Reichspost. Nr. 233, Wien, 12.10.1897.233 Reichspost Wien, Dienstag 12. October 1897 [Spaltenumbruch] Fälschungen der "Politik". Die Prager "Politik" fällt mit der ganzen Wucht Gerade die "Politik" ist es aber, die in diesem Wir stehen wahrlich nicht im Verdachte, für den Wie die antisemitisch-deutschnationale Richtung in Und wie verdreht und fälscht nun die "Die Juden sind fortan aus dem eigentlichen Das ist Original-Leistung der "Politik". In ihrem Anwurfe gegen die "Reichspost" "Betteljuden"-Partei. Wir sind einem jüdischen Montagsblatte Dank Das erste deutsch geschriebene Wort Mark Twain's. Das "N. Wr. Journal" ist in der glücklichen [Spaltenumbruch] "Wir haben nichts, die so werthvoll Zuerst hatte er geschrieben: Also laßt uns davon Mark Twain hat offenbar mit obigen Worten Kleine Chronik. * Der falsche Kronprinz. In Tunis ist ein Aus dem Gerichtssaale. Gesundheitsschädliches Sodawasser. Wer in Theater, Kunst und Musik. -- Deutsches Volkstheater. Vorgestern gab 233 Reichspoſt Wien, Dienſtag 12. October 1897 [Spaltenumbruch] Fälſchungen der „Politik“. Die Prager „Politik“ fällt mit der ganzen Wucht Gerade die „Politik“ iſt es aber, die in dieſem Wir ſtehen wahrlich nicht im Verdachte, für den Wie die antiſemitiſch-deutſchnationale Richtung in Und wie verdreht und fälſcht nun die „Die Juden ſind fortan aus dem eigentlichen Das iſt Original-Leiſtung der „Politik“. In ihrem Anwurfe gegen die „Reichspoſt“ „Betteljuden“-Partei. Wir ſind einem jüdiſchen Montagsblatte Dank Das erſte deutſch geſchriebene Wort Mark Twain’s. Das „N. Wr. Journal“ iſt in der glücklichen [Spaltenumbruch] „Wir haben nichts, die ſo werthvoll Zuerſt hatte er geſchrieben: Alſo laßt uns davon Mark Twain hat offenbar mit obigen Worten Kleine Chronik. * Der falſche Kronprinz. In Tunis iſt ein Aus dem Gerichtsſaale. Geſundheitsſchädliches Sodawaſſer. Wer in Theater, Kunſt und Muſik. — Deutſches Volkstheater. Vorgeſtern gab <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">233 Reichspoſt Wien, Dienſtag 12. October 1897</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fälſchungen der „Politik“.</hi> </head><lb/> <p>Die Prager „Politik“ fällt mit der ganzen Wucht<lb/> ihres Zornes über die „Reichspoſt“ und ihren Heraus-<lb/> geber wegen des Artikels „Reinecke Fuchs als Rath-<lb/> geber“ her, in welchem wir eine in dieſem Blatte<lb/> unter <hi rendition="#g">„Tageschronik“</hi> unter dem Titel „Das<lb/> Ghetto des Schulvereines“ erſchienene lange Stilübung<lb/> behandelten, die ganz dem Geiſte und der jüdiſchen<lb/> Manier dieſes nationalen Hetzorgans entſprach. Wir<lb/> werden dabei in üblicher decorativer Ausſchmückung<lb/> der <hi rendition="#g">Fälſchung</hi> geziehen, weil wir thatſächlich<lb/><hi rendition="#g">überſehen</hi> hatten, daß die „Politik“, welche ganze<lb/> Spalten und Seiten aus anderen Blättern mittelſt<lb/> Scheerenthätigkeit zu übernehmen pflegt, hier <hi rendition="#g">nicht<lb/> Originalarbeit</hi> geliefert, ſondern einen langen<lb/> Paſſus der jüdiſchen <hi rendition="#g">„Wiener Allg. Zeitung“</hi><lb/> citirt und für ihre Zwecke verwerthet hatte. Das<lb/> conſtatiren wir. Im Uebrigen behält das in unſerem<lb/> Artikel Geſagte die <hi rendition="#g">vollſte Berechtigung.</hi><lb/> Die gemeinen perſönlichen Anwürfe der „Politik“, echt<lb/> jüdiſche Waare, würdigen wir keines Wortes.</p><lb/> <p>Gerade die „Politik“ iſt es aber, die in <hi rendition="#g">dieſem</hi><lb/> Falle in unerhörter Art gethan, was ſie Anderen zu-<lb/> muther; denn ſie hat in Sachen des Schulvereins-<lb/> beſchluſſes eine <hi rendition="#g">verblüffende Fälſchung</hi><lb/> ſeines Inhaltes ſich erlaubt, um daraus für<lb/> ihre Zwecke Hetzmaterial zu gewinnen. Das<lb/> beweiſt ihr <hi rendition="#g">Leitartikel</hi> vom 5. d. M.: „Das<lb/> Ghetto des Schulvereins“, der früher bei uns ganz<lb/><hi rendition="#g">unbeachtet</hi> geblieben war, und den wir jetztdafür als<lb/> Beweis citiren.</p><lb/> <p>Wir ſtehen wahrlich nicht im Verdachte, für den<lb/> liberalen „Deutſchen Schulverein“ einzutreten. Aber<lb/> ſeine Beſchlüſſe durch eine kühne Unterſchiebung behufs<lb/> nationaler Agitation und Anlockung der Judenſchaft<lb/><hi rendition="#g">aufgelegt</hi> zu <hi rendition="#g">fälſchen</hi> und daraus fortgeſetzt<lb/> Capital zu ſchlagen: das bringt doch nur ein Blatt,<lb/> wie die „Politik“ fertig. Das wollen wir hier näher<lb/> beleuchten.