Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite


als wenn andere, die solches vermeiden wollen,
mit iungen Leuten als mit Herren umgehen, und
sie in einer natürlichen Einbildung unterhalten.
Husa. Dies alles kann man freilich ohne Scha-
den ertragen, und sich dessen nach eigenem Gefallen
befreien. Nimmer aber kann ich es unserm Herrn
Rector zu gute halten, wenn er mir iederzeit die be-
sten Versicherungen von der Fähigkeit und Zuneh-
mung meines Sohnes gegeben hat. Von ersterem
bin ich einigermassen ohne das überführet: von
letzterem aber finde gerade das Gegentheil. Jch
darf mich sicher auf das Urtheil meines Freundes
verlassen, welches denn auch dem Herrn Pastor
Friedenlieb nicht unbekant ist.
Treulieb. Jn Schulen sind der iungen Leute
viel, unter denen nicht alle einerlei Fähigkeit be-
sitzen: Dahero komt es wohl freilich, daß man-
cher munterer Kopf seinem schläfrigen Mitschüler
zum Besten versäumet wird. Geschickte und getreue
Schulleute vermeiden dieses. Sie hätten wohl
gethan, wenn sie ihren Sohn, ausser den öffent-
lichen Stunden, auch besonders annoch hätten
unterweisen lassen.
Husa. Dies habe ich auch auf Anrathen des
Herrn Pastors gethan, und hoffe ihn dadurch im
Stande zu setzen, gegen den Winter mit Nutzen
die höheren Schulen besuchen zu können. Was
meinen sie ist er nicht zu munter zur Gottes gelahrheit?
Treulieb. Zu einer solchen Wissenschaft kann
er nie munter und fähig genung seyn: er muß aber
beizeiten angewöhnet werden, sein natürliches Feuer
durch


als wenn andere, die ſolches vermeiden wollen,
mit iungen Leuten als mit Herren umgehen, und
ſie in einer natuͤrlichen Einbildung unterhalten.
Huſa. Dies alles kann man freilich ohne Scha-
den ertragen, und ſich deſſen nach eigenem Gefallen
befreien. Nimmer aber kann ich es unſerm Herrn
Rector zu gute halten, wenn er mir iederzeit die be-
ſten Verſicherungen von der Faͤhigkeit und Zuneh-
mung meines Sohnes gegeben hat. Von erſterem
bin ich einigermaſſen ohne das uͤberfuͤhret: von
letzterem aber finde gerade das Gegentheil. Jch
darf mich ſicher auf das Urtheil meines Freundes
verlaſſen, welches denn auch dem Herrn Paſtor
Friedenlieb nicht unbekant iſt.
Treulieb. Jn Schulen ſind der iungen Leute
viel, unter denen nicht alle einerlei Faͤhigkeit be-
ſitzen: Dahero komt es wohl freilich, daß man-
cher munterer Kopf ſeinem ſchlaͤfrigen Mitſchuͤler
zum Beſten verſaͤumet wird. Geſchickte und getreue
Schulleute vermeiden dieſes. Sie haͤtten wohl
gethan, wenn ſie ihren Sohn, auſſer den oͤffent-
lichen Stunden, auch beſonders annoch haͤtten
unterweiſen laſſen.
Huſa. Dies habe ich auch auf Anrathen des
Herrn Paſtors gethan, und hoffe ihn dadurch im
Stande zu ſetzen, gegen den Winter mit Nutzen
die hoͤheren Schulen beſuchen zu koͤnnen. Was
meinen ſie iſt er nicht zu munter zur Gottes gelahrheit?
Treulieb. Zu einer ſolchen Wiſſenſchaft kann
er nie munter und faͤhig genung ſeyn: er muß aber
beizeiten angewoͤhnet werden, ſein natuͤrliches Feuer
durch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#REC">
            <p><pb facs="#f0098" n="94"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
als wenn andere, die &#x017F;olches vermeiden wollen,<lb/>
mit iungen Leuten als mit Herren umgehen, und<lb/>
&#x017F;ie in einer natu&#x0364;rlichen Einbildung unterhalten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HUS">
            <speaker>Hu&#x017F;a.</speaker>
            <p>Dies alles kann man freilich ohne Scha-<lb/>
den ertragen, und &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en nach eigenem Gefallen<lb/>
befreien. Nimmer aber kann ich es un&#x017F;erm Herrn<lb/>
Rector zu gute halten, wenn er mir iederzeit die be-<lb/>
&#x017F;ten Ver&#x017F;icherungen von der Fa&#x0364;higkeit und Zuneh-<lb/>
mung meines Sohnes gegeben hat. Von er&#x017F;terem<lb/>
bin ich einigerma&#x017F;&#x017F;en ohne das u&#x0364;berfu&#x0364;hret: von<lb/>
letzterem aber finde gerade das Gegentheil. Jch<lb/>
darf mich &#x017F;icher auf das Urtheil meines Freundes<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en, welches denn auch dem Herrn Pa&#x017F;tor<lb/>
Friedenlieb nicht unbekant i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TRE">
            <speaker>Treulieb.</speaker>
            <p>Jn Schulen &#x017F;ind der iungen Leute<lb/>
viel, unter denen nicht alle einerlei Fa&#x0364;higkeit be-<lb/>
&#x017F;itzen: Dahero komt es wohl freilich, daß man-<lb/>
cher munterer Kopf &#x017F;einem &#x017F;chla&#x0364;frigen Mit&#x017F;chu&#x0364;ler<lb/>
zum Be&#x017F;ten ver&#x017F;a&#x0364;umet wird. Ge&#x017F;chickte und getreue<lb/>
Schulleute vermeiden die&#x017F;es. Sie ha&#x0364;tten wohl<lb/>
gethan, wenn &#x017F;ie ihren Sohn, au&#x017F;&#x017F;er den o&#x0364;ffent-<lb/>
lichen Stunden, auch be&#x017F;onders annoch ha&#x0364;tten<lb/>
unterwei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HUS">
            <speaker>Hu&#x017F;a.</speaker>
            <p>Dies habe ich auch auf Anrathen des<lb/>
Herrn Pa&#x017F;tors gethan, und hoffe ihn dadurch im<lb/>
Stande zu &#x017F;etzen, gegen den Winter mit Nutzen<lb/>
die ho&#x0364;heren Schulen be&#x017F;uchen zu ko&#x0364;nnen. Was<lb/>
meinen &#x017F;ie i&#x017F;t er nicht zu munter zur Gottes gelahrheit?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TRE">
            <speaker>Treulieb.</speaker>
            <p>Zu einer &#x017F;olchen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft kann<lb/>
er nie munter und fa&#x0364;hig genung &#x017F;eyn: er muß aber<lb/>
beizeiten angewo&#x0364;hnet werden, &#x017F;ein natu&#x0364;rliches Feuer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0098] als wenn andere, die ſolches vermeiden wollen, mit iungen Leuten als mit Herren umgehen, und ſie in einer natuͤrlichen Einbildung unterhalten. Huſa. Dies alles kann man freilich ohne Scha- den ertragen, und ſich deſſen nach eigenem Gefallen befreien. Nimmer aber kann ich es unſerm Herrn Rector zu gute halten, wenn er mir iederzeit die be- ſten Verſicherungen von der Faͤhigkeit und Zuneh- mung meines Sohnes gegeben hat. Von erſterem bin ich einigermaſſen ohne das uͤberfuͤhret: von letzterem aber finde gerade das Gegentheil. Jch darf mich ſicher auf das Urtheil meines Freundes verlaſſen, welches denn auch dem Herrn Paſtor Friedenlieb nicht unbekant iſt. Treulieb. Jn Schulen ſind der iungen Leute viel, unter denen nicht alle einerlei Faͤhigkeit be- ſitzen: Dahero komt es wohl freilich, daß man- cher munterer Kopf ſeinem ſchlaͤfrigen Mitſchuͤler zum Beſten verſaͤumet wird. Geſchickte und getreue Schulleute vermeiden dieſes. Sie haͤtten wohl gethan, wenn ſie ihren Sohn, auſſer den oͤffent- lichen Stunden, auch beſonders annoch haͤtten unterweiſen laſſen. Huſa. Dies habe ich auch auf Anrathen des Herrn Paſtors gethan, und hoffe ihn dadurch im Stande zu ſetzen, gegen den Winter mit Nutzen die hoͤheren Schulen beſuchen zu koͤnnen. Was meinen ſie iſt er nicht zu munter zur Gottes gelahrheit? Treulieb. Zu einer ſolchen Wiſſenſchaft kann er nie munter und faͤhig genung ſeyn: er muß aber beizeiten angewoͤhnet werden, ſein natuͤrliches Feuer durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/98
Zitationshilfe: [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/98>, abgerufen am 18.12.2024.