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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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großer Herr er geworden, wie schön und schmuck sein
Ansehen und ob's ihm nun wohl auch noch auf dem
Dorfe gefallen werde?

"Nun holt Euern Mann, daß er mich in den
Thurm führe!" bat Johannes, wie die erste lange Be-
grüßung vorbei war.

"Also wollt Jhr wirklich das alte Nest gleich wieder
sehen, da Jhr doch gestern erst gekommen seid, ich
dächte, da gäb' es eher im Dorfe umzusehen, bei der
Freundschaft und bei allen Bekannten, als wie hier oben
zu schauen, ob die jungen Eulen bald flügge, denn
weiter weiß ich hier nichts Neues zu zeigen," eiferte
die Frau Vogt.

Mutter Eva wollte es gleich heraussagen, was ihr
Sohn bei dem Thurm beabsichtigte, aber er winkte
ihr lächelnd, noch Nichts zu verrathen, und so schwieg sie.

Als sie nun aus dem Grasgarten in den Burg-
hof und auf das kleine Haus zugingen, trat der Vogt
heraus; er hatte schon gehört, was es gäbe, und hieß
unsern Johannes herzlich willkommen. Der Vogt war
ein kleiner dürrer Mann, der beinah etwas Aehnliches
hatte von der Ruine, deren Hüter er war. Sein Haar
hatte sich unterdeß ziemlich grau gefärbt, sein Gesicht
war runzlich geworden, seine ganze Gestalt noch mehr
zusammengeschrumpft, sonst aber war er noch rüstig und

großer Herr er geworden, wie ſchoͤn und ſchmuck ſein
Anſehen und ob’s ihm nun wohl auch noch auf dem
Dorfe gefallen werde?

„Nun holt Euern Mann, daß er mich in den
Thurm fuͤhre!“ bat Johannes, wie die erſte lange Be-
gruͤßung vorbei war.

„Alſo wollt Jhr wirklich das alte Neſt gleich wieder
ſehen, da Jhr doch geſtern erſt gekommen ſeid, ich
daͤchte, da gaͤb’ es eher im Dorfe umzuſehen, bei der
Freundſchaft und bei allen Bekannten, als wie hier oben
zu ſchauen, ob die jungen Eulen bald fluͤgge, denn
weiter weiß ich hier nichts Neues zu zeigen,“ eiferte
die Frau Vogt.

Mutter Eva wollte es gleich herausſagen, was ihr
Sohn bei dem Thurm beabſichtigte, aber er winkte
ihr laͤchelnd, noch Nichts zu verrathen, und ſo ſchwieg ſie.

Als ſie nun aus dem Grasgarten in den Burg-
hof und auf das kleine Haus zugingen, trat der Vogt
heraus; er hatte ſchon gehoͤrt, was es gaͤbe, und hieß
unſern Johannes herzlich willkommen. Der Vogt war
ein kleiner duͤrrer Mann, der beinah etwas Aehnliches
hatte von der Ruine, deren Huͤter er war. Sein Haar
hatte ſich unterdeß ziemlich grau gefaͤrbt, ſein Geſicht
war runzlich geworden, ſeine ganze Geſtalt noch mehr
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[71/0079] großer Herr er geworden, wie ſchoͤn und ſchmuck ſein Anſehen und ob’s ihm nun wohl auch noch auf dem Dorfe gefallen werde? „Nun holt Euern Mann, daß er mich in den Thurm fuͤhre!“ bat Johannes, wie die erſte lange Be- gruͤßung vorbei war. „Alſo wollt Jhr wirklich das alte Neſt gleich wieder ſehen, da Jhr doch geſtern erſt gekommen ſeid, ich daͤchte, da gaͤb’ es eher im Dorfe umzuſehen, bei der Freundſchaft und bei allen Bekannten, als wie hier oben zu ſchauen, ob die jungen Eulen bald fluͤgge, denn weiter weiß ich hier nichts Neues zu zeigen,“ eiferte die Frau Vogt. Mutter Eva wollte es gleich herausſagen, was ihr Sohn bei dem Thurm beabſichtigte, aber er winkte ihr laͤchelnd, noch Nichts zu verrathen, und ſo ſchwieg ſie. Als ſie nun aus dem Grasgarten in den Burg- hof und auf das kleine Haus zugingen, trat der Vogt heraus; er hatte ſchon gehoͤrt, was es gaͤbe, und hieß unſern Johannes herzlich willkommen. Der Vogt war ein kleiner duͤrrer Mann, der beinah etwas Aehnliches hatte von der Ruine, deren Huͤter er war. Sein Haar hatte ſich unterdeß ziemlich grau gefaͤrbt, ſein Geſicht war runzlich geworden, ſeine ganze Geſtalt noch mehr zuſammengeſchrumpft, ſonſt aber war er noch ruͤſtig und

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/79>, abgerufen am 04.12.2024.