Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Und wenn des Herbstes Früchte prangen Sie legen ihn in enge Wiegen In's unterirdische Geschoß. Er träumt von Festen und von Siegen Und baut sich manches luft'ge Schloß. Es nahe keiner seiner Kammer, Wenn er sich ungeduldig drängt, Und jedes Band und jede Klammer Mit jugendlichen Kräften sprengt. Denn unsichtbare Wächter stellen So lang er träumt sich um ihn her; Und wer betritt die heil'gen Schwellen Den trift ihr luftumwundner Speer. So wie die Schwingen sich entfalten, Läßt er die lichten Augen sehn, Und wenn des Herbſtes Früchte prangen Sie legen ihn in enge Wiegen In's unterirdiſche Geſchoß. Er träumt von Feſten und von Siegen Und baut ſich manches luft'ge Schloß. Es nahe keiner ſeiner Kammer, Wenn er ſich ungeduldig drängt, Und jedes Band und jede Klammer Mit jugendlichen Kräften ſprengt. Denn unſichtbare Wächter ſtellen So lang er träumt ſich um ihn her; Und wer betritt die heil'gen Schwellen Den trift ihr luftumwundner Speer. So wie die Schwingen ſich entfalten, Läßt er die lichten Augen ſehn, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0231" n="223"/> <l>Und wenn des Herbſtes Früchte prangen</l><lb/> <l>Springt auch das goldne Kind hervor.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Sie legen ihn in enge Wiegen</l><lb/> <l>In's unterirdiſche Geſchoß.</l><lb/> <l>Er träumt von Feſten und von Siegen</l><lb/> <l>Und baut ſich manches luft'ge Schloß.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Es nahe keiner ſeiner Kammer,</l><lb/> <l>Wenn er ſich ungeduldig drängt,</l><lb/> <l>Und jedes Band und jede Klammer</l><lb/> <l>Mit jugendlichen Kräften ſprengt.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Denn unſichtbare Wächter ſtellen</l><lb/> <l>So lang er träumt ſich um ihn her;</l><lb/> <l>Und wer betritt die heil'gen Schwellen</l><lb/> <l>Den trift ihr luftumwundner Speer.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>So wie die Schwingen ſich entfalten,</l><lb/> <l>Läßt er die lichten Augen ſehn,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0231]
Und wenn des Herbſtes Früchte prangen
Springt auch das goldne Kind hervor.
Sie legen ihn in enge Wiegen
In's unterirdiſche Geſchoß.
Er träumt von Feſten und von Siegen
Und baut ſich manches luft'ge Schloß.
Es nahe keiner ſeiner Kammer,
Wenn er ſich ungeduldig drängt,
Und jedes Band und jede Klammer
Mit jugendlichen Kräften ſprengt.
Denn unſichtbare Wächter ſtellen
So lang er träumt ſich um ihn her;
Und wer betritt die heil'gen Schwellen
Den trift ihr luftumwundner Speer.
So wie die Schwingen ſich entfalten,
Läßt er die lichten Augen ſehn,
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