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Reichspost. Nr. 280, Wien, 06.12.1894.

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280 Wien, Donnerstag Reichspost 6. December 1894.

[Spaltenumbruch]

Wort zu ergreifen. Prinz Liechtenstein (stürmisch begrüßt)
hielt einen längeren Vortrag über die Aufgabe der Frau
im Hause, und schloß mit einem warmen Appell, die Weih-
nachtseinkäufe nur bei Christen zu besorgen. Redacteur
Reischl sprach sodann über das Verhältniß der Alten zu
ihren Frauen und Knechten. Reichsrathsabgeordneter Msgr.
Dr. Scheicher erklärte vorerst das Sprichwort "Sand in
die Augen streuen", und besprach sodann die Weltbesserungs-
theorie zweier deutscher Philosophen. Warme Worte fand
der Redner für die christliche Presse. "Wenn Sie Ihr
geistiges Brod von den Juden beziehen, dann glaubt der
Jude, Sie müssen auch alles übrige, was Sie benöthigen,
bei ihm kaufen und der christliche Geschäftsmann -- wird
verschwinden. Unter stürmischen Beifall forderte der Redner
die anwesenden Frauen auf, christliche Mütter zu sein, und
aus ihren Söhnen christliche Männer heranzubilden. Herr
Vereinspräsident Zuleger hielt sodann einen kurzen Vor-
trag über die Organisation und Thätigkeit des Vereines.
Jedem Besucher wurde beim Eintritt in den Saal der vom
Bereine herausgegebene "Wegweiser" (christliche Firmen)
überreicht, der heuer in einer Auflage von 23.000 Exem-
plaren erschienen ist.

Festanzeige.

Wir werden um Aufnahme folgender
Zuschrift ersucht: Nachdem das Gremium der Hoteliers in
Wien mit Ueberwindung außerordentlicher Schwierigkeiten
eine eigene Krankencasse für die Hotelangestellten errichtet
hat, ist es ein lebhafter Wunsch vieler Hotelgehilfen, die
Errichtung dieses humanitären Institutes durch
einen Gottesdienst und ein Gründungsfest würdig zu feiern.
Der Festausschuß beehrt sich anzuzeigen, daß am 11. De-
cember, Vormittags halb 10 Uhr, in der Domkirche zu
St. Stefan eine Festmesse und Abends im Etablissement
ronacher ein Gründungsfest veranstaltet wird. Das Er-
trägniß des Gründungsfestes wird einem Fonds zugeführt
zur ausgiebigen Unterstützung schwerkranker Gehilfen und
Gehilfinnen, welche einer Badecur bedürftig sind. Für jeden
Berufscollegen ist es Ehrensache, den Erfolg dieses Festes
nach besten Kräften zu fördern und zu zeigen, daß im
Gremium der Hoteliers Principale und Angestellte ein
trächtig bestrebt sind, Gutes zu schaffen. Leopold Seiler,
Vorsteher; Ferd. Slowaczek, Gehilfen-Obmann; Fr. Hack,
Obmann der Krankencasse. Bureau des Festausschusses:
4. Bezirk, Hotel Zillinger.




Volkswirthschaftlicher Theil.



Wer schädigt das geschäftliche Renomee Oester-
reichs im Auslande?

Zu neuerlicher Beantwortung
dieser wiederholt gestellten Frage, müssen wir ein Capitel
aus den Geheimnissen der Weinfabrikation
erzählen. Wie bekannt hatte sich vor Kurzem unter der
Anklage der Weinverfälschung und des Verkaufes von
Kunstwein der Weingroßhändler Simon Abeles, der
in der Inneren Stadt und in Nußdorf ausgedehnte Kelle-
reien besitzt, zu verantworten. Die Anklage legte ihm zur
Laft, er habe seinen Weinen, welche von seimen Transito-
Kellereien in Floridsdorf nach Wien kamen, Tamarinden
beigemengt. Es wurden große Weinmengen durch Finanz-
organe saisirt und der chemischen Untersuchung zugeführt.
Der Sohn des Angeklagten, welcher die Verantwortung
auf sich nahm, erklärte, die Tamarinden, die ihm von
seinem "Einkäufer" in Trieft zur Probe geschickt worden
seien, hätten nur zu einem Versuche verwendet werden
sollen; außerdem sei die Beimengung von Tamarinden, wie
ihm von Fachleuten versichert worden sei, nicht nur nicht
gesundheitschädlich, sondern für Süßweine -- um solche
handle es sich hier -- sogar von Nutzen. Diese "Süß-
oder Medicinalweine" seien ausschließlich für den Export
und zwar vorzugsweise für Deutschland
bestimmt. Hätte sich der Wein mit den Tamarinden als
unbrauchbar erwiesen, so wäre er zur Cognac-Fabrication
an eine ungarische Fabrik geschickt worden. Der staats-
anwaltschaftliche Functionär bemerkte darauf: "Dann
wäre eben der Cognac gesundheitsschädlich gewesen." Der
als Sachverständiger vernommene Gerichtschemiker gab sein
Gutachten dahin ab, daß der mit Tamarinden vermengte
Wein den Consumenten nur dann schädlich sei, wenn die-
selben ihn in größeren Quantitäten, etwa 2 bis 3 Liter,
genießen; an sich sei die Beimengung van Tamarinden, in
geringeren Quantitäten, nicht gesundheitsschädlich. Der
staatsanwaltschaftliche Functionär vertrat die Ansicht, daß
über die Frage der Gesundheitsschädlichkeit des mit Tama-
rinden vermengten Weines auch ein Arzt gehört werden
müßte. Die Verhandlung endete mit der Verurtheilung des
Abeles.

Die Botschaft des Präsidenten Cleveland.

Aus
Washington, 3. December telegraphirt man: Die Botschaft
des Präsidenten Cleveland an den Congreß erklärt, die von
Belgien bei der Einfuhr gewisser Nahrungsmittel auferlegten
Beschränkungen seien unnöthig, da die strenge Ueberwachung
in Amerika einen genügenden Schutz gegen die Ausfuhr
kranken Viehes und Fleisches biete und beklagt den ver-
nichtenden Krieg zwischen den mächtigsten Nationen des
Ostens. Die Botschaft erwähnt sodann, daß die deutsche Re-
gierung gegen die Bestimmung der Tarifgesetze, welche
einen Differentialzoll von Cent auf Zucker aus den eine
Ausfuhrprämie zahlenden Ländern legt, protestirte. Der
Präsident empfiehlt die Aufhebung desjenigen Theiles des
Gesetzes, der diesen Differentialzoll auferlegt, befürwortet
entschieden die Zollfreiheit für Kohlen und Eisen und
spricht sich für die Beseitigung jedweden Differentialzolles
auf raffinirten Zucker aus.

Der Präsident empfiehlt die Beseitigung des bestehenden
Hindernisses für die Theilnahme Amerikas an dem fremden
Transportverkehre auf der See und erörtert sodann in aus-
führlicher Weise die Währungsfrage und den beständigen
Goldausfluß aus dem Schatzamte und erklärt sich ent-
schlossen, die Ausgabe von Schatzobligationen für den Fall
fortzusetzen, als eine Erhöhung des Goldbetrages im Schatz-
amte zur Aufrechterhaltung des Credits des Landes noth-
wendig werden sollte. Der Präsident legt hierauf die Haupt-
punkte der von ihm und dem Schatzmeister befürworteten
Bankreform dar, welche den Zweck haben soll, ein elasti-
scheres Umlaufsmittel zu schaffen und den Staatsbanken
das Recht zu verleihen, unter gewissen Beschränkungen
steuerfreie Umlaufsnoten auszugeben. Es sei beabsichtigt,
alle Gesetze aufzuheben, welche die Deponirung der Unions-
fonds als Sicherheit für die Umlaufsmittel bestimmen und
[Spaltenumbruch] den Nationalbanken zu gestatten, Noten bis zum Betrage
von 75 Pertent des eingezahlten Capitals unter der Voraus-
setzung zu emittiren, daß sie bei der Regierung eine Summe
in gesetzlichen Währungsmitteln hinterlegen, welche 30 Per-
cent der Noten, die sie auszugeben beabsichtigen, gleichkomm[e].

Converfirungsgewinne.

Aus Budapest wird ge-
meldet: Der Gesammtgewinn der Institute bei der im Vor-
jahre durchgeführten Conversion beträgt fl. 11,600.000. Hie-
von entfallen u. A. auf die Oesterreichische Creditanstalt
2 Millionen Gulden, etwas weniger auf die Ungarische
Creditbank. Die Pester Commercialbank participirt mit einer
Quote von fl, 350 000.




Börse für landwirthschaftliche Producte.


