Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. gethan worden/ hat Er alle Einwohner Alt vnd Jung/ Mann vndWeibes Personen/ (auch die kleinesten Kinder nicht außgenommen) niederhawen/ vnd das Dorff mit andern Völckern besetzen lassen. Gegen dem Städtlein Kisilagatz über lagen in der See anderthalb Meilen vom Strande zwo Jnseln Kelachol, vnd Aalybaluch. Die- se/ so 3. Meilen lang/ bekompt den Namen daher: Als Aaly einsmals auff derselben gewesen/ vnd seinen Durst zu leschen kein frisch Wasser gehabt/ solte Er durch göttliche Krafft alsbald einen Brunn dahin ver- schaffet haben/ welcher noch jtzo süß Wasser führet. War am Strande auch mit Reht bewachsen. Den 12. Febr. reiseten wir fürder durch eben Land vnd über etliche Dis ist das Dorff/ da der Ges: Brügman einen Persianer Todt lich O o o iij
Reiſe Beſchreibung. gethan worden/ hat Er alle Einwohner Alt vnd Jung/ Mann vndWeibes Perſonen/ (auch die kleineſten Kinder nicht außgenommen) niederhawen/ vnd das Dorff mit andern Voͤlckern beſetzen laſſen. Gegen dem Staͤdtlein Kiſilagatz uͤber lagen in der See anderthalb Meilen vom Strande zwo Jnſeln Kelachol, vnd Aalybaluch. Die- ſe/ ſo 3. Meilen lang/ bekompt den Namen daher: Als Aaly einsmals auff derſelben geweſen/ vnd ſeinen Durſt zu leſchen kein friſch Waſſer gehabt/ ſolte Er durch goͤttliche Krafft alsbald einen Brunn dahin ver- ſchaffet haben/ welcher noch jtzo ſuͤß Waſſer fuͤhret. War am Strande auch mit Reht bewachſen. Den 12. Febr. reiſeten wir fuͤrder durch eben Land vnd uͤber etliche Dis iſt das Dorff/ da der Geſ: Bruͤgman einen Perſianer Todt lich O o o iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0525" n="487[477]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe Beſchreibung.</hi></fw><lb/> gethan worden/ hat Er alle Einwohner Alt vnd Jung/ Mann vnd<lb/> Weibes Perſonen/ (auch die kleineſten Kinder nicht außgenommen)<lb/> niederhawen/ vnd das Dorff mit andern Voͤlckern beſetzen laſſen.<lb/> Gegen dem Staͤdtlein Kiſilagatz uͤber lagen in der See anderthalb<lb/> Meilen vom Strande zwo Jnſeln <hi rendition="#aq">Kelachol,</hi> vnd <hi rendition="#aq">Aalybaluch.</hi> Die-<lb/> ſe/ ſo 3. Meilen lang/ bekompt den Namen daher: Als <hi rendition="#aq">Aaly</hi> einsmals<lb/> auff derſelben geweſen/ vnd ſeinen Durſt zu leſchen kein friſch Waſſer<lb/> gehabt/ ſolte Er durch goͤttliche Krafft alsbald einen Brunn dahin ver-<lb/> ſchaffet haben/ welcher noch jtzo ſuͤß Waſſer fuͤhret. War am Strande<lb/> auch mit Reht bewachſen.