Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XVI, 8. Woche, Erfurt (Thüringen), 21. Februar 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

"müsten. Die Gentes werden auch nicht leicht so treuhertzig seyn,
"daß sie ihre Gewalt hergeben, und in die Hände gewisser priva-
"torum
lieffern solten. Wenn auch alles dieses geschehen, und
"sie hätten ein gut Urthel verfertiget, wie wolte hernach das Colle-
"gium
die Execution über die Principes haben. Daher siehet
"man, daß dieses nur Vaterlands-Gedancken vom Grotio sind,
"denn Grotius hat eher als der von St. Pierre, und schon L. 2.
"de Jure B. & P. cap
. 23. §. 8. daran gedacht, die keinen Exitum
"haben.

Neuigkeiten von Teutschland.

Zu Wien sprengt man abermahls neue Zeitungen vom Marquis
de Botta aus, denn ein Petersburger Courier, hat dem Be-
richt überbracht, daß gedachter Marquis in der Rußischen Resi-
dentz öffentlich vor unschuldig erkläret worden. Und durch eben
diesen Courier vernimmt man, daß sich die zwey Frantzösischen
Staats-Bothen, de la Chetardie, und Mr. Dallion, in ihren Zim-
mer so hefftig miteinander überworffen, daß ihr Mercurialischer
Schlangen-Stab sich so gar in blutige Degen verwandelt, wodurch
der eine ( man hat vergessen zu melden, welcher von beyden, ) sehr
verwundet worden. Zur Ursache giebt man an: weil einer klüger
als der andere seyn wollen, folglich immer eine moquerie und
Staats-Eifersucht der andern bis zum Duelliren die Hand gebo-
then. Jedoch dörfften unsere Leser dieses zur Zeit nicht eben vor
eine untrügliche Wahrheit annehmen, denn der Weg von Peters-
burg bis Wien ist vielen Ab- und Zugängen unterworffen; wir
läugnen aber nicht, daß uns wenigstens der neue Bericht wegen
der Bottaischen Affaire aus vielen hier nicht anzuführen nöthigen
Ursachen gantz wahrscheinlich vorkommt, weil die gantze Sache vor
eine solche in ihrer Beschaffenheit sehr delicate That viel zu schläffrig
geführet worden.

Zu Ende des Januarii hat der Hr. General Roth die unver-
muthete Königl. Ungarische Ordre bekommen, binnen 24. Stun-
den von Wien in Commissis Reginae abzugehen, die Ursache, der
Ort und die Beschaffenheit dieses Befehls wird sehr geheim gehal-
ten.


„müsten. Die Gentes werden auch nicht leicht so treuhertzig seyn,
„daß sie ihre Gewalt hergeben, und in die Hände gewisser priva-
„torum
lieffern solten. Wenn auch alles dieses geschehen, und
„sie hätten ein gut Urthel verfertiget, wie wolte hernach das Colle-
„gium
die Execution über die Principes haben. Daher siehet
„man, daß dieses nur Vaterlands-Gedancken vom Grotio sind,
„denn Grotius hat eher als der von St. Pierre, und schon L. 2.
„de Jure B. & P. cap
. 23. §. 8. daran gedacht, die keinen Exitum
„haben.

Neuigkeiten von Teutschland.

Zu Wien sprengt man abermahls neue Zeitungen vom Marquis
de Botta aus, denn ein Petersburger Courier, hat dem Be-
richt überbracht, daß gedachter Marquis in der Rußischen Resi-
dentz öffentlich vor unschuldig erkläret worden. Und durch eben
diesen Courier vernimmt man, daß sich die zwey Frantzösischen
Staats-Bothen, de la Chetardie, und Mr. Dallion, in ihren Zim-
mer so hefftig miteinander überworffen, daß ihr Mercurialischer
Schlangen-Stab sich so gar in blutige Degen verwandelt, wodurch
der eine ( man hat vergessen zu melden, welcher von beyden, ) sehr
verwundet worden. Zur Ursache giebt man an: weil einer klüger
als der andere seyn wollen, folglich immer eine moquerie und
Staats-Eifersucht der andern bis zum Duelliren die Hand gebo-
then. Jedoch dörfften unsere Leser dieses zur Zeit nicht eben vor
eine untrügliche Wahrheit annehmen, denn der Weg von Peters-
burg bis Wien ist vielen Ab- und Zugängen unterworffen; wir
läugnen aber nicht, daß uns wenigstens der neue Bericht wegen
der Bottaischen Affaire aus vielen hier nicht anzuführen nöthigen
Ursachen gantz wahrscheinlich vorkommt, weil die gantze Sache vor
eine solche in ihrer Beschaffenheit sehr delicate That viel zu schläffrig
geführet worden.

Zu Ende des Januarii hat der Hr. General Roth die unver-
muthete Königl. Ungarische Ordre bekommen, binnen 24. Stun-
den von Wien in Commiſſis Reginæ abzugehen, die Ursache, der
Ort und die Beschaffenheit dieses Befehls wird sehr geheim gehal-
ten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle">
        <p><pb facs="#f0003" n="123"/>
&#x201E;müsten. Die <hi rendition="#aq">Gentes</hi> werden auch nicht leicht so treuhertzig seyn,<lb/>
&#x201E;daß sie ihre Gewalt hergeben, und in die Hände gewisser <hi rendition="#aq">priva-<lb/>
&#x201E;torum</hi> lieffern solten. Wenn auch alles dieses geschehen, und<lb/>
&#x201E;sie hätten ein gut Urthel verfertiget, wie wolte hernach das <hi rendition="#aq">Colle-<lb/>
&#x201E;gium</hi> die <hi rendition="#aq">Execution</hi> über die <hi rendition="#aq">Principes</hi> haben. Daher siehet<lb/>
&#x201E;man, daß dieses nur Vaterlands-Gedancken vom <hi rendition="#aq">Grotio</hi> sind,<lb/>
&#x201E;denn <hi rendition="#aq">Grotius</hi> hat eher als der von St. Pierre, und schon <hi rendition="#aq">L. 2.<lb/>
&#x201E;de Jure B. &amp; P. cap</hi>. 23. §. 8. daran gedacht, die keinen <hi rendition="#aq">Exitum</hi><lb/>
&#x201E;haben.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <head>Neuigkeiten von Teutschland.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">Z</hi>u Wien sprengt man abermahls neue Zeitungen vom Marquis<lb/>
de Botta aus, denn ein Petersburger Courier, hat dem Be-<lb/>
richt überbracht, daß gedachter Marquis in der Rußischen Resi-<lb/>
dentz öffentlich vor unschuldig erkläret worden. Und durch eben<lb/>
diesen Courier vernimmt man, daß sich die zwey Frantzösischen<lb/>
Staats-Bothen, <hi rendition="#aq">de la Chetardie</hi>, und <hi rendition="#aq">Mr. Dallion</hi>, in ihren Zim-<lb/>
mer so hefftig miteinander überworffen, daß ihr Mercurialischer<lb/>
Schlangen-Stab sich so gar in blutige Degen verwandelt, wodurch<lb/>
der eine ( man hat vergessen zu melden, welcher von beyden, ) sehr<lb/>
verwundet worden. Zur Ursache giebt man an: weil einer klüger<lb/>
als der andere seyn wollen, folglich immer eine <hi rendition="#aq">moquerie</hi> und<lb/>
Staats-Eifersucht der andern bis zum <hi rendition="#aq">Duelli</hi>ren die Hand gebo-<lb/>
then. Jedoch dörfften unsere Leser dieses zur Zeit nicht eben vor<lb/>
eine untrügliche Wahrheit annehmen, denn der Weg von Peters-<lb/>
burg bis Wien ist vielen Ab- und Zugängen unterworffen; wir<lb/>
läugnen aber nicht, daß uns wenigstens der neue Bericht wegen<lb/>
der Bottaischen Affaire aus vielen hier nicht anzuführen nöthigen<lb/>
Ursachen gantz wahrscheinlich vorkommt, weil die gantze Sache vor<lb/>
eine solche in ihrer Beschaffenheit sehr <hi rendition="#aq">delicate</hi> That viel zu schläffrig<lb/>
geführet worden.</p><lb/>
          <p>Zu Ende des Januarii hat der Hr. General Roth die unver-<lb/>
muthete Königl. Ungarische Ordre bekommen, binnen 24. Stun-<lb/>
den von Wien in <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;is Reginæ</hi> abzugehen, die Ursache, der<lb/>
Ort und die Beschaffenheit dieses Befehls wird sehr geheim gehal-<lb/>
ten.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0003] „müsten. Die Gentes werden auch nicht leicht so treuhertzig seyn, „daß sie ihre Gewalt hergeben, und in die Hände gewisser priva- „torum lieffern solten. Wenn auch alles dieses geschehen, und „sie hätten ein gut Urthel verfertiget, wie wolte hernach das Colle- „gium die Execution über die Principes haben. Daher siehet „man, daß dieses nur Vaterlands-Gedancken vom Grotio sind, „denn Grotius hat eher als der von St. Pierre, und schon L. 2. „de Jure B. & P. cap. 23. §. 8. daran gedacht, die keinen Exitum „haben. Neuigkeiten von Teutschland. Zu Wien sprengt man abermahls neue Zeitungen vom Marquis de Botta aus, denn ein Petersburger Courier, hat dem Be- richt überbracht, daß gedachter Marquis in der Rußischen Resi- dentz öffentlich vor unschuldig erkläret worden. Und durch eben diesen Courier vernimmt man, daß sich die zwey Frantzösischen Staats-Bothen, de la Chetardie, und Mr. Dallion, in ihren Zim- mer so hefftig miteinander überworffen, daß ihr Mercurialischer Schlangen-Stab sich so gar in blutige Degen verwandelt, wodurch der eine ( man hat vergessen zu melden, welcher von beyden, ) sehr verwundet worden. Zur Ursache giebt man an: weil einer klüger als der andere seyn wollen, folglich immer eine moquerie und Staats-Eifersucht der andern bis zum Duelliren die Hand gebo- then. Jedoch dörfften unsere Leser dieses zur Zeit nicht eben vor eine untrügliche Wahrheit annehmen, denn der Weg von Peters- burg bis Wien ist vielen Ab- und Zugängen unterworffen; wir läugnen aber nicht, daß uns wenigstens der neue Bericht wegen der Bottaischen Affaire aus vielen hier nicht anzuführen nöthigen Ursachen gantz wahrscheinlich vorkommt, weil die gantze Sache vor eine solche in ihrer Beschaffenheit sehr delicate That viel zu schläffrig geführet worden. Zu Ende des Januarii hat der Hr. General Roth die unver- muthete Königl. Ungarische Ordre bekommen, binnen 24. Stun- den von Wien in Commiſſis Reginæ abzugehen, die Ursache, der Ort und die Beschaffenheit dieses Befehls wird sehr geheim gehal- ten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0216_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0216_1744/3
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XVI, 8. Woche, Erfurt (Thüringen), 21. Februar 1744, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0216_1744/3>, abgerufen am 21.11.2024.