Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].

Bild:
<< vorherige Seite

becker in seiner weissen Becker-Schürtze/ dem 3. seiner Gesellen in gleichem Habit folgten/ hernach die Kugelwägen: hierauff ein Tambour zu Pferd/ so den Dragonermarsch schluge/ deme die Pulverkarren/ und wieder ein Tambour/ wie der vorige folgte/ den Beschluß machte wieder ein Wachte von ohngefähr 50. Mann/ Se. Churfl. Durchl. nebst der gantzen gnädigsten Herrschafft sahen aus dero Gemach diß mit an: der Hr Ober-Feld-Zeugmeister von Weyler war in grosser Gefahr/ weil sein Pferd zu kollern anfieng/ und halsbrechende Sprünge mit ihm that/ doch hielt er sich so wohl/ daß er fest fitzen blieb/ und ihn das Pferd nicht vermochte herab zu werffen/ biß es selbst gantz mattloß mit ihm über ein hauffen fiel/ und also todt ligen blieb/ er aber ohne Schaden ihm ein anders Pferd bringen ließ/ und seiner Ordnung folgte/ dieser Schade ist von Sr. Churfl. Durchl. wie sie es vernommen/ mit 2. andern schönen Pferden ersetzt worden. Den 18. darauff marschirte ebenfals die Guarde/ ein außerlesenes wohlmontirtes Volck/ die Piquenirer haben eine Feder/ eine Pistol/ und ein klein Handbeil im Gürtel stecken; Den 19. gieng deß General Lieutenants von Schöning Bagage forte Den 20. deß Grafen von Donau/ alles sehr prächtig und kostbahr. Außführlicher Bericht von mufterung der Chur-Brandendurgisch. Armee so Jh. Käys. Maj. in Vngarn wider den Erbfeind zu hülff geschicket worden. Den 22. folgten Ihro Churfl. Durchl. nebst der gantzen hohen Herrschafft / worauff die Musterung der Armee/ so selbige Ihro Käys. Majest. in Ungarn wider den Erbfeind zu hülff schicken/ den 27. diß vollzogen worden/ worbey viel denckwürdige Dinge passirt: ungefähr umb 8. Uhr Morgens begaben sich Se. Churfl. Durchl. in Begleitung vieler Fürstl. Persohnen/ aller außwärtigen Ministrorum und Abgesandten/ wie auch der gantzen Hoffstatt nach dem Ort/ allwo die Armee in einer schönen Vatallie gestellt ware/ welches ein Meilwegs von Crossen/ und anderthalb Meilen auff der Schlesischen Gräntzen gelegen/ Se. Churfl. Durchl. fuhren zwar nebst dero Churfl. Gemahlin in einer offnen Calesche hinaus/ als sie aber zur Armee naheten/ begaben sie sich zu Pferd/ und ritten die gantze Linien/ so ohngefähr eine halbe Teutsche Meil sich erstreckete vorbey/ mit einer allgemeinen grossen Freude der gantzen Armee/ als dieselbe ihren Vatter (wie ihn die Soldatesca nennet) mit einem so Majestätischen und Martialischem Wesen im 67 sten Jahr seines Alters zu Pferd sitzen sahe/ daß den meisten vor Freuden die Augen übergiengen. Als Se. Churfürstl. Durchl. 2. mahl die Linie passirt war/ und alles wohl considerirt hatte/ verfügten sie sich nach der Artillerie/ welche ebenmässig in einer schönen Ordnung fast in der Mitte der Linie gestellet war/ und liessen die Brandenburg. und Reichslösunge zu erst von dem Geschütz/ und dann von der gantzen Armee geben/ nachgehends liessen sie Hrn. Graffen Schaffgotsch/ welcher nebst den Grafen Prößkon /

becker in seiner weissen Becker-Schürtze/ dem 3. seiner Gesellen in gleichem Habit folgten/ hernach die Kugelwägen: hierauff ein Tambour zu Pferd/ so den Dragonermarsch schluge/ deme die Pulverkarren/ und wieder ein Tambour/ wie der vorige folgte/ den Beschluß machte wieder ein Wachte von ohngefähr 50. Mann/ Se. Churfl. Durchl. nebst der gantzen gnädigsten Herrschafft sahen aus dero Gemach diß mit an: der Hr Ober-Feld-Zeugmeister von Weyler war in grosser Gefahr/ weil sein Pferd zu kollern anfieng/ und halsbrechende Sprünge mit ihm that/ doch hielt er sich so wohl/ daß er fest fitzen blieb/ und ihn das Pferd nicht vermochte herab zu werffen/ biß es selbst gantz mattloß mit ihm über ein hauffen fiel/ und also todt ligen blieb/ er aber ohne Schaden ihm ein anders Pferd bringen ließ/ und seiner Ordnung folgte/ dieser Schade ist von Sr. Churfl. Durchl. wie sie es vernommen/ mit 2. andern schönen Pferden ersetzt worden. Den 18. darauff marschirte ebenfals die Guarde/ ein außerlesenes wohlmontirtes Volck/ die Piquenirer haben eine Feder/ eine Pistol/ und ein klein Handbeil im Gürtel stecken; Den 19. gieng deß General Lieutenants von Schöning Bagage forte Den 20. deß Grafen von Donau/ alles sehr prächtig und kostbahr. Außführlicher Bericht von mufterung der Chur-Brandendurgisch. Armee so Jh. Käys. Maj. in Vngarn wider den Erbfeind zu hülff geschicket worden. Den 22. folgten Ihro Churfl. Durchl. nebst der gantzen hohen Herrschafft / worauff die Musterung der Armee/ so selbige Ihro Käys. Majest. in Ungarn wider den Erbfeind zu hülff schicken/ den 27. diß vollzogen worden/ worbey viel denckwürdige Dinge passirt: ungefähr umb 8. Uhr Morgens begaben sich Se. Churfl. Durchl. in Begleitung vieler Fürstl. Persohnen/ aller außwärtigen Ministrorum und Abgesandten/ wie auch der gantzen Hoffstatt nach dem Ort/ allwo die Armee in einer schönen Vatallie gestellt ware/ welches ein Meilwegs von Crossen/ und anderthalb Meilen auff der Schlesischen Gräntzen gelegen/ Se. Churfl. Durchl. fuhren zwar nebst dero Churfl. Gemahlin in einer offnen Calesche hinaus/ als sie aber zur Armee naheten/ begaben sie sich zu Pferd/ und ritten die gantze Linien/ so ohngefähr eine halbe Teutsche Meil sich erstreckete vorbey/ mit einer allgemeinen grossen Freude der gantzen Armee/ als dieselbe ihren Vatter (wie ihn die Soldatesca nennet) mit einem so Majestätischen und Martialischem Wesen im 67 sten Jahr seines Alters zu Pferd sitzen sahe/ daß den meisten vor Freuden die Augen übergiengen. Als Se. Churfürstl. Durchl. 2. mahl die Linie passirt war/ und alles wohl considerirt hatte/ verfügten sie sich nach der Artillerie/ welche ebenmässig in einer schönen Ordnung fast in der Mitte der Linie gestellet war/ und liessen die Brandenburg. und Reichslösunge zu erst von dem Geschütz/ und dann von der gantzen Armee geben/ nachgehends liessen sie Hrn. Graffen Schaffgotsch/ welcher nebst den Grafen Prößkon /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0251" n="239"/>
becker in seiner weissen                      Becker-Schürtze/ dem 3. seiner Gesellen in gleichem Habit folgten/ hernach die                      Kugelwägen: hierauff ein Tambour zu Pferd/ so den Dragonermarsch schluge/ deme                      die Pulverkarren/ und wieder ein Tambour/ wie der vorige folgte/ den Beschluß                      machte wieder ein Wachte von ohngefähr 50. Mann/ Se. Churfl. Durchl. nebst der                      gantzen gnädigsten Herrschafft sahen aus dero Gemach diß mit an: der Hr                      Ober-Feld-Zeugmeister von Weyler war in grosser Gefahr/ weil sein Pferd zu                      kollern anfieng/ und halsbrechende Sprünge mit ihm that/ doch hielt er sich so                      wohl/ daß er fest fitzen blieb/ und ihn das Pferd nicht vermochte herab zu                      werffen/ biß es selbst gantz mattloß mit ihm über ein hauffen fiel/ und also                      todt ligen blieb/ er aber ohne Schaden ihm ein anders Pferd bringen ließ/ und                      seiner Ordnung folgte/ dieser Schade ist von Sr. Churfl. Durchl. wie sie es                      vernommen/ mit 2. andern schönen Pferden ersetzt worden. Den 18. darauff                      marschirte ebenfals die Guarde/ ein außerlesenes wohlmontirtes Volck/ die                      Piquenirer haben eine Feder/ eine Pistol/ und ein klein Handbeil im Gürtel                      stecken; Den 19. gieng deß General Lieutenants von Schöning Bagage forte Den 20.                      deß Grafen von Donau/ alles sehr prächtig und kostbahr. <note place="right">Außführlicher Bericht von mufterung der Chur-Brandendurgisch. Armee so Jh.                          Käys. Maj. in Vngarn wider den Erbfeind zu hülff geschicket worden.</note>                      Den 22. folgten Ihro Churfl. Durchl. nebst der gantzen hohen Herrschafft /                      worauff die Musterung der Armee/ so selbige Ihro Käys. Majest. in Ungarn wider                      den Erbfeind zu hülff schicken/ den 27. diß vollzogen worden/ worbey viel                      denckwürdige Dinge passirt: ungefähr umb 8. Uhr Morgens begaben sich Se. Churfl.                      Durchl. in Begleitung vieler Fürstl. Persohnen/ aller außwärtigen Ministrorum                      und Abgesandten/ wie auch der gantzen Hoffstatt nach dem Ort/ allwo die Armee                      in einer schönen Vatallie gestellt ware/ welches ein Meilwegs von Crossen/ und                      anderthalb Meilen auff der Schlesischen Gräntzen gelegen/ Se. Churfl. Durchl.                      fuhren zwar nebst dero Churfl. Gemahlin in einer offnen Calesche hinaus/ als                      sie aber zur Armee naheten/ begaben sie sich zu Pferd/ und ritten die gantze                      Linien/ so ohngefähr eine halbe Teutsche Meil sich erstreckete vorbey/ mit                      einer allgemeinen grossen Freude der gantzen Armee/ als dieselbe ihren Vatter                      (wie ihn die Soldatesca nennet) mit einem so Majestätischen und Martialischem                      Wesen im 67 sten Jahr seines Alters zu Pferd sitzen sahe/ daß den meisten vor                      Freuden die Augen übergiengen. Als Se. Churfürstl. Durchl. 2. mahl die Linie                      passirt war/ und alles wohl considerirt hatte/ verfügten sie sich nach der                      Artillerie/ welche ebenmässig in einer schönen Ordnung fast in der Mitte der                      Linie gestellet war/ und liessen die Brandenburg. und Reichslösunge zu erst von                      dem Geschütz/ und dann von der gantzen Armee geben/ nachgehends liessen sie                      Hrn. Graffen Schaffgotsch/ welcher nebst den Grafen Prößkon /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0251] becker in seiner weissen Becker-Schürtze/ dem 3. seiner Gesellen in gleichem Habit folgten/ hernach die Kugelwägen: hierauff ein Tambour zu Pferd/ so den Dragonermarsch schluge/ deme die Pulverkarren/ und wieder ein Tambour/ wie der vorige folgte/ den Beschluß machte wieder ein Wachte von ohngefähr 50. Mann/ Se. Churfl. Durchl. nebst der gantzen gnädigsten Herrschafft sahen aus dero Gemach diß mit an: der Hr Ober-Feld-Zeugmeister von Weyler war in grosser Gefahr/ weil sein Pferd zu kollern anfieng/ und halsbrechende Sprünge mit ihm that/ doch hielt er sich so wohl/ daß er fest fitzen blieb/ und ihn das Pferd nicht vermochte herab zu werffen/ biß es selbst gantz mattloß mit ihm über ein hauffen fiel/ und also todt ligen blieb/ er aber ohne Schaden ihm ein anders Pferd bringen ließ/ und seiner Ordnung folgte/ dieser Schade ist von Sr. Churfl. Durchl. wie sie es vernommen/ mit 2. andern schönen Pferden ersetzt worden. Den 18. darauff marschirte ebenfals die Guarde/ ein außerlesenes wohlmontirtes Volck/ die Piquenirer haben eine Feder/ eine Pistol/ und ein klein Handbeil im Gürtel stecken; Den 19. gieng deß General Lieutenants von Schöning Bagage forte Den 20. deß Grafen von Donau/ alles sehr prächtig und kostbahr. Den 22. folgten Ihro Churfl. Durchl. nebst der gantzen hohen Herrschafft / worauff die Musterung der Armee/ so selbige Ihro Käys. Majest. in Ungarn wider den Erbfeind zu hülff schicken/ den 27. diß vollzogen worden/ worbey viel denckwürdige Dinge passirt: ungefähr umb 8. Uhr Morgens begaben sich Se. Churfl. Durchl. in Begleitung vieler Fürstl. Persohnen/ aller außwärtigen Ministrorum und Abgesandten/ wie auch der gantzen Hoffstatt nach dem Ort/ allwo die Armee in einer schönen Vatallie gestellt ware/ welches ein Meilwegs von Crossen/ und anderthalb Meilen auff der Schlesischen Gräntzen gelegen/ Se. Churfl. Durchl. fuhren zwar nebst dero Churfl. Gemahlin in einer offnen Calesche hinaus/ als sie aber zur Armee naheten/ begaben sie sich zu Pferd/ und ritten die gantze Linien/ so ohngefähr eine halbe Teutsche Meil sich erstreckete vorbey/ mit einer allgemeinen grossen Freude der gantzen Armee/ als dieselbe ihren Vatter (wie ihn die Soldatesca nennet) mit einem so Majestätischen und Martialischem Wesen im 67 sten Jahr seines Alters zu Pferd sitzen sahe/ daß den meisten vor Freuden die Augen übergiengen. Als Se. Churfürstl. Durchl. 2. mahl die Linie passirt war/ und alles wohl considerirt hatte/ verfügten sie sich nach der Artillerie/ welche ebenmässig in einer schönen Ordnung fast in der Mitte der Linie gestellet war/ und liessen die Brandenburg. und Reichslösunge zu erst von dem Geschütz/ und dann von der gantzen Armee geben/ nachgehends liessen sie Hrn. Graffen Schaffgotsch/ welcher nebst den Grafen Prößkon / Außführlicher Bericht von mufterung der Chur-Brandendurgisch. Armee so Jh. Käys. Maj. in Vngarn wider den Erbfeind zu hülff geschicket worden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/251
Zitationshilfe: [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/251>, abgerufen am 22.11.2024.