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Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905.

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Wien, Dienstag Reichspost 10. Jänner 1095 7

[Spaltenumbruch] der Dampfer "Winnington" gesunken. Zehn Per-
sonen sind ertrunken.

Japans Angriss auf Frankreich in Judo-
china?

"Echo de Paris" be-
hauptet, es besitze sensationelle Schriftstücke, aus denen
unzweifelhaft hervorgehe, daß Japan bereit
sei, Frankreich in Indochina anzugreifen.

Das Blatt hält es für seine patriotische Pflicht,
die Dokumente zu veröffentlichen, um alle Fran-
zosen über die Sachlage aufzuklären und wird
morgen mit der Veröffentlichung der Schriftstücke
beginnen.

Keine russische Anleihe.

[Meldung des Wolff-
schen Bureaus.] Aus zuverlässiger Quelle ver-
lautet, daß die in den letzten Tagen verbreiteten
Gerüchte, es stände demnächst die Ausgabe einer
russischen Anleihe in Paris bevor, jeder Begründung
entbehren.

Ergänzungswahlen.

Bei den gestrigen Er-
gänzungswahlen in die Kammer wurden insgesamt
fünf Ministerielle, zwei Anhänger der konstitu-
tionellen Opposition und ein Sozialist gewählt.




Die Balkan-Wirren.
(Kompromittierende Hausdurchsuchung. -- Tätigkeit
des Gewerbeinspektors. -- Gefangene griechische
Bande.)

Ende De-
zember nahm der Kaimakam von Istib bei dem
dortigen bulgarischen Metropoliten-Stellvertreter
eine Hausdurchsuchung vor. Es verlautet, daß
viele kompromittierende Schriften konfisziert
wurden, darunter ein förmliches Komiteearchiv
und vom Lokalkomitee gefällte Urteile. Der Stell-
vertreter und alle Mitglieder der bulgarischen
Kirchengemeinde wurden verhaftet. De Metropolit
von Uesküb, Sinesius, hat gegen diese Maßnahmen
sofort protestiert. Die Annahme, daß die Wohnung
des Stellvertreters der Sitz eines Komiteetribunals
sei, erweist sich tatsächlich als unbegründet; die
saisierten Schriften scheinen ungefährlich zu sein.
Der Kaimakam hat somit einen schweren Mißgriff
begangen. Die Konsuln der Entente-Mächte in
Uesküb haben beim Vali interveniert und eine
strenge gesetzliche Untersuchung sowie die
Freilassung der Verhafteten verlangt. --
Der Generalinspektor ist eifrigst bemüht, im
Armeelieferungswesen eine Sanierung her-
beizuführen und das die Finanzen schädigende
bisherige Monopol der großen Lieferanten aufzu-
heben. Zu diesem Zwecke werden kleinere Liefer-
anten herangezogen. Auf die Weise sind bis jetzt
gegen das Vorjahr ungefähr 7000 Pfund erspart
worden.

Der Chef einer großen griechischen Bande,
die bei Bojitsch gefangengenommen wurde, ver-
langte, nach Salonichi gebracht zu werden, um
gewisse Enthüllungen zu machen, was
jedoch abgelehnt wurde. Alle Gefangenen werden
nach Salonichi gebracht, wo sie vor Gericht ge-
stellt werden. Das griechische Generalkonsulat be-
hauptet, daß 39 Bandenmitglieder griechische
Untertanen seien; von türkischer Seite wird deren
Staatsangehörigkeit nicht anerkannt und die Assi-
stenz des griechischen Konsulates beim Prozeß wird
nicht gestattet.




Der Krieg in Ostasien.

Die Uebergabe von Port Arthur ist gestern
abgeschlossen worden. Im Ganzen sind es
878 Offiziere und Beamte, sowie 23.491 Mann,
die von der Uebergabe betroffen sind. Die Angabe
Stössels in dem Briefe an den General Nogi,
daß sich in den Forts nur mehr 8000 Mann,
davon 6000 kampffähige, befinden, hat sich also
offenbar nur auf die Forts selbst bezogen; denn
die noch übrige Garnison betrug, wie gesagt,
23.491 Mann und 878 Offiziere. Es muß also
auch die ursprüngliche Besatzung weit über 35.000
Mann, gegen 50.000 betragen haben. Wie es
heißt, hat die Bahnverwaltung in Sango den
Befehl erhalten, sich für den Transport von
20.000 Russen von Simonoseki nach Kure ein-
zurichten. Wahrscheinlich werden die Gefangenen
in der Nähe von Kure untergebracht werden. Von
den 878 russischen Offizieren der Besatzung von
Port Arthur gaben 441 ihr Ehrenwort, nicht
mehr an dem Kriege gegen Japan teilzunehmen.
Sie erhielten deshalb gemäß den Kapitulations-
Bedingungen die Erlaubnis, in ihre Heimat
[Spaltenumbruch] zurückzukehren. Die Generale Fock, Smirnow und
Gorbatowsky sowie Admiral Willmann haben es
vorgezogen, nach Japan in Gefangenschaft zu gehen.

Feuer in Port Arthur.

Das Reutersche Bureau
meldet aus Nogis Hauptquartier vom 5. d. M.:
In Port Arthur brach am ersten Tage nach der
Uebergabe an zwei Stellen Feuer aus. General
Stössel bat deshalb das japanische Hauptquartier
um Entschuldigung und erklärte, daß die Frei-
willigen, die nach dem Ausmarsche der Garnison in
der Stadt zurückgeblieben seien, nicht ausreichten, um
die Sicherheit aufrecht zu erhalten. Er bat weiters,
daß die japanischen Truppen sofort einrücken
mögen.

Stössels Unterredung mit Nogi.

Das Reutersche
Bureau meldet aus Port Arthur über Fusan:
Bei der Zusammenkunft der Generale Stössel und
Nogi sagte Stössel, die wahre Ursache des
Krieges sei die russische Unkenntnis der ja-
panischen soldatischen Eigenschaften. Er habe
kapituliert, da er nur noch wenige Tage
und unter großen Opfern den Platz hätte halten
können. Das Eintreffen der japanischen zwölf-
zölligen Geschütze sei der Wendepunkt der Be-
lagerung gewesen. General Stössel war erstaunt,
von der Niederlage Kuropatkins zu hören. Er
sagte, es sei unnütz, daß die Baltische
Flotte die Fahrt fortsetze.

Port Arthur -- japanische Flottenstation.

Das Reutersche Bureau
meldet aus Tokio von gestern: Die Japaner be-
absichtigen, aus Port Arthur eine bedeutende
Flottenstation zu machen. Nach der Abfahrt der
russischen Gefangenen werde nur eine kleine Gar-
nison in Port Arthur bleiben. Die Flotte ist
eifrig mit dem Aufsuchen von Minen beschäftigt;
gleichwohl wird die Schiffahrt noch lange unsicher
sein. Die Zufahrt ist nur für Regierungsschiffe
offen. Dalny wird demnächst dem neutralen
Handel geöffnet werden.

Verfolgung russischer Schiffe.

Das Reutersche Bureau
meldet aus Tokio von gestern: Admiral Kataoka
berichtet, ein Kreuzer sowie ein Zerstörer und ein
Torpedoboot seien den nach Tschifu, ein anderer
Kreuzer, ein Kanonenboot und eine Anzahl
Zerstörer, den nach Kiantschau geflüchteten russischen
Schiffen gefolgt.

Am Schaho.

General Kuropatkin telegraphiert: In der
Nacht auf den 7. d. M. wollten uns die Japaner
in der Front unseres Zentrums überrumpeln; sie
wurden jedoch von unseren Wachposten rechtzeitig
bemerkt und mit Geschütz- und Gewehrfeuer
empfangen, worauf sie sich zurückgezogen.

Das baltische Geschwader.

"New-York Herald" hält seine Meldung, daß
dem Flaggschiff des Admirals Roschdestwensky ein
schwerer Unfall zugestoßen sei, wenn auch in
anderer Form, vollkommen aufrecht. Die Nachricht
von einem schweren Schiffsunfall entspreche voll-
ständig den Tatsachen. Nur ist nicht festgestellt, ob
das havarierte Schiff der Panzer "Suwarow"
oder der "Orel" sei. Auch war keine genauere
Nachricht zu erlangen, ob das von dem Unfall
betroffene Schiff sofort unterging oder ob es ge-
lang, dasselbe nach einem Hafen zu schleppen.

"Echo de Paris" berichtet aus Petersburg,
es sei unrichtig, daß der Ministerrat den
Beschluß gefaßt habe, das baltische Geschwader
zurückzuberufen. Der Ministerrat habe lediglich
beschlossen, daß das Geschwader Roschdjest-
wenskys längere Zeit die Fahrt zu
unterbrechen habe und in Madagaskar

verbleiben solle. Die Rückkehr hätte erst in jenem
Zeitpunkte zu erfolgen, in welchem die Unmöglich-
keit, eine Verstärkung durch ein drittes Geschwader
zu bewirken, zur Gewißheit geworden sein werde.
Alle Anstrengungen Rußlands werden auf die
Landmacht konzentriert werden.

Nach den Beschlüssen des Ministerrates soll
Kuropatkin unverzüglich den bestimmten Befehl
erhalten, sofort ohne Rücksicht auf etwaige Be-
denken zur Offensive überzugehen, da der Ernst
der Situationen einen entscheidenden Sieg
dringend erheische. Sollte ein großer Waffenerfolg
in der nächsten Zeit nicht zu erlangen sein, so
wären im Innern furchtbare Umwälzun-
gen
unermeidlich geworden.

Die Huller-Affäre.

Der russische Admiral Dubassow überbringt
der Huller Kommission in Paris umfangreiches
Material, woraus hervorgehen soll, daß japanische
Kundschafter erfolgreich bemüht waren, dänische
Piloten zu gewinnen, um mehrere Schiffe der
[Spaltenumbruch] Baltischen Flotte in den dänischen Gewässern zum
Scheitern zu bringen.

Friedensbewegung in Rußland.

Meldungen hiesiger Mon-
tagsblätter zufolge hat sich nach der Kapitulation von
Port Arthur eine Gruppe hervorragender Russen zur
Aufgabe gemacht, zur Beendigung des Krieges eine
lebhafte Propaganda ins Werk zu setzen und dadurch
die russische Regierung zum baldigen Frieden zu
bewegen. Man ist in diesen Kreisen überzeugt, daß
Port Arthur ebenso wie seinerzeit Sebastopol auf
diplomatischem Wege zurückgewonnen werden könne.
Dagegen wird der Verlust der Mandschurei vom
russischen Volke mit aufrichtiger Freude begrüßt.

Neue russische Kriegsflotte.

Wie der Petersburger
Korrespondent der "Schlesischen Zeitung" meldet, ist
auf Befehl des Zaren für die Schöpfung einer
neuen russischen Kriegsflotte vorläufig die Summe
von fast 500 Millionen Rubel freigemacht worden
und es seien bereits große Bestellungen in Deutsch-
land, Frankreich und Italien vollzogen worden. Für
die Bauperiode von 1905 bis 1907 veranschlagt
die Admiralität einen Kostenaufwand von rund
400 Millionen.

Besetzung der Insel Quelpart durch die
Japaner.

Der amerikanische Gesandte in Soeul wurde von
der koreanischen Regierung benachrichtigt, daß die
Japaner auf der Insel Quelpart (südlich der Halb-
insel Korea, vom Festland durch die Tschusimestraße
getrennt) eine Streitmacht landeten, welche daselbst
Befestigungen errichtete.

Japanische Anleihe.

