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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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foll auch ein scharffes Gehöre haben: Dann wann er zu Winters-Zeit über das Wasser seiner Nahrung nachgehen will/ soll er vorhero hören/ ob das Wasser tieff unter dem Eise lauffe/ und wann es nicht Ein Thier vertreibt das andere. dikke genung/ zurücke bleibe. Und gleichwie ein Thier dem andern aufsätzig zu seyn pfleget; Also wird auch der Fuchs von dem Habichte verfolget/ und von dem Wolffe gejaget/ der Fuchs aber vertreibet hingegen den Igel/ der Igel den Otter/ der Otter die Steinfletzschen/ der Sperling die Heuschrecke/ die Heuschrecke die Wespe/ die Wespe die Biene/ die Der Füchse Verwandschafft. Thucydides. Biene die Mücke/ und die Mücke die Schnecke. Mit den Füchsen werden nicht unbillig verglichen alle listige / verschlagene und furchtsame Leute. Dahero man saget/ daß List und Betrug / keinem Menschen wohl anstehe. Und wie ein iedes Thier seines Balges wartet: Also nimmt auch ein Fuchsschwänzer alles/ was zu seinen Nutzen dienet/ wahr. Des Alexandri Magni Diener Medius brachte es durch seine Heuchelcy dahin/ daß er den König beredete/ und in den Argwohn brachte/ als stünde man ihme nach dem Leben/ darüber die gantze Königliche Regierung/ welche doch mit denen allergelehrtesten/ und geschicktesten Männern versehen war/ in Unordnung gerieth/ und deßwegen die tapfersten und ansehnlichsten Kriegs-Obristen / als Callisthenes/ Philotas/ Parmenio/ und Andere die Psal. 64. Erde kauen musten. Jhre Zunge/ sagt David/ schärffen sie wie ein Schwerd: Mit ihren gifftigen Worten schiessen sie die Frommen ohne Scheu: Sie sind kühne mit ihren bösen Anschlägen: Erdichten Schalckheit/ halten es heimlich/ sind verschlagen/ und haben geschwinde Räncke. Der Fuchs ist eines von denen schmeichelhafftigsten Thieren/ wenn er unter der Gewalt Rheink. in Axiomat. lib. 2. Axiom. 71. ist. Die Schmeichler sind gleicher Gattung. Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburgk / befahl seinen Sönen im Testamente/ daß sie sich vornehmlich aller Ohrenbläser / Winkelstörer/ und Verleumbder/ wie auch derer/ welche mit weitläufftigen neuen Anschlägen umgiengen/ gäntzlich entschlagen sollten. Da der Philosophus Epictetus sahe/ daß Einer die Heuchler und Schmeichler gerne hörete/ sprach er zu Jhme: Die Raben hacken den Todten die Augen aus; Dieser aber/ den du ehrest / blendet auch die jenigen an ihrem guten Gesichte/ daß sie das/ was recht und wahr ist/ nicht erkennen. Und gleichwie ein Fuchs iederzeit hincket/ so sehr er es auch verbirget; Also machet es auch ein Heuchler/ welcher zugleich seinen Herrn anlachet/ und auch mit List und Betrug hintergehet.

Betrung und List haben keinen beständigen Grund. Ein Fuchs und Listiger gehören in einen Karrn/ und wird offters List mit List vertrieben. Ein hungeriger Fuchs kam zu einem mit seiner Henne auf dem Baum sitzenden Hahn/ grüssete denselben freundlich/ und sprach zu ihm/ warumb sitzestu so hoch auf dem Baume/ weistu nicht/ daß ein ewiger Friede unter allen Thieren ist gemacht worden/ also/ daß keines das andere weder durch List / noch Betrug zu beschädigen/ sondern Ein iedes in Sicherheit zu wandeln befugt seyn solle? Der Hahn merckte bald des Fuchses List/ und gab ihm zur Antwort: Du bringest wir und meinem Geschlechte eine fröliche Zeitung/ reckte den Hals hierauf empor/ und fieng an zu krähen. Der Fuchs fragte/ was dieses bedeutete? Ich sehe/ sagte der Hahn/ zwey Hunde dort hergelauffen kommen/ die uns vielleicht auch dergleichen Friede verkündigen wollen. Nein/ sprach der Fuchs / es wird besser seyn/ daß ich die Flucht ergreiffe/ als ihrer erwarte; Einem ieden trauen ist eine Thorheit; Niemand aber vertrauen ist tyrannisch. Wer zuviel glaubet/ der stürtzet sich in die Gefahr. Niemand soll sich einen beständigen Freund erwehlen/ er habe dann dessen Treue bey eräugneter

foll auch ein scharffes Gehöre haben: Dann wann er zu Winters-Zeit über das Wasser seiner Nahrung nachgehen will/ soll er vorhero hören/ ob das Wasser tieff unter dem Eise lauffe/ und wann es nicht Ein Thier vertreibt das andere. dikke genung/ zurücke bleibe. Und gleichwie ein Thier dem andern aufsätzig zu seyn pfleget; Also wird auch der Fuchs von dem Habichte verfolget/ und von dem Wolffe gejaget/ der Fuchs aber vertreibet hingegen den Igel/ der Igel den Otter/ der Otter die Steinfletzschen/ der Sperling die Heuschrecke/ die Heuschrecke die Wespe/ die Wespe die Biene/ die Der Füchse Verwandschafft. Thucydides. Biene die Mücke/ und die Mücke die Schnecke. Mit den Füchsen werden nicht unbillig verglichen alle listige / verschlagene und furchtsame Leute. Dahero man saget/ daß List und Betrug / keinem Menschen wohl anstehe. Und wie ein iedes Thier seines Balges wartet: Also nim̃t auch ein Fuchsschwänzer alles/ was zu seinen Nutzen dienet/ wahr. Des Alexandri Magni Diener Medius brachte es durch seine Heuchelcy dahin/ daß er den König beredete/ und in den Argwohn brachte/ als stünde man ihme nach dem Leben/ darüber die gantze Königliche Regierung/ welche doch mit denen allergelehrtesten/ und geschicktesten Männern versehen war/ in Unordnung gerieth/ und deßwegẽ die tapfersten und ansehnlichsten Kriegs-Obristen / als Callisthenes/ Philotas/ Parmenio/ und Andere die Psal. 64. Erde kauen musten. Jhre Zunge/ sagt David/ schärffen sie wie ein Schwerd: Mit ihren gifftigen Worten schiessen sie die Frommen ohne Scheu: Sie sind kühne mit ihren bösen Anschlägen: Erdichten Schalckheit/ halten es heimlich/ sind verschlagen/ und haben geschwinde Räncke. Der Fuchs ist eines von denen schmeichelhafftigsten Thieren/ wenn er unter der Gewalt Rheink. in Axiomat. lib. 2. Axiom. 71. ist. Die Schmeichler sind gleicher Gattung. Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburgk / befahl seinen Sönen im Testamente/ daß sie sich vornehmlich aller Ohrenbläser / Winkelstörer/ und Verleumbder/ wie auch derer/ welche mit weitläufftigen neuen Anschlägen umgiengen/ gäntzlich entschlagen sollten. Da der Philosophus Epictetus sahe/ daß Einer die Heuchler und Schmeichler gerne hörete/ sprach er zu Jhme: Die Raben hacken den Todten die Augen aus; Dieser aber/ den du ehrest / blendet auch die jenigen an ihrem guten Gesichte/ daß sie das/ was recht und wahr ist/ nicht erkennen. Und gleichwie ein Fuchs iederzeit hincket/ so sehr er es auch verbirget; Also machet es auch ein Heuchler/ welcher zugleich seinen Herrn anlachet/ und auch mit List und Betrug hintergehet.

Betrung und List haben keinen beständigen Grund. Ein Fuchs und Listiger gehören in einen Karrn/ uñ wird offters List mit List vertrieben. Ein hungeriger Fuchs kam zu einem mit seiner Henne auf dem Baum sitzenden Hahn/ grüssete denselben freundlich/ und sprach zu ihm/ warumb sitzestu so hoch auf dem Baume/ weistu nicht/ daß ein ewiger Friede unter allen Thieren ist gemacht worden/ also/ daß keines das andere weder durch List / noch Betrug zu beschädigen/ sondern Ein iedes in Sicherheit zu wandeln befugt seyn solle? Der Hahn merckte bald des Fuchses List/ und gab ihm zur Antwort: Du bringest wir und meinem Geschlechte eine fröliche Zeitung/ reckte den Hals hierauf empor/ und fieng an zu krähen. Der Fuchs fragte/ was dieses bedeutete? Ich sehe/ sagte der Hahn/ zwey Hunde dort hergelauffen kommen/ die uns vielleicht auch dergleichen Friede verkündigen wollen. Nein/ sprach der Fuchs / es wird besser seyn/ daß ich die Flucht ergreiffe/ als ihrer erwarte; Einem ieden trauen ist eine Thorheit; Niemand aber vertrauen ist tyrannisch. Wer zuviel glaubet/ der stürtzet sich in die Gefahr. Niemand soll sich einen beständigen Freund erwehlen/ er habe dann dessen Treue bey eräugneter

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[246/0276] foll auch ein scharffes Gehöre haben: Dann wann er zu Winters-Zeit über das Wasser seiner Nahrung nachgehen will/ soll er vorhero hören/ ob das Wasser tieff unter dem Eise lauffe/ und wann es nicht dikke genung/ zurücke bleibe. Und gleichwie ein Thier dem andern aufsätzig zu seyn pfleget; Also wird auch der Fuchs von dem Habichte verfolget/ und von dem Wolffe gejaget/ der Fuchs aber vertreibet hingegen den Igel/ der Igel den Otter/ der Otter die Steinfletzschen/ der Sperling die Heuschrecke/ die Heuschrecke die Wespe/ die Wespe die Biene/ die Biene die Mücke/ und die Mücke die Schnecke. Mit den Füchsen werden nicht unbillig verglichen alle listige / verschlagene und furchtsame Leute. Dahero man saget/ daß List und Betrug / keinem Menschen wohl anstehe. Und wie ein iedes Thier seines Balges wartet: Also nim̃t auch ein Fuchsschwänzer alles/ was zu seinen Nutzen dienet/ wahr. Des Alexandri Magni Diener Medius brachte es durch seine Heuchelcy dahin/ daß er den König beredete/ und in den Argwohn brachte/ als stünde man ihme nach dem Leben/ darüber die gantze Königliche Regierung/ welche doch mit denen allergelehrtesten/ und geschicktesten Männern versehen war/ in Unordnung gerieth/ und deßwegẽ die tapfersten und ansehnlichsten Kriegs-Obristen / als Callisthenes/ Philotas/ Parmenio/ und Andere die Erde kauen musten. Jhre Zunge/ sagt David/ schärffen sie wie ein Schwerd: Mit ihren gifftigen Worten schiessen sie die Frommen ohne Scheu: Sie sind kühne mit ihren bösen Anschlägen: Erdichten Schalckheit/ halten es heimlich/ sind verschlagen/ und haben geschwinde Räncke. Der Fuchs ist eines von denen schmeichelhafftigsten Thieren/ wenn er unter der Gewalt ist. Die Schmeichler sind gleicher Gattung. Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburgk / befahl seinen Sönen im Testamente/ daß sie sich vornehmlich aller Ohrenbläser / Winkelstörer/ und Verleumbder/ wie auch derer/ welche mit weitläufftigen neuen Anschlägen umgiengen/ gäntzlich entschlagen sollten. Da der Philosophus Epictetus sahe/ daß Einer die Heuchler und Schmeichler gerne hörete/ sprach er zu Jhme: Die Raben hacken den Todten die Augen aus; Dieser aber/ den du ehrest / blendet auch die jenigen an ihrem guten Gesichte/ daß sie das/ was recht und wahr ist/ nicht erkennen. Und gleichwie ein Fuchs iederzeit hincket/ so sehr er es auch verbirget; Also machet es auch ein Heuchler/ welcher zugleich seinen Herrn anlachet/ und auch mit List und Betrug hintergehet. Ein Thier vertreibt das andere. Der Füchse Verwandschafft. Thucydides. Psal. 64. Rheink. in Axiomat. lib. 2. Axiom. 71. Ein Fuchs und Listiger gehören in einen Karrn/ uñ wird offters List mit List vertrieben. Ein hungeriger Fuchs kam zu einem mit seiner Henne auf dem Baum sitzenden Hahn/ grüssete denselben freundlich/ und sprach zu ihm/ warumb sitzestu so hoch auf dem Baume/ weistu nicht/ daß ein ewiger Friede unter allen Thieren ist gemacht worden/ also/ daß keines das andere weder durch List / noch Betrug zu beschädigen/ sondern Ein iedes in Sicherheit zu wandeln befugt seyn solle? Der Hahn merckte bald des Fuchses List/ und gab ihm zur Antwort: Du bringest wir und meinem Geschlechte eine fröliche Zeitung/ reckte den Hals hierauf empor/ und fieng an zu krähen. Der Fuchs fragte/ was dieses bedeutete? Ich sehe/ sagte der Hahn/ zwey Hunde dort hergelauffen kommen/ die uns vielleicht auch dergleichen Friede verkündigen wollen. Nein/ sprach der Fuchs / es wird besser seyn/ daß ich die Flucht ergreiffe/ als ihrer erwarte; Einem ieden trauen ist eine Thorheit; Niemand aber vertrauen ist tyrannisch. Wer zuviel glaubet/ der stürtzet sich in die Gefahr. Niemand soll sich einen beständigen Freund erwehlen/ er habe dann dessen Treue bey eräugneter Betrung und List haben keinen beständigen Grund.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/276>, abgerufen am 26.11.2024.