Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Dritter Theil der Persianischen flachen Strandes weit übertrat/ vnd gleich einen absonderlichen gros-sen Teich machete/ musten wir über eine gute viertel Meile durch tieff Wasser müheselich reiten. Die Bagage aber liessen wir auff 6. grossen Fischer Böten über die See gehen. Das Vfer am selben Orte/ wie auch zwo gegen überligende Jnseln/ deren eine wegen des rothen Erd- reiches Saru genant/ seynd mit langem Schilff oder Reht vmbher be- wachsen. Es sollen bisweilen die Räuberischen Cosaken daselbst sich auffzuhalten pflegen. Als wir kaum auß dem Wasser auffs Land ge- kommen/ kam der Herr selbiges orthes mit 100. wol außgeputzten Reu- tern/ vnd empfieng vns. Das Städtlein Kisilagatz (auff Deutsch/ gülden oder roht Holtz) Jch halte allen Vmbständen nach gäntzlich darvor/ das dieser Jn dieser Gegend ligen zwischen den Gebirgen die Landschafften ge-
Dritter Theil der Perſianiſchen flachen Strandes weit uͤbertrat/ vnd gleich einen abſonderlichen groſ-ſen Teich machete/ muſten wir uͤber eine gute viertel Meile durch tieff Waſſer muͤheſelich reiten. Die Bagage aber lieſſen wir auff 6. groſſen Fiſcher Boͤten uͤber die See gehen. Das Vfer am ſelben Orte/ wie auch zwo gegen uͤberligende Jnſeln/ deren eine wegen des rothen Erd- reiches Saru genant/ ſeynd mit langem Schilff oder Reht vmbher be- wachſen. Es ſollen bisweilen die Raͤuberiſchen Coſaken daſelbſt ſich auffzuhalten pflegen. Als wir kaum auß dem Waſſer auffs Land ge- kommen/ kam der Herꝛ ſelbiges orthes mit 100. wol außgeputzten Reu- tern/ vnd empfieng vns. Das Staͤdtlein Kiſilagatz (auff Deutſch/ guͤlden oder roht Holtz) Jch halte allen Vmbſtaͤnden nach gaͤntzlich darvor/ das dieſer Jn dieſer Gegend ligen zwiſchen den Gebirgen die Landſchafften ge-
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Dritter Theil der Perſianiſchen
flachen Strandes weit uͤbertrat/ vnd gleich einen abſonderlichen groſ-
ſen Teich machete/ muſten wir uͤber eine gute viertel Meile durch tieff
Waſſer muͤheſelich reiten. Die Bagage aber lieſſen wir auff 6. groſſen
Fiſcher Boͤten uͤber die See gehen. Das Vfer am ſelben Orte/ wie
auch zwo gegen uͤberligende Jnſeln/ deren eine wegen des rothen Erd-
reiches Saru genant/ ſeynd mit langem Schilff oder Reht vmbher be-
wachſen. Es ſollen bisweilen die Raͤuberiſchen Coſaken daſelbſt ſich
auffzuhalten pflegen. Als wir kaum auß dem Waſſer auffs Land ge-
kommen/ kam der Herꝛ ſelbiges orthes mit 100. wol außgeputzten Reu-
tern/ vnd empfieng vns.
Das Staͤdtlein Kiſilagatz (auff Deutſch/ guͤlden oder roht Holtz)
iſt auch ohne Rinckmaur/ liget eine gute halbe Meile nach N. W. ins
Land auff ebenem Felde/ an einem Bache Willeſchi. Jſt vor dieſer Zeit
vom Sulfagar Chan/ dem Chan zu Ardebil erkaufft/ vnd nach deſſen
Entleibung von ſeinem Sohn Hoſſein Sulthan ererbet worden/ wel-
cher es auch noch jtzo beſitzet. Das Kilaniſche Gebirge wiche zur Lin-
cken nach W. N. W. vnd gieng dem Augenſchein nach in Mokan mit
kleinen Huͤgeln auß. Vnten am Gebirge ſahe man von ferne viel
Doͤrffer/ deren fuͤrnembſte Buladi, Matzulæ, Büster, Thalischkeran
vnd viel Baͤume/ als wenn ſie in langer Ordnung nach einander geſetzt
weren/ woſelbſt groſſe Wieſen vnd daher ſehr gute Vieheweide ſein ſol.
Pag. 321.
Jch halte allen Vmbſtaͤnden nach gaͤntzlich darvor/ das dieſer
Orth der jenige ſey/ von welchem Strabo ſchreibet: Das nemblich ge-
gen den Portis Caſpijs ein niedrig Erdreich vnd ſehr fruchtbarer Thal/
auch in ſelbiger Gegend eine Wieſe Ἱπϖόβοτος genant/ ſeyn ſol. Das
aber/ wie deꝛ Autor ferner ſchreibet/ auff ſelbiger/ oder auch auff einer
andern Wieſe dieſer Landen 50. Tauſend Mutter Pferde/ ſo der Perſi-
ſchen Koͤnige Stutterey/ Weiden ſolten/ oder Weiden koͤnten/ iſt der
Warheit nicht gemeß. Ob wol newlicher Zeit ein Krieges Officirer/
als Er nach ſeiner abgelegten Tartariſchen Reiſe/ welche nicht weiter
bis Aſtrachan/ ſo noch 12. Meilen dißſeit der Caſpiſchen See/ gegan-
gen/ in Holſtein dieſer Wieſe Hippoboti halber iſt gefraget worden/
obs war/ das ſelbe in Peꝛſien were? mit Ja/ geantwortet. Lieber wie viel
Hengſte wurden wol zu ſoviel Stuten/ vnd wie viel Perſonen alle ſolche
Pferde zuwarten vonnoͤthen ſeyn? Andere Vmbſtaͤnde zugeſchweigen.
Strabo lib. 15
Pag. 361.
Groſſe Luͤgen.
Jn dieſer Gegend ligen zwiſchen den Gebirgen die Landſchafften
oder tractus Kuawer, Maranku, Deſchtewend &c. vnd in den nehe-
ſten Bergen ein Dorff Dubil, ſonſten auch Chatifekeki genant/ deren
Einwohner zu Schach Abas Zeiten ein ſchaͤndlich Leben gefuͤhret.
Sintemal ſie des Nachts in gewiſſen Haͤuſern zuſammen gekommen/
Liechter angezuͤndet/ gepanquetiret/ ſich heꝛnach Nackend außgezogen/
vnd als das Viehe vnter einander gegangen/ daß alſo oft Vater Toch-
ter/ Schweſter Bruder/ Mutter vnd Sohn mit einander Schande ge-
trieben. Als dis abſchewliche Weſen dem Schach Abas iſt Kund
ge-
Ein Viehiſch
Leben.
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