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Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905.

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7 Wien, Dienstag Reichspost 10. Jänner 1905

[Spaltenumbruch]
Prälat Dörfler +.

Heute vormittags ist der in den weitesten
Kreisen des christlichen Volkes hochverehrte, allgemein
bekannte und beliebte Pfarrer von St. Augustin,
Prälat Karl Dörfler plötzlich vom Tode ereilt
worden. Der fast dreiundachtzigjährige greise Priester,
der sich aber bis heute einer ungeschwächten Gesund-
heit und Rüstigkeit erfreute, betrat gegen 1/29 Uhr in
der Früh das Sparkassengebäude auf dem Graben
und stürzte d[o]rt vom Schlage getroffen zusammen.
Man brachte ihn auf die Wachstube Am Peter.
Aerzte der Freiwilligen Rettungsgesellschaft wurden
berufen, fanden ihn aber bereits tot. Dr. Dörflers
Leiche wurde in die Pfarrkirche zu St. Augustin ge-
bracht. Er war zu Iglau im Jahre 1822 geboren
und hätte am nächsten Sonntag seinen 83. Geburts-
tag feiern sollen. Er hat in Iglau das Gymnasium
absolviert und an der Wiener Universität
Philosophie und Theologie. Am 20. Juni 1846 er-
hielt er die Priesterweihe. Als neugeweihter Priester
kam er ins Gebirge an die ungarisch-steirische Grenze,
wurde im Jahre 1848 nach Neuhaus als Provisor
versetzt und wirkte kurze Zeit als Kooperator in
Kaiser-Ebersdorf. Dann kam Dörfler als Kooperator
an die Hofkirche zu St. Augustin. Prälat Dörfler
hat während dieser Zeit auch in der Schule der
Ursulinerinnen das Lehramt ausgeübt und kam 1862
als Benefiziat nach St. Stephan. Zu gleicher Zeit
wurde er Professor an der von der Großkommune
Wien errichteten Realschule in der Roßau und nach
einer dreijährigen Tätigkeit Professor an der
Kommunal-Realschule in Gumpendorf, schließlich
Religionsprofessor an der Oberrealschule im
4. Bezirke, wo Dörfler bis zum Jahre 1882 blieb,
in welchem Jahre er die Lehrtätigkeit wegen eines
Kehlkopfleidens aufgeben mußte. Er erhielt dann die
Stelle eines landesfürstlichen Pfarrers in Erdberg.
Ende August 1891 wurde Pfarrer Dörfler an Stelle
des damals zum Domkapitular zu St. Stephan er-
nannten und jetzt als Weihbischof fungierenden
Dr. Schneider zum Pfarrer an der Hofpfarrkirche
zu St. Augustin ernannt und vom Erz- und Weih-
bischof Dr. Angerer investiert. Still und bescheiden
in seinem Wesen, beging Pfarrer Dr. Dörfler auch
in Zurückgezogenheit sein vierzig- und 1896 sein
fünfzigjähriges Priesterjubiläum. Bei Hofe er-
freute sich Pfarrer Dörfler besonderen Ansehens. Er
fungierte stets bei Requiem und anderen kirchlichen
Anlässen, die den Hof in der Kirche versammelten.
Der Verblichene, der seinerzeit auch als Bezirks-
schulinspektor des zweiten Bezirkes fungiert, war
vielfach ausgezeichnet. Er war Ritter der Franz
Josef-Ordens, Besitzer der Ehrenmedaille für
40jährige treue Dienste, Kommandeur des päpstlichen
Ordens vom heil. Grabe und Besitzer der großen
goldenen Salvator-Medaille, Ehrendomherr der
Kathedrale in Brünn, päpstlicher Prälat, apostolischer
Protonotar und fürzerzbischöflicher geistlicher Rat.

Im Jahre 1902 feierte er seinen 80. Geburts-
tag. Aus diesem Anlaß wurde ihm am 26. Novem-
ber 1901 vom Gemeinderate in Anerkennung seiner
vieljährigen verdienstvollen Tätigkeit auf dem Ge-
biete der Humanität das Bürgerrecht der Stadt
Wien verliehen. Die feierliche Beeidigung fand am
Sonntag den 15. Dezember im Rathaussaale statt.
Dr. Lueger gedachte dabei besonders seiner großen
im Stillen geübten Wohltätigkeit. Prälat
Dörfler erwiderte, er betrachte diesen Tag
als einen der glücklichsten seines Lebens.
In der Tat ist die große Wohltätigkeit des
Verstorbenen das Charakteristische seiner Persön-
lichkeit. Prälat Dörfler war aber auch ein Priester
tadellosen Wandels und namentlich dem katholischen
Vereinsleben ein eifriger und liebevoller Förderer.
So namentlich auch den marianischen Kongregationen,
da er selbst Präses der Kaufmännischen Kon-
gregation war. An den Wiener Männerfahrten nach
Maria-Zell nahm er wiederholt Anteil, er leitete den
feierlichen Einzug, zelebrierte das Hochamt, er er-
öffnete die Augustinerkirche für die Männerpredigten
des Pater Abel. Besonders auch der Salzburger
Universitätsverein betrauert in dem Verstorbenen
einen seiner größten Wohltäter. Aber im ganzen
christlichen Wien wird man Trauer empfinden über
den Heimgang dieses edlen Priesters, der es stets mit
dem Volke gehalten und vielen Segen verbreitet hat.




Eine Aktion zur Vermehrung der
Erholungsstätten.

Wie man uns schreibt, fand in den letzten Tagen
über Einladung des "Hilfsvereines für Lungenkranke"
eine Besprechung sämtlicher Wiener Wohltätigkeits-
vereine statt, um eine große Wohlfahrtsaktion zur
Errichtung von Erholungsstätten und einer Heilstätte
für lungenkranke Kinder einzuleiten. Es sei daran
erinnert, daß das Land und die Gemeinde Wien
durch die Errichtung von Erholungsstätten für über
2000 Kinder, und nicht zuletzt auch der junge Verein
"Kinderschutzstationen" durch sein tatkräftiges, segens-
reiches Wirken geradezu Großartiges bereits ge-
schaffen, was nicht nur von unseren heimischen Kapazi-
täten, sondern auch vom Auslande anerkannt wird.
Die leitenden Männer in der Gemeinde und im
Lande haben damit bewiesen, daß sie nicht nur
Verständnis für die soziale Not des Volkes haben,
sondern auch die Kraft und Opferwilligkeit besitzen
[Spaltenumbruch] um alles durchzuführen, was zum Besten der Armen
und Notleidenden erforderlich ist. Wenn es deshalb
in dem Berichte mehrerer Blätter über die oben
zitierte Aktion heißt: hiedurch sei wohl der Versuch
geglückt "zur langersehnten Zentralisierung der
Wiener Wohltätigkeitsbestrebungen", so hoffen wir,
daß unsere christlichen Vereine, die bisher auf sich
allein vertrauend, so Gutes geleistet haben, sich nicht
damit be[g]nügen "auch" mit herangezogen zu werden,
sondern sich bei jeder Alliierung genau vorher das
"mit wem" und "wohin" zu überlegen.