Die amtlichen Notirungen lauteten:

Weizen, per 100 Kg. Theiß 77--82 Kg. zu fl. 7·10
bis fl. 7·40; Banater 77--82 Kg. fl. 6·85 bis fl. 7·25:
Südbahn 78--82 Kg. fl. 6.65 bis fl. 7.--; March
felder 79--82 Kg. zu fl. 6.85 bis fl. 7.05 Schlußcurse:
Usancewaare per Frühjahr 1895 zu fl. 6.97 bis fl. 6.99.
Roggen, per 100 Kg. Slovakischer 73--78 Kg. zu
fl. 5·80 bis fl. 6.--; diverser ungarischer 71--75 Kg.
zu fl. 5·50 bis fl. 5·80; österreichischer 72--75 Kg. zu
fl. 5·60 bis fl. 5·80; Schlußcurse: Usancewaare per
Herbst fl. --.-- bis fl. --.--; per Frühjahr 1895 zu
fl. 5.97 bis fl. 5.99.
Gerste, per 100 Kg. Mährische zu fl. 7·85 bis
9·10, österreichische zu fl. 6·90 bis fl. 7.75; Brenner-
gerste zu fl. 6.-- bis fl. 6.50.
Mais, per 100 Kg.: Ungarischer zu fl. 6.90
bis fl. 7.--, neuer fl. 6·15 bis fl. 6·30.
Hafer, per 100 Kg.: Ungarischer Mercantil zu
fl. 6.25 bis fl. 6.35.
Reps, per 100 Kg.: Rübsen (neuer) zu fl. --·--
bis fl. --·--.
Hopfen, per 50 Kilo: Saazer Stadthopfen zu
fl. 78.-- bis fl. 90.--, Bezirkshopfen (hallirt) zu
fl. 78.-- bis fl. 90.--, Kreishopfen (hallirt) zu fl. 78.--
bis fl. 90.--, Auschaer Rothhopfen (hallirt) zu fl. 50.--
bis fl. 70.--, Daubaer Grünhopfen zu fl. 35.-- bis
fl. 48.--.
Malz, per 100 Kg.: prima zu fl. 13·-- bis 13·50,
secunda zu fl. 12·-- bis fl. 12·50.
Mehl, per 100 Kg. Weizenmehl: Nr. 0 zu fl. 12.--
bis fl. 12.50, Nr. 1 zu fl. 11·80 bis fl. 12·20, Nr. 2
zu fl. 11·20 bis 11·80, Nr. 3 zu fl. 11·-- bis fl. 11·40,
Nr. 8[U+00BE] zu fl. 6·50 bis fl. 7·--, Nr. 9 zu fl. 5·-- bis
fl. 5·50; Weizenmehl, neue Type: Nr. 0 zu fl. 11.60
bis 12.--, Nr. 1 zu fl. 11.10 bis fl. 11.30, Nr. 2 zu
fl. 10.60 bis fl. 10.80, Nr. 3 zu fl. 10.-- bis
fl. 10 20. Roggenmehl: Nr. 0 zu fl. 10.50 bis fl. 11.--,
Nr. 1 zu fl. 8·60 bis fl. 9.--, Nr. 3 zu fl. 6.10 bis
fl. 6·60.



Vereinsnachrichten.
§ Verein zur Erziehung katholischer Lehrlinge.

Festversammlung Sonntag, 9. December, 7 Uhr Abends,
im Festsaale des niederösterreichischen Gewerbevereines, Wien,
1. Bez., Eschenbachgasse 11. Aus dem Programm heben wir
hervor: Rede des Hofcaplan Dr. Augustin Fischer-
Colbrie;
Vortrag des Herrn Rudolf Grafen Collo-
redo-Mels;
Ansprache des Vereinsbeirathes, des P
Anton M. Schwartz, Superiors der Congregation der
frommen Arbeiter. Eintritt frei gegen Karte.

§ Wiener akademischer Gesangsverein.

Im
Sofiensaale findet Freitag, 7. December, um halb 8 Uhr,
die Gründungsliedertafel unter gefälliger
Mitwitwirkung des Frl. Josefine von Statzer, Concert-
sängerin, sowie der vollständigen Musikcapelle des Infan-
terie-Regimentes Nr, 3 statt. Hiebei gelangen Chöre von
Mozart, Schubert, Horn, Treidler, Rheinherger und Hand-
werg zum Vortrage.

§ Zweiter Vortragsabend des kathol. Schul-
vereins.

Der Rotundensaal der Gartenbau Gesellschaft
war am letzten Sonntag wieder dicht gedrängt besetzt, als
Herr A. Trabert Msgr. Dr. Albert Wiesinger das
Wort zur Fortsetzung seines Vortrages "Alt-Wien" ertheilte.
Der hochw. Redner besprach die Geschichte Alt-Wiens vom
Kaiser Carl dem Großen bis zum letzten Babenberger und
flocht eine Reiye Sagen ein. Je näher der hochw. Redner
dem Ende seines wiederholt mit stürmischem Beifalle aufge-
nommenen Vortrages kam, wurde den Zuhörern das Alte
Wien bekannter und allseits war nur ein Wunsch, Herrn
Dr. Wiesinger recht bald wieder an dieser Stelle zu hören.

§ Gesangscomite des katholischen Schulvereins.

Unter Direction des Prof. Nentwich findet jeden
Donnerstag Abends 8 Uhr Schulerstraße 20 (Turnsaal)
Uebung im Männergesang statt. Stimmbegabte Herren
werden zum Beitritt eingeladen.

§ Losverein "Christliche Männer".

Verflossenen
Sonntag fand die Constituirung dieses Losvereines statt.
Die christlichen Männer Wiens, welche beizutreten gewillt
sind, werden ersucht, ihre Adresse an den Obmann Julius
Prochazka 3. Bezirk, Beatrixgasse 20 gelangen zu lassen.
Die erste Einzahlung findet im Jänner statt und wird
Näheres bekannt gegeben. Monatseinzahlung 2 fl.

§ Nicolansbescherung.

Der "Erste Margarethener
humanitäre Nicolobrüder-Verein" nahm Montag, den
3. d. M. die Betheilung von 56 armen, christlichen Schul-
kindern vor. Diese erhielten vollständige Winteranzüge,
Wäsche, wurden mit einer Jause bewirthet und mit Na-
turalien beschenkt. Das Fest beehrten u. A. Reichsraths-
abgeordneter Herr Dr. Carl Lueger, die Herren Ge-
meinderäthe Becker sammt Frau und Strobach mit
Familie, die Herren Bezirksausschüsser Pfister und
Schwarz, der hochw. Herr Pfarrer Grünwald u. s. w.
Der hochw. Herr Pfarrer Josef Grünwald hielt eine form-
vollendete Ansprache und der Obmann Herr Gustav
Schmolek gab einen Bericht über den Verein.

§ Für den Ersten katholischen Arbeiterverein

haben gespendet: Frau Erzherzogin Marie Valerie
[Spaltenumbruch] 25 fl., die christliche Tischgesellschaft im Case
Schäffler für Kinder des Vereins 4 fl. 75 kr.

§ St. Josef Waisen-Asyl,

13. Bez, Breitenseer-
straße Nr. 104: Festfeier, Samstag, den 8. December um
3 Uhr Gottesdienst in der neu benedicirten Anstalts-Capelle,
darauf im neuen Speisesaale die eigentliche Festfeier,
bei welcher die Festrede Se. Hochw. Rudolf Graf Mels-
Colloredo
halten wird.

§ Katholischer Schulverein.

Man schreibt uns aus
Orth a. d. Donau. Sonntag, den 2. d. M. hielt die
hiesige Pfarrgruppe ihre erste Jahresversammlung. Obmann
Pfarrer Zorn begrüßte die Versammlung und nachdem
er die Angriffe eines hiesigen Lehrers, die derselbe in der
"Oesterr. Schulzeitung" gegen den Verein gerichtet hatte,
treffend widerlegt, regte er die Gründung einer eigenen
Frauen-Ortsgruppe an, die auch bereits in sichere Aussicht
gestellt ist. Dann ergriff Monsignor Schöpfleuthner
das Wort zu dem Thema: "Warum verlangen wir Katho-
liken die confessionelle Schule und warum sind wir für den
katholischen Schulverein". Als Redner am Schlusse zur
Einigkeit bei den nächsten Wahlen, die von ganz besonderer
Bedeutung sein würden, aufforderte, belohnte reichlicher
Beifall die trefflichen Ausführungen. Nach einer ganz
kurzen Pause betrat Reichsrathsabgeordneter Dr. Albert
Geßmann die Rednerbühne und verbreitete sich in ge-
wohnter, kraftvoller Weise über das Thema: "Die christliche
Schule und das praktische Leben". Als der Vorsitzende dem
Danke der Versammlung an die beiden Redner Ausdruck
gegeben, wurde vom Herrn Gemeindesecretär Gigler der
Rechenschaftsbericht abgelegt, der einen Mitgliederstand von
52 Personen auswies. Der bisherige Vorstand wurde
wieder- und Cooperator Hintschik zum Schriftführer neu ge-
wählt. 18 neue Mitglieder traten sofort in den Verein ein,
viele andere versprachen ihren späteren Eintritt.

§ An die reifere christliche Jugend Wiens.

Die-
jenigen Herren, welche geneigt sind, dem vorbereitenden
Comite des "Vereines der christlichen Jugend in Wien"
beizutreten, werden freundlichst ersucht, ihre Adresse ehe-
baldigst an nachstehende Herren zu senden. Für das engere
Comite: Maximilian Köpfner, Ferdinand Ehrmann,
Carl Slezak. Zuschriften sind zu richten an die Herren:
Maximilian Köpfner, Ciseleur, 2. Bez., Lessinggasse 23,
3. Stock, und Ferdinand Ehrmann, Privatbeamter, 8. Bez.,
Piaristengasse 58.

§ Katholischer Schulverein.

Am 8. d., am Feste
der unbefleckten Empfängniß Mariens, findet um 7 Uhr
Früh in der Universitätskirche die Generalcommunion
für Männer
statt, welche durch den hochw. P. Heinrich
Abel vorgenommen werden wird. Aus diesem Anlasse
stellt die Centralleitung des kath. Schulvereines an die
P. T. Mitglieder (Männer) das ergebene Ansuchen, sich an
derselben recht zahlreich betheiligen zu wollen.




Theater, Musik und Kunst.
-- Im Carl-Theater

findet Samstag den 8. d. M.,
Nachmittags halb 2 Uhr die Vorstellung von "Sündige
Liebe" und "Es läutet" mit den Damen Schratt und Adele
Sandrock und den Herren v. Sonnenthal, Tewele, Kutschera,
Nhil und Eppens, zu Gunsten des Maria Theresia-Frauen-
Hospitals, statt. Die noch vorhandene Anzahl von Orchester,
Balkon- und Parketsitzen wird an den Tagescassen aus-
gegeben.

-- Im Raimund-Theater

finden Freitag den 7. d.
die Premieren von "Des Pfarres Geburtstag", Genrebild
in einem Aufzuge von Eduard Dorn mit den Damen
Niese und Schönchen und den Herren Fröden, Göstl, Groß,
Kirschner, Seydl und Straßmayer, sowie von "Heine's junge
Leiden", Lustspiel in drei Acten von A. Mels mit den
Damen Clemens, Furlami, Scholz und den Herren Bach,
Brandeis, Heding und Wachtel in den Hauptrollen statt.
In Szene gesetzt wurde ersteres Stück von Herrn Lang-
kammer, letzteres von Regisseur Herrn Wachtl. -- Heute ge-
langt im Raimund-Theater das zugkräftige Märchenspiel
"Es war einmal ..." zum 17. Male zur Aufführung.

-- Das Rudolfsheimer Volkstheater

hatte gestern
bei seiner Premiere ein volles Haus, was dem Umstande
zuzuschreiben ist, daß die bestens bekannte Frau Directorin
Czerniawski-Löwe die Haupt- und Titelrolle spielte.
Es ist schade, daß diese gewandte Schauspielerin ihr starkes
Talent an der Rudolfsheimer Bühne leuchten lassen muß.
"Gabriele Marcu" -- dies der Titel des Schauspieles -- ist
eine nach Rumänien versetzte Cameliendame, ist auf dem
Wege dahin recht stark papricirt worden und hat selbst-
verständlich an sittlichem Gehalt nichts eingebüßt, da der
vollständige Mangel eines solchen eine Einbuße unmöglich
machte. An dem Beifalle nahmen außer der Frau Direc-
torin Fräulein Rene, welche die einzige erträgliche Rolle
sehr gut wiedergab, und Herr Romani theil.




Tagesbericht.


* Kalender für Donnerstag den 6. December.

Katholiken: Nicolaus. Griechen: (24 November)
Katharina. Sonnenaufgang 7 Uhr 37 Minuten Morgens.
Sonnenuntergang: 4 Uhr 5 Min. Abends. Mondesaufgang:
12 Uhr 53 Minuten Abends. Mondesuntergang: 12 Uhr
6 Minuten Morgens. Tageslänge 8 Stunden 28 Minuten.
Nachtlänge 15 Stunden 32 Min. 340--26.

* Hof- und Personalnachrichten.

Der Kaiser ist
in Begleitung des Generaladjutanten Grafen Paar vor-
gestern in Wels eingetroffen und wurde auf dem Bahn-
hofe von dem Erzherzog Franz Salvator und der
Erzherzogin Marie Valerie begrüßt. -- Erzherzogin
Alice, Großherzogin von Toscana, die mehrere Tage
in Schwarzau zum Besuche des Herzogs und der Herzogin
von Parma geweilt hat, ist vorgestern Nachmittags wieder
in Wien eingetroffen. -- Die Herzogin von Cumber-
land
dürfte Samstag nach Gmunden zurückkehren. --
Vorgestern kam Prinzessin Therese von Baiern, die
Schwester des Prinz-Regenten, hier an und setzte Abends
mit der Westbahn die Reise nach München fort. -- Der
Reichs-Kriegsminister G. d. C. Edler v. Krieghammer
ist vorgestern aus Arco in Trient eingetroffen. Nachmittags
setzte der Kriegsminister die Reise nach Wien fort. -- Der
Landescommandirende in Agram, G. d. C. Freiherr von
Berchtholsheim, ist vorgestern von hier auf seinen
Posten zurückgekehrt. -- Der russische Botschafter in Wien,

280 Wien, Donnerſtag Reichspoſt 6. December 1894.

[Spaltenumbruch]

Wort zu ergreifen. Prinz Liechtenſtein (ſtürmiſch begrüßt)
hielt einen längeren Vortrag über die Aufgabe der Frau
im Hauſe, und ſchloß mit einem warmen Appell, die Weih-
nachtseinkäufe nur bei Chriſten zu beſorgen. Redacteur
Reiſchl ſprach ſodann über das Verhältniß der Alten zu
ihren Frauen und Knechten. Reichsrathsabgeordneter Mſgr.
Dr. Scheicher erklärte vorerſt das Sprichwort „Sand in
die Augen ſtreuen“, und beſprach ſodann die Weltbeſſerungs-
theorie zweier deutſcher Philoſophen. Warme Worte fand
der Redner für die chriſtliche Preſſe. „Wenn Sie Ihr
geiſtiges Brod von den Juden beziehen, dann glaubt der
Jude, Sie müſſen auch alles übrige, was Sie benöthigen,
bei ihm kaufen und der chriſtliche Geſchäftsmann — wird
verſchwinden. Unter ſtürmiſchen Beifall forderte der Redner
die anweſenden Frauen auf, chriſtliche Mütter zu ſein, und
aus ihren Söhnen chriſtliche Männer heranzubilden. Herr
Vereinspräſident Zuleger hielt ſodann einen kurzen Vor-
trag über die Organiſation und Thätigkeit des Vereines.
Jedem Beſucher wurde beim Eintritt in den Saal der vom
Bereine herausgegebene „Wegweiſer“ (chriſtliche Firmen)
überreicht, der heuer in einer Auflage von 23.000 Exem-
plaren erſchienen iſt.

Feſtanzeige.

Wir werden um Aufnahme folgender
Zuſchrift erſucht: Nachdem das Gremium der Hoteliers in
Wien mit Ueberwindung außerordentlicher Schwierigkeiten
eine eigene Krankencaſſe für die Hotelangeſtellten errichtet
hat, iſt es ein lebhafter Wunſch vieler Hotelgehilfen, die
Errichtung dieſes humanitären Inſtitutes durch
einen Gottesdienſt und ein Gründungsfeſt würdig zu feiern.
Der Feſtausſchuß beehrt ſich anzuzeigen, daß am 11. De-
cember, Vormittags halb 10 Uhr, in der Domkirche zu
St. Stefan eine Feſtmeſſe und Abends im Etabliſſement
ronacher ein Gründungsfeſt veranſtaltet wird. Das Er-
trägniß des Gründungsfeſtes wird einem Fonds zugeführt
zur ausgiebigen Unterſtützung ſchwerkranker Gehilfen und
Gehilfinnen, welche einer Badecur bedürftig ſind. Für jeden
Berufscollegen iſt es Ehrenſache, den Erfolg dieſes Feſtes
nach beſten Kräften zu fördern und zu zeigen, daß im
Gremium der Hoteliers Principale und Angeſtellte ein
trächtig beſtrebt ſind, Gutes zu ſchaffen. Leopold Seiler,
Vorſteher; Ferd. Slowaczek, Gehilfen-Obmann; Fr. Hack,
Obmann der Krankencaſſe. Bureau des Feſtausſchuſſes:
4. Bezirk, Hotel Zillinger.




Volkswirthſchaftlicher Theil.



Wer ſchädigt das geſchäftliche Renomee Oeſter-
reichs im Auslande?

