Reichspost. Nr. 140, Wien, 21.06.1904.Wien, Dienstag Reichpost 21. Juni 1904 140 [Spaltenumbruch] nisse sich vollzogen. Auch wir verurteilen jene Freispruch. Aus Budweis wird tele- Kirchliches. -- Der Einzug des neuen Fürsterz- bischofs in Olmütz. Am Samstag gegen 3 Uhr Gestern um 8 Uhr früh fand der Einzug des -- Die Primizen derjenigen schon ge- Glega am 31. Juli in Neutitschein. Primiz- -- Bischofs-Inthronisation. In Stanislau -- Aus der Erzdiözese Budweis. Am -- Exerzitien für katholische Lehrerinnen und Erzieherinnen. Erster Zyklus im Hause -- Der Bischof Scalabrini von Pia- zenza erfreut sich auch des Ansehens und der -- Beerdigung. Aus Marienbad schreibt Gewerbe. Stipendien für die Uhrmacher-Fach- schule in Karlstein. Bei der niederösterreichischen [Spaltenumbruch] Gesellenvereine. Das Domkapitel, die Geistlichkeit Von den beiläufig achthundert katholischen Die Bischöfe und Prälaten des Wiener Erz- Gegen 3 Uhr fuhren die Mitglieder des Schlag drei Uhr vernahm man mächtig an- Als der Kaiser an der purpurbehangenen Wien, Dienstag Reichpoſt 21. Juni 1904 140 [Spaltenumbruch] niſſe ſich vollzogen. Auch wir verurteilen jene Freiſpruch. Aus Budweis wird tele- Kirchliches. — Der Einzug des neuen Fürſterz- biſchofs in Olmütz. Am Samstag gegen 3 Uhr Geſtern um 8 Uhr früh fand der Einzug des — Die Primizen derjenigen ſchon ge- Glega am 31. Juli in Neutitſchein. Primiz- — Biſchofs-Inthroniſation. In Stanislau — Aus der Erzdiözeſe Budweis. Am — Exerzitien für katholiſche Lehrerinnen und Erzieherinnen. Erſter Zyklus im Hauſe — Der Biſchof Scalabrini von Pia- zenza erfreut ſich auch des Anſehens und der — Beerdigung. Aus Marienbad ſchreibt Gewerbe. Stipendien für die Uhrmacher-Fach- ſchule in Karlſtein. Bei der niederöſterreichiſchen [Spaltenumbruch] Geſellenvereine. Das Domkapitel, die Geiſtlichkeit Von den beiläufig achthundert katholiſchen Die Biſchöfe und Prälaten des Wiener Erz- Gegen 3 Uhr fuhren die Mitglieder des Schlag drei Uhr vernahm man mächtig an- Als der Kaiſer an der purpurbehangenen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0010" n="10"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien, Dienstag Reichpoſt 21. Juni 1904 140</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="freispruch2" prev="#freispruch1" type="jArticle" n="2"> <p>niſſe ſich vollzogen. Auch wir verurteilen jene<lb/> Bewegung, die in ihrem Endreſultat dem<lb/> Lande nur Verderben gebracht hätte. Aber wir<lb/> ſind auch Richter und dürfen auf das, was unſer<lb/> Herz und unſere individuellen Gefühle uns ſagen,<lb/> nicht hören. Deshalb mußten wir die Angeklagten<lb/> entgegen unſerer individuellen Ueberzeugung auf<lb/> Grund unſerer richterlichen Ueberzeugung für un-<lb/> ſchuldig erklären. Ferner heißt es in der Be-<lb/> gründung: Das Gericht überzeugte ſich davon,<lb/> daß die Bildung des Dreizehner-Komitees durch-<lb/> aus nicht überflüſſig war, ja, daß ohne ein ſolches<lb/> Komitee an eine Entwirrung überhaupt nicht zu<lb/> denken war. Es iſt keinerlei Beweis dafür ge-<lb/> liefert worden, daß dieſes Komitee nicht die fried-<lb/> liche Entwirrung geſucht habe, da ja im Gegen-<lb/> teile eine ganze Reihe von Zeugen übereinſtimmend<lb/> angab, daß das Dreizehner-Komitee auf die Maſſe<lb/> verſöhnend zu wirken geſucht habe. Nach all dem<lb/> kann es nicht als erwieſen angeſehen werden, daß<lb/> die Angeklagten, ſei es als Anſtifter, ſei es als<lb/> Täter, bei dem Streik gewirkt hätten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Freiſpruch.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Budweis</hi> wird tele-<lb/> graphiert: Der frühere Inſpektor des hieſigen<lb/> Brauhauſes Guſtav <hi rendition="#g">Neugebauer,</hi> der wegen<lb/> Betruges durch Fälſchung einer Bilanz angeklagt<lb/> war, iſt nach dreitägiger Verhandlung von den<lb/> Geſchwornen <hi rendition="#g">freigeſprochen</hi> worden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kirchliches.