Social-politische Blätter. 3. Lieferung. Berlin, 6. März 1873.Zur Unterhaltung und Belehrung. 51 [Beginn Spaltensatz]
Natur wollte nicht nur schaffend wirken, sondern auch er-haltend und veredelnd. -- Einzelne Heroen der Menschheit verkündeten die Rechte derselben und wie die Lehren der Menschenrechte des Jesus von Nazareth mit die Ursachen der Zertrümmerung der Sclaverei waren, so waren die Lehren der Reformation, die philosophischen Anschauungen im sieben- zehnten und achtzehnten Jahrhundert die Mitbegründer der französischen Revolution. Die Umwälzungen der Gesellschaft, die Ausbildung Und so können wir auch jetzt mit gewisser Bestimmtheit Die Entwickelung des [unleserliches Material - 19 Zeichen fehlen]Menschengeschlechts hat ge- Die unbewußten Menschenrechte hatten die Urvölker, Die Parole ist: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" Mit dieser modernen Uebersetzung eines Ausspruches Die Produktioassoziationen nach Ferdinand Lassalle und Louis Blanc. Wenn wir bei der Untersuchung, wie die Lösung der Die hervorragendsten und verbreitetsten dieser Systeme Das communistische Manifest verlangt hauptsächlich, Cabet vermeidet es, den Weg der Gewalt zu predigen; Zur Unterhaltung und Belehrung. 51 [Beginn Spaltensatz]
Natur wollte nicht nur schaffend wirken, sondern auch er-haltend und veredelnd. — Einzelne Heroen der Menschheit verkündeten die Rechte derselben und wie die Lehren der Menschenrechte des Jesus von Nazareth mit die Ursachen der Zertrümmerung der Sclaverei waren, so waren die Lehren der Reformation, die philosophischen Anschauungen im sieben- zehnten und achtzehnten Jahrhundert die Mitbegründer der französischen Revolution. Die Umwälzungen der Gesellschaft, die Ausbildung Und so können wir auch jetzt mit gewisser Bestimmtheit Die Entwickelung des [unleserliches Material – 19 Zeichen fehlen]Menschengeschlechts hat ge- Die unbewußten Menschenrechte hatten die Urvölker, Die Parole ist: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ Mit dieser modernen Uebersetzung eines Ausspruches Die Produktioassoziationen nach Ferdinand Lassalle und Louis Blanc. Wenn wir bei der Untersuchung, wie die Lösung der Die hervorragendsten und verbreitetsten dieser Systeme Das communistische Manifest verlangt hauptsächlich, Cabet vermeidet es, den Weg der Gewalt zu predigen; <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0003" n="51"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Zur Unterhaltung und Belehrung.</hi> 51</fw><cb type="start"/> Natur wollte nicht nur schaffend wirken, sondern auch er-<lb/> haltend und veredelnd. — Einzelne Heroen der Menschheit<lb/> verkündeten die Rechte derselben und wie die Lehren der<lb/> Menschenrechte des Jesus von Nazareth mit die Ursachen<lb/> der Zertrümmerung der Sclaverei waren, so waren die Lehren<lb/> der Reformation, die philosophischen Anschauungen im sieben-<lb/> zehnten und achtzehnten Jahrhundert die Mitbegründer der<lb/> französischen Revolution.</p><lb/> <p>Die Umwälzungen der Gesellschaft, <hi rendition="#g">die Ausbildung<lb/> der menschlichen Gemeinsamkeit in Vertheilung<lb/> von Schaffen</hi> und <hi rendition="#g">Genießen,</hi> wie sie geschehen, hatten<lb/> sich immer schon in der Menschheit vollzogen, ehe durch einen<lb/> thatsächlichen Ausbruch diese Umwälzung rechtlich und staat-<lb/> lich festgestellt wurde.