Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

Bild:
<< vorherige Seite
Aber als die Nacht sich niedersenkte,
Giengen sie nach ihren weißen Höfen,
Und nachdem sie herrlich Mahl gehalten,
Gieng ein Jeder nach dem Schlafgemache. 100
Siehe, da geschah ein großes Wunder!
Wukaschin, den Eid mit Füßen tretend,
War es, der's zuerst der Gattin sagte:
"Hüte Dich, Du meine treue Liebe!
Gehe morgen nicht nach der Bojana! 105
Bringe nicht den Meistern ihre Mahlzeit!
Dir Dein junges Leben würd' es kosten.
Eingemauert in des Thurmes Grunde."
Auch Ugljescha trat den Eid mit Füßen;
Warnend sprach er zu der treuen Gattin: 110
"Täusche Dich nicht, meine treue Liebe!
Gehe morgen nicht nach der Bojana!
Bringe nicht den Meistern ihre Mahlzeit!
In der Jugend wärest Du verloren.
Eingemauert in des Thurmes Grunde." 115
Nur der junge Gojko hielt den Eidschwur,
Sagte nichts zu seiner treuen Gattin.
Als der Morgen nun des Morgens anbrach,
In der Früh' erhoben sich die Brüder,
Giengen nach dem Bau an der Bojana. 120
Aber als die Nacht sich niedersenkte,
Giengen sie nach ihren weißen Höfen,
Und nachdem sie herrlich Mahl gehalten,
Gieng ein Jeder nach dem Schlafgemache. 100
Siehe, da geschah ein großes Wunder!
Wukaschin, den Eid mit Füßen tretend,
War es, der's zuerst der Gattin sagte:
„Hüte Dich, Du meine treue Liebe!
Gehe morgen nicht nach der Bojana! 105
Bringe nicht den Meistern ihre Mahlzeit!
Dir Dein junges Leben würd' es kosten.
Eingemauert in des Thurmes Grunde.“
Auch Ugljescha trat den Eid mit Füßen;
Warnend sprach er zu der treuen Gattin: 110
„Täusche Dich nicht, meine treue Liebe!
Gehe morgen nicht nach der Bojana!
Bringe nicht den Meistern ihre Mahlzeit!
In der Jugend wärest Du verloren.
Eingemauert in des Thurmes Grunde.“ 115
Nur der junge Gojko hielt den Eidschwur,
Sagte nichts zu seiner treuen Gattin.
Als der Morgen nun des Morgens anbrach,
In der Früh' erhoben sich die Brüder,
Giengen nach dem Bau an der Bojana. 120
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0187" n="121"/>
            <lg>
              <l>Aber als die Nacht sich niedersenkte,</l><lb/>
              <l>Giengen sie nach ihren weißen Höfen,</l><lb/>
              <l>Und nachdem sie herrlich Mahl gehalten,</l><lb/>
              <l>Gieng ein Jeder nach dem Schlafgemache. <note place="right">100</note></l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Siehe, da geschah ein großes Wunder!</l><lb/>
              <l>Wukaschin, den Eid mit Füßen tretend,</l><lb/>
              <l>War es, der's zuerst der Gattin sagte:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hüte Dich, Du meine treue Liebe!</l><lb/>
              <l>Gehe morgen nicht nach der Bojana! <note place="right">105</note></l><lb/>
              <l>Bringe nicht den Meistern ihre Mahlzeit!</l><lb/>
              <l>Dir Dein junges Leben würd' es kosten.</l><lb/>
              <l>Eingemauert in des Thurmes Grunde.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Auch Ugljescha trat den Eid mit Füßen;</l><lb/>
              <l>Warnend sprach er zu der treuen Gattin: <note place="right">110</note></l><lb/>
              <l>&#x201E;Täusche Dich nicht, meine treue Liebe!</l><lb/>
              <l>Gehe morgen nicht nach der Bojana!</l><lb/>
              <l>Bringe nicht den Meistern ihre Mahlzeit!</l><lb/>
              <l>In der Jugend wärest Du verloren.</l><lb/>
              <l>Eingemauert in des Thurmes Grunde.&#x201C; <note place="right">115</note></l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Nur der junge Gojko hielt den Eidschwur,</l><lb/>
              <l>Sagte nichts zu seiner treuen Gattin.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Als der Morgen nun des Morgens anbrach,</l><lb/>
              <l>In der Früh' erhoben sich die Brüder,</l><lb/>
              <l>Giengen nach dem Bau an der Bojana. <note place="right">120</note></l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0187] Aber als die Nacht sich niedersenkte, Giengen sie nach ihren weißen Höfen, Und nachdem sie herrlich Mahl gehalten, Gieng ein Jeder nach dem Schlafgemache. Siehe, da geschah ein großes Wunder! Wukaschin, den Eid mit Füßen tretend, War es, der's zuerst der Gattin sagte: „Hüte Dich, Du meine treue Liebe! Gehe morgen nicht nach der Bojana! Bringe nicht den Meistern ihre Mahlzeit! Dir Dein junges Leben würd' es kosten. Eingemauert in des Thurmes Grunde.“ Auch Ugljescha trat den Eid mit Füßen; Warnend sprach er zu der treuen Gattin: „Täusche Dich nicht, meine treue Liebe! Gehe morgen nicht nach der Bojana! Bringe nicht den Meistern ihre Mahlzeit! In der Jugend wärest Du verloren. Eingemauert in des Thurmes Grunde.“ Nur der junge Gojko hielt den Eidschwur, Sagte nichts zu seiner treuen Gattin. Als der Morgen nun des Morgens anbrach, In der Früh' erhoben sich die Brüder, Giengen nach dem Bau an der Bojana.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-30T17:55:01Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/187
Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/187>, abgerufen am 21.11.2024.