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Der Einzug des neuen Fürſterz-<lb/> biſchofs in Olmütz.</hi> </head> <p>Am Samstag gegen 3 Uhr<lb/> nachmittags kam der neue Fürſterzbiſchof Doktor<lb/> Franz Saleſius Bauer in Begleitung der beiden<lb/> Prälaten des Olmützer Domkapitels, des Dom-<lb/> dechanten Dr. Anton <hi rendition="#g">Klug</hi> und des Archidiakons<lb/> Dr. Johann <hi rendition="#g">Wache,</hi> die ihm bis Prerau ent-<lb/> gegengefahren waren, in Olmütz an. Sofort nach<lb/> ſeiner Ankunft fuhr der Fürſterzbiſchof in einem<lb/> ſechsſpännigen Galawagen in die fürſterzbiſchöf-<lb/> liche Reſidenz, woſelbſt ſich ſämtliche Mit-<lb/> glieder des Metroplitankapitels zum Empfange<lb/> und zur Begrüßung eingefunden hatten.</p><lb/> <p>Geſtern um 8 Uhr früh fand der Einzug des<lb/> Erzbiſchofs in feierlicher Weiſe ſtatt. Den Zug<lb/> eröffnete eine Abteilung des Bürgerkorps, die<lb/> ſtudierende Jugend, die fürſterzbiſchöflichen und<lb/> die Kapitelbeamten ſowie die Geiſtlichkeit der Erz-<lb/> diözeſe. Hierauf folgte das Vikariatskollegium,<lb/> ſodann das Metropolitankapitel und der Fürſt-<lb/> erzbiſchof unter dem Baldachin mit zwei Dom-<lb/> prälaten als Aſſiſtenten. Eine Abteilung Militär<lb/> bildete ein ambulantes Spalier zu beiden Seiten<lb/> des Baldachins. Hierauf folgten die anweſenden<lb/> Zivil- und Militärautoritäten, darunter Graf<lb/> Karl Zierotin, Statthalter von Mähren, Graf<lb/> Joſef Thun-Hohenſtein, Landespräſident von<lb/> Schleſien, Graf Felix Vetter von der Lilie,<lb/> Landeshauptmann von Mähren, Graf Heinrich<lb/><cb/> Lariſch, Landeshauptmann von Schleſien, die<lb/> Statthaltereiräte Graf Condenhove, Baron Gaſt-<lb/> heimb und Baron Bamberg, Hofrat von Amberg,<lb/> FML. v. Chizzola, die Generalmajore Schödler<lb/> und Emmert, die Oberſte der in Olmütz<lb/> garniſonierenden Regimenter, die geladenen Gäſte<lb/> vom hohen Adel und die Spitzen der Lokalbehörden,<lb/> darunter der Bürgermeiſter von Olmütz Karl<lb/> Brandhuber. Den Zug beſchloß die fürſterzbiſchöfliche<lb/> Leibgarde. In der Domkirche wurde nach Verleſung<lb/> der päpſtlichen Bulle und einer Predigt vom<lb/> Fürſterzöiſchof ein feierliches Hochamt abgehalten,<lb/> welchem eine große Anzahl Andächtiger aus allen<lb/> Kreiſen der Bevölkerung beiwohnte. Nach Beendi-<lb/> gung des feierlichen Gottesdienſtes fuhr der Fürſt-<lb/> erzbiſchof in die Reſidenz zurück, wo er Empfänge<lb/> abhielt. Um 4 Uhr nachmittags fand beim Fürſt-<lb/> erzbiſchof ein Diner ſtatt, zu welchem gegen<lb/> 100 Perſonen geladen waren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Die Primizen</hi> </head> <p>derjenigen ſchon ge-<lb/> nannten Herren, welche am 10., 17. und 24. Juli<lb/> die höheren Weihen bei St. Stephan erhalten<lb/> werden, finden wie folgt, ſtatt:</p><lb/> <p>Glega am 31. Juli in Neutitſchein. Primiz-<lb/> prediger: Johann Parſch, Dechant in Neutitſchein.<lb/> Heß am 31. Juli in Amſtetten (Pfarrkirche). Primiz-<lb/> prediger: Fohringer, Relig.-Prof. in St. Pölten.<lb/> Jakl am 31. Juli in Feldsberg. Primizprediger:<lb/> Feltl, Pfarrer in Feldsberg. Kerlin am 26. Juli in<lb/> Friedland. Primizprediger: Abg. Dr. Stojan. Kohl<lb/> am 31. Juli in Allentſteig. Primizprediger: Edinger,<lb/> Pfarrer in Allentſteig. Kvasnička am 31. Juli in<lb/> Zlámanka. Liener am 31. Juli in Draſenhofen.<lb/> Primizprediger: Patzelt, Pfarrer in Hafnerberg.<lb/> Ludwig am 25. Juli in Wien, Pfarrkirche Altlerchen-<lb/> feld. Primizprediger: Schwarz, Kooperator in Retz.<lb/> Méřinsky am 25. Juli in Wien, <hi rendition="#aq">VII.,</hi> Kaiſer-<lb/> ſtraße 25. Primizprediger: Zeremoniär Wenzel<lb/> Meřinsky. Merna am 31. Juli in Lettowitz. Perutka<lb/> am 7. Auguſt in Neutitſchein. Primizprediger:<lb/> Perutka, Kooperator in Perchtolsdorf. Puhlovsky<lb/> am 25. Juli in Wien, <hi rendition="#aq">III.,</hi> Jacquingaſſe 12. Primiz-<lb/> prediger: Univ.-Prof. und Hofprediger Dr. Cöleſtin<lb/> Wolfsgruber. Queſtel am 26. Juli in Maria-Zell.<lb/> Schöfbek am 31. Juli in Wilfersdorf. Primiz-<lb/> prediger: Riedling, Dechant und Pfarrer in Prinzen-<lb/> dorf. Schrefel am 31. Juli in Stockerau. Primiz-<lb/> prediger: Dr. Schranzhofer, Profeſſor an der<lb/> k. k. Thereſianiſchen Akademie. Stark am 26. Juli<lb/> in Wien, <hi rendition="#aq">XIX.,</hi> Döblinger Hauptſtraße 83. Primiz-<lb/> prediger: Meßmann C. M. Weber am 31. Juli,<lb/> Pfarre St. Aegyd, Wien, <hi rendition="#aq">VI.,</hi> Gumpendorf. Wern-<lb/> hart am 31. Juli in Wolkersdorf. Primizprediger:<lb/> Perkmann, Direktor. Wimmer am 31. Juli in<lb/> Schwadorf.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Biſchofs-Inthroniſation.</hi> </head> <p>In Stanislau<lb/> fand geſtern die feierliche Inthroniſation des neu-<lb/> ernannten griechiſch-katholiſchen Biſchofs Doktor<lb/><hi rendition="#g">Chomyszyn</hi> ſtatt. Den Akt der Konſekration<lb/> nahm der Metropolit Graf Szeptycki unter<lb/> Aſſiſtenz mehrerer Erzbiſchöfe und Biſchöfe vor.<lb/> Der Feier wohnten bei: Statthalter Graf<lb/> Potocki, Landmarſchall Graf Badeni, der<lb/> Präſident des Oberlandesgerichtes R. v. Tehorznicki,<lb/> der Finanzlandesdirektion Dr. v. Korytowski, der<lb/><cb/> Vizepräſident des Landesſchulrates Dr. v. 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Juli morgens.<lb/> Für Wohnung und volle Verpflegung im ganzen<lb/> 6 Kronen. Anmeldungen bis längſtens 4. Juli<lb/> an die Vorſtehung der Lehrerinnenſektion, Wien,<lb/> 1. Bez., Singerſtraße 13. — Zweiter Zyklus im<lb/> Hauſe der Schweſtern Urſulinen, Wien, 18. Bez.,<lb/> Gentzgaſſe 18. Exerzitienleiter ein hochw. Pater<lb/> Redemptoriſt; Beginn 9. September, 8 Uhr<lb/> morgens, Schluß 12. September morgens. Für<lb/> Wohnung ꝛc. wie oben. Anmeldungen bis<lb/> längſtens 5. September an die Hausoberin,<lb/> 18. Bez., Gentzgaſſe 18. An den Exerzitien<lb/> können auch Kolleginnen teilnehmen, die nicht<lb/> Mitglieder des <hi rendition="#aq">I.</hi> Vereines katholiſcher Lehrerinnen<lb/> und Erzieherinnen ſind.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Der Biſchof Scalabrini von Pia-<lb/> zenza</hi> </head> <p>erfreut ſich auch des Anſehens und der<lb/> Unterſtützung der italieniſchen Regierung; denn er<lb/> arbeitet ſeit Jahren in der uneigennützigſten und<lb/> energiſcheſten Weiſe für das Wohl jener Hundert-<lb/> tauſende von Italienern, welche ſich im Laufe der<lb/> letzten Jahre eine neue Heimat in Nord- und Süd-<lb/> amerika gegründet haben. Scalabrini wird ſich<lb/> nun dahin einſchiffen, um die daſelbſt von ihm<lb/> begründeten Schulen, Kirchen und Wohltätigkeits-<lb/> anſtalten zu beſichtigen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Beerdigung.</hi> </head> <p>Aus Marienbad ſchreibt<lb/> man uns: Die Leiche des hier plötzlich ver-<lb/> ſtorbenen Kreuzherrnkommandeurs Herrn Joſef<lb/><hi rendition="#g">Zwittlinger</hi> wurde am 19. d. in der hieſigen<lb/> Friedhofkapelle von dem Herrn Prälaten der<lb/> Stiftes Tepl, Gilbert Helmer, unter zahlreicher<lb/> Aſſiſtenz von Geiſtlichen eingeſegnet. Von hiee<lb/> wird die Leiche nach Eger überführt, woſelbſt die<lb/> feierliche Beiſetzung auf dem ſtädtiſchen Friedhofs<lb/> in der Kapuzinergruft erfolgen wird.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gewerbe.</hi> </head><lb/> <div xml:id="stipendien1" next="#stipendien2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stipendien für die Uhrmacher-Fach-<lb/> ſchule in Karlſtein.</hi> </head> <p>Bei der niederöſterreichiſchen<lb/> Handels- und Gewerbekammer gelangen für das<lb/> Schuljahr 1904/5 drei Stipendien zum Beſuche<lb/> der k. k. Fachſchule für Uhreninduſtrie in Karl-<lb/> ſtein zur Verleihung. Bewerber haben ihre ſelbſt</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="feier2" prev="#feier1" type="jArticle" n="2"> <p>Geſellenvereine. Das Domkapitel, die Geiſtlichkeit<lb/> zu St. Stefan, die Pfarrer, Klöſter und katho-<lb/> liſchen Vereine des erſten Bezirkes ſowie jene Ver-<lb/> eine, die nicht als Pfarrvereine beſtehen, ſchloſſen<lb/> ſich an.</p><lb/> <p>Von den beiläufig achthundert katholiſchen<lb/> Vereinen Wiens fehlte kaum einer. Auch die<lb/> theologiſche Fakultät der Univerſität war vollzählig<lb/> erſchienen. Der große Platz, der mehr als dreißig-<lb/> tauſend Perſonen faßt, bot ein ganz unbeſchreib-<lb/> liches Bild mit der unüberſehbaren Menge, die<lb/> andächtig das Antlitz der Kirche zuwandte. Die<lb/> katholiſchen Studentenverbindungen waren in voller<lb/> Wichs oder in Farben erſchienen und gruppierten ſich<lb/> gleichfalls auf dem Platz. Auf dem Podium vor der<lb/> Kirche war die Muſik des bosniſch-herzegowiniſchen<lb/> Infanterieregiments poſtiert. In dem gegen das<lb/> Kugelhaus zu errichteten Zelt hatten ſich Bürger-<lb/> meiſter Dr. Lueger mit dem Vizebürgermeiſter<lb/> Dr. Neumayer und vielen Stadt- und Gemeinde-<lb/> räten und der Bezirksvertretung eingefunden,<lb/> Graf Friedrich Schönborn, Geheimer Rat Sektions-<lb/> chef v. Bauer, Sektionschef v. Jauner, der Ver-<lb/> mögensverwalter von St. Stefan kaiſerlicher<lb/> Rat Hoſtnig und viele andere. In dem gegen das<lb/> Kriegsminiſterium zu errichteten Zelte hatten die<lb/> Sänger ihre Plätze. Auf der Terraſſe der Kirche<lb/> ſah man die Oberſthofmeiſter Fürſt Liechtenſtein,<lb/> Fürſt Montenuovo, den Miniſter des Aeußern<lb/> Grafen Goluchowski, den Miniſterpräſidenten Dr.<lb/> v. Koerber, den Reichskriegsminiſter FML. Ritter<lb/> v. Pitreich, die Miniſter Dr. v. Hartel und Frei-<lb/> herr v. Giovanelli, den Präſidenten des Ver-<lb/> waltungsgerichtshofes Grafen Schönborn, den<lb/><cb/> Stadtkommandanten FML. v. Engel, den Polizei-<lb/> präſidenten R. v. Habrda ꝛc.</p><lb/> <p>Die Biſchöfe und Prälaten des Wiener Erz-<lb/> bistums harrten beim Portal der Kirche des<lb/> Kaiſers, voran Kardinal Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha,<lb/> der Apoſtol. Nuntius Erzbiſchof Fürſt Granito<lb/> Belmonte, Feldbiſchof Dr. Belopotoczky und Weih-<lb/> biſchof Dr. Schneider, dann die Aebte der Stifter,<lb/> die Domkapitulare von St. Stefan mit dem<lb/> Leiter der Immakulatafeier Kanonikus Schöpf-<lb/> leuthner.</p><lb/> <p>Gegen 3 Uhr fuhren die Mitglieder des<lb/> Kaiſerhauſes vor und begaben ſich auf die Loggia:<lb/> Erzherzog Franz Ferdinand, Erzherzogin Maria<lb/> Joſefa mit ihren Söhnen, den Erzherzogen Karl<lb/> und Maximilian, Erzherzogin Maria Thereſe, Erz-<lb/> herzogin Maria Annunciata, Erzherzogin Blanca<lb/> mit ihren Söhnen, den Erzherzogen Rainer Karl<lb/> und Leopold, die Erzherzoge Friedrich und Rainer<lb/> und Erzherzogin Marie.</p><lb/> <p>Schlag drei Uhr vernahm man mächtig an-<lb/> ſchwellende Zurufe, die das Erſcheinen des<lb/> Monarchen anzeigten. Die Hauptwache beim<lb/> Kriegsminiſterium trat ins Gewehr, die bosniſche<lb/> Militärkapelle intonierte die Volkshymne und als-<lb/> bald hielt der kaiſerliche Wagen am Kirchenportal.<lb/> Der Monarch trug die hechtgraue Marſchalls-<lb/> Uniform mit Federhut und Feldbinde und die<lb/> Großkreuze der vier hohen Orden. Im Gefolge<lb/> waren Generaladjutant FZM. v. Bolfras und<lb/> Flügeladjutant Oberſt Fürſt Dietrichſtein. Der<lb/> Kaiſer nahm aus den Händen des Kardinal-<lb/> fürſterzbiſchofs von Wien das Aſpergile entgegen<lb/> und begab ſich auf die Loggia, während der<lb/><cb/> Kardinal mit den Kirchenfürſten aus der Kirche<lb/> über Roſenblätter, die den Weg entlang geſtreut<lb/> waren, zum Altar vor der Marienſäule ſchritt.