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Reichspost. Nr. 283, Wien, 10.12.1895.

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Wien, Dienstag Reichspost 10. December 1895 283

[Spaltenumbruch] Vorher wird jedoch das Wiener Terrain sondirt,
und falls Graf Goluchowski nichts dawider
einzuwenden hat, wird man bald wieder das Duett
Terenyi-Banffy zu hören bekommen, das in
der diplomatischen Welt bekanntlich seit dem Sturze
Kalnoky's einen guten Klang hat."




Faufare und Chamade.

Casimir der Gerechte, womit wir nicht jenen
König Casimir II. von Polen meinen, der diesen
ehrenvollen Beinamen führte, sondern unser
Casimir, der schon deshalb nicht der "II." sein kann,
weil er der -- Einzige ist, also Casimir der Ge-
rechte und Einzige hat ein Kreuz mit unseren Statt-
haltern. Wie man weiß, ist die Stellung der Statt-
halter in Oesterreich in den letzten Jahren der Aera
Taafse und in der Zeit des Coalitions-Ministeriums
ziemlich verändert worden. Früher war der Statt-
halter der erste Beamte des Landes, der gewisse
Ehrenrechte genoß, schließlich aber doch nur der erste
Beamte. Jetzt ist das vielfach anders. An Stelle
der Beamten sind die "Vicekönige" ge-
treten. Jeder derartige Vicekönig hat "sein" Land
in General-Entreprise übernommen und macht dort
so ziemlich, was er will und kann. Jedenfalls macht
er Politik auf eigene Faust. Ein solcher Vicekönig
war Graf Badeni selbst in Galizien, ein solcher
in Graf Thun ist Böhmen, ist Graf Kiel-
mansegg
in Niederrösterreich, Herr v. Rinal-
dini
im Küstenlande.

Zwei dieser Vicekönige nun haben dem Grafen
Badeni große Verlegenheiten zugezogen. Graf Kiel-
mansegg
hat ihm die "Wiener Frage" einge-
brockt. Graf Thun hat ihm die schwere Niederlage
bei den Landtagswahlen in Böhmen auf den Hals
geladen. Es ist nun interessant zu sehen, wie sich
Casimir der Gerechte zu diesen verschiedenen Statt-
haltern verschieden stellt. Den Grafen Kielmans-
egg
behandelt er geradezu unbarmherzig. Er hat
ihn in der Wiener Frage desavouirt, er hat ihn nun-
mehr zum drittenmale in der Frage des Beamten-
erlasses desavouirt. Das letzte Desaveu ist so schroff,
daß man eigentlich annehmen sollte, es werde dem
Grafen Kielmansegg als etwas zu starker Tabak er-
scheinen und er werde um seine Entlassung bitten.

Aus einem ganz anderen Tone wird dem
Grafen Thun gegenüber geblasen. -- Graf
Kielmansegg ist ein simpler, hinauf-
avancirter Beamter, und da er Protestant, Ausländer
und mit einer Ausländerin verheiratet ist, hat er
keinerlei besondere Verbindungen oder Stützen in der
österreichischen Gesellschaft. Anders liegen die Dinge
beim Grafen Thun. Er ist reich, er ist vornehm
von Herkunstk viel vornehmer als Graf Badeni,
durch seine Heirat mit einer Prtnzessin Schwarzen-
berg
gehört er der Elite der europäischen Ge-
sellschaft an. Mit solchen Leuten bindet Casimir der
Gerechte nicht gerne an. Die Römer hatten eine
Redensart, die besagt, daß man die Unterworfenen
schonen und die Stolzen vernichten müsse. Casimir
der Einzige huldigt den entgegengesetzten Maxmen.
Er ist unerbittlich und schonungslos gegen die
Schwachen, aber sehr verträglich mit Solchen, von
denen er glaubt, daß sie sich eventuell als stärker er-
weisen könnten, wie er selbst. So zieht er denn dem
Grafen Thun gegenüber ganz andere Saiten
auf, als gegenüber dem Grafen Kielmansegg.
Er läßt ihm durch das "Fremdenblatt" zwar
einen väterlichen Verweis in dem Sinne ertheilen, daß
der Herr Vicekönig künftighin nicht mehr auf eigene
Faust Politik machen könne, aber er vermeidet alles
was den Grafen Thun verletzen oder brüskiren
könnte. Der Situation würde es entsprechen, daß
Graf Thun zurücktritt und zwar aus Rücksicht auf
die Jungczechen, die für die Dauer nur, zu gewinnen
sind, wenn man den Ausnahms-Starhalter opfert.
Graf Badeni weiß das Gewiß auch, aber er hat
nicht den Muth an den Grafen Thun zu rühren,
weil er sich nicht stark genug fühlt mit dem
böhmischen Hochadel zu brechen. Gegen den Grafen
Kielmannsegg läßt er eine Fanfare ertönen,
vor dem Grafen Thun schlägt er Chamade. Klug
mag das sein, nur ist es nicht "eisern" und auch von
der "Führung" läßt sich dabei wenig sehen.




Inland.


Oesterreich.

Der russischen "Novoje Wremja" wird aus Wien
berichtet, daß es dem Grafen Badeni gelungen
ist, die czechische Opposition zu spalten und daß
es ihm mit Hilfe verschiedener Versprechungen auch
gelingen wird, alle Czechen für sich zu gewinnen.
Auf die Anregung des Ministerpräsidenten soll in
Wien vom Neujahr ab ein Journal "Die slavische
Post" herausgegeben werden, welches zur Aufgabe
haben soll, die österreichischen Slaven zu überzeugen,
daß sie eine Besserung ihrer politischen Lage nur dann
zu erwarten haben, wenn sie sich der polnischen
Führung
überlassen.

Die Prager "Politik" brachte gestern einen Leit-
artikel, in welchem sie die Jungczechen zur Führer-
schaft in dem Kampfe für die Wahrung der Interessen
Oesterreichs anläßlich der Erneuerung des Aus-
gleiches
mit Ungarn auffordert, mit der Begründung,
[Spaltenumbruch] daß Dr. Lueger, der zuerst die Fahne in diesem
Kampfe entfaltete, zu sehr durch die Wiener Frage
präoccupirt sei. Da ist die "Politik" nicht gut
informirt, denn gerade bei der sich entwickelnden
großen Volksbewegung gegen die Präponderanz
und die Uebergriffe Ungarns ist Dr. Lueger der
natürliche Führer und die Wiener Frage wird ihn
nicht abhalten, seine bewährte Kraft in die Dienste
dieser wahrhaft österreichisch-patriotischen Bewegung zu
stellen. Man wird jeden Bundesgenossen bei diesem
Kampfe mit Freuden begrüßen, aber den Mann bei
Seite schieben zu wollen, den man gewissermassen als
Opfer dem transleithanischen Wärwolf hinwerfen wollte,
das wäre einfach unverständig, ja eine Gefahr für die
gute Sache. Die christliche Bevölkerung
nicht blos Wiens, sondern ebenso der Kronländer hat
in dieser Frage bereits Stellung genommen, sie will
den braven Patrioten an ihrer Spitze sehen und er
wird sie in diesem Kampfe zum Siege führen.

Zur gewaltigen Kundgebung der Wiener Be-
völkerung gegen die jüdisch-liberale Presse vom
59. v. M. schreibt "Le Bien du Peuple" (Lüttich)
vom 4. d. "Am Abend des 29. v. M. fanden
19 Wählerversammlungen statt. Ueberall folgte eine
große Volksmenge gespannt den Ausführungen der
christlich-socialen Redner.

Die Tagesordnung war in allen Versammlungen
die gleiche: Protest gegen die Nichtbestätigung des ge-
wählten Bürgermeisters Dr. Lueger und Organisirung
eines unerbittlichen Kampfes gegen den mächtigsten
Feind des christlichen Volkes, die jüdisch-liberale Presse.
Dieser Kampf wurde in allen Versammlungen ein-
stimmig beschlossen.

Ueberall wurden die Anträge der Redner, kein
einziges jüdisch-liberales Blatt durch Abonniren, Lesen,
oder durch Insertion zu unterstützen, mit lebhaftem
Beifall seitens der enormen Zahl der Theilnehmer
angenommen. "Krieg der feindlichen, Schutz und För-
derung der christlichen Presse!" Das ist ein ausge-
zeichneter taktischer Anfang einer wahrscheinlich sehr
bewegten Wahlperiode. Auch der "Reichspost" gedenkt
das Blatt im Weiteren:

"Das Hauptorgan der christlich-socialen Bewegung,
die vor kaum zwei Jahren gegründete "Reichspost"
sieht sich gezwungen, ihr Format zu vergrößern, sich
in größeren, entsprechenderen Räumen zu installiren,
und mit Hilfe vollkommenerer Maschinen zwei Mal
des Tages zu erscheinen. Diese unaufhörlichen Fort-
schritte beweisen den Fortschritt des christlichen Ge-
dankens.

Es gibt aber nichtsdestoweniger noch Unzufriedene.
Katholische Organe, deren Vergangenheit sehr ver-
dienstlich ist, beklagen sich, voll scheeler Eifersucht, über
die junge christlich-sociale Partei. Wenig nur fehlt,
und sie würden mit ihr strenger ins Gericht gehen,
als gegen die hartgesottensten Liberalen. Hoffen wir,
daß die Erbitterung der Alten nachläßt, ohne Boden-
satz zurückzulassen!

Bezüglich der Position des Statthalters Grafen
Franz Thun in Prag bemerken die "Nar. Listy",
das Verbleiben desselben auf dem böhmischen Statt-
halterposten nach Eröffnung des neuen Landtages
würde das Fehlschlagen der ganzen
Politik Badeni's bedeuten.

Für die bevorstehenden Gemeindewahlen in
Brünn
haben auch die Czechen 15 Candidaten nomi-
nirt. In dem Wahlaufrufe wird gesagt, die Czechen
wollen Brünn nicht etwa slavisiren, sondern nur die
stricte Gleichberechtigung in Schule und Gemeindeamt
durchsetzen. Uebrigens sind die czechischen Candidaten
nur als Zählcandidaten aufgestellt.

Wie aus Lemberg berichtet wird, wurde der
Prälat Weber der dortigen Erzdiöcese zum Bischof
von Temnos präconisirt.

Ungarn.

Laut Meldungen ungarischer Blätter wurden im
Trencsiner Comitat fast sämmtliche Comitats-
ausschußwahlen, wo die Volkspartei gesiegt hat,
annullirt, hingegen sämmtliche liberale Ausschuß-
mitglieder approbirt, obwohl z. B. in Staßko das
Wahlresultat gar nicht verkündet war, nachdem die
Liberalen selbst jene Wahl als mißlungen bezeichnen
mußten. Echt judenliberal.

Einem Budavester Blatte zu Folge sollen in der
nächsten Zeit (um Neujahr) mehrere ungarische Honved-
Generale
pensionirt, respective durch Generale der
gemeinsamen Armee ersetzt werden. Der FML. Zoltan
wurde bereits durch den croatischen Brigadier Klo-
bucar ersetzt, der zugleich zum Generalinspector der
Honvedcavalerie ernannt wurde, Die FML. Graf
Schlippenbach und Wojnarovich werden gleichfalls
pensionirt und durch die Generale Gaudernak und
Szakonyi ersetzt. Von sieben Districtscommandanten
werden fünf pensionirt und zwar die FML. Pokay,
Janky, Say, Hild und Jelensek und wegen der be-
kannten Szemencz-Affaire soll auch der G. d. C. Fo-
rimyak den blauen Bogen bekommen.




Ausland.


König Oscar

ist gestern für die Aufrechthaltung
der skandinavischen Union persönlich mit einer Rede
an die Mitglieder des Unioncomites eingetreten. Das
Ziel dieses Comites müsse, so sagte der König, die
Zusammenhaltung der Union sein, es sei ja auch vom
[Spaltenumbruch] gemeinsamen König einberufen worden. Die Bestim-
mung der Unionsverfassung, daß die beiden Reiche
unter Einem Könige vereint sein sollen, beschränke
thatsächlich die Souveränität sowie die erforderliche
Selbstständigkeit der einzelnen Reiche auf gewissen
Gebieten; darin liege aber gar nicht eine Herabsetzung
für die einzelnen Reiche und auch die Gleichberechtigung
der Bevölkerung werde dabei nicht vermindert. Das
Uebereinkommen sei ja freiwillig schon im
Jahre 1814 abgeschlossen und später gesetzlich
festgestellt worden. "Mögen nur nicht die im voraus
gefaßten Meinungen Jemanden hindern, seine Billigung
vernünftigen Lösungen zu geben. Mögen nur nicht
Gedanken an eine Oberhoheit oder eine Scheidung der
Herrschaft aufkommen, zum Schaden der Union. Möge
Ihre Arbeit zu Vorschlägen von klaren Verfassungs-
Bestimmungen führen, die ein glückliches Leben fördernkönnen."

Heute Mitternacht zog über
Berlin ein heftiges Gewitter unter den grellsten
Blitzen und heftigen Donnerschlägen weg, gleichzeitig tratstarker Schneefall ein.

Reuters Office meldet aus
Constantinopel, Said Pascha sei Mittwoch
Abends in Begleitung seines 12jährigen Sohnes bei dem
englischen Botschafter Sir Ph. Currie erschienen und habe
denselben um ein Asyl gebeten, das ihm sofort gewährt
wurde Der Sultan soll versucht haben, Said Pascha zur
Wiederübernahme des Großvezierates und zum Bezuge der
in dem Chalet des Yildigparkes gelegenen Wohnung
Midhats Pascha zu bewegen. Said Pascha ver-
weigerte beides, gewiß aus ernsten Beweagründen.
Man glaubt, daß dieses Ereigniß zu einem Wende-
punkte in der Geschichte der Türkei
werden könnte.
Der Sultan habe dann versucht,
durch Tewfik Pascha und später durch den englischen Bot-
schafter Said Pascha unter Schutzversprechungen zur Rück-
kehr in seine Wohnung zu bewegen. Sir Currie lehnte
jede Einmischung ab. Said Pascha fürchtet wohl nicht mit
Unrecht für sein Leben, denn der Sultan hält ihn für das
Haupt der revolutionären Bewegung.

Die Botschafter
sind heute bei dem französischen Botschafter Cambon zu
einer Berathung der Lage zusammengetreten.




Reichsrath.
Abgeordnetenhaus.
Sitzung am 9. December.

Die vorliegenden Nothstands-Dringlichkeitsanträge
werden der Regierung zur Einleitung von Erhebungen,
eventuell zur Inanspruchnahme eines Credits wegen Ver-
hinderung des Nothstandes abgetreten und hierauf das
Berginspectorengesetz in dritter Lesung angenommen.

Sodann wird in die Generaldebatte über den Staats-
voranschlag und das Finanzgesetz pro 1896 eingegangen.

Abg. Dr. Strausky ergreift das Wort.




Gemeindezeitung.
Liberale "Wahlvorbereitungen".

Wie wir bereits
gemeldet haben, hat sich der deutsch-fortschrittliche Verein
Hietzing, von wo so triumpfirend die Wiedereroberung
Wiens proclamirt wurde, über Rücktritt des Obmannes
Dr. Seidler aufgelöst und ist die liberale Partei im
13. Bezirke ohne Führung. Für die Auflösung lagen viele
Gründe vor, erstens die Unpopularität, überhaupt der rapide
Schwund der Mitglieder, und last not least der ungemeine
Terrorismus der Parteigrößen. Männner wie Dr. Seidler,
gewesener Stadtrath von Götz, der durchgefallene Can-
didat Wenzel Richter der Antisemitenfresser Lang-
steiner
und zuletzt Salomon Beer haben in der Be-
völkerung jeden Anklang verloren; dazu kam noch, man
sollte es nicht glauben, der Mangel an Kleingeld. Das bei-
spiellose Fiasco der letzten Wahlcampagne wirkte wie be-
täubend und der Rest ist eine Flucht wie sie nur Liberale
zu Stande bringen. Die gemachten Versuche, den Verein
zusammen zu leimen, mißlangen vollständig. Er ruhe in
Frieden!




Versammlungen.
Eine Versammlung in Zwittan.

Wie mächtig die antiliberale Bewegung auch in der
Provinz aufflammt, dafür ist die gestern in der nord-
mährischen Stadt Zwittau abgehaltene geradezu großartige
Versammlung ein sprechender Beweis. Dieselbe wurde als
freie Versammlung von einem Bürgercomite einberufen
und fand im größten Local der Stadt, dem städtischen
Schützensaale, statt. Von den städtischen Sicherheitsorganen
wurde eine Zählung der Theilnehmer vorgenommen. Wohl-
gezählte 1268 Personen füllten den Saal, der bis aufs
letzte Plätzchen besetzt war. Die später kommenden vielen
Hunderte mußten unverrichteter Dinge abziehen. Nach der
Begrüßung durch den Eröffner, dem hochw. Herrn Schinzel,
wurde das Präsidium der Versammlung gewählt und
der Eröffner mit dem Vorsitze betraut. Zum ersten
Punkte der Tagesordnung, "Die Lage der Kleingewerbe-
treibenden, der Bauern und Arbeiter und die großen
socialen Fragen der Gegenwart", ergriff Herr Julius
Axmann aus Wien das Wort und schilderte eingehend die
Sünden, welche der Liberalismus an diesen Ständen be-
gangen und denen die Hauptschuld an dem rapiden Verfalle
des Mittelstandes zufällt. Hierauf besprach der Redner die
Ziele der socialdemokratischen Partei, die er einer ver-
nichtenden Kritik unterzog, und schloß mit der ausführlichen
Darstellung des christlich-socialen Programmes. Minuten-
langer Beisall folgte diesen Ausführungen. Und obwohl
zahlreiche Anhänger der Socialdemokratie und einige
notorische Liberale in der Versammlung anwesend waren,
meldete sich doch Niemand zur Erwiderung zum Worte,
obwohl der Vorsitzende mehrmals eine diesbezügliche Auf-
forderung ergehen ließ. -- Nun betrat, stürmisch begrüßt,
Herr Reichsraths-Abgeordneter Dr. Geßmann die Redner-
tribüne, um über die gegenwärtige politische Lage zu
sprechen. Er schilderte die Thätigkeit des jetzigen Abge-
ordnetenhauses auf wirthschaftlichem Gebiete, wie für die

Wien, Dienſtag Reichspoſt 10. December 1895 283

[Spaltenumbruch] Vorher wird jedoch das Wiener Terrain ſondirt,
und falls Graf Goluchowski nichts dawider
einzuwenden hat, wird man bald wieder das Duett
Terenyi-Banffy zu hören bekommen, das in
der diplomatiſchen Welt bekanntlich ſeit dem Sturze
Kalnoky’s einen guten Klang hat.“




Faufare und Chamade.

Caſimir der Gerechte, womit wir nicht jenen
König Caſimir II. von Polen meinen, der dieſen
ehrenvollen Beinamen führte, ſondern unſer
Caſimir, der ſchon deshalb nicht der „II.“ ſein kann,
weil er der — Einzige iſt, alſo Caſimir der Ge-
rechte und Einzige hat ein Kreuz mit unſeren Statt-
haltern. Wie man weiß, iſt die Stellung der Statt-
halter in Oeſterreich in den letzten Jahren der Aera
Taafſe und in der Zeit des Coalitions-Miniſteriums
ziemlich verändert worden. Früher war der Statt-
halter der erſte Beamte des Landes, der gewiſſe
Ehrenrechte genoß, ſchließlich aber doch nur der erſte
Beamte. Jetzt iſt das vielfach anders. An Stelle
der Beamten ſind die „Vicekönige“ ge-
treten. Jeder derartige Vicekönig hat „ſein“ Land
in General-Entrepriſe übernommen und macht dort
ſo ziemlich, was er will und kann. Jedenfalls macht
er Politik auf eigene Fauſt. Ein ſolcher Vicekönig
war Graf Badeni ſelbſt in Galizien, ein ſolcher
in Graf Thun iſt Böhmen, iſt Graf Kiel-
mansegg
in Niederröſterreich, Herr v. Rinal-
dini
im Küſtenlande.

Zwei dieſer Vicekönige nun haben dem Grafen
Badeni große Verlegenheiten zugezogen. Graf Kiel-
mansegg
hat ihm die „Wiener Frage“ einge-
brockt. Graf Thun hat ihm die ſchwere Niederlage
bei den Landtagswahlen in Böhmen auf den Hals
geladen. Es iſt nun intereſſant zu ſehen, wie ſich
Caſimir der Gerechte zu dieſen verſchiedenen Statt-
haltern verſchieden ſtellt. Den Grafen Kielmans-
egg
behandelt er geradezu unbarmherzig. Er hat
ihn in der Wiener Frage desavouirt, er hat ihn nun-
mehr zum drittenmale in der Frage des Beamten-
erlaſſes desavouirt. Das letzte Desaveu iſt ſo ſchroff,
daß man eigentlich annehmen ſollte, es werde dem
Grafen Kielmansegg als etwas zu ſtarker Tabak er-
ſcheinen und er werde um ſeine Entlaſſung bitten.