</p><lb/> <p>Wie die antiſemitiſch-deutſchnationale Richtung in<lb/> Turnverbänden gegenüber der Centralleitung früher<lb/> ſchon durchgeſetzt hat, daß neben der <hi rendition="#g">großen<lb/> Maſſe gemiſchter jüdiſch-chriſtlicher</hi><lb/> Vereine auch einzelne <hi rendition="#g">„judenreine“</hi> gebildet wer-<lb/> den dürfen, ebenſo iſt bei der letzten Hauptverſammlung<lb/> des gründlich verjudeten Schulvereines dieſes Zugeſtändniß<lb/> ſeitens der antiſemitiſch-deutſchnationalen Minorität ge-<lb/> fordert und ihr endlich gewährt worden, um deren<lb/> Austritt zu hintanzuhalten In <hi rendition="#g">dieſem</hi> Sinne lautete<lb/> ausdrücklich der vermittelnde Vorſchlag des Aus-<lb/> ſchuſſes durch Dr. Groß, worin die Berichte aller<lb/> Wiener liberalen Blätter vom 4. d. übereinſtimmen.</p><lb/> <p>Und wie <hi rendition="#g">verdreht</hi> und <hi rendition="#g">fälſcht</hi> nun die<lb/> „Politik“ dieſen Beſchluß? Sie behauptet, daß die<lb/> Juden durch denſelben aus dem „eigentlichen Vereine“<lb/> fortan „ausgeſchloſſen“ ſeien, und daß ſie ſich nur noch<lb/> „unter einander“ in jüdiſchen „Ghetto’s des Schul-<lb/> vereines“ getrennt durch „räumliche Abſonderung“ con-<lb/> ſtituiren dürften, um ſo ihre „Judenſteuer“ nach<lb/> mittelalterlicher Art in die Schulvereinscaſſen zu<lb/> zahlen. Dabei vergießt die „Politik“ unter großem<lb/> Jammer viele Thränen über die ſo verfolgten<lb/><hi rendition="#g">„deutſch-freundlichen(!) Iſraeliten“,</hi><lb/> welche ſie offenbar gern an ihre nationale Bruſt drückte,<lb/> und um deren Zukunft ſie entſetzlich beſorgt iſt. Dieſes<lb/> charakteriſtiſche Fälſcherſtücklein des Politik-Leitartikels<lb/> in einer derart öffentlichen Sache vom 5. d. lautet<lb/> wörtlich:</p><lb/> <p>„Die Juden ſind fortan <hi rendition="#g">aus dem eigentlichen<lb/> Vereine,</hi> in welchem ſich die deutſchnationale Elite be-<lb/> findet, <hi rendition="#g">ausgeſchloſſen.</hi> Sie <hi rendition="#g">dürfen ſich je-<lb/> doch „untereinander“ organiſiren</hi> und<lb/> in <hi rendition="#g">dieſer Separation</hi> zahlen, ſo viel ſie nur<lb/> wollen. Das iſt das <hi rendition="#g">einzige,</hi> was ihnen die Nationalen<lb/> verſtatten. Wie ingeniös doch der Einfall der Herren Weitlof<lb/> und <hi rendition="#g">Groß</hi> iſt! Sie führten dadurch nicht bloß die begehrte<lb/> „Zweitheilung“ durch, ſie moderniſirten zugleich auch eine<lb/><hi rendition="#g">mittelalterliche</hi> Idee, indem ſie den alten Gedanken<lb/> der <hi rendition="#g">räumlichen Abſonderug der Juden</hi><lb/> guf das moderne Vereinsweſen übertrugen und auf dieſe<lb/> Weiſe <hi rendition="#aq">de facto</hi> ein <hi rendition="#g">Ghetto des Schulvereins</hi><lb/> ſchufen, deſſen Mitglieder wieder eine „Judenſteuer“ zu<lb/> zahlen haben, wie in den düſteren Zeiten des Vormärz,<lb/> dieſes Mal in Form von Schulvereinsgulden, die von der<lb/> antiſemitiſchen Obrigkeit huldreich eingeſäckelt werden nach<lb/> dem alten löblichen Grundſatze <hi rendition="#aq">»pecunia non olet«.</hi> Und die<lb/><hi rendition="#g">„deutſchfreundlichen Iſraeliten“</hi> werden<lb/> in aller Demuth auch dieſe Erniedrigung über ſich ergehen<lb/> laſſen und ſich willig im neuen Ghetto des Schulvereines<lb/><hi rendition="#g">ſepariren</hi> laſſen und pünktlich das <hi rendition="#g">moderne<lb/> „Judenſchutzgeld“</hi> an die Schulvereinscaſſa ent-<lb/> richten. Es iſt ja auch das nur eine Conſequenz der Eman-<lb/> cipationsbeſtrebungen, welche bereits zur <hi rendition="#g">„Entjudung“</hi><lb/> der deutſchen Studentenverbindungen, Turn- und Geſangs-<lb/> vereine führten und in der Veranſtaltung von „judenfreien“<lb/> Parlamentskonventikeln, Wählerverſammlungen und Volks-<lb/> tagen ihren markanten gehäſſigen Ausdruck fanden. Die<lb/><hi rendition="#g">„deutſchfreundlichen Iſraeliten“</hi> ſollen<lb/> politiſch <hi rendition="#g">entmannt</hi> und geſellſchaftlich iſolirt, d. h. alſo,<lb/> es ſoll für ſie wieder ein <hi rendition="#g">„moderniſirtes“ Ghetto</hi><lb/> aufgerichtet werden. Das <hi rendition="#g">Traurigſte</hi> oder vielleicht<lb/> auch das Luſtigſte bei der Sache iſt der Umſtand, daß es die<lb/> Liberalen ſind, welche die Schlüſſel für die Ghettothore<lb/> ſchweißen und den Mörtel zu den Ghettomauern bereit-<lb/> ſtellen. Was bleibt da den <hi rendition="#g">„deutſchfreund-<lb/> lichen“ Iſraeliten</hi> anderes übrig, als ſich<lb/> wieder ins Ghetto ſperren zu laſſen? Sie werden die<lb/> neue Erniedrigung vielleicht gar nicht empfinden, ſich in<lb/> die neue Demüthigung vielleicht wie in etwas Unabwend-<lb/> bares finden, und vor Allem mit ſtumpfem Sklavenſinn auch<lb/> bereitwillig di<supplied>e</supplied> neu<supplied>e</supplied> <hi rendition="#g">„Judenſteuer“</hi> zahlen. Hier<lb/><cb/> aber erſchließt ſich <hi rendition="#g">für uns(!)