(Reuter-Meldung.) Es ver-
lautet, daß demnächst eine vierte innere Anleihe in
der Höhe von 100 Millionen Yen unter den gleichen
Bedingungen, wie die dritte Anleihe zur Aufnahme
gelangen solle.




Die Abwehraktion der Wiener
Katholiken.
Kundgebungen des Tiroler Bauernbundes.


Veranstaltet vom Tiroler Bauernbund fanden
am Samstag und gestern Sonntags überaus
zahlreich besuchte Bauernversammlungen in Stein-
haus, Mühlwald
und Sand im Bezirke
Taufers statt, denen u. a. auch die Abgeordneten
Schraffl, Dr. Schöpfer und Winkler bei-
wohnten. In allen diesen Versammlungen fand
eine Resolution einstimmige Annahme, in welcher
dagegen Stellung genommen wird, daß die Preß-
freiheit in Oesterreich durch die unanständige
Journalistik zur Preßfrechheit ausgestaltet wor-
den; ja selbst das Allerheiligste sei den vergifteten
Pfeilen und dem Hohn und Spotte gewisser
anonymer Preßbanditen ausgesetzt. Es sei des-
halb hohe Zeit, daß alles, was auf Ehre und
Anstand etwas hält, sich zu einem flammenden
Proteste gegen die Auswüchse der Presse ver-
einigt. Das christliche Wien ist uns in
einem feurigen Gefechte gegen die Preßinfamien,
die selbst vor dem Allerheiligsten nicht Halt
machen, vorangegangen. Wir folgen dem-
selben,
empört über die unerhörten Beleidigungen
Gottes, die ungestraft die Presse verlassen konnten,
und fordern Regierung und Abgeordnete auf,
schnellstens dafür zu sorgen, daß solche Auswüchse
verschwinden, daß das religiöse Empfinden des
katholischen Oesterreichs respektiert, daß solche un-
erhörte Skandale für alle Zukunft unmöglich ge-
macht werden. Das Beste, was der Katholik
besitzt, ist sein religiöses Empfinden,
ist seine Ehre.
Daß der Katholik von Anders-
denkenden straflos beschimpft, verleumdet, in den
Kot gezerrt werden kann, daß er der unanständigen
Presse gegenüber vogelfrei ist, muß ein Ende
nehmen, wenn nicht der Staat mit der Ehre
seiner Bürger begraben werden soll."




Der katholische Gesellenverein in
Eggenburg
schließt sich in einer heute uns zu-
gekommenen telegraphischen Kundgebung der Ab-
wehrbewegung voll und ganz an.




Regierungsrat Dr. Geßmann über die
Reform der Mittelschule.

Im Gemeindehause von Favoriten hielt gestern
der Katholische Volksbildungsverein seinen dritten
Vortragsabend ab. Der Saal war dicht gefüllt und
an Honoratioren konnte Generalpräfekt Ernst Maria
Baukhage begrüßen: Msgr. Eisterer, Stadtrat Rissa-
weg, Bezirksvorsteher Hruza, dessen Stellvertreter
Wippel, kaiserl. Rat Dobner, Oberpostverwalter
Pfeifer, mehrere Bezirksräte, Bürgerschuldirektor
Frankl u. s. w.


Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1095 7

[Spaltenumbruch] der Dampfer „Winnington“ geſunken. Zehn Per-
ſonen ſind ertrunken.

Japans Angriſſ auf Frankreich in Judo-
china?

„Echo de Paris“ be-
hauptet, es beſitze ſenſationelle Schriftſtücke, aus denen
unzweifelhaft hervorgehe, daß Japan bereit
ſei, Frankreich in Indochina anzugreifen.

Das Blatt hält es für ſeine patriotiſche Pflicht,
die Dokumente zu veröffentlichen, um alle Fran-
zoſen über die Sachlage aufzuklären und wird
morgen mit der Veröffentlichung der Schriftſtücke
beginnen.

Keine ruſſiſche Anleihe.

[Meldung des Wolff-
ſchen Bureaus.] Aus zuverläſſiger Quelle ver-
lautet, daß die in den letzten Tagen verbreiteten
Gerüchte, es ſtände demnächſt die Ausgabe einer
ruſſiſchen Anleihe in Paris bevor, jeder Begründung
entbehren.

Ergänzungswahlen.

Bei den geſtrigen Er-
gänzungswahlen in die Kammer wurden insgeſamt
fünf Miniſterielle, zwei Anhänger der konſtitu-
tionellen Oppoſition und ein Sozialiſt gewählt.




Die Balkan-Wirren.
(Kompromittierende Hausdurchſuchung. — Tätigkeit
des Gewerbeinſpektors. — Gefangene griechiſche
Bande.)

Ende De-
zember nahm der Kaimakam von Iſtib bei dem
dortigen bulgariſchen Metropoliten-Stellvertreter
eine Hausdurchſuchung vor. Es verlautet, daß
viele kompromittierende Schriften konfisziert
wurden, darunter ein förmliches Komiteearchiv
und vom Lokalkomitee gefällte Urteile. Der Stell-
vertreter und alle Mitglieder der bulgariſchen
Kirchengemeinde wurden verhaftet. De Metropolit
von Uesküb, Sineſius, hat gegen dieſe Maßnahmen
ſofort proteſtiert. Die Annahme, daß die Wohnung
des Stellvertreters der Sitz eines Komiteetribunals
ſei, erweiſt ſich tatſächlich als unbegründet; die
ſaiſierten Schriften ſcheinen ungefährlich zu ſein.
Der Kaimakam hat ſomit einen ſchweren Mißgriff
begangen. Die Konſuln der Entente-Mächte in
Uesküb haben beim Vali interveniert und eine
ſtrenge geſetzliche Unterſuchung ſowie die
Freilaſſung der Verhafteten verlangt. —
Der Generalinſpektor iſt eifrigſt bemüht, im
Armeelieferungsweſen eine Sanierung her-
beizuführen und das die Finanzen ſchädigende
bisherige Monopol der großen Lieferanten aufzu-
heben. Zu dieſem Zwecke werden kleinere Liefer-
anten herangezogen. Auf die Weiſe ſind bis jetzt
gegen das Vorjahr ungefähr 7000 Pfund erſpart
worden.