Aus einem ganz anderen Tone wird dem
Grafen Thun gegenüber geblaſen. — Graf
Kielmansegg iſt ein ſimpler, hinauf-
avancirter Beamter, und da er Proteſtant, Ausländer
und mit einer Ausländerin verheiratet iſt, hat er
keinerlei beſondere Verbindungen oder Stützen in der
öſterreichiſchen Geſellſchaft. Anders liegen die Dinge
beim Grafen Thun. Er iſt reich, er iſt vornehm
von Herkunſtk viel vornehmer als Graf Badeni,
durch ſeine Heirat mit einer Prtnzeſſin Schwarzen-
berg
gehört er der Elite der europäiſchen Ge-
ſellſchaft an. Mit ſolchen Leuten bindet Caſimir der
Gerechte nicht gerne an. Die Römer hatten eine
Redensart, die beſagt, daß man die Unterworfenen
ſchonen und die Stolzen vernichten müſſe. Caſimir
der Einzige huldigt den entgegengeſetzten Maxmen.
Er iſt unerbittlich und ſchonungslos gegen die
Schwachen, aber ſehr verträglich mit Solchen, von
denen er glaubt, daß ſie ſich eventuell als ſtärker er-
weiſen könnten, wie er ſelbſt. So zieht er denn dem
Grafen Thun gegenüber ganz andere Saiten
auf, als gegenüber dem Grafen Kielmansegg.
Er läßt ihm durch das „Fremdenblatt“ zwar
einen väterlichen Verweis in dem Sinne ertheilen, daß
der Herr Vicekönig künftighin nicht mehr auf eigene
Fauſt Politik machen könne, aber er vermeidet alles
was den Grafen Thun verletzen oder brüskiren
könnte. Der Situation würde es entſprechen, daß
Graf Thun zurücktritt und zwar aus Rückſicht auf
die Jungczechen, die für die Dauer nur, zu gewinnen
ſind, wenn man den Ausnahms-Starhalter opfert.
Graf Badeni weiß das Gewiß auch, aber er hat
nicht den Muth an den Grafen Thun zu rühren,
weil er ſich nicht ſtark genug fühlt mit dem
böhmiſchen Hochadel zu brechen. Gegen den Grafen
Kielmannsegg läßt er eine Fanfare ertönen,
vor dem Grafen Thun ſchlägt er Chamade. Klug
mag das ſein, nur iſt es nicht „eiſern“ und auch von
der „Führung“ läßt ſich dabei wenig ſehen.




Inland.


Oeſterreich.

Der ruſſiſchen „Novoje Wremja“ wird aus Wien
berichtet, daß es dem Grafen Badeni gelungen
iſt, die czechiſche Oppoſition zu ſpalten und daß
es ihm mit Hilfe verſchiedener Verſprechungen auch
gelingen wird, alle Czechen für ſich zu gewinnen.
Auf die Anregung des Miniſterpräſidenten ſoll in
Wien vom Neujahr ab ein Journal „Die ſlaviſche
Poſt“ herausgegeben werden, welches zur Aufgabe
haben ſoll, die öſterreichiſchen Slaven zu überzeugen,
daß ſie eine Beſſerung ihrer politiſchen Lage nur dann
zu erwarten haben, wenn ſie ſich der polniſchen
Führung
überlaſſen.

Die Prager „Politik“ brachte geſtern einen Leit-
artikel, in welchem ſie die Jungczechen zur Führer-
ſchaft in dem Kampfe für die Wahrung der Intereſſen
Oeſterreichs anläßlich der Erneuerung des Aus-
gleiches
mit Ungarn auffordert, mit der Begründung,
[Spaltenumbruch] daß Dr. Lueger, der zuerſt die Fahne in dieſem
Kampfe entfaltete, zu ſehr durch die Wiener Frage
präoccupirt ſei. Da iſt die „Politik“ nicht gut
informirt, denn gerade bei der ſich entwickelnden
großen Volksbewegung gegen die Präponderanz
und die Uebergriffe Ungarns iſt Dr. Lueger der
natürliche Führer und die Wiener Frage wird ihn
nicht abhalten, ſeine bewährte Kraft in die Dienſte
dieſer wahrhaft öſterreichiſch-patriotiſchen Bewegung zu
ſtellen. Man wird jeden Bundesgenoſſen bei dieſem
Kampfe mit Freuden begrüßen, aber den Mann bei
Seite ſchieben zu wollen, den man gewiſſermaſſen als
Opfer dem transleithaniſchen Wärwolf hinwerfen wollte,
das wäre einfach unverſtändig, ja eine Gefahr für die
gute Sache. Die chriſtliche Bevölkerung
nicht blos Wiens, ſondern ebenſo der Kronländer hat
in dieſer Frage bereits Stellung genommen, ſie will
den braven Patrioten an ihrer Spitze ſehen und er
wird ſie in dieſem Kampfe zum Siege führen.

Zur gewaltigen Kundgebung der Wiener Be-
völkerung gegen die jüdiſch-liberale Preſſe vom
59. v. M. ſchreibt »Le Bien du Peuple« (Lüttich)
vom 4. d. „Am Abend des 29. v. M. fanden
19 Wählerverſammlungen ſtatt. Ueberall folgte eine
große Volksmenge geſpannt den Ausführungen der
chriſtlich-ſocialen Redner.

Die Tagesordnung war in allen Verſammlungen
die gleiche: Proteſt gegen die Nichtbeſtätigung des ge-
wählten Bürgermeiſters Dr. Lueger und Organiſirung
eines unerbittlichen Kampfes gegen den mächtigſten
Feind des chriſtlichen Volkes, die jüdiſch-liberale Preſſe.
Dieſer Kampf wurde in allen Verſammlungen ein-
ſtimmig beſchloſſen.

Ueberall wurden die Anträge der Redner, kein
einziges jüdiſch-liberales Blatt durch Abonniren, Leſen,
oder durch Inſertion zu unterſtützen, mit lebhaftem
Beifall ſeitens der enormen Zahl der Theilnehmer
angenommen. „Krieg der feindlichen, Schutz und För-
derung der chriſtlichen Preſſe!“ Das iſt ein ausge-
zeichneter taktiſcher Anfang einer wahrſcheinlich ſehr
bewegten Wahlperiode. Auch der „Reichspoſt“ gedenkt
das Blatt im Weiteren:

„Das Hauptorgan der chriſtlich-ſocialen Bewegung,
die vor kaum zwei Jahren gegründete „Reichspoſt“
ſieht ſich gezwungen, ihr Format zu vergrößern, ſich
in größeren, entſprechenderen Räumen zu inſtalliren,
und mit Hilfe vollkommenerer Maſchinen zwei Mal
des Tages zu erſcheinen. Dieſe unaufhörlichen Fort-
ſchritte beweiſen den Fortſchritt des chriſtlichen Ge-
dankens.

Es gibt aber nichtsdeſtoweniger noch Unzufriedene.
Katholiſche Organe, deren Vergangenheit ſehr ver-
dienſtlich iſt, beklagen ſich, voll ſcheeler Eiferſucht, über
die junge chriſtlich-ſociale Partei. Wenig nur fehlt,
und ſie würden mit ihr ſtrenger ins Gericht gehen,
als gegen die hartgeſottenſten Liberalen. Hoffen wir,
daß die Erbitterung der Alten nachläßt, ohne Boden-
ſatz zurückzulaſſen!

Bezüglich der Poſition des Statthalters Grafen
Franz Thun in Prag bemerken die „Nar. Liſty“,
das Verbleiben desſelben auf dem böhmiſchen Statt-
halterpoſten nach Eröffnung des neuen Landtages
würde das Fehlſchlagen der ganzen
Politik Badeni’s bedeuten.

