Da er niemand drum befragen konnte? Als das zehnte Jahr nun angebrochen, Kam es in den Sinn dem Fündling Simon, Einmal nach dem Kloster rückzukehren, 80 Und er wendete sogleich sein Roß um. Eines Morgens ritt er in der Frühe, Grade auf die weiße Feste Buda. Hoch herangewachsen war der Jüngling, Schön und blühend war er, wie ein Mädchen, 85 Wohl gepflegt sein gutes, weißes Rößlein. Munter auf den Budischen Gefilden Sprang er hin, und sang aus weißem Halse. Sah ihn so die Königin von Buda, Aber als sie ernstlich ihn betrachtet, 90 Rief sie also ihrer schlanken Sclavin:
"Hurtig geh' hinunter, schlanke Sclavin! Halt das weiße Roß an jenes Reiters, Sage ihm: die Königin verlangt Dich, Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!" --95
Hurtig gieng dahin die schlanke Sclavin, Und des Simons Roß am Zügel fassend, Sprach sie also flüsternd zu dem Reiter: "Halt, o Held! die Königin verlangt Dich, Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!" --100 Simon wendete sogleich sein Roß um, Und in dem Gehöf' des weißen Thurmes,
Da er niemand drum befragen konnte? Als das zehnte Jahr nun angebrochen, Kam es in den Sinn dem Fündling Simon, Einmal nach dem Kloster rückzukehren, 80 Und er wendete sogleich sein Roß um. Eines Morgens ritt er in der Frühe, Grade auf die weiße Feste Buda. Hoch herangewachsen war der Jüngling, Schön und blühend war er, wie ein Mädchen, 85 Wohl gepflegt sein gutes, weißes Rößlein. Munter auf den Budischen Gefilden Sprang er hin, und sang aus weißem Halse. Sah ihn so die Königin von Buda, Aber als sie ernstlich ihn betrachtet, 90 Rief sie also ihrer schlanken Sclavin:
„Hurtig geh' hinunter, schlanke Sclavin! Halt das weiße Roß an jenes Reiters, Sage ihm: die Königin verlangt Dich, Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —95
Hurtig gieng dahin die schlanke Sclavin, Und des Simons Roß am Zügel fassend, Sprach sie also flüsternd zu dem Reiter: „Halt, o Held! die Königin verlangt Dich, Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —100 Simon wendete sogleich sein Roß um, Und in dem Gehöf' des weißen Thurmes,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0208"n="142"/><lg><l>Da er niemand drum befragen konnte?</l><lb/><l>Als das zehnte Jahr nun angebrochen,</l><lb/><l>Kam es in den Sinn dem Fündling Simon,</l><lb/><l>Einmal nach dem Kloster rückzukehren, <noteplace="right">80</note></l><lb/><l>Und er wendete sogleich sein Roß um.</l><lb/><l>Eines Morgens ritt er in der Frühe,</l><lb/><l>Grade auf die weiße Feste Buda.</l><lb/><l>Hoch herangewachsen war der Jüngling,</l><lb/><l>Schön und blühend war er, wie ein Mädchen, <noteplace="right">85</note></l><lb/><l>Wohl gepflegt sein gutes, weißes Rößlein.</l><lb/><l>Munter auf den Budischen Gefilden</l><lb/><l>Sprang er hin, und sang aus weißem Halse.</l><lb/><l>Sah ihn so die Königin von Buda,</l><lb/><l>Aber als sie ernstlich ihn betrachtet, <noteplace="right">90</note></l><lb/><l>Rief sie also ihrer schlanken Sclavin:</l></lg><lb/><lg><l>„Hurtig geh' hinunter, schlanke Sclavin!</l><lb/><l>Halt das weiße Roß an jenes Reiters,</l><lb/><l>Sage ihm: die Königin verlangt Dich,</l><lb/><l>Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“—<noteplace="right">95</note></l></lg><lb/><lg><l>Hurtig gieng dahin die schlanke Sclavin,</l><lb/><l>Und des Simons Roß am Zügel fassend,</l><lb/><l>Sprach sie also flüsternd zu dem Reiter:</l><lb/><l>„Halt, o Held! die Königin verlangt Dich,</l><lb/><l>Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“—<noteplace="right">100</note></l><lb/><l>Simon wendete sogleich sein Roß um,</l><lb/><l>Und in dem Gehöf' des weißen Thurmes,</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[142/0208]
Da er niemand drum befragen konnte?
Als das zehnte Jahr nun angebrochen,
Kam es in den Sinn dem Fündling Simon,
Einmal nach dem Kloster rückzukehren,
Und er wendete sogleich sein Roß um.
Eines Morgens ritt er in der Frühe,
Grade auf die weiße Feste Buda.
Hoch herangewachsen war der Jüngling,
Schön und blühend war er, wie ein Mädchen,
Wohl gepflegt sein gutes, weißes Rößlein.
Munter auf den Budischen Gefilden
Sprang er hin, und sang aus weißem Halse.
Sah ihn so die Königin von Buda,
Aber als sie ernstlich ihn betrachtet,
Rief sie also ihrer schlanken Sclavin:
„Hurtig geh' hinunter, schlanke Sclavin!
Halt das weiße Roß an jenes Reiters,
Sage ihm: die Königin verlangt Dich,
Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —
Hurtig gieng dahin die schlanke Sclavin,
Und des Simons Roß am Zügel fassend,
Sprach sie also flüsternd zu dem Reiter:
„Halt, o Held! die Königin verlangt Dich,
Hat mit Dir ein gutes Wort zu reden!“ —
Simon wendete sogleich sein Roß um,
Und in dem Gehöf' des weißen Thurmes,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-30T17:55:01Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: keine Angabe;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): keine Angabe;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: keine Angabe;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/208>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.