</p><lb/> <p>Und so können wir auch jetzt mit gewisser Bestimmtheit<lb/> sagen, daß die socialistischen Lehren und Erhebungen in<lb/> Frankreich, daß das Auftreten Lassalles in Deutschland die<lb/> Menschheit jetzt schon vollständig durch das Prinzip des<lb/> Socialismus revolutionirt haben, so daß nur die thatsäch-<lb/> liche Anerkennung des Prinzips der Brüderlichkeit erforder-<lb/> lich ist, um zu der <hi rendition="#g">Gemeinsamkeit</hi> des Schaffens und<lb/> Genießens auch <hi rendition="#g">den Gemeinsinn</hi> hinzufügen, <hi rendition="#g">der eine<lb/> gleichmäßige, brüderliche Vertheilung feststellt.</hi> </p><lb/> <p>Die Entwickelung des <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="19"/>Menschengeschlechts hat ge-<lb/> zeigt, daß wir wahrlich uns der Hoffnung hingeben dürfen,<lb/> daß die von der <hi rendition="#g">Natur</hi> festgestellten Menschenrechte nicht<lb/> lange mehr der gesammten Menschheit vorenthalten werden.<lb/> Es ist wohl selbstverständlich, daß die noch wenig entwickel-<lb/> ten Völker erst nach und nach zu der Höhe des wahren Menschen-<lb/> thums sich aufschwingen werden, doch wird dies im Verhältniß<lb/> zur Vergangenheit durch die Berührung mit den Cultur-<lb/> völkern sehr schnell geschehen. —</p><lb/> <p>Die unbewußten Menschenrechte <hi rendition="#g">hatten</hi> die Urvölker,<lb/> denen es an Gemeinsamkeit mangelte, dieselben zu schützen;<lb/> sie gingen verloren in der Gemeinsamkeit durch den zu-<lb/> rückgeblieben Egoismus. 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Die übrigen Socialisten<lb/> befaßten sich einestheils nur mit der Kritik des heutigen<lb/> Gesellschaftszustandes und der geschichtlichen Nothwendigkeit<lb/> einer neuen socialen Revolution, oder sie erörterten theo-<lb/> retisch das Wesen der socialistischen Gesellschaft in ihrer<lb/> Vollkommenheit und wiesen nach, daß nur in ihr die Arbeit<lb/> zu ihrem Rechte und die Menschheit zu einem würdigen,<lb/> moralischen Dasein gelangen kann. Den Uebergang aus<lb/> dem heutigen in den socialistischen Zustand, also das eigent-<lb/> liche Ziel jeder lebensfähigen Arbeiterbewegung, deuteten sie<lb/> meist nur untergeordnet an, oder ersetzten die nothwendige<lb/> kritische Untersuchung durch eine philosophische Spekulation,<lb/> welche oft phantastisch, ja falsch und überspannt war und<lb/> der Bourgeoisie zu billigem Spott über den Socialismus<lb/> verhalf.</p><lb/> <p>Die hervorragendsten und verbreitetsten dieser Systeme<lb/> und Vorschläge waren, wenn wir von dem kleinbürgerlichen<lb/> Socialismus Proudhon's absehen, die Theorien der deut-<lb/> schen Communisten von 1848, niedergelegt im Londoner<lb/> communistischen Manifest, die Lehre Cabets und jene der<lb/> Saint Simonisten. Und obwohl alle jene socialistischen<lb/> Schulen sich gegenseitig viele Sätze entlehnt haben, so lassen<lb/> sie sich doch etwa folgendermaßen präcisiren:</p><lb/> <p>Das communistische Manifest verlangt hauptsächlich,<lb/> daß, nachdem das Proletariat die politische Herrschaft<lb/> erkämpft habe, Konfiskationen, progressive Steuern, Ab-<lb/> schaffung des Erbrechts u. s. w. erfolgen sollen, daß dann<lb/> ferner Arbeitszwang für Alle eingeführt werde, National-<lb/> fabriken errichtet, das Grundeigenthum expropriirt und in-<lb/> dustrielle Armeen besonders für den Ackerbau errichtet<lb/> werden. Diese Manier, gewaltsamen Zwang zu predigen,<lb/> der nicht bloß gegen die herrschende Klasse, sondern auch<lb/> gegen das arbeitende Volk, so weit es während der Umwälzung<lb/> noch nicht zum Communismus fähig ist, ausgeübt werden<lb/> müßte, hat begreiflicher Weise nicht wenig dazu beigetragen,<lb/> den Socialismus und Communismus in Mißkredit zu<lb/> bringen.</p><lb/> <p>Cabet vermeidet es, den Weg der Gewalt zu predigen;<lb/> er will eine allmälige Umwandelung der Gesellschaft und<lb/> die communistische Gemeinschaft dadurch herstellen, daß er,<lb/> sobald das Princip der Gemeinschaft von der Majorität<lb/> eines Volkes anerkannt wird, erwartet, daß nun diese Ma-<lb/> jorität durch Einschreiten des Staates sich als völlig com-<lb/> munistische Gemeinschaft sofort organisire und so den mora-<lb/> lischen Kampf mit der alten Bourgeoisgesellschaft bis zum<lb/> Siege führe. Cabet übersieht hier nämlich den Umstand,<lb/> daß die Menschen ein Produkt ihrer Zeit sind und der so-<lb/> fortige Sprung aus der heutigen Ausbeutergesellschaft in<lb/> den Communismus auch für die Arbeiter allzugroß sein<lb/> würde. Wenn die Majorität eines Volkes mit dem festen<lb/> Willen, der heutigen Produktionsweise ein Ende zu machen,<lb/> die Leitung des Staates übernimmt, so machen die enorme<lb/> Entwicklung und Verwicklung der Produktion und des<lb/> Verkehrs, die etwaige Geschäftskrise oder die Ueberproduk-<lb/> tion, die Unmöglichkeit, daß diese oder jene Korporation<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0003]
Zur Unterhaltung und Belehrung. 51
Natur wollte nicht nur schaffend wirken, sondern auch er-
haltend und veredelnd. — Einzelne Heroen der Menschheit
verkündeten die Rechte derselben und wie die Lehren der
Menschenrechte des Jesus von Nazareth mit die Ursachen
der Zertrümmerung der Sclaverei waren, so waren die Lehren
der Reformation, die philosophischen Anschauungen im sieben-
zehnten und achtzehnten Jahrhundert die Mitbegründer der
französischen Revolution.
Die Umwälzungen der Gesellschaft, die Ausbildung
der menschlichen Gemeinsamkeit in Vertheilung
von Schaffen und Genießen, wie sie geschehen, hatten
sich immer schon in der Menschheit vollzogen, ehe durch einen
thatsächlichen Ausbruch diese Umwälzung rechtlich und staat-
lich festgestellt wurde.
Und so können wir auch jetzt mit gewisser Bestimmtheit
sagen, daß die socialistischen Lehren und Erhebungen in
Frankreich, daß das Auftreten Lassalles in Deutschland die
Menschheit jetzt schon vollständig durch das Prinzip des
Socialismus revolutionirt haben, so daß nur die thatsäch-
liche Anerkennung des Prinzips der Brüderlichkeit erforder-
lich ist, um zu der Gemeinsamkeit des Schaffens und
Genießens auch den Gemeinsinn hinzufügen, der eine
gleichmäßige, brüderliche Vertheilung feststellt.
Die Entwickelung des ___________________Menschengeschlechts hat ge-
zeigt, daß wir wahrlich uns der Hoffnung hingeben dürfen,
daß die von der Natur festgestellten Menschenrechte nicht
lange mehr der gesammten Menschheit vorenthalten werden.
Es ist wohl selbstverständlich, daß die noch wenig entwickel-
ten Völker erst nach und nach zu der Höhe des wahren Menschen-
thums sich aufschwingen werden, doch wird dies im Verhältniß
zur Vergangenheit durch die Berührung mit den Cultur-
völkern sehr schnell geschehen. —
Die unbewußten Menschenrechte hatten die Urvölker,
denen es an Gemeinsamkeit mangelte, dieselben zu schützen;
sie gingen verloren in der Gemeinsamkeit durch den zu-
rückgeblieben Egoismus. Sie sind theilweise zurückerobert
durch die Entwickelung der Menschheit; sie müssen nunmehr
ganz und voll errungen werden durch die Forderungen des
Socialismus, der das wahre Menschthum, wie es die
Natur und Bestimmung des Menschen voraussetzt, herstel-
len will.
Die Parole ist: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“
— aber die Brüderlichkeit ist die Größeste unter ihnen.“
Mit dieser modernen Uebersetzung eines Ausspruches
des größten Vorkämpfers für die Menschenrechte wollen
wir den Artikel beenden, mit dem Wunsche, daß alle un-
sere Lesern jenes Spruches eingedenken und darnach han-
deln.
Die Produktioassoziationen nach Ferdinand Lassalle und
Louis Blanc.
Wenn wir bei der Untersuchung, wie die Lösung der
socialen Frage anzubahnen ist, die durch Staatshülfe zu
ermöglichenden Produktivassoziationen in erste Linie stellen
und zugleich Ferdinand Lassalle und Louis Blanc als Ge-
währsmänner aufführen, so geschieht dies, weil in der That
jene zwei Männer allein einen wirklich praktischen, gewisser-
maßen mit Händen zu greifenden Vorschlag zur Abschaffung
der Lohnarbeit gemacht haben. Die übrigen Socialisten
befaßten sich einestheils nur mit der Kritik des heutigen
Gesellschaftszustandes und der geschichtlichen Nothwendigkeit
einer neuen socialen Revolution, oder sie erörterten theo-
retisch das Wesen der socialistischen Gesellschaft in ihrer
Vollkommenheit und wiesen nach, daß nur in ihr die Arbeit
zu ihrem Rechte und die Menschheit zu einem würdigen,
moralischen Dasein gelangen kann. Den Uebergang aus
dem heutigen in den socialistischen Zustand, also das eigent-
liche Ziel jeder lebensfähigen Arbeiterbewegung, deuteten sie
meist nur untergeordnet an, oder ersetzten die nothwendige
kritische Untersuchung durch eine philosophische Spekulation,
welche oft phantastisch, ja falsch und überspannt war und
der Bourgeoisie zu billigem Spott über den Socialismus
verhalf.
Die hervorragendsten und verbreitetsten dieser Systeme
und Vorschläge waren, wenn wir von dem kleinbürgerlichen
Socialismus Proudhon's absehen, die Theorien der deut-
schen Communisten von 1848, niedergelegt im Londoner
communistischen Manifest, die Lehre Cabets und jene der
Saint Simonisten. Und obwohl alle jene socialistischen
Schulen sich gegenseitig viele Sätze entlehnt haben, so lassen
sie sich doch etwa folgendermaßen präcisiren:
Das communistische Manifest verlangt hauptsächlich,
daß, nachdem das Proletariat die politische Herrschaft
erkämpft habe, Konfiskationen, progressive Steuern, Ab-
schaffung des Erbrechts u. s. w. erfolgen sollen, daß dann
ferner Arbeitszwang für Alle eingeführt werde, National-
fabriken errichtet, das Grundeigenthum expropriirt und in-
dustrielle Armeen besonders für den Ackerbau errichtet
werden. Diese Manier, gewaltsamen Zwang zu predigen,
der nicht bloß gegen die herrschende Klasse, sondern auch
gegen das arbeitende Volk, so weit es während der Umwälzung
noch nicht zum Communismus fähig ist, ausgeübt werden
müßte, hat begreiflicher Weise nicht wenig dazu beigetragen,
den Socialismus und Communismus in Mißkredit zu
bringen.
Cabet vermeidet es, den Weg der Gewalt zu predigen;
er will eine allmälige Umwandelung der Gesellschaft und
die communistische Gemeinschaft dadurch herstellen, daß er,
sobald das Princip der Gemeinschaft von der Majorität
eines Volkes anerkannt wird, erwartet, daß nun diese Ma-
jorität durch Einschreiten des Staates sich als völlig com-
munistische Gemeinschaft sofort organisire und so den mora-
lischen Kampf mit der alten Bourgeoisgesellschaft bis zum
Siege führe. Cabet übersieht hier nämlich den Umstand,
daß die Menschen ein Produkt ihrer Zeit sind und der so-
fortige Sprung aus der heutigen Ausbeutergesellschaft in
den Communismus auch für die Arbeiter allzugroß sein
würde. Wenn die Majorität eines Volkes mit dem festen
Willen, der heutigen Produktionsweise ein Ende zu machen,
die Leitung des Staates übernimmt, so machen die enorme
Entwicklung und Verwicklung der Produktion und des
Verkehrs, die etwaige Geschäftskrise oder die Ueberproduk-
tion, die Unmöglichkeit, daß diese oder jene Korporation
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