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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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einer unbekannten, unsäglichen Herrlichkeit.
Aber es giebt auch düstere und ernste und
entsezliche Umwölkungen, in denen alle
Schrecken der alten Nacht zu drohen schei¬
nen: nie scheint sich der Himmel wieder
aufheitern zu wollen, das heitre Blau ist
vertilgt, und ein fahles Kupferroth auf
schwarzgrauem Grunde weckt Grauen und
Angst in jeder Brust. Wenn dann die ver¬
derblichen Strahlen herunterzucken und mit
höhnischem Gelächter die schmetternden Don¬
nerschläge hinter drein fallen, so werden wir
bis ins Innerste beängstigt, und wenn in
uns dann nicht das erhabne Gefühl unsrer
sittlichen Obermacht entsteht, so glauben
wir den Schreknissen der Hölle, der Gewalt
böser Geister überliefert zu seyn. Es sind
Nachhalle der alten unmenschlichen Natur,
aber auch weckende Stimmen der höheren
Natur, des himmlischen Gewissens in uns.

einer unbekannten, unſäglichen Herrlichkeit.
Aber es giebt auch düſtere und ernſte und
entſezliche Umwölkungen, in denen alle
Schrecken der alten Nacht zu drohen ſchei¬
nen: nie ſcheint ſich der Himmel wieder
aufheitern zu wollen, das heitre Blau iſt
vertilgt, und ein fahles Kupferroth auf
ſchwarzgrauem Grunde weckt Grauen und
Angſt in jeder Bruſt. Wenn dann die ver¬
derblichen Strahlen herunterzucken und mit
höhniſchem Gelächter die ſchmetternden Don¬
nerſchläge hinter drein fallen, ſo werden wir
bis ins Innerſte beängſtigt, und wenn in
uns dann nicht das erhabne Gefühl unſrer
ſittlichen Obermacht entſteht, ſo glauben
wir den Schrekniſſen der Hölle, der Gewalt
böſer Geiſter überliefert zu ſeyn. Es ſind
Nachhalle der alten unmenſchlichen Natur,
aber auch weckende Stimmen der höheren
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[37/0383] einer unbekannten, unſäglichen Herrlichkeit. Aber es giebt auch düſtere und ernſte und entſezliche Umwölkungen, in denen alle Schrecken der alten Nacht zu drohen ſchei¬ nen: nie ſcheint ſich der Himmel wieder aufheitern zu wollen, das heitre Blau iſt vertilgt, und ein fahles Kupferroth auf ſchwarzgrauem Grunde weckt Grauen und Angſt in jeder Bruſt. Wenn dann die ver¬ derblichen Strahlen herunterzucken und mit höhniſchem Gelächter die ſchmetternden Don¬ nerſchläge hinter drein fallen, ſo werden wir bis ins Innerſte beängſtigt, und wenn in uns dann nicht das erhabne Gefühl unſrer ſittlichen Obermacht entſteht, ſo glauben wir den Schrekniſſen der Hölle, der Gewalt böſer Geiſter überliefert zu ſeyn. Es ſind Nachhalle der alten unmenſchlichen Natur, aber auch weckende Stimmen der höheren Natur, des himmliſchen Gewiſſens in uns.

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/383>, abgerufen am 21.11.2024.