Die russische Einwanderung in die
Bukowina.

Aus Czernowitz wird der "Reichspost" ge-
schrieben:

Während man in dem freien Amerika sich rüstet,
gegen die zunehmende Judeneinwanderung aus
Rußland Maßnahmen zu ergreifen und in Kanada
eine große öffentliche Aktion in dieser Richtung im
Gange ist, bleibt bei uns über allen Wipfeln Ruh.
Die Regierung und die Stadtverwaltungen sehen
mit verschränkten Armen dem Eindringen eines
Stromes jüdischer Auswanderer aus Rußland zu.
Und doch ist die Wirkung, welche die Aufnahme dieses
Emigrantentums mit sich bringt, keine geringe. Die
auswandernden Juden siedeln sich zu einem be-
deutenden Prozentsatze in der Bukowina und nament-
lich in Czernowitz an und machen den hiesigen
Handwerkern und Arbeitern die schädlichste Kon-
kurrenz. Sie sind Lohndrücker im schlimmsten
Sinne des Wortes. Sie stehen in gar
keinem Verbande, entbehren jeder Solidarität mit
den christlichen Gewerbsleuten und Arbeitern und
streben nur danach, um jeden Preis seßhaft zu
werden. Dabei sind sie ein willkommenes Werkzeug
für die zahlreichen jüdischen Unternehmer, welche
die christlichen Arbeiter wegschicken und dafür
russische Judenemigranten ansiedeln. Viele üben ihr
Gewerbe unangemeldet aus. In den hiesigen Mühlen,
in der Zurzker Zuckerfabrik und anderorts hat man
viele christliche Arbeiter entlassen, um Juden aus
Rußland dafür aufzunehmen. Das "Emigranten-
quartier" in der Dreifaltigkeitsgasse speit ganze
Schaaren von Bäckern, Fleischern, Korkarbeitern,
Mechanikern, Sägearbeitern, Schneidern, Webern usw.
aus, welche in alle Gewerbe eindringen und die
bodenständigen Elemente des Gewerbe- und Arbeiter-
standes vertreiben.

Bereits zeigte sich in der ganzen Stadt ein
geschäftlicher Rückgang
und die Folgen einer
rücksichtslosen Schmutzkonkurrenz, welche die ältesten
Geschäfte in ihrer Kundschaft schädigt. Der einzelne
Bürger aber getraut sich bei uns noch nicht, gegen
diese Mißstände etwa mit Klagen bei den Behörden
aufzutreten, denn sonst käme er ja in den Geruch des
bei uns amtlich so sehr verpönten Antisemitismus.

Leider hat die Sache auch noch ihren scharfen
pikanten Beigeschmack: die hiesige sozial-
demokratische Partei und ihre Presse, die ja doch
sonst immer gegen jeden christlichen Lohndrücker
und Stellenverderber, mit der größten Härte und
mitunter sogar mit dem Aufgebote der Gewalt vor-
gehen, rühren keinen Finger gegen die jüdische
Lohnverderberei, die jetzt von außen hereinbricht. Sie
schweigen. Nun freilich -- wann würde die Führung
unserer sozialdemokratischen Presse, die auch im
Buchenlande vollständig jüdisch ist, etwas gegen
Juden unternehmen? -- So werden die christlichen
Arbeiter von den jüdischen Führern der jüdischen
Konkurrenz und Lohndrückerei überliefert. Christliche
Arbeiter, die Ihr noch in der geistigen Gefangen-
schaft der Sozialdemokratie seid, wann werden Euch
die Augen aufgehen über dem Elende, welches so
vielen Eurer Brüder von den jüdischen Führern
bereitet wird?




Unwetter.

Aus dem Süden und Westen unserer Monarchie,
dann auch aus den in gleicher Richtung gelegenen
Staaten Mitteleuropas laufen Nachrichten über
intensive Regen- und Schneefälle, anderenorts über
energisches Frostwetter, überall zu großen Besorg-
nissen Anlaß gebend, ein. So meldet die Staatsbahn-
direktion aus Villach, daß infolge anhaltender Schnee-
stürme vorgestern auf der Strecke Eisenerz--Vordern-
berg der Gesamtverkehr bis auf weiteres eingestellt
werden tmußte. In Telfs im Oberinntal herrschte
zum Sonntag ein orkanartiger, lauwarmer Sturm-
wind, der viele Dächer teilweise, einige ganz ab-
hob. Die Schneedecke im Tal ist zum
Teil verschwunden. Man fürchtet Hochwasser.
[Spaltenumbruch] der Sturmwind war so stark, daß auf manchen
Wegen selbst für kräftige Männer ein Fortkommen
unmöglich war. Nun treffen auch aus Böhmen und
Mähren Hiobsposten ein. In Pilsen mußte wegen
Schneeverwehung gestern nachmittags der Gesamt-
verkehr auf der Lokalbahn Schlackenwerth--St. Joa-
chimstal bis auf weiteres eingestellt werden und in
Olmütz wurde gestern wegen Schneeverwehung der
Gesamtverkehr in den Strecken Zwickau--Skutsch
und Hannsdorf--Grulich bis auf weiteres eingestellt.
-- Heute erst konnte, wie uns aus Olmütz tele-
graphiert wird, der gestörte Gesamtverkehr in der
Strecke Haunsdorf--Grulich wieder aufgenommen
werden.




Hochschul-Nachrichten.
Ein Fest der "Rudolfina".

