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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687.

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hat unterschiedlichen Nutzen in der Artzney/ wieder das drittägige Fieber / Hauptwehe/ Kropff geschwere/ heilig Feuer/ und fressende Fisteln. Die Schale der Indianischen Schildkröten ist so groß als ein mittelmässig Schiff-boht / dessen sich die Indianer/ drinnen zu fahren/ gebrauchen/ und können wohl 100. Scheffel ihrer Frucht Peul auff einmahl drein laden.

Die Schlam-schildkröte ist von voriger an Gestalt wenig unterschieden enthält sich an schlammigen Orthen/ im Frühling gehet sie auch nach den fliessenden Wassern. Hat weder Blase noch Nieren/ wegen der Gelindigkeit ihrer Schalen / wodurch die Feuchtigkeit sich leichtlich abzeugt. Sie werden viel im Ferrarischen/ Franckreich/ Polen/ Hungarn und so fort gefunden. Ihr Safft ist gut wieder die Bauchund Lenden-schmertzen: Auch ziehet die Galle den verdorbenen Schleim auß dem Geblüte.

Die Seeschildkröte wird von Pausania mit der Land-schildkröten verglichen/ mit diesem Unterschied/ daß sie an statt der Zähne einen Knochen hat/ welcher so hart/ daß sie dicke Stöcker in einem Biß durchbeissen.

Auß ihren Augen schiesset ein heller Glantz/ und/ wie AElianus schreibet / haben sie funcklende weisse Augapffel. Die Füsse sind wie Flügel/ deren sie sich im schwimmen gebrauchen. Ihr Auffenthalt ist in saltzigen Wassern/ und lassen sich umb die Insul Molurus antreffen. Sie essen kleine Fische und Schnecken/ wann sie auffs Land kommen/ Graß. Sie legen nach Aristotelis Zeugniß ohngefehr 100. Eyer in eine Grube/ solche sind nicht kleiner als Hühner-Eyer/ brüten aber nicht/ als nur bey Nacht/ in vierzig Tagen schlieffen die Jungen auß: Wann sie ihre Eyer in die Erde vergraben haben / zeichnen sie den Orth mit ihrem Fuß/ damit sie selbigen/ bey ihrer Wiederkunfft desto besser wieder finden können: an einem gewissen Orth in America werden 300. und mehr auff einmahl in die Erde verscharret/ welche allein durch die Sonne/ ohn zuthun der Alten/ außgebrütet werden/ und als ein gantzes Läger Schildkröten daher kommen und sich sehen lassen. Sie können nicht lang ausser dem Wasser leben/ nichts destoweniger pflegen sie sich/ nach Arth des Meerkalbes/ bißweilen am Land zuerlustigen/ und den Kopff auß dem Wasser zustecken/ damit sie frische Lufft schöpffen. Sie sind dergestalt vermessen / daß sie wohl drey Menschen zugleich antasten dörffen. Wann ihnen der Kopff abgehauen/ sterben sie nicht alsobald davon/ sondern verkehren die Augen/ und wann man ihnen die Hand zuhält/ beissen sie darnach. Ihr Fleisch

hat unterschiedlichen Nutzen in der Artzney/ wieder das drittägige Fieber / Hauptwehe/ Kropff geschwere/ heilig Feuer/ und fressende Fisteln. Die Schale der Indianischen Schildkröten ist so groß als ein mittelmässig Schiff-boht / dessen sich die Indianer/ drinnen zu fahren/ gebrauchen/ und können wohl 100. Scheffel ihrer Frucht Peul auff einmahl drein laden.

Die Schlam-schildkröte ist von voriger an Gestalt wenig unterschieden enthält sich an schlammigen Orthen/ im Frühling gehet sie auch nach den fliessenden Wassern. Hat weder Blase noch Nieren/ wegen der Gelindigkeit ihrer Schalen / wodurch die Feuchtigkeit sich leichtlich abzeugt. Sie werden viel im Ferrarischen/ Franckreich/ Polen/ Hungarn und so fort gefunden. Ihr Safft ist gut wieder die Bauchund Lenden-schmertzen: Auch ziehet die Galle den verdorbenen Schleim auß dem Geblüte.

Die Seeschildkröte wird von Pausania mit der Land-schildkröten verglichen/ mit diesem Unterschied/ daß sie an statt der Zähne einen Knochen hat/ welcher so hart/ daß sie dicke Stöcker in einem Biß durchbeissen.

Auß ihren Augen schiesset ein heller Glantz/ und/ wie AElianus schreibet / haben sie funcklende weisse Augapffel. Die Füsse sind wie Flügel/ deren sie sich im schwimmen gebrauchen. Ihr Auffenthalt ist in saltzigen Wassern/ und lassen sich umb die Insul Molurus antreffen. Sie essen kleine Fische und Schnecken/ wann sie auffs Land kommen/ Graß. Sie legen nach Aristotelis Zeugniß ohngefehr 100. Eyer in eine Grube/ solche sind nicht kleiner als Hühner-Eyer/ brüten aber nicht/ als nur bey Nacht/ in vierzig Tagen schlieffen die Jungen auß: Wann sie ihre Eyer in die Erde vergraben haben / zeichnen sie den Orth mit ihrem Fuß/ damit sie selbigen/ bey ihrer Wiederkunfft desto besser wieder finden köñen: an einem gewissen Orth in America werden 300. und mehr auff einmahl in die Erde verscharret/ welche allein durch die Sonne/ ohn zuthun der Alten/ außgebrütet werden/ und als ein gantzes Läger Schildkröten daher kommen und sich sehen lassen. Sie können nicht lang ausser dem Wasser leben/ nichts destoweniger pflegen sie sich/ nach Arth des Meerkalbes/ bißweilen am Land zuerlustigen/ und den Kopff auß dem Wasser zustecken/ damit sie frische Lufft schöpffen. Sie sind dergestalt vermessen / daß sie wohl drey Menschen zugleich antasten dörffen. Wann ihnen der Kopff abgehauen/ sterben sie nicht alsobald davon/ sondern verkehren die Augen/ und wann man ihnen die Hand zuhält/ beissen sie darnach. Ihr Fleisch

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        <p>Auß ihren Augen schiesset ein heller Glantz/ und/ wie AElianus schreibet /                      haben sie funcklende weisse Augapffel. Die Füsse sind wie Flügel/ deren sie                      sich im schwimmen gebrauchen. Ihr Auffenthalt ist in saltzigen Wassern/ und                      lassen sich umb die Insul Molurus antreffen. Sie essen kleine Fische und                      Schnecken/ wann sie auffs Land kommen/ Graß. Sie legen nach Aristotelis                      Zeugniß ohngefehr 100. Eyer in eine Grube/ solche sind nicht kleiner als                      Hühner-Eyer/ brüten aber nicht/ als nur bey Nacht/ in vierzig Tagen                      schlieffen die Jungen auß: Wann sie ihre Eyer in die Erde vergraben haben /                      zeichnen sie den Orth mit ihrem Fuß/ damit sie selbigen/ bey ihrer                      Wiederkunfft desto besser wieder finden kön&#x0303;en: an einem gewissen Orth in                      America werden 300. und mehr auff einmahl in die Erde verscharret/ welche                      allein durch die Sonne/ ohn zuthun der Alten/ außgebrütet werden/ und als ein                      gantzes Läger Schildkröten daher kommen und sich sehen lassen. Sie können nicht                      lang ausser dem Wasser leben/ nichts destoweniger pflegen sie sich/ nach Arth                      des Meerkalbes/ bißweilen am Land zuerlustigen/ und den Kopff auß dem Wasser                      zustecken/ damit sie frische Lufft schöpffen. Sie sind dergestalt vermessen /                      daß sie wohl drey Menschen zugleich antasten dörffen. Wann ihnen der Kopff                      abgehauen/ sterben sie nicht alsobald davon/ sondern verkehren die Augen/ und                      wann man ihnen die Hand zuhält/ beissen sie darnach. Ihr Fleisch
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[260/0028] hat unterschiedlichen Nutzen in der Artzney/ wieder das drittägige Fieber / Hauptwehe/ Kropff geschwere/ heilig Feuer/ und fressende Fisteln. Die Schale der Indianischen Schildkröten ist so groß als ein mittelmässig Schiff-boht / dessen sich die Indianer/ drinnen zu fahren/ gebrauchen/ und können wohl 100. Scheffel ihrer Frucht Peul auff einmahl drein laden. Die Schlam-schildkröte ist von voriger an Gestalt wenig unterschieden enthält sich an schlammigen Orthen/ im Frühling gehet sie auch nach den fliessenden Wassern. Hat weder Blase noch Nieren/ wegen der Gelindigkeit ihrer Schalen / wodurch die Feuchtigkeit sich leichtlich abzeugt. Sie werden viel im Ferrarischen/ Franckreich/ Polen/ Hungarn und so fort gefunden. Ihr Safft ist gut wieder die Bauchund Lenden-schmertzen: Auch ziehet die Galle den verdorbenen Schleim auß dem Geblüte. Die Seeschildkröte wird von Pausania mit der Land-schildkröten verglichen/ mit diesem Unterschied/ daß sie an statt der Zähne einen Knochen hat/ welcher so hart/ daß sie dicke Stöcker in einem Biß durchbeissen. Auß ihren Augen schiesset ein heller Glantz/ und/ wie AElianus schreibet / haben sie funcklende weisse Augapffel. Die Füsse sind wie Flügel/ deren sie sich im schwimmen gebrauchen. Ihr Auffenthalt ist in saltzigen Wassern/ und lassen sich umb die Insul Molurus antreffen. Sie essen kleine Fische und Schnecken/ wann sie auffs Land kommen/ Graß. Sie legen nach Aristotelis Zeugniß ohngefehr 100. Eyer in eine Grube/ solche sind nicht kleiner als Hühner-Eyer/ brüten aber nicht/ als nur bey Nacht/ in vierzig Tagen schlieffen die Jungen auß: Wann sie ihre Eyer in die Erde vergraben haben / zeichnen sie den Orth mit ihrem Fuß/ damit sie selbigen/ bey ihrer Wiederkunfft desto besser wieder finden köñen: an einem gewissen Orth in America werden 300. und mehr auff einmahl in die Erde verscharret/ welche allein durch die Sonne/ ohn zuthun der Alten/ außgebrütet werden/ und als ein gantzes Läger Schildkröten daher kommen und sich sehen lassen. Sie können nicht lang ausser dem Wasser leben/ nichts destoweniger pflegen sie sich/ nach Arth des Meerkalbes/ bißweilen am Land zuerlustigen/ und den Kopff auß dem Wasser zustecken/ damit sie frische Lufft schöpffen. Sie sind dergestalt vermessen / daß sie wohl drey Menschen zugleich antasten dörffen. Wann ihnen der Kopff abgehauen/ sterben sie nicht alsobald davon/ sondern verkehren die Augen/ und wann man ihnen die Hand zuhält/ beissen sie darnach. Ihr Fleisch

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz04_1678/28>, abgerufen am 30.04.2024.