</p><lb/> <p>Als der Kaiſer an der purpurbehangenen<lb/> Balluſtrade des Balkons erſchien, intonierte die<lb/> Muſikkapelle und vieltauſendſtimmig erſcholl das<lb/> Lied: „Glorwürdige Königin, himmliſche Frau ...“<lb/> Nach Beendigung des Liedes wurde die laureta-<lb/> niſche Litanei gebetet. Hierauf dirigierte der Leiter<lb/> der Hofkapelle Julius Böhm das <hi rendition="#aq">Salve Regina.</hi><lb/> Ein Chor von 50 Sängern, beſtehend aus Mit-<lb/> gliedern des Geſangvereines „Dreizehnlinden“, der<lb/> Hofoper und des Männerchores der Pfarrkirche<lb/> Am Hof, ſang es, die Militärkapelle begleitete.<lb/> Dann beteten die Prieſter abſatzweiſe das Weihe-<lb/> gebet, das die Anweſenden nachſprachen. Nach dem<lb/> Weihegebet erteilte gemäß der Vollmacht des Papſtes<lb/> Kardinal Dr. Gruſcha den apoſtoliſchen Segen,<lb/> verbunden mit einem vollkommenen Ablaß.<lb/> Zum Schluß ſang alles, von Militärmuſik be-<lb/> gleitet, das „Großer Gott, wir loben dich!“ Der<lb/> Kaiſer wohnte der Feier bis zum Schluß bei, und<lb/> zwar während der beiden Lieder und dem <hi rendition="#aq">Te Deum</hi><lb/> ſtehend, der Litanei, dem Jubiläumsgebete und<lb/> dem Apoſtoliſchen Segen knieend. Nach der Feier<lb/> reichte der Kaiſer dem Kardinal Gruſcha und dem<lb/> Apoſtoliſchen Nuntius di Belmonte die Hand und<lb/> ſprach mit ihnen. Auch Erzherzog Franz Ferdinand<lb/> und die Erzherzogin Maria Thereſia zogen die<lb/> Kirchenfürſten ins Geſpräch. Von einigen leichten<lb/> Ohnmachten abgeſehen, hat ſich kein Unfall ereignet,<lb/> und auch die Auflöſung der koloſſalen Verſamm-<lb/> lung ging in vollkommener Ordnung vor ſich.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [10/0010]
Wien, Dienstag Reichpoſt 21. Juni 1904 140
niſſe ſich vollzogen. Auch wir verurteilen jene
Bewegung, die in ihrem Endreſultat dem
Lande nur Verderben gebracht hätte. Aber wir
ſind auch Richter und dürfen auf das, was unſer
Herz und unſere individuellen Gefühle uns ſagen,
nicht hören. Deshalb mußten wir die Angeklagten
entgegen unſerer individuellen Ueberzeugung auf
Grund unſerer richterlichen Ueberzeugung für un-
ſchuldig erklären. Ferner heißt es in der Be-
gründung: Das Gericht überzeugte ſich davon,
daß die Bildung des Dreizehner-Komitees durch-
aus nicht überflüſſig war, ja, daß ohne ein ſolches
Komitee an eine Entwirrung überhaupt nicht zu
denken war. Es iſt keinerlei Beweis dafür ge-
liefert worden, daß dieſes Komitee nicht die fried-
liche Entwirrung geſucht habe, da ja im Gegen-
teile eine ganze Reihe von Zeugen übereinſtimmend
angab, daß das Dreizehner-Komitee auf die Maſſe
verſöhnend zu wirken geſucht habe. Nach all dem
kann es nicht als erwieſen angeſehen werden, daß
die Angeklagten, ſei es als Anſtifter, ſei es als
Täter, bei dem Streik gewirkt hätten.
Freiſpruch. Aus Budweis wird tele-
graphiert: Der frühere Inſpektor des hieſigen
Brauhauſes Guſtav Neugebauer, der wegen
Betruges durch Fälſchung einer Bilanz angeklagt
war, iſt nach dreitägiger Verhandlung von den
Geſchwornen freigeſprochen worden.
Kirchliches.
— Der Einzug des neuen Fürſterz-
biſchofs in Olmütz. Am Samstag gegen 3 Uhr
nachmittags kam der neue Fürſterzbiſchof Doktor
Franz Saleſius Bauer in Begleitung der beiden
Prälaten des Olmützer Domkapitels, des Dom-
dechanten Dr. Anton Klug und des Archidiakons
Dr. Johann Wache, die ihm bis Prerau ent-
gegengefahren waren, in Olmütz an. Sofort nach
ſeiner Ankunft fuhr der Fürſterzbiſchof in einem
ſechsſpännigen Galawagen in die fürſterzbiſchöf-
liche Reſidenz, woſelbſt ſich ſämtliche Mit-
glieder des Metroplitankapitels zum Empfange
und zur Begrüßung eingefunden hatten.
Geſtern um 8 Uhr früh fand der Einzug des
Erzbiſchofs in feierlicher Weiſe ſtatt. Den Zug
eröffnete eine Abteilung des Bürgerkorps, die
ſtudierende Jugend, die fürſterzbiſchöflichen und
die Kapitelbeamten ſowie die Geiſtlichkeit der Erz-
diözeſe. Hierauf folgte das Vikariatskollegium,
ſodann das Metropolitankapitel und der Fürſt-
erzbiſchof unter dem Baldachin mit zwei Dom-
prälaten als Aſſiſtenten. Eine Abteilung Militär
bildete ein ambulantes Spalier zu beiden Seiten
des Baldachins. Hierauf folgten die anweſenden
Zivil- und Militärautoritäten, darunter Graf
Karl Zierotin, Statthalter von Mähren, Graf
Joſef Thun-Hohenſtein, Landespräſident von
Schleſien, Graf Felix Vetter von der Lilie,
Landeshauptmann von Mähren, Graf Heinrich
Lariſch, Landeshauptmann von Schleſien, die
Statthaltereiräte Graf Condenhove, Baron Gaſt-
heimb und Baron Bamberg, Hofrat von Amberg,
FML. v. Chizzola, die Generalmajore Schödler
und Emmert, die Oberſte der in Olmütz
garniſonierenden Regimenter, die geladenen Gäſte
vom hohen Adel und die Spitzen der Lokalbehörden,
darunter der Bürgermeiſter von Olmütz Karl
Brandhuber. Den Zug beſchloß die fürſterzbiſchöfliche
Leibgarde. In der Domkirche wurde nach Verleſung
der päpſtlichen Bulle und einer Predigt vom
Fürſterzöiſchof ein feierliches Hochamt abgehalten,
welchem eine große Anzahl Andächtiger aus allen
Kreiſen der Bevölkerung beiwohnte. Nach Beendi-
gung des feierlichen Gottesdienſtes fuhr der Fürſt-
erzbiſchof in die Reſidenz zurück, wo er Empfänge
abhielt. Um 4 Uhr nachmittags fand beim Fürſt-
erzbiſchof ein Diner ſtatt, zu welchem gegen
100 Perſonen geladen waren.
— Die Primizen derjenigen ſchon ge-
nannten Herren, welche am 10., 17. und 24. Juli
die höheren Weihen bei St. Stephan erhalten
werden, finden wie folgt, ſtatt:
Glega am 31. Juli in Neutitſchein. Primiz-
prediger: Johann Parſch, Dechant in Neutitſchein.
Heß am 31. Juli in Amſtetten (Pfarrkirche). Primiz-
prediger: Fohringer, Relig.-Prof. in St. Pölten.
Jakl am 31. Juli in Feldsberg. Primizprediger:
Feltl, Pfarrer in Feldsberg. Kerlin am 26. Juli in
Friedland. Primizprediger: Abg. Dr. Stojan. Kohl
am 31. Juli in Allentſteig. Primizprediger: Edinger,
Pfarrer in Allentſteig. Kvasnička am 31. Juli in
Zlámanka. Liener am 31. Juli in Draſenhofen.
Primizprediger: Patzelt, Pfarrer in Hafnerberg.
Ludwig am 25. Juli in Wien, Pfarrkirche Altlerchen-
feld. Primizprediger: Schwarz, Kooperator in Retz.
Méřinsky am 25. Juli in Wien, VII., Kaiſer-
ſtraße 25. Primizprediger: Zeremoniär Wenzel
Meřinsky. Merna am 31. Juli in Lettowitz. Perutka
am 7. Auguſt in Neutitſchein. Primizprediger:
Perutka, Kooperator in Perchtolsdorf. Puhlovsky
am 25. Juli in Wien, III., Jacquingaſſe 12. Primiz-
prediger: Univ.-Prof. und Hofprediger Dr. Cöleſtin
Wolfsgruber. Queſtel am 26. Juli in Maria-Zell.
Schöfbek am 31. Juli in Wilfersdorf. Primiz-
prediger: Riedling, Dechant und Pfarrer in Prinzen-
dorf. Schrefel am 31. Juli in Stockerau. Primiz-
prediger: Dr. Schranzhofer, Profeſſor an der
k. k. Thereſianiſchen Akademie. Stark am 26. Juli
in Wien, XIX., Döblinger Hauptſtraße 83. Primiz-
prediger: Meßmann C. M. Weber am 31. Juli,
Pfarre St. Aegyd, Wien, VI., Gumpendorf. Wern-
hart am 31. Juli in Wolkersdorf. Primizprediger:
Perkmann, Direktor. Wimmer am 31. Juli in
Schwadorf.
— Biſchofs-Inthroniſation. In Stanislau
fand geſtern die feierliche Inthroniſation des neu-
ernannten griechiſch-katholiſchen Biſchofs Doktor
Chomyszyn ſtatt. Den Akt der Konſekration
nahm der Metropolit Graf Szeptycki unter
Aſſiſtenz mehrerer Erzbiſchöfe und Biſchöfe vor.
