Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.vielerley Fische mit / immittelst sind die franens Personen geschäfftig mit den Ackerbau und der häußlichen Arbeit. Die Männer nehmen hier so viel Frauen als sie begehren/ welches die Ursach ist / das ihr Land so Volckreich ist/ und so viel Sclaven herauß gibt. Die Frauen / wann sie in gebehrens Nöhten seyn/ schämen sich gar nicht/ und laufft jederman / jung und alt/ Männer und jungen hinzu. So bald nu die Frau geboren hat / gehet sie nach den Strom/ umb sich nebst ihren jung gebohrnen Kinde rein zu waschen/ und kehren dan in selbiger Stunde so fort wieder an ihre gewöhnliche Arbeit. So lange das Kind noch keine Zähne hat/ enthält sich die Mutter aus einer wunderlichen einbildung der Männlichen Beywohnung/ denn sie glauben festiglich / daß/ so fern die fleischliche Vermischung vor der Zeit geschehe/ das Kind alsobald plötzlich müsse sterben. Ihre schreyende Kinder zu stillen/ haben sie eine sonderliche Manier: Sie nehmen Wasser/ und besprengen mit vollen Händen die Kinder damit ins Angesicht/ und daß so lange/ biß sie aufhören zu weinen. Welche manier/ bey uns eher eine Ursach die Kinder zu weinen zu bewegen/ als zu stillen/ seyn solte. Ihre Religion betreffend/ so werden bey diesen Moren die jungen Kinder fast auff Türckische weise beschnitten/ wiewol sonsten mehrentheils alle Moren von allen Gottes-Dienst gantz frembd zu seyn scheinen. Etliche unter ihnen beten die Sonnen an/ als den Mann und grössesten/ und den Mond/ als die Frau und den andern Gott; Dazu halten sie sonderliche Festtage; die sie der Sonnen zugeeigenet haben/ fangen sie gar frühe an/ ehe die Sonne ihren Horizon erreichet/ und alsdann heissen sie dieselbe bey ihren Auffgang mit grossen Jauchtzen und seltzamen geberden willkommen. Die Festtage des Monden/ werden mit nicht geringer heiliger Einbildung gefeyret/ welches des Nachtes geschicht / wann der Mond weiß ist/ dessen schein alsdann von den alten und jungen mit verlangen erwartet wird. Man findet auch unter ihnen/ die eine gewisse Art Drachen/ so groß als einen Wider/ mit opferen und sonst göttlich Verehren. Andere erweisen einigen Bergen / Bäumen/ pflantzen/ und thieren göttliche Ehre/ oder beten an das jenige / welches sie am meisten lieben/ oder dafür sie sich am meistin fürchten. Das Kauffen und Verkauffen/ oder den Handel dieser Leute/ so bey den Christen ins werck gesetzet/ und im Gebrauch ist/ wird bey vielen als ein unerlaubte Sache verachtet und gethadelt; Allein die Menschen-Handler behelfe sich mit diesem außflucht/ nemlich/ daß diese Leu- vielerley Fische mit / immittelst sind die franens Personen geschäfftig mit den Ackerbau und der häußlichen Arbeit. Die Männer nehmen hier so viel Frauen als sie begehren/ welches die Ursach ist / das ihr Land so Volckreich ist/ und so viel Sclaven herauß gibt. Die Frauen / wann sie in gebehrens Nöhten seyn/ schämen sich gar nicht/ und laufft jederman / jung und alt/ Männer und jungen hinzu. So bald nu die Frau geboren hat / gehet sie nach den Strom/ umb sich nebst ihren jung gebohrnen Kinde rein zu waschen/ und kehren dan in selbiger Stunde so fort wieder an ihre gewöhnliche Arbeit. So lange das Kind noch keine Zähne hat/ enthält sich die Mutter aus einer wunderlichen einbildung der Männlichen Beywohnung/ denn sie glauben festiglich / daß/ so fern die fleischliche Vermischung vor der Zeit geschehe/ das Kind alsobald plötzlich müsse sterben. Ihre schreyende Kinder zu stillen/ haben sie eine sonderliche Manier: Sie nehmen Wasser/ und besprengen mit vollen Händen die Kinder damit ins Angesicht/ und daß so lange/ biß sie aufhören zu weinen. Welche manier/ bey uns eher eine Ursach die Kinder zu weinen zu bewegen/ als zu stillen/ seyn solte. Ihre Religion betreffend/ so werden bey diesen Moren die jungen Kinder fast auff Türckische weise beschnitten/ wiewol sonsten mehrentheils alle Moren von allen Gottes-Dienst gantz frembd zu seyn scheinen. Etliche unter ihnen beten die Sonnen an/ als den Mann und grössesten/ und den Mond/ als die Frau und den andern Gott; Dazu halten sie sonderliche Festtage; die sie der Sonnen zugeeigenet haben/ fangen sie gar frühe an/ ehe die Sonne ihren Horizon erreichet/ und alsdann heissen sie dieselbe bey ihren Auffgang mit grossen Jauchtzen und seltzamen geberden willkommen. Die Festtage des Monden/ werden mit nicht geringer heiliger Einbildung gefeyret/ welches des Nachtes geschicht / wann der Mond weiß ist/ dessen schein alsdann von den alten und jungen mit verlangen erwartet wird. Man findet auch unter ihnen/ die eine gewisse Art Drachen/ so groß als einen Wider/ mit opferen und sonst göttlich Verehren. Andere erweisen einigen Bergen / Bäumen/ pflantzen/ und thieren göttliche Ehre/ oder beten an das jenige / welches sie am meisten lieben/ oder dafür sie sich am meistin fürchten. Das Kauffen und Verkauffen/ oder den Handel dieser Leute/ so bey den Christen ins werck gesetzet/ und im Gebrauch ist/ wird bey vielen als ein unerlaubte Sache verachtet und gethadelt; Allein die Menschen-Handler behelfë sich mit diesem außflucht/ nemlich/ daß diese Leu- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0052" n="40"/> vielerley Fische mit / immittelst sind die franens Personen geschäfftig mit den Ackerbau und der häußlichen Arbeit.</p> <p>Die Männer nehmen hier so viel Frauen als sie begehren/ welches die Ursach ist / das ihr Land so Volckreich ist/ und so viel Sclaven herauß gibt. Die Frauen / wann sie in gebehrens Nöhten seyn/ schämen sich gar nicht/ und laufft jederman / jung und alt/ Männer und jungen hinzu. So bald nu die Frau geboren hat / gehet sie nach den Strom/ umb sich nebst ihren jung gebohrnen Kinde rein zu waschen/ und kehren dan in selbiger Stunde so fort wieder an ihre gewöhnliche Arbeit.</p> <p>So lange das Kind noch keine Zähne hat/ enthält sich die Mutter aus einer wunderlichen einbildung der Männlichen Beywohnung/ denn sie glauben festiglich / daß/ so fern die fleischliche Vermischung vor der Zeit geschehe/ das Kind alsobald plötzlich müsse sterben.</p> <p>Ihre schreyende Kinder zu stillen/ haben sie eine sonderliche Manier: Sie nehmen Wasser/ und besprengen mit vollen Händen die Kinder damit ins Angesicht/ und daß so lange/ biß sie aufhören zu weinen. Welche manier/ bey uns eher eine Ursach die Kinder zu weinen zu bewegen/ als zu stillen/ seyn solte.</p> <p>Ihre Religion betreffend/ so werden bey diesen Moren die jungen Kinder fast auff Türckische weise beschnitten/ wiewol sonsten mehrentheils alle Moren von allen Gottes-Dienst gantz frembd zu seyn scheinen. Etliche unter ihnen beten die Sonnen an/ als den Mann und grössesten/ und den Mond/ als die Frau und den andern Gott; Dazu halten sie sonderliche Festtage; die sie der Sonnen zugeeigenet haben/ fangen sie gar frühe an/ ehe die Sonne ihren Horizon erreichet/ und alsdann heissen sie dieselbe bey ihren Auffgang mit grossen Jauchtzen und seltzamen geberden willkommen. Die Festtage des Monden/ werden mit nicht geringer heiliger Einbildung gefeyret/ welches des Nachtes geschicht / wann der Mond weiß ist/ dessen schein alsdann von den alten und jungen mit verlangen erwartet wird.</p> <p>Man findet auch unter ihnen/ die eine gewisse Art Drachen/ so groß als einen Wider/ mit opferen und sonst göttlich Verehren. Andere erweisen einigen Bergen / Bäumen/ pflantzen/ und thieren göttliche Ehre/ oder beten an das jenige / welches sie am meisten lieben/ oder dafür sie sich am meistin fürchten.</p> <p>Das Kauffen und Verkauffen/ oder den Handel dieser Leute/ so bey den Christen ins werck gesetzet/ und im Gebrauch ist/ wird bey vielen als ein unerlaubte Sache verachtet und gethadelt; Allein die Menschen-Handler behelfë sich mit diesem außflucht/ nemlich/ daß diese Leu- </p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0052]
vielerley Fische mit / immittelst sind die franens Personen geschäfftig mit den Ackerbau und der häußlichen Arbeit.
Die Männer nehmen hier so viel Frauen als sie begehren/ welches die Ursach ist / das ihr Land so Volckreich ist/ und so viel Sclaven herauß gibt. Die Frauen / wann sie in gebehrens Nöhten seyn/ schämen sich gar nicht/ und laufft jederman / jung und alt/ Männer und jungen hinzu. So bald nu die Frau geboren hat / gehet sie nach den Strom/ umb sich nebst ihren jung gebohrnen Kinde rein zu waschen/ und kehren dan in selbiger Stunde so fort wieder an ihre gewöhnliche Arbeit.
So lange das Kind noch keine Zähne hat/ enthält sich die Mutter aus einer wunderlichen einbildung der Männlichen Beywohnung/ denn sie glauben festiglich / daß/ so fern die fleischliche Vermischung vor der Zeit geschehe/ das Kind alsobald plötzlich müsse sterben.
Ihre schreyende Kinder zu stillen/ haben sie eine sonderliche Manier: Sie nehmen Wasser/ und besprengen mit vollen Händen die Kinder damit ins Angesicht/ und daß so lange/ biß sie aufhören zu weinen. Welche manier/ bey uns eher eine Ursach die Kinder zu weinen zu bewegen/ als zu stillen/ seyn solte.
Ihre Religion betreffend/ so werden bey diesen Moren die jungen Kinder fast auff Türckische weise beschnitten/ wiewol sonsten mehrentheils alle Moren von allen Gottes-Dienst gantz frembd zu seyn scheinen. Etliche unter ihnen beten die Sonnen an/ als den Mann und grössesten/ und den Mond/ als die Frau und den andern Gott; Dazu halten sie sonderliche Festtage; die sie der Sonnen zugeeigenet haben/ fangen sie gar frühe an/ ehe die Sonne ihren Horizon erreichet/ und alsdann heissen sie dieselbe bey ihren Auffgang mit grossen Jauchtzen und seltzamen geberden willkommen. Die Festtage des Monden/ werden mit nicht geringer heiliger Einbildung gefeyret/ welches des Nachtes geschicht / wann der Mond weiß ist/ dessen schein alsdann von den alten und jungen mit verlangen erwartet wird.
Man findet auch unter ihnen/ die eine gewisse Art Drachen/ so groß als einen Wider/ mit opferen und sonst göttlich Verehren. Andere erweisen einigen Bergen / Bäumen/ pflantzen/ und thieren göttliche Ehre/ oder beten an das jenige / welches sie am meisten lieben/ oder dafür sie sich am meistin fürchten.
Das Kauffen und Verkauffen/ oder den Handel dieser Leute/ so bey den Christen ins werck gesetzet/ und im Gebrauch ist/ wird bey vielen als ein unerlaubte Sache verachtet und gethadelt; Allein die Menschen-Handler behelfë sich mit diesem außflucht/ nemlich/ daß diese Leu-
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