Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.ihm außgebrütet worden/ selbiges alsdann anfänglich seine Arth nicht kan unterscheiden/ biß die außgeheckte junge Endtlein/ ihrer Natur nach/ das Wasser suchen/ und die Glucke als entrüstet/ und mit Verwunderung an dem Wasser-rand ihren vermeinten Küchlein nachsiehet. Der Hühner Stime ist veränderlich/ umb die Legezeit gaxen sie/ umb die Brütezeit glucken sie/ und kräen/ wann sie wollen getreten sein. Es lässet sich bey den Hahnen ihrer Weiber halben eine sonderliche Eyfersucht vermercken/ wobey sie eine grosse Königliche Macht erzeigen/ lassen auch keinen frembden Hahnen auß der Nachbarschafft ihre Hühner treten/ sondern fangen darüber mit ihnen ein grimmiges Gefecht an/ ohnerachtet sie/ wann sie die benachbarten Hühner können habhafft werden/ solches selber nicht unterlassen. Die Muthigkeit und Streitbarkeit/ sampt dero Arth und Weise im kämpffen und fechten ist männiglichen bekant. Zu Pergamo würde davon jährlich ein Schauspiel gehalten; Darauß hat Miltiades den Griechen einen vortreflichen Sieg wieder die Perser verkündiget. Themistacles sein Kriegsheer wieder die Persianer angefrischet. Die Mahometaner so in denen/ umb die Stadt Tarnassary belegene Dörffern wohnen/ haben ein seltzahmes Gewette und Kurtzweil mit ihren sehr grossen Streit-Hahnen/ so sie darauff halten/ und setzen bißweilen 10. Dukaten gegeneinander/ vor den jenigen/ dessen Hahn im Kampff den Platz behält. Der Überwinder an beiden seiten/ erzeiget seinen Trotz und Hertzhafftigkeit durch seiner Augen Funckeln/ Auffrichtung des Halses/ und muthiges Krähen; Der Überwundene krähet nicht/ nachdem sein Muth ihm entfallen / hält mit der Stimme ein/ und verstecket sich/ als durch die Schamm betäubet / in das erste Loch/ daß er findet. Der Hahn erschröcket mit seinem Krähen/ die Löwen/ Panther-Thier/ und Basiliscken. Über das wäre noch viel vom Hahnen und Hühnern zu schreiben / welches dem geneigten Leser bey andren Schribenten nachzusehen belieben wolle. Von dem Tauben. DIß Geschlecht der Tauben insgemein wird allenthalben gefunden: Vor alters waren sie überflüssig in Assyrien bey der Stadt Ascalon, und wurden deß Orthes vor heilich gehalten/ und war bey Straffe durch ein Gesetz verbotten/ selbe zu tödten oder zu essen. ihm außgebrütet worden/ selbiges alsdann anfänglich seine Arth nicht kan unterscheiden/ biß die außgeheckte junge Endtlein/ ihrer Natur nach/ das Wasser suchen/ und die Glucke als entrüstet/ und mit Verwunderung an dem Wasser-rand ihren vermeinten Küchlein nachsiehet. Der Hühner Stime ist veränderlich/ umb die Legezeit gaxen sie/ umb die Brütezeit glucken sie/ und kräen/ wann sie wollen getreten sein. Es lässet sich bey den Hahnen ihrer Weiber halben eine sonderliche Eyfersucht vermercken/ wobey sie eine grosse Königliche Macht erzeigen/ lassen auch keinen frembden Hahnen auß der Nachbarschafft ihre Hühner treten/ sondern fangen darüber mit ihnen ein grimmiges Gefecht an/ ohnerachtet sie/ wann sie die benachbarten Hühner können habhafft werden/ solches selber nicht unterlassen. Die Muthigkeit und Streitbarkeit/ sampt dero Arth und Weise im kämpffen und fechten ist männiglichen bekant. Zu Pergamo würde davon jährlich ein Schauspiel gehalten; Darauß hat Miltiades den Griechen einen vortreflichen Sieg wieder die Perser verkündiget. Themistacles sein Kriegsheer wieder die Persianer angefrischet. Die Mahometaner so in denen/ umb die Stadt Tarnassary belegene Dörffern wohnen/ haben ein seltzahmes Gewette und Kurtzweil mit ihren sehr grossen Streit-Hahnen/ so sie darauff halten/ und setzen bißweilen 10. Dukaten gegeneinander/ vor den jenigen/ dessen Hahn im Kampff den Platz behält. Der Überwinder an beiden seiten/ erzeiget seinen Trotz und Hertzhafftigkeit durch seiner Augen Funckeln/ Auffrichtung des Halses/ und muthiges Krähen; Der Überwundene krähet nicht/ nachdem sein Muth ihm entfallen / hält mit der Stimme ein/ und verstecket sich/ als durch die Schamm betäubet / in das erste Loch/ daß er findet. Der Hahn erschröcket mit seinem Krähen/ die Löwen/ Panther-Thier/ und Basiliscken. Über das wäre noch viel vom Hahnen und Hühnern zu schreiben / welches dem geneigten Leser bey andren Schribenten nachzusehen belieben wolle. Von dem Tauben. DIß Geschlecht der Tauben insgemein wird allenthalben gefunden: Vor alters waren sie überflüssig in Assyrien bey der Stadt Ascalon, und wurden deß Orthes vor heilich gehalten/ und war bey Straffe durch ein Gesetz verbotten/ selbe zu tödten oder zu essen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0061" n="197"/> ihm außgebrütet worden/ selbiges alsdann anfänglich seine Arth nicht kan unterscheiden/ biß die außgeheckte junge Endtlein/ ihrer Natur nach/ das Wasser suchen/ und die Glucke als entrüstet/ und mit Verwunderung an dem Wasser-rand ihren vermeinten Küchlein nachsiehet. Der Hühner Stime ist veränderlich/ umb die Legezeit gaxen sie/ umb die Brütezeit glucken sie/ und kräen/ wann sie wollen getreten sein.</p> <p>Es lässet sich bey den Hahnen ihrer Weiber halben eine sonderliche Eyfersucht vermercken/ wobey sie eine grosse Königliche Macht erzeigen/ lassen auch keinen frembden Hahnen auß der Nachbarschafft ihre Hühner treten/ sondern fangen darüber mit ihnen ein grimmiges Gefecht an/ ohnerachtet sie/ wann sie die benachbarten Hühner können habhafft werden/ solches selber nicht unterlassen. Die Muthigkeit und Streitbarkeit/ sampt dero Arth und Weise im kämpffen und fechten ist männiglichen bekant. Zu Pergamo würde davon jährlich ein Schauspiel gehalten; Darauß hat Miltiades den Griechen einen vortreflichen Sieg wieder die Perser verkündiget. Themistacles sein Kriegsheer wieder die Persianer angefrischet. Die Mahometaner so in denen/ umb die Stadt Tarnassary belegene Dörffern wohnen/ haben ein seltzahmes Gewette und Kurtzweil mit ihren sehr grossen Streit-Hahnen/ so sie darauff halten/ und setzen bißweilen 10. Dukaten gegeneinander/ vor den jenigen/ dessen Hahn im Kampff den Platz behält. Der Überwinder an beiden seiten/ erzeiget seinen Trotz und Hertzhafftigkeit durch seiner Augen Funckeln/ Auffrichtung des Halses/ und muthiges Krähen; Der Überwundene krähet nicht/ nachdem sein Muth ihm entfallen / hält mit der Stimme ein/ und verstecket sich/ als durch die Schamm betäubet / in das erste Loch/ daß er findet.</p> <p>Der Hahn erschröcket mit seinem Krähen/ die Löwen/ Panther-Thier/ und Basiliscken. Über das wäre noch viel vom Hahnen und Hühnern zu schreiben / welches dem geneigten Leser bey andren Schribenten nachzusehen belieben wolle.</p> </div> <div> <head>Von dem Tauben.</head> <p>DIß Geschlecht der Tauben insgemein wird allenthalben gefunden: Vor alters waren sie überflüssig in Assyrien bey der Stadt Ascalon, und wurden deß Orthes vor heilich gehalten/ und war bey Straffe durch ein Gesetz verbotten/ selbe zu tödten oder zu essen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0061]
ihm außgebrütet worden/ selbiges alsdann anfänglich seine Arth nicht kan unterscheiden/ biß die außgeheckte junge Endtlein/ ihrer Natur nach/ das Wasser suchen/ und die Glucke als entrüstet/ und mit Verwunderung an dem Wasser-rand ihren vermeinten Küchlein nachsiehet. Der Hühner Stime ist veränderlich/ umb die Legezeit gaxen sie/ umb die Brütezeit glucken sie/ und kräen/ wann sie wollen getreten sein.
Es lässet sich bey den Hahnen ihrer Weiber halben eine sonderliche Eyfersucht vermercken/ wobey sie eine grosse Königliche Macht erzeigen/ lassen auch keinen frembden Hahnen auß der Nachbarschafft ihre Hühner treten/ sondern fangen darüber mit ihnen ein grimmiges Gefecht an/ ohnerachtet sie/ wann sie die benachbarten Hühner können habhafft werden/ solches selber nicht unterlassen. Die Muthigkeit und Streitbarkeit/ sampt dero Arth und Weise im kämpffen und fechten ist männiglichen bekant. Zu Pergamo würde davon jährlich ein Schauspiel gehalten; Darauß hat Miltiades den Griechen einen vortreflichen Sieg wieder die Perser verkündiget. Themistacles sein Kriegsheer wieder die Persianer angefrischet. Die Mahometaner so in denen/ umb die Stadt Tarnassary belegene Dörffern wohnen/ haben ein seltzahmes Gewette und Kurtzweil mit ihren sehr grossen Streit-Hahnen/ so sie darauff halten/ und setzen bißweilen 10. Dukaten gegeneinander/ vor den jenigen/ dessen Hahn im Kampff den Platz behält. Der Überwinder an beiden seiten/ erzeiget seinen Trotz und Hertzhafftigkeit durch seiner Augen Funckeln/ Auffrichtung des Halses/ und muthiges Krähen; Der Überwundene krähet nicht/ nachdem sein Muth ihm entfallen / hält mit der Stimme ein/ und verstecket sich/ als durch die Schamm betäubet / in das erste Loch/ daß er findet.
Der Hahn erschröcket mit seinem Krähen/ die Löwen/ Panther-Thier/ und Basiliscken. Über das wäre noch viel vom Hahnen und Hühnern zu schreiben / welches dem geneigten Leser bey andren Schribenten nachzusehen belieben wolle.
Von dem Tauben. DIß Geschlecht der Tauben insgemein wird allenthalben gefunden: Vor alters waren sie überflüssig in Assyrien bey der Stadt Ascalon, und wurden deß Orthes vor heilich gehalten/ und war bey Straffe durch ein Gesetz verbotten/ selbe zu tödten oder zu essen.
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz03_1678/61>, abgerufen am 15.08.2024. |