es bleiben, so lange es der Freiheit würdig ist, die es sich jetzt auf die hochherzigste Weise erkämpft hat."
Und weiter erklärte der Schulmeister, wie Alles zuge- gangen und las aus den Zeitungen, die er mitgebracht hatte, die Stellen vor, welche sich auf das große Ereig- niß bezogen.
"Aber was geht das uns an?" fragte einer der We- nigen, auf den diese Mittheilungen keinen besondern Ein- druck gemacht hatten.
"Ei sehr viel!" rief unser Schulmeister begeistert. "Frankreich ist immer der Heerd der Freiheit gewesen und Alles, was darauf sich bezieht, ist uns Deutschen erst von dort gekommen. Seht da die Rückwirkung auf Deutsch- land!" und er theilte einige jener Bewegungen mit, die damals schon in deutschen Städten stattgefunden hatten. --
Es waren einige Tage vergangen und diese Bewegun- gen in Deutschland brachen an allen Ecken und Enden los und wuchsen riesenhaft empor. Ueberall stellte das Volk dieselben Forderungen, überall wurden sie gewährt und überall, wo sie nicht gutwillig gewährt wurden, erhob das Volk die Waffen und eroberte sich, was ihm ver- weigert worden war. Das deutsche Volk war überall Sieger.
Als auf unserm Dorf wieder von dem Allen die Rede
es bleiben, ſo lange es der Freiheit wuͤrdig iſt, die es ſich jetzt auf die hochherzigſte Weiſe erkaͤmpft hat.“
Und weiter erklaͤrte der Schulmeiſter, wie Alles zuge- gangen und las aus den Zeitungen, die er mitgebracht hatte, die Stellen vor, welche ſich auf das große Ereig- niß bezogen.
„Aber was geht das uns an?“ fragte einer der We- nigen, auf den dieſe Mittheilungen keinen beſondern Ein- druck gemacht hatten.
„Ei ſehr viel!“ rief unſer Schulmeiſter begeiſtert. „Frankreich iſt immer der Heerd der Freiheit geweſen und Alles, was darauf ſich bezieht, iſt uns Deutſchen erſt von dort gekommen. Seht da die Ruͤckwirkung auf Deutſch- land!“ und er theilte einige jener Bewegungen mit, die damals ſchon in deutſchen Staͤdten ſtattgefunden hatten. —
Es waren einige Tage vergangen und dieſe Bewegun- gen in Deutſchland brachen an allen Ecken und Enden los und wuchſen rieſenhaft empor. Ueberall ſtellte das Volk dieſelben Forderungen, uͤberall wurden ſie gewaͤhrt und uͤberall, wo ſie nicht gutwillig gewaͤhrt wurden, erhob das Volk die Waffen und eroberte ſich, was ihm ver- weigert worden war. Das deutſche Volk war uͤberall Sieger.
Als auf unſerm Dorf wieder von dem Allen die Rede
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es bleiben, ſo lange es der Freiheit wuͤrdig iſt, die es ſich
jetzt auf die hochherzigſte Weiſe erkaͤmpft hat.“
Und weiter erklaͤrte der Schulmeiſter, wie Alles zuge-
gangen und las aus den Zeitungen, die er mitgebracht
hatte, die Stellen vor, welche ſich auf das große Ereig-
niß bezogen.
„Aber was geht das uns an?“ fragte einer der We-
nigen, auf den dieſe Mittheilungen keinen beſondern Ein-
druck gemacht hatten.
„Ei ſehr viel!“ rief unſer Schulmeiſter begeiſtert.
„Frankreich iſt immer der Heerd der Freiheit geweſen und
Alles, was darauf ſich bezieht, iſt uns Deutſchen erſt von
dort gekommen. Seht da die Ruͤckwirkung auf Deutſch-
land!“ und er theilte einige jener Bewegungen mit,
die damals ſchon in deutſchen Staͤdten ſtattgefunden
hatten. —
Es waren einige Tage vergangen und dieſe Bewegun-
gen in Deutſchland brachen an allen Ecken und Enden
los und wuchſen rieſenhaft empor. Ueberall ſtellte das
Volk dieſelben Forderungen, uͤberall wurden ſie gewaͤhrt
und uͤberall, wo ſie nicht gutwillig gewaͤhrt wurden, erhob
das Volk die Waffen und eroberte ſich, was ihm ver-
weigert worden war. Das deutſche Volk war
uͤberall Sieger.
Als auf unſerm Dorf wieder von dem Allen die Rede
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/330>, abgerufen am 16.06.2024.
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