Reichspost. Nr. 495, Wien, 20.10.1913.Wien, Montag Reichspost 20. Oktober 1913. Nr. 495 [Spaltenumbruch] Hochschulen infolge dieser Verhältnisse in Zukunft ihre Der heutige Zustand muß uns mit ernster Sorge erfüllen. Der Rektor schloß mit einem Appell an die berufenen Lebhafter Beifall folgte den Ausführungen des Rektors. Schönerer im Sofiensaal. Gestern war nach mehrjähriger Zurückgezogenheit erstes -- Die Katastrophe des deutschen Reichsmarineluftschiffes "L II". Aeußerungen Kaiser Wilhelms über die Katastrophe. Leipzig, 18. Oktober. Kaiser Wilhelm äußerte sich sicherem Ver- Freiherr v. Tirpitz an Graf Zeppelin. Berlin, 19. Oktober. Auf das Beileidstelegramm des Grafen Zeppelin Der Eindruck der Katastrophe in Paris. Paris, 18. Oktober. Die Pariser Ausgaben der englischen Blätter sehen Die Wiener Tonhalle. Eröffnung in Anwesenheit des Kaisers. Eine Schar begeisterter Kunstfreunde hat sich zu Der 19. Oktober wird in den Annalen der Musikstadt Die Festgäste. Im Konzerthaus hatte sich eine illustre Gesellschaft auf [Spaltenumbruch] Die Ankunft des Kaisers. Um 3/411 Uhr erschien Obersthofmeister Fürst Monte- Nachdem der Kaiser den Erzherzog Leopold Der Einzug in den großen Konzertsaal. Bei seinem Reliefbildnis mit den Anfangsnoten der Der Präsident der Wiener Konzerthausgesellschaft Die Antwort des Kaisers. Der Kaiser erwiderte hierauf mit folgenden Worten: "Es gereicht Mir zur aufrichtigen Freude, die unter Wien, Montag Reichspoſt 20. Oktober 1913. Nr. 495 [Spaltenumbruch] Hochſchulen infolge dieſer Verhältniſſe in Zukunft ihre Der heutige Zuſtand muß uns mit ernſter Sorge erfüllen. Der Rektor ſchloß mit einem Appell an die berufenen Lebhafter Beifall folgte den Ausführungen des Rektors. Schönerer im Sofienſaal. Geſtern war nach mehrjähriger Zurückgezogenheit erſtes — Die Kataſtrophe des deutſchen Reichsmarineluftſchiffes „L II“. Aeußerungen Kaiſer Wilhelms über die Kataſtrophe. Leipzig, 18. Oktober. Kaiſer Wilhelm äußerte ſich ſicherem Ver- Freiherr v. Tirpitz an Graf Zeppelin. Berlin, 19. Oktober. Auf das Beileidstelegramm des Grafen Zeppelin Der Eindruck der Kataſtrophe in Paris. Paris, 18. Oktober. Die Pariſer Ausgaben der engliſchen Blätter ſehen Die Wiener Tonhalle. Eröffnung in Anweſenheit des Kaiſers. Eine Schar begeiſterter Kunſtfreunde hat ſich zu Der 19. Oktober wird in den Annalen der Muſikſtadt Die Feſtgäſte. Im Konzerthaus hatte ſich eine illuſtre Geſellſchaft auf [Spaltenumbruch] Die Ankunft des Kaiſers. Um ¾11 Uhr erſchien Oberſthofmeiſter Fürſt Monte- Nachdem der Kaiſer den Erzherzog Leopold Der Einzug in den großen Konzertſaal. Bei ſeinem Reliefbildnis mit den Anfangsnoten der Der Präſident der Wiener Konzerthausgeſellſchaft Die Antwort des Kaiſers. Der Kaiſer erwiderte hierauf mit folgenden Worten: „Es gereicht Mir zur aufrichtigen Freude, die unter <TEI> <text> <body> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien, Montag <hi rendition="#g">Reichspoſt</hi> 20. Oktober 1913. Nr. 495</hi> </fw><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#g">Hochſchulen</hi> infolge dieſer Verhältniſſe in Zukunft ihre<lb/><hi rendition="#g">beherrſchende wiſſenſchaftliche Stellung</hi><lb/> behaupten oder ob die Gefahr einer erfolgreichen Konkurrenz<lb/> durch andere Nationen beſteht.</p><lb/> <p>Der heutige Zuſtand muß uns mit ernſter Sorge erfüllen.<lb/> Auf einer Seite müſſen wir mit allen Kräften für den Aus-<lb/> bau der Wiſſenſchaft eintreten, auf der anderen Seite<lb/> tragen wir die Verantwortung, daß Aerzte und Richter,<lb/> Prieſter und Lehrer unſerer Univerſität nicht ohne<lb/><hi rendition="#g">genügende Vorbereitung für ihren Beruf</hi><lb/> verlaſſen. Wir wollen <hi rendition="#g">feſt halten an der Einheit<lb/> von Forſchung und Lehre,</hi> aber mit Nachdruck dafür<lb/> eintreten, daß aus dem gewaltigen Anwachſen beider Ver-<lb/> pflichtungen die nötigen Konſequenzen gezogen werden. Ich<lb/> würde <hi rendition="#g">nicht</hi> empfehlen, der Ueberfüllung der Univerſitäten<lb/> durch Neugründung von Hochſchulen, durch das Fernhalten ge-<lb/> wiſſer Hörerkreiſe und durch Reduktion der Zahlen des ſtudenti-<lb/> ſchen Nachwuchſes zu ſteuern. Mit Gewaltmaßregeln werden<lb/> wir den Zudrang weiterer Kreiſe zur Univerſität für die Dauer<lb/> nicht hemmen können. Dagegen iſt eine <hi rendition="#g">Reformunſeres<lb/> Mittelſchulweſens</hi> nötig. Es ſoll ein <hi rendition="#g">geeigneterer<lb/> Nachwuchs für nicht akademiſche Be-<lb/> rufe</hi> ſichergeſtellt werden, als durch die Vermehrung<lb/> der Gymnaſien und Realſchulen. Viel wichtiger für unſer<lb/> Univerſitätsweſen iſt die <hi rendition="#g">Ausgeſtaltung der be-<lb/> ſtehenden</hi> Univerſitäten als die Gründung von neuen.<lb/> Dieſe Ausgeſtaltung betrifft die Erleichterung der Vereinigung<lb/> der Forſchertätigkeit mit der Lehrtätigkeit. Hiezu ſind vier<lb/> Möglichkeiten gegeben: Zunächſt iſt eine <hi rendition="#g">Vermehrung<lb/> der Zahl der Lehrkräfte</hi> nötig. Die Teilung von<lb/> Lehrkanzeln, die Ausnützung der Inſtitution der Extraordinariate<lb/> und Honorardozenturen iſt ein Mittel zur teilweiſen Behebung<lb/> der Uebelſtände. Ein zweites Mittel iſt die Entlaſtung der Vor-<lb/> ſtände größerer Inſtitute durch ausreichende Hilfskräfte. beſonders<lb/> für adminiſtrative und techniſche Angelegenheiten. Die dritte<lb/> Maßregel iſt die größere Fürſorge für den wiſſenſchaftlich<lb/> tüchtigen Nachwuchs. Endlich aber muß der <hi rendition="#g">Ausgeſtaltung<lb/> der deutſchen Univerſitäten außerhalb<lb/> Wiens</hi> eine erhöhte Aufmerkſamkeit zugewendet werden.</p><lb/> <p>Der Rektor ſchloß mit einem Appell an die berufenen<lb/> Kreiſe, bei allen Maßnahmen, die die Univerſität be-<lb/> treffen, als wichtigſte Aufgabe die <hi rendition="#g">Schonung der<lb/> wiſſenſchaftlichen Leiſtungsfähigkeit<lb/> ihrer Lehrer anzuſehen,</hi> damit die glänzende<lb/> Stellung der Univerſitäten auf wiſſenſchaftlichem Gebiete<lb/> keine Schmälerung erfahre, im Intereſſe ihrer ſelbſt, des<lb/> Staates und der ganzen Menſchheit.</p><lb/> <p>Lebhafter Beifall folgte den Ausführungen des Rektors.<lb/> Die Feier ſchloß mit der Abſingung des <hi rendition="#aq">Gaudeamus.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schönerer im Sofienſaal.</hi> </head><lb/> <p>Geſtern war nach mehrjähriger Zurückgezogenheit erſtes —<lb/> und widerruflich letztes — <hi rendition="#g">Wiederauftreten Schönerers</hi><lb/> als Redner in einer alldeutſchen Verſammlung im Sofienſaal.<lb/> Es ſei nicht wahr, ſagte er, daß er „verbittert“ ſei, wohl<lb/> aber ſei er „verſtimmt“, weil er „ſoviel <hi rendition="#g">Un-<lb/> treue, Meuterei, Umfall, Wortbruch<lb/> und Verrat</hi> erlebt habe. (Wir haben es Herrn Schönerer<lb/> ja ſchon vor zehn und zwanzig Jahren geſagt, daß er mit<lb/> ſeiner Anhängerſchaft die ſchlimmſten Erfahrungen machen<lb/> werde, aber er hat es uns damals nicht glauben wollen; wer<lb/> nicht hören will, muß eben fühlen. D. R.) Dann wandte ſich<lb/> Schönerer gegen den „Dunſt der ſlaviſierenden Regierungs-<lb/> politik“ und gegen jene deutſchen Parlamentarier, die dieſem<lb/> Dunſt erliegen, gegen „die korrupte Preſſe“, wogegen er als<lb/> leuchtendes Beiſpiel hervorhob, daß „eben jetzt“ der Schrift-<lb/> leiter des alldeutſchen Organs die ihm von den Geſchwerenen<lb/> im Wolf-Prozeſſe zuerkannte Gefängnisſtrafe abſitze,<lb/> wetterte gegen den deutſchen Adel, der durch einen Thun,<lb/> Schwarzenberg und Stürgkh vertreten ſei, prophezeite, daß die<lb/> Nationalverbändler Deutſchböhmens, die jetzt zwar Oppoſition<lb/> gegen den Statthalter Fürſten Thun markieren, Hand in Hand<lb/> mit dieſem „das deutſche Volk verraten werden“; dem alldeut-<lb/> ſchen Verband im Reiche ſprach Schönerer ſeine Mißſtimmung<lb/> aus und weisſagte, daß Oeſterreich in Kürze ein ſlaviſcher<lb/> Staat ſein werde, weshalb das Bündnis des Deutſchen Reiches<lb/> mit Oeſterreich keinen Sinn habe. Zwiſchendurch ließ er dem<lb/> Kaiſer Wilhelm als dem „Nuſer und Verkünder des germaniſchen<lb/> Zukunftsgedankens“ von der Verſammlung ein Heil bringen.<lb/> Nach einigen weiteren Gloſſen über die innere und National-<lb/> verbandspolitik nannte es Schönerer „ein Unding, daß politiſche<lb/> Abgeordnete Obmänner nationaler Schutzvereine ſind“ (wie<lb/> Dr. Pollauf, Waſtian, Dr. Groß!), ärgerte ſich über die Er-<lb/> folge des Bürgermeiſters Dr. Weiskirchner und rief ſchließlich<lb/> nach „einem zweiten Bismarck“, dem „Geſtalter des Deutſch-<lb/> tums der Zukunſt.“ — Ob er dabei an den Malik oder an den<lb/> Franko Stein gedacht hat, der in der Verſammlung ebenfalls<lb/> eine Rede tat, iſt unausgeſprochen geblieben.</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Kataſtrophe des deutſchen<lb/> Reichsmarineluftſchiffes „<hi rendition="#aq">L II</hi>“.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aeußerungen Kaiſer Wilhelms über die<lb/> Kataſtrophe.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Leipzig,</hi> 18. Oktober.</dateline><lb/> <p>Kaiſer <hi rendition="#g">Wilhelm</hi> äußerte ſich ſicherem Ver-<lb/> nehmen nach gegenüber dem Erzherzog-Thronfolger<lb/><hi rendition="#g">Franz Ferdinand</hi> über die Kataſtrophe des<lb/> „<hi rendition="#aq">L II</hi>“: „Es iſt furchtbar! Ich bin iroſtlos! <hi rendition="#g">Es<lb/> dauern mich die zukunftsreichen<lb/> Menſchen leben.</hi> Nun werden alle Beſſerwiſſer<lb/> und die öffentliche Meinung <hi rendition="#g">gegen die gran-<lb/> dioſen Luftſchiffe</hi> Front machen, als ob nicht<lb/> ein Dampfer oder ein Zug auch ſchon verunglückt<lb/> wäre!“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Freiherr v. Tirpitz an Graf Zeppelin.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 19. Oktober.</dateline><lb/> <p>Auf das Beileidstelegramm des Grafen <hi rendition="#g">Zeppelin</hi><lb/> hat der Staatsſekretär des Reichsmarineamtes folgende<lb/> Antwortdepeſche abgeſandt: „Herzlichen Dank für Ihr<lb/> warmes Beileid. Wir trauern beide gemeinſam um die<lb/> vielen wackeren Männer, die ihr Leben für Ihr großes<lb/> Werk gelaſſen haben. Unſer nächſter Zeppelin wird<lb/> hoffentlich unter einem günſtigeren Stern fahren.<lb/> v. Tirpitz.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Eindruck der Kataſtrophe in Paris.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 18. Oktober.</dateline><lb/> <p>Die Pariſer Ausgaben der engliſchen Blätter ſehen<lb/> in der Kataſtrophe des „<hi rendition="#aq">L II</hi>“ den Beweis dafür, daß<lb/> die Zeppelinluftſchiffe nicht das gehalten haben, was ſie<lb/> verſprochen. <hi rendition="#g">„Daily Mail“</hi> ſagt: Wenn die<lb/> Zeppelinluftſchiffe neben den Gefahren des Windes nun<lb/> auch nicht mehr den Gefahren von Exploſionen entgehen<lb/><cb/> können, ſo kann man nicht mehr an den Wert des<lb/> Syſtemes glauben. <hi rendition="#g">„Daily Chronicle“</hi> meint:<lb/> Deutſchland habe für die Herrſchaft in der Luft einen<lb/><hi rendition="#g">höheren</hi> Preis bezahlt, als alle anderen Nationen.<lb/> Frankreich habe 100 ſeiner Söhne bei der Bezwingung<lb/> der Lüfte verloren, Deutſchland aber ganz bedeutend<lb/> mehr. Die lange Liſte der Zeppelinkataſtrophen beweiſe<lb/> doch, daß der Glaube an die fehlerloſe Vortrefflichkeit<lb/> der Zeppelinluftſchiffe ein Irrtum ſei. Nicht den Luft-<lb/> ſchiffen, ſondern den Flugzeugen gehöre die Zukunft<lb/> der Luft.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Wiener Tonhalle.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Eröffnung in Anweſenheit des<lb/> Kaiſers.</hi> </head><lb/> <p>Eine Schar begeiſterter Kunſtfreunde hat ſich zu<lb/> einem großen Beginnen zuſammengeſchloſſen; ſie wollte<lb/> in Wien eine Tonhalle ſchaffen. Und geſtern haben ſie<lb/> wohl mit Stolz und Ergriffenheit auf die ſo glorreich<lb/> vollendete Tat geblickt. Leicht wurde dem Werk<lb/> das Gelingen nicht. Es waren viele Schwierig-<lb/> keiten zu überwinden, die in dem Doppel-<lb/> zweck des Hauſes begründet lagen, das zunächſt<lb/> eine Stätte künſtleriſcher Betätigung und in<lb/> zweiter Linie auch geſellſchaftlicher Veranſtaltungen ſein<lb/> ſollte. So gab es alſo manches Problem zu löſen:<lb/> „Von Morgen bis Abend in Müh’ und Angſt — Nicht<lb/> wonnig ward ſie gewonnen!“ Nun aber ſteht der Bau<lb/> da in hehrer, herrlicher Pracht und die Sorgen und<lb/> Mühen ſind vergeſſen. Bekanntlich hatte ſeinerzeit der<lb/><hi rendition="#g">Kaiſer</hi> das Protektorat über die <hi rendition="#g">Konzerthaus-<lb/> geſellſchaft</hi> übernommen. Und der Monarch hat<lb/> es ſich nicht nehmen laſſen, in Würdigung der hohen<lb/> kulturellen Beſtimmung des Hauſes die Feier der<lb/> Schlußſteinlegung durch ſeine perſönliche Anweſenheit<lb/> zu einem denkwürdigen Tag in der Geſchichte des<lb/> Wiener Konzertlebens zu ſtempeln.</p><lb/> <p>Der 19. Oktober wird in den Annalen der Muſikſtadt<lb/> Wien als beſonders denkwürdiger Tag eingetragen<lb/> werden müſſen. Möge in Erfüllung gehen, was im<lb/> Schluß der offiziellen Urlunde als Wunſch ausgeſprochen<lb/> iſt: „So ſei denn der Bau geweiht zur Erfüllung ſeiner<lb/> Aufgabe: eine Stätte zu ſein für die Pflege edler Muſik<lb/> und froher Wiener Geſelligkeit, ein Sammelpunkt muſi-<lb/> kaliſcher künſtleriſcher Beſtrebungen, ein Haus für die<lb/> Muſik und ein Haus für Wien! In dieſem Zeichen<lb/> möge es gedeihen und blühen, der erhabenſten Kunſt und<lb/> unſerer Vaterſtadt Wien zu Dank und Ehren!“</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Feſtgäſte.</hi> </head><lb/> <p>Im Konzerthaus hatte ſich eine illuſtre Geſellſchaft auf<lb/> der Eſtrade verſammelt: der italieniſche Botſchafter Herzog von<lb/> Avarna, der franzöſiſche Botſchafter Mr. Dumaine, der<lb/> türkiſche Botſchafter Hilmi Paſcha, der japaniſche Botſchafter<lb/> Sadſuo Akidzuki, der bulgariſche Geſandte Salatbaſcheff, der<lb/> deutſche Geſchäftsträger Botſchaftsrat Prinz Stolberg-Wernige-<lb/> rode, Fürſterzbiſchof Exzellenz Dr. Piffl mit Zeremoniär<lb/> Wagner, Uditore Mſgre. Roſſi und der Sekretär der apoſto-<lb/> liſchen Nuntatur Mſgre. Ogna, Miniſterpräſident Graf Stürgkh,<lb/> die Miniſter Dr. Freiherr v. Heinold, Dr. v. Hochenburger,<lb/> Dr. Schuſter v. Bonnot, Dr. Trnka und der Leiter des Finanz-<lb/> miniſteriums Geheimer Rat Sektionschef Baron Engel von<lb/> Mainfelden, VB. Dr. Prozer in Vertretung des Gemeinderats-<lb/> präſidiums mit Magiſtratsrat Formanek und LA. Bielohlawek.<lb/> Im Feſtſaal befanden ſich weiters: Miniſterpräſident a. D.<lb/> Freiherr v. Beck, Miniſter a. D. Dr. Wittek, Statthalter Freiherr<lb/> v. Bienerth mit Gemahlin, Stadtkommandant G. d. J. Wikulil,<lb/> Polizeipräſident Ritter v. Brzeſowski und Gemahlin, General-<lb/> direktor des Privat- und Familienfonds des Kaiſers Geheimer<lb/> Rat Ritter v. Hawerda, Senatspräſident Dr. Joſef Freiherr<lb/> v. Schenk, Geheimer Rat Sektionschef a. D. Ritter von<lb/> Roza, die Sektionschefs FML. Günzl, Dr. Freiherr von<lb/> Wetſchl, Dr. Ritter v. Wimmer, Dr. Freiherr v. Weck-<lb/> becker, Dr. Edler v. Globocnik, Dr. Freiherr v. Slatin, die<lb/> Sektionschefs a. D. Dr. R. v. Hardt, Baron Odelga, Doktor<lb/> R. v. Berger, Herrenhausmitglied Lud. Lobmayr, Hofwirtſchafts-<lb/> direktor Hofrat R. v. Prileszky, Hofrat R. v. Horſetzky, Statt-<lb/> haltereirat Brückmüller, die Miniſterialräte Dr. Joſef Braiten-<lb/> berg Edler v. Zenoburg mit Gemahlin, R. v. Pranter und<lb/> Gemahlin, Dr. Wilkens, Dr. Dlabac, Dr. Rudolf Mareſch,<lb/> Univerſitätsprofeſſor Dr. Joſef Freih. Scheg v. Koromla, Uni-<lb/> verſitätsprofeſſor R. v. Fränkel mit Gemahlin, Direktor Hofrat<lb/> Dr. Leiſching, Sektionsrat Graf Rudolf Attems. Die Stadträte<lb/> Schwer und Kleiner, Magiſtratsdirektor Appel, Oberlandesrat<lb/> Dr. Koſterſitz, Magiſtratsrat Dr. Madjera, Magiſtratsober-<lb/> kommiſſär Dr. Wolf, Truchſeß Dobner v. Dobenau, viele Groß-<lb/> induſtrielle, der Obmann der Künſtlergenoſſenſchaft Profeſſor<lb/> Darnaut, Bildhauer Hegenbarth, die Maler Engelhard, Hochen-<lb/> burger und Falkenſtein, Malerin Fräulein Loebell. Weiters ſah<lb/> man Hofoperndirektor Hans Gregor, Leiter des Hofburgtheaters<lb/> Hugo Thimig, Direktor Oskar Fronz, Direktor der Akademie<lb/> für Muſik und darſtellende Kunſt Wilhelm Bopp und Ge-<lb/> mahlin, die Komponiſten Oskar Strauß, Oskar Nedbal, die<lb/> Hofkapellmeiſter Schalk, Reichenberger und Luze, Kammer-<lb/> ſängerin Kurz, Hofburgſchauſpielerin Lily Marberg, Eugen<lb/> d’Albert, Profeſſor Grünfeld, die Konzertſängerinnen Adrienne<lb/> v. Kraus-Osborn und Flora Volk, zahlreiche Lehrkräfte der<lb/> Akademie für Muſik und darſtellende Kunſt uſw. Von den zahl-<lb/> reichen anweſenden Damen ſeien genannt: Gräfin Nandine<lb/> Berchtold, Gräfin Johanna Hartenau, Gräfin Miſa Wydenbruck-<lb/> Eſterhazy, Gräfin Gabriele v. Rechberg und Rothenlöwen, Exz.<lb/> Baronin Auffenberg, Exz. Baronin Helene Beck, Exz. Baronin<lb/> Heinold, Exz. Baronin Banhans, Exz. Frau v. Georgi, Frau<lb/> v. Dittrich, Exz. Frau v. Huſſarek, Exz. Frau Berta Weis-<lb/> kirchner, Stifsdame Baronin Dankelmann, Frau Präſident von<lb/> Eger, Frau Helene Artaria, Frau Marie Köcherl, Marta Beyer,<lb/> v. Wiener, Frau kaiſerl. Rat Ehrbar, Frau Schenker-Angerer,<lb/> Frau Slezak, Frau v. Bielka u. a. Von Deputationen<lb/> waren zu der Feſtlichkeit erſchienen: in Vertretung des<lb/> Präſidiums der Geſellſchaft des Muſikvereins Miniſter<lb/> a. D. Dr. Marchet, Sektionschef R. v. Haberer, Dr. Ernſt<lb/> Kraus und Regierungsrat Dr. Steger, in Vertretung des<lb/> Wiener Männergeſangvereins Vorſtand Dr. Heinrich Prükl,<lb/> und Chormeiſter Viktor Kehldorfer, in Vertrekung des „Schubert-<lb/> bund“ die Vorſtände kaiſerl. Rat Joſef A. Jatſch und Ober-<lb/> inſpekter Adolf Janiſch, Ehrenchormeiſter Adolf Kirchl, für die<lb/> Wiener Philharmoniker Vorſtand Hofmuſiker Alois Markl uud Vor-<lb/> ſtandſtellvertreter Franz Mairecker, für den öſterreichiſchen<lb/> Muſi<supplied>k</supplied>erverband Präſident Franz Frank und Vizepräſident Hof-<lb/> muſiker Ignaz Hermann, in Vertretung des Mozarteums<lb/> Sekretär Fritz Gehmacher und Direktionsrat Dr. Franz<lb/> Muſſoni, dann Vertreter der Muſikervereine in der Provinz.</p><lb/> <cb/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Ankunft des Kaiſers.</hi> </head><lb/> <p>Um ¾11 Uhr erſchien Oberſthofmeiſter Fürſt <hi rendition="#g">Monte-<lb/> nuovo</hi> und bald darauf Erzherzog <hi rendition="#g">Leopold Salvator</hi><lb/> in Begleitung ſeines Kammervorſtehers Prinzen Auguſt <hi rendition="#g">Lob-<lb/> kowitz.</hi> Der Erzherzog wurde vom Präſidenten <hi rendition="#g">Artaria</hi><lb/> empfangen und zog ſodann die Architekten des Hauſes in ein<lb/> längeres Geſpräch. Punkt 11 Uhr fuhr der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> in Be-<lb/> gleitung ſeines Generaladjutanten G. d. K. Grafen <hi rendition="#g">Paar</hi> im<lb/> offenen Leibwagen unter den Hochrufen der Menge beim Haupt-<lb/> eingang vor. In einem zweiten Wagen folgte Flügeladjutant<lb/> Major <hi rendition="#g">Walluſchek.</hi> Beim Betreten des Hauſes wurde der<lb/> Kaiſer von Unterrichtsminiſter Dr. Ritter v. <hi rendition="#g">Huſſarek</hi><lb/> Präſidenten <hi rendition="#g">Artaria</hi> und dem Chefarchitekten Oberbaurat<lb/><hi rendition="#g">Fellner</hi> begrüßt. Präſident Artaria dankte dem Kaiſer, daß<lb/> er ſelbſt die Schlußſteinlegung vornehme, worauf Se. Majeſtät<lb/> erwiderte, er freue ſich der feierlichen Eröffnung des Hauſes<lb/> beiwohnen zu können.</p><lb/> <p>Nachdem der Kaiſer den Erzherzog <hi rendition="#g">Leopold<lb/> Salvator</hi> begrüßt hatte, ſchritt er an der Seite<lb/> des Präſidenten Artaria durch das Mädchenſpalier, das<lb/> in ſtürmiſche Hochruſe ausbrach und dabei weiße<lb/> Chryſanthemen ſchwang. Der Kaiſer äußerte ſich über<lb/> die Begrüßung durch die Jugend der Akademie ſehr<lb/> erfreut.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Einzug in den großen Konzertſaal.</hi> </head><lb/> <p>Bei ſeinem Reliefbildnis mit den Anfangsnoten der<lb/> Volkshymne im Stiegenhaus angekommen, ſprach der<lb/> Kaiſer dem Schöpfer des Denkmals Profeſſor Ritter<lb/> v. <hi rendition="#g">Hellmer</hi> ſein Lob in huldvollſten Worten aus.<lb/> Als der Kaiſer den großen Konzertſaal betrat, in dem<lb/> ſich das Publikum von den Sitzen erhoben hatte,<lb/> flammten in den bereits prunkvoll erleuchteten Saale noch<lb/> Tauſende Glühlichter auf. Konzertdirektor <hi rendition="#g">Löwe,</hi> der auf<lb/> einem erhöhten Podium vor der Tribüne der aus der<lb/><hi rendition="#g">Singakademie</hi> und dem <hi rendition="#g">Schubertbund<lb/> beſtehenden Sängerſchar</hi> ſtand, hob die<lb/> Arme und mächtig durchbrauſten die Klänge des Weihe-<lb/> liedes <hi rendition="#g">„Gott erhalte“,</hi> von Profeſſor Dittrich<lb/> auf der Orgel begleitet, den Saal. Der Kaiſer war in<lb/> der Mitte des Saales ſtehen geblieben, und, den Blick<lb/> zur Höhe gerichtet, ließ er den mächtigen Eindruck des<lb/> Raumes auf ſich wirken. Er rühmte ſofort die Pracht<lb/> des Saales und den großartigen Klang der Orgel und<lb/> nahm mit Befriedigung zur Kenntnis, daß dieſe von<lb/> der öſterreichiſchen Firma Rieger in Jägerndorf gebaut<lb/> wurde. Während der Kaiſer der Eſtrade zuſchritt, ver-<lb/> klang die Volkshymne. Die Sängerſchar bereitete nun<lb/> dem Kaiſer eine begeiſterte Ovation und begrüßte ihn<lb/> mit jubelden Zurufen. Der Monarch trat auf die<lb/> Gruppe der Diplomaten und Miniſter zu und zog den<lb/> italieniſchen Botſchafter Herzog v. <hi rendition="#g">Avarna</hi> und<lb/> dann den Miniſterpräſidenten Graf <hi rendition="#g">Stürgkh</hi> ins<lb/> Geſpräch.</p><lb/> <p>Der Präſident der Wiener Konzerthausgeſellſchaft<lb/> Karl Auguſt <hi rendition="#g">Artaria</hi> hielt hierauf eine Anſprache,<lb/> in der er ſagte: In der Geſchichte der Muſik glänzen<lb/> die Namen vieler Mitglieder unſeres erhabenen Herrſcher-<lb/> hauſes, die der Tonkunſt ihre huldvolle Fürſorge zuteil<lb/> werden ließen, allen voran der Name jenes erlauchten<lb/> Vorfahren Euerer Majeſtät, der unſerem größten<lb/> Meiſter, Beethoven, als mächtiger Förderer zur<lb/> Seite ſtand und ſein begeiſterter Schüler war.<lb/> Dieſes traditionelle Intereſſe der <hi rendition="#g">habsbur-<lb/> giſchen Dynaſtie</hi> an der <hi rendition="#g">Tonkunſt</hi> haben<lb/> Eure Majeſtät durch die huldvolle Anteilnahm au<lb/> unſerem Werke neuerlich allergnädigſt betätigt. Geruhen<lb/> Eure Majeſtät hiefür an dem heutigen Feſttage unſeren<lb/> ehrfurchtsvollen alleruntertänigſten Dank entgegenzu-<lb/> nehmen, den wir bewegten Herzens Euerer Majeſtät<lb/> darbringen. Unter den glückverheißenden Auſpizien der<lb/> Gegenwart Euerer Majeſtät übergeben wir heute dieſes<lb/> Haus ſeiner hehren Beſtimmung. Möge es für unſere<lb/> Generation und für kommende Geſchlechter eine Stätte<lb/> der Sammlung und Läuterung, eine Stätte weihevoller<lb/> künſtleriſcher Erhebung aus den Mühen und Sorgen des<lb/> Lebens ſein. Möge in dieſem Hauſe <hi rendition="#g">das Vermächtnis<lb/> unſerer großen Meiſter</hi> immer treu und<lb/> ehrfurchtsvoll bewahrt und das Schaffen zeitgenöſſiſcher<lb/> Künſtler liebevoll gepflegt werden zum Ruhme und zur<lb/> Förderung der Kunſt, zum Wohle und zur Erbauung<lb/> der Bewohner unſerer Stadt. Das walte Gott!<lb/> Euere Majeſtät wollen nunmehr die untertänige Bitte<lb/> geſtatten, daß die Urkunde unter dem Schlußſtein ver-<lb/> ſenkt und das Haus ſeiner Beſtimmung übergeben werden<lb/> dürfe, der Kunſt zu Ehren und der Stadt Wien zur<lb/> Freude!</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Antwort des Kaiſers.</hi> </head><lb/> <p>Der Kaiſer erwiderte hierauf mit folgenden Worten:</p><lb/> <p>„Es gereicht Mir zur aufrichtigen Freude, die unter<lb/> Meinem Protektorate ſtehende Wiener Konzerthaus-<lb/> Geſellſchaft zur Ausführung dieſes ſchönen Bauwerkes<lb/> beglückwünſchen und allen, die ſich um<lb/> deſſen Zuſtandekommen verdient gemacht haben,<lb/> Meine Anerkennung ausſprechen zu können.<lb/> Nicht einem Gebote der Zweckmäßigkeit allein, ſondern<lb/> weit mehr noch dem lebhaften <hi rendition="#g">künſtleriſchen<lb/> Bedürfniſſe der Bevölkerung</hi> iſt der<lb/> Gedanke entſprungen, Wien, dieſen glänzenden Mittel-<lb/> punkt des Müſiklebens, um eine Pflegeſtätte der Ton-<lb/> kunſt zu bereichern. Möge die gleiche Kunſtbegeiſterung<lb/> den, wenn auch neu erſtandenen, ſo doch von den<lb/> ſtolzeſten Traditionen umgebenen Bau jederzeit erfüllen<lb/> und die Muſik ihre veredelnde, über die Sorgen des<lb/> Alltags hinweghebende Kraft in dieſen Räumen bis in<lb/> die ſpäte Zukunft ausüben. Mit dieſem Wunſche und<lb/> dem Ausdrucke Meines herzlichen Dankes für die warmen<lb/> Worte der Begrüßung ſchreite ich nunmehr gerne zur<lb/> Legung des Schlußſteines und geſtatte, daß das Haus<lb/> ſeiner Beſtimmung übergeben werde.“</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Wien, Montag Reichspoſt 20. Oktober 1913. Nr. 495
Hochſchulen infolge dieſer Verhältniſſe in Zukunft ihre
beherrſchende wiſſenſchaftliche Stellung
behaupten oder ob die Gefahr einer erfolgreichen Konkurrenz
durch andere Nationen beſteht.
Der heutige Zuſtand muß uns mit ernſter Sorge erfüllen.
Auf einer Seite müſſen wir mit allen Kräften für den Aus-
bau der Wiſſenſchaft eintreten, auf der anderen Seite
tragen wir die Verantwortung, daß Aerzte und Richter,
Prieſter und Lehrer unſerer Univerſität nicht ohne
genügende Vorbereitung für ihren Beruf
verlaſſen. Wir wollen feſt halten an der Einheit
von Forſchung und Lehre, aber mit Nachdruck dafür
eintreten, daß aus dem gewaltigen Anwachſen beider Ver-
pflichtungen die nötigen Konſequenzen gezogen werden. Ich
würde nicht empfehlen, der Ueberfüllung der Univerſitäten
durch Neugründung von Hochſchulen, durch das Fernhalten ge-
wiſſer Hörerkreiſe und durch Reduktion der Zahlen des ſtudenti-
ſchen Nachwuchſes zu ſteuern. Mit Gewaltmaßregeln werden
wir den Zudrang weiterer Kreiſe zur Univerſität für die Dauer
nicht hemmen können. Dagegen iſt eine Reformunſeres
Mittelſchulweſens nötig. Es ſoll ein geeigneterer
Nachwuchs für nicht akademiſche Be-
rufe ſichergeſtellt werden, als durch die Vermehrung
der Gymnaſien und Realſchulen. Viel wichtiger für unſer
Univerſitätsweſen iſt die Ausgeſtaltung der be-
ſtehenden Univerſitäten als die Gründung von neuen.
Dieſe Ausgeſtaltung betrifft die Erleichterung der Vereinigung
der Forſchertätigkeit mit der Lehrtätigkeit. Hiezu ſind vier
Möglichkeiten gegeben: Zunächſt iſt eine Vermehrung
der Zahl der Lehrkräfte nötig. Die Teilung von
Lehrkanzeln, die Ausnützung der Inſtitution der Extraordinariate
und Honorardozenturen iſt ein Mittel zur teilweiſen Behebung
der Uebelſtände. Ein zweites Mittel iſt die Entlaſtung der Vor-
ſtände größerer Inſtitute durch ausreichende Hilfskräfte. beſonders
für adminiſtrative und techniſche Angelegenheiten. Die dritte
Maßregel iſt die größere Fürſorge für den wiſſenſchaftlich
tüchtigen Nachwuchs. Endlich aber muß der Ausgeſtaltung
der deutſchen Univerſitäten außerhalb
Wiens eine erhöhte Aufmerkſamkeit zugewendet werden.
Der Rektor ſchloß mit einem Appell an die berufenen
Kreiſe, bei allen Maßnahmen, die die Univerſität be-
treffen, als wichtigſte Aufgabe die Schonung der
wiſſenſchaftlichen Leiſtungsfähigkeit
ihrer Lehrer anzuſehen, damit die glänzende
Stellung der Univerſitäten auf wiſſenſchaftlichem Gebiete
keine Schmälerung erfahre, im Intereſſe ihrer ſelbſt, des
Staates und der ganzen Menſchheit.
Lebhafter Beifall folgte den Ausführungen des Rektors.
Die Feier ſchloß mit der Abſingung des Gaudeamus.
Schönerer im Sofienſaal.
Geſtern war nach mehrjähriger Zurückgezogenheit erſtes —
und widerruflich letztes — Wiederauftreten Schönerers
als Redner in einer alldeutſchen Verſammlung im Sofienſaal.
Es ſei nicht wahr, ſagte er, daß er „verbittert“ ſei, wohl
aber ſei er „verſtimmt“, weil er „ſoviel Un-
treue, Meuterei, Umfall, Wortbruch
und Verrat erlebt habe. (Wir haben es Herrn Schönerer
ja ſchon vor zehn und zwanzig Jahren geſagt, daß er mit
ſeiner Anhängerſchaft die ſchlimmſten Erfahrungen machen
werde, aber er hat es uns damals nicht glauben wollen; wer
nicht hören will, muß eben fühlen. D. R.) Dann wandte ſich
Schönerer gegen den „Dunſt der ſlaviſierenden Regierungs-
politik“ und gegen jene deutſchen Parlamentarier, die dieſem
Dunſt erliegen, gegen „die korrupte Preſſe“, wogegen er als
leuchtendes Beiſpiel hervorhob, daß „eben jetzt“ der Schrift-
leiter des alldeutſchen Organs die ihm von den Geſchwerenen
im Wolf-Prozeſſe zuerkannte Gefängnisſtrafe abſitze,
wetterte gegen den deutſchen Adel, der durch einen Thun,
Schwarzenberg und Stürgkh vertreten ſei, prophezeite, daß die
Nationalverbändler Deutſchböhmens, die jetzt zwar Oppoſition
gegen den Statthalter Fürſten Thun markieren, Hand in Hand
mit dieſem „das deutſche Volk verraten werden“; dem alldeut-
ſchen Verband im Reiche ſprach Schönerer ſeine Mißſtimmung
aus und weisſagte, daß Oeſterreich in Kürze ein ſlaviſcher
Staat ſein werde, weshalb das Bündnis des Deutſchen Reiches
mit Oeſterreich keinen Sinn habe. Zwiſchendurch ließ er dem
Kaiſer Wilhelm als dem „Nuſer und Verkünder des germaniſchen
Zukunftsgedankens“ von der Verſammlung ein Heil bringen.
Nach einigen weiteren Gloſſen über die innere und National-
verbandspolitik nannte es Schönerer „ein Unding, daß politiſche
Abgeordnete Obmänner nationaler Schutzvereine ſind“ (wie
Dr. Pollauf, Waſtian, Dr. Groß!), ärgerte ſich über die Er-
folge des Bürgermeiſters Dr. Weiskirchner und rief ſchließlich
nach „einem zweiten Bismarck“, dem „Geſtalter des Deutſch-
tums der Zukunſt.“ — Ob er dabei an den Malik oder an den
Franko Stein gedacht hat, der in der Verſammlung ebenfalls
eine Rede tat, iſt unausgeſprochen geblieben.
Die Kataſtrophe des deutſchen
Reichsmarineluftſchiffes „L II“.
Aeußerungen Kaiſer Wilhelms über die
Kataſtrophe.
Leipzig, 18. Oktober.
Kaiſer Wilhelm äußerte ſich ſicherem Ver-
nehmen nach gegenüber dem Erzherzog-Thronfolger
Franz Ferdinand über die Kataſtrophe des
„L II“: „Es iſt furchtbar! Ich bin iroſtlos! Es
dauern mich die zukunftsreichen
Menſchen leben. Nun werden alle Beſſerwiſſer
und die öffentliche Meinung gegen die gran-
dioſen Luftſchiffe Front machen, als ob nicht
ein Dampfer oder ein Zug auch ſchon verunglückt
wäre!“
Freiherr v. Tirpitz an Graf Zeppelin.
Berlin, 19. Oktober.
Auf das Beileidstelegramm des Grafen Zeppelin
hat der Staatsſekretär des Reichsmarineamtes folgende
Antwortdepeſche abgeſandt: „Herzlichen Dank für Ihr
warmes Beileid. Wir trauern beide gemeinſam um die
vielen wackeren Männer, die ihr Leben für Ihr großes
Werk gelaſſen haben. Unſer nächſter Zeppelin wird
hoffentlich unter einem günſtigeren Stern fahren.
v. Tirpitz.“
Der Eindruck der Kataſtrophe in Paris.
Paris, 18. Oktober.
Die Pariſer Ausgaben der engliſchen Blätter ſehen
in der Kataſtrophe des „L II“ den Beweis dafür, daß
die Zeppelinluftſchiffe nicht das gehalten haben, was ſie
verſprochen. „Daily Mail“ ſagt: Wenn die
Zeppelinluftſchiffe neben den Gefahren des Windes nun
auch nicht mehr den Gefahren von Exploſionen entgehen
können, ſo kann man nicht mehr an den Wert des
Syſtemes glauben. „Daily Chronicle“ meint:
Deutſchland habe für die Herrſchaft in der Luft einen
höheren Preis bezahlt, als alle anderen Nationen.
Frankreich habe 100 ſeiner Söhne bei der Bezwingung
der Lüfte verloren, Deutſchland aber ganz bedeutend
mehr. Die lange Liſte der Zeppelinkataſtrophen beweiſe
doch, daß der Glaube an die fehlerloſe Vortrefflichkeit
der Zeppelinluftſchiffe ein Irrtum ſei. Nicht den Luft-
ſchiffen, ſondern den Flugzeugen gehöre die Zukunft
der Luft.
Die Wiener Tonhalle.
Eröffnung in Anweſenheit des
Kaiſers.
Eine Schar begeiſterter Kunſtfreunde hat ſich zu
einem großen Beginnen zuſammengeſchloſſen; ſie wollte
in Wien eine Tonhalle ſchaffen. Und geſtern haben ſie
wohl mit Stolz und Ergriffenheit auf die ſo glorreich
vollendete Tat geblickt. Leicht wurde dem Werk
das Gelingen nicht. Es waren viele Schwierig-
keiten zu überwinden, die in dem Doppel-
zweck des Hauſes begründet lagen, das zunächſt
eine Stätte künſtleriſcher Betätigung und in
zweiter Linie auch geſellſchaftlicher Veranſtaltungen ſein
ſollte. So gab es alſo manches Problem zu löſen:
„Von Morgen bis Abend in Müh’ und Angſt — Nicht
wonnig ward ſie gewonnen!“ Nun aber ſteht der Bau
da in hehrer, herrlicher Pracht und die Sorgen und
Mühen ſind vergeſſen. Bekanntlich hatte ſeinerzeit der
Kaiſer das Protektorat über die Konzerthaus-
geſellſchaft übernommen. Und der Monarch hat
es ſich nicht nehmen laſſen, in Würdigung der hohen
kulturellen Beſtimmung des Hauſes die Feier der
Schlußſteinlegung durch ſeine perſönliche Anweſenheit
zu einem denkwürdigen Tag in der Geſchichte des
Wiener Konzertlebens zu ſtempeln.
Der 19. Oktober wird in den Annalen der Muſikſtadt
Wien als beſonders denkwürdiger Tag eingetragen
werden müſſen. Möge in Erfüllung gehen, was im
Schluß der offiziellen Urlunde als Wunſch ausgeſprochen
iſt: „So ſei denn der Bau geweiht zur Erfüllung ſeiner
Aufgabe: eine Stätte zu ſein für die Pflege edler Muſik
und froher Wiener Geſelligkeit, ein Sammelpunkt muſi-
kaliſcher künſtleriſcher Beſtrebungen, ein Haus für die
Muſik und ein Haus für Wien! In dieſem Zeichen
möge es gedeihen und blühen, der erhabenſten Kunſt und
unſerer Vaterſtadt Wien zu Dank und Ehren!“
Die Feſtgäſte.
Im Konzerthaus hatte ſich eine illuſtre Geſellſchaft auf
der Eſtrade verſammelt: der italieniſche Botſchafter Herzog von
Avarna, der franzöſiſche Botſchafter Mr. Dumaine, der
türkiſche Botſchafter Hilmi Paſcha, der japaniſche Botſchafter
Sadſuo Akidzuki, der bulgariſche Geſandte Salatbaſcheff, der
deutſche Geſchäftsträger Botſchaftsrat Prinz Stolberg-Wernige-
rode, Fürſterzbiſchof Exzellenz Dr. Piffl mit Zeremoniär
Wagner, Uditore Mſgre. Roſſi und der Sekretär der apoſto-
liſchen Nuntatur Mſgre. Ogna, Miniſterpräſident Graf Stürgkh,
die Miniſter Dr. Freiherr v. Heinold, Dr. v. Hochenburger,
Dr. Schuſter v. Bonnot, Dr. Trnka und der Leiter des Finanz-
miniſteriums Geheimer Rat Sektionschef Baron Engel von
Mainfelden, VB. Dr. Prozer in Vertretung des Gemeinderats-
präſidiums mit Magiſtratsrat Formanek und LA. Bielohlawek.
Im Feſtſaal befanden ſich weiters: Miniſterpräſident a. D.
Freiherr v. Beck, Miniſter a. D. Dr. Wittek, Statthalter Freiherr
v. Bienerth mit Gemahlin, Stadtkommandant G. d. J. Wikulil,
Polizeipräſident Ritter v. Brzeſowski und Gemahlin, General-
direktor des Privat- und Familienfonds des Kaiſers Geheimer
Rat Ritter v. Hawerda, Senatspräſident Dr. Joſef Freiherr
v. Schenk, Geheimer Rat Sektionschef a. D. Ritter von
Roza, die Sektionschefs FML. Günzl, Dr. Freiherr von
Wetſchl, Dr. Ritter v. Wimmer, Dr. Freiherr v. Weck-
becker, Dr. Edler v. Globocnik, Dr. Freiherr v. Slatin, die
Sektionschefs a. D. Dr. R. v. Hardt, Baron Odelga, Doktor
R. v. Berger, Herrenhausmitglied Lud. Lobmayr, Hofwirtſchafts-
direktor Hofrat R. v. Prileszky, Hofrat R. v. Horſetzky, Statt-
haltereirat Brückmüller, die Miniſterialräte Dr. Joſef Braiten-
berg Edler v. Zenoburg mit Gemahlin, R. v. Pranter und
Gemahlin, Dr. Wilkens, Dr. Dlabac, Dr. Rudolf Mareſch,
Univerſitätsprofeſſor Dr. Joſef Freih. Scheg v. Koromla, Uni-
verſitätsprofeſſor R. v. Fränkel mit Gemahlin, Direktor Hofrat
Dr. Leiſching, Sektionsrat Graf Rudolf Attems. Die Stadträte
Schwer und Kleiner, Magiſtratsdirektor Appel, Oberlandesrat
Dr. Koſterſitz, Magiſtratsrat Dr. Madjera, Magiſtratsober-
kommiſſär Dr. Wolf, Truchſeß Dobner v. Dobenau, viele Groß-
induſtrielle, der Obmann der Künſtlergenoſſenſchaft Profeſſor
Darnaut, Bildhauer Hegenbarth, die Maler Engelhard, Hochen-
burger und Falkenſtein, Malerin Fräulein Loebell. Weiters ſah
man Hofoperndirektor Hans Gregor, Leiter des Hofburgtheaters
Hugo Thimig, Direktor Oskar Fronz, Direktor der Akademie
für Muſik und darſtellende Kunſt Wilhelm Bopp und Ge-
mahlin, die Komponiſten Oskar Strauß, Oskar Nedbal, die
Hofkapellmeiſter Schalk, Reichenberger und Luze, Kammer-
ſängerin Kurz, Hofburgſchauſpielerin Lily Marberg, Eugen
d’Albert, Profeſſor Grünfeld, die Konzertſängerinnen Adrienne
v. Kraus-Osborn und Flora Volk, zahlreiche Lehrkräfte der
Akademie für Muſik und darſtellende Kunſt uſw. Von den zahl-
reichen anweſenden Damen ſeien genannt: Gräfin Nandine
Berchtold, Gräfin Johanna Hartenau, Gräfin Miſa Wydenbruck-
Eſterhazy, Gräfin Gabriele v. Rechberg und Rothenlöwen, Exz.
Baronin Auffenberg, Exz. Baronin Helene Beck, Exz. Baronin
Heinold, Exz. Baronin Banhans, Exz. Frau v. Georgi, Frau
v. Dittrich, Exz. Frau v. Huſſarek, Exz. Frau Berta Weis-
kirchner, Stifsdame Baronin Dankelmann, Frau Präſident von
Eger, Frau Helene Artaria, Frau Marie Köcherl, Marta Beyer,
v. Wiener, Frau kaiſerl. Rat Ehrbar, Frau Schenker-Angerer,
Frau Slezak, Frau v. Bielka u. a. Von Deputationen
waren zu der Feſtlichkeit erſchienen: in Vertretung des
Präſidiums der Geſellſchaft des Muſikvereins Miniſter
a. D. Dr. Marchet, Sektionschef R. v. Haberer, Dr. Ernſt
Kraus und Regierungsrat Dr. Steger, in Vertretung des
Wiener Männergeſangvereins Vorſtand Dr. Heinrich Prükl,
und Chormeiſter Viktor Kehldorfer, in Vertrekung des „Schubert-
bund“ die Vorſtände kaiſerl. Rat Joſef A. Jatſch und Ober-
inſpekter Adolf Janiſch, Ehrenchormeiſter Adolf Kirchl, für die
Wiener Philharmoniker Vorſtand Hofmuſiker Alois Markl uud Vor-
ſtandſtellvertreter Franz Mairecker, für den öſterreichiſchen
Muſikerverband Präſident Franz Frank und Vizepräſident Hof-
muſiker Ignaz Hermann, in Vertretung des Mozarteums
Sekretär Fritz Gehmacher und Direktionsrat Dr. Franz
Muſſoni, dann Vertreter der Muſikervereine in der Provinz.
Die Ankunft des Kaiſers.
Um ¾11 Uhr erſchien Oberſthofmeiſter Fürſt Monte-
nuovo und bald darauf Erzherzog Leopold Salvator
in Begleitung ſeines Kammervorſtehers Prinzen Auguſt Lob-
kowitz. Der Erzherzog wurde vom Präſidenten Artaria
empfangen und zog ſodann die Architekten des Hauſes in ein
längeres Geſpräch. Punkt 11 Uhr fuhr der Kaiſer in Be-
gleitung ſeines Generaladjutanten G. d. K. Grafen Paar im
offenen Leibwagen unter den Hochrufen der Menge beim Haupt-
eingang vor. In einem zweiten Wagen folgte Flügeladjutant
Major Walluſchek. Beim Betreten des Hauſes wurde der
Kaiſer von Unterrichtsminiſter Dr. Ritter v. Huſſarek
Präſidenten Artaria und dem Chefarchitekten Oberbaurat
Fellner begrüßt. Präſident Artaria dankte dem Kaiſer, daß
er ſelbſt die Schlußſteinlegung vornehme, worauf Se. Majeſtät
erwiderte, er freue ſich der feierlichen Eröffnung des Hauſes
beiwohnen zu können.
Nachdem der Kaiſer den Erzherzog Leopold
Salvator begrüßt hatte, ſchritt er an der Seite
des Präſidenten Artaria durch das Mädchenſpalier, das
in ſtürmiſche Hochruſe ausbrach und dabei weiße
Chryſanthemen ſchwang. Der Kaiſer äußerte ſich über
die Begrüßung durch die Jugend der Akademie ſehr
erfreut.
Der Einzug in den großen Konzertſaal.
Bei ſeinem Reliefbildnis mit den Anfangsnoten der
Volkshymne im Stiegenhaus angekommen, ſprach der
Kaiſer dem Schöpfer des Denkmals Profeſſor Ritter
v. Hellmer ſein Lob in huldvollſten Worten aus.
Als der Kaiſer den großen Konzertſaal betrat, in dem
ſich das Publikum von den Sitzen erhoben hatte,
flammten in den bereits prunkvoll erleuchteten Saale noch
Tauſende Glühlichter auf. Konzertdirektor Löwe, der auf
einem erhöhten Podium vor der Tribüne der aus der
Singakademie und dem Schubertbund
beſtehenden Sängerſchar ſtand, hob die
Arme und mächtig durchbrauſten die Klänge des Weihe-
liedes „Gott erhalte“, von Profeſſor Dittrich
auf der Orgel begleitet, den Saal. Der Kaiſer war in
der Mitte des Saales ſtehen geblieben, und, den Blick
zur Höhe gerichtet, ließ er den mächtigen Eindruck des
Raumes auf ſich wirken. Er rühmte ſofort die Pracht
des Saales und den großartigen Klang der Orgel und
nahm mit Befriedigung zur Kenntnis, daß dieſe von
der öſterreichiſchen Firma Rieger in Jägerndorf gebaut
wurde. Während der Kaiſer der Eſtrade zuſchritt, ver-
klang die Volkshymne. Die Sängerſchar bereitete nun
dem Kaiſer eine begeiſterte Ovation und begrüßte ihn
mit jubelden Zurufen. Der Monarch trat auf die
Gruppe der Diplomaten und Miniſter zu und zog den
italieniſchen Botſchafter Herzog v. Avarna und
dann den Miniſterpräſidenten Graf Stürgkh ins
Geſpräch.
Der Präſident der Wiener Konzerthausgeſellſchaft
Karl Auguſt Artaria hielt hierauf eine Anſprache,
in der er ſagte: In der Geſchichte der Muſik glänzen
die Namen vieler Mitglieder unſeres erhabenen Herrſcher-
hauſes, die der Tonkunſt ihre huldvolle Fürſorge zuteil
werden ließen, allen voran der Name jenes erlauchten
Vorfahren Euerer Majeſtät, der unſerem größten
Meiſter, Beethoven, als mächtiger Förderer zur
Seite ſtand und ſein begeiſterter Schüler war.
Dieſes traditionelle Intereſſe der habsbur-
giſchen Dynaſtie an der Tonkunſt haben
Eure Majeſtät durch die huldvolle Anteilnahm au
unſerem Werke neuerlich allergnädigſt betätigt. Geruhen
Eure Majeſtät hiefür an dem heutigen Feſttage unſeren
ehrfurchtsvollen alleruntertänigſten Dank entgegenzu-
nehmen, den wir bewegten Herzens Euerer Majeſtät
darbringen. Unter den glückverheißenden Auſpizien der
Gegenwart Euerer Majeſtät übergeben wir heute dieſes
Haus ſeiner hehren Beſtimmung. Möge es für unſere
Generation und für kommende Geſchlechter eine Stätte
der Sammlung und Läuterung, eine Stätte weihevoller
künſtleriſcher Erhebung aus den Mühen und Sorgen des
Lebens ſein. Möge in dieſem Hauſe das Vermächtnis
unſerer großen Meiſter immer treu und
ehrfurchtsvoll bewahrt und das Schaffen zeitgenöſſiſcher
Künſtler liebevoll gepflegt werden zum Ruhme und zur
Förderung der Kunſt, zum Wohle und zur Erbauung
der Bewohner unſerer Stadt. Das walte Gott!
Euere Majeſtät wollen nunmehr die untertänige Bitte
geſtatten, daß die Urkunde unter dem Schlußſtein ver-
ſenkt und das Haus ſeiner Beſtimmung übergeben werden
dürfe, der Kunſt zu Ehren und der Stadt Wien zur
Freude!
Die Antwort des Kaiſers.
Der Kaiſer erwiderte hierauf mit folgenden Worten:
„Es gereicht Mir zur aufrichtigen Freude, die unter
Meinem Protektorate ſtehende Wiener Konzerthaus-
Geſellſchaft zur Ausführung dieſes ſchönen Bauwerkes
beglückwünſchen und allen, die ſich um
deſſen Zuſtandekommen verdient gemacht haben,
Meine Anerkennung ausſprechen zu können.
Nicht einem Gebote der Zweckmäßigkeit allein, ſondern
weit mehr noch dem lebhaften künſtleriſchen
Bedürfniſſe der Bevölkerung iſt der
Gedanke entſprungen, Wien, dieſen glänzenden Mittel-
punkt des Müſiklebens, um eine Pflegeſtätte der Ton-
kunſt zu bereichern. Möge die gleiche Kunſtbegeiſterung
den, wenn auch neu erſtandenen, ſo doch von den
ſtolzeſten Traditionen umgebenen Bau jederzeit erfüllen
und die Muſik ihre veredelnde, über die Sorgen des
Alltags hinweghebende Kraft in dieſen Räumen bis in
die ſpäte Zukunft ausüben. Mit dieſem Wunſche und
dem Ausdrucke Meines herzlichen Dankes für die warmen
Worte der Begrüßung ſchreite ich nunmehr gerne zur
Legung des Schlußſteines und geſtatte, daß das Haus
ſeiner Beſtimmung übergeben werde.“
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