Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.rung der Turnübungen in die Kriegsschulen besohlen. rung der Turnübungen in die Kriegsſchulen beſohlen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0100" n="96"/> rung der Turnübungen in die Kriegsſchulen beſohlen.<lb/> Seit dem 1. September 1843 hat denn auch vorläufig<lb/> jeder Cadett wöchentlich zwei Turnſtunden. Jn Bezie-<lb/> hung der Diviſions- und Brigadeſchulen und ſelbſt der<lb/> Unteroffiziere ſchweben die Berathungen noch. Doch<lb/> wird in dieſem Winter in der hieſigen Diviſionsſchule<lb/> (ob auch anderwärts?) der Anfang mit dem Schwingen<lb/> (Voltigiren) gemacht. Dann hat in Folge dieſer Königl.<lb/> Befehle der Prinz Auguſt angeordnet, daß in jeder Ar-<lb/> tillerie-Caſerne Turngeräthe errichtet und kompagnieweiſe<lb/> täglich eine halbe Stunde geturnt werden ſolle. Jn der<lb/> hieſigen Pionir-Caſerne ſind einige Barren und Recke,<lb/> aber geturnt wird höchſt ſelten, weil Niemand iſt, der<lb/> ſich dafür intereſſirt, oder das Turnweſen verſteht. Die<lb/> Unteroffiziere haben nie geturnt, und iſt auch einer da,<lb/> ſo will er doch nicht unentgeltlich ſich eine Laſt aufbür-<lb/> den. Jn der hieſigen Artillerie-Caſerne findet folgendes<lb/> Verhältniß ſtatt. Den einen Flügel der Caſerne bewohnt<lb/> die 7. Brigade, den andern die 8. Brigade. Jene hat<lb/> einen Schwingel, einen Barren und zwei Recke. Dieſe<lb/> hat gar kein Turngeräth, turnt natürlich auch nicht. Jene<lb/> turnt ſelten aus dem oben angeführten Grunde. Ueberall<lb/> ſind aber die Turngeräthe mehr oder weniger unzweck-<lb/> mäßig eingerichtet. Was will man denn mit einem<lb/> Barren anfangen, der ſtatt 16—17 Zoll, 24—26 Zoll<lb/> breit iſt? Und das eine Reck iſt reichhoch, das andere<lb/> noch höher, und der Schwingel zwar ſtellbar, war über<lb/> 5 Fuß hoch gemacht. Was ſollen da die Anfänger<lb/> machen? Dieſen und ähnlichen Nachtheilen würde am<lb/> einfachſten und beſten durch Anſtellung eines Turnlehrers<lb/> abgeholfen werden. Nehmen wir z. B. an, daß das<lb/> Kriegsminiſterium, ſo doch über circa 23 Millionen<lb/> Thaler gebietet, jährlich 1000 (ſage eintauſend) Thaler<lb/> für ordentliche Turnlehrer feſtſetzte, wie viel könnte da-<lb/> durch geleiſtet und genützt werden? So müßte z. B.<lb/> der Turnlehrer in Köln von Seiten des Kriegsminiſteriums<lb/> 200 Thaler erhalten, dafür müßte derſelbe in jeder Ca-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0100]
rung der Turnübungen in die Kriegsſchulen beſohlen.
Seit dem 1. September 1843 hat denn auch vorläufig
jeder Cadett wöchentlich zwei Turnſtunden. Jn Bezie-
hung der Diviſions- und Brigadeſchulen und ſelbſt der
Unteroffiziere ſchweben die Berathungen noch. Doch
wird in dieſem Winter in der hieſigen Diviſionsſchule
(ob auch anderwärts?) der Anfang mit dem Schwingen
(Voltigiren) gemacht. Dann hat in Folge dieſer Königl.
Befehle der Prinz Auguſt angeordnet, daß in jeder Ar-
tillerie-Caſerne Turngeräthe errichtet und kompagnieweiſe
täglich eine halbe Stunde geturnt werden ſolle. Jn der
hieſigen Pionir-Caſerne ſind einige Barren und Recke,
aber geturnt wird höchſt ſelten, weil Niemand iſt, der
ſich dafür intereſſirt, oder das Turnweſen verſteht. Die
Unteroffiziere haben nie geturnt, und iſt auch einer da,
ſo will er doch nicht unentgeltlich ſich eine Laſt aufbür-
den. Jn der hieſigen Artillerie-Caſerne findet folgendes
Verhältniß ſtatt. Den einen Flügel der Caſerne bewohnt
die 7. Brigade, den andern die 8. Brigade. Jene hat
einen Schwingel, einen Barren und zwei Recke. Dieſe
hat gar kein Turngeräth, turnt natürlich auch nicht. Jene
turnt ſelten aus dem oben angeführten Grunde. Ueberall
ſind aber die Turngeräthe mehr oder weniger unzweck-
mäßig eingerichtet. Was will man denn mit einem
Barren anfangen, der ſtatt 16—17 Zoll, 24—26 Zoll
breit iſt? Und das eine Reck iſt reichhoch, das andere
noch höher, und der Schwingel zwar ſtellbar, war über
5 Fuß hoch gemacht. Was ſollen da die Anfänger
machen? Dieſen und ähnlichen Nachtheilen würde am
einfachſten und beſten durch Anſtellung eines Turnlehrers
abgeholfen werden. Nehmen wir z. B. an, daß das
Kriegsminiſterium, ſo doch über circa 23 Millionen
Thaler gebietet, jährlich 1000 (ſage eintauſend) Thaler
für ordentliche Turnlehrer feſtſetzte, wie viel könnte da-
durch geleiſtet und genützt werden? So müßte z. B.
der Turnlehrer in Köln von Seiten des Kriegsminiſteriums
200 Thaler erhalten, dafür müßte derſelbe in jeder Ca-
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