linie die künſtleriſche Aufnahme der landſchaftlichen
Phiſignomie der Polargegenden. Die Dauer der Expedition
iſt auf 2 Jahre veranſchlagt. Payer hat ſeit 20 Jahren
keine Nordpolfahrt mehr unternommen.
* Cigarren-Freude. In der Nacht zum 21. v. M.
wurde wie wir gemeldet die Tabak-Traſik in der Wein-
hauſerſtraße Nr. 37 erbrochen, und daraus Cigarren im
Werthe von 70 fl. geſtohlen. Die Polizei eruirte, daß dieſen
Einbruchsdiebſtahl der Hatmachergehilfe Franz Eisner,
ein wiederholt abgeſtraftes Individuum, und der Fleiſch-
hauergehilfe Ludwig Fraisl ausgeführt haben. Am 3. d.
M. wurde Eisner in einer Cafeſchenke in Neulerchenfeld
verhaftet. Man fand bei ihm 20 fl. Baargeld und einen
Pfandſchein über ſechs Paar Stiefletten. Da in der Nacht
vom 2. auf den 3. d. M. beim Trödler Schönfeld, März-
ſtraße ein Einbruch verübt worden war, bei dem 30 Paar
Schuhe geſtohlen worden ſind, erſchien es zweifellos, daß
Eisner auch dieſen Einbruch verübt habe. Trotz ſeines
Läugnens wurde er der Thäterſchaft überwieſen. Samſtag
iſt auch Fraisl verhaftet worden. Die weiteren Erhebungen
haben ergeben, daß die Beiden mit zwei anderen Einbrechern,
den Brüdern Johann und Heinrich Fellner, die am 27 v.
M. verhaftet wurden, in Verbindung ſtanden und mit
dieſen mehrere Diebſtähle ausgeführt haben.
* Vergiftung durch Kohlenoxydgas. In der
Donauſtraße Nr. 39 in Donaufeld bewohnte der Taglöhner
Georg Gleichtheil mit ſeiner Frau und ſeinem zwölfjährigen
Sohn ein kleines Zimmer. Gleichtheil brachte ſich kümmerlich
als Taglöhner durch und war zuletzt bei den Eiswerken be-
ſchäftigt. Die Frau war ſchon ſeit längerer Zeit kränklich
und konnte keinem Erwerbe nachgehen: der zwölfjährige
Julius beſuchte die Schule. Gleichtheil war ein ruhiger,
und beſcheidener Menſch, der mit dem Wenigen auszukommen
verſtand und den kargen Verdienſt mit ſeiner Familie
redlich theilte. Vorgeſtern Abends kam Gleichtheil, von der
Arbeit wie gewöhnlich nach Hauſe und nahm mit den
Seinen das Nachtmahl ein. Dann legten ſie ſich zur Ruhe,
in voller Kleidung, da es ihnen an dem nöthigen Bettge-
wande fehlte. In dem Ofen, der in einer Ecke des Zimmers
ſtand, brannte noch das Feuer weiter. Da er nun Samſtag
um ſechs Uhr Morgens im Hauſe noch nicht geſehen wurde
öffnete die Hausfrau die Zimmerthür, um die Schlafenden
zu wecken. Beim Eintritte ins Zimmer verſpürte ſie einen
intenſiven Kohlengeruch, der ſie umkehren zwang. Nach
einigen Minuten kam ſie jedoch zurück und trat in das
Zimmer ein. Auf dem Fußboden neben dem Bette lag die
Frau ausgeſtreckt, während Vater und Sohn todt auf ihren
Schlafſtellen lagen. Es erſchien bald eine Polizeicommiſſion,
jedoch blieb jeder Wiederbelebungsverſuch erſolglos. Die
ganze Familie war durch Einathmung des aus dem Herde
entſtrömten Kohlenoxydgaſes erſtickt. Ein Selbſtmord iſt
ausgeſchloſſen, denn das Ehepaar war trotz ſeiner Armuth
immer zufrieden und lebensfroh.
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