Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Mit Ahndungen hast du das Kind ge¬ pflegt, Und zogst mit ihm durch fabelhafte Auen; Hast, als das Urbild zartgesinnter Frauen, Des Jünglings Herz zum höchsten Schwung bewegt. Was fesselt mich an irdische Beschwer¬ den? Ist nicht mein Herz und Leben ewig Dein? Und schirmt mich Deine Liebe nicht auf Erden? Ich darf für Dich der edlen Kunst mich weihn; Denn Du, Geliebte, willst die Muse werden, Und stiller Schutzgeist meiner Dichtung seyn. Mit Ahndungen haſt du das Kind ge¬ pflegt, Und zogſt mit ihm durch fabelhafte Auen; Haſt, als das Urbild zartgeſinnter Frauen, Des Jünglings Herz zum höchſten Schwung bewegt. Was feſſelt mich an irdiſche Beſchwer¬ den? Iſt nicht mein Herz und Leben ewig Dein? Und ſchirmt mich Deine Liebe nicht auf Erden? Ich darf für Dich der edlen Kunſt mich weihn; Denn Du, Geliebte, willſt die Muſe werden, Und ſtiller Schutzgeiſt meiner Dichtung ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0012" n="4"/> <l>Mit Ahndungen haſt du das Kind ge¬<lb/><hi rendition="#et">pflegt,</hi></l><lb/> <l>Und zogſt mit ihm durch fabelhafte<lb/><hi rendition="#et">Auen;</hi></l><lb/> <l>Haſt, als das Urbild zartgeſinnter<lb/><hi rendition="#et">Frauen,</hi></l><lb/> <l>Des Jünglings Herz zum höchſten<lb/><hi rendition="#et">Schwung bewegt.</hi></l><lb/> <l>Was feſſelt mich an irdiſche Beſchwer¬<lb/><hi rendition="#et">den?</hi></l><lb/> <l>Iſt nicht mein Herz und Leben ewig<lb/><hi rendition="#et">Dein?</hi></l><lb/> <l>Und ſchirmt mich Deine Liebe nicht<lb/><hi rendition="#et">auf Erden?</hi></l><lb/> <l>Ich darf für Dich der edlen Kunſt mich<lb/><hi rendition="#et">weihn;</hi></l><lb/> <l>Denn Du, Geliebte, willſt die Muſe<lb/><hi rendition="#et">werden,</hi></l><lb/> <l>Und ſtiller Schutzgeiſt meiner Dichtung<lb/><hi rendition="#et">ſeyn.</hi></l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0012]
Mit Ahndungen haſt du das Kind ge¬
pflegt,
Und zogſt mit ihm durch fabelhafte
Auen;
Haſt, als das Urbild zartgeſinnter
Frauen,
Des Jünglings Herz zum höchſten
Schwung bewegt.
Was feſſelt mich an irdiſche Beſchwer¬
den?
Iſt nicht mein Herz und Leben ewig
Dein?
Und ſchirmt mich Deine Liebe nicht
auf Erden?
Ich darf für Dich der edlen Kunſt mich
weihn;
Denn Du, Geliebte, willſt die Muſe
werden,
Und ſtiller Schutzgeiſt meiner Dichtung
ſeyn.
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