Für die bevorſtehenden Gemeindewahlen in
Brünn
haben auch die Czechen 15 Candidaten nomi-
nirt. In dem Wahlaufrufe wird geſagt, die Czechen
wollen Brünn nicht etwa ſlaviſiren, ſondern nur die
ſtricte Gleichberechtigung in Schule und Gemeindeamt
durchſetzen. Uebrigens ſind die czechiſchen Candidaten
nur als Zählcandidaten aufgeſtellt.

Wie aus Lemberg berichtet wird, wurde der
Prälat Weber der dortigen Erzdiöceſe zum Biſchof
von Temnos präconiſirt.

Ungarn.

Laut Meldungen ungariſcher Blätter wurden im
Trencſiner Comitat faſt ſämmtliche Comitats-
ausſchußwahlen, wo die Volkspartei geſiegt hat,
annullirt, hingegen ſämmtliche liberale Ausſchuß-
mitglieder approbirt, obwohl z. B. in Staßko das
Wahlreſultat gar nicht verkündet war, nachdem die
Liberalen ſelbſt jene Wahl als mißlungen bezeichnen
mußten. Echt judenliberal.

Einem Budaveſter Blatte zu Folge ſollen in der
nächſten Zeit (um Neujahr) mehrere ungariſche Honved-
Generale
penſionirt, reſpective durch Generale der
gemeinſamen Armee erſetzt werden. Der FML. Zoltan
wurde bereits durch den croatiſchen Brigadier Klo-
bucar erſetzt, der zugleich zum Generalinſpector der
Honvedcavalerie ernannt wurde, Die FML. Graf
Schlippenbach und Wojnarovich werden gleichfalls
penſionirt und durch die Generale Gaudernak und
Szakonyi erſetzt. Von ſieben Diſtrictscommandanten
werden fünf penſionirt und zwar die FML. Pokay,
Janky, Say, Hild und Jelenſek und wegen der be-
kannten Szemencz-Affaire ſoll auch der G. d. C. Fo-
rimyak den blauen Bogen bekommen.




Ausland.


König Oscar

iſt geſtern für die Aufrechthaltung
der ſkandinaviſchen Union perſönlich mit einer Rede
an die Mitglieder des Unioncomites eingetreten. Das
Ziel dieſes Comites müſſe, ſo ſagte der König, die
Zuſammenhaltung der Union ſein, es ſei ja auch vom
[Spaltenumbruch] gemeinſamen König einberufen worden. Die Beſtim-
mung der Unionsverfaſſung, daß die beiden Reiche
unter Einem Könige vereint ſein ſollen, beſchränke
thatſächlich die Souveränität ſowie die erforderliche
Selbſtſtändigkeit der einzelnen Reiche auf gewiſſen
Gebieten; darin liege aber gar nicht eine Herabſetzung
für die einzelnen Reiche und auch die Gleichberechtigung
der Bevölkerung werde dabei nicht vermindert. Das
Uebereinkommen ſei ja freiwillig ſchon im
Jahre 1814 abgeſchloſſen und ſpäter geſetzlich
feſtgeſtellt worden. „Mögen nur nicht die im voraus
gefaßten Meinungen Jemanden hindern, ſeine Billigung
vernünftigen Löſungen zu geben. Mögen nur nicht
Gedanken an eine Oberhoheit oder eine Scheidung der
Herrſchaft aufkommen, zum Schaden der Union. Möge
Ihre Arbeit zu Vorſchlägen von klaren Verfaſſungs-
Beſtimmungen führen, die ein glückliches Leben fördernkönnen.“

Heute Mitternacht zog über
Berlin ein heftiges Gewitter unter den grellſten
Blitzen und heftigen Donnerſchlägen weg, gleichzeitig tratſtarker Schneefall ein.

Reuters Office meldet aus
Conſtantinopel, Said Paſcha ſei Mittwoch
Abends in Begleitung ſeines 12jährigen Sohnes bei dem
engliſchen Botſchafter Sir Ph. Currie erſchienen und habe
denſelben um ein Aſyl gebeten, das ihm ſofort gewährt
wurde Der Sultan ſoll verſucht haben, Said Paſcha zur
Wiederübernahme des Großvezierates und zum Bezuge der
in dem Chalet des Yildigparkes gelegenen Wohnung
Midhats Paſcha zu bewegen. Said Paſcha ver-
weigerte beides, gewiß aus ernſten Beweagründen.
Man glaubt, daß dieſes Ereigniß zu einem Wende-
punkte in der Geſchichte der Türkei
werden könnte.
Der Sultan habe dann verſucht,
durch Tewfik Paſcha und ſpäter durch den engliſchen Bot-
ſchafter Said Paſcha unter Schutzverſprechungen zur Rück-
kehr in ſeine Wohnung zu bewegen. Sir Currie lehnte
jede Einmiſchung ab. Said Paſcha fürchtet wohl nicht mit
Unrecht für ſein Leben, denn der Sultan hält ihn für das
Haupt der revolutionären Bewegung.

Die Botſchafter
ſind heute bei dem franzöſiſchen Botſchafter Cambon zu
einer Berathung der Lage zuſammengetreten.




Reichsrath.
Abgeordnetenhaus.
Sitzung am 9. December.

Die vorliegenden Nothſtands-Dringlichkeitsanträge
werden der Regierung zur Einleitung von Erhebungen,
eventuell zur Inanſpruchnahme eines Credits wegen Ver-
hinderung des Nothſtandes abgetreten und hierauf das
Berginſpectorengeſetz in dritter Leſung angenommen.

Sodann wird in die Generaldebatte über den Staats-
voranſchlag und das Finanzgeſetz pro 1896 eingegangen.

Abg. Dr. Strausky ergreift das Wort.




Gemeindezeitung.
Liberale „Wahlvorbereitungen“.

Wie wir bereits
gemeldet haben, hat ſich der deutſch-fortſchrittliche Verein
Hietzing, von wo ſo triumpfirend die Wiedereroberung
Wiens proclamirt wurde, über Rücktritt des Obmannes
Dr. Seidler aufgelöſt und iſt die liberale Partei im
13. Bezirke ohne Führung. Für die Auflöſung lagen viele
Gründe vor, erſtens die Unpopularität, überhaupt der rapide
Schwund der Mitglieder, und last not least der ungemeine
Terrorismus der Parteigrößen. Männner wie Dr. Seidler,
geweſener Stadtrath von Götz, der durchgefallene Can-
didat Wenzel Richter der Antiſemitenfreſſer Lang-
ſteiner
und zuletzt Salomon Beer haben in der Be-
völkerung jeden Anklang verloren; dazu kam noch, man
ſollte es nicht glauben, der Mangel an Kleingeld. Das bei-
ſpielloſe Fiasco der letzten Wahlcampagne wirkte wie be-
täubend und der Reſt iſt eine Flucht wie ſie nur Liberale
zu Stande bringen. Die gemachten Verſuche, den Verein
zuſammen zu leimen, mißlangen vollſtändig. Er ruhe in
Frieden!




Verſammlungen.
Eine Verſammlung in Zwittan.

Wie mächtig die antiliberale Bewegung auch in der
Provinz aufflammt, dafür iſt die geſtern in der nord-
mähriſchen Stadt Zwittau abgehaltene geradezu großartige
Verſammlung ein ſprechender Beweis. Dieſelbe wurde als
freie Verſammlung von einem Bürgercomite einberufen
und fand im größten Local der Stadt, dem ſtädtiſchen
Schützenſaale, ſtatt. Von den ſtädtiſchen Sicherheitsorganen
wurde eine Zählung der Theilnehmer vorgenommen. Wohl-
gezählte 1268 Perſonen füllten den Saal, der bis aufs
letzte Plätzchen beſetzt war. Die ſpäter kommenden vielen
Hunderte mußten unverrichteter Dinge abziehen. Nach der
Begrüßung durch den Eröffner, dem hochw. Herrn Schinzel,
wurde das Präſidium der Verſammlung gewählt und
der Eröffner mit dem Vorſitze betraut. Zum erſten
Punkte der Tagesordnung, „Die Lage der Kleingewerbe-
treibenden, der Bauern und Arbeiter und die großen
ſocialen Fragen der Gegenwart“, ergriff Herr Julius
Axmann aus Wien das Wort und ſchilderte eingehend die
Sünden, welche der Liberalismus an dieſen Ständen be-
gangen und denen die Hauptſchuld an dem rapiden Verfalle
des Mittelſtandes zufällt. Hierauf beſprach der Redner die
Ziele der ſocialdemokratiſchen Partei, die er einer ver-
nichtenden Kritik unterzog, und ſchloß mit der ausführlichen
Darſtellung des chriſtlich-ſocialen Programmes. Minuten-
langer Beiſall folgte dieſen Ausführungen. Und obwohl
zahlreiche Anhänger der Socialdemokratie und einige
notoriſche Liberale in der Verſammlung anweſend waren,
meldete ſich doch Niemand zur Erwiderung zum Worte,
obwohl der Vorſitzende mehrmals eine diesbezügliche Auf-
forderung ergehen ließ. — Nun betrat, ſtürmiſch begrüßt,
Herr Reichsraths-Abgeordneter Dr. Geßmann die Redner-
tribüne, um über die gegenwärtige politiſche Lage zu
ſprechen. Er ſchilderte die Thätigkeit des jetzigen Abge-
ordnetenhauſes auf wirthſchaftlichem Gebiete, wie für die

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[2/0002] Wien, Dienſtag Reichspoſt 10. December 1895 283 Vorher wird jedoch das Wiener Terrain ſondirt, und falls Graf Goluchowski nichts dawider einzuwenden hat, wird man bald wieder das Duett Terenyi-Banffy zu hören bekommen, das in der diplomatiſchen Welt bekanntlich ſeit dem Sturze Kalnoky’s einen guten Klang hat.“ Faufare und Chamade. Caſimir der Gerechte, womit wir nicht jenen König Caſimir II. von Polen meinen, der dieſen ehrenvollen Beinamen führte, ſondern unſer Caſimir, der ſchon deshalb nicht der „II.“ ſein kann, weil er der — Einzige iſt, alſo Caſimir der Ge- rechte und Einzige hat ein Kreuz mit unſeren Statt- haltern. Wie man weiß, iſt die Stellung der Statt- halter in Oeſterreich in den letzten Jahren der Aera Taafſe und in der Zeit des Coalitions-Miniſteriums ziemlich verändert worden. Früher war der Statt- halter der erſte Beamte des Landes, der gewiſſe Ehrenrechte genoß, ſchließlich aber doch nur der erſte Beamte. Jetzt iſt das vielfach anders. An Stelle der Beamten ſind die „Vicekönige“ ge- treten. Jeder derartige Vicekönig hat „ſein“ Land in General-Entrepriſe übernommen und macht dort ſo ziemlich, was er will und kann. Jedenfalls macht er Politik auf eigene Fauſt. Ein ſolcher Vicekönig war Graf Badeni ſelbſt in Galizien, ein ſolcher in Graf Thun iſt Böhmen, iſt Graf Kiel- mansegg in Niederröſterreich, Herr v. Rinal- dini im Küſtenlande. Zwei dieſer Vicekönige nun haben dem Grafen Badeni große Verlegenheiten zugezogen. Graf Kiel- mansegg hat ihm die „Wiener Frage“ einge- brockt. Graf Thun hat ihm die ſchwere Niederlage bei den Landtagswahlen in Böhmen auf den Hals geladen. Es iſt nun intereſſant zu ſehen, wie ſich Caſimir der Gerechte zu dieſen verſchiedenen Statt- haltern verſchieden ſtellt. Den Grafen Kielmans- egg behandelt er geradezu unbarmherzig. Er hat ihn in der Wiener Frage desavouirt, er hat ihn nun- mehr zum drittenmale in der Frage des Beamten- erlaſſes desavouirt. Das letzte Desaveu iſt ſo ſchroff, daß man eigentlich annehmen ſollte, es werde dem Grafen Kielmansegg als etwas zu ſtarker Tabak er- ſcheinen und er werde um ſeine Entlaſſung bitten. Aus einem ganz anderen Tone wird dem Grafen Thun gegenüber geblaſen. — Graf Kielmansegg iſt ein ſimpler, hinauf- avancirter Beamter, und da er Proteſtant, Ausländer und mit einer Ausländerin verheiratet iſt, hat er keinerlei beſondere Verbindungen oder Stützen in der öſterreichiſchen Geſellſchaft. Anders liegen die Dinge beim Grafen Thun. Er iſt reich, er iſt vornehm von Herkunſtk viel vornehmer als Graf Badeni, durch ſeine Heirat mit einer Prtnzeſſin Schwarzen- berg gehört er der Elite der europäiſchen Ge- ſellſchaft an. Mit ſolchen Leuten bindet Caſimir der Gerechte nicht gerne an. Die Römer hatten eine Redensart, die beſagt, daß man die Unterworfenen ſchonen und die Stolzen vernichten müſſe. Caſimir der Einzige huldigt den entgegengeſetzten Maxmen. Er iſt unerbittlich und ſchonungslos gegen die Schwachen, aber ſehr verträglich mit Solchen, von denen er glaubt, daß ſie ſich eventuell als ſtärker er- weiſen könnten, wie er ſelbſt. So zieht er denn dem Grafen Thun gegenüber ganz andere Saiten auf, als gegenüber dem Grafen Kielmansegg. Er läßt ihm durch das „Fremdenblatt“ zwar einen väterlichen Verweis in dem Sinne ertheilen, daß der Herr Vicekönig künftighin nicht mehr auf eigene Fauſt Politik machen könne, aber er vermeidet alles was den Grafen Thun verletzen oder brüskiren könnte. Der Situation würde es entſprechen, daß Graf Thun zurücktritt und zwar aus Rückſicht auf die Jungczechen, die für die Dauer nur, zu gewinnen ſind, wenn man den Ausnahms-Starhalter opfert. Graf Badeni weiß das Gewiß auch, aber er hat nicht den Muth an den Grafen Thun zu rühren, weil er ſich nicht ſtark genug fühlt mit dem böhmiſchen Hochadel zu brechen. Gegen den Grafen Kielmannsegg läßt er eine Fanfare ertönen, vor dem Grafen Thun ſchlägt er Chamade. Klug mag das ſein, nur iſt es nicht „eiſern“ und auch von der „Führung“ läßt ſich dabei wenig ſehen. Inland. Wien, 9. December Oeſterreich. Der ruſſiſchen „Novoje Wremja“ wird aus Wien berichtet, daß es dem Grafen Badeni gelungen iſt, die czechiſche Oppoſition zu ſpalten und daß es ihm mit Hilfe verſchiedener Verſprechungen auch gelingen wird, alle Czechen für ſich zu gewinnen. Auf die Anregung des Miniſterpräſidenten ſoll in Wien vom Neujahr ab ein Journal „Die ſlaviſche Poſt“ herausgegeben werden, welches zur Aufgabe haben ſoll, die öſterreichiſchen Slaven zu überzeugen, daß ſie eine Beſſerung ihrer politiſchen Lage nur dann zu erwarten haben, wenn ſie ſich der polniſchen Führung überlaſſen. Die Prager „Politik“ brachte geſtern einen Leit- artikel, in welchem ſie die Jungczechen zur Führer- ſchaft in dem Kampfe für die Wahrung der Intereſſen Oeſterreichs anläßlich der Erneuerung des Aus- gleiches mit Ungarn auffordert, mit der Begründung, daß Dr. Lueger, der zuerſt die Fahne in dieſem Kampfe entfaltete, zu ſehr durch die Wiener Frage präoccupirt ſei. Da iſt die „Politik“ nicht gut informirt, denn gerade bei der ſich entwickelnden großen Volksbewegung gegen die Präponderanz und die Uebergriffe Ungarns iſt Dr. Lueger der natürliche Führer und die Wiener Frage wird ihn nicht abhalten, ſeine bewährte Kraft in die Dienſte dieſer wahrhaft öſterreichiſch-patriotiſchen Bewegung zu ſtellen. Man wird jeden Bundesgenoſſen bei dieſem Kampfe mit Freuden begrüßen, aber den Mann bei Seite ſchieben zu wollen, den man gewiſſermaſſen als Opfer dem transleithaniſchen Wärwolf hinwerfen wollte, das wäre einfach unverſtändig, ja eine Gefahr für die gute Sache. Die chriſtliche Bevölkerung nicht blos Wiens, ſondern ebenſo der Kronländer hat in dieſer Frage bereits Stellung genommen, ſie will den braven Patrioten an ihrer Spitze ſehen und er wird ſie in dieſem Kampfe zum Siege führen. Zur gewaltigen Kundgebung der Wiener Be- völkerung gegen die jüdiſch-liberale Preſſe vom 59. v. M. ſchreibt »Le Bien du Peuple« (Lüttich) vom 4. d. „Am Abend des 29. v. M. fanden 19 Wählerverſammlungen ſtatt. Ueberall folgte eine große Volksmenge geſpannt den Ausführungen der chriſtlich-ſocialen Redner. Die Tagesordnung war in allen Verſammlungen die gleiche: Proteſt gegen die Nichtbeſtätigung des ge- wählten Bürgermeiſters Dr. Lueger und Organiſirung eines unerbittlichen Kampfes gegen den mächtigſten Feind des chriſtlichen Volkes, die jüdiſch-liberale Preſſe. Dieſer Kampf wurde in allen Verſammlungen ein- ſtimmig beſchloſſen. Ueberall wurden die Anträge der Redner, kein einziges jüdiſch-liberales Blatt durch Abonniren, Leſen, oder durch Inſertion zu unterſtützen, mit lebhaftem Beifall ſeitens der enormen Zahl der Theilnehmer angenommen. „Krieg der feindlichen, Schutz und För- derung der chriſtlichen Preſſe!“ Das iſt ein ausge- zeichneter taktiſcher Anfang einer wahrſcheinlich ſehr bewegten Wahlperiode. Auch der „Reichspoſt“ gedenkt das Blatt im Weiteren: „Das Hauptorgan der chriſtlich-ſocialen Bewegung, die vor kaum zwei Jahren gegründete „Reichspoſt“ ſieht ſich gezwungen, ihr Format zu vergrößern, ſich in größeren, entſprechenderen Räumen zu inſtalliren, und mit Hilfe vollkommenerer Maſchinen zwei Mal des Tages zu erſcheinen. Dieſe unaufhörlichen Fort- ſchritte beweiſen den Fortſchritt des chriſtlichen Ge- dankens. Es gibt aber nichtsdeſtoweniger noch Unzufriedene. Katholiſche Organe, deren Vergangenheit ſehr ver- dienſtlich iſt, beklagen ſich, voll ſcheeler Eiferſucht, über die junge chriſtlich-ſociale Partei. Wenig nur fehlt, und ſie würden mit ihr ſtrenger ins Gericht gehen, als gegen die hartgeſottenſten Liberalen. Hoffen wir, daß die Erbitterung der Alten nachläßt, ohne Boden- ſatz zurückzulaſſen! Bezüglich der Poſition des Statthalters Grafen Franz Thun in Prag bemerken die „Nar. Liſty“, das Verbleiben desſelben auf dem böhmiſchen Statt- halterpoſten nach Eröffnung des neuen Landtages würde das Fehlſchlagen der ganzen Politik Badeni’s bedeuten. Für die bevorſtehenden Gemeindewahlen in Brünn haben auch die Czechen 15 Candidaten nomi- nirt. In dem Wahlaufrufe wird geſagt, die Czechen wollen Brünn nicht etwa ſlaviſiren, ſondern nur die ſtricte Gleichberechtigung in Schule und Gemeindeamt durchſetzen. Uebrigens ſind die czechiſchen Candidaten nur als Zählcandidaten aufgeſtellt. Wie aus Lemberg berichtet wird, wurde der Prälat Weber der dortigen Erzdiöceſe zum Biſchof von Temnos präconiſirt. Ungarn. Laut Meldungen ungariſcher Blätter wurden im Trencſiner Comitat faſt ſämmtliche Comitats- ausſchußwahlen, wo die Volkspartei geſiegt hat, annullirt, hingegen ſämmtliche liberale Ausſchuß- mitglieder approbirt, obwohl z. B. in Staßko das Wahlreſultat gar nicht verkündet war, nachdem die Liberalen ſelbſt jene Wahl als mißlungen bezeichnen mußten. Echt judenliberal. Einem Budaveſter Blatte zu Folge ſollen in der nächſten Zeit (um Neujahr) mehrere ungariſche Honved- Generale penſionirt, reſpective durch Generale der gemeinſamen Armee erſetzt werden. Der FML. Zoltan wurde bereits durch den croatiſchen Brigadier Klo- bucar erſetzt, der zugleich zum Generalinſpector der Honvedcavalerie ernannt wurde, Die FML. Graf Schlippenbach und Wojnarovich werden gleichfalls penſionirt und durch die Generale Gaudernak und Szakonyi erſetzt. Von ſieben Diſtrictscommandanten werden fünf penſionirt und zwar die FML. Pokay, Janky, Say, Hild und Jelenſek und wegen der be- kannten Szemencz-Affaire ſoll auch der G. d. C. Fo- rimyak den blauen Bogen bekommen. Ausland. Wien, 9. December. König Oscar iſt geſtern für die Aufrechthaltung der ſkandinaviſchen Union perſönlich mit einer Rede an die Mitglieder des Unioncomites eingetreten. Das Ziel dieſes Comites müſſe, ſo ſagte der König, die Zuſammenhaltung der Union ſein, es ſei ja auch vom gemeinſamen König einberufen worden. Die Beſtim- mung der Unionsverfaſſung, daß die beiden Reiche unter Einem Könige vereint ſein ſollen, beſchränke thatſächlich die Souveränität ſowie die erforderliche Selbſtſtändigkeit der einzelnen Reiche auf gewiſſen Gebieten; darin liege aber gar nicht eine Herabſetzung für die einzelnen Reiche und auch die Gleichberechtigung der Bevölkerung werde dabei nicht vermindert. Das Uebereinkommen ſei ja freiwillig ſchon im Jahre 1814 abgeſchloſſen und ſpäter geſetzlich feſtgeſtellt worden. „Mögen nur nicht die im voraus gefaßten Meinungen Jemanden hindern, ſeine Billigung vernünftigen Löſungen zu geben. Mögen nur nicht Gedanken an eine Oberhoheit oder eine Scheidung der Herrſchaft aufkommen, zum Schaden der Union. Möge Ihre Arbeit zu Vorſchlägen von klaren Verfaſſungs- Beſtimmungen führen, die ein glückliches Leben fördernkönnen.“ Berlin, 7. December. Heute Mitternacht zog über Berlin ein heftiges Gewitter unter den grellſten Blitzen und heftigen Donnerſchlägen weg, gleichzeitig tratſtarker Schneefall ein. London, 7. December. Reuters Office meldet aus Conſtantinopel, Said Paſcha ſei Mittwoch Abends in Begleitung ſeines 12jährigen Sohnes bei dem engliſchen Botſchafter Sir Ph. Currie erſchienen und habe denſelben um ein Aſyl gebeten, das ihm ſofort gewährt wurde Der Sultan ſoll verſucht haben, Said Paſcha zur Wiederübernahme des Großvezierates und zum Bezuge der in dem Chalet des Yildigparkes gelegenen Wohnung Midhats Paſcha zu bewegen. Said Paſcha ver- weigerte beides, gewiß aus ernſten Beweagründen. Man glaubt, daß dieſes Ereigniß zu einem Wende- punkte in der Geſchichte der Türkei werden könnte. Der Sultan habe dann verſucht, durch Tewfik Paſcha und ſpäter durch den engliſchen Bot- ſchafter Said Paſcha unter Schutzverſprechungen zur Rück- kehr in ſeine Wohnung zu bewegen. Sir Currie lehnte jede Einmiſchung ab. Said Paſcha fürchtet wohl nicht mit Unrecht für ſein Leben, denn der Sultan hält ihn für das Haupt der revolutionären Bewegung. Conſtantinotzel, 7. December. Die Botſchafter ſind heute bei dem franzöſiſchen Botſchafter Cambon zu einer Berathung der Lage zuſammengetreten. Reichsrath. Abgeordnetenhaus. Sitzung am 9. December. Die vorliegenden Nothſtands-Dringlichkeitsanträge werden der Regierung zur Einleitung von Erhebungen, eventuell zur Inanſpruchnahme eines Credits wegen Ver- hinderung des Nothſtandes abgetreten und hierauf das Berginſpectorengeſetz in dritter Leſung angenommen. Sodann wird in die Generaldebatte über den Staats- voranſchlag und das Finanzgeſetz pro 1896 eingegangen. Abg. Dr. Strausky ergreift das Wort. Gemeindezeitung. Liberale „Wahlvorbereitungen“. Wie wir bereits gemeldet haben, hat ſich der deutſch-fortſchrittliche Verein Hietzing, von wo ſo triumpfirend die Wiedereroberung Wiens proclamirt wurde, über Rücktritt des Obmannes Dr. Seidler aufgelöſt und iſt die liberale Partei im 13. Bezirke ohne Führung. Für die Auflöſung lagen viele Gründe vor, erſtens die Unpopularität, überhaupt der rapide Schwund der Mitglieder, und last not least der ungemeine Terrorismus der Parteigrößen. Männner wie Dr. Seidler, geweſener Stadtrath von Götz, der durchgefallene Can- didat Wenzel Richter der Antiſemitenfreſſer Lang- ſteiner und zuletzt Salomon Beer haben in der Be- völkerung jeden Anklang verloren; dazu kam noch, man ſollte es nicht glauben, der Mangel an Kleingeld. Das bei- ſpielloſe Fiasco der letzten Wahlcampagne wirkte wie be- täubend und der Reſt iſt eine Flucht wie ſie nur Liberale zu Stande bringen. Die gemachten Verſuche, den Verein zuſammen zu leimen, mißlangen vollſtändig. Er ruhe in Frieden! Verſammlungen. Eine Verſammlung in Zwittan. Wie mächtig die antiliberale Bewegung auch in der Provinz aufflammt, dafür iſt die geſtern in der nord- mähriſchen Stadt Zwittau abgehaltene geradezu großartige Verſammlung ein ſprechender Beweis. Dieſelbe wurde als freie Verſammlung von einem Bürgercomite einberufen und fand im größten Local der Stadt, dem ſtädtiſchen Schützenſaale, ſtatt. Von den ſtädtiſchen Sicherheitsorganen wurde eine Zählung der Theilnehmer vorgenommen. Wohl- gezählte 1268 Perſonen füllten den Saal, der bis aufs letzte Plätzchen beſetzt war. Die ſpäter kommenden vielen Hunderte mußten unverrichteter Dinge abziehen. Nach der Begrüßung durch den Eröffner, dem hochw. Herrn Schinzel, wurde das Präſidium der Verſammlung gewählt und der Eröffner mit dem Vorſitze betraut. Zum erſten Punkte der Tagesordnung, „Die Lage der Kleingewerbe- treibenden, der Bauern und Arbeiter und die großen ſocialen Fragen der Gegenwart“, ergriff Herr Julius Axmann aus Wien das Wort und ſchilderte eingehend die Sünden, welche der Liberalismus an dieſen Ständen be- gangen und denen die Hauptſchuld an dem rapiden Verfalle des Mittelſtandes zufällt. Hierauf beſprach der Redner die Ziele der ſocialdemokratiſchen Partei, die er einer ver- nichtenden Kritik unterzog, und ſchloß mit der ausführlichen Darſtellung des chriſtlich-ſocialen Programmes. Minuten- langer Beiſall folgte dieſen Ausführungen. Und obwohl zahlreiche Anhänger der Socialdemokratie und einige notoriſche Liberale in der Verſammlung anweſend waren, meldete ſich doch Niemand zur Erwiderung zum Worte, obwohl der Vorſitzende mehrmals eine diesbezügliche Auf- forderung ergehen ließ. — Nun betrat, ſtürmiſch begrüßt, Herr Reichsraths-Abgeordneter Dr. Geßmann die Redner- tribüne, um über die gegenwärtige politiſche Lage zu ſprechen. Er ſchilderte die Thätigkeit des jetzigen Abge- ordnetenhauſes auf wirthſchaftlichem Gebiete, wie für die

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 283, Wien, 10.12.1895, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost283_1895/2>, abgerufen am 21.11.2024.