</p><lb/> <p>Den 12. Febr. reiſeten wir fuͤrder durch eben Land vnd uͤber etliche<lb/> tieff in der Erden liegende kleine Rivire/ deren Namhaffteſte wahren:<lb/><hi rendition="#aq">Uskeru</hi> vnd <hi rendition="#aq">Butaru,</hi> mit Bruͤcken beleget/ kamen gegen den Abend in<lb/> ein Dorff <hi rendition="#aq">Elliesdü</hi> genant, Lag im Eingange der Mokaniſchen Heyde<lb/> an niedrigen fruchtbaren Huͤgeln/ wie dann dieſe gantze Gegend vn-<lb/> term Gebirge allenthalben ſehr fruchtbar vnd bebawet war. Die Doͤrf-<lb/> fer aber/ derer viel heꝛumb lagen/ waꝛen von ſchlechten Haͤuſeꝛn/ nur als<lb/> Zeune geflochten vnd mit Leimen beſchmieret Sie waren alle mit Sol-<lb/> daten <hi rendition="#aq">Tüfenktzi</hi> oder Mußquetirern beſetzet. Dann der Koͤnig hat jh-<lb/> nen dieſe Doͤrffer zu jhrem Vnterhalt gegeben/ da dann nicht alleine<lb/> die Bawren jhnen ein Gewiſſes geben/ ſondern ſie haben auch ſelbſt<lb/> Land vnd Acker/ welches ſie bawen muͤſſen. Das Dorff <hi rendition="#aq">Elliesdü</hi> ge-<lb/> hoͤrete einem Officirer/ Namens Beter Sulthan zu/ welcher 3. Meilen<lb/> von dar ſein Auffenthalt hatte.</p><lb/> <p>Dis iſt das Dorff/ da der Geſ: Bruͤgman einen Perſianer Todt<lb/> ſchlagen ließ/ mit welchem ſichs alſo begab: Als in der Ankunfft da-<note place="right">Bruͤgm. ließ<lb/> einen Perſer<lb/> Todt ſchlagen</note><lb/> ſelbſt des Geſandten Stallknecht einer die Handpferde in ein Hauß/<lb/> ſeiner beliebung nach/ fuͤhren wolte/ ſtund ein <hi rendition="#aq">Kiſilbaſch</hi> (ſo nennen ſie<lb/> die Soldaten/ wie auch alle des Koͤniges Bediente) in der Thuͤr/ weh-<lb/> rete mit einem Stecken das foꝛder Pfeꝛd ſelbiges ein wenig an den Kopf-<lb/> ruͤhrende/ vnd ſagte/ das dis Hauß frey/ auch nicht bequem Pferde ein-<lb/> zunehmen were. Da dis der Geſandte Br: erſahe/ ſprang Er im Eiffer<lb/> vom Pferde vnd lieff mit Vngeſtuͤmb auff den <hi rendition="#aq">Kiſilbaſch,</hi> dieſer als<lb/> ein Soldate/ kunte in ſeinem Hauſe auch nicht viel Poehens leyden/<lb/> gab mit einen Stecken Bruͤgm. uͤber den Arm einen ziemlichen har-<lb/> ten Schlag/ daß Er darvon Blaw aufflieff/ zwar vnwiſſend/ wie Er<lb/> ſagte/ daß es der Geſandte were/ dann Er ſolche Eigenthaͤtigkeit von<lb/> keinem Geſandten vermutend geweſen. Etliche Diener aber des Ge-<lb/> ſandten ſchlugen vnd hiben dem <hi rendition="#aq">Kiſilbaſch</hi> gefaͤhrliche Wunden/ daß<lb/> Er ſich kaum hinweg in ein ander Hauß ſchleppen kunte. Der Geſandte<lb/> klagete beym Mehemandar/ welcher ſagte/ daß Er hirbey nichts zuthun<lb/> wuͤſte. Die <hi rendition="#aq">Kiſilbaſche</hi> weren freye Leute/ auch were jhr Commendante<lb/> nicht zur Stelle/ der Geſandte moͤchte es machen/ wie es jhm gut deuch-<lb/> tete/ es haͤtte der Soldate allbereit ſo viel bekom̃en/ daß ers wol ſchweꝛ-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">O o o iij</fw><fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [487[477]/0525]
Reiſe Beſchreibung.
gethan worden/ hat Er alle Einwohner Alt vnd Jung/ Mann vnd
Weibes Perſonen/ (auch die kleineſten Kinder nicht außgenommen)
niederhawen/ vnd das Dorff mit andern Voͤlckern beſetzen laſſen.
