welcher sie den Völkern kund gegeben wird, gestaltet sich ver- schieden in den verschiebnen Jahrhunderten.
Soliman fand schnell Gelegenheit, die Hülfe, welche die christlichen Mächte ihm zugesagt, in Anspruch zu nehmen. Sein Bruder, Mussa, machte ihm den Thron streitig , und kam ebenfalls nach Europa. In einer Schlacht, nahe bey1403 Byzanz, entschied Stephan von Serbien für Soliman, und Mussa floh nach Kleinasien. Soliman zeigte sich jenem wenig dankbar dafür. Georg Brankowitsch, der dem Trak- tat zu Byzanz gemäß, dort festgehalten ward, entfloh in das türkische Lager, und fand den Sultan geneigt, seine Ansprü- che auf Serbien zu unterstützen. Stephan sah sich nun ge- nöthigt, ungarische Hülfe zu suchen. Abermals ward auf dem Amselfelde, bey Tripol, eine bedeutende Schlacht geschlagen, in welcher jedoch die Serben und Ungarn Sieger blieben, und welche den erstern für einige Jahre Frieden sicherte.
Stephan benutzte diese Zeit zu manchen weisen Einrich- tungen. Er stellte die lang vermißte Ordnung des Geschäfts- ganges wieder her, strafte mit Milde, und entschied nicht über den Schuldigen nach der eigenwilligen Art slavischer Herr- scher. Daneben war er auch durch viele fromme Stiftungen sehr auf das Wohl seiner Seele bedacht, und so geschah es, daß ihm, wie seinem Vater, Geistlichkeit und Laien mit glei- cher Liebe ergeben waren.
Allein diese glücklicheren Verhältnisse dauerten nur einige Jahre. Unter türkischem Schutz fiel sein eigner Bruder Wuk mit einem Heere des Sultan Soliman in Serbien ein, und begehrte die Abtretung der Hälfte des Landes. Unvorbereitet,1408 den Bruder schonend, floh Stephan nach Belgrad. Feuer und Verwüstung bezeichnete die Wege der Verfolgenden. Sechs Monate lang wütheten diese ungezähmten Haufen in Ser- bien, bis Stephan sich entschloß, in den schmählichen Vertrag einzugehen, welchen sein Bruder und Georg Brankowitsch
welcher sie den Völkern kund gegeben wird, gestaltet sich ver- schieden in den verschiebnen Jahrhunderten.
Soliman fand schnell Gelegenheit, die Hülfe, welche die christlichen Mächte ihm zugesagt, in Anspruch zu nehmen. Sein Bruder, Mussa, machte ihm den Thron streitig , und kam ebenfalls nach Europa. In einer Schlacht, nahe bey1403 Byzanz, entschied Stephan von Serbien für Soliman, und Mussa floh nach Kleinasien. Soliman zeigte sich jenem wenig dankbar dafür. Georg Brankowitsch, der dem Trak- tat zu Byzanz gemäß, dort festgehalten ward, entfloh in das türkische Lager, und fand den Sultan geneigt, seine Ansprü- che auf Serbien zu unterstützen. Stephan sah sich nun ge- nöthigt, ungarische Hülfe zu suchen. Abermals ward auf dem Amselfelde, bey Tripol, eine bedeutende Schlacht geschlagen, in welcher jedoch die Serben und Ungarn Sieger blieben, und welche den erstern für einige Jahre Frieden sicherte.
Stephan benutzte diese Zeit zu manchen weisen Einrich- tungen. Er stellte die lang vermißte Ordnung des Geschäfts- ganges wieder her, strafte mit Milde, und entschied nicht über den Schuldigen nach der eigenwilligen Art slavischer Herr- scher. Daneben war er auch durch viele fromme Stiftungen sehr auf das Wohl seiner Seele bedacht, und so geschah es, daß ihm, wie seinem Vater, Geistlichkeit und Laien mit glei- cher Liebe ergeben waren.
Allein diese glücklicheren Verhältnisse dauerten nur einige Jahre. Unter türkischem Schutz fiel sein eigner Bruder Wuk mit einem Heere des Sultan Soliman in Serbien ein, und begehrte die Abtretung der Hälfte des Landes. Unvorbereitet,1408 den Bruder schonend, floh Stephan nach Belgrad. Feuer und Verwüstung bezeichnete die Wege der Verfolgenden. Sechs Monate lang wütheten diese ungezähmten Haufen in Ser- bien, bis Stephan sich entschloß, in den schmählichen Vertrag einzugehen, welchen sein Bruder und Georg Brankowitsch
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[XXXVI/0056]
welcher sie den Völkern kund gegeben wird, gestaltet sich ver-
schieden in den verschiebnen Jahrhunderten.
Soliman fand schnell Gelegenheit, die Hülfe, welche
die christlichen Mächte ihm zugesagt, in Anspruch zu nehmen.
Sein Bruder, Mussa, machte ihm den Thron streitig , und
kam ebenfalls nach Europa. In einer Schlacht, nahe bey
Byzanz, entschied Stephan von Serbien für Soliman, und
Mussa floh nach Kleinasien. Soliman zeigte sich jenem
wenig dankbar dafür. Georg Brankowitsch, der dem Trak-
tat zu Byzanz gemäß, dort festgehalten ward, entfloh in das
türkische Lager, und fand den Sultan geneigt, seine Ansprü-
che auf Serbien zu unterstützen. Stephan sah sich nun ge-
nöthigt, ungarische Hülfe zu suchen. Abermals ward auf dem
Amselfelde, bey Tripol, eine bedeutende Schlacht geschlagen,
in welcher jedoch die Serben und Ungarn Sieger blieben, und
welche den erstern für einige Jahre Frieden sicherte.
1403
Stephan benutzte diese Zeit zu manchen weisen Einrich-
tungen. Er stellte die lang vermißte Ordnung des Geschäfts-
ganges wieder her, strafte mit Milde, und entschied nicht
über den Schuldigen nach der eigenwilligen Art slavischer Herr-
scher. Daneben war er auch durch viele fromme Stiftungen
sehr auf das Wohl seiner Seele bedacht, und so geschah es,
daß ihm, wie seinem Vater, Geistlichkeit und Laien mit glei-
cher Liebe ergeben waren.
Allein diese glücklicheren Verhältnisse dauerten nur einige
Jahre. Unter türkischem Schutz fiel sein eigner Bruder Wuk
mit einem Heere des Sultan Soliman in Serbien ein, und
begehrte die Abtretung der Hälfte des Landes. Unvorbereitet,
den Bruder schonend, floh Stephan nach Belgrad. Feuer
und Verwüstung bezeichnete die Wege der Verfolgenden. Sechs
Monate lang wütheten diese ungezähmten Haufen in Ser-
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. XXXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/56>, abgerufen am 16.02.2025.
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