</hi> die Nutzanwendung. Die<lb/> Antiſemiten werden ſich’s häuslich in den „judenfreien“<lb/> Ortsgruppen einrichten und die <hi rendition="#g">„deutſchfreund-<lb/> lichen Iſraeliten“</hi> werden ſich <hi rendition="#g">auf ihr<lb/> Schulvereinsghetto</hi> zurückziehen. Das aber<lb/> bedeutet ſchon an ſich eine Vermehrung der Ortsgruppen,<lb/> eine Steigerung der Mitgliederzahl und damit auch eine<lb/> Erhöhung der Einnahmen und jedenfalls eine Ausweitung<lb/> der Propaganda. Das aber ſind Momente, mit denen<lb/><hi rendition="#g">wir Böhmen ernſtlich rechnen müſſen,</hi><lb/> weil ſie ſich in ihren Wirkungen in erſter Linie <hi rendition="#g">gegen<lb/> uns</hi> und <hi rendition="#g">unſer nationales Gut</hi> richten<lb/> werden.“</p><lb/> <p>Das iſt <hi rendition="#g">Original-</hi>Leiſtung der „Politik“.<lb/> In ſolcher Art <hi rendition="#g">fälſcht</hi> ſie ins <hi rendition="#g">gerade Gegen-<lb/> theil</hi> den Schulvereinsbeſchluß der lediglich <hi rendition="#g">ver-<lb/> einzelte „judenreine“,</hi> alſo <hi rendition="#g">chriſtlich-<lb/> ariſche</hi> Ortsgruppen neben der <hi rendition="#g">Uebermaſſe ge-<lb/> miſchter chriſtlicher-</hi>jüdiſcher Ortsgruppen<lb/> zuläßt, dagegen von einer Verbannung der Iſraeliten in<lb/><hi rendition="#g">rein-jüdiſch</hi> Gruppen („Ghetto’s“) auch <hi rendition="#g">keine<lb/> Silbe</hi> enthält. Die „Politik“ gilt in der deuſchen<lb/> Preſſe Böhmens längſt als das „verlogenſte und<lb/> perfideſte Blatt“.</p><lb/> <p>In ihrem Anwurfe gegen die „Reichspoſt“<lb/><hi rendition="#g">fälſcht</hi> die „Politik“ weiter auch unſere Behaup-<lb/> tung, daß bei ihr der „<hi rendition="#g">jüdiſche Geiſt</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Iſraels Intereſſe</hi>“, die bekanntlich <hi rendition="#g">inter-<lb/> national</hi> ſind, alle anderen Erwägungen überwiege,<lb/> friſchweg dahin, daß ſie (die „Politik“) nach unſerer Auffaſſung<lb/> „jüdiſch<hi rendition="#g">-deutſchen</hi> Intereſſen“ dienſtbar ſei. Nein,<lb/><hi rendition="#g">deutſchen</hi> Intereſſen iſt <hi rendition="#g">die</hi> „Politik“ grundſätzlich<lb/><hi rendition="#g">Feind.</hi> Dagegen fühlt ſie wärmſtens für das <hi rendition="#g">inter-<lb/> nationale Judenthum,</hi> ſchlägt deshalb bei<lb/> jeder Gelegenheit gegen den <hi rendition="#g">Antiſemitismus</hi><lb/> los, und ſtreckt täglich einige Male ihre Arme nach allen<lb/> Söhnen Iſraels aus, um deren möglichſt viele nach dem<lb/> Vorbilde der bekannten <hi rendition="#g">„Fünfzig-Kreuzer-<lb/> Magyaren“</hi> als Mitſtreiter für czechiſch-nationale<lb/> Intereſſen zu gewinnen. Die antiſemitiſche deutſche<lb/> Partei wünſcht der „Politik“ für Letzteres gute Erfolge.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">„Betteljuden“-Partei.</hi> </head><lb/> <p>Wir ſind einem jüdiſchen Montagsblatte Dank<lb/> ſchuldig für dieſe neue treffende Bezeichnung der Juden,<lb/> die jetzt wieder einmal mit typiſcher Frechheit und<lb/> ekelhafter Aufdringlichkeit ſich in den Mantel des<lb/> Deutſchthums hüllen, ſich als die echten „Deutſchen“,<lb/> ja beinahe als die „alleinigen“ Deutſchen ausgeben und<lb/> ſich der Coalition der Deutſchliberalen und Schönerianer<lb/><hi rendition="#aq">à tout prix</hi> aufdrängen. Das genannte Blatt hat dies<lb/> unverſchämte Treiben mit rühmenswerther Offenheit<lb/> gekennzeichnet und wir halten es für unſere Pflicht,<lb/> dieſe Charakteriſtik in weitere Kreiſe der Oeffentlichkeit<lb/> zu tragen. Hofrath <hi rendition="#g">Kareis,</hi> der Vertreter der<lb/> Wiener Leopoldſtadt im Abgeordnetenhauſe, hat, ſo<lb/> führt das Blatt aus, <hi rendition="#g">für die Juden die<lb/> Schätzung ihrer Mitmenſchen in<lb/> Anſpruch genommen.</hi> Will er dies, ſo<lb/> muß er auch <hi rendition="#g">„von den Juden ein ent-<lb/> ſprechendes Betragen verlangen.“</hi><lb/> „Dieſelben Juden aber,“ ſchreibt das Blatt wörtlich<lb/> weiter, „welche trotz der bekannten Vorgänge im<lb/> Deutſchen Schulverein geradezu in widerlicher Weiſe<lb/> ihr Geld und ihre Dienſte dem Deutſchen Volke auf-<lb/> drängen und damit den Argwohn wachrufen, daß ſie<lb/> trotz allem auf ein gutes Geſchäft ſpeculieren, weil ja<lb/> ſonſt ihr Betragen ganz unerklärlich wäre, dieſe Bettel-<lb/> juden können keine Schätzung ihrer Mitmenſchen<lb/> verlangen, noch ſie erlangen. Das Blatt citirt dann zu-<lb/> ſtimmend das Wort des Abg. Dr. <hi rendition="#g">Scheicher:</hi><lb/> Wenn die Juden nicht begehrten, als Deutſche oder<lb/> Slaven angeſehen zu werden, ſondern eine jüdiſche<lb/> Nation bleiben wollten, ſo würde es viel friedlicher ab-<lb/> gehen.