[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.das Geld. Braucht man nun hierinnen die Billigkeit/ so lobet sich der Kauf selbst. Die Bestalt des Wucherers und Wechselers. Fleichwie aber derjenige/ welcher von seinen Waaren einen zulässigen Gewinst nimmet/ seinem Nächsten ein Allmosen giebet: Also ist hingegen der/ welcher ungebührlich wuchert ein Mörder/ der die Leute in das Armuth und Verderben stürtzet. Er ist ein Abgott/ der sein Hertz von GOTT abwendet/ und treibet mit seinem Geld und Gute Job. 20. Abgötterey: die Güter / so er verschlinget/ mus er wieder auspeyen/ und GOtt wird aus seinem Bauche reissen. Ein Geitzhals schadet dem Menschen nur in dem/ daß er ihm aus Geitze nicht hilfft; ein Wucherer aber reisset alles das/ was er nur kan und vermag / zu sich. Sirac. Verlaß dich nicht auf unrecht Gut / denn es hilfft dich nichts/ wenn die Anfechtungen herbey kommen. Und/ obwohl die Kinder dieser Welt den Wucher mit allerhand Farben beschönen/ und ihn für keine Sünde halten wollen/ so siehet man doch so wohl aus der Schrifft/ als andern/ daß derselbige eine zeitliche Exod. 22. und ewige Straffe nach sich ziehe. Wenn du/ spricht der HERR/ meinem Volcke/ das arm ist/ leihest/ so sollst du ihn nicht zu Schaden bringen/ noch Wucher auf ihn treiben. Du sollst mit deinem Bruder nicht wuchern/ weder mit Gelde noch mit Speise/ noch mit allem/ damit man wuchern Deut. 23. kan. Vor alters hielte man zu Rom die Wucherer und Wechsler in Suetonius. nicht weniger Verachtung. Als der weise Plato gefragt ward/ was er von dem Wucher hielte? sprach er: Es ist unter ihnen / und denen/ so Menschen ermorden/ ein schlechter Unterscheid. Die Römer strafften einen Dieb doppelt/ einen Wucherer aber vierfach. Die Athenienser waren den Wucherern so seind/ daß sie einsmahls öffentlich auf dem Marckte ein Feuer machen liessen/ und alle deroselben Handschrifften und Register verbrenneten. Die Scythen litten nicht nur dieselben nicht/ sondern sie verspotteten auch auch andere Völcker/ daß sie so emsig nach Gold und Silber trachteten. Der Römische Landpfleger Lucius Lucullus verjagte auf einmahl alle Wucherer aus gantz Asien. ein Wucherer/ sagt man/ beleidiget fast alle Creaturen. Es ist aber zwischen einem Wechsler und einem solchen ein geringer Unterscheid. Der eine wagt sein Leben in der Mord-Grube dieser Welt/ der Andere aber durch den unergründlichen Rachen des Meers. Beyde rennen Tag und Nacht / haben keine Ruhe/ und führen in sich lauter gefährliche Gedancken. Denn der Wechsler empfähet Geld/ giebt es wieder auf Wechsel/ macht Wechsel-Brieffe / und nimmt dieselbige/ und zwar alle mit Vortheil wieder an. Dieser aber leihet auf Wucher/ nimmt Pfänder dargegen/ mahnet/ treibet/ und verklaget seine Schuldner. Die Thebaner hatten ein Gesetze/ daß keiner/ der sich nicht der wucherlichen Händel enthielte/ zu eintzigem Ehren-Amte zugelassen würde. Nun hat es zwar nicht die Meinung/ als ob man von seinem aus geliehenen Gelde/ und Vermögen nicht/ dem Herkommen nach/ ein gewisses nehmen solle/ sondern es wird hierunter der unersättliche Geitz/ wordurch Er seinen Neben-Christen das Geld. Braucht man nun hierinnen die Billigkeit/ so lobet sich der Kauf selbst. Die Bestalt des Wucherers und Wechselers. Fleichwie aber derjenige/ welcher von seinen Waaren einen zulässigen Gewinst nimmet/ seinem Nächsten ein Allmosen giebet: Also ist hingegen der/ welcher ungebührlich wuchert ein Mörder/ der die Leute in das Armuth und Verderben stürtzet. Er ist ein Abgott/ der sein Hertz von GOTT abwendet/ und treibet mit seinem Geld und Gute Job. 20. Abgötterey: die Güter / so er verschlinget/ mus er wieder auspeyen/ und GOtt wird aus seinem Bauche reissen. Ein Geitzhals schadet dem Menschen nur in dem/ daß er ihm aus Geitze nicht hilfft; ein Wucherer aber reisset alles das/ was er nur kan und vermag / zu sich. Sirac. Verlaß dich nicht auf unrecht Gut / denn es hilfft dich nichts/ wenn die Anfechtungen herbey kommen. Und/ obwohl die Kinder dieser Welt den Wucher mit allerhand Farben beschönen/ und ihn für keine Sünde halten wollen/ so siehet man doch so wohl aus der Schrifft/ als andern/ daß derselbige eine zeitliche Exod. 22. und ewige Straffe nach sich ziehe. Wenn du/ spricht der HERR/ meinem Volcke/ das arm ist/ leihest/ so sollst du ihn nicht zu Schaden bringen/ noch Wucher auf ihn treiben. Du sollst mit deinem Bruder nicht wuchern/ weder mit Gelde noch mit Speise/ noch mit allem/ damit man wuchern Deut. 23. kan. Vor alters hielte man zu Rom die Wucherer und Wechsler in Suetonius. nicht weniger Verachtung. Als der weise Plato gefragt ward/ was er von dem Wucher hielte? sprach er: Es ist unter ihnen / und denen/ so Menschen ermorden/ ein schlechter Unterscheid. Die Römer strafften einen Dieb doppelt/ einen Wucherer aber vierfach. Die Athenienser waren den Wucherern so seind/ daß sie einsmahls öffentlich auf dem Marckte ein Feuer machen liessen/ und alle deroselben Handschrifften und Register verbrenneten. Die Scythen litten nicht nur dieselben nicht/ sondern sie verspotteten auch auch andere Völcker/ daß sie so emsig nach Gold und Silber trachteten. Der Römische Landpfleger Lucius Lucullus verjagte auf einmahl alle Wucherer aus gantz Asien. ein Wucherer/ sagt man/ beleidiget fast alle Creaturen. Es ist aber zwischen einem Wechsler und einem solchen ein geringer Unterscheid. Der eine wagt sein Leben in der Mord-Grube dieser Welt/ der Andere aber durch den unergründlichen Rachen des Meers. Beyde rennen Tag und Nacht / haben keine Ruhe/ und führen in sich lauter gefährliche Gedancken. Denn der Wechsler empfähet Geld/ giebt es wieder auf Wechsel/ macht Wechsel-Brieffe / und nimmt dieselbige/ und zwar alle mit Vortheil wieder an. Dieser aber leihet auf Wucher/ nimmt Pfänder dargegen/ mahnet/ treibet/ und verklaget seine Schuldner. Die Thebaner hatten ein Gesetze/ daß keiner/ der sich nicht der wucherlichen Händel enthielte/ zu eintzigem Ehren-Amte zugelassen würde. Nun hat es zwar nicht die Meinung/ als ob man von seinem aus geliehenen Gelde/ und Vermögen nicht/ dem Herkommen nach/ ein gewisses nehmen solle/ sondern es wird hierunter der unersättliche Geitz/ wordurch Er seinen Neben-Christen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0496" n="472"/> das Geld. 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Und/ obwohl die Kinder dieser Welt den Wucher mit allerhand Farben beschönen/ und ihn für keine Sünde halten wollen/ so siehet man doch so wohl aus der Schrifft/ als andern/ daß derselbige eine zeitliche <note place="left">Exod. 22.</note> und ewige Straffe nach sich ziehe. Wenn du/ spricht der HERR/ meinem Volcke/ das arm ist/ leihest/ so sollst du ihn nicht zu Schaden bringen/ noch Wucher auf ihn treiben. Du sollst mit deinem Bruder nicht wuchern/ weder mit Gelde noch mit Speise/ noch mit allem/ damit man wuchern <note place="left">Deut. 23.</note> kan. Vor alters hielte man zu Rom die Wucherer und Wechsler in <note place="left">Suetonius.</note> nicht weniger Verachtung. Als der weise Plato gefragt ward/ was er von dem Wucher hielte? sprach er: Es ist unter ihnen / und denen/ so Menschen ermorden/ ein schlechter Unterscheid. Die Römer strafften einen Dieb doppelt/ einen Wucherer aber vierfach. Die Athenienser waren den Wucherern so seind/ daß sie einsmahls öffentlich auf dem Marckte ein Feuer machen liessen/ und alle deroselben Handschrifften und Register verbrenneten. Die Scythen litten nicht nur dieselben nicht/ sondern sie verspotteten auch auch andere Völcker/ daß sie so emsig nach Gold und Silber trachteten. Der Römische Landpfleger Lucius Lucullus verjagte auf einmahl alle Wucherer aus gantz Asien. ein Wucherer/ sagt man/ beleidiget fast alle Creaturen. Es ist aber zwischen einem Wechsler und einem solchen ein geringer Unterscheid. Der eine wagt sein Leben in der Mord-Grube dieser Welt/ der Andere aber durch den unergründlichen Rachen des Meers. Beyde rennen Tag und Nacht / haben keine Ruhe/ und führen in sich lauter gefährliche Gedancken. Denn der Wechsler empfähet Geld/ giebt es wieder auf Wechsel/ macht Wechsel-Brieffe / und nimmt dieselbige/ und zwar alle mit Vortheil wieder an. Dieser aber leihet auf Wucher/ nimmt Pfänder dargegen/ mahnet/ treibet/ und verklaget seine Schuldner. Die Thebaner hatten ein Gesetze/ daß keiner/ der sich nicht der wucherlichen Händel enthielte/ zu eintzigem Ehren-Amte zugelassen würde. Nun hat es zwar nicht die Meinung/ als ob man von seinem aus geliehenen Gelde/ und Vermögen nicht/ dem Herkommen nach/ ein gewisses nehmen solle/ sondern es wird hierunter der unersättliche Geitz/ wordurch Er seinen Neben-Christen </p> </div> </body> </text> </TEI> [472/0496]
das Geld. Braucht man nun hierinnen die Billigkeit/ so lobet sich der Kauf selbst.
Die Bestalt des Wucherers und Wechselers. Fleichwie aber derjenige/ welcher von seinen Waaren einen zulässigen Gewinst nimmet/ seinem Nächsten ein Allmosen giebet: Also ist hingegen der/ welcher ungebührlich wuchert ein Mörder/ der die Leute in das Armuth und Verderben stürtzet. Er ist ein Abgott/ der sein Hertz von GOTT abwendet/ und treibet mit seinem Geld und Gute Abgötterey: die Güter / so er verschlinget/ mus er wieder auspeyen/ und GOtt wird aus seinem Bauche reissen. Ein Geitzhals schadet dem Menschen nur in dem/ daß er ihm aus Geitze nicht hilfft; ein Wucherer aber reisset alles das/ was er nur kan und vermag / zu sich. Verlaß dich nicht auf unrecht Gut / denn es hilfft dich nichts/ wenn die Anfechtungen herbey kommen. Und/ obwohl die Kinder dieser Welt den Wucher mit allerhand Farben beschönen/ und ihn für keine Sünde halten wollen/ so siehet man doch so wohl aus der Schrifft/ als andern/ daß derselbige eine zeitliche und ewige Straffe nach sich ziehe. Wenn du/ spricht der HERR/ meinem Volcke/ das arm ist/ leihest/ so sollst du ihn nicht zu Schaden bringen/ noch Wucher auf ihn treiben. Du sollst mit deinem Bruder nicht wuchern/ weder mit Gelde noch mit Speise/ noch mit allem/ damit man wuchern kan. Vor alters hielte man zu Rom die Wucherer und Wechsler in nicht weniger Verachtung. Als der weise Plato gefragt ward/ was er von dem Wucher hielte? sprach er: Es ist unter ihnen / und denen/ so Menschen ermorden/ ein schlechter Unterscheid. Die Römer strafften einen Dieb doppelt/ einen Wucherer aber vierfach. Die Athenienser waren den Wucherern so seind/ daß sie einsmahls öffentlich auf dem Marckte ein Feuer machen liessen/ und alle deroselben Handschrifften und Register verbrenneten. Die Scythen litten nicht nur dieselben nicht/ sondern sie verspotteten auch auch andere Völcker/ daß sie so emsig nach Gold und Silber trachteten. Der Römische Landpfleger Lucius Lucullus verjagte auf einmahl alle Wucherer aus gantz Asien. ein Wucherer/ sagt man/ beleidiget fast alle Creaturen. Es ist aber zwischen einem Wechsler und einem solchen ein geringer Unterscheid. Der eine wagt sein Leben in der Mord-Grube dieser Welt/ der Andere aber durch den unergründlichen Rachen des Meers. Beyde rennen Tag und Nacht / haben keine Ruhe/ und führen in sich lauter gefährliche Gedancken. Denn der Wechsler empfähet Geld/ giebt es wieder auf Wechsel/ macht Wechsel-Brieffe / und nimmt dieselbige/ und zwar alle mit Vortheil wieder an. Dieser aber leihet auf Wucher/ nimmt Pfänder dargegen/ mahnet/ treibet/ und verklaget seine Schuldner. Die Thebaner hatten ein Gesetze/ daß keiner/ der sich nicht der wucherlichen Händel enthielte/ zu eintzigem Ehren-Amte zugelassen würde. Nun hat es zwar nicht die Meinung/ als ob man von seinem aus geliehenen Gelde/ und Vermögen nicht/ dem Herkommen nach/ ein gewisses nehmen solle/ sondern es wird hierunter der unersättliche Geitz/ wordurch Er seinen Neben-Christen
Job. 20.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/496>, abgerufen am 25.06.2024. |