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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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Heydnische Opfer Es ist bey den Heyden nichts neues gewesen/ wann sie ihre Kinder/ wie die Athenienser dem Minotauro gethan / ihren vermeinten Göttern aufopferten. Denn man findet/ daß vordessen die Carthaginenser/ Phaenicier/ und Rhodiser dem Saturno/ die Lacedaemonier dem Marti/ die Scythen der Dianae/ die Laodiceer der Palladi/ etliche dem Jovi / etliche aber andern Abgöttern/ beydes Jünglinge/ Jungfrauen/ und erwachsene Menschen aufzuopfern/ und sie dadurch zu versöhnen in Gewonheit gehabt haben: Gestalt dann bey ihnen auch nicht allein gewisse Ceremonien, als da war das Opffer an sich selbst/ die vermeinte Heiligung der Eydschwür/ und das geröste Maltz mit Saltze besprenget/ sondern auch das Brand- und Schlacht-Opfer üblich. Uber dieses hatte man auch andere Opfer/ als da war eine Art von Kuchen / welche man allein dem Jano opfferte. Etliche Livius lib. I. Decad. I. Cicero in Oratione pro Lucio Flacco. Aristophanes. Opffer geschahen wegen der Verstorbenen/ etliche aber denen zu Ehren/ die sich um das gemeine Wesen/ und Vaterland wohlverdient gemacht. Es hatten auch die Heyden diese Gewonheit/ daß/ gleichwie sie ihren obersten Göttern des Morgens bey angehender Sonne; also auch den Unterirdischen des Abends opfferten/ und bey solchen Opfern die Altare und Menschen mit Cräntzen beziehrten. Und weil man etliche Bäume denen Göttern heiligte/ wurden auch die Priester mit dergleichen Blättern gekrönet/ und ausgeputzet. So vielen Göttern man opfferte/ so vielerley Arthen und Farben der Kleidungen bediente man sich daselbst. Etliche der Opffer verrichteten die Weibes-etliche die Mannspersonen. Wenn einer eine Mordthat/ oder ander Laster begienge/ dem verstattete man ein Versöhnungs-Opfer/ es wurden aber diejenigen/ so von befleckten und lasterhafftigen Priestern berühret/ keinesweges verstattet/ sondern es musten dergleichen Priester und Priesterinnen sich neun Tage lang aller Unzucht und Geilheit/ wie aus folgenden zu sehen/ enthalten.

Ovidius. Per novem noctes venerem, tactusq; virorum in vetitis memorant.

Neun Nacht lang saget man/ durfft sie kein Mann berühren/ Sie meidten Venus-Lust/ sc.

Dahero endlich diese Gewonheit so weit einrieß; daß auch der Göttin Eybele Priester sich/ damit sie keusch lebeten/ mit einem scharffen Messer ihr männliches Glied abschnitten/ die zu Athen aber wider die geilen Begierden das Kraut Cicutam, oder Schürling/ und die angehende Priesterinnen eine Frucht/ so Vitex genennet/ gebrauchten: allermassen dann die Alten darfür hielten/ daß bey dergleichen Opffern so wohl eine Reinlichkeit des Leibes als des Gemüths erfordert/ widrigen Falles derjenige/ so dergleichen zu verrichten hinzu träte / weder von den Göttern erhöret/ noch darmit Hesiod[unleserliches Material] gnädig angesehen würde: Wes wegen auch Hesiodus befahl / daß man keinem von den Göttern eintziges Opfer darreichen sollte/ es sey dann daß man zuvor die Hände gewaschen. Denn weil dieselben rein/ und mit keinem Unflathe bemackelt/ so gebührete auch den Dienern nicht/ dergleichen Unsauberkeit an ihren Leibern zu haben. Nechst diesen wendete man in Erkiesung desjenigen Holtzes/ so mit der Art und Eigenschafft unterschiedlicher Opfer übereins kahmen/ nicht wenigen Fleiß an/ indem man bey der Veneris

Heydnische Opfer Es ist bey den Heyden nichts neues gewesen/ wann sie ihre Kinder/ wie die Athenienser dem Minotauro gethan / ihren vermeinten Göttern aufopferten. Denn man findet/ daß vordessen die Carthaginenser/ Phaenicier/ und Rhodiser dem Saturno/ die Lacedaemonier dem Marti/ die Scythen der Dianae/ die Laodiceer der Palladi/ etliche dem Jovi / etliche aber andern Abgöttern/ beydes Jünglinge/ Jungfrauen/ und erwachsene Menschen aufzuopfern/ und sie dadurch zu versöhnen in Gewonheit gehabt haben: Gestalt dann bey ihnen auch nicht allein gewisse Ceremonien, als da war das Opffer an sich selbst/ die vermeinte Heiligung der Eydschwür/ und das geröste Maltz mit Saltze besprenget/ sondern auch das Brand- und Schlacht-Opfer üblich. Uber dieses hatte man auch andere Opfer/ als da war eine Art von Kuchen / welche man allein dem Jano opfferte. Etliche Livius lib. I. Decad. I. Cicero in Oratione pro Lucio Flacco. Aristophanes. Opffer geschahen wegen der Verstorbenen/ etliche aber denen zu Ehren/ die sich um das gemeine Wesen/ und Vaterland wohlverdient gemacht. Es hatten auch die Heyden diese Gewonheit/ daß/ gleichwie sie ihren obersten Göttern des Morgens bey angehender Sonne; also auch den Unterirdischen des Abends opfferten/ und bey solchen Opfern die Altare und Menschen mit Cräntzen beziehrten. Und weil man etliche Bäume denen Göttern heiligte/ wurden auch die Priester mit dergleichen Blättern gekrönet/ uñ ausgeputzet. So vielen Göttern man opfferte/ so vielerley Arthen und Farben der Kleidungen bediente man sich daselbst. Etliche der Opffer verrichteten die Weibes-etliche die Mannspersonen. Wenn einer eine Mordthat/ oder ander Laster begienge/ dem verstattete man ein Versöhnungs-Opfer/ es wurden aber diejenigen/ so von befleckten und lasterhafftigen Priestern berühret/ keinesweges verstattet/ sondern es musten dergleichen Priester und Priesterinnen sich neun Tage lang aller Unzucht und Geilheit/ wie aus folgenden zu sehen/ enthalten.

Ovidius. Per novem noctes venerem, tactusq; virorum in vetitis memorant.

Neun Nacht lang saget man/ durfft sie kein Mann berühren/ Sie meidten Venus-Lust/ sc.

Dahero endlich diese Gewonheit so weit einrieß; daß auch der Göttin Eybele Priester sich/ damit sie keusch lebeten/ mit einem scharffen Messer ihr männliches Glied abschnitten/ die zu Athen aber wider die geilen Begierden das Kraut Cicutam, oder Schürling/ und die angehende Priesterinnen eine Frucht/ so Vitex genennet/ gebrauchten: allermassen dann die Alten darfür hielten/ daß bey dergleichen Opffern so wohl eine Reinlichkeit des Leibes als des Gemüths erfordert/ widrigen Falles derjenige/ so dergleichen zu verrichten hinzu träte / weder von den Göttern erhöret/ noch darmit Hesiod[unleserliches Material] gnädig angesehen würde: Wes wegen auch Hesiodus befahl / daß man keinem von den Göttern eintziges Opfer darreichen sollte/ es sey dann daß man zuvor die Hände gewaschen. Denn weil dieselben rein/ und mit keinem Unflathe bemackelt/ so gebührete auch den Dienern nicht/ dergleichen Unsauberkeit an ihren Leibern zu haben. Nechst diesen wendete man in Erkiesung desjenigen Holtzes/ so mit der Art und Eigenschafft unterschiedlicher Opfer übereins kahmen/ nicht wenigen Fleiß an/ indem man bey der Veneris

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[544/0570] Es ist bey den Heyden nichts neues gewesen/ wann sie ihre Kinder/ wie die Athenienser dem Minotauro gethan / ihren vermeinten Göttern aufopferten. Denn man findet/ daß vordessen die Carthaginenser/ Phaenicier/ und Rhodiser dem Saturno/ die Lacedaemonier dem Marti/ die Scythen der Dianae/ die Laodiceer der Palladi/ etliche dem Jovi / etliche aber andern Abgöttern/ beydes Jünglinge/ Jungfrauen/ und erwachsene Menschen aufzuopfern/ und sie dadurch zu versöhnen in Gewonheit gehabt haben: Gestalt dann bey ihnen auch nicht allein gewisse Ceremonien, als da war das Opffer an sich selbst/ die vermeinte Heiligung der Eydschwür/ und das geröste Maltz mit Saltze besprenget/ sondern auch das Brand- und Schlacht-Opfer üblich. Uber dieses hatte man auch andere Opfer/ als da war eine Art von Kuchen / welche man allein dem Jano opfferte. Etliche Opffer geschahen wegen der Verstorbenen/ etliche aber denen zu Ehren/ die sich um das gemeine Wesen/ und Vaterland wohlverdient gemacht. Es hatten auch die Heyden diese Gewonheit/ daß/ gleichwie sie ihren obersten Göttern des Morgens bey angehender Sonne; also auch den Unterirdischen des Abends opfferten/ und bey solchen Opfern die Altare und Menschen mit Cräntzen beziehrten. Und weil man etliche Bäume denen Göttern heiligte/ wurden auch die Priester mit dergleichen Blättern gekrönet/ uñ ausgeputzet. So vielen Göttern man opfferte/ so vielerley Arthen und Farben der Kleidungen bediente man sich daselbst. Etliche der Opffer verrichteten die Weibes-etliche die Mannspersonen. Wenn einer eine Mordthat/ oder ander Laster begienge/ dem verstattete man ein Versöhnungs-Opfer/ es wurden aber diejenigen/ so von befleckten und lasterhafftigen Priestern berühret/ keinesweges verstattet/ sondern es musten dergleichen Priester und Priesterinnen sich neun Tage lang aller Unzucht und Geilheit/ wie aus folgenden zu sehen/ enthalten. Heydnische Opfer Livius lib. I. Decad. I. Cicero in Oratione pro Lucio Flacco. Aristophanes. Per novem noctes venerem, tactusq; virorum in vetitis memorant. Ovidius. Neun Nacht lang saget man/ durfft sie kein Mann berühren/ Sie meidten Venus-Lust/ sc. Dahero endlich diese Gewonheit so weit einrieß; daß auch der Göttin Eybele Priester sich/ damit sie keusch lebeten/ mit einem scharffen Messer ihr männliches Glied abschnitten/ die zu Athen aber wider die geilen Begierden das Kraut Cicutam, oder Schürling/ und die angehende Priesterinnen eine Frucht/ so Vitex genennet/ gebrauchten: allermassen dann die Alten darfür hielten/ daß bey dergleichen Opffern so wohl eine Reinlichkeit des Leibes als des Gemüths erfordert/ widrigen Falles derjenige/ so dergleichen zu verrichten hinzu träte / weder von den Göttern erhöret/ noch darmit gnädig angesehen würde: Wes wegen auch Hesiodus befahl / daß man keinem von den Göttern eintziges Opfer darreichen sollte/ es sey dann daß man zuvor die Hände gewaschen. Denn weil dieselben rein/ und mit keinem Unflathe bemackelt/ so gebührete auch den Dienern nicht/ dergleichen Unsauberkeit an ihren Leibern zu haben. Nechst diesen wendete man in Erkiesung desjenigen Holtzes/ so mit der Art und Eigenschafft unterschiedlicher Opfer übereins kahmen/ nicht wenigen Fleiß an/ indem man bey der Veneris Hesiod_

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/570>, abgerufen am 22.11.2024.