Der Feier wohnten bei: Statthalter Graf
Potocki, Landmarſchall Graf Badeni, der
Präſident des Oberlandesgerichtes R. v. Tehorznicki,
der Finanzlandesdirektion Dr. v. Korytowski, der
Vizepräſident des Landesſchulrates Dr. v. Plaze
und die Spitzen der Lokalbehörden.
— Aus der Erzdiözeſe Budweis. Am
24. Juli d. J. wird der Biſchof den Theologen
des vierten Jahrganges und drei Theologen des
dritten Jahrganges die Prieſterweihe erteilen. Es
ſind im Ganzen 14 Weihekandidaten: 11 Theologen
des Alumnates (10 tſchechiſche, 1 deutſcher) und
3 Profeßkleriker der Brüder vom hh. Altarsſakramente.
Subdiakonat wird am 10. Juli, Diakonat am
17. Juli erteilt werden.
— Exerzitien für katholiſche Lehrerinnen
und Erzieherinnen. Erſter Zyklus im Hauſe
der Schweſtern von Sacré-Coeur zu Pfalzau-
Preßbaum (Niederöſterreich). Exerzitienleiter Hoch-
würden P. Limbourg S, J.; Beginn 15. Juli
5 Uhr nachmittags, Schluß 19. Juli morgens.
Für Wohnung und volle Verpflegung im ganzen
6 Kronen. Anmeldungen bis längſtens 4. Juli
an die Vorſtehung der Lehrerinnenſektion, Wien,
1. Bez., Singerſtraße 13. — Zweiter Zyklus im
Hauſe der Schweſtern Urſulinen, Wien, 18. Bez.,
Gentzgaſſe 18. Exerzitienleiter ein hochw. Pater
Redemptoriſt; Beginn 9. September, 8 Uhr
morgens, Schluß 12. September morgens. Für
Wohnung ꝛc. wie oben. Anmeldungen bis
längſtens 5. September an die Hausoberin,
18. Bez., Gentzgaſſe 18. An den Exerzitien
können auch Kolleginnen teilnehmen, die nicht
Mitglieder des I. Vereines katholiſcher Lehrerinnen
und Erzieherinnen ſind.
— Der Biſchof Scalabrini von Pia-
zenza erfreut ſich auch des Anſehens und der
Unterſtützung der italieniſchen Regierung; denn er
arbeitet ſeit Jahren in der uneigennützigſten und
energiſcheſten Weiſe für das Wohl jener Hundert-
tauſende von Italienern, welche ſich im Laufe der
letzten Jahre eine neue Heimat in Nord- und Süd-
amerika gegründet haben. Scalabrini wird ſich
nun dahin einſchiffen, um die daſelbſt von ihm
begründeten Schulen, Kirchen und Wohltätigkeits-
anſtalten zu beſichtigen.
— Beerdigung. Aus Marienbad ſchreibt
man uns: Die Leiche des hier plötzlich ver-
ſtorbenen Kreuzherrnkommandeurs Herrn Joſef
Zwittlinger wurde am 19. d. in der hieſigen
Friedhofkapelle von dem Herrn Prälaten der
Stiftes Tepl, Gilbert Helmer, unter zahlreicher
Aſſiſtenz von Geiſtlichen eingeſegnet. Von hiee
wird die Leiche nach Eger überführt, woſelbſt die
feierliche Beiſetzung auf dem ſtädtiſchen Friedhofs
in der Kapuzinergruft erfolgen wird.
Gewerbe.
Stipendien für die Uhrmacher-Fach-
ſchule in Karlſtein. Bei der niederöſterreichiſchen
Handels- und Gewerbekammer gelangen für das
Schuljahr 1904/5 drei Stipendien zum Beſuche
der k. k. Fachſchule für Uhreninduſtrie in Karl-
ſtein zur Verleihung. Bewerber haben ihre ſelbſt
Geſellenvereine. Das Domkapitel, die Geiſtlichkeit
zu St. Stefan, die Pfarrer, Klöſter und katho-
liſchen Vereine des erſten Bezirkes ſowie jene Ver-
eine, die nicht als Pfarrvereine beſtehen, ſchloſſen
ſich an.
Von den beiläufig achthundert katholiſchen
Vereinen Wiens fehlte kaum einer. Auch die
theologiſche Fakultät der Univerſität war vollzählig
erſchienen. Der große Platz, der mehr als dreißig-
tauſend Perſonen faßt, bot ein ganz unbeſchreib-
liches Bild mit der unüberſehbaren Menge, die
andächtig das Antlitz der Kirche zuwandte. Die
katholiſchen Studentenverbindungen waren in voller
Wichs oder in Farben erſchienen und gruppierten ſich
gleichfalls auf dem Platz. Auf dem Podium vor der
Kirche war die Muſik des bosniſch-herzegowiniſchen
Infanterieregiments poſtiert. In dem gegen das
Kugelhaus zu errichteten Zelt hatten ſich Bürger-
meiſter Dr. Lueger mit dem Vizebürgermeiſter
Dr. Neumayer und vielen Stadt- und Gemeinde-
räten und der Bezirksvertretung eingefunden,
Graf Friedrich Schönborn, Geheimer Rat Sektions-
chef v. Bauer, Sektionschef v. Jauner, der Ver-
mögensverwalter von St. Stefan kaiſerlicher
Rat Hoſtnig und viele andere. In dem gegen das
Kriegsminiſterium zu errichteten Zelte hatten die
Sänger ihre Plätze. Auf der Terraſſe der Kirche
ſah man die Oberſthofmeiſter Fürſt Liechtenſtein,
Fürſt Montenuovo, den Miniſter des Aeußern
Grafen Goluchowski, den Miniſterpräſidenten Dr.