Der Chef einer großen griechiſchen Bande,
die bei Bojitſch gefangengenommen wurde, ver-
langte, nach Salonichi gebracht zu werden, um
gewiſſe Enthüllungen zu machen, was
jedoch abgelehnt wurde. Alle Gefangenen werden
nach Salonichi gebracht, wo ſie vor Gericht ge-
ſtellt werden. Das griechiſche Generalkonſulat be-
hauptet, daß 39 Bandenmitglieder griechiſche
Untertanen ſeien; von türkiſcher Seite wird deren
Staatsangehörigkeit nicht anerkannt und die Aſſi-
ſtenz des griechiſchen Konſulates beim Prozeß wird
nicht geſtattet.




Der Krieg in Ostasien.

Die Uebergabe von Port Arthur iſt geſtern
abgeſchloſſen worden. Im Ganzen ſind es
878 Offiziere und Beamte, ſowie 23.491 Mann,
die von der Uebergabe betroffen ſind. Die Angabe
Stöſſels in dem Briefe an den General Nogi,
daß ſich in den Forts nur mehr 8000 Mann,
davon 6000 kampffähige, befinden, hat ſich alſo
offenbar nur auf die Forts ſelbſt bezogen; denn
die noch übrige Garniſon betrug, wie geſagt,
23.491 Mann und 878 Offiziere. Es muß alſo
auch die urſprüngliche Beſatzung weit über 35.000
Mann, gegen 50.000 betragen haben. Wie es
heißt, hat die Bahnverwaltung in Sango den
Befehl erhalten, ſich für den Transport von
20.000 Ruſſen von Simonoſeki nach Kure ein-
zurichten. Wahrſcheinlich werden die Gefangenen
in der Nähe von Kure untergebracht werden. Von
den 878 ruſſiſchen Offizieren der Beſatzung von
Port Arthur gaben 441 ihr Ehrenwort, nicht
mehr an dem Kriege gegen Japan teilzunehmen.
Sie erhielten deshalb gemäß den Kapitulations-
Bedingungen die Erlaubnis, in ihre Heimat
[Spaltenumbruch] zurückzukehren. Die Generale Fock, Smirnow und
Gorbatowsky ſowie Admiral Willmann haben es
vorgezogen, nach Japan in Gefangenſchaft zu gehen.

Feuer in Port Arthur.

Das Reuterſche Bureau
meldet aus Nogis Hauptquartier vom 5. d. M.:
In Port Arthur brach am erſten Tage nach der
Uebergabe an zwei Stellen Feuer aus. General
Stöſſel bat deshalb das japaniſche Hauptquartier
um Entſchuldigung und erklärte, daß die Frei-
willigen, die nach dem Ausmarſche der Garniſon in
der Stadt zurückgeblieben ſeien, nicht ausreichten, um
die Sicherheit aufrecht zu erhalten. Er bat weiters,
daß die japaniſchen Truppen ſofort einrücken
mögen.

Stöſſels Unterredung mit Nogi.

Das Reuterſche
Bureau meldet aus Port Arthur über Fuſan:
Bei der Zuſammenkunft der Generale Stöſſel und
Nogi ſagte Stöſſel, die wahre Urſache des
Krieges ſei die ruſſiſche Unkenntnis der ja-
paniſchen ſoldatiſchen Eigenſchaften. Er habe
kapituliert, da er nur noch wenige Tage
und unter großen Opfern den Platz hätte halten
können. Das Eintreffen der japaniſchen zwölf-
zölligen Geſchütze ſei der Wendepunkt der Be-
lagerung geweſen. General Stöſſel war erſtaunt,
von der Niederlage Kuropatkins zu hören. Er
ſagte, es ſei unnütz, daß die Baltiſche
Flotte die Fahrt fortſetze.

Port Arthur — japaniſche Flottenſtation.

Das Reuterſche Bureau
meldet aus Tokio von geſtern: Die Japaner be-
abſichtigen, aus Port Arthur eine bedeutende
Flottenſtation zu machen. Nach der Abfahrt der
ruſſiſchen Gefangenen werde nur eine kleine Gar-
niſon in Port Arthur bleiben. Die Flotte iſt
eifrig mit dem Aufſuchen von Minen beſchäftigt;
gleichwohl wird die Schiffahrt noch lange unſicher
ſein. Die Zufahrt iſt nur für Regierungsſchiffe
offen. Dalny wird demnächſt dem neutralen
Handel geöffnet werden.

Verfolgung ruſſiſcher Schiffe.

Das Reuterſche Bureau
meldet aus Tokio von geſtern: Admiral Kataoka
berichtet, ein Kreuzer ſowie ein Zerſtörer und ein
Torpedoboot ſeien den nach Tſchifu, ein anderer
Kreuzer, ein Kanonenboot und eine Anzahl
Zerſtörer, den nach Kiantſchau geflüchteten ruſſiſchen
Schiffen gefolgt.

Am Schaho.

General Kuropatkin telegraphiert: In der
Nacht auf den 7. d. M. wollten uns die Japaner
in der Front unſeres Zentrums überrumpeln; ſie
wurden jedoch von unſeren Wachpoſten rechtzeitig
bemerkt und mit Geſchütz- und Gewehrfeuer
empfangen, worauf ſie ſich zurückgezogen.

Das baltiſche Geſchwader.

