Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.Waywoden/ Castellaner, Landboten und andere grosse Herrn des Reichs. Die Krönung wird mit grosser Pracht und Herrlichkeit vollführet. In schweren und hochwichtigen Fürfällen wird ein algemeiner Reichstag außgeschrieben/ worauff eine grosse Menge vom Adel erscheinet/ doch vielmahls scheidet diese Versamblung unvergnüget und unverrichteter Sache voneinander. Es ist das polnische Reich zu der schiedenen Zeiten durch den Einfall der grausamen Tartarn und wiederspänstigen Cosacken nicht wenig verunruhiget worden / dadurch viele schöne Länder verwüstet/ außgeplündert/ und mancher Mensch in die Schlaverey geführet worden: Doch haben die Polen offtmahls diesen Einbrüchen männlich wie derstanden/ und ihren Feinden den Raub wieder abgenommen/ und die gefangene Menschen erlöset. Die Fußstapffen der schwedischen Krieges-Macht sollen nicht so bald im polnischen Reich außgestrichen werden. Die meiste Handelung der Polen geschiehet mit Korn/ damit sie überflüssig versehen seyn/ und an andere Völcker mildiglich mittheilen können. Honig / Wachs/ und Felle der wilden Thire/ bringen ihnen grossen Gewinn. Die alten Einwohner in Polen/ da sie noch Heiden waren/ beteten das Feur / geheiligte Bäume und Schlangen an. Die Verstorbene wur[unleserliches Material] en mit ihren Pferde und Waffen verbrand; Bey die übergebliebene Asche wurde Speise und Meht gesetzet; Dann sie meineten/ daß die Seele des Nachts sich damit labete und erquickete. Mit der Zauberey und schwartzen Kunst seyn sie nebst andern nordischen Völckern sehr beschmitzet gewesen. Jetziger Zeit wird in Pole der römisch-catholische und evangelische Gottesdienst geübet; und über diesen werden daselbst viele Juden/ Arrianer und Socinianer gefunden. Von den Muscovitern. DIe Einwohner in Muscovien/ die auch Russen genennet werden/ seyn meistentheils hurtig und wolgestalt von Leibe. Die lange Bärte und dicke Bäuche vermehren ihr Ansehen; Die Haar des Hauptes lassen sie biß über die Ohren abscheren; Wieder die Kälte und allerhand Ungemach seyn sie sehr hart. Die Kleidung der Vornehmsten/ als Kaufleute/ Kneesen sc. ist sehr kostbahr. Die langen Röcke mit den langen beyhangenden Armelen seyn meistentheils von violet-dunckelbraun / Waywoden/ Castellaner, Landboten und andere grosse Herrn des Reichs. Die Krönung wird mit grosser Pracht und Herrlichkeit vollführet. In schweren und hochwichtigen Fürfällen wird ein algemeiner Reichstag außgeschrieben/ worauff eine grosse Menge vom Adel erscheinet/ doch vielmahls scheidet diese Versamblung unvergnüget und unverrichteter Sache voneinander. Es ist das polnische Reich zu der schiedenen Zeiten durch den Einfall der grausamen Tartarn und wiederspänstigen Cosacken nicht wenig verunruhiget worden / dadurch viele schöne Länder verwüstet/ außgeplündert/ und mancher Mensch in die Schlaverey geführet worden: Doch haben die Polen offtmahls diesen Einbrüchen männlich wie derstanden/ und ihren Feinden den Raub wieder abgenommen/ und die gefangene Menschen erlöset. Die Fußstapffen der schwedischen Krieges-Macht sollen nicht so bald im polnischen Reich außgestrichen werden. Die meiste Handelung der Polen geschiehet mit Korn/ damit sie überflüssig versehen seyn/ und an andere Völcker mildiglich mittheilen können. Honig / Wachs/ und Felle der wilden Thire/ bringen ihnen grossen Gewinn. Die alten Einwohner in Polen/ da sie noch Heiden waren/ beteten das Feur / geheiligte Bäume und Schlangen an. Die Verstorbene wur[unleserliches Material] en mit ihren Pferde und Waffen verbrand; Bey die übergebliebene Asche wurde Speise und Meht gesetzet; Dann sie meineten/ daß die Seele des Nachts sich damit labete und erquickete. Mit der Zauberey und schwartzen Kunst seyn sie nebst andern nordischen Völckern sehr beschmitzet gewesen. Jetziger Zeit wird in Polë der römisch-catholische und evangelische Gottesdienst geübet; und über diesen werden daselbst viele Juden/ Arrianer und Socinianer gefunden. Von den Muscovitern. DIe Einwohner in Muscovien/ die auch Russen genennet werden/ seyn meistentheils hurtig und wolgestalt von Leibe. Die lange Bärte und dicke Bäuche vermehren ihr Ansehen; Die Haar des Hauptes lassen sie biß über die Ohren abscheren; Wieder die Kälte und allerhand Ungemach seyn sie sehr hart. Die Kleidung der Vornehmsten/ als Kaufleute/ Kneesen sc. ist sehr kostbahr. Die langen Röcke mit den langen beyhangenden Armelen seyn meistentheils von violet-dunckelbraun / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0130" n="118"/> Waywoden/ Castellaner, Landboten und andere grosse Herrn des Reichs. Die Krönung wird mit grosser Pracht und Herrlichkeit vollführet.</p> <p>In schweren und hochwichtigen Fürfällen wird ein algemeiner Reichstag außgeschrieben/ worauff eine grosse Menge vom Adel erscheinet/ doch vielmahls scheidet diese Versamblung unvergnüget und unverrichteter Sache voneinander.</p> <p>Es ist das polnische Reich zu der schiedenen Zeiten durch den Einfall der grausamen Tartarn und wiederspänstigen Cosacken nicht wenig verunruhiget worden / dadurch viele schöne Länder verwüstet/ außgeplündert/ und mancher Mensch in die Schlaverey geführet worden: Doch haben die Polen offtmahls diesen Einbrüchen männlich wie derstanden/ und ihren Feinden den Raub wieder abgenommen/ und die gefangene Menschen erlöset. Die Fußstapffen der schwedischen Krieges-Macht sollen nicht so bald im polnischen Reich außgestrichen werden.</p> <p>Die meiste Handelung der Polen geschiehet mit Korn/ damit sie überflüssig versehen seyn/ und an andere Völcker mildiglich mittheilen können. Honig / Wachs/ und Felle der wilden Thire/ bringen ihnen grossen Gewinn.</p> <p>Die alten Einwohner in Polen/ da sie noch Heiden waren/ beteten das Feur / geheiligte Bäume und Schlangen an.</p> <p>Die Verstorbene wur<gap reason="illegible"/> en mit ihren Pferde und Waffen verbrand; Bey die übergebliebene Asche wurde Speise und Meht gesetzet; Dann sie meineten/ daß die Seele des Nachts sich damit labete und erquickete. Mit der Zauberey und schwartzen Kunst seyn sie nebst andern nordischen Völckern sehr beschmitzet gewesen. 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Waywoden/ Castellaner, Landboten und andere grosse Herrn des Reichs. Die Krönung wird mit grosser Pracht und Herrlichkeit vollführet.
In schweren und hochwichtigen Fürfällen wird ein algemeiner Reichstag außgeschrieben/ worauff eine grosse Menge vom Adel erscheinet/ doch vielmahls scheidet diese Versamblung unvergnüget und unverrichteter Sache voneinander.
Es ist das polnische Reich zu der schiedenen Zeiten durch den Einfall der grausamen Tartarn und wiederspänstigen Cosacken nicht wenig verunruhiget worden / dadurch viele schöne Länder verwüstet/ außgeplündert/ und mancher Mensch in die Schlaverey geführet worden: Doch haben die Polen offtmahls diesen Einbrüchen männlich wie derstanden/ und ihren Feinden den Raub wieder abgenommen/ und die gefangene Menschen erlöset. Die Fußstapffen der schwedischen Krieges-Macht sollen nicht so bald im polnischen Reich außgestrichen werden.
Die meiste Handelung der Polen geschiehet mit Korn/ damit sie überflüssig versehen seyn/ und an andere Völcker mildiglich mittheilen können. Honig / Wachs/ und Felle der wilden Thire/ bringen ihnen grossen Gewinn.
Die alten Einwohner in Polen/ da sie noch Heiden waren/ beteten das Feur / geheiligte Bäume und Schlangen an.
Die Verstorbene wur_ en mit ihren Pferde und Waffen verbrand; Bey die übergebliebene Asche wurde Speise und Meht gesetzet; Dann sie meineten/ daß die Seele des Nachts sich damit labete und erquickete. Mit der Zauberey und schwartzen Kunst seyn sie nebst andern nordischen Völckern sehr beschmitzet gewesen. Jetziger Zeit wird in Polë der römisch-catholische und evangelische Gottesdienst geübet; und über diesen werden daselbst viele Juden/ Arrianer und Socinianer gefunden.
Von den Muscovitern. DIe Einwohner in Muscovien/ die auch Russen genennet werden/ seyn meistentheils hurtig und wolgestalt von Leibe. Die lange Bärte und dicke Bäuche vermehren ihr Ansehen; Die Haar des Hauptes lassen sie biß über die Ohren abscheren; Wieder die Kälte und allerhand Ungemach seyn sie sehr hart.
Die Kleidung der Vornehmsten/ als Kaufleute/ Kneesen sc. ist sehr kostbahr. Die langen Röcke mit den langen beyhangenden Armelen seyn meistentheils von violet-dunckelbraun /
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/130>, abgerufen am 16.02.2025. |