“ Aber gerade dieſes treffende Wort Dr. Scheicher’s<lb/> hat die Mehrzahl der Judenblätter — wie das jüdiſche<lb/> Montagsblatt conſtatirt — ihren Leſern unterſchlagen,<lb/> „ſie wiſſen warum“. Es charakteriſirt, nach demſelben<lb/> Judenblatte, auch die Betteljudenpartei, daß ſie von<lb/> einem chriſtlichen Abgeordneten die Interpellation haben<lb/> einbringen laſſen über die Thatſache, daß „unreiſe“<lb/> Judenjungen an den Gymnaſien ſich für conſeſſionslos<lb/> erklären ließen, nur um von jedem Religionsunterricht<lb/> befreit zu ſein, und daß jüdiſche Univerſitätsprofeſſoren<lb/> und Advocaten vielfach bloß aus Laune und um<lb/> geſchäftlicher Vortheile willen ihre Confeſſion wechſeln.<lb/> Wir glauben nicht, daß die führenden und in Wien<lb/> tonangebenden Juden dieſe Charakteriſtik aus competenter<lb/> Feder ſich zu Herzen gehen laſſen werden. Unſere<lb/> Hauptjuden bleiben — <hi rendition="#g">Betteljuden</hi> und ſie<lb/> bilden nach wie vor die „daitſche <hi rendition="#g">Betteljuden-<lb/> partei.</hi>“</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das erſte deutſch geſchriebene Wort<lb/> Mark Twain’s.</hi> </head><lb/> <p>Das „N. Wr. Journal“ iſt in der glücklichen<lb/> Lage, ein Interview ſeines Mitarbeiters <hi rendition="#aq">A. D. G.</hi><lb/> („Alles dreiſt gelogen?“) mit dem amerikaniſchen Humo-<lb/> riſten Mark Twain, der jetzt in Wien weilt, veröffent-<lb/> lichen und auch <hi rendition="#g">die erſten deutſchen<lb/> Worte(?),</hi> die derſelbe geſchrieben, in der Handſchrift-<lb/> Nachbildung mitzutheilen. Die Worte des Humoriſten<lb/> ſind in der That bemerkenswerth; der Humor bei der<lb/> Sache iſt nur der, daß Herr <hi rendition="#aq">A. D. G.</hi> die <hi rendition="#g">Satire</hi><lb/> nicht gemerkt zu haben ſcheint, die in denſelben liegt.<lb/> Mark-Twain ſchrieb nämlich erſt auf Engliſch, dann<lb/> in unbeholſener deutſcher Ueberſetzung folgende Worte<lb/> aufs Papier:</p><lb/> <cb/> <p>„<hi rendition="#g">Wir haben nichts,</hi> die <hi rendition="#g">ſo werthvoll<lb/> iſt wie die Wahrheit.</hi> <hi rendition="#b">Alſo laßt uns ſie nicht<lb/> verſchwenden</hi>!</p><lb/> <p>Zuerſt hatte er geſchrieben: Alſo laßt uns <hi rendition="#g">davon<lb/> ſparen.</hi> Dieſe beiden letzten Worte ſtrich aber Mark<lb/> Twain durch und erſetzte ſie durch obige.</p><lb/> <p>Mark Twain hat offenbar mit obigen Worten<lb/> gleichſam das <hi rendition="#g">„Motto“</hi> der geſammten <hi rendition="#g">jüdiſchen<lb/> Journaliſtik</hi> ausgegeben: <hi rendition="#g">„Laßt uns die<lb/> Wahrheit nicht verſchwenden, laßt<lb/> uns da von ſparen!“</hi> Beſſer kann man in der<lb/> That die jüdiſche Lügenpreſſe nicht charakteriſiren. Und<lb/> das mußte der köſtliche jüdiſche Humoriſt thun!!</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kleine Chronik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der falſche Kronprinz.</hi> </head> <p>In <hi rendition="#g">Tunis</hi> iſt ein<lb/> hübſches <hi rendition="#aq">Quiproquo</hi> paſſirt. Bekanntlich iſt der Erbe<lb/> des italieniſchen Königsthrons, der Prinz von Neapel,<lb/> ein leidenſchaftlicher Yachtfreund, und auch in dieſem<lb/> Jahre hat er Kreuzerfahrten im mittelländiſchen Meere<lb/> unternommen, die ihn auch an die afrikaniſche und<lb/> ſpaniſche Küſte führten. Vor vierzehn Tagen verbreitete<lb/> ſich plötzlich unter den 50.000 Italienern, die in Tunis<lb/> leben, das Gerücht, daß der Prinz im Hafen ange-<lb/> kommen ſei. So unwahrſcheinlich auch die Nachricht<lb/> war, weil ſich ein Prinz des Hauſes Savoyen hüten<lb/> wird, in ein Land zu kommen, das ſo viel Streit<lb/> zwiſchen Italien und Frankreich verurſacht hat, ſo<lb/> wurde es doch geglaubt, zumal thatſächlich eine ſchöne<lb/> Yacht, welche die italieniſche Flagge zeigte, im Hafen<lb/> lag, die im Hafenregiſter als „Oretta“, Eigenthümer<lb/> Herzog von Eb<supplied>o</supplied>li, eingetragen war. Natürlich glaubte<lb/> die ganze italieniſche Colonie, unter dieſem Herzog ver-<lb/> berge ſich der Kronprinz von Italien. Als der<lb/> Herzog landete, erkannten auch alle Italiener<lb/> ſofort in ihm den Prinzen von Neapel. Ein<lb/> Begleiter des vermeintlichen Prinzen, den die Menge<lb/> ſofort als den Prinzen Danilo von Montenegro<lb/> bezeichnete, machte den Herzog auf die große Zahl<lb/> von Bewunderern aufmerkſam, die ihnen folgte, worauf<lb/> dieſer ſich in einen Papierladen flüchtete. Aber die<lb/> loyalſten und keckſten unter den Italienern entdeckten<lb/> plötzlich, daß auch ſie Mangel an Schreibutenſilien<lb/> empfanden, und folgten ihm. Darauf beſchloß der alſo<lb/> Geehrte, zu ſeiner Yacht zurückzukehren, aber es war<lb/> unmöglich, die unterdeſſen zu Tauſenden angewachſenen<lb/> Menſchenmaſſen zu durchdringen. Endlich brach ein ſehr<lb/> loyaler Bürger das laſtende Schweigen und rief „Hoch<lb/> unſer Prinz! Hoch das Haus Savoyen.