[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Wassern. Denn/ weil Sie aus unterschiedenen Säfften entspringen/ so Was bey derselben zu erwegen. ziehen auch die Wasser solchen Geschmack/ als die Bittern durch die Alaune/ die sauern durch den Salpeter/ die gesalzene durch das Saltz/ und die übelschmäckende durch den Schwefel/ und dergleichen an sich. Wer derohalben dieses ganze und schöne Erd-Gebäude/ mit allen seinen Früchten und Gewächsen/ an Saamen/ Pflanzen / Bäumen/ Wiesen/ Feldern/ Wäldern/ Auen und Gründen; an allerhand Thieren / Fischen/ Vogeln/ Gewürme/ und wormit dieselbe erfüllet/ ansiehet/ der mus nothwendig gestehen/ was dieses für ein allgewaltiger GOTT und HERR seyn müsse / der solches alles geschaffen/ denen Menschen zu Gute weißlich angeordnet / und die Erde nicht allein mit Gütern erfüllet/ sondern auch aus den Menschen selbst eine kleine Welt in der Grossen gemacht. Denn/ daß solches wahr/ wird man an seiner lebendigen Seele/ an der Vernunfft/ Sprache/ Augen/ Ohren / Verstand/ Erkänntnis/ und an der Bildung und Gestalt seines Leibes in Mutter Leib verspühren. Man siehet mit Augen/ wie dieser Werck-Meister ein iedes Geschöpffe in seinem Geschlechte/ an Gewächsen und Früchten/ an Menschen und Vieh in seiner Ordnung/ Maas und Weise erhält: Wie Er seine Werke ordnet/ und einem ieden seine Handthierung zuleget: Wie Er die Elementa durch einander/ wie die Saiten/ gehen lässet: Wie Er den Bergen das Wasser/ und dem Viehe das Graß reichet/ wie Er des Menschen Herze mit Oel und Brodt erqvicket/ und durch sein Wort alles bestehet. Und gleichwie dieser gewaltige HERR/ alle Menschen unter die Sünde beschlossen/ damit sich keiner seiner Wercke noch derselben Kunst / Verstand und Geschicklichkeit rühmen könne: Also brauchet Er auch hierinnen keine menschliche Weißheit/ sondern allein seinen Göttlichen Rath und Willen; damit Männiglich wisse/ daß Er allein der sey/ welcher alles gemacht/ und für dem sich Jedermann fürchten müsse. Der unvergleichlich-helleuchtende Himmel. Des Himmels Erwegung. MEr nicht gläubet daß ein GOTT sey/ der sehe den Himmel an/ der solch herrlich Firmament aufgesetzet/ und erwege/ was noch herrlicher hinter diesem stecken müsse/ so wird Ihm die Thorheit/ keinen GOtt zu glauben/ bald vergehen. Weltliche Herren bringen mit Aufrichtung eines kostbaren Gebäudes viel Jahre zu; GOTT aber macht das Seinige gleichsam in einem Augenblicke. Es ward auf sein heiliges Wort alsobald liecht: Das subtilne Wesen/ aus welchem der Himmel bestehet/ erhöhete sich gemachsam über das Wasser/ und machte durch die Bewegung den Tag und die Nacht. Die unendliche Macht rühret her von einem unendlichen Schöpfer. Ist GOTT möglich / von nichts etwas herfürzubringen/ wie vielmehr aus Etwas. Was für Schönheit und Ordnung ist nicht bey dem Himmel zu sehen? Schönheit in solchem Werke/ und die gröste Ordnung in dem/ daß Er solchen gemacht. GOTT wollte nicht/ daß seine Werke auf einmahl stehen sollten. Wir Menschen haben uns daran mit unsern schnellen Rathschlägen zu spiegeln. Der Himmel wäre ohne das Liecht nichts; Also ist auch Wassern. Denn/ weil Sie aus unterschiedenen Säfften entspringen/ so Was bey derselben zu erwegen. ziehen auch die Wasser solchen Geschmack/ als die Bittern durch die Alaune/ die sauern durch den Salpeter/ die gesalzene durch das Saltz/ und die übelschmäckende durch den Schwefel/ und dergleichen an sich. Wer derohalben dieses ganze und schöne Erd-Gebäude/ mit allen seinen Früchten und Gewächsen/ an Saamen/ Pflanzen / Bäumen/ Wiesen/ Feldern/ Wäldern/ Auen und Gründen; an allerhand Thieren / Fischen/ Vogeln/ Gewürme/ und wormit dieselbe erfüllet/ ansiehet/ der mus nothwendig gestehen/ was dieses für ein allgewaltiger GOTT und HERR seyn müsse / der solches alles geschaffen/ denen Menschen zu Gute weißlich angeordnet / und die Erde nicht allein mit Gütern erfüllet/ sondern auch aus den Menschen selbst eine kleine Welt in der Grossen gemacht. Denn/ daß solches wahr/ wird man an seiner lebendigen Seele/ an der Vernunfft/ Sprache/ Augen/ Ohren / Verstand/ Erkänntnis/ und an der Bildung und Gestalt seines Leibes in Mutter Leib verspühren. Man siehet mit Augen/ wie dieser Werck-Meister ein iedes Geschöpffe in seinem Geschlechte/ an Gewächsen und Früchten/ an Menschen und Vieh in seiner Ordnung/ Maas und Weise erhält: Wie Er seine Werke ordnet/ und einem ieden seine Handthierung zuleget: Wie Er die Elementa durch einander/ wie die Saiten/ gehen lässet: Wie Er den Bergen das Wasser/ und dem Viehe das Graß reichet/ wie Er des Menschen Herze mit Oel und Brodt erqvicket/ und durch sein Wort alles bestehet. Und gleichwie dieser gewaltige HERR/ alle Menschen unter die Sünde beschlossen/ damit sich keiner seiner Wercke noch derselben Kunst / Verstand und Geschicklichkeit rühmen könne: Also brauchet Er auch hierinnen keine menschliche Weißheit/ sondern allein seinen Göttlichen Rath und Willen; damit Männiglich wisse/ daß Er allein der sey/ welcher alles gemacht/ und für dem sich Jedermann fürchten müsse. Der unvergleichlich-helleuchtende Himmel. Des Himmels Erwegung. MEr nicht gläubet daß ein GOTT sey/ der sehe den Himmel an/ der solch herrlich Firmament aufgesetzet/ und erwege/ was noch herrlicher hinter diesem stecken müsse/ so wird Ihm die Thorheit/ keinen GOtt zu glauben/ bald vergehen. Weltliche Herren bringen mit Aufrichtung eines kostbaren Gebäudes viel Jahre zu; GOTT aber macht das Seinige gleichsam in einem Augenblicke. Es ward auf sein heiliges Wort alsobald liecht: Das subtilne Wesen/ aus welchem der Himmel bestehet/ erhöhete sich gemachsam über das Wasser/ und machte durch die Bewegung den Tag und die Nacht. Die unendliche Macht rühret her von einem unendlichen Schöpfer. Ist GOTT möglich / von nichts etwas herfürzubringen/ wie vielmehr aus Etwas. Was für Schönheit und Ordnung ist nicht bey dem Himmel zu sehen? Schönheit in solchem Werke/ und die gröste Ordnung in dem/ daß Er solchen gemacht. GOTT wollte nicht/ daß seine Werke auf einmahl stehen sollten. Wir Menschen haben uns daran mit unsern schnellen Rathschlägen zu spiegeln. 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Denn/ daß solches wahr/ wird man an seiner lebendigen Seele/ an der Vernunfft/ Sprache/ Augen/ Ohren / Verstand/ Erkänntnis/ und an der Bildung und Gestalt seines Leibes in Mutter Leib verspühren. Man siehet mit Augen/ wie dieser Werck-Meister ein iedes Geschöpffe in seinem Geschlechte/ an Gewächsen und Früchten/ an Menschen und Vieh in seiner Ordnung/ Maas und Weise erhält: Wie Er seine Werke ordnet/ und einem ieden seine Handthierung zuleget: Wie Er die Elementa durch einander/ wie die Saiten/ gehen lässet: Wie Er den Bergen das Wasser/ und dem Viehe das Graß reichet/ wie Er des Menschen Herze mit Oel und Brodt erqvicket/ und durch sein Wort alles bestehet. Und gleichwie dieser gewaltige HERR/ alle Menschen unter die Sünde beschlossen/ damit sich keiner seiner Wercke noch derselben Kunst / Verstand und Geschicklichkeit rühmen könne: Also brauchet Er auch hierinnen keine menschliche Weißheit/ sondern allein seinen Göttlichen Rath und Willen; damit Männiglich wisse/ daß Er allein der sey/ welcher alles gemacht/ und für dem sich Jedermann fürchten müsse.</p> </div> <div> <head>Der unvergleichlich-helleuchtende Himmel.</head> <p><note place="right">Des Himmels Erwegung.</note> MEr nicht gläubet daß ein GOTT sey/ der sehe den Himmel an/ der solch herrlich Firmament aufgesetzet/ und erwege/ was noch herrlicher hinter diesem stecken müsse/ so wird Ihm die Thorheit/ keinen GOtt zu glauben/ bald vergehen. Weltliche Herren bringen mit Aufrichtung eines kostbaren Gebäudes viel Jahre zu; GOTT aber macht das Seinige gleichsam in einem Augenblicke. Es ward auf sein heiliges Wort alsobald liecht: Das subtilne Wesen/ aus welchem der Himmel bestehet/ erhöhete sich gemachsam über das Wasser/ und machte durch die Bewegung den Tag und die Nacht. Die unendliche Macht rühret her von einem unendlichen Schöpfer. Ist GOTT möglich / von nichts etwas herfürzubringen/ wie vielmehr aus Etwas. Was für Schönheit und Ordnung ist nicht bey dem Himmel zu sehen? Schönheit in solchem Werke/ und die gröste Ordnung in dem/ daß Er solchen gemacht. GOTT wollte nicht/ daß seine Werke auf einmahl stehen sollten. Wir Menschen haben uns daran mit unsern schnellen Rathschlägen zu spiegeln. Der Himmel wäre ohne das Liecht nichts; Also ist auch </p> </div> </body> </text> </TEI> [427/0461]
Wassern. Denn/ weil Sie aus unterschiedenen Säfften entspringen/ so ziehen auch die Wasser solchen Geschmack/ als die Bittern durch die Alaune/ die sauern durch den Salpeter/ die gesalzene durch das Saltz/ und die übelschmäckende durch den Schwefel/ und dergleichen an sich. Wer derohalben dieses ganze und schöne Erd-Gebäude/ mit allen seinen Früchten und Gewächsen/ an Saamen/ Pflanzen / Bäumen/ Wiesen/ Feldern/ Wäldern/ Auen und Gründen; an allerhand Thieren / Fischen/ Vogeln/ Gewürme/ und wormit dieselbe erfüllet/ ansiehet/ der mus nothwendig gestehen/ was dieses für ein allgewaltiger GOTT und HERR seyn müsse / der solches alles geschaffen/ denen Menschen zu Gute weißlich angeordnet / und die Erde nicht allein mit Gütern erfüllet/ sondern auch aus den Menschen selbst eine kleine Welt in der Grossen gemacht. Denn/ daß solches wahr/ wird man an seiner lebendigen Seele/ an der Vernunfft/ Sprache/ Augen/ Ohren / Verstand/ Erkänntnis/ und an der Bildung und Gestalt seines Leibes in Mutter Leib verspühren. Man siehet mit Augen/ wie dieser Werck-Meister ein iedes Geschöpffe in seinem Geschlechte/ an Gewächsen und Früchten/ an Menschen und Vieh in seiner Ordnung/ Maas und Weise erhält: Wie Er seine Werke ordnet/ und einem ieden seine Handthierung zuleget: Wie Er die Elementa durch einander/ wie die Saiten/ gehen lässet: Wie Er den Bergen das Wasser/ und dem Viehe das Graß reichet/ wie Er des Menschen Herze mit Oel und Brodt erqvicket/ und durch sein Wort alles bestehet. Und gleichwie dieser gewaltige HERR/ alle Menschen unter die Sünde beschlossen/ damit sich keiner seiner Wercke noch derselben Kunst / Verstand und Geschicklichkeit rühmen könne: Also brauchet Er auch hierinnen keine menschliche Weißheit/ sondern allein seinen Göttlichen Rath und Willen; damit Männiglich wisse/ daß Er allein der sey/ welcher alles gemacht/ und für dem sich Jedermann fürchten müsse.
Was bey derselben zu erwegen. Der unvergleichlich-helleuchtende Himmel. MEr nicht gläubet daß ein GOTT sey/ der sehe den Himmel an/ der solch herrlich Firmament aufgesetzet/ und erwege/ was noch herrlicher hinter diesem stecken müsse/ so wird Ihm die Thorheit/ keinen GOtt zu glauben/ bald vergehen. Weltliche Herren bringen mit Aufrichtung eines kostbaren Gebäudes viel Jahre zu; GOTT aber macht das Seinige gleichsam in einem Augenblicke. Es ward auf sein heiliges Wort alsobald liecht: Das subtilne Wesen/ aus welchem der Himmel bestehet/ erhöhete sich gemachsam über das Wasser/ und machte durch die Bewegung den Tag und die Nacht. Die unendliche Macht rühret her von einem unendlichen Schöpfer. Ist GOTT möglich / von nichts etwas herfürzubringen/ wie vielmehr aus Etwas. Was für Schönheit und Ordnung ist nicht bey dem Himmel zu sehen? Schönheit in solchem Werke/ und die gröste Ordnung in dem/ daß Er solchen gemacht. GOTT wollte nicht/ daß seine Werke auf einmahl stehen sollten. Wir Menschen haben uns daran mit unsern schnellen Rathschlägen zu spiegeln. Der Himmel wäre ohne das Liecht nichts; Also ist auch
Des Himmels Erwegung.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/461>, abgerufen am 25.06.2024. |