„New-York Herald“ hält ſeine Meldung, daß
dem Flaggſchiff des Admirals Roſchdeſtwensky ein
ſchwerer Unfall zugeſtoßen ſei, wenn auch in
anderer Form, vollkommen aufrecht. Die Nachricht
von einem ſchweren Schiffsunfall entſpreche voll-
ſtändig den Tatſachen. Nur iſt nicht feſtgeſtellt, ob
das havarierte Schiff der Panzer „Suwarow“
oder der „Orel“ ſei. Auch war keine genauere
Nachricht zu erlangen, ob das von dem Unfall
betroffene Schiff ſofort unterging oder ob es ge-
lang, dasſelbe nach einem Hafen zu ſchleppen.

„Echo de Paris“ berichtet aus Petersburg,
es ſei unrichtig, daß der Miniſterrat den
Beſchluß gefaßt habe, das baltiſche Geſchwader
zurückzuberufen. Der Miniſterrat habe lediglich
beſchloſſen, daß das Geſchwader Roſchdjeſt-
wenskys längere Zeit die Fahrt zu
unterbrechen habe und in Madagaskar

verbleiben ſolle. Die Rückkehr hätte erſt in jenem
Zeitpunkte zu erfolgen, in welchem die Unmöglich-
keit, eine Verſtärkung durch ein drittes Geſchwader
zu bewirken, zur Gewißheit geworden ſein werde.
Alle Anſtrengungen Rußlands werden auf die
Landmacht konzentriert werden.

Nach den Beſchlüſſen des Miniſterrates ſoll
Kuropatkin unverzüglich den beſtimmten Befehl
erhalten, ſofort ohne Rückſicht auf etwaige Be-
denken zur Offenſive überzugehen, da der Ernſt
der Situationen einen entſcheidenden Sieg
dringend erheiſche. Sollte ein großer Waffenerfolg
in der nächſten Zeit nicht zu erlangen ſein, ſo
wären im Innern furchtbare Umwälzun-
gen
unermeidlich geworden.

Die Huller-Affäre.

Der ruſſiſche Admiral Dubaſſow überbringt
der Huller Kommiſſion in Paris umfangreiches
Material, woraus hervorgehen ſoll, daß japaniſche
Kundſchafter erfolgreich bemüht waren, däniſche
Piloten zu gewinnen, um mehrere Schiffe der
[Spaltenumbruch] Baltiſchen Flotte in den däniſchen Gewäſſern zum
Scheitern zu bringen.

Friedensbewegung in Rußland.

Meldungen hieſiger Mon-
tagsblätter zufolge hat ſich nach der Kapitulation von
Port Arthur eine Gruppe hervorragender Ruſſen zur
Aufgabe gemacht, zur Beendigung des Krieges eine
lebhafte Propaganda ins Werk zu ſetzen und dadurch
die ruſſiſche Regierung zum baldigen Frieden zu
bewegen. Man iſt in dieſen Kreiſen überzeugt, daß
Port Arthur ebenſo wie ſeinerzeit Sebaſtopol auf
diplomatiſchem Wege zurückgewonnen werden könne.
Dagegen wird der Verluſt der Mandſchurei vom
ruſſiſchen Volke mit aufrichtiger Freude begrüßt.

Neue ruſſiſche Kriegsflotte.

Wie der Petersburger
Korreſpondent der „Schleſiſchen Zeitung“ meldet, iſt
auf Befehl des Zaren für die Schöpfung einer
neuen ruſſiſchen Kriegsflotte vorläufig die Summe
von faſt 500 Millionen Rubel freigemacht worden
und es ſeien bereits große Beſtellungen in Deutſch-
land, Frankreich und Italien vollzogen worden. Für
die Bauperiode von 1905 bis 1907 veranſchlagt
die Admiralität einen Koſtenaufwand von rund
400 Millionen.

Beſetzung der Inſel Quelpart durch die
Japaner.

Der amerikaniſche Geſandte in Soeul wurde von
der koreaniſchen Regierung benachrichtigt, daß die
Japaner auf der Inſel Quelpart (ſüdlich der Halb-
inſel Korea, vom Feſtland durch die Tſchuſimeſtraße
getrennt) eine Streitmacht landeten, welche daſelbſt
Befeſtigungen errichtete.

Japaniſche Anleihe.

(Reuter-Meldung.) Es ver-
lautet, daß demnächſt eine vierte innere Anleihe in
der Höhe von 100 Millionen Yen unter den gleichen
Bedingungen, wie die dritte Anleihe zur Aufnahme
gelangen ſolle.




Die Abwehraktion der Wiener
Katholiken.
Kundgebungen des Tiroler Bauernbundes.


Veranſtaltet vom Tiroler Bauernbund fanden
am Samstag und geſtern Sonntags überaus
zahlreich beſuchte Bauernverſammlungen in Stein-
haus, Mühlwald
und Sand im Bezirke
Taufers ſtatt, denen u. a. auch die Abgeordneten
Schraffl, Dr. Schöpfer und Winkler bei-
wohnten. In allen dieſen Verſammlungen fand
eine Reſolution einſtimmige Annahme, in welcher
dagegen Stellung genommen wird, daß die Preß-
freiheit in Oeſterreich durch die unanſtändige
Journaliſtik zur Preßfrechheit ausgeſtaltet wor-
den; ja ſelbſt das Allerheiligſte ſei den vergifteten
Pfeilen und dem Hohn und Spotte gewiſſer
anonymer Preßbanditen ausgeſetzt. Es ſei des-
halb hohe Zeit, daß alles, was auf Ehre und
Anſtand etwas hält, ſich zu einem flammenden
Proteſte gegen die Auswüchſe der Preſſe ver-
einigt. Das chriſtliche Wien iſt uns in
einem feurigen Gefechte gegen die Preßinfamien,
die ſelbſt vor dem Allerheiligſten nicht Halt
machen, vorangegangen. Wir folgen dem-
ſelben,
empört über die unerhörten Beleidigungen
Gottes, die ungeſtraft die Preſſe verlaſſen konnten,
und fordern Regierung und Abgeordnete auf,
ſchnellſtens dafür zu ſorgen, daß ſolche Auswüchſe
verſchwinden, daß das religiöſe Empfinden des
katholiſchen Oeſterreichs reſpektiert, daß ſolche un-
erhörte Skandale für alle Zukunft unmöglich ge-
macht werden. Das Beſte, was der Katholik
beſitzt, iſt ſein religiöſes Empfinden,
iſt ſeine Ehre.
Daß der Katholik von Anders-
denkenden ſtraflos beſchimpft, verleumdet, in den
Kot gezerrt werden kann, daß er der unanſtändigen
Preſſe gegenüber vogelfrei iſt, muß ein Ende
nehmen, wenn nicht der Staat mit der Ehre
ſeiner Bürger begraben werden ſoll.“