“ Die Menge<lb/> ſtimmte ein. Der Geſeierte rief aber: „Ich bin nicht<lb/> der Prinz. Obſchon ich erfreut bin, daß Sie ſo an-<lb/> hänglich an die Dynaſtie ſind, bitte ich Sie, Ihre<lb/> Evvivas an die richtige Adreſſe zu bringen!“ Die<lb/> Menge aber ließ ſich nicht beruhigen und ein junger<lb/> Mann trat vor und ſagte mit bewegter Stimme:<lb/> „Hoheit, und geliebter Prinz, ich kenne Sie wieder.<lb/> Noch vor wenigen Monaten habe ich vor dem Palazzo<lb/> Pitti in Florenz als Berſagliere Honneur vor Ihnen<lb/> gemacht.“ Statt aller Antwort ſprang der Herzog mit<lb/> ſeinem Gefolge in einen vorübergehenden Pferdebahn-<lb/> wagen, der aber ſofort von Neugaierigen gefüllt wurde.<lb/> Erſt, als der Herzog ſeine Yacht erreicht hatte, und<lb/> abdampfte, hörten die begeiſterten Empfangsfreuden<lb/> auf. Die italieniſche Preſſe in Tunis iſt aber heute<lb/> noch überzeugt, daß der wirkliche Kronprinz Italiens in<lb/> Tunis war.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichtsſaale.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geſundheitsſchädliches Sodawaſſer.</hi> </head> <p>Wer in<lb/> Wien kennt nicht die rothen Wägelchen, in welchen<lb/> während der Sommerszeit für wenige Kreuzer<lb/> „Himbeer-Kracherln“ feilgeboten werden. Am 19. Juli<lb/> wurde nun ein ſolcher „Sodawaſſermann“ beanſtandet,<lb/> weil ſeine Erfriſchungsgetränke als geſundheitsſchädlich<lb/> befunden wurden. Eine marktpolizeiliche Reviſion bei<lb/> den Fabrikanten dieſer „Kracherln“, <hi rendition="#g">Pröller</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Petz,</hi> ergab, daß eine Anzahl Himbeer-<lb/> Syphons vor 19 <hi rendition="#g">Tagen</hi> eingefüllt worden waren.<lb/> Die Marktcommiſſäre waren gleichzeitig auch Zeugen,<lb/> wie gerade einige Bedienſtete ſich weigerten, mit dem<lb/> verdorbenen Sodawaſſer auszufahren, weil es auf der<lb/> Straße mit den Conſumenten zu argen Skandalen<lb/> komme. Der Chef der genannten Firma, Theodor<lb/><hi rendition="#g">Petz,</hi> wurde <hi rendition="#aq">in contumaciam</hi> zu 100 fl. Geldſtrafe<lb/> verurtheilt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Theater, Kunſt und Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Deutſches Volkstheater.</hi> </head> <p>Vorgeſtern gab<lb/> man wieder ein ſogenanntes Volksſtück aus der Fabrik<lb/> des Herrn <hi rendition="#g">L’Arronge,</hi> das, obwohl es vom Pub-<lb/> blicum nicht gerade unfreundlich aufgenommen wurde,<lb/> dennoch nicht ſo recht die charakteriſtiſchen Züge des<lb/> Volksſtückes zeigt. Es weht eben ein ſchwacher Zug vom<lb/> Wieneriſchen darin, ein paar Andeutungen vom ſchönen<lb/> Donauſtrom u. ſ. w., und das genügt dem empfäng-<lb/> lichen Publicum für das erſte Mal vollauf. Ob das<lb/> Stück ſich länger halten wird, möchten wir nicht ſo be-<lb/> ſtimmt behaupten. Die Handlung iſt, kurz zuſammen-<lb/> gefaßt, die folgende: Ein beſchränkter Schneidermeiſter<lb/> iſt beſtändig damit beſchäftigt, die Träume ſeiner Fa-<lb/> milienglieder zu deuten. Einſt träumt ſeiner Stieftochter<lb/> Anna, ſie werde eine glänzende Zukunft<lb/> an der Seite eines liebenden Mannes finden.<lb/> Der liebende Mann ſtellt ſich auch ein in der Perſon<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
233 Reichspoſt Wien, Dienſtag 12. October 1897
Fälſchungen der „Politik“.
Die Prager „Politik“ fällt mit der ganzen Wucht
ihres Zornes über die „Reichspoſt“ und ihren Heraus-
geber wegen des Artikels „Reinecke Fuchs als Rath-
geber“ her, in welchem wir eine in dieſem Blatte
unter „Tageschronik“ unter dem Titel „Das
Ghetto des Schulvereines“ erſchienene lange Stilübung
behandelten, die ganz dem Geiſte und der jüdiſchen
Manier dieſes nationalen Hetzorgans entſprach. Wir
werden dabei in üblicher decorativer Ausſchmückung
der Fälſchung geziehen, weil wir thatſächlich
überſehen hatten, daß die „Politik“, welche ganze
Spalten und Seiten aus anderen Blättern mittelſt
Scheerenthätigkeit zu übernehmen pflegt, hier nicht
Originalarbeit geliefert, ſondern einen langen
Paſſus der jüdiſchen „Wiener Allg. Zeitung“
citirt und für ihre Zwecke verwerthet hatte. Das
conſtatiren wir. Im Uebrigen behält das in unſerem
Artikel Geſagte die vollſte Berechtigung.
Die gemeinen perſönlichen Anwürfe der „Politik“, echt
jüdiſche Waare, würdigen wir keines Wortes.
Gerade die „Politik“ iſt es aber, die in dieſem
Falle in unerhörter Art gethan, was ſie Anderen zu-
muther; denn ſie hat in Sachen des Schulvereins-
beſchluſſes eine verblüffende Fälſchung
ſeines Inhaltes ſich erlaubt, um daraus für
ihre Zwecke Hetzmaterial zu gewinnen. Das
beweiſt ihr Leitartikel vom 5. d. M.: „Das
Ghetto des Schulvereins“, der früher bei uns ganz
unbeachtet geblieben war, und den wir jetztdafür als
Beweis citiren.