Zu neuerlicher Beantwortung
dieſer wiederholt geſtellten Frage, müſſen wir ein Capitel
aus den Geheimniſſen der Weinfabrikation
erzählen. Wie bekannt hatte ſich vor Kurzem unter der
Anklage der Weinverfälſchung und des Verkaufes von
Kunſtwein der Weingroßhändler Simon Abeles, der
in der Inneren Stadt und in Nußdorf ausgedehnte Kelle-
reien beſitzt, zu verantworten. Die Anklage legte ihm zur
Laft, er habe ſeinen Weinen, welche von ſeimen Tranſito-
Kellereien in Floridsdorf nach Wien kamen, Tamarinden
beigemengt. Es wurden große Weinmengen durch Finanz-
organe ſaiſirt und der chemiſchen Unterſuchung zugeführt.
Der Sohn des Angeklagten, welcher die Verantwortung
auf ſich nahm, erklärte, die Tamarinden, die ihm von
ſeinem „Einkäufer“ in Trieft zur Probe geſchickt worden
ſeien, hätten nur zu einem Verſuche verwendet werden
ſollen; außerdem ſei die Beimengung von Tamarinden, wie
ihm von Fachleuten verſichert worden ſei, nicht nur nicht
geſundheitſchädlich, ſondern für Süßweine — um ſolche
handle es ſich hier — ſogar von Nutzen. Dieſe „Süß-
oder Medicinalweine“ ſeien ausſchließlich für den Export
und zwar vorzugsweiſe für Deutſchland
beſtimmt. Hätte ſich der Wein mit den Tamarinden als
unbrauchbar erwieſen, ſo wäre er zur Cognac-Fabrication
an eine ungariſche Fabrik geſchickt worden. Der ſtaats-
anwaltſchaftliche Functionär bemerkte darauf: „Dann
wäre eben der Cognac geſundheitsſchädlich geweſen.“ Der
als Sachverſtändiger vernommene Gerichtschemiker gab ſein
Gutachten dahin ab, daß der mit Tamarinden vermengte
Wein den Conſumenten nur dann ſchädlich ſei, wenn die-
ſelben ihn in größeren Quantitäten, etwa 2 bis 3 Liter,
genießen; an ſich ſei die Beimengung van Tamarinden, in
geringeren Quantitäten, nicht geſundheitsſchädlich. Der
ſtaatsanwaltſchaftliche Functionär vertrat die Anſicht, daß
über die Frage der Geſundheitsſchädlichkeit des mit Tama-
rinden vermengten Weines auch ein Arzt gehört werden
müßte. Die Verhandlung endete mit der Verurtheilung des
Abeles.

Die Botſchaft des Präſidenten Cleveland.

Aus
Waſhington, 3. December telegraphirt man: Die Botſchaft
des Präſidenten Cleveland an den Congreß erklärt, die von
Belgien bei der Einfuhr gewiſſer Nahrungsmittel auferlegten
Beſchränkungen ſeien unnöthig, da die ſtrenge Ueberwachung
in Amerika einen genügenden Schutz gegen die Ausfuhr
kranken Viehes und Fleiſches biete und beklagt den ver-
nichtenden Krieg zwiſchen den mächtigſten Nationen des
Oſtens. Die Botſchaft erwähnt ſodann, daß die deutſche Re-
gierung gegen die Beſtimmung der Tarifgeſetze, welche
einen Differentialzoll von ⅒ Cent auf Zucker aus den eine
Ausfuhrprämie zahlenden Ländern legt, proteſtirte. Der
Präſident empfiehlt die Aufhebung desjenigen Theiles des
Geſetzes, der dieſen Differentialzoll auferlegt, befürwortet
entſchieden die Zollfreiheit für Kohlen und Eiſen und
ſpricht ſich für die Beſeitigung jedweden Differentialzolles
auf raffinirten Zucker aus.

Der Präſident empfiehlt die Beſeitigung des beſtehenden
Hinderniſſes für die Theilnahme Amerikas an dem fremden
Transportverkehre auf der See und erörtert ſodann in aus-
führlicher Weiſe die Währungsfrage und den beſtändigen
Goldausfluß aus dem Schatzamte und erklärt ſich ent-
ſchloſſen, die Ausgabe von Schatzobligationen für den Fall
fortzuſetzen, als eine Erhöhung des Goldbetrages im Schatz-
amte zur Aufrechterhaltung des Credits des Landes noth-
wendig werden ſollte. Der Präſident legt hierauf die Haupt-
punkte der von ihm und dem Schatzmeiſter befürworteten
Bankreform dar, welche den Zweck haben ſoll, ein elaſti-
ſcheres Umlaufsmittel zu ſchaffen und den Staatsbanken
das Recht zu verleihen, unter gewiſſen Beſchränkungen
ſteuerfreie Umlaufsnoten auszugeben. Es ſei beabſichtigt,
alle Geſetze aufzuheben, welche die Deponirung der Unions-
fonds als Sicherheit für die Umlaufsmittel beſtimmen und
[Spaltenumbruch] den Nationalbanken zu geſtatten, Noten bis zum Betrage
von 75 Pertent des eingezahlten Capitals unter der Voraus-
ſetzung zu emittiren, daß ſie bei der Regierung eine Summe
in geſetzlichen Währungsmitteln hinterlegen, welche 30 Per-
cent der Noten, die ſie auszugeben beabſichtigen, gleichkomm[e].

Converfirungsgewinne.

Aus Budapeſt wird ge-
meldet: Der Geſammtgewinn der Inſtitute bei der im Vor-
jahre durchgeführten Converſion beträgt fl. 11,600.000. Hie-
von entfallen u. A. auf die Oeſterreichiſche Creditanſtalt
2 Millionen Gulden, etwas weniger auf die Ungariſche
Creditbank. Die Peſter Commercialbank participirt mit einer
Quote von fl, 350 000.




Börſe für landwirthſchaftliche Producte.


Die amtlichen Notirungen lauteten:

Weizen, per 100 Kg. Theiß 77—82 Kg. zu fl. 7·10
bis fl. 7·40; Banater 77—82 Kg. fl. 6·85 bis fl. 7·25:
Südbahn 78—82 Kg. fl. 6.65 bis fl. 7.—; March
felder 79—82 Kg. zu fl. 6.85 bis fl. 7.05 Schlußcurſe:
Uſancewaare per Frühjahr 1895 zu fl. 6.97 bis fl. 6.99.
Roggen, per 100 Kg. Slovakiſcher 73—78 Kg. zu
fl. 5·80 bis fl. 6.—; diverſer ungariſcher 71—75 Kg.
zu fl. 5·50 bis fl. 5·80; öſterreichiſcher 72—75 Kg. zu
fl. 5·60 bis fl. 5·80; Schlußcurſe: Uſancewaare per
Herbſt fl. —.— bis fl. —.—; per Frühjahr 1895 zu
fl. 5.97 bis fl. 5.99.
Gerſte, per 100 Kg. Mähriſche zu fl. 7·85 bis
9·10, öſterreichiſche zu fl. 6·90 bis fl. 7.75; Brenner-
gerſte zu fl. 6.— bis fl. 6.50.
Mais, per 100 Kg.: Ungariſcher zu fl. 6.90
bis fl. 7.—, neuer fl. 6·15 bis fl. 6·30.
Hafer, per 100 Kg.: Ungariſcher Mercantil zu
fl. 6.25 bis fl. 6.35.
Reps, per 100 Kg.: Rübſen (neuer) zu fl. —·—
bis fl. —·—.
Hopfen, per 50 Kilo: Saazer Stadthopfen zu
fl. 78.— bis fl. 90.—, Bezirkshopfen (hallirt) zu
fl. 78.— bis fl. 90.—, Kreishopfen (hallirt) zu fl. 78.—
bis fl. 90.—, Auſchaer Rothhopfen (hallirt) zu fl. 50.—
bis fl. 70.—, Daubaer Grünhopfen zu fl. 35.— bis
fl. 48.—.
Malz, per 100 Kg.: prima zu fl. 13·— bis 13·50,
ſecunda zu fl. 12·— bis fl. 12·50.
Mehl, per 100 Kg. Weizenmehl: Nr. 0 zu fl. 12.—
bis fl. 12.50, Nr. 1 zu fl. 11·80 bis fl. 12·20, Nr. 2
zu fl. 11·20 bis 11·80, Nr. 3 zu fl. 11·— bis fl. 11·40,
Nr. 8[U+00BE] zu fl. 6·50 bis fl. 7·—, Nr. 9 zu fl. 5·— bis
fl. 5·50; Weizenmehl, neue Type: Nr. 0 zu fl. 11.60
bis 12.—, Nr. 1 zu fl. 11.10 bis fl. 11.30, Nr. 2 zu
fl. 10.60 bis fl. 10.80, Nr. 3 zu fl. 10.— bis
fl. 10 20. Roggenmehl: Nr. 0 zu fl. 10.50 bis fl. 11.—,
Nr. 1 zu fl. 8·60 bis fl. 9.—, Nr. 3 zu fl. 6.10 bis
fl. 6·60.



Vereinsnachrichten.
§ Verein zur Erziehung katholiſcher Lehrlinge.