Der katholiſche Geſellenverein in
Eggenburg
ſchließt ſich in einer heute uns zu-
gekommenen telegraphiſchen Kundgebung der Ab-
wehrbewegung voll und ganz an.




Regierungsrat Dr. Geßmann über die
Reform der Mittelſchule.

Im Gemeindehauſe von Favoriten hielt geſtern
der Katholiſche Volksbildungsverein ſeinen dritten
Vortragsabend ab. Der Saal war dicht gefüllt und
an Honoratioren konnte Generalpräfekt Ernſt Maria
Baukhage begrüßen: Mſgr. Eiſterer, Stadtrat Riſſa-
weg, Bezirksvorſteher Hruza, deſſen Stellvertreter
Wippel, kaiſerl. Rat Dobner, Oberpoſtverwalter
Pfeifer, mehrere Bezirksräte, Bürgerſchuldirektor
Frankl u. ſ. w.


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[6/0006] Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1095 7 der Dampfer „Winnington“ geſunken. Zehn Per- ſonen ſind ertrunken. Japans Angriſſ auf Frankreich in Judo- china? Paris, 9. Jänner. „Echo de Paris“ be- hauptet, es beſitze ſenſationelle Schriftſtücke, aus denen unzweifelhaft hervorgehe, daß Japan bereit ſei, Frankreich in Indochina anzugreifen. Das Blatt hält es für ſeine patriotiſche Pflicht, die Dokumente zu veröffentlichen, um alle Fran- zoſen über die Sachlage aufzuklären und wird morgen mit der Veröffentlichung der Schriftſtücke beginnen. Keine ruſſiſche Anleihe. Berlin, 7. Jänner. [Meldung des Wolff- ſchen Bureaus.] Aus zuverläſſiger Quelle ver- lautet, daß die in den letzten Tagen verbreiteten Gerüchte, es ſtände demnächſt die Ausgabe einer ruſſiſchen Anleihe in Paris bevor, jeder Begründung entbehren. Ergänzungswahlen. Rom, 8. Jänner. Bei den geſtrigen Er- gänzungswahlen in die Kammer wurden insgeſamt fünf Miniſterielle, zwei Anhänger der konſtitu- tionellen Oppoſition und ein Sozialiſt gewählt. Die Balkan-Wirren. (Kompromittierende Hausdurchſuchung. — Tätigkeit des Gewerbeinſpektors. — Gefangene griechiſche Bande.) Konſtantinopel, 8. Jänner. Ende De- zember nahm der Kaimakam von Iſtib bei dem dortigen bulgariſchen Metropoliten-Stellvertreter eine Hausdurchſuchung vor. Es verlautet, daß viele kompromittierende Schriften konfisziert wurden, darunter ein förmliches Komiteearchiv und vom Lokalkomitee gefällte Urteile. Der Stell- vertreter und alle Mitglieder der bulgariſchen Kirchengemeinde wurden verhaftet. De Metropolit von Uesküb, Sineſius, hat gegen dieſe Maßnahmen ſofort proteſtiert. Die Annahme, daß die Wohnung des Stellvertreters der Sitz eines Komiteetribunals ſei, erweiſt ſich tatſächlich als unbegründet; die ſaiſierten Schriften ſcheinen ungefährlich zu ſein. Der Kaimakam hat ſomit einen ſchweren Mißgriff begangen. Die Konſuln der Entente-Mächte in Uesküb haben beim Vali interveniert und eine ſtrenge geſetzliche Unterſuchung ſowie die Freilaſſung der Verhafteten verlangt. — Der Generalinſpektor iſt eifrigſt bemüht, im Armeelieferungsweſen eine Sanierung her- beizuführen und das die Finanzen ſchädigende bisherige Monopol der großen Lieferanten aufzu- heben. Zu dieſem Zwecke werden kleinere Liefer- anten herangezogen. Auf die Weiſe ſind bis jetzt gegen das Vorjahr ungefähr 7000 Pfund erſpart worden. Der Chef einer großen griechiſchen Bande, die bei Bojitſch gefangengenommen wurde, ver- langte, nach Salonichi gebracht zu werden, um gewiſſe Enthüllungen zu machen, was jedoch abgelehnt wurde. Alle Gefangenen werden nach Salonichi gebracht, wo ſie vor Gericht ge- ſtellt werden. Das griechiſche Generalkonſulat be- hauptet, daß 39 Bandenmitglieder griechiſche Untertanen ſeien; von türkiſcher Seite wird deren Staatsangehörigkeit nicht anerkannt und die Aſſi- ſtenz des griechiſchen Konſulates beim Prozeß wird nicht geſtattet. Der Krieg in Ostasien. Die Uebergabe von Port Arthur iſt geſtern abgeſchloſſen worden. Im Ganzen ſind es 878 Offiziere und Beamte, ſowie 23.491 Mann, die von der Uebergabe betroffen ſind. Die Angabe Stöſſels in dem Briefe an den General Nogi, daß ſich in den Forts nur mehr 8000 Mann, davon 6000 kampffähige, befinden, hat ſich alſo offenbar nur auf die Forts ſelbſt bezogen; denn die noch übrige Garniſon betrug, wie geſagt, 23.491 Mann und 878 Offiziere. Es muß alſo auch die urſprüngliche Beſatzung weit über 35.000 Mann, gegen 50.000 betragen haben. Wie es heißt, hat die Bahnverwaltung in Sango den Befehl erhalten, ſich für den Transport von 20.000 Ruſſen von Simonoſeki nach Kure ein- zurichten. Wahrſcheinlich