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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

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Zwischen den Hirschen und Schlangen ist eine stetswährende Feindschafft: Sie suchen die Hölen der Schlangen auff/ und wann sie die gefunden/ wissen sie dieselben mit ihren stacken Ahtem herauß und in sich zu ziehen/ darumb wird auch gegläubet/ daß das gebrandte Hirschhorn eine sonderbahre Krafft habe die Schlangen zu vertreiben.

Das Hirschfleisch ist dienlich zu delicaten Gerichten auff grosser Herrn Taffeln / ob es aber eine gesunde Nahrung gäbe/ wird von vielen in Zweifel gezogen.

Die Artzte wissen ihren Vortheil mit einigen Stücken vom Hirsch in der Artzney zu schaffen/ zu dem Ende gebrauchen sie ein Rauchwerck von Hirschhaaren daß Niedersteigen der Bährmutter zu vertreibe. Daß Marck auß den Knochen ist ein sonderbahres Hülff-Mittel alle Pein zu sänfftigen/ und allen Brandt so durch heißes Wasser oder andere Nässe verursacht/ zu hellen. Es wird auch vor die Darmpein mit Wasser eingenommen/ mit einer Steckpillul eingestochen erweichet es die erhärtete Mutter.

Das Fett lindert das Podagram/ wird auch auff die Sproßen im Angesicht nützlich geschmiret.

Die Lunge im Ofen gedürret/ und mit Wein eingenommen hilff den Schwindsüchtigen und Engbrüstigen.

Das Hertzbein eines Hirsches wird als ein sonderlich Mittel wieder das Gifft gerühmet; Die Thränen treiben gewaltiglich den Schweiß. Das gebrandte Hirschhorn wird nicht allein wieder das Gifft mit grossen Nutzen gebrauchet/ sondern auch wieder das boßhaffte Fieber/ Bauchfluß/ und andere Kranckheiten mehr. Man bereitet auch von demselben bequeme Zahnstöcher/ die faule Zähne damit schön und weiß zu machen.

Von der Hinde.

DIe Hinde ist das Weibchen des Hirsches an Gestalt des Leibes kleiner als derselbe/ ohne Hörner/ scharff von Gesicht/ und treflich schnell sie hat vier Dütten/ wie eine Kuhe/ umb dadurch ihre Milch ihren Jungen zu reichen. Daß der Hauptman Sertorius im Kriege eine weisse Hinde mit sich zu Felde geführet/ und seinen unterhabenden spanischen Krieges-Volck weiß gemacht/ sie wehre ihm von Gott zugesandt/ und daß sie ihm von allen nohtwendigen Sachen zuvor verkündigen könte/ beschreiben Gellius, Titus Livius und Plutarchus. Wann er nun seinen Krieges-Volck etwas befehlen wolte/ daß ihm zu wiedern war/ sagte er/ es wehre ihm durch die

Zwischen den Hirschen und Schlangen ist eine stetswährende Feindschafft: Sie suchen die Hölen der Schlangen auff/ und wann sie die gefunden/ wissen sie dieselben mit ihren stacken Ahtem herauß und in sich zu ziehen/ darumb wird auch gegläubet/ daß das gebrandte Hirschhorn eine sonderbahre Krafft habe die Schlangen zu vertreiben.

Das Hirschfleisch ist dienlich zu delicaten Gerichten auff grosser Herrn Taffeln / ob es aber eine gesunde Nahrung gäbe/ wird von vielen in Zweifel gezogen.

Die Artzte wissen ihren Vortheil mit einigen Stücken vom Hirsch in der Artzney zu schaffen/ zu dem Ende gebrauchen sie ein Rauchwerck von Hirschhaaren daß Niedersteigen der Bährmutter zu vertreibë. Daß Marck auß den Knochen ist ein sonderbahres Hülff-Mittel alle Pein zu sänfftigen/ und allen Brandt so durch heißes Wasser oder andere Nässe verursacht/ zu hellen. Es wird auch vor die Darmpein mit Wasser eingenommen/ mit einer Steckpillul eingestochen erweichet es die erhärtete Mutter.

Das Fett lindert das Podagram/ wird auch auff die Sproßen im Angesicht nützlich geschmiret.

Die Lunge im Ofen gedürret/ und mit Wein eingenommen hilff den Schwindsüchtigen und Engbrüstigen.

Das Hertzbein eines Hirsches wird als ein sonderlich Mittel wieder das Gifft gerühmet; Die Thränen treiben gewaltiglich den Schweiß. Das gebrandte Hirschhorn wird nicht allein wieder das Gifft mit grossen Nutzen gebrauchet/ sondern auch wieder das boßhaffte Fieber/ Bauchfluß/ und andere Kranckheiten mehr. Man bereitet auch von demselben bequeme Zahnstöcher/ die faule Zähne damit schön und weiß zu machen.

Von der Hinde.

DIe Hinde ist das Weibchen des Hirsches an Gestalt des Leibes kleiner als derselbe/ ohne Hörner/ scharff von Gesicht/ und treflich schnell sie hat vier Dütten/ wie eine Kuhe/ umb dadurch ihre Milch ihren Jungen zu reichen. Daß der Hauptman Sertorius im Kriege eine weisse Hinde mit sich zu Felde geführet/ und seinen unterhabenden spanischen Krieges-Volck weiß gemacht/ sie wehre ihm von Gott zugesandt/ und daß sie ihm von allen nohtwendigen Sachen zuvor verkündigen könte/ beschreiben Gellius, Titus Livius und Plutarchus. Wann er nun seinen Krieges-Volck etwas befehlen wolte/ daß ihm zu wiedern war/ sagte er/ es wehre ihm durch die

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[27/0031] Zwischen den Hirschen und Schlangen ist eine stetswährende Feindschafft: Sie suchen die Hölen der Schlangen auff/ und wann sie die gefunden/ wissen sie dieselben mit ihren stacken Ahtem herauß und in sich zu ziehen/ darumb wird auch gegläubet/ daß das gebrandte Hirschhorn eine sonderbahre Krafft habe die Schlangen zu vertreiben. Das Hirschfleisch ist dienlich zu delicaten Gerichten auff grosser Herrn Taffeln / ob es aber eine gesunde Nahrung gäbe/ wird von vielen in Zweifel gezogen. Die Artzte wissen ihren Vortheil mit einigen Stücken vom Hirsch in der Artzney zu schaffen/ zu dem Ende gebrauchen sie ein Rauchwerck von Hirschhaaren daß Niedersteigen der Bährmutter zu vertreibë. Daß Marck auß den Knochen ist ein sonderbahres Hülff-Mittel alle Pein zu sänfftigen/ und allen Brandt so durch heißes Wasser oder andere Nässe verursacht/ zu hellen. Es wird auch vor die Darmpein mit Wasser eingenommen/ mit einer Steckpillul eingestochen erweichet es die erhärtete Mutter. Das Fett lindert das Podagram/ wird auch auff die Sproßen im Angesicht nützlich geschmiret. Die Lunge im Ofen gedürret/ und mit Wein eingenommen hilff den Schwindsüchtigen und Engbrüstigen. Das Hertzbein eines Hirsches wird als ein sonderlich Mittel wieder das Gifft gerühmet; Die Thränen treiben gewaltiglich den Schweiß. Das gebrandte Hirschhorn wird nicht allein wieder das Gifft mit grossen Nutzen gebrauchet/ sondern auch wieder das boßhaffte Fieber/ Bauchfluß/ und andere Kranckheiten mehr. Man bereitet auch von demselben bequeme Zahnstöcher/ die faule Zähne damit schön und weiß zu machen. Von der Hinde. DIe Hinde ist das Weibchen des Hirsches an Gestalt des Leibes kleiner als derselbe/ ohne Hörner/ scharff von Gesicht/ und treflich schnell sie hat vier Dütten/ wie eine Kuhe/ umb dadurch ihre Milch ihren Jungen zu reichen. Daß der Hauptman Sertorius im Kriege eine weisse Hinde mit sich zu Felde geführet/ und seinen unterhabenden spanischen Krieges-Volck weiß gemacht/ sie wehre ihm von Gott zugesandt/ und daß sie ihm von allen nohtwendigen Sachen zuvor verkündigen könte/ beschreiben Gellius, Titus Livius und Plutarchus. Wann er nun seinen Krieges-Volck etwas befehlen wolte/ daß ihm zu wiedern war/ sagte er/ es wehre ihm durch die

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/31>, abgerufen am 21.11.2024.