Zur Weihnachts-
feier der katholisch-österreichischen Studentenver-
bindung "Rudolfina" waren viele werte Gäste
erschienen. Das Präsidium hatte zu Beginn die
Ehre zu begrüßen: Herrn Baron Potier, Oberst-
indentant Magerstein, Professor Dr. Groiß,
Direktor Dr. Giese, Dechant Tobler, den Vertreter
des niederösterreichischen Lehrerbundes den Herrn
Mayer, sowie einzelne aus dem Philisterium.
Die Kartellverbindung "Austria", die katholisch-
akad. Verbindung "Norika", der Rede- u. Leseverein
christlich-deutscher Studenten hatten Vertreter
entsendet. Ein reizender Damenflor verschönerte
das Bild studentischen Frohsinns. Unter lebhaftem
Beifall wurden die Telegramme des allverehrten
Bürgermeister Dr. Lueger und Dr. Weiskirchners
verlesen. Der Festredner hob als Grundgedanken
Weihnachten als ein echt deutsches Familienfest
hervor. Festesfreude belebte die Gesellschaft,
Weihnachtszauber und Feierstimmung breitete sich
darüber. Gesang und Klavierspiel mit flotten
Kommersliedern erheiterten die Festgäste. Er-
hebend war der Augenblick, als der Weihnachts-
baum im Lichterglanz hell erstrahlte und das
Fahnenlied Rudolfinas erschallte. Der Tannen-
baum, von dem der Zirkel der Verbindung schim-
mernd herniederwinkte, war von Couleurdamen
geschmückt worden. Reich waren die Geschenke, mit
denen sich die Kommilitonen als Zeichen der
Freundschaft bedachten und zahlreiche ulkige Ge-
schenke, die unter heiteren Versen übergeben
wurden, trugen zur Erheiterung der Korona bei.
Im Exteil stieg ein von den Füchsen selbst ge-
dichteter und vertonter Ulk, der allgemeinen
Beifall hervorrief.




Telegramme.
Prinzregent Luitpold.

Der Prinzregent war auf
dem Parkettboden seines Gemaches ausgeglitten und
hatte sich das Knie verletzt. Bei der heute früh vor-
genommenen ärztlichen Untersuchung wurde am Knie
des Prinzregenten eine wesentliche Besserung kon-
statiert. Die Schwellung ist zurückgegangen, der
Schmerz sehr gering, das Kniegelenk völlig frei. Das
Allgemeinbefinden ist ausgezeichnet. Der Prinzregent
konnte heute morgens seine Ausfahrt unternehmen
und empfing mittags den Minister des Innern und
den Chef der Geheimkanzlei.

Streik im Ruhrkohlenrevier.

Die gesamte
Morgenschicht der Zeche "Kaiserstuhl 2" im Eisen-
und Stahlwerke Hösch ist, wie die "Tremonia"
meldet, nicht angefahren. Auf der Zeche "Scharn-
horst" ist die Morgenschicht ebenfalls nicht an-
gefahren.

Die Denunziationen und die Ehrenlegion.

Der "Figaro" will
wissen, daß der Großkanzler der Ehrenlegion,
General Florentin, gegen den Generalsekretär der
Freimaurerloge "Grand Orient", Vadecard, der
Ritter der Ehrenlegion ist, wegen der Denunzia-
tionsaffäre eine Disziplinaruntersuchung einge-
leitet habe.

Die marokkanische Frage.

Der französische Ge-
sandte wird in Begleitung des Legationssekretärs
Grafen de Saint-Aulaire und des Kommissärs
für die marokkanische Schuld, Regnault, am
11. d. M. von Fez abreisen. Die Mission wird
von 500 marokkanischen Reitern eskortiert werden.
Der Gesandte hat die Weisung erhalten, vor
allem die Mittel zur Herstellung der Ordnung
und der Sicherheit in den Städten, insbesondere
in den Häfenstädten, zu erlangen. Es wird zu
diesem Zwecke eine Verstärkung der Gendarmerie
vorgeschlagen.

Gesunkener Dampfer.

Bei einem Zusammen-
stoße zweier englischer Dampfer am Samstag ist

7 Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1905

[Spaltenumbruch]
Prälat Dörfler †.

Heute vormittags iſt der in den weiteſten
Kreiſen des chriſtlichen Volkes hochverehrte, allgemein
bekannte und beliebte Pfarrer von St. Auguſtin,
Prälat Karl Dörfler plötzlich vom Tode ereilt
worden. Der faſt dreiundachtzigjährige greiſe Prieſter,
der ſich aber bis heute einer ungeſchwächten Geſund-
heit und Rüſtigkeit erfreute, betrat gegen ½9 Uhr in
der Früh das Sparkaſſengebäude auf dem Graben
und ſtürzte d[o]rt vom Schlage getroffen zuſammen.
Man brachte ihn auf die Wachſtube Am Peter.
Aerzte der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft wurden
berufen, fanden ihn aber bereits tot. Dr. Dörflers
Leiche wurde in die Pfarrkirche zu St. Auguſtin ge-
bracht. Er war zu Iglau im Jahre 1822 geboren
und hätte am nächſten Sonntag ſeinen 83. Geburts-
tag feiern ſollen. Er hat in Iglau das Gymnaſium
abſolviert und an der Wiener Univerſität
Philoſophie und Theologie. Am 20. Juni 1846 er-
hielt er die Prieſterweihe. Als neugeweihter Prieſter
kam er ins Gebirge an die ungariſch-ſteiriſche Grenze,
wurde im Jahre 1848 nach Neuhaus als Proviſor
verſetzt und wirkte kurze Zeit als Kooperator in
Kaiſer-Ebersdorf. Dann kam Dörfler als Kooperator
an die Hofkirche zu St. Auguſtin. Prälat Dörfler
hat während dieſer Zeit auch in der Schule der
Urſulinerinnen das Lehramt ausgeübt und kam 1862
als Benefiziat nach St. Stephan. Zu gleicher Zeit
wurde er Profeſſor an der von der Großkommune
Wien errichteten Realſchule in der Roßau und nach
einer dreijährigen Tätigkeit Profeſſor an der
Kommunal-Realſchule in Gumpendorf, ſchließlich
Religionsprofeſſor an der Oberrealſchule im
4. Bezirke, wo Dörfler bis zum Jahre 1882 blieb,
in welchem Jahre er die Lehrtätigkeit wegen eines
Kehlkopfleidens aufgeben mußte. Er erhielt dann die
Stelle eines landesfürſtlichen Pfarrers in Erdberg.
Ende Auguſt 1891 wurde Pfarrer Dörfler an Stelle
des damals zum Domkapitular zu St. Stephan er-
nannten und jetzt als Weihbiſchof fungierenden
Dr. Schneider zum Pfarrer an der Hofpfarrkirche
zu St. Auguſtin ernannt und vom Erz- und Weih-
biſchof Dr. Angerer inveſtiert. Still und beſcheiden
in ſeinem Weſen, beging Pfarrer Dr. Dörfler auch
in Zurückgezogenheit ſein vierzig- und 1896 ſein
fünfzigjähriges Prieſterjubiläum. Bei Hofe er-
freute ſich Pfarrer Dörfler beſonderen Anſehens. Er
fungierte ſtets bei Requiem und anderen kirchlichen
Anläſſen, die den Hof in der Kirche verſammelten.
Der Verblichene, der ſeinerzeit auch als Bezirks-
ſchulinſpektor des zweiten Bezirkes fungiert, war
vielfach ausgezeichnet. Er war Ritter der Franz
Joſef-Ordens, Beſitzer der Ehrenmedaille für
40jährige treue Dienſte, Kommandeur des päpſtlichen
Ordens vom heil. Grabe und Beſitzer der großen
goldenen Salvator-Medaille, Ehrendomherr der
Kathedrale in Brünn, päpſtlicher Prälat, apoſtoliſcher
Protonotar und fürzerzbiſchöflicher geiſtlicher Rat.