werden die Gefangenen in der Nähe von Kure untergebracht werden. Von den 878 ruſſiſchen Offizieren der Beſatzung von Port Arthur gaben 441 ihr Ehrenwort, nicht mehr an dem Kriege gegen Japan teilzunehmen. Sie erhielten deshalb gemäß den Kapitulations- Bedingungen die Erlaubnis, in ihre Heimat zurückzukehren. Die Generale Fock, Smirnow und Gorbatowsky ſowie Admiral Willmann haben es vorgezogen, nach Japan in Gefangenſchaft zu gehen. Feuer in Port Arthur. London, 9. Jänner. Das Reuterſche Bureau meldet aus Nogis Hauptquartier vom 5. d. M.: In Port Arthur brach am erſten Tage nach der Uebergabe an zwei Stellen Feuer aus. General Stöſſel bat deshalb das japaniſche Hauptquartier um Entſchuldigung und erklärte, daß die Frei- willigen, die nach dem Ausmarſche der Garniſon in der Stadt zurückgeblieben ſeien, nicht ausreichten, um die Sicherheit aufrecht zu erhalten. Er bat weiters, daß die japaniſchen Truppen ſofort einrücken mögen. Stöſſels Unterredung mit Nogi. London, 9. Jänner. Das Reuterſche Bureau meldet aus Port Arthur über Fuſan: Bei der Zuſammenkunft der Generale Stöſſel und Nogi ſagte Stöſſel, die wahre Urſache des Krieges ſei die ruſſiſche Unkenntnis der ja- paniſchen ſoldatiſchen Eigenſchaften. Er habe kapituliert, da er nur noch wenige Tage und unter großen Opfern den Platz hätte halten können. Das Eintreffen der japaniſchen zwölf- zölligen Geſchütze ſei der Wendepunkt der Be- lagerung geweſen. General Stöſſel war erſtaunt, von der Niederlage Kuropatkins zu hören. Er ſagte, es ſei unnütz, daß die Baltiſche Flotte die Fahrt fortſetze. Port Arthur — japaniſche Flottenſtation. London, 9. Jänner. Das Reuterſche Bureau meldet aus Tokio von geſtern: Die Japaner be- abſichtigen, aus Port Arthur eine bedeutende Flottenſtation zu machen. Nach der Abfahrt der ruſſiſchen Gefangenen werde nur eine kleine Gar- niſon in Port Arthur bleiben. Die Flotte iſt eifrig mit dem Aufſuchen von Minen beſchäftigt; gleichwohl wird die Schiffahrt noch lange unſicher ſein. Die Zufahrt iſt nur für Regierungsſchiffe offen. Dalny wird demnächſt dem neutralen Handel geöffnet werden. Verfolgung ruſſiſcher Schiffe. London, 9. Jänner. Das Reuterſche Bureau meldet aus Tokio von geſtern: Admiral Kataoka berichtet, ein Kreuzer ſowie ein Zerſtörer und ein Torpedoboot ſeien den nach Tſchifu, ein anderer Kreuzer, ein Kanonenboot und eine Anzahl Zerſtörer, den nach Kiantſchau geflüchteten ruſſiſchen Schiffen gefolgt. Am Schaho. General Kuropatkin telegraphiert: In der Nacht auf den 7. d. M. wollten uns die Japaner in der Front unſeres Zentrums überrumpeln; ſie wurden jedoch von unſeren Wachpoſten rechtzeitig bemerkt und mit Geſchütz- und Gewehrfeuer empfangen, worauf ſie ſich zurückgezogen. Das baltiſche Geſchwader. „New-York Herald“ hält ſeine Meldung, daß dem Flaggſchiff des Admirals Roſchdeſtwensky ein ſchwerer Unfall zugeſtoßen ſei, wenn auch in anderer Form, vollkommen aufrecht. Die Nachricht von einem ſchweren Schiffsunfall entſpreche voll- ſtändig den Tatſachen. Nur iſt nicht feſtgeſtellt, ob das havarierte Schiff der Panzer „Suwarow“ oder der „Orel“ ſei. Auch war keine genauere Nachricht zu erlangen, ob das von dem Unfall betroffene Schiff ſofort unterging oder ob es ge- lang, dasſelbe nach einem Hafen zu ſchleppen. „Echo de Paris“ berichtet aus Petersburg, es ſei unrichtig, daß der Miniſterrat den Beſchluß gefaßt habe, das baltiſche Geſchwader zurückzuberufen. Der Miniſterrat habe lediglich beſchloſſen, daß das Geſchwader Roſchdjeſt- wenskys längere Zeit die Fahrt zu unterbrechen habe und in Madagaskar verbleiben ſolle. Die Rückkehr hätte erſt in jenem Zeitpunkte zu erfolgen, in welchem die Unmöglich- keit, eine Verſtärkung durch ein drittes Geſchwader zu bewirken, zur Gewißheit geworden ſein werde. Alle Anſtrengungen Rußlands werden auf die Landmacht konzentriert werden. Nach den Beſchlüſſen des Miniſterrates ſoll Kuropatkin unverzüglich den beſtimmten Befehl erhalten, ſofort ohne Rückſicht auf etwaige Be- denken zur Offenſive überzugehen, da der Ernſt der Situationen einen entſcheidenden Sieg dringend erheiſche. Sollte ein großer Waffenerfolg in der nächſten Zeit nicht zu erlangen ſein, ſo wären im Innern furchtbare Umwälzun- gen unermeidlich geworden. Die Huller-Affäre. Der ruſſiſche Admiral Dubaſſow überbringt der Huller Kommiſſion