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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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deine Gestalt durchdringt und mir überall
entgegen leuchtet, du würdest kein Alter
fürchten. Deine irdische Gestalt ist nur ein
Schatten dieses Bildes. Die irdischen Kräfte
ringen und quellen um es festzuhalten, aber
die Natur ist noch unreif; das Bild ist ein
ewiges Urbild, ein Theil der unbekannten
heiligen Welt. -- Ich verstehe dich, lieber
Heinrich, denn ich sehe etwas Ähnliches,
wenn ich dich anschaue. -- Ja Mathilde,
die höhere Welt ist uns näher, als wir ge¬
wöhnlich denken. Schon hier leben wir in
ihr, und wir erblicken sie auf das Innigste
mit der irdischen Natur verwebt. -- Du wirst
mir noch viel herrliche Sachen offenbaren,
Geliebtester. -- O! Mathilde, von dir allein
kommt mir die Gabe der Weißagung. Alles
ist ja dein, was ich habe; deine Liebe wird
mich in die Heiligthümer des Lebens, in das
Allerheiligste des Gemüths führen; du wirst

deine Geſtalt durchdringt und mir überall
entgegen leuchtet, du würdeſt kein Alter
fürchten. Deine irdiſche Geſtalt iſt nur ein
Schatten dieſes Bildes. Die irdiſchen Kräfte
ringen und quellen um es feſtzuhalten, aber
die Natur iſt noch unreif; das Bild iſt ein
ewiges Urbild, ein Theil der unbekannten
heiligen Welt. — Ich verſtehe dich, lieber
Heinrich, denn ich ſehe etwas Ähnliches,
wenn ich dich anſchaue. — Ja Mathilde,
die höhere Welt iſt uns näher, als wir ge¬
wöhnlich denken. Schon hier leben wir in
ihr, und wir erblicken ſie auf das Innigſte
mit der irdiſchen Natur verwebt. — Du wirſt
mir noch viel herrliche Sachen offenbaren,
Geliebteſter. — O! Mathilde, von dir allein
kommt mir die Gabe der Weißagung. Alles
iſt ja dein, was ich habe; deine Liebe wird
mich in die Heiligthümer des Lebens, in das
Allerheiligſte des Gemüths führen; du wirſt

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[264/0272] deine Geſtalt durchdringt und mir überall entgegen leuchtet, du würdeſt kein Alter fürchten. Deine irdiſche Geſtalt iſt nur ein Schatten dieſes Bildes. Die irdiſchen Kräfte ringen und quellen um es feſtzuhalten, aber die Natur iſt noch unreif; das Bild iſt ein ewiges Urbild, ein Theil der unbekannten heiligen Welt. — Ich verſtehe dich, lieber Heinrich, denn ich ſehe etwas Ähnliches, wenn ich dich anſchaue. — Ja Mathilde, die höhere Welt iſt uns näher, als wir ge¬ wöhnlich denken. Schon hier leben wir in ihr, und wir erblicken ſie auf das Innigſte mit der irdiſchen Natur verwebt. — Du wirſt mir noch viel herrliche Sachen offenbaren, Geliebteſter. — O! Mathilde, von dir allein kommt mir die Gabe der Weißagung. Alles iſt ja dein, was ich habe; deine Liebe wird mich in die Heiligthümer des Lebens, in das Allerheiligſte des Gemüths führen; du wirſt

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/272>, abgerufen am 21.11.2024.