Feſtverſammlung Sonntag, 9. December, 7 Uhr Abends,
im Feſtſaale des niederöſterreichiſchen Gewerbevereines, Wien,
1. Bez., Eſchenbachgaſſe 11. Aus dem Programm heben wir
hervor: Rede des Hofcaplan Dr. Auguſtin Fiſcher-
Colbrie;
Vortrag des Herrn Rudolf Grafen Collo-
redo-Mels;
Anſprache des Vereinsbeirathes, des P
Anton M. Schwartz, Superiors der Congregation der
frommen Arbeiter. Eintritt frei gegen Karte.

§ Wiener akademiſcher Geſangsverein.

Im
Sofienſaale findet Freitag, 7. December, um halb 8 Uhr,
die Gründungsliedertafel unter gefälliger
Mitwitwirkung des Frl. Joſefine von Statzer, Concert-
ſängerin, ſowie der vollſtändigen Muſikcapelle des Infan-
terie-Regimentes Nr, 3 ſtatt. Hiebei gelangen Chöre von
Mozart, Schubert, Horn, Treidler, Rheinherger und Hand-
werg zum Vortrage.

§ Zweiter Vortragsabend des kathol. Schul-
vereins.

Der Rotundenſaal der Gartenbau Geſellſchaft
war am letzten Sonntag wieder dicht gedrängt beſetzt, als
Herr A. Trabert Mſgr. Dr. Albert Wieſinger das
Wort zur Fortſetzung ſeines Vortrages „Alt-Wien“ ertheilte.
Der hochw. Redner beſprach die Geſchichte Alt-Wiens vom
Kaiſer Carl dem Großen bis zum letzten Babenberger und
flocht eine Reiye Sagen ein. Je näher der hochw. Redner
dem Ende ſeines wiederholt mit ſtürmiſchem Beifalle aufge-
nommenen Vortrages kam, wurde den Zuhörern das Alte
Wien bekannter und allſeits war nur ein Wunſch, Herrn
Dr. Wieſinger recht bald wieder an dieſer Stelle zu hören.

§ Geſangscomite des katholiſchen Schulvereins.

Unter Direction des Prof. Nentwich findet jeden
Donnerſtag Abends 8 Uhr Schulerſtraße 20 (Turnſaal)
Uebung im Männergeſang ſtatt. Stimmbegabte Herren
werden zum Beitritt eingeladen.

§ Losverein „Chriſtliche Männer“.

Verfloſſenen
Sonntag fand die Conſtituirung dieſes Losvereines ſtatt.
Die chriſtlichen Männer Wiens, welche beizutreten gewillt
ſind, werden erſucht, ihre Adreſſe an den Obmann Julius
Prochazka 3. Bezirk, Beatrixgaſſe 20 gelangen zu laſſen.
Die erſte Einzahlung findet im Jänner ſtatt und wird
Näheres bekannt gegeben. Monatseinzahlung 2 fl.

§ Nicolansbeſcherung.

Der „Erſte Margarethener
humanitäre Nicolobrüder-Verein“ nahm Montag, den
3. d. M. die Betheilung von 56 armen, chriſtlichen Schul-
kindern vor. Dieſe erhielten vollſtändige Winteranzüge,
Wäſche, wurden mit einer Jauſe bewirthet und mit Na-
turalien beſchenkt. Das Feſt beehrten u. A. Reichsraths-
abgeordneter Herr Dr. Carl Lueger, die Herren Ge-
meinderäthe Becker ſammt Frau und Strobach mit
Familie, die Herren Bezirksausſchüſſer Pfiſter und
Schwarz, der hochw. Herr Pfarrer Grünwald u. ſ. w.
Der hochw. Herr Pfarrer Joſef Grünwald hielt eine form-
vollendete Anſprache und der Obmann Herr Guſtav
Schmolek gab einen Bericht über den Verein.

§ Für den Erſten katholiſchen Arbeiterverein

haben geſpendet: Frau Erzherzogin Marie Valerie
[Spaltenumbruch] 25 fl., die chriſtliche Tiſchgeſellſchaft im Caſe
Schäffler für Kinder des Vereins 4 fl. 75 kr.

§ St. Joſef Waiſen-Aſyl,

13. Bez, Breitenſeer-
ſtraße Nr. 104: Feſtfeier, Samſtag, den 8. December um
3 Uhr Gottesdienſt in der neu benedicirten Anſtalts-Capelle,
darauf im neuen Speiſeſaale die eigentliche Feſtfeier,
bei welcher die Feſtrede Se. Hochw. Rudolf Graf Mels-
Colloredo
halten wird.

§ Katholiſcher Schulverein.

Man ſchreibt uns aus
Orth a. d. Donau. Sonntag, den 2. d. M. hielt die
hieſige Pfarrgruppe ihre erſte Jahresverſammlung. Obmann
Pfarrer Zorn begrüßte die Verſammlung und nachdem
er die Angriffe eines hieſigen Lehrers, die derſelbe in der
„Oeſterr. Schulzeitung“ gegen den Verein gerichtet hatte,
treffend widerlegt, regte er die Gründung einer eigenen
Frauen-Ortsgruppe an, die auch bereits in ſichere Ausſicht
geſtellt iſt. Dann ergriff Monſignor Schöpfleuthner
das Wort zu dem Thema: „Warum verlangen wir Katho-
liken die confeſſionelle Schule und warum ſind wir für den
katholiſchen Schulverein“. Als Redner am Schluſſe zur
Einigkeit bei den nächſten Wahlen, die von ganz beſonderer
Bedeutung ſein würden, aufforderte, belohnte reichlicher
Beifall die trefflichen Ausführungen. Nach einer ganz
kurzen Pauſe betrat Reichsrathsabgeordneter Dr. Albert
Geßmann die Rednerbühne und verbreitete ſich in ge-
wohnter, kraftvoller Weiſe über das Thema: „Die chriſtliche
Schule und das praktiſche Leben“. Als der Vorſitzende dem
Danke der Verſammlung an die beiden Redner Ausdruck
gegeben, wurde vom Herrn Gemeindeſecretär Gigler der
Rechenſchaftsbericht abgelegt, der einen Mitgliederſtand von
52 Perſonen auswies. Der bisherige Vorſtand wurde
wieder- und Cooperator Hintſchik zum Schriftführer neu ge-
wählt. 18 neue Mitglieder traten ſofort in den Verein ein,
viele andere verſprachen ihren ſpäteren Eintritt.

§ An die reifere chriſtliche Jugend Wiens.

Die-
jenigen Herren, welche geneigt ſind, dem vorbereitenden
Comite des „Vereines der chriſtlichen Jugend in Wien“
beizutreten, werden freundlichſt erſucht, ihre Adreſſe ehe-
baldigſt an nachſtehende Herren zu ſenden. Für das engere
Comite: Maximilian Köpfner, Ferdinand Ehrmann,
Carl Slezak. Zuſchriften ſind zu richten an die Herren:
Maximilian Köpfner, Ciſeleur, 2. Bez., Leſſinggaſſe 23,
3. Stock, und Ferdinand Ehrmann, Privatbeamter, 8. Bez.,
Piariſtengaſſe 58.

§ Katholiſcher Schulverein.

Am 8. d., am Feſte
der unbefleckten Empfängniß Mariens, findet um 7 Uhr
Früh in der Univerſitätskirche die Generalcommunion
für Männer
ſtatt, welche durch den hochw. P. Heinrich
Abel vorgenommen werden wird. Aus dieſem Anlaſſe
ſtellt die Centralleitung des kath. Schulvereines an die
P. T. Mitglieder (Männer) das ergebene Anſuchen, ſich an
derſelben recht zahlreich betheiligen zu wollen.




Theater, Muſik und Kunſt.
— Im Carl-Theater

findet Samſtag den 8. d. M.,
Nachmittags halb 2 Uhr die Vorſtellung von „Sündige
Liebe“ und „Es läutet“ mit den Damen Schratt und Adele
Sandrock und den Herren v. Sonnenthal, Tewele, Kutſchera,
Nhil und Eppens, zu Gunſten des Maria Thereſia-Frauen-
Hoſpitals, ſtatt. Die noch vorhandene Anzahl von Orcheſter,
Balkon- und Parketſitzen wird an den Tagescaſſen aus-
gegeben.

— Im Raimund-Theater

finden Freitag den 7. d.
die Premieren von „Des Pfarres Geburtstag“, Genrebild
in einem Aufzuge von Eduard Dorn mit den Damen
Nieſe und Schönchen und den Herren Fröden, Göſtl, Groß,
Kirſchner, Seydl und Straßmayer, ſowie von „Heine’s junge
Leiden“, Luſtſpiel in drei Acten von A. Mels mit den
Damen Clemens, Furlami, Scholz und den Herren Bach,
Brandeis, Heding und Wachtel in den Hauptrollen ſtatt.
In Szene geſetzt wurde erſteres Stück von Herrn Lang-
kammer, letzteres von Regiſſeur Herrn Wachtl. — Heute ge-
langt im Raimund-Theater das zugkräftige Märchenſpiel
„Es war einmal ...“ zum 17. Male zur Aufführung.

— Das Rudolfsheimer Volkstheater

hatte geſtern
bei ſeiner Premiere ein volles Haus, was dem Umſtande
zuzuſchreiben iſt, daß die beſtens bekannte Frau Directorin
Czerniawski-Löwe die Haupt- und Titelrolle ſpielte.
Es iſt ſchade, daß dieſe gewandte Schauſpielerin ihr ſtarkes
Talent an der Rudolfsheimer Bühne leuchten laſſen muß.
„Gabriele Marcu“ — dies der Titel des Schauſpieles — iſt
eine nach Rumänien verſetzte Cameliendame, iſt auf dem
Wege dahin recht ſtark papricirt worden und hat ſelbſt-
verſtändlich an ſittlichem Gehalt nichts eingebüßt, da der
vollſtändige Mangel eines ſolchen eine Einbuße unmöglich
machte. An dem Beifalle nahmen außer der Frau Direc-
torin Fräulein Rene, welche die einzige erträgliche Rolle
ſehr gut wiedergab, und Herr Romani theil.




Tagesbericht.


* Kalender für Donnerſtag den 6. December.

Katholiken: Nicolaus. Griechen: (24 November)
Katharina. Sonnenaufgang 7 Uhr 37 Minuten Morgens.
Sonnenuntergang: 4 Uhr 5 Min. Abends. Mondesaufgang:
12 Uhr 53 Minuten Abends. Mondesuntergang: 12 Uhr
6 Minuten Morgens. Tageslänge 8 Stunden 28 Minuten.
Nachtlänge 15 Stunden 32 Min. 340—26.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Der Kaiſer iſt
in Begleitung des Generaladjutanten Grafen Paar vor-
geſtern in Wels eingetroffen und wurde auf dem Bahn-
hofe von dem Erzherzog Franz Salvator und der
Erzherzogin Marie Valerie begrüßt. — Erzherzogin
Alice, Großherzogin von Toscana, die mehrere Tage
in Schwarzau zum Beſuche des Herzogs und der Herzogin
von Parma geweilt hat, iſt vorgeſtern Nachmittags wieder
in Wien eingetroffen. — Die Herzogin von Cumber-
land
dürfte Samſtag nach Gmunden zurückkehren. —
Vorgeſtern kam Prinzeſſin Thereſe von Baiern, die
Schweſter des Prinz-Regenten, hier an und ſetzte Abends
mit der Weſtbahn die Reiſe nach München fort. — Der
Reichs-Kriegsminiſter G. d. C. Edler v. Krieghammer
iſt vorgeſtern aus Arco in Trient eingetroffen. Nachmittags
ſetzte der Kriegsminiſter die Reiſe nach Wien fort. — Der
Landescommandirende in Agram, G. d. C. Freiherr von
Berchtholsheim, iſt vorgeſtern von hier auf ſeinen
Poſten zurückgekehrt. — Der ruſſiſche Botſchafter in Wien,

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[5/0005] 280 Wien, Donnerſtag Reichspoſt 6. December 1894. Wort zu ergreifen. Prinz Liechtenſtein (ſtürmiſch begrüßt) hielt einen längeren Vortrag über die Aufgabe der Frau im Hauſe, und ſchloß mit einem warmen Appell, die Weih- nachtseinkäufe nur bei Chriſten zu beſorgen. Redacteur Reiſchl ſprach ſodann über das Verhältniß der Alten zu ihren Frauen und Knechten. Reichsrathsabgeordneter Mſgr. Dr. Scheicher erklärte vorerſt das Sprichwort „Sand in die Augen ſtreuen“, und beſprach ſodann die Weltbeſſerungs- theorie zweier deutſcher Philoſophen. Warme Worte fand der Redner für die chriſtliche Preſſe. „Wenn Sie Ihr geiſtiges Brod von den Juden beziehen, dann glaubt der Jude, Sie müſſen auch alles übrige, was Sie benöthigen, bei ihm kaufen und der chriſtliche Geſchäftsmann — wird verſchwinden. Unter ſtürmiſchen Beifall forderte der Redner die anweſenden Frauen auf, chriſtliche Mütter zu ſein, und aus ihren Söhnen chriſtliche Männer heranzubilden. Herr Vereinspräſident Zuleger hielt ſodann einen kurzen Vor- trag über die Organiſation und Thätigkeit des Vereines. Jedem Beſucher wurde beim Eintritt in den Saal der vom Bereine herausgegebene „Wegweiſer“ (chriſtliche Firmen) überreicht, der heuer in einer Auflage von 23.000 Exem- plaren erſchienen iſt. Feſtanzeige. Wir werden um Aufnahme folgender Zuſchrift erſucht: Nachdem das Gremium der Hoteliers in Wien mit Ueberwindung außerordentlicher Schwierigkeiten eine eigene Krankencaſſe für die Hotelangeſtellten errichtet hat, iſt es ein lebhafter Wunſch vieler Hotelgehilfen, die Errichtung dieſes humanitären Inſtitutes durch einen Gottesdienſt und ein Gründungsfeſt würdig zu feiern. Der Feſtausſchuß beehrt ſich anzuzeigen, daß am 11. De- cember, Vormittags halb 10 Uhr, in der Domkirche zu St. Stefan eine Feſtmeſſe und Abends im Etabliſſement ronacher ein Gründungsfeſt veranſtaltet wird. Das Er- trägniß des Gründungsfeſtes wird einem Fonds zugeführt zur ausgiebigen Unterſtützung ſchwerkranker Gehilfen und Gehilfinnen, welche einer Badecur bedürftig ſind. Für jeden Berufscollegen iſt es Ehrenſache, den Erfolg dieſes Feſtes nach beſten Kräften zu fördern und zu zeigen, daß im Gremium der Hoteliers Principale und Angeſtellte ein trächtig beſtrebt ſind, Gutes zu ſchaffen. Leopold Seiler, Vorſteher; Ferd. Slowaczek, Gehilfen-Obmann; Fr. Hack, Obmann der Krankencaſſe. Bureau des Feſtausſchuſſes: 4. Bezirk, Hotel Zillinger. Volkswirthſchaftlicher Theil. Wer ſchädigt das geſchäftliche Renomee Oeſter- reichs im Auslande? Zu neuerlicher Beantwortung dieſer wiederholt geſtellten Frage, müſſen wir ein Capitel aus den Geheimniſſen der Weinfabrikation erzählen. Wie bekannt hatte ſich vor Kurzem unter der Anklage der Weinverfälſchung und des Verkaufes von Kunſtwein der Weingroßhändler Simon Abeles, der in der Inneren Stadt und in Nußdorf ausgedehnte Kelle- reien beſitzt, zu verantworten. Die Anklage legte ihm zur Laft, er habe ſeinen Weinen, welche von ſeimen Tranſito- Kellereien in Floridsdorf nach Wien kamen, Tamarinden beigemengt. Es wurden große Weinmengen durch Finanz- organe ſaiſirt und der chemiſchen Unterſuchung zugeführt. Der Sohn des Angeklagten, welcher die Verantwortung auf ſich nahm, erklärte, die Tamarinden, die ihm von ſeinem „Einkäufer“ in Trieft zur Probe geſchickt worden ſeien, hätten nur zu einem Verſuche verwendet werden ſollen; außerdem ſei die Beimengung von Tamarinden, wie ihm von Fachleuten verſichert worden ſei, nicht nur nicht geſundheitſchädlich, ſondern für Süßweine — um ſolche handle es ſich hier — ſogar von Nutzen. Dieſe „Süß- oder Medicinalweine“ ſeien ausſchließlich für den Export und zwar vorzugsweiſe für Deutſchland beſtimmt. Hätte ſich der Wein mit den Tamarinden als unbrauchbar erwieſen, ſo wäre er zur Cognac-Fabrication an eine ungariſche Fabrik geſchickt worden. Der ſtaats- anwaltſchaftliche Functionär bemerkte darauf: „Dann wäre eben der Cognac geſundheitsſchädlich geweſen.“ Der als Sachverſtändiger vernommene Gerichtschemiker gab ſein Gutachten dahin ab, daß der mit Tamarinden vermengte Wein den Conſumenten nur dann ſchädlich ſei, wenn die- ſelben ihn in größeren Quantitäten, etwa 2 bis 3 Liter, genießen; an ſich ſei die Beimengung van Tamarinden, in geringeren Quantitäten, nicht geſundheitsſchädlich. Der ſtaatsanwaltſchaftliche Functionär vertrat die Anſicht, daß über die Frage der Geſundheitsſchädlichkeit des mit Tama- rinden vermengten Weines auch ein Arzt gehört werden müßte. Die Verhandlung endete mit der Verurtheilung des Abeles. Die Botſchaft des Präſidenten Cleveland. Aus Waſhington, 3. December telegraphirt man: Die Botſchaft des Präſidenten Cleveland an den Congreß erklärt, die von Belgien bei der Einfuhr gewiſſer Nahrungsmittel auferlegten Beſchränkungen ſeien unnöthig, da die ſtrenge Ueberwachung in Amerika einen genügenden Schutz gegen die Ausfuhr kranken Viehes und Fleiſches biete und beklagt den ver- nichtenden Krieg zwiſchen den mächtigſten Nationen des Oſtens. Die Botſchaft erwähnt ſodann, daß die deutſche Re- gierung gegen die Beſtimmung der Tarifgeſetze, welche einen Differentialzoll von ⅒ Cent auf Zucker aus den eine Ausfuhrprämie zahlenden Ländern legt, proteſtirte. Der Präſident empfiehlt die Aufhebung desjenigen Theiles des Geſetzes, der dieſen Differentialzoll auferlegt, befürwortet entſchieden die Zollfreiheit für Kohlen und Eiſen und ſpricht ſich für die Beſeitigung jedweden Differentialzolles auf raffinirten Zucker aus. Der Präſident empfiehlt die Beſeitigung des beſtehenden Hinderniſſes für die Theilnahme Amerikas an dem fremden Transportverkehre auf der See und erörtert ſodann in aus- führlicher Weiſe die Währungsfrage und den beſtändigen Goldausfluß aus dem Schatzamte und erklärt ſich ent- ſchloſſen, die Ausgabe von Schatzobligationen für den Fall fortzuſetzen, als eine Erhöhung des Goldbetrages im Schatz- amte zur Aufrechterhaltung des Credits des Landes noth- wendig werden ſollte. Der Präſident legt hierauf die Haupt- punkte der von ihm und dem Schatzmeiſter befürworteten Bankreform dar, welche den Zweck haben ſoll, ein elaſti- ſcheres Umlaufsmittel zu ſchaffen und den Staatsbanken das Recht zu verleihen, unter gewiſſen Beſchränkungen ſteuerfreie Umlaufsnoten auszugeben. Es ſei beabſichtigt, alle Geſetze aufzuheben, welche die Deponirung der Unions- fonds als Sicherheit für die Umlaufsmittel beſtimmen und den Nationalbanken zu geſtatten, Noten bis zum Betrage von 75 Pertent des eingezahlten Capitals unter der Voraus- ſetzung zu emittiren, daß ſie bei der Regierung eine Summe in geſetzlichen Währungsmitteln hinterlegen, welche 30 Per- cent der Noten, die ſie auszugeben beabſichtigen, gleichkomme. Converfirungsgewinne. Aus Budapeſt wird ge- meldet: Der Geſammtgewinn der Inſtitute bei der im Vor- jahre durchgeführten Converſion beträgt fl. 11,600.000. Hie- von entfallen u. A. auf die Oeſterreichiſche Creditanſtalt 2 Millionen Gulden, etwas weniger auf die Ungariſche Creditbank. Die Peſter Commercialbank participirt mit einer Quote von fl, 350 000. Börſe für landwirthſchaftliche Producte. Wien, 4. December. Die amtlichen Notirungen lauteten: Weizen, per 100 Kg. Theiß 77—82 Kg. zu fl. 7·10 bis fl. 7·40; Banater 77—82 Kg. fl. 6·85 bis fl. 7·25: Südbahn 78—82 Kg. fl. 6.65 bis fl. 7.—; March felder 79—82 Kg. zu fl. 6.85 bis fl. 7.05 Schlußcurſe: Uſancewaare per Frühjahr 1895 zu fl. 6.97 bis fl. 6.99. Roggen, per 100 Kg. Slovakiſcher 73—78 Kg. zu fl. 5·80 bis fl. 6.—; diverſer ungariſcher 71—75 Kg. zu fl. 5·50 bis fl. 5·80; öſterreichiſcher 72—75 Kg. zu fl. 5·60 bis fl. 5·80; Schlußcurſe: Uſancewaare per Herbſt fl. —.— bis fl. —.—; per Frühjahr 1895 zu fl. 5.97 bis fl. 5.99. Gerſte, per 100 Kg. Mähriſche zu fl. 7·85 bis 9·10, öſterreichiſche zu fl. 6·90 bis fl. 7.75; Brenner- gerſte zu fl. 6.— bis fl. 6.50. Mais, per 100 Kg.: Ungariſcher zu fl. 6.90 bis fl. 7.—, neuer fl. 6·15 bis fl. 6·30. Hafer, per 100 Kg.: Ungariſcher Mercantil zu fl. 6.25 bis fl. 6.35. Reps, per 100 Kg.: Rübſen (neuer) zu fl. —·— bis fl. —·—. Hopfen, per 50 Kilo: Saazer Stadthopfen zu fl. 78.— bis fl. 90.—, Bezirkshopfen (hallirt) zu fl. 78.— bis fl. 90.—, Kreishopfen (hallirt) zu fl. 78.— bis fl. 90.—, Auſchaer Rothhopfen (hallirt) zu fl. 50.— bis fl. 70.—, Daubaer Grünhopfen zu fl. 35.— bis fl. 48.—. Malz, per 100 Kg.: prima zu fl. 13·— bis 13·50, ſecunda zu fl. 12·— bis fl. 12·50. Mehl, per 100 Kg. Weizenmehl: Nr. 0 zu fl. 12.— bis fl. 12.50, Nr. 1 zu fl. 11·80 bis fl. 12·20, Nr. 2 zu fl. 11·20 bis 11·80, Nr. 3 zu fl. 11·— bis fl. 11·40, Nr. 8U+00BE zu fl. 6·50 bis fl. 7·—, Nr. 9 zu fl. 5·— bis fl. 5·50; Weizenmehl, neue Type: Nr. 0 zu fl. 11.60 bis 12.—, Nr. 1 zu fl. 11.10 bis fl. 11.30, Nr. 2 zu fl. 10.60 bis fl. 10.80, Nr. 3 zu fl. 10.— bis fl. 10 20. Roggenmehl: Nr. 0 zu fl. 10.50 bis fl. 11.—, Nr. 1 zu fl. 8·60 bis fl. 9.