[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.setzen aber einer Sache desto geschwinder. König Ferdinand in Spanien erwegete alles das/ was Er Ihme in seinem Hertzen vornahm/ und wenn Er solches genugsam überleget/ so grieff er dann das Werck mit besonderer Behendigkeit an. Der kluge Demosthenes erwies den Atheniensern/ daß sie auf ihre vorhabende Sachen allzuviel Zeit spendiereten/ und darbey die Gelegenheit nicht beobachteten. Alles der Römer Thun und Wesen bestunde auf der Bedachtsamkeit/ und wusten Alles mit Gedult zu überwinden. Einem tapferen und beständigem Gemüthe fällt nichts zu schwer: Da hingegen einem trägen nichts als lauter Hindernüsse in den Weg kommen. Und / obwohl allen Menschen das Irren angebohren/ so ist es doch einem grossen Herrn keine Schande/ wenn er in deme/ darinnen er geirret/ es verbesset. Keyser Philipp der Dritter hatte in Gewonheit zu sagen: Was man übel angefangen/ soll man sich zu ändern nicht schämen. Wenn grosse Herren sehen/ daß das/ was sie angeordnet/ schädlich/ und gleichwohl solches nicht ändern wollen/ die leben mehr dem Schatten der eitelen Ehren/ als der Warheit selbsten/ Keyser Carl der Fünffte sagte: Ich will lieber meine Hand als Seele zerreissen. Ein gebesserter Irrthum verbessert alle Dinge/ daß man hernach nicht in einen grossen Irrthum falle: Denn die Schwachheit unsers Verstandes ist dermassen unvollkommen/ daß wir vielmahls unsere eigene Irrthümer zu Lehrmeistern haben müssen. Weil nun keine Weisheit so gros/ die sich nicht in deme/ was einmahl beschlossen / vielmahls wieder ändern mus: Also ist auch niemahls keine Regierung oder kein Regiment so gros und mächtig gewesen/ das nicht seine Fehler erkennet/ und dem gemeinen Wesen zum besten geändert. Die Königliche Gerechtigkeit. Wie der Mensch zwey Hände: Also hat auch die Gerechtigkeit das Straffen und die Belohnung. Wer keinem keine Gerechtigkeit erweist/ dem kan auch hinwieder keine wiederfahren. Man vergleichet dieselbe nicht unbillich mit dem schnellen Wasser/ welches je mehr man es aufhalten will/ desto mehr Schaden verursachet es einem Lande. Sie ist das höchste Kleinod in der Welt; Eine Königin aller Tugenden/ und wo dieselbe nicht ist/ da werden auch die Königlichen Wohnungen zu Raubhäusern gemacht. König Ludwig der Heilige genennet/ gab seinem Sohne Philippen diese Lehre vor seinem Tode: Liebe GOTT von Hertzen/ beleidige Niemand/ und dulde lieber alles Ungemach/ ehe du in eine Ungerechtigkeit willigest! Der weise Simonides sagte zu dem Atheniensischen Fürsten Themistocle: Ich würde ein schlechter Mann seyn/ wenn ich die Gesetze meiner Kunst nicht beobachtete/ und du würdest ein einfältiger Fürste seyn/ wenn du die Gerechtigkeit aus den Augen setzen solltest. Es ist besser straffen/ als denen Missethätern durch die Finger sehen. Als auf eine Zeit König Agesilaus zu Sparta gefraget wurde / welche unter der Stärcke und Gerechtigkeit die vornehmste Tugend sey? Gab Er zur Antwort: Wenn man gerecht/ so bedarff man der Stärcke nicht. Der Philosophus Architas zu Tarento vergliche die/ so mit der Gerechtigkeit zu thun/ denen Altären/ wohin die Bedrengten/ als zu einer Freystadt/ die Zuflucht nehmen / und sich daselbst für Gewalt beschützeten. Da der Lacedämonische König Agis von seinen Eltern einsmahls ersuchet ward/ daß Er Ihnen in einer Sache/ welche nicht die beste war/ beyständig seyn möchte/ wegerte er sich dessen/ nachdem sie aber ferner bey Ihm anhielten/ sprach er: Weil ich bey euch zu Hause war / da wuste ich von keinem Rathe/ nachdem ihr mich aber dem Vaterlande übergeben / und in den väterlichen Gesetzen unterweisen lassen/ so bleibe ich bey dem/ was recht ist. Je höher ein Amt/ je schwerer die Verrichtung. setzen aber einer Sache desto geschwinder. König Ferdinand in Spanien erwegete alles das/ was Er Ihme in seinem Hertzen vornahm/ und wenn Er solches genugsam überleget/ so grieff er dann das Werck mit besonderer Behendigkeit an. Der kluge Demosthenes erwies den Atheniensern/ daß sie auf ihre vorhabende Sachen allzuviel Zeit spendiereten/ und darbey die Gelegenheit nicht beobachteten. Alles der Römer Thun und Wesen bestunde auf der Bedachtsamkeit/ und wusten Alles mit Gedult zu überwinden. Einem tapferen und beständigem Gemüthe fällt nichts zu schwer: Da hingegen einem trägen nichts als lauter Hindernüsse in den Weg kommen. Und / obwohl allen Menschen das Irren angebohren/ so ist es doch einem grossen Herrn keine Schande/ wenn er in deme/ darinnen er geirret/ es verbesset. Keyser Philipp der Dritter hatte in Gewonheit zu sagen: Was man übel angefangen/ soll man sich zu ändern nicht schämen. Wenn grosse Herren sehen/ daß das/ was sie angeordnet/ schädlich/ und gleichwohl solches nicht ändern wollen/ die leben mehr dem Schatten der eitelen Ehren/ als der Warheit selbsten/ Keyser Carl der Fünffte sagte: Ich will lieber meine Hand als Seele zerreissen. Ein gebesserter Irrthum verbessert alle Dinge/ daß man hernach nicht in einen grossen Irrthum falle: Denn die Schwachheit unsers Verstandes ist dermassen unvollkommen/ daß wir vielmahls unsere eigene Irrthümer zu Lehrmeistern haben müssen. Weil nun keine Weisheit so gros/ die sich nicht in deme/ was einmahl beschlossen / vielmahls wieder ändern mus: Also ist auch niemahls keine Regierung oder kein Regiment so gros und mächtig gewesen/ das nicht seine Fehler erkennet/ und dem gemeinen Wesen zum besten geändert. Die Königliche Gerechtigkeit. Wie der Mensch zwey Hände: Also hat auch die Gerechtigkeit das Straffen und die Belohnung. Wer keinem keine Gerechtigkeit erweist/ dem kan auch hinwieder keine wiederfahren. Man vergleichet dieselbe nicht unbillich mit dem schnellen Wasser/ welches je mehr man es aufhalten will/ desto mehr Schaden verursachet es einem Lande. Sie ist das höchste Kleinod in der Welt; Eine Königin aller Tugenden/ und wo dieselbe nicht ist/ da werden auch die Königlichen Wohnungen zu Raubhäusern gemacht. König Ludwig der Heilige genennet/ gab seinem Sohne Philippen diese Lehre vor seinem Tode: Liebe GOTT von Hertzen/ beleidige Niemand/ und dulde lieber alles Ungemach/ ehe du in eine Ungerechtigkeit willigest! Der weise Simonides sagte zu dem Atheniensischen Fürsten Themistocle: Ich würde ein schlechter Mann seyn/ wenn ich die Gesetze meiner Kunst nicht beobachtete/ und du würdest ein einfältiger Fürste seyn/ wenn du die Gerechtigkeit aus den Augen setzen solltest. Es ist besser straffen/ als denen Missethätern durch die Finger sehen. Als auf eine Zeit König Agesilaus zu Sparta gefraget wurde / welche unter der Stärcke und Gerechtigkeit die vornehmste Tugend sey? Gab Er zur Antwort: Wenn man gerecht/ so bedarff man der Stärcke nicht. Der Philosophus Architas zu Tarento vergliche die/ so mit der Gerechtigkeit zu thun/ denen Altären/ wohin die Bedrengten/ als zu einer Freystadt/ die Zuflucht nehmen / und sich daselbst für Gewalt beschützeten. Da der Lacedämonische König Agis von seinen Eltern einsmahls ersuchet ward/ daß Er Ihnen in einer Sache/ welche nicht die beste war/ beyständig seyn möchte/ wegerte er sich dessen/ nachdem sie aber ferner bey Ihm anhielten/ sprach er: Weil ich bey euch zu Hause war / da wuste ich von keinem Rathe/ nachdem ihr mich aber dem Vaterlande übergeben / und in den väterlichen Gesetzen unterweisen lassen/ so bleibe ich bey dem/ was recht ist. Je höher ein Amt/ je schwerer die Verrichtung. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0338" n="306"/> setzen aber einer Sache desto geschwinder. König Ferdinand in Spanien erwegete alles das/ was Er Ihme in seinem Hertzen vornahm/ und wenn Er solches genugsam überleget/ so grieff er dann das Werck mit besonderer Behendigkeit an. Der kluge Demosthenes erwies den Atheniensern/ daß sie auf ihre vorhabende Sachen allzuviel Zeit spendiereten/ und darbey die Gelegenheit nicht beobachteten. Alles der Römer Thun und Wesen bestunde auf der Bedachtsamkeit/ und wusten Alles mit Gedult zu überwinden. Einem tapferen und beständigem Gemüthe fällt nichts zu schwer: Da hingegen einem trägen nichts als lauter Hindernüsse in den Weg kommen. Und / obwohl allen Menschen das Irren angebohren/ so ist es doch einem grossen Herrn keine Schande/ wenn er in deme/ darinnen er geirret/ es verbesset. Keyser Philipp der Dritter hatte in Gewonheit zu sagen: Was man übel angefangen/ soll man sich zu ändern nicht schämen. Wenn grosse Herren sehen/ daß das/ was sie angeordnet/ schädlich/ und gleichwohl solches nicht ändern wollen/ die leben mehr dem Schatten der eitelen Ehren/ als der Warheit selbsten/ Keyser Carl der Fünffte sagte: Ich will lieber meine Hand als Seele zerreissen. Ein gebesserter Irrthum verbessert alle Dinge/ daß man hernach nicht in einen grossen Irrthum falle: Denn die Schwachheit unsers Verstandes ist dermassen unvollkommen/ daß wir vielmahls unsere eigene Irrthümer zu Lehrmeistern haben müssen. Weil nun keine Weisheit so gros/ die sich nicht in deme/ was einmahl beschlossen / vielmahls wieder ändern mus: Also ist auch niemahls keine Regierung oder kein Regiment so gros und mächtig gewesen/ das nicht seine Fehler erkennet/ und dem gemeinen Wesen zum besten geändert.</p> <p><note place="left">Die Königliche Gerechtigkeit.</note> Wie der Mensch zwey Hände: Also hat auch die Gerechtigkeit das Straffen und die Belohnung. Wer keinem keine Gerechtigkeit erweist/ dem kan auch hinwieder keine wiederfahren. Man vergleichet dieselbe nicht unbillich mit dem schnellen Wasser/ welches je mehr man es aufhalten will/ desto mehr Schaden verursachet es einem Lande. Sie ist das höchste Kleinod in der Welt; Eine Königin aller Tugenden/ und wo dieselbe nicht ist/ da werden auch die Königlichen Wohnungen zu Raubhäusern gemacht. König Ludwig der Heilige genennet/ gab seinem Sohne Philippen diese Lehre vor seinem Tode: Liebe GOTT von Hertzen/ beleidige Niemand/ und dulde lieber alles Ungemach/ ehe du in eine Ungerechtigkeit willigest! Der weise Simonides sagte zu dem Atheniensischen Fürsten Themistocle: Ich würde ein schlechter Mann seyn/ wenn ich die Gesetze meiner Kunst nicht beobachtete/ und du würdest ein einfältiger Fürste seyn/ wenn du die Gerechtigkeit aus den Augen setzen solltest. Es ist besser straffen/ als denen Missethätern durch die Finger sehen. Als auf eine Zeit König Agesilaus zu Sparta gefraget wurde / welche unter der Stärcke und Gerechtigkeit die vornehmste Tugend sey? Gab Er zur Antwort: Wenn man gerecht/ so bedarff man der Stärcke nicht. Der Philosophus Architas zu Tarento vergliche die/ so mit der Gerechtigkeit zu thun/ denen Altären/ wohin die Bedrengten/ als zu einer Freystadt/ die Zuflucht nehmen / und sich daselbst für Gewalt beschützeten. Da der Lacedämonische König Agis von seinen Eltern einsmahls ersuchet ward/ daß Er Ihnen in einer Sache/ welche nicht die beste war/ beyständig seyn möchte/ wegerte er sich dessen/ nachdem sie aber ferner bey Ihm anhielten/ sprach er: Weil ich bey euch zu Hause war / da wuste ich von keinem Rathe/ nachdem ihr mich aber dem Vaterlande übergeben / und in den väterlichen Gesetzen unterweisen lassen/ so bleibe ich bey dem/ was recht ist. Je höher ein Amt/ je schwerer die Verrichtung. </p> </div> </body> </text> </TEI> [306/0338]
setzen aber einer Sache desto geschwinder. König Ferdinand in Spanien erwegete alles das/ was Er Ihme in seinem Hertzen vornahm/ und wenn Er solches genugsam überleget/ so grieff er dann das Werck mit besonderer Behendigkeit an. Der kluge Demosthenes erwies den Atheniensern/ daß sie auf ihre vorhabende Sachen allzuviel Zeit spendiereten/ und darbey die Gelegenheit nicht beobachteten. Alles der Römer Thun und Wesen bestunde auf der Bedachtsamkeit/ und wusten Alles mit Gedult zu überwinden. Einem tapferen und beständigem Gemüthe fällt nichts zu schwer: Da hingegen einem trägen nichts als lauter Hindernüsse in den Weg kommen. Und / obwohl allen Menschen das Irren angebohren/ so ist es doch einem grossen Herrn keine Schande/ wenn er in deme/ darinnen er geirret/ es verbesset. Keyser Philipp der Dritter hatte in Gewonheit zu sagen: Was man übel angefangen/ soll man sich zu ändern nicht schämen. Wenn grosse Herren sehen/ daß das/ was sie angeordnet/ schädlich/ und gleichwohl solches nicht ändern wollen/ die leben mehr dem Schatten der eitelen Ehren/ als der Warheit selbsten/ Keyser Carl der Fünffte sagte: Ich will lieber meine Hand als Seele zerreissen. Ein gebesserter Irrthum verbessert alle Dinge/ daß man hernach nicht in einen grossen Irrthum falle: Denn die Schwachheit unsers Verstandes ist dermassen unvollkommen/ daß wir vielmahls unsere eigene Irrthümer zu Lehrmeistern haben müssen. Weil nun keine Weisheit so gros/ die sich nicht in deme/ was einmahl beschlossen / vielmahls wieder ändern mus: Also ist auch niemahls keine Regierung oder kein Regiment so gros und mächtig gewesen/ das nicht seine Fehler erkennet/ und dem gemeinen Wesen zum besten geändert.
Wie der Mensch zwey Hände: Also hat auch die Gerechtigkeit das Straffen und die Belohnung. Wer keinem keine Gerechtigkeit erweist/ dem kan auch hinwieder keine wiederfahren. Man vergleichet dieselbe nicht unbillich mit dem schnellen Wasser/ welches je mehr man es aufhalten will/ desto mehr Schaden verursachet es einem Lande. Sie ist das höchste Kleinod in der Welt; Eine Königin aller Tugenden/ und wo dieselbe nicht ist/ da werden auch die Königlichen Wohnungen zu Raubhäusern gemacht. König Ludwig der Heilige genennet/ gab seinem Sohne Philippen diese Lehre vor seinem Tode: Liebe GOTT von Hertzen/ beleidige Niemand/ und dulde lieber alles Ungemach/ ehe du in eine Ungerechtigkeit willigest! Der weise Simonides sagte zu dem Atheniensischen Fürsten Themistocle: Ich würde ein schlechter Mann seyn/ wenn ich die Gesetze meiner Kunst nicht beobachtete/ und du würdest ein einfältiger Fürste seyn/ wenn du die Gerechtigkeit aus den Augen setzen solltest. Es ist besser straffen/ als denen Missethätern durch die Finger sehen. Als auf eine Zeit König Agesilaus zu Sparta gefraget wurde / welche unter der Stärcke und Gerechtigkeit die vornehmste Tugend sey? Gab Er zur Antwort: Wenn man gerecht/ so bedarff man der Stärcke nicht. Der Philosophus Architas zu Tarento vergliche die/ so mit der Gerechtigkeit zu thun/ denen Altären/ wohin die Bedrengten/ als zu einer Freystadt/ die Zuflucht nehmen / und sich daselbst für Gewalt beschützeten. Da der Lacedämonische König Agis von seinen Eltern einsmahls ersuchet ward/ daß Er Ihnen in einer Sache/ welche nicht die beste war/ beyständig seyn möchte/ wegerte er sich dessen/ nachdem sie aber ferner bey Ihm anhielten/ sprach er: Weil ich bey euch zu Hause war / da wuste ich von keinem Rathe/ nachdem ihr mich aber dem Vaterlande übergeben / und in den väterlichen Gesetzen unterweisen lassen/ so bleibe ich bey dem/ was recht ist. Je höher ein Amt/ je schwerer die Verrichtung.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/338>, abgerufen am 16.06.2024. |