Wir ſtehen wahrlich nicht im Verdachte, für den
liberalen „Deutſchen Schulverein“ einzutreten. Aber
ſeine Beſchlüſſe durch eine kühne Unterſchiebung behufs
nationaler Agitation und Anlockung der Judenſchaft
aufgelegt zu fälſchen und daraus fortgeſetzt
Capital zu ſchlagen: das bringt doch nur ein Blatt,
wie die „Politik“ fertig. Das wollen wir hier näher
beleuchten.
Wie die antiſemitiſch-deutſchnationale Richtung in
Turnverbänden gegenüber der Centralleitung früher
ſchon durchgeſetzt hat, daß neben der großen
Maſſe gemiſchter jüdiſch-chriſtlicher
Vereine auch einzelne „judenreine“ gebildet wer-
den dürfen, ebenſo iſt bei der letzten Hauptverſammlung
des gründlich verjudeten Schulvereines dieſes Zugeſtändniß
ſeitens der antiſemitiſch-deutſchnationalen Minorität ge-
fordert und ihr endlich gewährt worden, um deren
Austritt zu hintanzuhalten In dieſem Sinne lautete
ausdrücklich der vermittelnde Vorſchlag des Aus-
ſchuſſes durch Dr. Groß, worin die Berichte aller
Wiener liberalen Blätter vom 4. d. übereinſtimmen.
Und wie verdreht und fälſcht nun die
„Politik“ dieſen Beſchluß? Sie behauptet, daß die
Juden durch denſelben aus dem „eigentlichen Vereine“
fortan „ausgeſchloſſen“ ſeien, und daß ſie ſich nur noch
„unter einander“ in jüdiſchen „Ghetto’s des Schul-
vereines“ getrennt durch „räumliche Abſonderung“ con-
ſtituiren dürften, um ſo ihre „Judenſteuer“ nach
mittelalterlicher Art in die Schulvereinscaſſen zu
zahlen. Dabei vergießt die „Politik“ unter großem
Jammer viele Thränen über die ſo verfolgten
„deutſch-freundlichen(!) Iſraeliten“,
welche ſie offenbar gern an ihre nationale Bruſt drückte,
und um deren Zukunft ſie entſetzlich beſorgt iſt. Dieſes
charakteriſtiſche Fälſcherſtücklein des Politik-Leitartikels
in einer derart öffentlichen Sache vom 5. d. lautet
wörtlich:
„Die Juden ſind fortan aus dem eigentlichen
Vereine, in welchem ſich die deutſchnationale Elite be-
findet, ausgeſchloſſen. Sie dürfen ſich je-
doch „untereinander“ organiſiren und
in dieſer Separation zahlen, ſo viel ſie nur
wollen. Das iſt das einzige, was ihnen die Nationalen
verſtatten. Wie ingeniös doch der Einfall der Herren Weitlof
und Groß iſt! Sie führten dadurch nicht bloß die begehrte
„Zweitheilung“ durch, ſie moderniſirten zugleich auch eine
mittelalterliche Idee, indem ſie den alten Gedanken
der räumlichen Abſonderug der Juden
guf das moderne Vereinsweſen übertrugen und auf dieſe
Weiſe de facto ein Ghetto des Schulvereins
ſchufen, deſſen Mitglieder wieder eine „Judenſteuer“ zu
zahlen haben, wie in den düſteren Zeiten des Vormärz,
dieſes Mal in Form von Schulvereinsgulden, die von der
antiſemitiſchen Obrigkeit huldreich eingeſäckelt werden nach
dem alten löblichen Grundſatze »pecunia non olet«. Und die
„deutſchfreundlichen Iſraeliten“ werden
in aller Demuth auch dieſe Erniedrigung über ſich ergehen
laſſen und ſich willig im neuen Ghetto des Schulvereines
ſepariren laſſen und pünktlich das moderne
„Judenſchutzgeld“ an die Schulvereinscaſſa ent-
richten. Es iſt ja auch das nur eine Conſequenz der Eman-
cipationsbeſtrebungen, welche bereits zur „Entjudung“
der deutſchen Studentenverbindungen, Turn- und Geſangs-
vereine führten und in der Veranſtaltung von „judenfreien“
Parlamentskonventikeln, Wählerverſammlungen und Volks-
tagen ihren markanten gehäſſigen Ausdruck fanden. Die
„deutſchfreundlichen Iſraeliten“ ſollen
politiſch entmannt und geſellſchaftlich iſolirt, d. h. alſo,
es ſoll für ſie wieder ein „moderniſirtes“ Ghetto
aufgerichtet werden. Das Traurigſte oder vielleicht
auch das Luſtigſte bei der Sache iſt der Umſtand, daß es die
Liberalen ſind, welche die Schlüſſel für die Ghettothore
ſchweißen und den Mörtel zu den Ghettomauern bereit-
ſtellen. Was bleibt da den „deutſchfreund-
lichen“ Iſraeliten anderes übrig, als ſich
wieder ins Ghetto ſperren zu laſſen? Sie werden die
neue Erniedrigung vielleicht gar nicht empfinden, ſich in
die neue Demüthigung vielleicht wie in etwas Unabwend-
bares finden, und vor Allem mit ſtumpfem Sklavenſinn auch
bereitwillig die neue „Judenſteuer“ zahlen. Hier
aber erſchließt ſich für uns(!) die Nutzanwendung. Die
Antiſemiten werden ſich’s häuslich in den „judenfreien“
Ortsgruppen einrichten und die „deutſchfreund-
lichen Iſraeliten“ werden ſich auf ihr
Schulvereinsghetto zurückziehen. Das aber
bedeutet ſchon an ſich eine Vermehrung der Ortsgruppen,
eine Steigerung der Mitgliederzahl und damit auch eine
Erhöhung der Einnahmen und jedenfalls eine Ausweitung
der Propaganda. Das aber ſind Momente, mit denen
wir Böhmen ernſtlich rechnen müſſen,
weil ſie ſich in ihren Wirkungen in erſter Linie gegen
uns und unſer nationales Gut richten
werden.“
Das iſt Original-Leiſtung der „Politik“.
In ſolcher Art fälſcht ſie ins gerade Gegen-
theil den Schulvereinsbeſchluß der lediglich ver-
einzelte „judenreine“, alſo chriſtlich-
ariſche Ortsgruppen neben der Uebermaſſe ge-
miſchter chriſtlicher-jüdiſcher Ortsgruppen
zuläßt, dagegen von einer Verbannung der Iſraeliten in
rein-jüdiſch Gruppen („Ghetto’s“) auch keine
Silbe enthält. Die „Politik“ gilt in der deuſchen
Preſſe Böhmens längſt als das „verlogenſte und
perfideſte Blatt“.
In ihrem Anwurfe gegen die „Reichspoſt“
fälſcht die „Politik“ weiter auch unſere Behaup-
tung, daß bei ihr der „jüdiſche Geiſt und
Iſraels Intereſſe“, die bekanntlich inter-
national ſind, alle anderen Erwägungen überwiege,
friſchweg dahin, daß ſie (die „Politik“) nach unſerer Auffaſſung
„jüdiſch-deutſchen Intereſſen“ dienſtbar ſei. Nein,
deutſchen Intereſſen iſt die „Politik“ grundſätzlich
Feind. Dagegen fühlt ſie wärmſtens für das inter-
nationale Judenthum, ſchlägt deshalb bei
jeder Gelegenheit gegen den Antiſemitismus
los, und ſtreckt täglich einige Male ihre Arme nach allen
Söhnen Iſraels aus, um deren möglichſt viele nach dem
Vorbilde der bekannten „Fünfzig-Kreuzer-
Magyaren“ als Mitſtreiter für czechiſch-nationale
Intereſſen zu gewinnen. Die antiſemitiſche deutſche
Partei wünſcht der „Politik“ für Letzteres gute Erfolge.
„Betteljuden“-Partei.
Wir ſind einem jüdiſchen Montagsblatte Dank
ſchuldig für dieſe neue treffende Bezeichnung der Juden,
die jetzt wieder einmal mit typiſcher Frechheit und
ekelhafter Aufdringlichkeit ſich in den Mantel des
Deutſchthums hüllen, ſich als die echten „Deutſchen“,
ja beinahe als die „alleinigen“ Deutſchen ausgeben und
ſich der Coalition der Deutſchliberalen und Schönerianer
à tout prix aufdrängen. Das genannte Blatt hat dies
unverſchämte Treiben mit rühmenswerther Offenheit
gekennzeichnet und wir halten es für unſere Pflicht,
dieſe Charakteriſtik in weitere Kreiſe der Oeffentlichkeit
zu tragen. Hofrath Kareis, der Vertreter der
Wiener Leopoldſtadt im Abgeordnetenhauſe, hat, ſo
führt das Blatt aus, für die Juden die
Schätzung ihrer Mitmenſchen in
Anſpruch genommen. Will er dies, ſo
muß er auch „von den Juden ein ent-
ſprechendes Betragen verlangen.“
„Dieſelben Juden aber,“ ſchreibt das Blatt wörtlich
weiter, „welche trotz der bekannten Vorgänge im
Deutſchen Schulverein geradezu in widerlicher Weiſe
ihr Geld und ihre Dienſte dem Deutſchen Volke auf-
drängen und damit den Argwohn wachrufen, daß ſie
trotz allem auf ein gutes Geſchäft ſpeculieren, weil ja
ſonſt ihr Betragen ganz unerklärlich wäre, dieſe Bettel-
juden können keine Schätzung ihrer Mitmenſchen
verlangen, noch ſie erlangen. Das Blatt citirt dann zu-
ſtimmend das Wort des Abg. Dr. Scheicher:
Wenn die Juden nicht begehrten, als Deutſche oder
Slaven angeſehen zu werden, ſondern eine jüdiſche
Nation bleiben wollten, ſo würde es viel friedlicher ab-
gehen.“ Aber gerade dieſes treffende Wort Dr. Scheicher’s
hat die Mehrzahl der Judenblätter — wie das jüdiſche
Montagsblatt conſtatirt — ihren Leſern unterſchlagen,
„ſie wiſſen warum“. Es charakteriſirt, nach demſelben
Judenblatte, auch die Betteljudenpartei, daß ſie von
einem chriſtlichen Abgeordneten die Interpellation haben
einbringen laſſen über die Thatſache, daß „unreiſe“
Judenjungen an den Gymnaſien ſich für conſeſſionslos
erklären ließen, nur um von jedem Religionsunterricht
befreit zu ſein, und daß jüdiſche Univerſitätsprofeſſoren
und Advocaten vielfach bloß aus Laune und um
geſchäftlicher Vortheile willen ihre Confeſſion wechſeln.
Wir glauben nicht, daß die führenden und in Wien
tonangebenden Juden dieſe Charakteriſtik aus competenter
Feder ſich zu Herzen gehen laſſen werden. Unſere
Hauptjuden bleiben — Betteljuden und ſie
bilden nach wie vor die „daitſche Betteljuden-
partei.“
Das erſte deutſch geſchriebene Wort
Mark Twain’s.
Das „N. Wr. Journal“ iſt in der glücklichen
Lage, ein Interview ſeines Mitarbeiters A. D. G.
(„Alles dreiſt gelogen?“) mit dem amerikaniſchen Humo-
riſten Mark Twain, der jetzt in Wien weilt, veröffent-
lichen und auch die erſten deutſchen
Worte(?), die derſelbe geſchrieben, in der Handſchrift-
Nachbildung mitzutheilen. Die Worte des Humoriſten
ſind in der That bemerkenswerth; der Humor bei der
Sache iſt nur der, daß Herr A. D. G. die Satire
nicht gemerkt zu haben ſcheint, die in denſelben liegt.
Mark-Twain ſchrieb nämlich erſt auf Engliſch, dann
in unbeholſener deutſcher Ueberſetzung folgende Worte
aufs Papier:
„Wir haben nichts, die ſo werthvoll
iſt wie die Wahrheit. Alſo laßt uns ſie nicht
verſchwenden!
Zuerſt hatte er geſchrieben: Alſo laßt uns davon
ſparen. Dieſe beiden letzten Worte ſtrich aber Mark
Twain durch und erſetzte ſie durch obige.