—, Nr. 3 zu fl. 6.10 bis fl. 6·60. Vereinsnachrichten. § Verein zur Erziehung katholiſcher Lehrlinge. Feſtverſammlung Sonntag, 9. December, 7 Uhr Abends, im Feſtſaale des niederöſterreichiſchen Gewerbevereines, Wien, 1. Bez., Eſchenbachgaſſe 11. Aus dem Programm heben wir hervor: Rede des Hofcaplan Dr. Auguſtin Fiſcher- Colbrie; Vortrag des Herrn Rudolf Grafen Collo- redo-Mels; Anſprache des Vereinsbeirathes, des P Anton M. Schwartz, Superiors der Congregation der frommen Arbeiter. Eintritt frei gegen Karte. § Wiener akademiſcher Geſangsverein. Im Sofienſaale findet Freitag, 7. December, um halb 8 Uhr, die Gründungsliedertafel unter gefälliger Mitwitwirkung des Frl. Joſefine von Statzer, Concert- ſängerin, ſowie der vollſtändigen Muſikcapelle des Infan- terie-Regimentes Nr, 3 ſtatt. Hiebei gelangen Chöre von Mozart, Schubert, Horn, Treidler, Rheinherger und Hand- werg zum Vortrage. § Zweiter Vortragsabend des kathol. Schul- vereins. Der Rotundenſaal der Gartenbau Geſellſchaft war am letzten Sonntag wieder dicht gedrängt beſetzt, als Herr A. Trabert Mſgr. Dr. Albert Wieſinger das Wort zur Fortſetzung ſeines Vortrages „Alt-Wien“ ertheilte. Der hochw. Redner beſprach die Geſchichte Alt-Wiens vom Kaiſer Carl dem Großen bis zum letzten Babenberger und flocht eine Reiye Sagen ein. Je näher der hochw. Redner dem Ende ſeines wiederholt mit ſtürmiſchem Beifalle aufge- nommenen Vortrages kam, wurde den Zuhörern das Alte Wien bekannter und allſeits war nur ein Wunſch, Herrn Dr. Wieſinger recht bald wieder an dieſer Stelle zu hören. § Geſangscomite des katholiſchen Schulvereins. Unter Direction des Prof. Nentwich findet jeden Donnerſtag Abends 8 Uhr Schulerſtraße 20 (Turnſaal) Uebung im Männergeſang ſtatt. Stimmbegabte Herren werden zum Beitritt eingeladen. § Losverein „Chriſtliche Männer“. Verfloſſenen Sonntag fand die Conſtituirung dieſes Losvereines ſtatt. Die chriſtlichen Männer Wiens, welche beizutreten gewillt ſind, werden erſucht, ihre Adreſſe an den Obmann Julius Prochazka 3. Bezirk, Beatrixgaſſe 20 gelangen zu laſſen. Die erſte Einzahlung findet im Jänner ſtatt und wird Näheres bekannt gegeben. Monatseinzahlung 2 fl. § Nicolansbeſcherung. Der „Erſte Margarethener humanitäre Nicolobrüder-Verein“ nahm Montag, den 3. d. M. die Betheilung von 56 armen, chriſtlichen Schul- kindern vor. Dieſe erhielten vollſtändige Winteranzüge, Wäſche, wurden mit einer Jauſe bewirthet und mit Na- turalien beſchenkt. Das Feſt beehrten u. A. Reichsraths- abgeordneter Herr Dr. Carl Lueger, die Herren Ge- meinderäthe Becker ſammt Frau und Strobach mit Familie, die Herren Bezirksausſchüſſer Pfiſter und Schwarz, der hochw. Herr Pfarrer Grünwald u. ſ. w. Der hochw. Herr Pfarrer Joſef Grünwald hielt eine form- vollendete Anſprache und der Obmann Herr Guſtav Schmolek gab einen Bericht über den Verein. § Für den Erſten katholiſchen Arbeiterverein haben geſpendet: Frau Erzherzogin Marie Valerie 25 fl., die chriſtliche Tiſchgeſellſchaft im Caſe Schäffler für Kinder des Vereins 4 fl. 75 kr. § St. Joſef Waiſen-Aſyl, 13. Bez, Breitenſeer- ſtraße Nr. 104: Feſtfeier, Samſtag, den 8. December um 3 Uhr Gottesdienſt in der neu benedicirten Anſtalts-Capelle, darauf im neuen Speiſeſaale die eigentliche Feſtfeier, bei welcher die Feſtrede Se. Hochw. Rudolf Graf Mels- Colloredo halten wird. § Katholiſcher Schulverein. Man ſchreibt uns aus Orth a. d. Donau. Sonntag, den 2. d. M. hielt die hieſige Pfarrgruppe ihre erſte Jahresverſammlung. Obmann Pfarrer Zorn begrüßte die Verſammlung und nachdem er die Angriffe eines hieſigen Lehrers, die derſelbe in der „Oeſterr. Schulzeitung“ gegen den Verein gerichtet hatte, treffend widerlegt, regte er die Gründung einer eigenen Frauen-Ortsgruppe an, die auch bereits in ſichere Ausſicht geſtellt iſt. Dann ergriff Monſignor Schöpfleuthner das Wort zu dem Thema: „Warum verlangen wir Katho- liken die confeſſionelle Schule und warum ſind wir für den katholiſchen Schulverein“. Als Redner am Schluſſe zur Einigkeit bei den nächſten Wahlen, die von ganz beſonderer Bedeutung ſein würden, aufforderte, belohnte reichlicher Beifall die trefflichen Ausführungen. Nach einer ganz kurzen Pauſe betrat Reichsrathsabgeordneter Dr. Albert Geßmann die Rednerbühne und verbreitete ſich in ge- wohnter, kraftvoller Weiſe über das Thema: „Die chriſtliche Schule und das praktiſche Leben“. Als der Vorſitzende dem Danke der Verſammlung an die beiden Redner Ausdruck gegeben, wurde vom Herrn Gemeindeſecretär Gigler der Rechenſchaftsbericht abgelegt, der einen Mitgliederſtand von 52 Perſonen auswies. Der bisherige Vorſtand wurde wieder- und Cooperator Hintſchik zum Schriftführer neu ge- wählt. 18 neue Mitglieder traten ſofort in den Verein ein, viele andere verſprachen ihren ſpäteren Eintritt. § An die reifere chriſtliche Jugend Wiens. Die- jenigen Herren, welche geneigt ſind, dem vorbereitenden Comite des „Vereines der chriſtlichen Jugend in Wien“ beizutreten, werden freundlichſt erſucht, ihre Adreſſe ehe- baldigſt an nachſtehende Herren zu ſenden. Für das engere Comite: Maximilian Köpfner, Ferdinand Ehrmann, Carl Slezak. Zuſchriften ſind zu richten an die Herren: Maximilian Köpfner, Ciſeleur, 2. Bez., Leſſinggaſſe 23, 3. Stock, und Ferdinand Ehrmann, Privatbeamter, 8. Bez., Piariſtengaſſe 58. § Katholiſcher Schulverein. Am 8. d., am Feſte der unbefleckten Empfängniß Mariens, findet um 7 Uhr Früh in der Univerſitätskirche die Generalcommunion für Männer ſtatt, welche durch den hochw. P. Heinrich Abel vorgenommen werden wird. Aus dieſem Anlaſſe ſtellt die Centralleitung des kath. Schulvereines an die P. T. Mitglieder (Männer) das ergebene Anſuchen, ſich an derſelben recht zahlreich betheiligen zu wollen. Theater, Muſik und Kunſt. — Im Carl-Theater findet Samſtag den 8. d. M., Nachmittags halb 2 Uhr die Vorſtellung von „Sündige Liebe“ und „Es läutet“ mit den Damen Schratt und Adele Sandrock und den Herren v. Sonnenthal, Tewele, Kutſchera, Nhil und Eppens, zu Gunſten des Maria Thereſia-Frauen- Hoſpitals, ſtatt. Die noch vorhandene Anzahl von Orcheſter, Balkon- und Parketſitzen wird an den Tagescaſſen aus- gegeben. — Im Raimund-Theater finden Freitag den 7. d. die Premieren von „Des Pfarres Geburtstag“, Genrebild in einem Aufzuge von Eduard Dorn mit den Damen Nieſe und Schönchen und den Herren Fröden, Göſtl, Groß, Kirſchner, Seydl und Straßmayer, ſowie von „Heine’s junge Leiden“, Luſtſpiel in drei Acten von A. Mels mit den Damen Clemens, Furlami, Scholz und den Herren Bach, Brandeis, Heding und Wachtel in den Hauptrollen ſtatt. In Szene geſetzt wurde erſteres Stück von Herrn Lang- kammer, letzteres von Regiſſeur Herrn Wachtl. — Heute ge- langt im Raimund-Theater das zugkräftige Märchenſpiel „Es war einmal ...“ zum 17. Male zur Aufführung. — Das Rudolfsheimer Volkstheater hatte geſtern bei ſeiner Premiere ein volles Haus, was dem Umſtande zuzuſchreiben iſt, daß die beſtens bekannte Frau Directorin Czerniawski-Löwe die Haupt- und Titelrolle ſpielte. Es iſt ſchade, daß dieſe gewandte Schauſpielerin ihr ſtarkes Talent an der Rudolfsheimer Bühne leuchten laſſen muß. „Gabriele Marcu“ — dies der Titel des Schauſpieles — iſt eine nach Rumänien verſetzte Cameliendame, iſt auf dem Wege dahin recht ſtark papricirt worden und hat ſelbſt- verſtändlich an ſittlichem Gehalt nichts eingebüßt, da der vollſtändige Mangel eines ſolchen eine Einbuße unmöglich machte. An dem Beifalle nahmen außer der Frau Direc- torin Fräulein Rene, welche die einzige erträgliche Rolle ſehr gut wiedergab, und Herr Romani theil. Tagesbericht. Wien, den 5. December. * Kalender für Donnerſtag den 6. December. Katholiken: Nicolaus. Griechen: (24 November) Katharina. Sonnenaufgang 7 Uhr 37 Minuten Morgens. Sonnenuntergang: 4 Uhr 5 Min. Abends. Mondesaufgang: 12 Uhr 53 Minuten Abends. Mondesuntergang: 12 Uhr 6 Minuten Morgens. Tageslänge 8 Stunden 28 Minuten. Nachtlänge 15 Stunden 32 Min. 340—26. * Hof- und Perſonalnachrichten. Der Kaiſer iſt in Begleitung des Generaladjutanten Grafen Paar vor- geſtern in Wels eingetroffen und wurde auf dem Bahn- hofe von dem Erzherzog Franz Salvator und der Erzherzogin Marie Valerie begrüßt. — Erzherzogin Alice, Großherzogin von Toscana, die mehrere Tage in Schwarzau zum Beſuche des Herzogs und der Herzogin von Parma geweilt hat, iſt vorgeſtern Nachmittags wieder in Wien eingetroffen. — Die Herzogin von Cumber- land dürfte Samſtag nach Gmunden zurückkehren. — Vorgeſtern kam Prinzeſſin Thereſe von Baiern, die Schweſter des Prinz-Regenten, hier an und ſetzte Abends mit der Weſtbahn die Reiſe nach München fort. — Der Reichs-Kriegsminiſter G. d. C. Edler v. Krieghammer iſt vorgeſtern aus Arco in Trient eingetroffen. Nachmittags ſetzte der Kriegsminiſter die Reiſe nach Wien fort. — Der Landescommandirende in Agram, G. d. C. Freiherr von Berchtholsheim, iſt vorgeſtern von hier auf ſeinen Poſten zurückgekehrt. — Der ruſſiſche Botſchafter in Wien,

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 280, Wien, 06.12.1894, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost280_1894/5>, abgerufen am 03.12.2024.