[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744. Tugendhold. So haben sie doch noch etwas für ihre Kosten: es ist zu glauben, daß er solche noch besser wieder einbringen wird, auf eine Art, die ihm zugleich mit vortheilhaft ist: ich wünsche es wenigstens. Wischwasch. Daran ist nicht zu zweifeln, er hat mir allemal gute Hofnung gemacht: noch als ein Kind war er sehr schlim. Er hat den Mädgens und seiner Amme manchen Possen gespielet. Duldeviel. Jch habe mir vieles davon rüh- men lassen, wie ich erst hieher kam. Wird er noch lange bei ihnen verbleiben? Wischwasch. Sie können es kaum glauben, wie sehr man in ihn dringet, auf die Amtstube zu gehen. Der Herr von N. schrieb noch neu- lich deßfals einen sehr reitzenden Brief: der eine will ihn noch lieber haben, als der an- dere. Duldeviel. Das ist sehr wohl, und ein Zei- chen, man glaube er habe was gelernet. Wischwasch. Ja, das haben wir wohl ge- höret: ich muß mich wundern, wenn er an- fänget zu disputiren, er verstehet auch sein Lateinisch aus dem Grunde: wie manches Wort habe ich nicht von ihm gehöret.* Tugend- * Die iungen Herren, pflegen nicht gerne iemanden
unwiedersprochen entwischen zu lassen; wenn sie mit gedrungenem Witz von hohen Schulen ge- hen. Ein Mund voll Latein betäubet Unwissenden die Ohren gar leichte. Tugendhold. So haben ſie doch noch etwas fuͤr ihre Koſten: es iſt zu glauben, daß er ſolche noch beſſer wieder einbringen wird, auf eine Art, die ihm zugleich mit vortheilhaft iſt: ich wuͤnſche es wenigſtens. Wiſchwaſch. Daran iſt nicht zu zweifeln, er hat mir allemal gute Hofnung gemacht: noch als ein Kind war er ſehr ſchlim. Er hat den Maͤdgens und ſeiner Amme manchen Poſſen geſpielet. Duldeviel. Jch habe mir vieles davon ruͤh- men laſſen, wie ich erſt hieher kam. Wird er noch lange bei ihnen verbleiben? Wiſchwaſch. Sie koͤnnen es kaum glauben, wie ſehr man in ihn dringet, auf die Amtſtube zu gehen. Der Herr von N. ſchrieb noch neu- lich deßfals einen ſehr reitzenden Brief: der eine will ihn noch lieber haben, als der an- dere. Duldeviel. Das iſt ſehr wohl, und ein Zei- chen, man glaube er habe was gelernet. Wiſchwaſch. Ja, das haben wir wohl ge- hoͤret: ich muß mich wundern, wenn er an- faͤnget zu diſputiren, er verſtehet auch ſein Lateiniſch aus dem Grunde: wie manches Wort habe ich nicht von ihm gehoͤret.* Tugend- * Die iungen Herren, pflegen nicht gerne iemanden
unwiederſprochen entwiſchen zu laſſen; wenn ſie mit gedrungenem Witz von hohen Schulen ge- hen. Ein Mund voll Latein betaͤubet Unwiſſenden die Ohren gar leichte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0060" n="56"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <sp who="#TUG"> <speaker>Tugendhold.</speaker> <p>So haben ſie doch noch etwas<lb/> fuͤr ihre Koſten: es iſt zu glauben, daß er ſolche<lb/> noch beſſer wieder einbringen wird, auf eine Art,<lb/> die ihm zugleich mit vortheilhaft iſt: ich wuͤnſche<lb/> es wenigſtens.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIS"> <speaker>Wiſchwaſch.</speaker> <p>Daran iſt nicht zu zweifeln,<lb/> er hat mir allemal gute Hofnung gemacht: noch<lb/> als ein Kind war er ſehr ſchlim. Er hat den<lb/> Maͤdgens und ſeiner Amme manchen Poſſen<lb/> geſpielet.</p> </sp><lb/> <sp who="#DUL"> <speaker>Duldeviel.</speaker> <p>Jch habe mir vieles davon ruͤh-<lb/> men laſſen, wie ich erſt hieher kam. Wird er<lb/> noch lange bei ihnen verbleiben?</p> </sp><lb/> <sp who="#WIS"> <speaker>Wiſchwaſch.</speaker> <p>Sie koͤnnen es kaum glauben,<lb/> wie ſehr man in ihn dringet, auf die Amtſtube<lb/> zu gehen. Der Herr von N. ſchrieb noch neu-<lb/> lich deßfals einen ſehr reitzenden Brief: der<lb/> eine will ihn noch lieber haben, als der an-<lb/> dere.</p> </sp><lb/> <sp who="#DUL"> <speaker>Duldeviel.</speaker> <p>Das iſt ſehr wohl, und ein Zei-<lb/> chen, man glaube er habe was gelernet.</p> </sp><lb/> <sp who="#WIS"> <speaker>Wiſchwaſch.</speaker> <p>Ja, das haben wir wohl ge-<lb/> hoͤret: ich muß mich wundern, wenn er an-<lb/> faͤnget zu diſputiren, er verſtehet auch ſein<lb/> Lateiniſch aus dem Grunde: wie manches Wort<lb/> habe ich nicht von ihm gehoͤret.<note place="foot" n="*">Die iungen Herren, pflegen nicht gerne iemanden<lb/> unwiederſprochen entwiſchen zu laſſen; wenn ſie<lb/> mit gedrungenem Witz von hohen Schulen ge-<lb/> hen. Ein Mund voll Latein betaͤubet Unwiſſenden<lb/> die Ohren gar leichte.</note></p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Tugend-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0060]
Tugendhold. So haben ſie doch noch etwas
fuͤr ihre Koſten: es iſt zu glauben, daß er ſolche
noch beſſer wieder einbringen wird, auf eine Art,
die ihm zugleich mit vortheilhaft iſt: ich wuͤnſche
es wenigſtens.
Wiſchwaſch. Daran iſt nicht zu zweifeln,
er hat mir allemal gute Hofnung gemacht: noch
als ein Kind war er ſehr ſchlim. Er hat den
Maͤdgens und ſeiner Amme manchen Poſſen
geſpielet.
Duldeviel. Jch habe mir vieles davon ruͤh-
men laſſen, wie ich erſt hieher kam. Wird er
noch lange bei ihnen verbleiben?
Wiſchwaſch. Sie koͤnnen es kaum glauben,
wie ſehr man in ihn dringet, auf die Amtſtube
zu gehen. Der Herr von N. ſchrieb noch neu-
lich deßfals einen ſehr reitzenden Brief: der
eine will ihn noch lieber haben, als der an-
dere.
Duldeviel. Das iſt ſehr wohl, und ein Zei-
chen, man glaube er habe was gelernet.
Wiſchwaſch. Ja, das haben wir wohl ge-
hoͤret: ich muß mich wundern, wenn er an-
faͤnget zu diſputiren, er verſtehet auch ſein
Lateiniſch aus dem Grunde: wie manches Wort
habe ich nicht von ihm gehoͤret. *
Tugend-
* Die iungen Herren, pflegen nicht gerne iemanden
unwiederſprochen entwiſchen zu laſſen; wenn ſie
mit gedrungenem Witz von hohen Schulen ge-
hen. Ein Mund voll Latein betaͤubet Unwiſſenden
die Ohren gar leichte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |