Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Annehmlichkeiten messen, die in spätern Zei¬
ten ein bemittelter Privatmann sich und den
Seinigen ohne Verschwendung verschaffen
konnte. Dafür war aber der Sinn für die
Geräthschaften und Habseeligkeiten, die der
Mensch zum mannichfachen Dienst seines Le¬
bens um sich her versammelt, desto zarter
und tiefer. Sie waren den Menschen wer¬
ther und merkwürdiger. Zog schon das Ge¬
heimniß der Natur und die Entstehung ihrer
Körper den ahndenden Geist an: so erhöhte
die seltnere Kunst ihrer Bearbeitung die ro¬
mantische Ferne, aus der man sie erhielt
und die Heiligkeit ihres Alterthums, da sie
sorgfältiger bewahrt, oft das Besitzthum meh¬
rerer Nachkommenschaften wurden, die Nei¬
gung zu diesen stummen Gefährten des Le¬
bens. Oft wurden sie zu dem Rang von
geweihten Pfändern eines besondern Segens
und Schicksals erhoben, und das Wohl

gan¬

Annehmlichkeiten meſſen, die in ſpätern Zei¬
ten ein bemittelter Privatmann ſich und den
Seinigen ohne Verſchwendung verſchaffen
konnte. Dafür war aber der Sinn für die
Geräthſchaften und Habſeeligkeiten, die der
Menſch zum mannichfachen Dienſt ſeines Le¬
bens um ſich her verſammelt, deſto zarter
und tiefer. Sie waren den Menſchen wer¬
ther und merkwürdiger. Zog ſchon das Ge¬
heimniß der Natur und die Entſtehung ihrer
Körper den ahndenden Geiſt an: ſo erhöhte
die ſeltnere Kunſt ihrer Bearbeitung die ro¬
mantiſche Ferne, aus der man ſie erhielt
und die Heiligkeit ihres Alterthums, da ſie
ſorgfältiger bewahrt, oft das Beſitzthum meh¬
rerer Nachkommenſchaften wurden, die Nei¬
gung zu dieſen ſtummen Gefährten des Le¬
bens. Oft wurden ſie zu dem Rang von
geweihten Pfändern eines beſondern Segens
und Schickſals erhoben, und das Wohl

gan¬
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0040" n="32"/>
Annehmlichkeiten me&#x017F;&#x017F;en, die in &#x017F;pätern Zei¬<lb/>
ten ein bemittelter Privatmann &#x017F;ich und den<lb/>
Seinigen ohne Ver&#x017F;chwendung ver&#x017F;chaffen<lb/>
konnte. Dafür war aber der Sinn für die<lb/>
Geräth&#x017F;chaften und Hab&#x017F;eeligkeiten, die der<lb/>
Men&#x017F;ch zum mannichfachen Dien&#x017F;t &#x017F;eines Le¬<lb/>
bens um &#x017F;ich her ver&#x017F;ammelt, de&#x017F;to zarter<lb/>
und tiefer. Sie waren den Men&#x017F;chen wer¬<lb/>
ther und merkwürdiger. Zog &#x017F;chon das Ge¬<lb/>
heimniß der Natur und die Ent&#x017F;tehung ihrer<lb/>
Körper den ahndenden Gei&#x017F;t an: &#x017F;o erhöhte<lb/>
die &#x017F;eltnere Kun&#x017F;t ihrer Bearbeitung die ro¬<lb/>
manti&#x017F;che Ferne, aus der man &#x017F;ie erhielt<lb/>
und die Heiligkeit ihres Alterthums, da &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;orgfältiger bewahrt, oft das Be&#x017F;itzthum meh¬<lb/>
rerer Nachkommen&#x017F;chaften wurden, die Nei¬<lb/>
gung zu die&#x017F;en &#x017F;tummen Gefährten des Le¬<lb/>
bens. Oft wurden &#x017F;ie zu dem Rang von<lb/>
geweihten Pfändern eines be&#x017F;ondern Segens<lb/>
und Schick&#x017F;als erhoben, und das Wohl<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gan¬<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0040] Annehmlichkeiten meſſen, die in ſpätern Zei¬ ten ein bemittelter Privatmann ſich und den Seinigen ohne Verſchwendung verſchaffen konnte. Dafür war aber der Sinn für die Geräthſchaften und Habſeeligkeiten, die der Menſch zum mannichfachen Dienſt ſeines Le¬ bens um ſich her verſammelt, deſto zarter und tiefer. Sie waren den Menſchen wer¬ ther und merkwürdiger. Zog ſchon das Ge¬ heimniß der Natur und die Entſtehung ihrer Körper den ahndenden Geiſt an: ſo erhöhte die ſeltnere Kunſt ihrer Bearbeitung die ro¬ mantiſche Ferne, aus der man ſie erhielt und die Heiligkeit ihres Alterthums, da ſie ſorgfältiger bewahrt, oft das Beſitzthum meh¬ rerer Nachkommenſchaften wurden, die Nei¬ gung zu dieſen ſtummen Gefährten des Le¬ bens. Oft wurden ſie zu dem Rang von geweihten Pfändern eines beſondern Segens und Schickſals erhoben, und das Wohl gan¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/40
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/40>, abgerufen am 21.11.2024.