Im Jahre 1902 feierte er ſeinen 80. Geburts-
tag. Aus dieſem Anlaß wurde ihm am 26. Novem-
ber 1901 vom Gemeinderate in Anerkennung ſeiner
vieljährigen verdienſtvollen Tätigkeit auf dem Ge-
biete der Humanität das Bürgerrecht der Stadt
Wien verliehen. Die feierliche Beeidigung fand am
Sonntag den 15. Dezember im Rathausſaale ſtatt.
Dr. Lueger gedachte dabei beſonders ſeiner großen
im Stillen geübten Wohltätigkeit. Prälat
Dörfler erwiderte, er betrachte dieſen Tag
als einen der glücklichſten ſeines Lebens.
In der Tat iſt die große Wohltätigkeit des
Verſtorbenen das Charakteriſtiſche ſeiner Perſön-
lichkeit. Prälat Dörfler war aber auch ein Prieſter
tadelloſen Wandels und namentlich dem katholiſchen
Vereinsleben ein eifriger und liebevoller Förderer.
So namentlich auch den marianiſchen Kongregationen,
da er ſelbſt Präſes der Kaufmänniſchen Kon-
gregation war. An den Wiener Männerfahrten nach
Maria-Zell nahm er wiederholt Anteil, er leitete den
feierlichen Einzug, zelebrierte das Hochamt, er er-
öffnete die Auguſtinerkirche für die Männerpredigten
des Pater Abel. Beſonders auch der Salzburger
Univerſitätsverein betrauert in dem Verſtorbenen
einen ſeiner größten Wohltäter. Aber im ganzen
chriſtlichen Wien wird man Trauer empfinden über
den Heimgang dieſes edlen Prieſters, der es ſtets mit
dem Volke gehalten und vielen Segen verbreitet hat.




Eine Aktion zur Vermehrung der
Erholungsſtätten.

Wie man uns ſchreibt, fand in den letzten Tagen
über Einladung des „Hilfsvereines für Lungenkranke“
eine Beſprechung ſämtlicher Wiener Wohltätigkeits-
vereine ſtatt, um eine große Wohlfahrtsaktion zur
Errichtung von Erholungsſtätten und einer Heilſtätte
für lungenkranke Kinder einzuleiten. Es ſei daran
erinnert, daß das Land und die Gemeinde Wien
durch die Errichtung von Erholungsſtätten für über
2000 Kinder, und nicht zuletzt auch der junge Verein
„Kinderſchutzſtationen“ durch ſein tatkräftiges, ſegens-
reiches Wirken geradezu Großartiges bereits ge-
ſchaffen, was nicht nur von unſeren heimiſchen Kapazi-
täten, ſondern auch vom Auslande anerkannt wird.
Die leitenden Männer in der Gemeinde und im
Lande haben damit bewieſen, daß ſie nicht nur
Verſtändnis für die ſoziale Not des Volkes haben,
ſondern auch die Kraft und Opferwilligkeit beſitzen
[Spaltenumbruch] um alles durchzuführen, was zum Beſten der Armen
und Notleidenden erforderlich iſt. Wenn es deshalb
in dem Berichte mehrerer Blätter über die oben
zitierte Aktion heißt: hiedurch ſei wohl der Verſuch
geglückt „zur langerſehnten Zentraliſierung der
Wiener Wohltätigkeitsbeſtrebungen“, ſo hoffen wir,
daß unſere chriſtlichen Vereine, die bisher auf ſich
allein vertrauend, ſo Gutes geleiſtet haben, ſich nicht
damit be[g]nügen „auch“ mit herangezogen zu werden,
ſondern ſich bei jeder Alliierung genau vorher das
„mit wem“ und „wohin“ zu überlegen.




Die ruſſiſche Einwanderung in die
Bukowina.

Aus Czernowitz wird der „Reichspoſt“ ge-
ſchrieben:

Während man in dem freien Amerika ſich rüſtet,
gegen die zunehmende Judeneinwanderung aus
Rußland Maßnahmen zu ergreifen und in Kanada
eine große öffentliche Aktion in dieſer Richtung im
Gange iſt, bleibt bei uns über allen Wipfeln Ruh.
Die Regierung und die Stadtverwaltungen ſehen
mit verſchränkten Armen dem Eindringen eines
Stromes jüdiſcher Auswanderer aus Rußland zu.
Und doch iſt die Wirkung, welche die Aufnahme dieſes
Emigrantentums mit ſich bringt, keine geringe. Die
auswandernden Juden ſiedeln ſich zu einem be-
deutenden Prozentſatze in der Bukowina und nament-
lich in Czernowitz an und machen den hieſigen
Handwerkern und Arbeitern die ſchädlichſte Kon-
kurrenz. Sie ſind Lohndrücker im ſchlimmſten
Sinne des Wortes. Sie ſtehen in gar
keinem Verbande, entbehren jeder Solidarität mit
den chriſtlichen Gewerbsleuten und Arbeitern und
ſtreben nur danach, um jeden Preis ſeßhaft zu
werden. Dabei ſind ſie ein willkommenes Werkzeug
für die zahlreichen jüdiſchen Unternehmer, welche
die chriſtlichen Arbeiter wegſchicken und dafür
ruſſiſche Judenemigranten anſiedeln. Viele üben ihr
Gewerbe unangemeldet aus. In den hieſigen Mühlen,
in der Zurzker Zuckerfabrik und anderorts hat man
viele chriſtliche Arbeiter entlaſſen, um Juden aus
Rußland dafür aufzunehmen. Das „Emigranten-
quartier“ in der Dreifaltigkeitsgaſſe ſpeit ganze
Schaaren von Bäckern, Fleiſchern, Korkarbeitern,
Mechanikern, Sägearbeitern, Schneidern, Webern uſw.
aus, welche in alle Gewerbe eindringen und die
bodenſtändigen Elemente des Gewerbe- und Arbeiter-
ſtandes vertreiben.

Bereits zeigte ſich in der ganzen Stadt ein
geſchäftlicher Rückgang
und die Folgen einer
rückſichtsloſen Schmutzkonkurrenz, welche die älteſten
Geſchäfte in ihrer Kundſchaft ſchädigt. Der einzelne
Bürger aber getraut ſich bei uns noch nicht, gegen
dieſe Mißſtände etwa mit Klagen bei den Behörden
aufzutreten, denn ſonſt käme er ja in den Geruch des
bei uns amtlich ſo ſehr verpönten Antiſemitismus.

Leider hat die Sache auch noch ihren ſcharfen
pikanten Beigeſchmack: die hieſige ſozial-
demokratiſche Partei und ihre Preſſe, die ja doch
ſonſt immer gegen jeden chriſtlichen Lohndrücker
und Stellenverderber, mit der größten Härte und
mitunter ſogar mit dem Aufgebote der Gewalt vor-
gehen, rühren keinen Finger gegen die jüdiſche
Lohnverderberei, die jetzt von außen hereinbricht. Sie
ſchweigen. Nun freilich — wann würde die Führung
unſerer ſozialdemokratiſchen Preſſe, die auch im
Buchenlande vollſtändig jüdiſch iſt, etwas gegen
Juden unternehmen? — So werden die chriſtlichen
Arbeiter von den jüdiſchen Führern der jüdiſchen
Konkurrenz und Lohndrückerei überliefert. Chriſtliche
Arbeiter, die Ihr noch in der geiſtigen Gefangen-
ſchaft der Sozialdemokratie ſeid, wann werden Euch
die Augen aufgehen über dem Elende, welches ſo
vielen Eurer Brüder von den jüdiſchen Führern
bereitet wird?




Unwetter.

Aus dem Süden und Weſten unſerer Monarchie,
dann auch aus den in gleicher Richtung gelegenen
Staaten Mitteleuropas laufen Nachrichten über
intenſive Regen- und Schneefälle, anderenorts über
energiſches Froſtwetter, überall zu großen Beſorg-
niſſen Anlaß gebend, ein. So meldet die Staatsbahn-
direktion aus Villach, daß infolge anhaltender Schnee-
ſtürme vorgeſtern auf der Strecke Eiſenerz—Vordern-
berg der Geſamtverkehr bis auf weiteres eingeſtellt
werden tmußte. In Telfs im Oberinntal herrſchte
zum Sonntag ein orkanartiger, lauwarmer Sturm-
wind, der viele Dächer teilweiſe, einige ganz ab-
hob. Die Schneedecke im Tal iſt zum
Teil verſchwunden. Man fürchtet Hochwaſſer.
[Spaltenumbruch] der Sturmwind war ſo ſtark, daß auf manchen
Wegen ſelbſt für kräftige Männer ein Fortkommen
unmöglich war. Nun treffen auch aus Böhmen und
Mähren Hiobspoſten ein. In Pilſen mußte wegen
Schneeverwehung geſtern nachmittags der Geſamt-
verkehr auf der Lokalbahn Schlackenwerth—St. Joa-
chimstal bis auf weiteres eingeſtellt werden und in
Olmütz wurde geſtern wegen Schneeverwehung der
Geſamtverkehr in den Strecken Zwickau—Skutſch
und Hannsdorf—Grulich bis auf weiteres eingeſtellt.
— Heute erſt konnte, wie uns aus Olmütz tele-
graphiert wird, der geſtörte Geſamtverkehr in der
Strecke Haunsdorf—Grulich wieder aufgenommen
werden.




Hochſchul-Nachrichten.
Ein Feſt der „Rudolfina“.

Zur Weihnachts-
feier der katholiſch-öſterreichiſchen Studentenver-
bindung „Rudolfina“ waren viele werte Gäſte
erſchienen. Das Präſidium hatte zu Beginn die
Ehre zu begrüßen: Herrn Baron Potier, Oberſt-
indentant Magerſtein, Profeſſor Dr. Groiß,
Direktor Dr. Gieſe, Dechant Tobler, den Vertreter
des niederöſterreichiſchen Lehrerbundes den Herrn
Mayer, ſowie einzelne aus dem Philiſterium.
Die Kartellverbindung „Auſtria“, die katholiſch-
akad. Verbindung „Norika“, der Rede- u. Leſeverein
chriſtlich-deutſcher Studenten hatten Vertreter
entſendet. Ein reizender Damenflor verſchönerte
das Bild ſtudentiſchen Frohſinns. Unter lebhaftem
Beifall wurden die Telegramme des allverehrten
Bürgermeiſter Dr. Lueger und Dr. Weiskirchners
verleſen. Der Feſtredner hob als Grundgedanken
Weihnachten als ein echt deutſches Familienfeſt
hervor. Feſtesfreude belebte die Geſellſchaft,
Weihnachtszauber und Feierſtimmung breitete ſich
darüber. Geſang und Klavierſpiel mit flotten
Kommersliedern erheiterten die Feſtgäſte. Er-
hebend war der Augenblick, als der Weihnachts-
baum im Lichterglanz hell erſtrahlte und das
Fahnenlied Rudolfinas erſchallte. Der Tannen-
baum, von dem der Zirkel der Verbindung ſchim-
mernd herniederwinkte, war von Couleurdamen
geſchmückt worden. Reich waren die Geſchenke, mit
denen ſich die Kommilitonen als Zeichen der
Freundſchaft bedachten und zahlreiche ulkige Ge-
ſchenke, die unter heiteren Verſen übergeben
wurden, trugen zur Erheiterung der Korona bei.
Im Exteil ſtieg ein von den Füchſen ſelbſt ge-
dichteter und vertonter Ulk, der allgemeinen
Beifall hervorrief.




Telegramme.
Prinzregent Luitpold.

Der Prinzregent war auf
dem Parkettboden ſeines Gemaches ausgeglitten und
hatte ſich das Knie verletzt. Bei der heute früh vor-
genommenen ärztlichen Unterſuchung wurde am Knie
des Prinzregenten eine weſentliche Beſſerung kon-
ſtatiert. Die Schwellung iſt zurückgegangen, der
Schmerz ſehr gering, das Kniegelenk völlig frei. Das
Allgemeinbefinden iſt ausgezeichnet. Der Prinzregent
konnte heute morgens ſeine Ausfahrt unternehmen
und empfing mittags den Miniſter des Innern und
den Chef der Geheimkanzlei.