v. Koerber, den Reichskriegsminiſter FML. Ritter
v. Pitreich, die Miniſter Dr. v. Hartel und Frei-
herr v. Giovanelli, den Präſidenten des Ver-
waltungsgerichtshofes Grafen Schönborn, den
Stadtkommandanten FML. v. Engel, den Polizei-
präſidenten R. v. Habrda ꝛc.
Die Biſchöfe und Prälaten des Wiener Erz-
bistums harrten beim Portal der Kirche des
Kaiſers, voran Kardinal Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha,
der Apoſtol. Nuntius Erzbiſchof Fürſt Granito
Belmonte, Feldbiſchof Dr. Belopotoczky und Weih-
biſchof Dr. Schneider, dann die Aebte der Stifter,
die Domkapitulare von St. Stefan mit dem
Leiter der Immakulatafeier Kanonikus Schöpf-
leuthner.
Gegen 3 Uhr fuhren die Mitglieder des
Kaiſerhauſes vor und begaben ſich auf die Loggia:
Erzherzog Franz Ferdinand, Erzherzogin Maria
Joſefa mit ihren Söhnen, den Erzherzogen Karl
und Maximilian, Erzherzogin Maria Thereſe, Erz-
herzogin Maria Annunciata, Erzherzogin Blanca
mit ihren Söhnen, den Erzherzogen Rainer Karl
und Leopold, die Erzherzoge Friedrich und Rainer
und Erzherzogin Marie.
Schlag drei Uhr vernahm man mächtig an-
ſchwellende Zurufe, die das Erſcheinen des
Monarchen anzeigten. Die Hauptwache beim
Kriegsminiſterium trat ins Gewehr, die bosniſche
Militärkapelle intonierte die Volkshymne und als-
bald hielt der kaiſerliche Wagen am Kirchenportal.
Der Monarch trug die hechtgraue Marſchalls-
Uniform mit Federhut und Feldbinde und die
Großkreuze der vier hohen Orden. Im Gefolge
waren Generaladjutant FZM. v. Bolfras und
Flügeladjutant Oberſt Fürſt Dietrichſtein. Der
Kaiſer nahm aus den Händen des Kardinal-
fürſterzbiſchofs von Wien das Aſpergile entgegen
und begab ſich auf die Loggia, während der
Kardinal mit den Kirchenfürſten aus der Kirche
über Roſenblätter, die den Weg entlang geſtreut
waren, zum Altar vor der Marienſäule ſchritt.
Als der Kaiſer an der purpurbehangenen
Balluſtrade des Balkons erſchien, intonierte die
Muſikkapelle und vieltauſendſtimmig erſcholl das
Lied: „Glorwürdige Königin, himmliſche Frau ...“
Nach Beendigung des Liedes wurde die laureta-
niſche Litanei gebetet. Hierauf dirigierte der Leiter
der Hofkapelle Julius Böhm das Salve Regina.
Ein Chor von 50 Sängern, beſtehend aus Mit-
gliedern des Geſangvereines „Dreizehnlinden“, der
Hofoper und des Männerchores der Pfarrkirche
Am Hof, ſang es, die Militärkapelle begleitete.
Dann beteten die Prieſter abſatzweiſe das Weihe-
gebet, das die Anweſenden nachſprachen. Nach dem
Weihegebet erteilte gemäß der Vollmacht des Papſtes
Kardinal Dr. Gruſcha den apoſtoliſchen Segen,
verbunden mit einem vollkommenen Ablaß.
Zum Schluß ſang alles, von Militärmuſik be-
gleitet, das „Großer Gott, wir loben dich!“ Der
Kaiſer wohnte der Feier bis zum Schluß bei, und
zwar während der beiden Lieder und dem Te Deum
ſtehend, der Litanei, dem Jubiläumsgebete und
dem Apoſtoliſchen Segen knieend. Nach der Feier
reichte der Kaiſer dem Kardinal Gruſcha und dem
Apoſtoliſchen Nuntius di Belmonte die Hand und
ſprach mit ihnen. Auch Erzherzog Franz Ferdinand
und die Erzherzogin Maria Thereſia zogen die
Kirchenfürſten ins Geſpräch. Von einigen leichten
Ohnmachten abgeſehen, hat ſich kein Unfall ereignet,
und auch die Auflöſung der koloſſalen Verſamm-
lung ging in vollkommener Ordnung vor ſich.
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