Mark Twain hat offenbar mit obigen Worten
gleichſam das „Motto“ der geſammten jüdiſchen
Journaliſtik ausgegeben: „Laßt uns die
Wahrheit nicht verſchwenden, laßt
uns da von ſparen!“ Beſſer kann man in der
That die jüdiſche Lügenpreſſe nicht charakteriſiren. Und
das mußte der köſtliche jüdiſche Humoriſt thun!!
Kleine Chronik.
* Der falſche Kronprinz. In Tunis iſt ein
hübſches Quiproquo paſſirt. Bekanntlich iſt der Erbe
des italieniſchen Königsthrons, der Prinz von Neapel,
ein leidenſchaftlicher Yachtfreund, und auch in dieſem
Jahre hat er Kreuzerfahrten im mittelländiſchen Meere
unternommen, die ihn auch an die afrikaniſche und
ſpaniſche Küſte führten. Vor vierzehn Tagen verbreitete
ſich plötzlich unter den 50.000 Italienern, die in Tunis
leben, das Gerücht, daß der Prinz im Hafen ange-
kommen ſei. So unwahrſcheinlich auch die Nachricht
war, weil ſich ein Prinz des Hauſes Savoyen hüten
wird, in ein Land zu kommen, das ſo viel Streit
zwiſchen Italien und Frankreich verurſacht hat, ſo
wurde es doch geglaubt, zumal thatſächlich eine ſchöne
Yacht, welche die italieniſche Flagge zeigte, im Hafen
lag, die im Hafenregiſter als „Oretta“, Eigenthümer
Herzog von Eboli, eingetragen war. Natürlich glaubte
die ganze italieniſche Colonie, unter dieſem Herzog ver-
berge ſich der Kronprinz von Italien. Als der
Herzog landete, erkannten auch alle Italiener
ſofort in ihm den Prinzen von Neapel. Ein
Begleiter des vermeintlichen Prinzen, den die Menge
ſofort als den Prinzen Danilo von Montenegro
bezeichnete, machte den Herzog auf die große Zahl
von Bewunderern aufmerkſam, die ihnen folgte, worauf
dieſer ſich in einen Papierladen flüchtete. Aber die
loyalſten und keckſten unter den Italienern entdeckten
plötzlich, daß auch ſie Mangel an Schreibutenſilien
empfanden, und folgten ihm. Darauf beſchloß der alſo
Geehrte, zu ſeiner Yacht zurückzukehren, aber es war
unmöglich, die unterdeſſen zu Tauſenden angewachſenen
Menſchenmaſſen zu durchdringen. Endlich brach ein ſehr
loyaler Bürger das laſtende Schweigen und rief „Hoch
unſer Prinz! Hoch das Haus Savoyen.“ Die Menge
ſtimmte ein. Der Geſeierte rief aber: „Ich bin nicht
der Prinz. Obſchon ich erfreut bin, daß Sie ſo an-
hänglich an die Dynaſtie ſind, bitte ich Sie, Ihre
Evvivas an die richtige Adreſſe zu bringen!“ Die
Menge aber ließ ſich nicht beruhigen und ein junger
Mann trat vor und ſagte mit bewegter Stimme:
„Hoheit, und geliebter Prinz, ich kenne Sie wieder.
Noch vor wenigen Monaten habe ich vor dem Palazzo
Pitti in Florenz als Berſagliere Honneur vor Ihnen
gemacht.“ Statt aller Antwort ſprang der Herzog mit
ſeinem Gefolge in einen vorübergehenden Pferdebahn-
wagen, der aber ſofort von Neugaierigen gefüllt wurde.
Erſt, als der Herzog ſeine Yacht erreicht hatte, und
abdampfte, hörten die begeiſterten Empfangsfreuden
auf. Die italieniſche Preſſe in Tunis iſt aber heute
noch überzeugt, daß der wirkliche Kronprinz Italiens in
Tunis war.
Aus dem Gerichtsſaale.
Geſundheitsſchädliches Sodawaſſer. Wer in
Wien kennt nicht die rothen Wägelchen, in welchen
während der Sommerszeit für wenige Kreuzer
„Himbeer-Kracherln“ feilgeboten werden. Am 19. Juli
wurde nun ein ſolcher „Sodawaſſermann“ beanſtandet,
weil ſeine Erfriſchungsgetränke als geſundheitsſchädlich
befunden wurden. Eine marktpolizeiliche Reviſion bei
den Fabrikanten dieſer „Kracherln“, Pröller
und Petz, ergab, daß eine Anzahl Himbeer-
Syphons vor 19 Tagen eingefüllt worden waren.
Die Marktcommiſſäre waren gleichzeitig auch Zeugen,
wie gerade einige Bedienſtete ſich weigerten, mit dem
verdorbenen Sodawaſſer auszufahren, weil es auf der
Straße mit den Conſumenten zu argen Skandalen
komme. Der Chef der genannten Firma, Theodor
Petz, wurde in contumaciam zu 100 fl. Geldſtrafe
verurtheilt.
Theater, Kunſt und Muſik.
— Deutſches Volkstheater. Vorgeſtern gab
man wieder ein ſogenanntes Volksſtück aus der Fabrik
des Herrn L’Arronge, das, obwohl es vom Pub-
blicum nicht gerade unfreundlich aufgenommen wurde,
dennoch nicht ſo recht die charakteriſtiſchen Züge des
Volksſtückes zeigt. Es weht eben ein ſchwacher Zug vom
Wieneriſchen darin, ein paar Andeutungen vom ſchönen
Donauſtrom u. ſ. w., und das genügt dem empfäng-
lichen Publicum für das erſte Mal vollauf. Ob das
Stück ſich länger halten wird, möchten wir nicht ſo be-
ſtimmt behaupten. Die Handlung iſt, kurz zuſammen-
gefaßt, die folgende: Ein beſchränkter Schneidermeiſter
iſt beſtändig damit beſchäftigt, die Träume ſeiner Fa-
milienglieder zu deuten. Einſt träumt ſeiner Stieftochter
Anna, ſie werde eine glänzende Zukunft
an der Seite eines liebenden Mannes finden.
Der liebende Mann ſtellt ſich auch ein in der Perſon
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