Streik im Ruhrkohlenrevier.

Die geſamte
Morgenſchicht der Zeche „Kaiſerſtuhl 2“ im Eiſen-
und Stahlwerke Höſch iſt, wie die „Tremonia“
meldet, nicht angefahren. Auf der Zeche „Scharn-
horſt“ iſt die Morgenſchicht ebenfalls nicht an-
gefahren.

Die Denunziationen und die Ehrenlegion.

Der „Figaro“ will
wiſſen, daß der Großkanzler der Ehrenlegion,
General Florentin, gegen den Generalſekretär der
Freimaurerloge „Grand Orient“, Vadecard, der
Ritter der Ehrenlegion iſt, wegen der Denunzia-
tionsaffäre eine Disziplinarunterſuchung einge-
leitet habe.

Die marokkaniſche Frage.

Der franzöſiſche Ge-
ſandte wird in Begleitung des Legationsſekretärs
Grafen de Saint-Aulaire und des Kommiſſärs
für die marokkaniſche Schuld, Regnault, am
11. d. M. von Fez abreiſen. Die Miſſion wird
von 500 marokkaniſchen Reitern eskortiert werden.
Der Geſandte hat die Weiſung erhalten, vor
allem die Mittel zur Herſtellung der Ordnung
und der Sicherheit in den Städten, insbeſondere
in den Häfenſtädten, zu erlangen. Es wird zu
dieſem Zwecke eine Verſtärkung der Gendarmerie
vorgeſchlagen.

Geſunkener Dampfer.

Bei einem Zuſammen-
ſtoße zweier engliſcher Dampfer am Samstag iſt

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Prälat Karl Dörfler plötzlich vom Tode ereilt<lb/>
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Man brachte ihn auf die Wach&#x017F;tube Am Peter.<lb/>
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Leiche wurde in die Pfarrkirche zu St. Augu&#x017F;tin ge-<lb/>
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Philo&#x017F;ophie und Theologie. Am 20. Juni 1846 er-<lb/>
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Wien errichteten Real&#x017F;chule in der Roßau und nach<lb/>
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Kehlkopfleidens aufgeben mußte. Er erhielt dann die<lb/>
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Kathedrale in Brünn, päp&#x017F;tlicher Prälat, apo&#x017F;toli&#x017F;cher<lb/>
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[5/0005] 7 Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1905 Prälat Dörfler †. Heute vormittags iſt der in den weiteſten Kreiſen des chriſtlichen Volkes hochverehrte, allgemein bekannte und beliebte Pfarrer von St. Auguſtin, Prälat Karl Dörfler plötzlich vom Tode ereilt worden. Der faſt dreiundachtzigjährige greiſe Prieſter, der ſich aber bis heute einer ungeſchwächten Geſund- heit und Rüſtigkeit erfreute, betrat gegen ½9 Uhr in der Früh das Sparkaſſengebäude auf dem Graben und ſtürzte dort vom Schlage getroffen zuſammen. Man brachte ihn auf die Wachſtube Am Peter. Aerzte der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft wurden berufen, fanden ihn aber bereits tot. Dr. Dörflers Leiche wurde in die Pfarrkirche zu St. Auguſtin ge- bracht. Er war zu Iglau im Jahre 1822 geboren und hätte am nächſten Sonntag ſeinen 83. Geburts- tag feiern ſollen. Er hat in Iglau das Gymnaſium abſolviert und an der Wiener Univerſität Philoſophie und Theologie. Am 20. Juni 1846 er- hielt er die Prieſterweihe. Als neugeweihter Prieſter kam er ins Gebirge an die ungariſch-ſteiriſche Grenze, wurde im Jahre 1848 nach Neuhaus als Proviſor verſetzt und wirkte kurze Zeit als Kooperator in Kaiſer-Ebersdorf. Dann kam Dörfler als Kooperator an die Hofkirche zu St. Auguſtin. Prälat Dörfler hat während dieſer Zeit auch in der Schule der Urſulinerinnen das Lehramt ausgeübt und kam 1862 als Benefiziat nach St. Stephan. Zu gleicher Zeit wurde er Profeſſor an der von der Großkommune Wien errichteten Realſchule in der Roßau und nach einer dreijährigen Tätigkeit Profeſſor an der Kommunal-Realſchule in Gumpendorf, ſchließlich Religionsprofeſſor an der Oberrealſchule im 4. Bezirke, wo Dörfler bis zum Jahre 1882 blieb, in welchem Jahre er die Lehrtätigkeit wegen eines Kehlkopfleidens aufgeben mußte. Er erhielt dann die Stelle eines landesfürſtlichen Pfarrers in Erdberg. Ende Auguſt 1891 wurde Pfarrer Dörfler an Stelle des damals zum Domkapitular zu St. Stephan er- nannten und jetzt als Weihbiſchof fungierenden Dr. Schneider zum Pfarrer an der Hofpfarrkirche zu St. Auguſtin ernannt und vom Erz- und Weih- biſchof Dr. Angerer inveſtiert. Still und beſcheiden in ſeinem Weſen, beging Pfarrer Dr. Dörfler auch in Zurückgezogenheit ſein vierzig- und 1896 ſein fünfzigjähriges Prieſterjubiläum. Bei Hofe er- freute ſich Pfarrer Dörfler beſonderen Anſehens. Er fungierte ſtets bei Requiem und anderen kirchlichen Anläſſen, die den Hof in der Kirche verſammelten. Der Verblichene, der ſeinerzeit auch als Bezirks- ſchulinſpektor des zweiten Bezirkes fungiert, war vielfach ausgezeichnet. Er war Ritter der Franz Joſef-Ordens, Beſitzer der Ehrenmedaille für 40jährige treue Dienſte, Kommandeur des päpſtlichen Ordens vom heil. Grabe und Beſitzer der großen goldenen Salvator-Medaille, Ehrendomherr der Kathedrale in Brünn, päpſtlicher Prälat, apoſtoliſcher Protonotar und fürzerzbiſchöflicher geiſtlicher Rat. Im Jahre 1902 feierte er ſeinen 80. Geburts- tag. Aus dieſem Anlaß wurde ihm am 26. Novem- ber 1901 vom Gemeinderate in Anerkennung ſeiner vieljährigen verdienſtvollen Tätigkeit auf dem Ge- biete der Humanität das Bürgerrecht der Stadt Wien verliehen. Die feierliche Beeidigung fand am Sonntag den 15. Dezember im Rathausſaale ſtatt. Dr. Lueger gedachte dabei beſonders ſeiner großen im Stillen geübten Wohltätigkeit. Prälat Dörfler erwiderte, er betrachte dieſen Tag als einen der glücklichſten ſeines Lebens. In der Tat iſt die große Wohltätigkeit des Verſtorbenen das Charakteriſtiſche ſeiner Perſön- lichkeit. Prälat Dörfler war aber auch ein Prieſter tadelloſen Wandels und namentlich dem katholiſchen Vereinsleben ein eifriger und liebevoller Förderer. So namentlich auch den marianiſchen Kongregationen, da er ſelbſt Präſes der Kaufmänniſchen Kon- gregation war. An den Wiener Männerfahrten nach Maria-Zell nahm er wiederholt Anteil, er leitete den feierlichen Einzug, zelebrierte das Hochamt, er er- öffnete die Auguſtinerkirche für die Männerpredigten des Pater Abel. Beſonders auch der Salzburger Univerſitätsverein betrauert in dem Verſtorbenen einen ſeiner größten Wohltäter. Aber im ganzen chriſtlichen Wien wird man Trauer empfinden über den Heimgang dieſes edlen Prieſters, der es ſtets mit dem Volke gehalten und vielen Segen verbreitet hat. Eine Aktion zur Vermehrung der Erholungsſtätten. Wie man uns ſchreibt, fand in den letzten Tagen über Einladung des „Hilfsvereines für Lungenkranke“ eine Beſprechung ſämtlicher Wiener Wohltätigkeits- vereine ſtatt, um eine große Wohlfahrtsaktion zur Errichtung von Erholungsſtätten und einer Heilſtätte für lungenkranke Kinder einzuleiten. Es ſei daran erinnert, daß das Land und die Gemeinde Wien durch die Errichtung von Erholungsſtätten für über 2000 Kinder, und nicht zuletzt auch der junge Verein „Kinderſchutzſtationen“ durch ſein tatkräftiges, ſegens- reiches Wirken geradezu Großartiges bereits ge- ſchaffen, was nicht nur von unſeren heimiſchen Kapazi- täten, ſondern auch vom Auslande anerkannt wird. Die leitenden Männer in der Gemeinde und im Lande haben damit bewieſen, daß ſie nicht nur Verſtändnis für die ſoziale Not des Volkes haben, ſondern auch die Kraft und Opferwilligkeit beſitzen um alles durchzuführen, was zum Beſten der Armen und Notleidenden erforderlich iſt. Wenn es deshalb in dem Berichte mehrerer Blätter über die oben zitierte Aktion heißt: hiedurch ſei wohl der Verſuch geglückt „zur langerſehnten Zentraliſierung der Wiener Wohltätigkeitsbeſtrebungen“, ſo hoffen wir, daß unſere chriſtlichen Vereine, die bisher auf ſich allein vertrauend, ſo Gutes geleiſtet haben, ſich nicht damit begnügen „auch“ mit herangezogen zu werden, ſondern ſich bei jeder Alliierung genau vorher das „mit wem“ und „wohin“ zu überlegen. Die ruſſiſche Einwanderung in die Bukowina. Aus Czernowitz wird der „Reichspoſt“ ge- ſchrieben: Während man in dem freien Amerika ſich rüſtet, gegen die zunehmende Judeneinwanderung aus Rußland Maßnahmen zu ergreifen und in Kanada eine große öffentliche Aktion in dieſer Richtung im Gange iſt, bleibt bei uns über allen Wipfeln Ruh. Die Regierung und die Stadtverwaltungen ſehen mit verſchränkten Armen dem Eindringen eines Stromes jüdiſcher Auswanderer aus Rußland zu. Und doch iſt die Wirkung, welche die Aufnahme dieſes Emigrantentums mit ſich bringt, keine geringe. Die