[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.auch den Honig kosten wollen: Der Bauer hätte den Bär erwischt/ sich an demselben feste gehalten/ und angefangen überlaut zu schreyen/ daß er darüber erschrocken/ sich zurücke begeben/ und also den Bauer wieder herausgezogen. Der Dianae unbedachtsames Opfer. Die Athenienser hatten unter andern ein Gesetze / daß wann Einer seine Tochter verheyrathen wollte/ sie vorhero der Göttin Dianae das im Januario angestellte Opfer abstatten muste. Wann nun eine solche Weibes-Person opfern wollte/ muste sie in einem gelben Schäublein erscheinen/ es trug sich aber zu/ daß Eine von dergleichen Jungfern mit einem zahmen Bäre/ welche der vermeinten Göttin Dianae zugeeignet war/ in etwas zu viel schertzte/ worüber derselbe sich erzürnete/ und sie beschädigte. Da solches der Jungfrau Bruder ersahe/ verdroß es ihn/ und schoß den Bär todt. Es fiel aber nachgehends ein Theurung ein. Dahero die Götzen-Pfaffen weissageten / als ob die Göttin wegen des ertödteten Bäres erzürnt/ die Theurung erweckt / und könte anderer Gestalt nicht versöhnt werden/ als mit einer Jungfer/ die man ihr opfern sollte. Nun stack des Teufels Betrug in einem Griechischen Worte / welches zugleich eine Bärin/ und auch eine Jungfer bedeutete. Es fand sich aber nachmahls Einer mit Plutarchus. Nahmen Emborus / der versprach/ daß/ wofern man ihm/ denen Seinigen/ und seinen Nachkommen das Pfaffen-Ambt eigenthümlichen verleihen würde/ er alsdenn seine eigene Tochter aufopfern lassen wollte/ welches man demselben auch verheissen/ er soll aber nachgehends einer Ziege seiner Tochter Kleider angezogen/ und sie an statt derselben geopfert haben. Bäre lieben die Weibs-Bilder. In dem Saphoischen Gebürge soll ein Bär eine schöne Jungfrau entführet/ sie darinne fleischlich erkannt/ und ihr täglich zu ihrer Nahrung Holtz-Aepfel zugetragen haben. So offt er aber aus der Höhle gegangen P. Caspar Schottus in Physica curiosa lib. 8. c. 76. p. mihi 929./ habe er dieselbe mit einem grossen Steine verwahret/ damit sie ihm nicht wieder entgehen möchte/ Und nachdem also solcher Gestalt die Jungfer etliche Tage lang eingesperret gehalten/ hätten die Eltern sie letzlich in der Höhle verwahret gefunden/ und sie mit grosser Gesahr erlöset. Das Maulthier/ oder Maul-Esel ist einem Esel gleicher als einem Maul-Thiere Erfindung. Pferde/ wie an den langen Ohren / Creutze zwischen den Schultern/ rahnen Beinen/ Schenkeln/ Füssen/ und dünnen magern Leibe zu sehen; In der Schrifft findet man/ daß des Esaues sein Schwager Ana/ da derselbe seines Genes. c. 36. v. 24. Vatters des Zibeon Esel in der Wüsten hütete/ die Art/ den Esel mit den Pferden springen zu lassen/ aufgebracht. Der weise Democritus sagt: Es wäre der Maul-Esel kein Werck der Natur/ sondern eine Menschliche Erfindung / welches man ihr durch Nachsinnen abgestohlen. Denn nachdem eines Tags in Medien eine Pferde-Stutte mit Gewalt besprungen/ und dieselbe darvon geladen/ hätte man nachgehends diese beye Thiere zusammen gelassen/ und von Zeiten zu Zeiten die Maul-Esel in der Welt gesehen/ welcher von seiner Art entsprungen wäre / dahero man dieses von ihme schreibet: Camerarius Dem Vater gleich ich nicht / Wohin ich mich auch richt: Der Mutter auch nicht recht / Ich habe kein Geschlecht / Ich komme zwar von zwey / Doch fragt man/ was ich sey? Ich bin ein selzam Thier / Es kömmt Niemand von mir. auch den Honig kosten wollen: Der Bauer hätte den Bär erwischt/ sich an demselben feste gehalten/ und angefangen überlaut zu schreyen/ daß er darüber erschrocken/ sich zurücke begeben/ und also den Bauer wieder herausgezogen. Der Dianae unbedachtsames Opfer. Die Athenienser hatten unter andern ein Gesetze / daß wañ Einer seine Tochter verheyrathen wollte/ sie vorhero der Göttin Dianae das im Januario angestellte Opfer abstatten muste. Wann nun eine solche Weibes-Person opfern wollte/ muste sie in einem gelben Schäublein erscheinen/ es trug sich aber zu/ daß Eine von dergleichen Jungfern mit einem zahmen Bäre/ welche der vermeinten Göttin Dianae zugeeignet war/ in etwas zu viel schertzte/ worüber derselbe sich erzürnete/ und sie beschädigte. Da solches der Jungfrau Bruder ersahe/ verdroß es ihn/ und schoß den Bär todt. Es fiel aber nachgehends ein Theurung ein. Dahero die Götzen-Pfaffen weissageten / als ob die Göttin wegen des ertödteten Bäres erzürnt/ die Theurung erweckt / und könte anderer Gestalt nicht versöhnt werden/ als mit einer Jungfer/ die man ihr opfern sollte. Nun stack des Teufels Betrug in einem Griechischen Worte / welches zugleich eine Bärin/ und auch eine Jungfer bedeutete. Es fand sich aber nachmahls Einer mit Plutarchus. Nahmen Emborus / der versprach/ daß/ wofern man ihm/ denen Seinigen/ und seinen Nachkom̃en das Pfaffen-Ambt eigenthümlichen verleihen würde/ er alsdenn seine eigene Tochter aufopfern lassen wollte/ welches man demselben auch verheissen/ er soll aber nachgehends einer Ziege seiner Tochter Kleider angezogen/ und sie an statt derselben geopfert haben. Bäre lieben die Weibs-Bilder. In dem Saphoischen Gebürge soll ein Bär eine schöne Jungfrau entführet/ sie darinne fleischlich erkannt/ und ihr täglich zu ihrer Nahrung Holtz-Aepfel zugetragen haben. So offt er aber aus der Höhle gegangen P. Caspar Schottus in Physica curiosa lib. 8. c. 76. p. mihi 929./ habe er dieselbe mit einem grossen Steine verwahret/ damit sie ihm nicht wieder entgehen möchte/ Und nachdem also solcher Gestalt die Jungfer etliche Tage lang eingesperret gehalten/ hätten die Eltern sie letzlich in der Höhle verwahret gefunden/ und sie mit grosser Gesahr erlöset. Das Maulthier/ oder Maul-Esel ist einem Esel gleicher als einem Maul-Thiere Erfindung. Pferde/ wie an den langen Ohren / Creutze zwischen den Schultern/ rahnen Beinen/ Schenkeln/ Füssen/ und dünnen magern Leibe zu sehen; In der Schrifft findet man/ daß des Esaues sein Schwager Ana/ da derselbe seines Genes. c. 36. v. 24. Vatters des Zibeon Esel in der Wüsten hütete/ die Art/ den Esel mit den Pferden springen zu lassen/ aufgebracht. Der weise Democritus sagt: Es wäre der Maul-Esel kein Werck der Natur/ sondern eine Menschliche Erfindung / welches man ihr durch Nachsinnen abgestohlen. Denn nachdem eines Tags in Medien eine Pferde-Stutte mit Gewalt besprungen/ und dieselbe darvon geladen/ hätte man nachgehends diese beye Thiere zusammen gelassen/ und von Zeiten zu Zeiten die Maul-Esel in der Welt gesehen/ welcher von seiner Art entsprungen wäre / dahero man dieses von ihme schreibet: Camerarius Dem Vater gleich ich nicht / Wohin ich mich auch richt: Der Mutter auch nicht recht / Ich habe kein Geschlecht / Ich komme zwar von zwey / Doch fragt man/ was ich sey? Ich bin ein selzam Thier / Es kömmt Niemand von mir. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0281" n="251"/> auch den Honig kosten wollen: Der Bauer hätte den Bär erwischt/ sich an demselben feste gehalten/ und angefangen überlaut zu schreyen/ daß er darüber erschrocken/ sich zurücke begeben/ und also den Bauer wieder herausgezogen. <note place="right">Der Dianae unbedachtsames Opfer.</note> Die Athenienser hatten unter andern ein Gesetze / daß wañ Einer seine Tochter verheyrathen wollte/ sie vorhero der Göttin Dianae das im Januario angestellte Opfer abstatten muste. Wann nun eine solche Weibes-Person opfern wollte/ muste sie in einem gelben Schäublein erscheinen/ es trug sich aber zu/ daß Eine von dergleichen Jungfern mit einem zahmen Bäre/ welche der vermeinten Göttin Dianae zugeeignet war/ in etwas zu viel schertzte/ worüber derselbe sich erzürnete/ und sie beschädigte. Da solches der Jungfrau Bruder ersahe/ verdroß es ihn/ und schoß den Bär todt. Es fiel aber nachgehends ein Theurung ein. Dahero die Götzen-Pfaffen weissageten / als ob die Göttin wegen des ertödteten Bäres erzürnt/ die Theurung erweckt / und könte anderer Gestalt nicht versöhnt werden/ als mit einer Jungfer/ die man ihr opfern sollte. Nun stack des Teufels Betrug in einem Griechischen Worte / welches zugleich eine Bärin/ und auch eine Jungfer bedeutete. Es fand sich aber nachmahls Einer mit <note place="right">Plutarchus.</note> Nahmen Emborus / der versprach/ daß/ wofern man ihm/ denen Seinigen/ und seinen Nachkom̃en das Pfaffen-Ambt eigenthümlichen verleihen würde/ er alsdenn seine eigene Tochter aufopfern lassen wollte/ welches man demselben auch verheissen/ er soll aber nachgehends einer Ziege seiner Tochter Kleider angezogen/ und sie an statt derselben geopfert haben. <note place="right">Bäre lieben die Weibs-Bilder.</note> In dem Saphoischen Gebürge soll ein Bär eine schöne Jungfrau entführet/ sie darinne fleischlich erkannt/ und ihr täglich zu ihrer Nahrung Holtz-Aepfel zugetragen haben. So offt er aber aus der Höhle gegangen <note place="right">P. Caspar Schottus in Physica curiosa lib. 8. c. 76. p. mihi 929.</note>/ habe er dieselbe mit einem grossen Steine verwahret/ damit sie ihm nicht wieder entgehen möchte/ Und nachdem also solcher Gestalt die Jungfer etliche Tage lang eingesperret gehalten/ hätten die Eltern sie letzlich in der Höhle verwahret gefunden/ und sie mit grosser Gesahr erlöset.</p> <p>Das Maulthier/ oder Maul-Esel ist einem Esel gleicher als einem <note place="right">Maul-Thiere Erfindung.</note> Pferde/ wie an den langen Ohren / Creutze zwischen den Schultern/ rahnen Beinen/ Schenkeln/ Füssen/ und dünnen magern Leibe zu sehen; In der Schrifft findet man/ daß des Esaues sein Schwager Ana/ da derselbe seines <note place="right">Genes. c. 36. v. 24.</note> Vatters des Zibeon Esel in der Wüsten hütete/ die Art/ den Esel mit den Pferden springen zu lassen/ aufgebracht. Der weise Democritus sagt: Es wäre der Maul-Esel kein Werck der Natur/ sondern eine Menschliche Erfindung / welches man ihr durch Nachsinnen abgestohlen. Denn nachdem eines Tags in Medien eine Pferde-Stutte mit Gewalt besprungen/ und dieselbe darvon geladen/ hätte man nachgehends diese beye Thiere zusammen gelassen/ und von Zeiten zu Zeiten die Maul-Esel in der Welt gesehen/ welcher von seiner Art entsprungen wäre / dahero man dieses von ihme schreibet:</p> <p> <note place="right">Camerarius</note> </p> <p>Dem Vater gleich ich nicht /</p> <p>Wohin ich mich auch richt:</p> <p>Der Mutter auch nicht recht /</p> <p>Ich habe kein Geschlecht /</p> <p>Ich komme zwar von zwey /</p> <p>Doch fragt man/ was ich sey?</p> <p>Ich bin ein selzam Thier /</p> <p>Es kömmt Niemand von mir.</p> </div> </body> </text> </TEI> [251/0281]
auch den Honig kosten wollen: Der Bauer hätte den Bär erwischt/ sich an demselben feste gehalten/ und angefangen überlaut zu schreyen/ daß er darüber erschrocken/ sich zurücke begeben/ und also den Bauer wieder herausgezogen. Die Athenienser hatten unter andern ein Gesetze / daß wañ Einer seine Tochter verheyrathen wollte/ sie vorhero der Göttin Dianae das im Januario angestellte Opfer abstatten muste. Wann nun eine solche Weibes-Person opfern wollte/ muste sie in einem gelben Schäublein erscheinen/ es trug sich aber zu/ daß Eine von dergleichen Jungfern mit einem zahmen Bäre/ welche der vermeinten Göttin Dianae zugeeignet war/ in etwas zu viel schertzte/ worüber derselbe sich erzürnete/ und sie beschädigte. Da solches der Jungfrau Bruder ersahe/ verdroß es ihn/ und schoß den Bär todt. Es fiel aber nachgehends ein Theurung ein. Dahero die Götzen-Pfaffen weissageten / als ob die Göttin wegen des ertödteten Bäres erzürnt/ die Theurung erweckt / und könte anderer Gestalt nicht versöhnt werden/ als mit einer Jungfer/ die man ihr opfern sollte. Nun stack des Teufels Betrug in einem Griechischen Worte / welches zugleich eine Bärin/ und auch eine Jungfer bedeutete. Es fand sich aber nachmahls Einer mit Nahmen Emborus / der versprach/ daß/ wofern man ihm/ denen Seinigen/ und seinen Nachkom̃en das Pfaffen-Ambt eigenthümlichen verleihen würde/ er alsdenn seine eigene Tochter aufopfern lassen wollte/ welches man demselben auch verheissen/ er soll aber nachgehends einer Ziege seiner Tochter Kleider angezogen/ und sie an statt derselben geopfert haben. In dem Saphoischen Gebürge soll ein Bär eine schöne Jungfrau entführet/ sie darinne fleischlich erkannt/ und ihr täglich zu ihrer Nahrung Holtz-Aepfel zugetragen haben. So offt er aber aus der Höhle gegangen / habe er dieselbe mit einem grossen Steine verwahret/ damit sie ihm nicht wieder entgehen möchte/ Und nachdem also solcher Gestalt die Jungfer etliche Tage lang eingesperret gehalten/ hätten die Eltern sie letzlich in der Höhle verwahret gefunden/ und sie mit grosser Gesahr erlöset.
Der Dianae unbedachtsames Opfer.
Plutarchus.
Bäre lieben die Weibs-Bilder.
P. Caspar Schottus in Physica curiosa lib. 8. c. 76. p. mihi 929. Das Maulthier/ oder Maul-Esel ist einem Esel gleicher als einem Pferde/ wie an den langen Ohren / Creutze zwischen den Schultern/ rahnen Beinen/ Schenkeln/ Füssen/ und dünnen magern Leibe zu sehen; In der Schrifft findet man/ daß des Esaues sein Schwager Ana/ da derselbe seines Vatters des Zibeon Esel in der Wüsten hütete/ die Art/ den Esel mit den Pferden springen zu lassen/ aufgebracht. Der weise Democritus sagt: Es wäre der Maul-Esel kein Werck der Natur/ sondern eine Menschliche Erfindung / welches man ihr durch Nachsinnen abgestohlen. Denn nachdem eines Tags in Medien eine Pferde-Stutte mit Gewalt besprungen/ und dieselbe darvon geladen/ hätte man nachgehends diese beye Thiere zusammen gelassen/ und von Zeiten zu Zeiten die Maul-Esel in der Welt gesehen/ welcher von seiner Art entsprungen wäre / dahero man dieses von ihme schreibet:
Maul-Thiere Erfindung.
Genes. c. 36. v. 24.
Camerarius Dem Vater gleich ich nicht /
Wohin ich mich auch richt:
Der Mutter auch nicht recht /
Ich habe kein Geschlecht /
Ich komme zwar von zwey /
Doch fragt man/ was ich sey?
Ich bin ein selzam Thier /
Es kömmt Niemand von mir.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/281>, abgerufen am 18.06.2024. |