Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Siebenbürgern.

DAs Land Siebenbürgen oder Transilvania ist durchgehends mit hohen Bergen gleichsam umbzeunet/ beschliesset in sich eine Ebene so 30. Meile lang/ und 6. Meile breit/ und hat allein fünff Zugänge/ welche wann sie wohl bewahret seyn / dies kleine Land unüberwindlich machen. Die Siebenbürger seyn kluge und starcke Leut/ gehen gekleidet bey nahe auff die Weise wie die Ungaren. Sie seyn ins gemein bescheiden/ freundlich/ gastfrey/ und gar wohl erzogen. Das gemeine Volck höret man alda Latein reden/ welches eine sonderbahre Anzeige ist der guten Unterweisung ihrer Jugend.

Sie ernehren sich meistentheils vom Ackerbaw/ und der Viehe-Zucht; Die auff der Ebene wohnen samblen schönen Weitzen/ Rocken/ Gärsten/ Bohnen; und die auf der Höhe oder an den Berge ihre Wohnungen haben/ haben schönen wolschmeckenden Wein/ Butter/ Käse/ Ochsen/ Schaffe/ Böcke und Pferde; also daß sie allerley Nohtdurfft nach eines jeden Bedürfftigkeit untereinander verhandlen.

Die Einwohner in Siebenbürgen bekennen sich alle sambt zum Reformirten Gottesdienst/ so daß man selten anderer Religion zugethane alda finden solte.

Die Provintz von Siebenbürgen ist ein frey Fürstenthumb/ dessen Fürsten über die Landsassen mit einer absoluten und ohnumbschrenckten Macht herschen/ doch nach dem ihre Fürsten geneiget seyn/ bezeigen sie einige Erkäntnis bald an den grossen Türcken/ bald an den römischen Käyser. Dies gesegnete Land hat sechs Städte/ unter welchen die Vornehmste Cromestate, Juliastrad und Hermcstad.

Von den Schweitzern.

DAs Schweißerland ist in dreyzehen Bundgenoßschafften getheilt/ worunter die von Bern die stärckeste und vornehmeste seyn. Die Schweitzer seyn ins gemein grob und groß von Leibe und Gliedern/ und also ansehnlich von Person/ welches durch ihre grosse und lange Bärte/ und wohl geschickte Geberden mehr Lust erweckt.

Ihre Kleidung kombt mit der Ansehnlichkeit ihrer Person wohl überein. Das Über-Kleid ist mit einigen langen Schnitten durchlöchert. Die

Von den Siebenbürgern.

DAs Land Siebenbürgen oder Transilvania ist durchgehends mit hohen Bergen gleichsam umbzeunet/ beschliesset in sich eine Ebene so 30. Meile lang/ und 6. Meile breit/ und hat allein fünff Zugänge/ welche wann sie wohl bewahret seyn / dies kleine Land unüberwindlich machen. Die Siebenbürger seyn kluge und starcke Leut/ gehen gekleidet bey nahe auff die Weise wie die Ungaren. Sie seyn ins gemein bescheiden/ freundlich/ gastfrey/ und gar wohl erzogen. Das gemeine Volck höret man alda Latein reden/ welches eine sonderbahre Anzeige ist der guten Unterweisung ihrer Jugend.

Sie ernehren sich meistentheils vom Ackerbaw/ und der Viehe-Zucht; Die auff der Ebene wohnen samblen schönen Weitzen/ Rocken/ Gärsten/ Bohnen; und die auf der Höhe oder an den Bergë ihre Wohnungen haben/ haben schönen wolschmeckenden Wein/ Butter/ Käse/ Ochsen/ Schaffe/ Böcke und Pferde; also daß sie allerley Nohtdurfft nach eines jeden Bedürfftigkeit untereinander verhandlen.

Die Einwohner in Siebenbürgen bekennen sich alle sambt zum Reformirten Gottesdienst/ so daß man selten anderer Religion zugethane alda finden solte.

Die Provintz von Siebenbürgen ist ein frey Fürstenthumb/ dessen Fürsten über die Landsassen mit einer absoluten und ohnumbschrenckten Macht herschen/ doch nach dem ihre Fürsten geneiget seyn/ bezeigen sie einige Erkäntnis bald an den grossen Türcken/ bald an den römischen Käyser. Dies gesegnete Land hat sechs Städte/ unter welchen die Vornehmste Cromestate, Juliastrad und Hermcstad.

Von den Schweitzern.

DAs Schweißerland ist in dreyzehen Bundgenoßschafften getheilt/ worunter die von Bern die stärckeste und vornehmeste seyn. Die Schweitzer seyn ins gemein grob und groß von Leibe und Gliedern/ und also ansehnlich von Person/ welches durch ihre grosse und lange Bärte/ und wohl geschickte Geberden mehr Lust erweckt.

Ihre Kleidung kombt mit der Ansehnlichkeit ihrer Person wohl überein. Das Über-Kleid ist mit einigen langen Schnitten durchlöchert. Die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0107" n="95"/>
      </div>
      <div>
        <head>Von den Siebenbürgern.</head>
        <p>DAs Land Siebenbürgen oder Transilvania ist durchgehends mit hohen Bergen                      gleichsam umbzeunet/ beschliesset in sich eine Ebene so 30. Meile lang/ und 6.                      Meile breit/ und hat allein fünff Zugänge/ welche wann sie wohl bewahret seyn                     / dies kleine Land unüberwindlich machen. Die Siebenbürger seyn kluge und                      starcke Leut/ gehen gekleidet bey nahe auff die Weise wie die Ungaren. Sie seyn                      ins gemein bescheiden/ freundlich/ gastfrey/ und gar wohl erzogen. Das                      gemeine Volck höret man alda Latein reden/ welches eine sonderbahre Anzeige ist                      der guten Unterweisung ihrer Jugend.</p>
        <p>Sie ernehren sich meistentheils vom Ackerbaw/ und der Viehe-Zucht; Die auff der                      Ebene wohnen samblen schönen Weitzen/ Rocken/ Gärsten/ Bohnen; und die auf                      der Höhe oder an den Bergë ihre Wohnungen haben/ haben schönen wolschmeckenden                      Wein/ Butter/ Käse/ Ochsen/ Schaffe/ Böcke und Pferde; also daß sie                      allerley Nohtdurfft nach eines jeden Bedürfftigkeit untereinander                      verhandlen.</p>
        <p>Die Einwohner in Siebenbürgen bekennen sich alle sambt zum Reformirten                      Gottesdienst/ so daß man selten anderer Religion zugethane alda finden                      solte.</p>
        <p>Die Provintz von Siebenbürgen ist ein frey Fürstenthumb/ dessen Fürsten über die                      Landsassen mit einer absoluten und ohnumbschrenckten Macht herschen/ doch nach                      dem ihre Fürsten geneiget seyn/ bezeigen sie einige Erkäntnis bald an den                      grossen Türcken/ bald an den römischen Käyser. Dies gesegnete Land hat sechs                      Städte/ unter welchen die Vornehmste Cromestate, Juliastrad und Hermcstad.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Von den Schweitzern.</head>
        <p>DAs Schweißerland ist in dreyzehen Bundgenoßschafften getheilt/ worunter die von                      Bern die stärckeste und vornehmeste seyn. Die Schweitzer seyn ins gemein grob                      und groß von Leibe und Gliedern/ und also ansehnlich von Person/ welches durch                      ihre grosse und lange Bärte/ und wohl geschickte Geberden mehr Lust                      erweckt.</p>
        <p>Ihre Kleidung kombt mit der Ansehnlichkeit ihrer Person wohl überein. Das                      Über-Kleid ist mit einigen langen Schnitten durchlöchert. Die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0107] Von den Siebenbürgern. DAs Land Siebenbürgen oder Transilvania ist durchgehends mit hohen Bergen gleichsam umbzeunet/ beschliesset in sich eine Ebene so 30. Meile lang/ und 6. Meile breit/ und hat allein fünff Zugänge/ welche wann sie wohl bewahret seyn / dies kleine Land unüberwindlich machen. Die Siebenbürger seyn kluge und starcke Leut/ gehen gekleidet bey nahe auff die Weise wie die Ungaren. Sie seyn ins gemein bescheiden/ freundlich/ gastfrey/ und gar wohl erzogen. Das gemeine Volck höret man alda Latein reden/ welches eine sonderbahre Anzeige ist der guten Unterweisung ihrer Jugend. Sie ernehren sich meistentheils vom Ackerbaw/ und der Viehe-Zucht; Die auff der Ebene wohnen samblen schönen Weitzen/ Rocken/ Gärsten/ Bohnen; und die auf der Höhe oder an den Bergë ihre Wohnungen haben/ haben schönen wolschmeckenden Wein/ Butter/ Käse/ Ochsen/ Schaffe/ Böcke und Pferde; also daß sie allerley Nohtdurfft nach eines jeden Bedürfftigkeit untereinander verhandlen. Die Einwohner in Siebenbürgen bekennen sich alle sambt zum Reformirten Gottesdienst/ so daß man selten anderer Religion zugethane alda finden solte. Die Provintz von Siebenbürgen ist ein frey Fürstenthumb/ dessen Fürsten über die Landsassen mit einer absoluten und ohnumbschrenckten Macht herschen/ doch nach dem ihre Fürsten geneiget seyn/ bezeigen sie einige Erkäntnis bald an den grossen Türcken/ bald an den römischen Käyser. Dies gesegnete Land hat sechs Städte/ unter welchen die Vornehmste Cromestate, Juliastrad und Hermcstad. Von den Schweitzern. DAs Schweißerland ist in dreyzehen Bundgenoßschafften getheilt/ worunter die von Bern die stärckeste und vornehmeste seyn. Die Schweitzer seyn ins gemein grob und groß von Leibe und Gliedern/ und also ansehnlich von Person/ welches durch ihre grosse und lange Bärte/ und wohl geschickte Geberden mehr Lust erweckt. Ihre Kleidung kombt mit der Ansehnlichkeit ihrer Person wohl überein. Das Über-Kleid ist mit einigen langen Schnitten durchlöchert. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/107
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/107>, abgerufen am 24.11.2024.