in Paris umfangreiches Material, woraus hervorgehen ſoll, daß japaniſche Kundſchafter erfolgreich bemüht waren, däniſche Piloten zu gewinnen, um mehrere Schiffe der Baltiſchen Flotte in den däniſchen Gewäſſern zum Scheitern zu bringen. Friedensbewegung in Rußland. Berlin, 9. Jänner. Meldungen hieſiger Mon- tagsblätter zufolge hat ſich nach der Kapitulation von Port Arthur eine Gruppe hervorragender Ruſſen zur Aufgabe gemacht, zur Beendigung des Krieges eine lebhafte Propaganda ins Werk zu ſetzen und dadurch die ruſſiſche Regierung zum baldigen Frieden zu bewegen. Man iſt in dieſen Kreiſen überzeugt, daß Port Arthur ebenſo wie ſeinerzeit Sebaſtopol auf diplomatiſchem Wege zurückgewonnen werden könne. Dagegen wird der Verluſt der Mandſchurei vom ruſſiſchen Volke mit aufrichtiger Freude begrüßt. Neue ruſſiſche Kriegsflotte. Berlin, 9. Jänner. Wie der Petersburger Korreſpondent der „Schleſiſchen Zeitung“ meldet, iſt auf Befehl des Zaren für die Schöpfung einer neuen ruſſiſchen Kriegsflotte vorläufig die Summe von faſt 500 Millionen Rubel freigemacht worden und es ſeien bereits große Beſtellungen in Deutſch- land, Frankreich und Italien vollzogen worden. Für die Bauperiode von 1905 bis 1907 veranſchlagt die Admiralität einen Koſtenaufwand von rund 400 Millionen. Beſetzung der Inſel Quelpart durch die Japaner. Der amerikaniſche Geſandte in Soeul wurde von der koreaniſchen Regierung benachrichtigt, daß die Japaner auf der Inſel Quelpart (ſüdlich der Halb- inſel Korea, vom Feſtland durch die Tſchuſimeſtraße getrennt) eine Streitmacht landeten, welche daſelbſt Befeſtigungen errichtete. Japaniſche Anleihe. Tokio, 9. Jänner. (Reuter-Meldung.) Es ver- lautet, daß demnächſt eine vierte innere Anleihe in der Höhe von 100 Millionen Yen unter den gleichen Bedingungen, wie die dritte Anleihe zur Aufnahme gelangen ſolle. Die Abwehraktion der Wiener Katholiken. Kundgebungen des Tiroler Bauernbundes. Brixen, 9. Jänner. Veranſtaltet vom Tiroler Bauernbund fanden am Samstag und geſtern Sonntags überaus zahlreich beſuchte Bauernverſammlungen in Stein- haus, Mühlwald und Sand im Bezirke Taufers ſtatt, denen u. a. auch die Abgeordneten Schraffl, Dr. Schöpfer und Winkler bei- wohnten. In allen dieſen Verſammlungen fand eine Reſolution einſtimmige Annahme, in welcher dagegen Stellung genommen wird, daß die Preß- freiheit in Oeſterreich durch die unanſtändige Journaliſtik zur Preßfrechheit ausgeſtaltet wor- den; ja ſelbſt das Allerheiligſte ſei den vergifteten Pfeilen und dem Hohn und Spotte gewiſſer anonymer Preßbanditen ausgeſetzt. Es ſei des- halb hohe Zeit, daß alles, was auf Ehre und Anſtand etwas hält, ſich zu einem flammenden Proteſte gegen die Auswüchſe der Preſſe ver- einigt. Das chriſtliche Wien iſt uns in einem feurigen Gefechte gegen die Preßinfamien, die ſelbſt vor dem Allerheiligſten nicht Halt machen, vorangegangen. Wir folgen dem- ſelben, empört über die unerhörten Beleidigungen Gottes, die ungeſtraft die Preſſe verlaſſen konnten, und fordern Regierung und Abgeordnete auf, ſchnellſtens dafür zu ſorgen, daß ſolche Auswüchſe verſchwinden, daß das religiöſe Empfinden des katholiſchen Oeſterreichs reſpektiert, daß ſolche un- erhörte Skandale für alle Zukunft unmöglich ge- macht werden. Das Beſte, was der Katholik beſitzt, iſt ſein religiöſes Empfinden, iſt ſeine Ehre. Daß der Katholik von Anders- denkenden ſtraflos beſchimpft, verleumdet, in den Kot gezerrt werden kann, daß er der unanſtändigen Preſſe gegenüber vogelfrei iſt, muß ein Ende nehmen, wenn nicht der Staat mit der Ehre ſeiner Bürger begraben werden ſoll.“ Der katholiſche Geſellenverein in Eggenburg ſchließt ſich in einer heute uns zu- gekommenen telegraphiſchen Kundgebung der Ab- wehrbewegung voll und ganz an. Regierungsrat Dr. Geßmann über die Reform der Mittelſchule. Im Gemeindehauſe von Favoriten hielt geſtern der Katholiſche Volksbildungsverein ſeinen dritten Vortragsabend ab. Der Saal war dicht gefüllt und an Honoratioren konnte Generalpräfekt Ernſt Maria Baukhage begrüßen: Mſgr. Eiſterer, Stadtrat Riſſa- weg, Bezirksvorſteher Hruza, deſſen Stellvertreter Wippel, kaiſerl. Rat Dobner, Oberpoſtverwalter Pfeifer, mehrere Bezirksräte, Bürgerſchuldirektor Frankl u. ſ. w.

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost007_1905/6>, abgerufen am 21.11.2024.