auswandernden Juden ſiedeln ſich zu einem be- deutenden Prozentſatze in der Bukowina und nament- lich in Czernowitz an und machen den hieſigen Handwerkern und Arbeitern die ſchädlichſte Kon- kurrenz. Sie ſind Lohndrücker im ſchlimmſten Sinne des Wortes. Sie ſtehen in gar keinem Verbande, entbehren jeder Solidarität mit den chriſtlichen Gewerbsleuten und Arbeitern und ſtreben nur danach, um jeden Preis ſeßhaft zu werden. Dabei ſind ſie ein willkommenes Werkzeug für die zahlreichen jüdiſchen Unternehmer, welche die chriſtlichen Arbeiter wegſchicken und dafür ruſſiſche Judenemigranten anſiedeln. Viele üben ihr Gewerbe unangemeldet aus. In den hieſigen Mühlen, in der Zurzker Zuckerfabrik und anderorts hat man viele chriſtliche Arbeiter entlaſſen, um Juden aus Rußland dafür aufzunehmen. Das „Emigranten- quartier“ in der Dreifaltigkeitsgaſſe ſpeit ganze Schaaren von Bäckern, Fleiſchern, Korkarbeitern, Mechanikern, Sägearbeitern, Schneidern, Webern uſw. aus, welche in alle Gewerbe eindringen und die bodenſtändigen Elemente des Gewerbe- und Arbeiter- ſtandes vertreiben. Bereits zeigte ſich in der ganzen Stadt ein geſchäftlicher Rückgang und die Folgen einer rückſichtsloſen Schmutzkonkurrenz, welche die älteſten Geſchäfte in ihrer Kundſchaft ſchädigt. Der einzelne Bürger aber getraut ſich bei uns noch nicht, gegen dieſe Mißſtände etwa mit Klagen bei den Behörden aufzutreten, denn ſonſt käme er ja in den Geruch des bei uns amtlich ſo ſehr verpönten Antiſemitismus. Leider hat die Sache auch noch ihren ſcharfen pikanten Beigeſchmack: die hieſige ſozial- demokratiſche Partei und ihre Preſſe, die ja doch ſonſt immer gegen jeden chriſtlichen Lohndrücker und Stellenverderber, mit der größten Härte und mitunter ſogar mit dem Aufgebote der Gewalt vor- gehen, rühren keinen Finger gegen die jüdiſche Lohnverderberei, die jetzt von außen hereinbricht. Sie ſchweigen. Nun freilich — wann würde die Führung unſerer ſozialdemokratiſchen Preſſe, die auch im Buchenlande vollſtändig jüdiſch iſt, etwas gegen Juden unternehmen? — So werden die chriſtlichen Arbeiter von den jüdiſchen Führern der jüdiſchen Konkurrenz und Lohndrückerei überliefert. Chriſtliche Arbeiter, die Ihr noch in der geiſtigen Gefangen- ſchaft der Sozialdemokratie ſeid, wann werden Euch die Augen aufgehen über dem Elende, welches ſo vielen Eurer Brüder von den jüdiſchen Führern bereitet wird? Unwetter. Aus dem Süden und Weſten unſerer Monarchie, dann auch aus den in gleicher Richtung gelegenen Staaten Mitteleuropas laufen Nachrichten über intenſive Regen- und Schneefälle, anderenorts über energiſches Froſtwetter, überall zu großen Beſorg- niſſen Anlaß gebend, ein. So meldet die Staatsbahn- direktion aus Villach, daß infolge anhaltender Schnee- ſtürme vorgeſtern auf der Strecke Eiſenerz—Vordern- berg der Geſamtverkehr bis auf weiteres eingeſtellt werden tmußte. In Telfs im Oberinntal herrſchte zum Sonntag ein orkanartiger, lauwarmer Sturm- wind, der viele Dächer teilweiſe, einige ganz ab- hob. Die Schneedecke im Tal iſt zum Teil verſchwunden. Man fürchtet Hochwaſſer. der Sturmwind war ſo ſtark, daß auf manchen Wegen ſelbſt für kräftige Männer ein Fortkommen unmöglich war. Nun treffen auch aus Böhmen und Mähren Hiobspoſten ein. In Pilſen mußte wegen Schneeverwehung geſtern nachmittags der Geſamt- verkehr auf der Lokalbahn Schlackenwerth—St. Joa- chimstal bis auf weiteres eingeſtellt werden und in Olmütz wurde geſtern wegen Schneeverwehung der Geſamtverkehr in den Strecken Zwickau—Skutſch und Hannsdorf—Grulich bis auf weiteres eingeſtellt. — Heute erſt konnte, wie uns aus Olmütz tele- graphiert wird, der geſtörte Geſamtverkehr in der Strecke Haunsdorf—Grulich wieder aufgenommen werden. Hochſchul-Nachrichten. Ein Feſt der „Rudolfina“. Zur Weihnachts- feier der katholiſch-öſterreichiſchen Studentenver- bindung „Rudolfina“ waren viele werte Gäſte erſchienen. Das Präſidium hatte zu Beginn die Ehre zu begrüßen: Herrn Baron Potier, Oberſt- indentant Magerſtein, Profeſſor Dr. Groiß, Direktor Dr. Gieſe, Dechant Tobler, den Vertreter des niederöſterreichiſchen Lehrerbundes den Herrn Mayer, ſowie einzelne aus dem Philiſterium. Die Kartellverbindung „Auſtria“, die katholiſch- akad. Verbindung „Norika“, der Rede- u. Leſeverein chriſtlich-deutſcher Studenten hatten Vertreter entſendet. Ein reizender Damenflor verſchönerte das Bild ſtudentiſchen Frohſinns. Unter lebhaftem Beifall wurden die Telegramme des allverehrten Bürgermeiſter Dr. Lueger und Dr. Weiskirchners verleſen. Der Feſtredner hob als Grundgedanken Weihnachten als ein echt deutſches Familienfeſt hervor. Feſtesfreude belebte die Geſellſchaft, Weihnachtszauber und Feierſtimmung breitete ſich darüber. Geſang und Klavierſpiel mit flotten Kommersliedern erheiterten die Feſtgäſte. Er- hebend war der Augenblick, als der Weihnachts- baum im Lichterglanz hell erſtrahlte und das Fahnenlied Rudolfinas erſchallte. Der Tannen- baum, von dem der Zirkel der Verbindung ſchim- mernd herniederwinkte, war von Couleurdamen geſchmückt worden. Reich waren die Geſchenke, mit denen ſich die Kommilitonen als Zeichen der Freundſchaft bedachten und zahlreiche ulkige Ge- ſchenke, die unter heiteren Verſen übergeben wurden, trugen zur Erheiterung der Korona bei. Im Exteil ſtieg ein von den Füchſen ſelbſt ge- dichteter und vertonter Ulk, der allgemeinen Beifall hervorrief. Telegramme. Prinzregent Luitpold. München, 9. Jänner. Der Prinzregent war auf dem Parkettboden ſeines Gemaches ausgeglitten und hatte ſich das Knie verletzt. Bei der heute früh vor- genommenen ärztlichen Unterſuchung wurde am Knie des Prinzregenten eine weſentliche Beſſerung kon- ſtatiert. Die Schwellung iſt zurückgegangen, der Schmerz ſehr gering, das Kniegelenk völlig frei. Das Allgemeinbefinden iſt ausgezeichnet. Der Prinzregent konnte heute morgens ſeine Ausfahrt unternehmen und empfing mittags den Miniſter des Innern und den Chef der Geheimkanzlei. Streik im Ruhrkohlenrevier. Dortmund, 9. Jänner. Die geſamte Morgenſchicht der Zeche „Kaiſerſtuhl 2“ im Eiſen- und Stahlwerke Höſch iſt, wie die „Tremonia“ meldet, nicht angefahren. Auf der Zeche „Scharn- horſt“ iſt die Morgenſchicht ebenfalls nicht an- gefahren. Die Denunziationen und die Ehrenlegion. Paris, 9. Jänner. Der „Figaro“ will wiſſen, daß der Großkanzler der Ehrenlegion, General Florentin, gegen den Generalſekretär der Freimaurerloge „Grand Orient“, Vadecard, der Ritter der Ehrenlegion iſt, wegen der Denunzia- tionsaffäre eine Disziplinarunterſuchung einge- leitet habe. Die marokkaniſche Frage. Tanger, 9. Jänner. Der franzöſiſche Ge- ſandte wird in Begleitung des Legationsſekretärs Grafen de Saint-Aulaire und des Kommiſſärs für die marokkaniſche Schuld, Regnault, am 11. d. M. von Fez abreiſen. Die Miſſion wird von 500 marokkaniſchen Reitern eskortiert werden. Der Geſandte hat die Weiſung erhalten, vor allem die Mittel zur Herſtellung der Ordnung und der Sicherheit in den Städten, insbeſondere in den Häfenſtädten, zu erlangen. Es wird zu dieſem Zwecke eine Verſtärkung der Gendarmerie vorgeſchlagen. Geſunkener Dampfer. London, 9. Jänner. Bei einem Zuſammen- ſtoße zweier engliſcher Dampfer am Samstag iſt

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost007_1905/5>, abgerufen am 29.03.2024.