Gegen dem Staͤdtlein Kiſilagatz uͤber lagen in der See anderthalb
Meilen vom Strande zwo Jnſeln Kelachol, vnd Aalybaluch. Die-
ſe/ ſo 3. Meilen lang/ bekompt den Namen daher: Als Aaly einsmals
auff derſelben geweſen/ vnd ſeinen Durſt zu leſchen kein friſch Waſſer
gehabt/ ſolte Er durch goͤttliche Krafft alsbald einen Brunn dahin ver-
ſchaffet haben/ welcher noch jtzo ſuͤß Waſſer fuͤhret. War am Strande
auch mit Reht bewachſen.
Den 12. Febr. reiſeten wir fuͤrder durch eben Land vnd uͤber etliche
tieff in der Erden liegende kleine Rivire/ deren Namhaffteſte wahren:
Uskeru vnd Butaru, mit Bruͤcken beleget/ kamen gegen den Abend in
ein Dorff Elliesdü genant, Lag im Eingange der Mokaniſchen Heyde
an niedrigen fruchtbaren Huͤgeln/ wie dann dieſe gantze Gegend vn-
term Gebirge allenthalben ſehr fruchtbar vnd bebawet war. Die Doͤrf-
fer aber/ derer viel heꝛumb lagen/ waꝛen von ſchlechten Haͤuſeꝛn/ nur als
Zeune geflochten vnd mit Leimen beſchmieret Sie waren alle mit Sol-
daten Tüfenktzi oder Mußquetirern beſetzet. Dann der Koͤnig hat jh-
nen dieſe Doͤrffer zu jhrem Vnterhalt gegeben/ da dann nicht alleine
die Bawren jhnen ein Gewiſſes geben/ ſondern ſie haben auch ſelbſt
Land vnd Acker/ welches ſie bawen muͤſſen. Das Dorff Elliesdü ge-
hoͤrete einem Officirer/ Namens Beter Sulthan zu/ welcher 3. Meilen
von dar ſein Auffenthalt hatte.
Dis iſt das Dorff/ da der Geſ: Bruͤgman einen Perſianer Todt
ſchlagen ließ/ mit welchem ſichs alſo begab: Als in der Ankunfft da-
ſelbſt des Geſandten Stallknecht einer die Handpferde in ein Hauß/
ſeiner beliebung nach/ fuͤhren wolte/ ſtund ein Kiſilbaſch (ſo nennen ſie
die Soldaten/ wie auch alle des Koͤniges Bediente) in der Thuͤr/ weh-
rete mit einem Stecken das foꝛder Pfeꝛd ſelbiges ein wenig an den Kopf-
ruͤhrende/ vnd ſagte/ das dis Hauß frey/ auch nicht bequem Pferde ein-
zunehmen were. Da dis der Geſandte Br: erſahe/ ſprang Er im Eiffer
vom Pferde vnd lieff mit Vngeſtuͤmb auff den Kiſilbaſch, dieſer als
ein Soldate/ kunte in ſeinem Hauſe auch nicht viel Poehens leyden/
gab mit einen Stecken Bruͤgm. uͤber den Arm einen ziemlichen har-
ten Schlag/ daß Er darvon Blaw aufflieff/ zwar vnwiſſend/ wie Er
ſagte/ daß es der Geſandte were/ dann Er ſolche Eigenthaͤtigkeit von
keinem Geſandten vermutend geweſen. Etliche Diener aber des Ge-
ſandten ſchlugen vnd hiben dem Kiſilbaſch gefaͤhrliche Wunden/ daß
Er ſich kaum hinweg in ein ander Hauß ſchleppen kunte. Der Geſandte
klagete beym Mehemandar/ welcher ſagte/ daß Er hirbey nichts zuthun
wuͤſte. Die Kiſilbaſche weren freye Leute/ auch were jhr Commendante
nicht zur Stelle/ der Geſandte moͤchte es machen/ wie es jhm gut deuch-
tete/ es haͤtte der Soldate allbereit ſo viel bekom̃en/ daß ers wol ſchweꝛ-
lich
Bruͤgm. ließ
einen Perſer
Todt ſchlagen
O o o iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |