[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.mahls de Var. Histor. Einen/ der Ihm auf Treu und Glauben eine Summa Geldes aufzuheben gab; Sobald dieser hinweg/ nahm Macarius das Geld/ und vergrub es in des Bacchi Tempel. Da nun der Ausländische sein Geld wieder begehrete/ führete Er Ihn mit sich in den Tempel/ erschlug Ihn daselbst/ und verscharret denselben hingegen an dem Ort/ da Er das Geld herausgenommen. Wenige Zeit hernach/ als der Thäter des Abgotts Fest feyerlich begehen wollte/ hinterlies Er zu Hause seine zween Söhne/ diese meineten / weil der Vater in dem Tempel opferte/ so müsten Sie auch zu Hause ein Opfer anstellen. Derohalben giengen Sie zu des Vatern Altar/ woselbst der Aeltere ein rostiges Messer fand/ und dem Jüngern die Kehlehbstach. Da dieses das Gesinde warnahm/ machten Sie ein Geschrey/ die Mutter lief hinzu/ und weil Sie den Aelteren noch das blutige Messer in den Händen haben siehet/ rieß sie einen Brand vom Altare/ und erschlug Ihn darmit. Dem Vater ward alsbald in dem Tempel seiner beyden Söhne Tod hinterbracht/ lief im Zorne hinein/ und erschlug gleichfalls sein Weib mit einem Knittel. Wie die That ruchbar/ brachte man den Macarium zur gefänglichen Hafft/ und befragte Ihn unter andern peinlich/ ob Er den Mord in dem Tempel begangen? und da Er solches bekennete/ starb Er unter der Marter. Vielweniger die Andern. Wie die Zucht; also ist auch die Brut. Eine Mutter verstattete ihrem Sohne in der Jugend allen Muthwillen / also/ daß Er von kleinen Dingen zu stehlen anfieng/ und/ vermittelst des Galgens/ an Grossen aufzuhören Pontanus lib. 9. de Educatione Liberor. genöthiget. Wie Er nun zum Tode hingeführet wurde / ersahe Er seine Mutter/ berieff dieselbe zu sich/ als wollte Er Sie zuletzt noch küssen/ biesse Ihr aber die Nasehinweg/ spich sie auf die Erde/ und sprach zu denen Zuschauenden: Sehet/ das ist der Mutter Lohn/ die mich in der Jugend so böse erzogen hat. Als ein bekannter Geistlicher Einen/ der gestohlen hatte/ trösten sollte/ und derselbe sich zum höchsten darwider/ weil Ihm D. Rodingi9. das Stehlen angebohren/ beschwehrete / sprach Jener zu Ihm: Freund! Bistu zum stehlen gebohren/ so bistu auch zum hencken gebohren. Chur-Fürst Friedrichs zu Sachsen Hoffnarr sagte: Es ist besser ein Dieb am Galgen als in der Stadt. Keyser Maximilianus hatte eines Tages viel Geld in seinem Zimmer auf der Tafel liegen/ dieses sahe Einer seiner Hoff-Leute mit begierigen Augen an. Der Keyser merckte solches/ und stellete sich/ als wenn Er einschlieffe. Der Diener fuhr geschwind mit einer Hand vol Goldes in den Sack. Der Keyser aber/ als Er aus dem verstelleten Schlaffe erwachete/ sagte zu demselben: Ich sehe/ daß dir das Geld wohlgefället/ darum raffe/ so viel als du kanst/ es soll dir dasselbe geschenket seyn. Als nun selbiger eine ziemliche Hand voll erfassete/ sprach der Keyser: Lieber/ zehle mir/ wie viel du bekommen! Da solches geschehen/ sagte der Keyser: So zehle nun auch das / was du allbereit im Sacke hast! Worüber Er schamroth gemacht/ und Ihm beydes gelassen wurde. Wie man es treibet/ so gehet es. Keyser Carin dem V. stahl einer eine Uhr/ nachdem aber dieselbe kurtz darauf zu schlagen anfienge / verrieth sie den Dieb/ der dem Keyser einen Fußfall thate/ und um Gnade bate: Der Keyser gab Ihm diese Lehre/ und sprach: Ein andermahl handele ehrlich. Denn die Furcht/ Schande und der Spott/ dessen du dich ietzo befürchtest/ ist weit grösser/ als die Hoffnung des Gewinstes. Gelegenheit macht Diebe. Und da deßwegen einesmahls die Magd zu ihrer Frauen sagte: Warum Sie allezeit ihre besten Sachen verschlösse? sagte diese: Darum/ damit du zu keiner Diebin werden mögest. Dieberey ist die gröste mahls de Var. Histor. Einen/ der Ihm auf Treu und Glauben eine Summa Geldes aufzuheben gab; Sobald dieser hinweg/ nahm Macarius das Geld/ und vergrub es in des Bacchi Tempel. Da nun der Ausländische sein Geld wieder begehrete/ führete Er Ihn mit sich in den Tempel/ erschlug Ihn daselbst/ und verscharret denselben hingegen an dem Ort/ da Er das Geld herausgenommen. Wenige Zeit hernach/ als der Thäter des Abgotts Fest feyerlich begehen wollte/ hinterlies Er zu Hause seine zween Söhne/ diese meineten / weil der Vater in dem Tempel opferte/ so müsten Sie auch zu Hause ein Opfer anstellen. Derohalben giengen Sie zu des Vatern Altar/ woselbst der Aeltere ein rostiges Messer fand/ und dem Jüngern die Kehlehbstach. Da dieses das Gesinde warnahm/ machten Sie ein Geschrey/ die Mutter lief hinzu/ und weil Sie den Aelteren noch das blutige Messer in den Händen haben siehet/ rieß sie einen Brand vom Altare/ und erschlug Ihn darmit. Dem Vater ward alsbald in dem Tempel seiner beyden Söhne Tod hinterbracht/ lief im Zorne hinein/ und erschlug gleichfalls sein Weib mit einem Knittel. Wie die That ruchbar/ brachte man den Macarium zur gefänglichen Hafft/ und befragte Ihn unter andern peinlich/ ob Er den Mord in dem Tempel begangen? und da Er solches bekennete/ starb Er unter der Marter. Vielweniger die Andern. Wie die Zucht; also ist auch die Brut. Eine Mutter verstattete ihrem Sohne in der Jugend allen Muthwillen / also/ daß Er von kleinen Dingen zu stehlen anfieng/ und/ vermittelst des Galgens/ an Grossen aufzuhören Pontanus lib. 9. de Educatione Liberor. genöthiget. Wie Er nun zum Tode hingeführet wurde / ersahe Er seine Mutter/ berieff dieselbe zu sich/ als wollte Er Sie zuletzt noch küssen/ biesse Ihr aber die Nasehinweg/ spich sie auf die Erde/ und sprach zu denen Zuschauenden: Sehet/ das ist der Mutter Lohn/ die mich in der Jugend so böse erzogen hat. Als ein bekannter Geistlicher Einen/ der gestohlen hatte/ trösten sollte/ und derselbe sich zum höchsten darwider/ weil Ihm D. Rodingi9. das Stehlen angebohren/ beschwehrete / sprach Jener zu Ihm: Freund! Bistu zum stehlen gebohren/ so bistu auch zum hencken gebohren. Chur-Fürst Friedrichs zu Sachsen Hoffnarr sagte: Es ist besser ein Dieb am Galgen als in der Stadt. Keyser Maximilianus hatte eines Tages viel Geld in seinem Zimmer auf der Tafel liegen/ dieses sahe Einer seiner Hoff-Leute mit begierigen Augen an. Der Keyser merckte solches/ und stellete sich/ als wenn Er einschlieffe. Der Diener fuhr geschwind mit einer Hand vol Goldes in den Sack. Der Keyser aber/ als Er aus dem verstelleten Schlaffe erwachete/ sagte zu demselben: Ich sehe/ daß dir das Geld wohlgefället/ darum raffe/ so viel als du kanst/ es soll dir dasselbe geschenket seyn. Als nun selbiger eine ziemliche Hand voll erfassete/ sprach der Keyser: Lieber/ zehle mir/ wie viel du bekommen! Da solches geschehen/ sagte der Keyser: So zehle nun auch das / was du allbereit im Sacke hast! Worüber Er schamroth gemacht/ und Ihm beydes gelassen wurde. Wie man es treibet/ so gehet es. Keyser Carin dem V. stahl einer eine Uhr/ nachdem aber dieselbe kurtz darauf zu schlagen anfienge / verrieth sie den Dieb/ der dem Keyser einen Fußfall thate/ und um Gnade bate: Der Keyser gab Ihm diese Lehre/ und sprach: Ein andermahl handele ehrlich. Denn die Furcht/ Schande und der Spott/ dessen du dich ietzo befürchtest/ ist weit grösser/ als die Hoffnung des Gewinstes. Gelegenheit macht Diebe. Und da deßwegen einesmahls die Magd zu ihrer Frauen sagte: Warum Sie allezeit ihre besten Sachen verschlösse? sagte diese: Darum/ damit du zu keiner Diebin werden mögest. Dieberey ist die gröste <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0488" n="454"/> mahls <note place="left">de Var. Histor.</note> Einen/ der Ihm auf Treu und Glauben eine Summa Geldes aufzuheben gab; Sobald dieser hinweg/ nahm Macarius das Geld/ und vergrub es in des Bacchi Tempel. Da nun der Ausländische sein Geld wieder begehrete/ führete Er Ihn mit sich in den Tempel/ erschlug Ihn daselbst/ und verscharret denselben hingegen an dem Ort/ da Er das Geld herausgenommen. Wenige Zeit hernach/ als der Thäter des Abgotts Fest feyerlich begehen wollte/ hinterlies Er zu Hause seine zween Söhne/ diese meineten / weil der Vater in dem Tempel opferte/ so müsten Sie auch zu Hause ein Opfer anstellen. Derohalben giengen Sie zu des Vatern Altar/ woselbst der Aeltere ein rostiges Messer fand/ und dem Jüngern die Kehlehbstach. Da dieses das Gesinde warnahm/ machten Sie ein Geschrey/ die Mutter lief hinzu/ und weil Sie den Aelteren noch das blutige Messer in den Händen haben siehet/ rieß sie einen Brand vom Altare/ und erschlug Ihn darmit. Dem Vater ward alsbald in dem Tempel seiner beyden Söhne Tod hinterbracht/ lief im Zorne hinein/ und erschlug gleichfalls sein Weib mit einem Knittel. Wie die That ruchbar/ brachte man den Macarium zur gefänglichen Hafft/ und befragte Ihn unter andern peinlich/ ob Er den Mord in dem Tempel begangen? und da Er solches bekennete/ starb Er unter der Marter.</p> <p><note place="left">Vielweniger die Andern.</note> Wie die Zucht; also ist auch die Brut. Eine Mutter verstattete ihrem Sohne in der Jugend allen Muthwillen / also/ daß Er von kleinen Dingen zu stehlen anfieng/ und/ vermittelst des Galgens/ an Grossen aufzuhören <note place="left">Pontanus lib. 9. de Educatione Liberor.</note> genöthiget. Wie Er nun zum Tode hingeführet wurde / ersahe Er seine Mutter/ berieff dieselbe zu sich/ als wollte Er Sie zuletzt noch küssen/ biesse Ihr aber die Nasehinweg/ spich sie auf die Erde/ und sprach zu denen Zuschauenden: Sehet/ das ist der Mutter Lohn/ die mich in der Jugend so böse erzogen hat. Als ein bekannter Geistlicher Einen/ der gestohlen hatte/ trösten sollte/ und derselbe sich zum höchsten darwider/ weil Ihm <note place="left">D. Rodingi9.</note> das Stehlen angebohren/ beschwehrete / sprach Jener zu Ihm: Freund! Bistu zum stehlen gebohren/ so bistu auch zum hencken gebohren. Chur-Fürst Friedrichs zu Sachsen Hoffnarr sagte: Es ist besser ein Dieb am Galgen als in der Stadt. Keyser Maximilianus hatte eines Tages viel Geld in seinem Zimmer auf der Tafel liegen/ dieses sahe Einer seiner Hoff-Leute mit begierigen Augen an. Der Keyser merckte solches/ und stellete sich/ als wenn Er einschlieffe. Der Diener fuhr geschwind mit einer Hand vol Goldes in den Sack. Der Keyser aber/ als Er aus dem verstelleten Schlaffe erwachete/ sagte zu demselben: Ich sehe/ daß dir das Geld wohlgefället/ darum raffe/ so viel als du kanst/ es soll dir dasselbe geschenket seyn. Als nun selbiger eine ziemliche Hand voll erfassete/ sprach der Keyser: Lieber/ zehle mir/ wie viel du bekommen! Da solches geschehen/ sagte der Keyser: So zehle nun auch das / was du allbereit im Sacke hast! Worüber Er schamroth gemacht/ und Ihm beydes gelassen wurde. Wie man es treibet/ so gehet es. Keyser Carin dem V. stahl einer eine Uhr/ nachdem aber dieselbe kurtz darauf zu schlagen anfienge / verrieth sie den Dieb/ der dem Keyser einen Fußfall thate/ und um Gnade bate: Der Keyser gab Ihm diese Lehre/ und sprach: Ein andermahl handele ehrlich. Denn die Furcht/ Schande und der Spott/ dessen du dich ietzo befürchtest/ ist weit grösser/ als die Hoffnung des Gewinstes. Gelegenheit macht Diebe. Und da deßwegen einesmahls die Magd zu ihrer Frauen sagte: Warum Sie allezeit ihre besten Sachen verschlösse? sagte diese: Darum/ damit du zu keiner Diebin werden mögest. Dieberey ist die gröste </p> </div> </body> </text> </TEI> [454/0488]
mahls Einen/ der Ihm auf Treu und Glauben eine Summa Geldes aufzuheben gab; Sobald dieser hinweg/ nahm Macarius das Geld/ und vergrub es in des Bacchi Tempel. Da nun der Ausländische sein Geld wieder begehrete/ führete Er Ihn mit sich in den Tempel/ erschlug Ihn daselbst/ und verscharret denselben hingegen an dem Ort/ da Er das Geld herausgenommen. Wenige Zeit hernach/ als der Thäter des Abgotts Fest feyerlich begehen wollte/ hinterlies Er zu Hause seine zween Söhne/ diese meineten / weil der Vater in dem Tempel opferte/ so müsten Sie auch zu Hause ein Opfer anstellen. Derohalben giengen Sie zu des Vatern Altar/ woselbst der Aeltere ein rostiges Messer fand/ und dem Jüngern die Kehlehbstach. Da dieses das Gesinde warnahm/ machten Sie ein Geschrey/ die Mutter lief hinzu/ und weil Sie den Aelteren noch das blutige Messer in den Händen haben siehet/ rieß sie einen Brand vom Altare/ und erschlug Ihn darmit. Dem Vater ward alsbald in dem Tempel seiner beyden Söhne Tod hinterbracht/ lief im Zorne hinein/ und erschlug gleichfalls sein Weib mit einem Knittel. Wie die That ruchbar/ brachte man den Macarium zur gefänglichen Hafft/ und befragte Ihn unter andern peinlich/ ob Er den Mord in dem Tempel begangen? und da Er solches bekennete/ starb Er unter der Marter.
de Var. Histor. Wie die Zucht; also ist auch die Brut. Eine Mutter verstattete ihrem Sohne in der Jugend allen Muthwillen / also/ daß Er von kleinen Dingen zu stehlen anfieng/ und/ vermittelst des Galgens/ an Grossen aufzuhören genöthiget. Wie Er nun zum Tode hingeführet wurde / ersahe Er seine Mutter/ berieff dieselbe zu sich/ als wollte Er Sie zuletzt noch küssen/ biesse Ihr aber die Nasehinweg/ spich sie auf die Erde/ und sprach zu denen Zuschauenden: Sehet/ das ist der Mutter Lohn/ die mich in der Jugend so böse erzogen hat. Als ein bekannter Geistlicher Einen/ der gestohlen hatte/ trösten sollte/ und derselbe sich zum höchsten darwider/ weil Ihm das Stehlen angebohren/ beschwehrete / sprach Jener zu Ihm: Freund! Bistu zum stehlen gebohren/ so bistu auch zum hencken gebohren. Chur-Fürst Friedrichs zu Sachsen Hoffnarr sagte: Es ist besser ein Dieb am Galgen als in der Stadt. Keyser Maximilianus hatte eines Tages viel Geld in seinem Zimmer auf der Tafel liegen/ dieses sahe Einer seiner Hoff-Leute mit begierigen Augen an. Der Keyser merckte solches/ und stellete sich/ als wenn Er einschlieffe. Der Diener fuhr geschwind mit einer Hand vol Goldes in den Sack. Der Keyser aber/ als Er aus dem verstelleten Schlaffe erwachete/ sagte zu demselben: Ich sehe/ daß dir das Geld wohlgefället/ darum raffe/ so viel als du kanst/ es soll dir dasselbe geschenket seyn. Als nun selbiger eine ziemliche Hand voll erfassete/ sprach der Keyser: Lieber/ zehle mir/ wie viel du bekommen! Da solches geschehen/ sagte der Keyser: So zehle nun auch das / was du allbereit im Sacke hast! Worüber Er schamroth gemacht/ und Ihm beydes gelassen wurde. Wie man es treibet/ so gehet es. Keyser Carin dem V. stahl einer eine Uhr/ nachdem aber dieselbe kurtz darauf zu schlagen anfienge / verrieth sie den Dieb/ der dem Keyser einen Fußfall thate/ und um Gnade bate: Der Keyser gab Ihm diese Lehre/ und sprach: Ein andermahl handele ehrlich. Denn die Furcht/ Schande und der Spott/ dessen du dich ietzo befürchtest/ ist weit grösser/ als die Hoffnung des Gewinstes. Gelegenheit macht Diebe. Und da deßwegen einesmahls die Magd zu ihrer Frauen sagte: Warum Sie allezeit ihre besten Sachen verschlösse? sagte diese: Darum/ damit du zu keiner Diebin werden mögest. Dieberey ist die gröste
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Pontanus lib. 9. de Educatione Liberor.
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