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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.

Der Königliche Suffretzi oder Vorschneider satzte sich mit denDie Art vor-
zuschneiden.

Speisen mitten auff die Taffel oder Saal/ zertheilte vnd legte die-
selben in vnterschiedliche viel Schüssel/ satzte zu erst dem Könige/
hernach den Gesandten vnd andern Herrn nach der Ordnung vor.
Die Schüsseln wurden alle mit auffgewalletem Reiß angefüllet/ vnd
oben mit gesottenem Schafffleisch/ gebratenen Hünern/ Eyerkuchen/
gekochten Spinat vnd saur Ampfer/ dicke saure Schaffmilch/ oder
Komps wie es die Leipziseher nennen/ etc. beleget. Vnd waren offt in
einer Schüssel auff vnser Reihe fünfferley Essen. Solche manier leh-
ret jhnen fast die Nothwendigkeit. Dann weil sie nicht/ wie bey vns
der Gebrauch/ gegen einander über/ sondern alle in einer langen Reihe
sitzen/ da über zwene oder drey nicht in eine Schüssel reichen können/
solte sichs nicht wol schicken/ vielerley Speisen in absonderlichen Schüs-
seln anzurichten. Zu dem ist bey jhnen auch nicht/ wie bey vns/ der Ge-
brauch in Auffsetzen der Essen viel Gänge halten. Neben solchen ge-
dachten quotlibet Speisen/ wurden auch absonderliche Schüsseln
mit Reiß von mancherley Farben gesetzet.

Die Malzeit wurde in aller stille ohne Discourse zugebracht. Der
König selbst redete nur 3. oder 4. mahl mit dem Ehhtemad döwlet,
vnd zwar wenig. Jn folgenden Audientien vnd Taffelhalten aber
hatte der König sich mit vnsern Gesandten in gar freundliche vnd lie-
berale Gespräche eingelassen. Sie hatten gleichwol vnter der Malzeit
sonst jhre Lust an der Music vnd etlichen Schawspielen. Die Jnstru-Königliche
Music.

mente in der Königlichen Music waren Handpaucken/ Pfeiffen/ heim-
liche Schalmeyen/ Lauten/ vnd Geigen/ darein sang der Handpaucker
in vnsern Ohren gar einen jämmerlichen Thon. Die obgedachte
Täntzerinnen sprungen auff eine seltzame manier lustig herumb. JtemSchawspiel.
etliche wolgeübte Ringer liessen jhre Kunst vnd Behendigkeit gleich de-
nen zu Kaßwin mit feinen lectionen sehen.

Jn dem dieses alles vorgieng/ hatten sie hinter den Gesandten in
einer Thür/ so in ein absonderlich Gemach gieng/ vnd mit einer Gar-
dine behänget war/ einen Perser/ welcher der Portugalischen vnd Jta-
lienischen Sprache kündig/ verstecket/ vmb zuhören was doch die Ge-Eine List.
sandten vnter sich vnd mit jhrem Dolmetsch redeten/ vnd was jhr ju-
dicium
von den Persern. Dann vnser Dolmetsch war ein Portugali-
scher Augustiner Münch Namens Pater Joseph a Rosario, (sonst ein
frommer/ verständiger/ williger vnd freundlicher Mann/ seines Alters
von 40. Jahren) welcher durch 24. jährige Conversation vnter den
Persern/ dero Natur/ humor, Leben vnd Thun wolerlernet hatte/
vnd daher vns gute Dienste leisten kunte. Dieser redete mit den Ge-
sandten L. Crusio in Lateinischer/ vnd mit Herrn Brügman in Por-
tugesischer Sprache. Als ohngefehr bey anderthalb Stunden das
Essen gestanden/ wurde die Taffel auffgehaben/ vnd warm Wasser

zum
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Reiſe Beſchreibung.

Der Koͤnigliche Suffretzi oder Vorſchneider ſatzte ſich mit denDie Art vor-
zuſchneiden.

Speiſen mitten auff die Taffel oder Saal/ zertheilte vnd legte die-
ſelben in vnterſchiedliche viel Schuͤſſel/ ſatzte zu erſt dem Koͤnige/
hernach den Geſandten vnd andern Herꝛn nach der Ordnung vor.
Die Schuͤſſeln wurden alle mit auffgewalletem Reiß angefuͤllet/ vnd
oben mit geſottenem Schafffleiſch/ gebratenen Huͤnern/ Eyerkuchen/
gekochten Spinat vnd ſaur Ampfer/ dicke ſaure Schaffmilch/ oder
Komps wie es die Leipziſeher nennen/ ꝛc. beleget. Vnd waren offt in
einer Schuͤſſel auff vnſer Reihe fuͤnfferley Eſſen. Solche manier leh-
ret jhnen faſt die Nothwendigkeit. Dann weil ſie nicht/ wie bey vns
der Gebrauch/ gegen einander uͤber/ ſondern alle in einer langen Reihe
ſitzen/ da uͤber zwene oder drey nicht in eine Schuͤſſel reichen koͤnnen/
ſolte ſichs nicht wol ſchicken/ vieleꝛley Speiſen in abſondeꝛlichen Schuͤſ-
ſeln anzurichten. Zu dem iſt bey jhnen auch nicht/ wie bey vns/ der Ge-
brauch in Auffſetzen der Eſſen viel Gaͤnge halten. Neben ſolchen ge-
dachten quotlibet Speiſen/ wurden auch abſonderliche Schuͤſſeln
mit Reiß von mancherley Farben geſetzet.

Die Malzeit wurde in aller ſtille ohne Diſcourſe zugebracht. Der
Koͤnig ſelbſt redete nur 3. oder 4. mahl mit dem Ehhtemad döwlet,
vnd zwar wenig. Jn folgenden Audientien vnd Taffelhalten aber
hatte der Koͤnig ſich mit vnſern Geſandten in gar freundliche vnd lie-
berale Geſpraͤche eingelaſſen. Sie hatten gleichwol vnter der Malzeit
ſonſt jhre Luſt an der Muſic vnd etlichen Schawſpielen. Die Jnſtru-Koͤnigliche
Muſic.

mente in der Koͤniglichen Muſic waren Handpaucken/ Pfeiffen/ heim-
liche Schalmeyen/ Lauten/ vnd Geigen/ darein ſang der Handpaucker
in vnſern Ohren gar einen jaͤmmerlichen Thon. Die obgedachte
Taͤntzerinnen ſprungen auff eine ſeltzame manier luſtig herumb. JtemSchawſpiel.
etliche wolgeuͤbte Ringer lieſſen jhre Kunſt vnd Behendigkeit gleich de-
nen zu Kaßwin mit feinen lectionen ſehen.

Jn dem dieſes alles vorgieng/ hatten ſie hinter den Geſandten in
einer Thuͤr/ ſo in ein abſonderlich Gemach gieng/ vnd mit einer Gar-
dine behaͤnget war/ einen Perſer/ welcher der Portugaliſchen vnd Jta-
lieniſchen Sprache kuͤndig/ verſtecket/ vmb zuhoͤren was doch die Ge-Eine Liſt.
ſandten vnter ſich vnd mit jhrem Dolmetſch redeten/ vnd was jhr ju-
dicium
von den Perſern. Dann vnſer Dolmetſch war ein Portugali-
ſcher Auguſtiner Muͤnch Namens Pater Joſeph â Roſario, (ſonſt ein
frommer/ verſtaͤndiger/ williger vnd freundlicher Mann/ ſeines Alters
von 40. Jahren) welcher durch 24. jaͤhrige Converſation vnter den
Perſern/ dero Natur/ humor, Leben vnd Thun wolerlernet hatte/
vnd daher vns gute Dienſte leiſten kunte. Dieſer redete mit den Ge-
ſandten L. Cruſio in Lateiniſcher/ vnd mit Herꝛn Bruͤgman in Por-
tugeſiſcher Sprache. Als ohngefehr bey anderthalb Stunden das
Eſſen geſtanden/ wurde die Taffel auffgehaben/ vnd warm Waſſer

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[389/0437] Reiſe Beſchreibung. Der Koͤnigliche Suffretzi oder Vorſchneider ſatzte ſich mit den Speiſen mitten auff die Taffel oder Saal/ zertheilte vnd legte die- ſelben in vnterſchiedliche viel Schuͤſſel/ ſatzte zu erſt dem Koͤnige/ hernach den Geſandten vnd andern Herꝛn nach der Ordnung vor. Die Schuͤſſeln wurden alle mit auffgewalletem Reiß angefuͤllet/ vnd oben mit geſottenem Schafffleiſch/ gebratenen Huͤnern/ Eyerkuchen/ gekochten Spinat vnd ſaur Ampfer/ dicke ſaure Schaffmilch/ oder Komps wie es die Leipziſeher nennen/ ꝛc. beleget. Vnd waren offt in einer Schuͤſſel auff vnſer Reihe fuͤnfferley Eſſen. Solche manier leh- ret jhnen faſt die Nothwendigkeit. Dann weil ſie nicht/ wie bey vns der Gebrauch/ gegen einander uͤber/ ſondern alle in einer langen Reihe ſitzen/ da uͤber zwene oder drey nicht in eine Schuͤſſel reichen koͤnnen/ ſolte ſichs nicht wol ſchicken/ vieleꝛley Speiſen in abſondeꝛlichen Schuͤſ- ſeln anzurichten. Zu dem iſt bey jhnen auch nicht/ wie bey vns/ der Ge- brauch in Auffſetzen der Eſſen viel Gaͤnge halten. Neben ſolchen ge- dachten quotlibet Speiſen/ wurden auch abſonderliche Schuͤſſeln mit Reiß von mancherley Farben geſetzet. Die Art vor- zuſchneiden. Die Malzeit wurde in aller ſtille ohne Diſcourſe zugebracht. Der Koͤnig ſelbſt redete nur 3. oder 4. mahl mit dem Ehhtemad döwlet, vnd zwar wenig. Jn folgenden Audientien vnd Taffelhalten aber hatte der Koͤnig ſich mit vnſern Geſandten in gar freundliche vnd lie- berale Geſpraͤche eingelaſſen. Sie hatten gleichwol vnter der Malzeit ſonſt jhre Luſt an der Muſic vnd etlichen Schawſpielen. Die Jnſtru- mente in der Koͤniglichen Muſic waren Handpaucken/ Pfeiffen/ heim- liche Schalmeyen/ Lauten/ vnd Geigen/ darein ſang der Handpaucker in vnſern Ohren gar einen jaͤmmerlichen Thon. Die obgedachte Taͤntzerinnen ſprungen auff eine ſeltzame manier luſtig herumb. Jtem etliche wolgeuͤbte Ringer lieſſen jhre Kunſt vnd Behendigkeit gleich de- nen zu Kaßwin mit feinen lectionen ſehen. Koͤnigliche Muſic. Schawſpiel. Jn dem dieſes alles vorgieng/ hatten ſie hinter den Geſandten in einer Thuͤr/ ſo in ein abſonderlich Gemach gieng/ vnd mit einer Gar- dine behaͤnget war/ einen Perſer/ welcher der Portugaliſchen vnd Jta- lieniſchen Sprache kuͤndig/ verſtecket/ vmb zuhoͤren was doch die Ge- ſandten vnter ſich vnd mit jhrem Dolmetſch redeten/ vnd was jhr ju- dicium von den Perſern. Dann vnſer Dolmetſch war ein Portugali- ſcher Auguſtiner Muͤnch Namens Pater Joſeph â Roſario, (ſonſt ein frommer/ verſtaͤndiger/ williger vnd freundlicher Mann/ ſeines Alters von 40. Jahren) welcher durch 24. jaͤhrige Converſation vnter den Perſern/ dero Natur/ humor, Leben vnd Thun wolerlernet hatte/ vnd daher vns gute Dienſte leiſten kunte. Dieſer redete mit den Ge- ſandten L. Cruſio in Lateiniſcher/ vnd mit Herꝛn Bruͤgman in Por- tugeſiſcher Sprache. Als ohngefehr bey anderthalb Stunden das Eſſen geſtanden/ wurde die Taffel auffgehaben/ vnd warm Waſſer zum Eine Liſt. C c c iij

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/437>, abgerufen am 22.11.2024.