Reichspost. Nr. 273, Wien, 11.11.1907.Wien, Montag Reichspost. 11. November 1907 273 [Spaltenumbruch] Eine den Ministerkreisen nahe stehende "Vor allem muß das Verhältnis der Regierung "Ebenso bleibt die Möglichkeit einer Regierungs- Die linken Parteien können, wie alle anderen Der nahe Termin zur Einberufung der dritten Die Zusammenkunft der Kadetten soll von über Tagesbericht. Wien, 11. November. * Kalender für Montag den 11. November. Katholiken: Martin B. -- Griechen (29. Oktober) * Auszeichnungen und Ernennungen. Der Kaiser hat * Vom Hofe. Herr Erzherzog Franz Sal- * Audienzen in Schönbrunn. Der Kaiser hat * Tod des Generalinspektors der Tabakregie. Auf tragische Weise ist gestern abends der Generalin- * Die Festversammlungen des Katholischen Schulvereines. Am 15. hält der Katholische Schul- * Dr. Lueger, der Führer der Deutschen Oesterreichs. Aus Krakau wird uns unterm 10. d. * Zum Schottenjubiläum. Das Amtsblatt meldet Piusverein. Die Ortsgruppe Hernals des Pius- * Eine Vereinsgründung mit Tumulten. Im * Der "Verkehrsbund" hielt am Abend des 9. d. * Ende eines Revolverblattes. In Czernowitz * Männerwallfahrt nach Klosterneuburg. Gestern zogen etwa 1500 Wiener Männer unter Führung * Erzbischof Teodorowicz in der Leogesell- schaft. Am Mittwoch, den 13. November wird in der * Zum Prozeß gegen Mörder des Grafen Ko- marowski. Man meldet aus Venedig vom 10. d.: * Todesfälle. Wie aus Nervi an der Riviera ge- * Der Einbrecher im Gasthaus. Am 8. d. M. * Ein Festtag der christlichsozialen Arbeiter. Gestern Sonntag vormittags wurde in der Göllnergasse * Stürme auf der Insel Elba. Man schreibt aus * Der Bergarbeiterstreik in Schlesien. Man Wien, Montag Reichspoſt. 11. November 1907 273 [Spaltenumbruch] Eine den Miniſterkreiſen nahe ſtehende „Vor allem muß das Verhältnis der Regierung „Ebenſo bleibt die Möglichkeit einer Regierungs- Die linken Parteien können, wie alle anderen Der nahe Termin zur Einberufung der dritten Die Zuſammenkunft der Kadetten ſoll von über Tagesbericht. Wien, 11. November. * Kalender für Montag den 11. November. Katholiken: Martin B. — Griechen (29. Oktober) * Auszeichnungen und Ernennungen. Der Kaiſer hat * Vom Hofe. Herr Erzherzog Franz Sal- * Audienzen in Schönbrunn. Der Kaiſer hat * Tod des Generalinſpektors der Tabakregie. Auf tragiſche Weiſe iſt geſtern abends der Generalin- * Die Feſtverſammlungen des Katholiſchen Schulvereines. Am 15. hält der Katholiſche Schul- * Dr. Lueger, der Führer der Deutſchen Oeſterreichs. Aus Krakau wird uns unterm 10. d. * Zum Schottenjubiläum. Das Amtsblatt meldet Piusverein. Die Ortsgruppe Hernals des Pius- * Eine Vereinsgründung mit Tumulten. Im * Der „Verkehrsbund“ hielt am Abend des 9. d. * Ende eines Revolverblattes. In Czernowitz * Männerwallfahrt nach Kloſterneuburg. Geſtern zogen etwa 1500 Wiener Männer unter Führung * Erzbiſchof Teodorowicz in der Leogeſell- ſchaft. Am Mittwoch, den 13. November wird in der * Zum Prozeß gegen Mörder des Grafen Ko- marowski. Man meldet aus Venedig vom 10. d.: * Todesfälle. Wie aus Nervi an der Riviera ge- * Der Einbrecher im Gaſthaus. Am 8. d. M. * Ein Feſttag der chriſtlichſozialen Arbeiter. Geſtern Sonntag vormittags wurde in der Göllnergaſſe * Stürme auf der Inſel Elba. Man ſchreibt aus * Der Bergarbeiterſtreik in Schleſien. Man <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien, Montag <hi rendition="#g">Reichspoſt.</hi> 11. November 1907 273</hi> </fw><lb/> <cb/> <p>Eine den <hi rendition="#g">Miniſterkreiſen nahe ſtehende<lb/> Perſönlichkeit</hi> teilte mir folgendes betreffs der<lb/><hi rendition="#g">Stellung der Regierung zur Duma</hi> mit:</p><lb/> <p>„Vor allem muß das Verhältnis der Regierung<lb/> zur Duma von ihrem Verhältnis zu den einzelnen in<lb/> derſelben vertretenen Parteien wohl unterſchieden<lb/> werden. Die Wahlen haben die von der Regierung<lb/> begehrte Mehrheit, wie es den Anſchein<lb/> haben könnte, nicht zuſtande gebracht. Dieſe<lb/> große Maſſe <hi rendition="#g">gibt noch keine Garantie</hi> für<lb/> die Annahme einer ſtarken homogenen Regierungs-<lb/> partei. Das Kabinett kann ſich auf die <hi rendition="#g">Kadetten</hi><lb/> nicht ſtützen, ſchon deshalb nicht, weil dieſe Partei<lb/> nur zu oft zahlreichen äußerlichen Wandlungen unter-<lb/> liegt. Die wandelbare Taktik dieſer Partei ſchließt<lb/> dieſe Annahme aus, obwohl die Regierung auf tat-<lb/> kräftiges Mitwirken ſeitens der Kadetten zur Be-<lb/> ſchleunigung des gegenſeitigen Verſtändniſſes rechnet.<lb/> Jedoch wird die Regierung nicht zuerſt dieſen Weg<lb/> betreten.“</p><lb/> <p>„Ebenſo bleibt die Möglichkeit einer Regierungs-<lb/> partei <hi rendition="#g">der Oktobriſten</hi> bis auf weiteres aus-<lb/> geſchloſſen, weil ihr Programm mehr nach links, als<lb/> nach der Regierungsſeite ſteht und viele gemeinſame<lb/> Punkte mit den Grundſätzen der Kadetten aufweiſt.“</p><lb/> <p>Die linken Parteien können, wie alle anderen<lb/> Volksvertreter, auf denſelben Empfang rechnen, was<lb/> jedoch kein Zugeſtändnis zugunſten der Freiheitsbe-<lb/> wegung bedeuten ſoll. — Unter der unbeſtimmbaren<lb/> Maſſe der Deputierten befindet ſich eine bedeutende<lb/> Gruppe, die zwiſchen Oktrobiſten und der extremen<lb/> Rechten ſteht, die ‚Monarchiſten,‘ ‚Konſervative,‘<lb/> ‚Rechte‘ heißen. <hi rendition="#g">Dieſe ſcheinen</hi> die <hi rendition="#g">geſuchte<lb/> Gruppe</hi> zu <hi rendition="#g">ſein,</hi> auf welche ſich die Regierung<lb/> ſtützen zu können meint.“</p><lb/> <p>Der nahe Termin zur Einberufung der dritten<lb/> Duma zwingt die verſchiedenen Parteien, ihren Stand-<lb/> punkt zur Regierung und den verſchiedenen Parteien<lb/> und Gruppen zu klären. Zu dieſem Zwecke werden<lb/> in den nächſten Tagen Zuſammenkünfte der Oktobriſten<lb/> und der Kadetten ſtattfinden, die erſte in <hi rendition="#g">Peters-<lb/> burg,</hi> die zweite aller Wahrſcheinlichkeit nach in<lb/><hi rendition="#g">Finnland.</hi> </p><lb/> <p>Die Zuſammenkunft der Kadetten ſoll von über<lb/> 300 Delegierten beſucht werden. Das Provinzial-<lb/> komitee von Petersburg entſendet allein 25 Delegierte.<lb/> Es wird beabſichtigt, die durch das neue Wahlgeſetz<lb/> geſchaffene Lage und die Stellung der Kadetten zu<lb/> den anderen Parteien zu beſprechen. Der „Verband<lb/> des ruſſiſchen Volkes“ iſt ſeinerſeits gewillt, in allen<lb/> Fragen, mit Ausnahme der jüdiſchen, zuſammen mit<lb/> den Oktobriſten zu ſtimmen. Der Verband beabſichtigt<lb/> ferner der ruſſiſchen Geiſtlichkeit für die paſſive<lb/> Stellung während der Wahlen ſeine Mißbilligung<lb/> auszuſprechen, weiters für die Einführung des<lb/> obligatoriſchen Unterrichts zu ſtimmen, wobei die<lb/> pädagogiſche Tätigkeit den Pfarrkirchen überwieſen<lb/> werden ſoll, jede Diskuſſion über Amneſtie ſoll im<lb/> Keime erſtickt werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Tagesbericht.</hi> </head><lb/> <dateline>Wien, 11. November.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Kalender für Montag den 11. November.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Katholiken:</hi> Martin B. — <hi rendition="#g">Griechen</hi> (29. Oktober)<lb/> Anaſtaſia. — Sonnenaufgang 7 Uhr 1 Minuten morgens.<lb/> — Sonnenuntergang 4 Uhr 27 Minuten abends. —<lb/> Mondesaufgang 12 Uhr 46 Minuten abends, — Mondes-<lb/> untergang 8 Uhr 39 Minuten abends.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Auszeichnungen und Ernennungen.</hi> </head> <p>Der Kaiſer hat<lb/> dem Landesgerichtspräſidenten in Graz Karl <hi rendition="#g">Somma-<lb/> vila</hi> anläßlich der Penſionierung das Ritterkreuz des<lb/> Leopold-Ordens, dem Vorſtande der techniſchen Abteilung<lb/> der Direktion für den Bau der Waſſerſtraßen, Hofrate<lb/> Johann <hi rendition="#g">Mraſick</hi> das Ritterkreuz des Leopold-Ordens mit<lb/> Nachſicht der Taxe, dann den Bauräten dieſer Direktion<lb/> Johann <hi rendition="#g">Pachnik</hi> und Otto Edlen <hi rendition="#g">Schneller</hi> von<lb/><hi rendition="#g">Morthal</hi> den Titel und Charakter eines Oberbaurates,<lb/> ferner den Bauräten dieſer Direktion Emil <hi rendition="#g">Zimmler</hi> und<lb/> Johann <hi rendition="#g">Czerwinski</hi> das Ritterkreuz des Franz Joſef-<lb/> Ordens, dem Landesgerichtsrate Eduard <hi rendition="#g">Rode</hi> in<lb/> Rovigno aus Anlaß der Verſetzung in den Ruheſtand das<lb/> Ritterkreuz des Franz Joſef-Ordens, dem Landesgerichtsrate<lb/> des Kreisgerichtes in Königgrätz Joſef <hi rendition="#g">Pospiſchil</hi> anläß-<lb/> lich der Verſetzung in den dauernden Ruheſtand das Ritter-<lb/> kreuz des Franz Joſef-Ordens verliehen. Ferner dem Hof-<lb/> rate Albin <hi rendition="#g">Feichtinger</hi> in Graz, dem Hofrate Doktor<lb/> Joſef <hi rendition="#g">Böhm</hi> von <hi rendition="#g">Bawerk</hi> in Wien und dem Landes-<lb/> gerichtsrate Napoleon <hi rendition="#g">Kümmerlin</hi> von Eichenan,<lb/> allen aus Anlaß ihrer Verſetzung in den Ruheſtand, den<lb/> beiden erſteren den Ausdruck der Anerkennung bekannt-<lb/> gegeben, dem letzteren den Titel eines Oberlandesgerichts-<lb/> rates verliehen, dem Vertreter des Pilſener bürgerlichen<lb/> Brauhauſes Joſef <hi rendition="#g">Staus</hi> in Prag den Titel eines kaiſer-<lb/> lichen Rates, den Bezirks-Inſpektoren der Sicherheitswache<lb/> in Wien Joſef <hi rendition="#g">Biſtrinetz,</hi> Guſtav <hi rendition="#g">Unterthurner</hi><lb/> und Franz Wenzel <hi rendition="#g">Krebs</hi> anläßlich der Verſetzung in<lb/> den dauernden Ruheſtand das Goldene Verdienſtkreuz mit<lb/> der Krone verlieben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Vom Hofe.</hi> </head> <p>Herr Erzherzog <hi rendition="#g">Franz Sal-<lb/> vator</hi> und Frau Erzherzogin <hi rendition="#g">Marie Valerie</hi><lb/><cb/> ſind heute mittags aus Wallſee in Penzing eingetroffen.<lb/> Herr Erzherzog Franz Salvatoa begleitete ſeine Gemahlin<lb/> nach Schönbrunn und fuhr dann in die Hofburg.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Audienzen in Schönbrunn.</hi> </head> <p>Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> hat<lb/> heute um ½12 Uhr vormittags den königl. ungariſchen<lb/> Miniſterpräſidenten Dr. <hi rendition="#g">Wekerle,</hi> der Samstag um<lb/> 9 Uhr 50 Minuten abends aus Ofen-Peſt hier einge-<lb/> troffen iſt, in beſonderer Audienz empfangen. Heute wird<lb/> der Kaiſer die <hi rendition="#g">neuernannten Miniſter</hi> in<lb/> Schönbrunn in beſonderer Audienz empfangen und in<lb/> Eid nehmen, weiters wird der Kaiſer Dienstag den<lb/> 12. d. M., vormittags um 11 Uhr, den abberufenen<lb/> kaiſ. deutſchen Botſchafter G. d. K. Grafen <hi rendition="#g">Wedel</hi> in<lb/> Abſchiedsaudienz empfangen und ſein Abberufungs-<lb/> ſchreiben entgegennehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Tod des Generalinſpektors der Tabakregie.</hi> </head><lb/> <p>Auf tragiſche Weiſe iſt geſtern abends der Generalin-<lb/> ſpektor der Tabakregie Hofrat Dr. Arthur <hi rendition="#g">Muſſil</hi> von<lb/> einem plötzlichen Tod ereilt worden. Hofrat Dr. Muſſil<lb/> hat während des dichten Nebels mit ſeinem Neffen Dr.<lb/> Waldemar <hi rendition="#g">Tiſcher</hi> einen Spaziergang unternommen.<lb/> Als er an die Ecke des Schwarzenbergplatzes und des<lb/> Heumarktes kam, wurde er plötzlich von heftigem Un-<lb/> wohlſein befallen. Er wankte, Dr. Tiſcher ſtützte ihn,<lb/> doch der Hofrat ſank ihm leblos in die Arme. Die<lb/> Rettungsgeſellſchaft wurde berufen. Der Inſpektionsarzt<lb/> ſtellte den durch Herzſchlag erfolgten Tod feſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die Feſtverſammlungen des Katholiſchen<lb/> Schulvereines.</hi> </head> <p>Am 15. hält der Katholiſche Schul-<lb/> verein im großen Muſikvereinsſaale (Dumbagaſſe 3) ſeine<lb/> zwei Feſtverſammlungen. Feſtredner ſind: Abgeordneter<lb/> Dr. v. <hi rendition="#g">Baechlé,</hi> Abg. Dr. <hi rendition="#g">Drexel,</hi> Landeshaupt-<lb/> mann <hi rendition="#g">Rhomberg,</hi> Präſident Dr. <hi rendition="#g">Schwarz,</hi> Prinz<lb/> Alois <hi rendition="#g">Liechtenſtein</hi> und Univerſitäts-Profeſſor Hofrat<lb/><hi rendition="#g">Hilgenrainer.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Dr. Lueger, der Führer der Deutſchen<lb/> Oeſterreichs.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Krakau</hi> wird uns unterm 10. d.<lb/> berichtet: Der hieſige <hi rendition="#g">„Glas Narodu“</hi> ſchildert in<lb/> einem Wiener Artikel die Vorgänge im Parlament, ins-<lb/> beſondere den Zuſammenſchluß der deutſchen Parteien im<lb/> Zwölferausſchuß und ſagt: „In dieſem Verband ſind<lb/> über 170 Abgeordnete vertreten. Die Hauptrolle fällt<lb/> naturgemäß der chriſtlichſozialen Partei zu und<lb/><hi rendition="#g">Dr. Lueger iſt nun tatſächlich der<lb/> Führer der Deutſchen in Oeſterreich.</hi><lb/> Unter großem Gezeter wird dies faſt ausnahmslos auch<lb/> im gegneriſchen Teile der Wiener Preſſe zugeſtanden.<lb/> Doch noch eines muß vermerkt werden. In der Mitte<lb/> der Deutſchnationalen und der deutſchagrariſchen Partei<lb/> befinden ſich noch <hi rendition="#g">Mitglieder, die nur des<lb/> gelegenen Zeitpunktes harren, um<lb/> offen zu der chriſtlich ſozialen Partei<lb/> überzutreten</hi> und da wird man wohl begreifen,<lb/> über welche numeriſche und moraliſche Kraft dieſe Partei<lb/> zu verfügen in der Lage iſt.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Zum Schottenjubiläum.</hi> </head> <p>Das Amtsblatt meldet<lb/> heute, daß der Kaiſer dem Direktor des Gymnaſiums der<lb/> Benediktiner zu den Schotten in Wien Anton <hi rendition="#g">Sauer</hi><lb/> den Titel eines Regierungsrates und dem Profeſſor an<lb/> dieſer Anſtalt Erneſt <hi rendition="#g">Spreitzenhofer</hi> den Titel<lb/> eines Schulrates verliehen hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Piusverein.</hi> </head> <p>Die Ortsgruppe Hernals des Pius-<lb/> vereines veranſtaltet heute den 11. November in<lb/> A. Hellingers Saal, 17. Bez., Hauptſtraße 26, eine<lb/> Wanderverſammlung. Redner: Obmannſtellvertreter Herr<lb/> Hans Bauer, Hochw. Herr Robert Metelka und Kanzlei-<lb/> leiter Herr Franz Heinzlmeyer. Beginn ½8 Uhr abends.<lb/> Am Schluſſe der Verſammlung heitere Vorträge durch<lb/> Herrn Rudolf Dworak.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Eine Vereinsgründung mit Tumulten.</hi> </head> <p>Im<lb/> Saale des Hotels „zur Poſt“ fand geſtern die konſtitu-<lb/> ierende Verſammlung des „Vereines der Privatbeamten<lb/> in Oeſterreich“ ſtatt, die einen ſehr bewegten Verlauf<lb/> nahm. Kurz nach der Wahl der Vereinsleitung kam es<lb/> zu einer derart tumultuariſchen Szene, daß der Vorſitzende<lb/> ſich veranlaßt ſah, die von mehreren hundert Perſonen<lb/> beſuchte Verſammlung vorzeitig zu ſchließen. Veranlaſſung<lb/> zu den Tumulten gab die Rede eines Herrn Richard<lb/> Weiß, der die Vereinsgründung für überflüſſig bezeichnete,<lb/> da der ſozialdemokratiſche Zentralverein der kaufmänniſchen<lb/> Angeſtellten Oeſterreichs ohnehin auch für die Intereſſen<lb/> der Privatbeamten eintrete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der „Verkehrsbund“</hi> </head> <p>hielt am Abend des 9. d.<lb/> in Matzingers Reſtauration, 6. Bezirk, eine Eiſenbahner-<lb/> verſammlung ab, in welcher Herr Adjunkt Eiſenbeißer<lb/> über „Koalition und Kartell“, Herr Rabg. Profeſſor<lb/> Schmid über die „Lohnregulierung bei der St.-E.-G.“,<lb/> Herr Sekretär Tſchulik über „Organiſation und Preſſe“<lb/> und Herr Zahlſtellenobmann Trötter über „Unfallver-<lb/> ſicherung“ wirkungsvolle Referate erſtatteten. Seit dem<lb/> letzten Lohnkampfe der Eiſenbahner mehren ſich die Bei-<lb/> tritte zum „Verkehrsbunde“ in erfreulicher Weiſe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ende eines Revolverblattes.</hi> </head> <p>In Czernowitz<lb/> iſt die „Neue freie Lehrerzeitung“ endlich eingegangen,<lb/> obwohl ſie ſchon lange mit Druckereiſchulden und an-<lb/> deren Beſchwerden zu kämpfen hatte. Das Blatt war<lb/> ein Revolverblatt ſchlimmſter Sorte und in der ganzen<lb/> Bukowina berüchtigt. Von Erziehungslehre, fachlichen<lb/> Aufſätzen war nie etwas zu finden, bloß politiſche Kampf-<lb/> artikel und eine verbiſſene Hetze gegen die „römiſchen<lb/> Pfaffen“. Schade, daß die Bukowinaer Lehrerſchaft für<lb/> dieſes Blättchen ſoviel geopfert hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Männerwallfahrt nach Kloſterneuburg.</hi> </head><lb/> <p>Geſtern zogen etwa 1500 Wiener Männer unter Führung<lb/><hi rendition="#aq">P.</hi> <hi rendition="#g">Abels</hi> nach Kloſterneuburg. Um drei Uhr<lb/><cb/> nachmittags fand dort der feierliche Einzug mit Muſik<lb/> ſtatt, worauf die Wiener vom Komitee namens der<lb/> Kloſterneuburger begrüßt wurden. In der Stiftskirche<lb/> hielt <hi rendition="#aq">P.</hi> Abel eine zündende Anſprache, worin er die<lb/> Bedeutung der chriſtlichen Preſſe betonte und bemerkte,<lb/> der Piusverein möge bald die Zentralorganiſation der<lb/> Katholiken Oeſterreichs werden. Hierauf führte Chorherr<lb/> Profeſſor <hi rendition="#g">Ludwig</hi> die Wallfahrer in den neuen<lb/> Stiftskellerſaal, wo <hi rendition="#aq">P.</hi> Abel in anregender Weiſe<lb/> Organiſationsfragen und den bevorſtehenden Katholiken-<lb/> tag beſprach.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Erzbiſchof Teodorowicz in der Leogeſell-<lb/> ſchaft.</hi> </head> <p>Am Mittwoch, den 13. November wird in der<lb/> philoſophiſch-theologiſchen Sektion der Leo-Geſellſchaft<lb/> (Bäckerſtraße 14, 1. Stock, 6 Uhr abends), Exzellenz<lb/> Dr. Joſef Teodorowicz, Erzbiſchof von Lemberg <hi rendition="#aq">rit. arm.</hi><lb/> über: <hi rendition="#g">„Die neueſte Enzyklika</hi> und der<lb/><hi rendition="#g">wiſſenſchaftliche Fortſchritt“</hi> ſprechen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Zum Prozeß gegen Mörder des Grafen Ko-<lb/> marowski.</hi> </head> <p>Man meldet aus <hi rendition="#g">Venedig</hi> vom 10. d.:<lb/> Im Prozeſſe gegen die Mörder des Grafen Komarowski<lb/> wurde geſtern das Verteidigerkollegium gebildet. Für den<lb/> die Attentäter Naumoff wurde Dr. Leopoldo Bizio, für<lb/> Dr, Prilokoff, Dr. Ceſare Luzzatti und für die Gräfin<lb/> Tarnowska Dr. Adriano Diena als Verteidiger beſtimmt.<lb/> Der verhafteten Zofe der Gräfin, Frl. Perier, werden die<lb/> Verteidiger Dr. Salvatore Jacchia und Dr. Alberto<lb/> Muſatti zur Seite ſtehen. Wie verlautet, wird ſich die<lb/> Mutter des erſchoſſenen Grafen Komarowski für deſſen<lb/> unmündige Erben als Privatbeteiligte dem Prozeſſe an-<lb/> ſchließen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Todesfälle.</hi> </head> <p>Wie aus Nervi an der Riviera ge-<lb/> meldet wird, iſt dort der Direktor der ungariſchen Staats-<lb/> bahnen, Béla <hi rendition="#g">Hendel,</hi> geſtorben — In Przemysl iſt<lb/> der bekannte und beliebte Schulmann Kanonikus Heinrich<lb/><hi rendition="#g">Biega</hi> geſtorben. Beinahe dreißig Jahre Religions-<lb/> lehrer an der höheren Mädchenanſtalt der Benediktinerinnen,<lb/> erzog er eine ganze Generation von Frauen und<lb/> Lehrerinnen. Wie hohe Verdienſte ſich der Verewigte zu<lb/> ſchaffen verſtand, bewies der wahrhaft impoſante Leichen-<lb/> zug, unter Führung des römiſch-katholiſchen Biſchofes des<lb/> geſamten lateiniſchen und griechiſch-katholiſchen Kapitels<lb/> und der Bürgerſchaft. — In <hi rendition="#g">Dornbirn</hi> wurde Frau<lb/> Katharina <hi rendition="#g">Drexel,</hi> Mutter des Herrn Reichsrats- und<lb/> Landtags-Abgeordneten Dr. Karl Drexel beſtattet. Herr<lb/> Dekan Rudigier führte unter Aſſiſtenz von 24 Prieſtern<lb/> den Kondukt. Eine große Menge Andächtiger und der<lb/> chriſtliche Arbeiterverein gaben der Dahingeſchiedenen das<lb/> letzte Geleite.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der Einbrecher im Gaſthaus.</hi> </head> <p>Am 8. d. M.<lb/> früh wurden die Kellner des Gaſtwirtes Franz Glanz<lb/> in der Wollzeile, die neben dem Gaſtzimmer in einem<lb/> Kabinett ſchliefen, durch ein Geräuſch geweckt. Sie<lb/> ſprangen auf, machten Licht und entdeckten, daß alle<lb/> Türen der Reſtaurationsräume offen und die Laden<lb/> eines Kaſtens hinausgezogen waren. Ein Dieb mußte<lb/> im Lokal ſein. Man durchſuchte jeden Winkel und ent-<lb/> deckte ſchließlich in der Holzkammer einen Mann, der ſich<lb/> dort verſteckt hatte. Der Mann wurde angehalten und<lb/> zum Stadtkommiſſariat gebracht, wo man ihn als den<lb/> am 24. v. M. aus der Zwangsarbeitsanſtalt Znaim<lb/> entſprungenen Hilfsarbeiter Johann Skala erkannte.<lb/> Skala, der einen Einbruchsdiebſtahl ausführen wollte,<lb/> wurde dem Landesgericht eingeliefert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein Feſttag der chriſtlichſozialen Arbeiter.</hi> </head><lb/> <p>Geſtern Sonntag vormittags wurde in der Göllnergaſſe<lb/> im <hi rendition="#aq">III.</hi> Bezirke das nach Plänen des Architekten Titus<lb/><hi rendition="#g">Neugebauer</hi> neuerbaute erſte <hi rendition="#g">katholiſche</hi><lb/> Arbeiterheim, das aus zwei in dieſer Straße gegenüber<lb/> befindlichen Häuſern beſteht, in feierlicher Weiſe ein-<lb/> geweiht. Mit dem Bau dieſes Arbeiterheims wurde erſt<lb/> im Frühjahre dieſes Jahres begonnen. Den feierlichen<lb/> Weiheakt vollzog Weihbiſchof Dr. Godfried <hi rendition="#g">Mar-<lb/> ſchall,</hi> der kurz vor 10 Uhr dort eintraf und vom<lb/> Vizepräſidenten des Komitees Kooperator Schmidt an der<lb/> Spitze der zur Feier ſich eingefundenen Geiſtlichkeit empfangen<lb/> wurde. Nach vorgenommenem kirchlichen Weiheakt ver-<lb/> ſammelten ſich die Feſtgäſte, darunter der Landmarrſchall<lb/> Prinz Alois Liechtenſtein, Bürgermeiſter Dr. Lueger,<lb/> Rabg. Prochazka, ferner mehrere Gemeinde- und Bezirks-<lb/> räte im Feſtſaal, der ſchön geſchmückt und mit einem<lb/> proviſoriſchen Altar verſehen war. Weihbiſchof Dr.<lb/> Marſchall hielt eine der Feier entſprechende Rede.<lb/> Profeſſor Leb ſprach über die Geſchichte und Entſtehung<lb/> des Arbeiterheims, worauf Bürgermeiſter Dr. Lueger mit<lb/> einigen Worten erwiderte. Kooperator Schmidt zelebrierte<lb/> dann am obbezeichneten Altar eine Meſſe, worauf mit<lb/> dem katholiſchen Lied der Arbeit die Feier geſchloſſen<lb/> wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Stürme auf der Inſel Elba.</hi> </head> <p>Man ſchreibt aus<lb/><hi rendition="#g">Porto Ferrajo</hi> vom 10. d.: Aus allen Gegenden<lb/> der Inſel Elba kommen Nachrichten über heftige Stürme,<lb/> welche auf dem Lande arge Verwüſtungen angerichtet und<lb/> ſtellenweiſe die Straßen ungangbar gemacht haben. Die<lb/> Gemeinden Marciano und Marciana Marina ſind über-<lb/> ſchwemmt worden, wobei, wie bisher feſtgeſtellt wurde,<lb/> ſechs Menſchen ums Leben kamen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der Bergarbeiterſtreik in Schleſien.</hi> </head> <p>Man<lb/> ſchreibt uns aus Troppau vom 10. d.: Der Streik im<lb/> Sileſia-Schachte in Dziedzitz iſt beigelegt. Der Ausſtand<lb/> im Eleonoren-Schachte in Dombrau wurde geſtern früh<lb/> auf den Bettina-Schacht ausgedehnt. Bei der Früh- und<lb/> bei der Nachmittagsſchicht iſt nur ein geringer Bruch-<lb/> teil der Arbeiter eingefahren. Die Beilegung des Streiks<lb/> wird bis Montag erhofft.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Wien, Montag Reichspoſt. 11. November 1907 273
Eine den Miniſterkreiſen nahe ſtehende
Perſönlichkeit teilte mir folgendes betreffs der
Stellung der Regierung zur Duma mit:
„Vor allem muß das Verhältnis der Regierung
zur Duma von ihrem Verhältnis zu den einzelnen in
derſelben vertretenen Parteien wohl unterſchieden
werden. Die Wahlen haben die von der Regierung
begehrte Mehrheit, wie es den Anſchein
haben könnte, nicht zuſtande gebracht. Dieſe
große Maſſe gibt noch keine Garantie für
die Annahme einer ſtarken homogenen Regierungs-
partei. Das Kabinett kann ſich auf die Kadetten
nicht ſtützen, ſchon deshalb nicht, weil dieſe Partei
nur zu oft zahlreichen äußerlichen Wandlungen unter-
liegt. Die wandelbare Taktik dieſer Partei ſchließt
dieſe Annahme aus, obwohl die Regierung auf tat-
kräftiges Mitwirken ſeitens der Kadetten zur Be-
ſchleunigung des gegenſeitigen Verſtändniſſes rechnet.
Jedoch wird die Regierung nicht zuerſt dieſen Weg
betreten.“
„Ebenſo bleibt die Möglichkeit einer Regierungs-
partei der Oktobriſten bis auf weiteres aus-
geſchloſſen, weil ihr Programm mehr nach links, als
nach der Regierungsſeite ſteht und viele gemeinſame
Punkte mit den Grundſätzen der Kadetten aufweiſt.“
Die linken Parteien können, wie alle anderen
Volksvertreter, auf denſelben Empfang rechnen, was
jedoch kein Zugeſtändnis zugunſten der Freiheitsbe-
wegung bedeuten ſoll. — Unter der unbeſtimmbaren
Maſſe der Deputierten befindet ſich eine bedeutende
Gruppe, die zwiſchen Oktrobiſten und der extremen
Rechten ſteht, die ‚Monarchiſten,‘ ‚Konſervative,‘
‚Rechte‘ heißen. Dieſe ſcheinen die geſuchte
Gruppe zu ſein, auf welche ſich die Regierung
ſtützen zu können meint.“
Der nahe Termin zur Einberufung der dritten
Duma zwingt die verſchiedenen Parteien, ihren Stand-
punkt zur Regierung und den verſchiedenen Parteien
und Gruppen zu klären. Zu dieſem Zwecke werden
in den nächſten Tagen Zuſammenkünfte der Oktobriſten
und der Kadetten ſtattfinden, die erſte in Peters-
burg, die zweite aller Wahrſcheinlichkeit nach in
Finnland.
Die Zuſammenkunft der Kadetten ſoll von über
300 Delegierten beſucht werden. Das Provinzial-
komitee von Petersburg entſendet allein 25 Delegierte.
Es wird beabſichtigt, die durch das neue Wahlgeſetz
geſchaffene Lage und die Stellung der Kadetten zu
den anderen Parteien zu beſprechen. Der „Verband
des ruſſiſchen Volkes“ iſt ſeinerſeits gewillt, in allen
Fragen, mit Ausnahme der jüdiſchen, zuſammen mit
den Oktobriſten zu ſtimmen. Der Verband beabſichtigt
ferner der ruſſiſchen Geiſtlichkeit für die paſſive
Stellung während der Wahlen ſeine Mißbilligung
auszuſprechen, weiters für die Einführung des
obligatoriſchen Unterrichts zu ſtimmen, wobei die
pädagogiſche Tätigkeit den Pfarrkirchen überwieſen
werden ſoll, jede Diskuſſion über Amneſtie ſoll im
Keime erſtickt werden.
Tagesbericht.
Wien, 11. November.
* Kalender für Montag den 11. November.
Katholiken: Martin B. — Griechen (29. Oktober)
Anaſtaſia. — Sonnenaufgang 7 Uhr 1 Minuten morgens.
— Sonnenuntergang 4 Uhr 27 Minuten abends. —
Mondesaufgang 12 Uhr 46 Minuten abends, — Mondes-
untergang 8 Uhr 39 Minuten abends.
* Auszeichnungen und Ernennungen. Der Kaiſer hat
dem Landesgerichtspräſidenten in Graz Karl Somma-
vila anläßlich der Penſionierung das Ritterkreuz des
Leopold-Ordens, dem Vorſtande der techniſchen Abteilung
der Direktion für den Bau der Waſſerſtraßen, Hofrate
Johann Mraſick das Ritterkreuz des Leopold-Ordens mit
Nachſicht der Taxe, dann den Bauräten dieſer Direktion
Johann Pachnik und Otto Edlen Schneller von
Morthal den Titel und Charakter eines Oberbaurates,
ferner den Bauräten dieſer Direktion Emil Zimmler und
Johann Czerwinski das Ritterkreuz des Franz Joſef-
Ordens, dem Landesgerichtsrate Eduard Rode in
Rovigno aus Anlaß der Verſetzung in den Ruheſtand das
Ritterkreuz des Franz Joſef-Ordens, dem Landesgerichtsrate
des Kreisgerichtes in Königgrätz Joſef Pospiſchil anläß-
lich der Verſetzung in den dauernden Ruheſtand das Ritter-
kreuz des Franz Joſef-Ordens verliehen. Ferner dem Hof-
rate Albin Feichtinger in Graz, dem Hofrate Doktor
Joſef Böhm von Bawerk in Wien und dem Landes-
gerichtsrate Napoleon Kümmerlin von Eichenan,
allen aus Anlaß ihrer Verſetzung in den Ruheſtand, den
beiden erſteren den Ausdruck der Anerkennung bekannt-
gegeben, dem letzteren den Titel eines Oberlandesgerichts-
rates verliehen, dem Vertreter des Pilſener bürgerlichen
Brauhauſes Joſef Staus in Prag den Titel eines kaiſer-
lichen Rates, den Bezirks-Inſpektoren der Sicherheitswache
in Wien Joſef Biſtrinetz, Guſtav Unterthurner
und Franz Wenzel Krebs anläßlich der Verſetzung in
den dauernden Ruheſtand das Goldene Verdienſtkreuz mit
der Krone verlieben.
* Vom Hofe. Herr Erzherzog Franz Sal-
vator und Frau Erzherzogin Marie Valerie
ſind heute mittags aus Wallſee in Penzing eingetroffen.
Herr Erzherzog Franz Salvatoa begleitete ſeine Gemahlin
nach Schönbrunn und fuhr dann in die Hofburg.
* Audienzen in Schönbrunn. Der Kaiſer hat
heute um ½12 Uhr vormittags den königl. ungariſchen
Miniſterpräſidenten Dr. Wekerle, der Samstag um
9 Uhr 50 Minuten abends aus Ofen-Peſt hier einge-
troffen iſt, in beſonderer Audienz empfangen. Heute wird
der Kaiſer die neuernannten Miniſter in
Schönbrunn in beſonderer Audienz empfangen und in
Eid nehmen, weiters wird der Kaiſer Dienstag den
12. d. M., vormittags um 11 Uhr, den abberufenen
kaiſ. deutſchen Botſchafter G. d. K. Grafen Wedel in
Abſchiedsaudienz empfangen und ſein Abberufungs-
ſchreiben entgegennehmen.
* Tod des Generalinſpektors der Tabakregie.
Auf tragiſche Weiſe iſt geſtern abends der Generalin-
ſpektor der Tabakregie Hofrat Dr. Arthur Muſſil von
einem plötzlichen Tod ereilt worden. Hofrat Dr. Muſſil
hat während des dichten Nebels mit ſeinem Neffen Dr.
Waldemar Tiſcher einen Spaziergang unternommen.
Als er an die Ecke des Schwarzenbergplatzes und des
Heumarktes kam, wurde er plötzlich von heftigem Un-
wohlſein befallen. Er wankte, Dr. Tiſcher ſtützte ihn,
doch der Hofrat ſank ihm leblos in die Arme. Die
Rettungsgeſellſchaft wurde berufen. Der Inſpektionsarzt
ſtellte den durch Herzſchlag erfolgten Tod feſt.
* Die Feſtverſammlungen des Katholiſchen
Schulvereines. Am 15. hält der Katholiſche Schul-
verein im großen Muſikvereinsſaale (Dumbagaſſe 3) ſeine
zwei Feſtverſammlungen. Feſtredner ſind: Abgeordneter
Dr. v. Baechlé, Abg. Dr. Drexel, Landeshaupt-
mann Rhomberg, Präſident Dr. Schwarz, Prinz
Alois Liechtenſtein und Univerſitäts-Profeſſor Hofrat
Hilgenrainer.
* Dr. Lueger, der Führer der Deutſchen
Oeſterreichs. Aus Krakau wird uns unterm 10. d.
berichtet: Der hieſige „Glas Narodu“ ſchildert in
einem Wiener Artikel die Vorgänge im Parlament, ins-
beſondere den Zuſammenſchluß der deutſchen Parteien im
Zwölferausſchuß und ſagt: „In dieſem Verband ſind
über 170 Abgeordnete vertreten. Die Hauptrolle fällt
naturgemäß der chriſtlichſozialen Partei zu und
Dr. Lueger iſt nun tatſächlich der
Führer der Deutſchen in Oeſterreich.
Unter großem Gezeter wird dies faſt ausnahmslos auch
im gegneriſchen Teile der Wiener Preſſe zugeſtanden.
Doch noch eines muß vermerkt werden. In der Mitte
der Deutſchnationalen und der deutſchagrariſchen Partei
befinden ſich noch Mitglieder, die nur des
gelegenen Zeitpunktes harren, um
offen zu der chriſtlich ſozialen Partei
überzutreten und da wird man wohl begreifen,
über welche numeriſche und moraliſche Kraft dieſe Partei
zu verfügen in der Lage iſt.“
* Zum Schottenjubiläum. Das Amtsblatt meldet
heute, daß der Kaiſer dem Direktor des Gymnaſiums der
Benediktiner zu den Schotten in Wien Anton Sauer
den Titel eines Regierungsrates und dem Profeſſor an
dieſer Anſtalt Erneſt Spreitzenhofer den Titel
eines Schulrates verliehen hat.
Piusverein. Die Ortsgruppe Hernals des Pius-
vereines veranſtaltet heute den 11. November in
A. Hellingers Saal, 17. Bez., Hauptſtraße 26, eine
Wanderverſammlung. Redner: Obmannſtellvertreter Herr
Hans Bauer, Hochw. Herr Robert Metelka und Kanzlei-
leiter Herr Franz Heinzlmeyer. Beginn ½8 Uhr abends.
Am Schluſſe der Verſammlung heitere Vorträge durch
Herrn Rudolf Dworak.
* Eine Vereinsgründung mit Tumulten. Im
Saale des Hotels „zur Poſt“ fand geſtern die konſtitu-
ierende Verſammlung des „Vereines der Privatbeamten
in Oeſterreich“ ſtatt, die einen ſehr bewegten Verlauf
nahm. Kurz nach der Wahl der Vereinsleitung kam es
zu einer derart tumultuariſchen Szene, daß der Vorſitzende
ſich veranlaßt ſah, die von mehreren hundert Perſonen
beſuchte Verſammlung vorzeitig zu ſchließen. Veranlaſſung
zu den Tumulten gab die Rede eines Herrn Richard
Weiß, der die Vereinsgründung für überflüſſig bezeichnete,
da der ſozialdemokratiſche Zentralverein der kaufmänniſchen
Angeſtellten Oeſterreichs ohnehin auch für die Intereſſen
der Privatbeamten eintrete.
* Der „Verkehrsbund“ hielt am Abend des 9. d.
in Matzingers Reſtauration, 6. Bezirk, eine Eiſenbahner-
verſammlung ab, in welcher Herr Adjunkt Eiſenbeißer
über „Koalition und Kartell“, Herr Rabg. Profeſſor
Schmid über die „Lohnregulierung bei der St.-E.-G.“,
Herr Sekretär Tſchulik über „Organiſation und Preſſe“
und Herr Zahlſtellenobmann Trötter über „Unfallver-
ſicherung“ wirkungsvolle Referate erſtatteten. Seit dem
letzten Lohnkampfe der Eiſenbahner mehren ſich die Bei-
tritte zum „Verkehrsbunde“ in erfreulicher Weiſe.
* Ende eines Revolverblattes. In Czernowitz
iſt die „Neue freie Lehrerzeitung“ endlich eingegangen,
obwohl ſie ſchon lange mit Druckereiſchulden und an-
deren Beſchwerden zu kämpfen hatte. Das Blatt war
ein Revolverblatt ſchlimmſter Sorte und in der ganzen
Bukowina berüchtigt. Von Erziehungslehre, fachlichen
Aufſätzen war nie etwas zu finden, bloß politiſche Kampf-
artikel und eine verbiſſene Hetze gegen die „römiſchen
Pfaffen“. Schade, daß die Bukowinaer Lehrerſchaft für
dieſes Blättchen ſoviel geopfert hat.
* Männerwallfahrt nach Kloſterneuburg.
Geſtern zogen etwa 1500 Wiener Männer unter Führung
P. Abels nach Kloſterneuburg. Um drei Uhr
nachmittags fand dort der feierliche Einzug mit Muſik
ſtatt, worauf die Wiener vom Komitee namens der
Kloſterneuburger begrüßt wurden. In der Stiftskirche
hielt P. Abel eine zündende Anſprache, worin er die
Bedeutung der chriſtlichen Preſſe betonte und bemerkte,
der Piusverein möge bald die Zentralorganiſation der
Katholiken Oeſterreichs werden. Hierauf führte Chorherr
Profeſſor Ludwig die Wallfahrer in den neuen
Stiftskellerſaal, wo P. Abel in anregender Weiſe
Organiſationsfragen und den bevorſtehenden Katholiken-
tag beſprach.
* Erzbiſchof Teodorowicz in der Leogeſell-
ſchaft. Am Mittwoch, den 13. November wird in der
philoſophiſch-theologiſchen Sektion der Leo-Geſellſchaft
(Bäckerſtraße 14, 1. Stock, 6 Uhr abends), Exzellenz
Dr. Joſef Teodorowicz, Erzbiſchof von Lemberg rit. arm.
über: „Die neueſte Enzyklika und der
wiſſenſchaftliche Fortſchritt“ ſprechen.
* Zum Prozeß gegen Mörder des Grafen Ko-
marowski. Man meldet aus Venedig vom 10. d.:
Im Prozeſſe gegen die Mörder des Grafen Komarowski
wurde geſtern das Verteidigerkollegium gebildet. Für den
die Attentäter Naumoff wurde Dr. Leopoldo Bizio, für
Dr, Prilokoff, Dr. Ceſare Luzzatti und für die Gräfin
Tarnowska Dr. Adriano Diena als Verteidiger beſtimmt.
Der verhafteten Zofe der Gräfin, Frl. Perier, werden die
Verteidiger Dr. Salvatore Jacchia und Dr. Alberto
Muſatti zur Seite ſtehen. Wie verlautet, wird ſich die
Mutter des erſchoſſenen Grafen Komarowski für deſſen
unmündige Erben als Privatbeteiligte dem Prozeſſe an-
ſchließen.
* Todesfälle. Wie aus Nervi an der Riviera ge-
meldet wird, iſt dort der Direktor der ungariſchen Staats-
bahnen, Béla Hendel, geſtorben — In Przemysl iſt
der bekannte und beliebte Schulmann Kanonikus Heinrich
Biega geſtorben. Beinahe dreißig Jahre Religions-
lehrer an der höheren Mädchenanſtalt der Benediktinerinnen,
erzog er eine ganze Generation von Frauen und
Lehrerinnen. Wie hohe Verdienſte ſich der Verewigte zu
ſchaffen verſtand, bewies der wahrhaft impoſante Leichen-
zug, unter Führung des römiſch-katholiſchen Biſchofes des
geſamten lateiniſchen und griechiſch-katholiſchen Kapitels
und der Bürgerſchaft. — In Dornbirn wurde Frau
Katharina Drexel, Mutter des Herrn Reichsrats- und
Landtags-Abgeordneten Dr. Karl Drexel beſtattet. Herr
Dekan Rudigier führte unter Aſſiſtenz von 24 Prieſtern
den Kondukt. Eine große Menge Andächtiger und der
chriſtliche Arbeiterverein gaben der Dahingeſchiedenen das
letzte Geleite.
* Der Einbrecher im Gaſthaus. Am 8. d. M.
früh wurden die Kellner des Gaſtwirtes Franz Glanz
in der Wollzeile, die neben dem Gaſtzimmer in einem
Kabinett ſchliefen, durch ein Geräuſch geweckt. Sie
ſprangen auf, machten Licht und entdeckten, daß alle
Türen der Reſtaurationsräume offen und die Laden
eines Kaſtens hinausgezogen waren. Ein Dieb mußte
im Lokal ſein. Man durchſuchte jeden Winkel und ent-
deckte ſchließlich in der Holzkammer einen Mann, der ſich
dort verſteckt hatte. Der Mann wurde angehalten und
zum Stadtkommiſſariat gebracht, wo man ihn als den
am 24. v. M. aus der Zwangsarbeitsanſtalt Znaim
entſprungenen Hilfsarbeiter Johann Skala erkannte.
Skala, der einen Einbruchsdiebſtahl ausführen wollte,
wurde dem Landesgericht eingeliefert.
* Ein Feſttag der chriſtlichſozialen Arbeiter.
Geſtern Sonntag vormittags wurde in der Göllnergaſſe
im III. Bezirke das nach Plänen des Architekten Titus
Neugebauer neuerbaute erſte katholiſche
Arbeiterheim, das aus zwei in dieſer Straße gegenüber
befindlichen Häuſern beſteht, in feierlicher Weiſe ein-
geweiht. Mit dem Bau dieſes Arbeiterheims wurde erſt
im Frühjahre dieſes Jahres begonnen. Den feierlichen
Weiheakt vollzog Weihbiſchof Dr. Godfried Mar-
ſchall, der kurz vor 10 Uhr dort eintraf und vom
Vizepräſidenten des Komitees Kooperator Schmidt an der
Spitze der zur Feier ſich eingefundenen Geiſtlichkeit empfangen
wurde. Nach vorgenommenem kirchlichen Weiheakt ver-
ſammelten ſich die Feſtgäſte, darunter der Landmarrſchall
Prinz Alois Liechtenſtein, Bürgermeiſter Dr. Lueger,
Rabg. Prochazka, ferner mehrere Gemeinde- und Bezirks-
räte im Feſtſaal, der ſchön geſchmückt und mit einem
proviſoriſchen Altar verſehen war. Weihbiſchof Dr.
Marſchall hielt eine der Feier entſprechende Rede.
Profeſſor Leb ſprach über die Geſchichte und Entſtehung
des Arbeiterheims, worauf Bürgermeiſter Dr. Lueger mit
einigen Worten erwiderte. Kooperator Schmidt zelebrierte
dann am obbezeichneten Altar eine Meſſe, worauf mit
dem katholiſchen Lied der Arbeit die Feier geſchloſſen
wurde.
* Stürme auf der Inſel Elba. Man ſchreibt aus
Porto Ferrajo vom 10. d.: Aus allen Gegenden
der Inſel Elba kommen Nachrichten über heftige Stürme,
welche auf dem Lande arge Verwüſtungen angerichtet und
ſtellenweiſe die Straßen ungangbar gemacht haben. Die
Gemeinden Marciano und Marciana Marina ſind über-
ſchwemmt worden, wobei, wie bisher feſtgeſtellt wurde,
ſechs Menſchen ums Leben kamen.
* Der Bergarbeiterſtreik in Schleſien. Man
ſchreibt uns aus Troppau vom 10. d.: Der Streik im
Sileſia-Schachte in Dziedzitz iſt beigelegt. Der Ausſtand
im Eleonoren-Schachte in Dombrau wurde geſtern früh
auf den Bettina-Schacht ausgedehnt. Bei der Früh- und
bei der Nachmittagsſchicht iſt nur ein geringer Bruch-
teil der Arbeiter eingefahren. Die Beilegung des Streiks
wird bis Montag erhofft.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |